Der Ausfall (Gemälde der Dresdener Gallerie)

Textdaten
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Autor: Adolph Görling
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Titel: Der Ausfall
Untertitel: Von Philipp Wouverman
aus: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie
Herausgeber:
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Erscheinungsdatum: 1848−1851
Verlag: Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne
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Erscheinungsort: Leipzig und Dresden
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Quelle: Commons
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The Sally.     Der Ausfall.

[260]
Der Ausfall.
Von Philipp Wouverman.

Abermals wogte im schönen Schwabenlande ein wildes kriegerisches Treiben. Kaum war ein volles Jahr vergangen, als die Schlacht von Tuttlingen, wo die Franzosen den Baiern unterlagen, Schrecken und Elend verbreitete. Jetzt, im Jahre 1644 standen die Franzmänner schon wieder im Breisgau, occupirten den ganzen jetzigen badischen Seekreis und drangen auf Freiburg am Dreisam vor, ohne daß der tapfere baiersche Feldherr, François de Mercy, ein Lothringer von Geburt, und sein getreuer Johannes von Werth, diese Bewegung aufhalten konnten.

Die Franzosen hatten in jüngster Zeit eine ungewöhnliche Rührigkeit entwickelt. Der [261] Sieger von Rocroy, Prinz Louis Bourbon-Condé, der spätere große Condé, war an die Spitze des Heeres getreten. Der Jüngling hatte seinen Soldaten wie durch Zauber seinen Feuergeist, seine Rastlosigkeit mitgetheilt, und seine reißend schnellen Bewegungen hatten schon mehr als einmal den baierschen Befehlshaber blutig überrascht. Im offenen Felde gegen diesen ebenso tapfern, als unergründlich listigen französischen General zu manövriren, wollte der ehrliche und brave de Mercy nicht wagen. Er beschloß vielmehr, sich eine feste Operationsbasis zu schaffen, dann aber felsenfest Stand zu halten. Freiburg ward sein Centralpunkt. Durch ihre Lage schon natürlich geschützt, war sie von so vortrefflichen Festungswerken umgeben, daß sie mit Erfolg einem feindlichen Angriffe Trotz bieten konnte. Hier erwartete Mercy seinen Gegner. Vergebens waren die Künste, welche der Prinz von Condé anwandte, um die Baiern in eine andere Stellung zu locken, etwa an die Positionen des berühmten Höllenthals, in die Waldeshöhen und Thalschluchten des Schwarzwaldes, wo der Franzmann gewandt seine Beute als ein Adler umkreisen und mit einem verzweifelten Angriffe hätte vernichten können. Durch seine detachirten Corps hielt Mercy den Condé unaufhörlich in Athem; er wars jetzt, der gegen die Franzosen alle Vortheile des kleinen Krieges ausbeutete, während Condé genöthigt war, wollte er den ihm entschlüpfenden Feind fassen, unter den Mauern Freiburgs einen entscheidenden Kampf zu bestehen.

Allerdings zögerte Condé einige Zeit, bevor er sein Glück jenseit des Rheines auf einen Hieb setzte. Aber das Zögern war durchaus nicht die Sache des jugendlichen Prinzen. Müde der verdeckten und der Scheinmanöver, durch welche sich der alte Degenknopf Mercy nicht im Geringsten irre machen ließ, warf er stolz jede Maske fort. Er reinigte die Umgegend von den baierschen Streifcorps und kehrte, mit seinen Streitkräften einen halben Kreis bildend, wieder nach Freiburg zurück, indeß sein Centrum sich von dem, durch das Siegel’sche Gefecht am 23. April 1848 in weiteren Kreisen bekannt gewordenen, Güntersthal ab auf der großen Straße nach Freiburg fortbewegte.

Den Abend darauf war in der ganzen Gegend ein eigenthümliches und unheimliches Leben. Das ganze hügelige Terrain des dichten und finstern Sternenwaldes war lebendig; hier lagen die französischen Fußregimenter. Nur im Innern des Waldes brannten kleine Feuer, bei denen die Soldaten kochten. Außerhalb des Waldes sah man kaum die etwas heller gefärbten Luftsäulen, welche, über das Blättermeer emporsteigend, die Lagerfeuer verriethen. Kam man zufällig vor eine Lichtung des Waldes, welche es möglich machte, daß man tiefer hineinblickte, so konnte man das Blitzen von Musketenläufen im Wiederschein des fernen Feuers und auch wohl dichte Haufen von geräuschlos sich in den Gebüschen bewegenden und nur vorsichtig murmelnden Kriegsleuten bemerken. Uebrigens war der finstere Waldessaum still und todt, und ein im Feldlager geübtes Soldatenauge wäre erforderlich gewesen, um zu bestimmen, ob ein hier und da fast unbemerkbar hervorragender Gegenstand ein einsamer Busch, oder ein abgestumpfter Baum, oder wie es denn der Fall war, ein französischer Mousquetaire war, der, fest wie aus Eisen gegossen, stehend, mit Falkenaugen das wellenförmige Terrain vor sich bewachte. Weit dehnte sich dieser Flügel der Franzosen aus, damit die Baiern, welche man gleich dem Edelhirsche umstellt hatte, nicht etwa der ihnen zugedachten Vernichtung heimlich sich entziehen möchten. Die Garden Condé’s, die sogenannten Plumets, oder Federhüte, die Lieblinge der [262] pariser Damenwelt, sehr geschmackvolle, feine Männer, aber nicht weniger unerschrockne Degen, campirten bei dem Dörflein Horben, rückwärts vom Sternenwalde. Die Reiterei dagegen war kühn auf der Freiburger Straße vorgeschoben. Sie hielt bei zahlreichen, freundlich durch die Nacht lodernden Feuern Bivouac auf den Feldern, deren Saat die Rosse sich trefflich munden ließen. Hier lag ein Fußregiment aus dem Orleannois, tapfere, kampfeslustige Burschen, und das schöne Regiment von Monseigneur, von dem jede Compagnie fünf und zwanzig Mann Schweizer mit ungeheuren, haarscharfen Partisanen bewaffnet, besaß. Vor dem Dorfe, Ebnet genannt, von der Reiterei und dem Fußvolke geschützt, waren die imposanten Batterien der Franzosen aufgefahren. Die Reiterei, wie die Artillerie konnte frei nach rechts und links wirken, um die in den Wäldern versteckten mörderischen Fallen noch zu verstärken. Derartige Fallen legte Condé mit wahrer leidenschaftlicher Liebhaberei. Er sollte auch in dieser Nacht das Vergnügen haben, sie wenigstens etwas wirken zu sehen.

Mercy wußte nichts von der erst gegen Abend erfolgten starken Besetzung der westlichen Fronte des Sternenwaldes. Er suchte den französischen Prinzen von Freiburg so weit als möglich abzuhalten, um zuvor schlagen und dann selbst im Fall der Niederlage noch die Stadt behaupten zu können, während er sonst einfach auf ihre Vertheidigung beschränkt gewesen wäre. Ein starkes Corps, etwa 4000 Mann stark, meist Infanterie, schob sich um Ebnet auf dem etwas schwierigen Terrain fort, um über Horben in den Rücken des Feindes zu gelangen. Am andern Morgen um vier Uhr hatte Mercy nämlich beschlossen, aus dem Schwaben- und Martinsthor in Freiburg über den Dreisamfluß hervorzubrechen und die Franzosen durch den Sternenwald zurück und den Musketen seines detachirten Corps entgegenzuwerfen. Er fiel aber richtig in die Falle seines listigen Gegners. Ungestört zog sich das Corps, die Ebneter Straße umgehend, zwischen den herrlichen Weinbergen fort bis zum Waldessaume, als dieser, bisher schweigend und dunkel, sich mit einem feuersprühenden Gürtel umgab, und aus jedem Busche krachten Musketenläufe, bei deren Blitz man die festgeschlossenen Reihen der im Hintergrunde aufmarschirenden Mousquetaires erblickte, wie sie nach kurzem Zeitverluste sich in Marsch setzten, die Hecken überstiegen, durch die Waldgräben liefen und jedesmal etwa fünfzig Schritt mit Haltmachen vordrangen, um den Baiern mörderische Salven beizubringen. Nefle, der Befehlshaber der Baiern, sah die Unmöglichkeit, durchzudringen und zog sich in großer Unordnung zurück. Sein Glück war’s, daß die französischen Reiterregimenter bei dem coupirten Boden, zwischen den Weinbergen und eingehegten Feldern, nicht rasch genug wirken konnten, um dem Obersten Nefle seinen Rückzug auf Freiburg vollkommen abzuschneiden und ihn sammt seinen Soldaten bis auf den letzten Mann niederzumachen.

Mercy bezog dennoch am andern Morgen eine Stellung vor Freiburg, gab sie aber schon am Nachmittage desselben Tages wieder auf, weil die Franzosen über die Dreisam setzen zu wollen schienen, um die entgegengesetzte Seite Freiburgs mit dem Zähringer- und Predigerthore anzugreifen. Aber Condé that auffallender Weise nichts; er blieb drei Tage vollkommen unthätig und ließ den Baiern Zeit, allenthalben an den bedrohten Punkten in Kanonenschußweite von Freiburg große Schanzen aufzuwerfen und die bereits vorhandenen möglichst zu verstärken. Ebenso machte der französische Feldherr keinen Versuch, einen starken Provianttrain, welcher von der Südseite her sich Freiburg nahte, aufzuhalten oder abzuschneiden, wie er es wohl gekonnt [263] hätte. Die Ursache dieser Unthätigkeit war eine ziemlich eigenthümliche. An dem Abende, als Condé seine Falle stellte, drang er mit seinem Lieblinge, dem im folgenden Jahre schon bei Allerheim im siegreichen Vordringen erschossenen Major, Xavier de l’Hôpital, bis weit über die Vedetten der Reiterei hinaus nach Freiburg hinzu. Die Baiern waren schon wieder zurückgeworfen; der weite Plan war augenscheinlich von keinem Feinde durchschwärmt, und der Abend war zu lockend, als daß der Prinz nicht hätte versucht werden sollen, eine Recognoscirung bis unter die Kanonen Freiburgs vorzunehmen. Er ritt unbekümmert unter dem feinen und witzigen Gespräche, welches ihm eigen war, mit seinem Adjutanten im großen Galopp auf der Freiburger Straße, und dann, als hier Verhaue und Aufwürfe sich zeigten, neben derselben bis vor die äußerste sogenannte Pfeilschanze der Baiern. Ein halbes Dutzend Schüsse fielen und harmlos pfiffen die Kugeln durch die Nachtluft weiter, ohne von den Reitern beachtet zu werden. Bei einer Wendung des Weges ward übrigens die Scene ernsthafter. Condé, welcher nicht zu wohl in die Ferne sah, behauptete hartnäckig, ein großer, breiter Gegenstand, der ihnen in einiger Entfernung quer vor dem Wege sich zeigte, sei ein in der Tiefe liegendes, großes Wohngebäude, während l’Hôpital versicherte, dieser Gegenstand sei in aller Form Rechtens eine feindliche Redoute. Als Condé mit Entschiedenheit seine Meinung wiederholte, schwieg der sorglose l’Hôpital und ritt nur um einige Schritte voraus, um den Prinzen durch seinen Körper zu decken, wenn sich dennoch das imposante Gebäude in eine imposante Schanze verwandeln sollte. In diesem Augenblicke hörten die beiden vornehmen Abenteurer hinter sich das dröhnende, unregelmäßige Stampfen eines im vollen Trabe herankommenden Infanterietrupps.

Ventre-saint-gris! murmelte der Prinz, gleich seinem Ahn und glänzenden Vorbilde Heinrich IV. Ich glaube, diese deutschen Elephanten haben den Einfall, mit uns eine Parforce-Jagd anzustellen. Laß ausstreichen, l’Hôpital; ich denke, wir werden, wenden wir uns bei jenem Hause links, wieder mit leichter Mühe das Blachfeld gewinnen.

Das wäre möglich gewesen, wenn jenes „Haus“ nicht eine mächtige Redoute gewesen wäre, die den Weg versperrte.

– Wer da? hallte es dicht vor den Reitern, die betroffen die Zügel straff anzogen; und: Wer da? lief der Ruf durch die Kette von Schildwachen neben der Schanze hin.

– Abgesessen! flüsterte Condé und stand neben seiner stolzen Schecke, indeß er sein Pistol aus der einen Halfter zog und aus der andern einige Briefe und Zettel nahm, die ihm im Reiterlager eingehändigt waren.

– Aber mein Ajax! sagte l’Hôpital mit lauter, grimmiger Stimme und zögernd absteigend, als die Schildwache auf der Brustwehr einen donnernden Musketenschuß auf die in der Dunkelheit unsichtbaren Reiter abfeuerte. Was soll mit meinem Pferde werden?

– Etwas Aehnliches, als das, was mit meinem Thiere wird! sagte Condé, sprang von der Straße fort und bemühte sich, über eine sechs Fuß hohe Mauer zu gelangen, welche einen Weinberg einschloß.

– Bei Gottes Blut, mein Prinz! Ich kann nicht fort! sagte l’Hôpital und wollte sich wieder aufsetzen. Ich will sterben, bevor ein Baier sich auf diesen meinen Kampfgenossen in sechsundzwanzig Gefechten schwingt.

[264] – Siehst Du die Schecke! sprach in hohem Tone der Prinz. Es ist mein Schlachtroß von Rocroy!

L’Hôpital sah auf die herannahenden Feinde, auf einen Infanterietrupp, welcher neben der Redoute hervorbrach, zog sein Pistol und schoß seinen Ajax nieder.

– Hurrah! schrien die Deutschen, welche bei dem Pulverblitz ihre Feinde erkannten. Franzosen! Franzosen!

Sie feuerten auf’s Gerathewohl – und laut heulten und schrien die Fußsoldaten, welche aus der Redoute vorgedrungen und jetzt von den Kugeln der eigenen Brüder getroffen waren. Die Mannschaft aus der Schanze wich zurück, die Verfolger machten bei dem Geschrei in deutscher Sprache bestürzt Halt, und während dieser kurzen Secunden durchbrachen die beiden Franzosen die Ranken der Reben und rannten die Weinstöcke in dem Weinberge nieder, um mit aller Macht das Weite zu suchen.

Ungeachtet die Baiern es nicht an der eifrigsten Verfolgung ermangeln ließen, so ward es ihnen dennoch unmöglich die beiden entschlossenen und listigen Flüchtlinge einzuholen und aufzufinden. Gleich verfolgten Mardern benutzten sie jeden Terrainvortheil, ließen kaltblütig die feindlichen Fußknechte dicht neben sich vorbeistöbern, wandten sich links und rechts, und setzten mit jeder Minute mehr Raum zwischen sich und ihre Feinde.

Nach einer mühseligen Wanderung von zwei vollen Stunden herrschte rings um sie tiefe Stille. Jetzt erst versuchten sie sich, der Feinde ledig, denen auszuweichen bisher ihre Hauptaufgabe gewesen war, zu orientiren. Sie befanden sich in einer größeren Nähe von Freiburg, als zuvor. Die Vertheidigungswerke im freien Felde lagen noch weit, weit von ihnen. Condé, welcher bis zu diesem Augenblicke, voll Vertrauens auf seinen günstigen Stern, scherzen konnte, ward mäuschenstill und seufzte nur noch aus gepreßter Brust; l’Hôpital, der unerschrockenste Krieger, den es geben konnte, fluchte verzweifelnd, und fing dann an, mit völligster Niedergeschlagenheit die Folgen darzulegen, welche die unzweifelhafte Gefangennahme ihres Feldherrn für die französische Armee herbeiführen würde. Er entwickelte hierbei eine solche Scharfsichtigkeit, eine die trostloseste Zukunft malende, orakelartige Allwissenheit, daß Condé, außer sich gebracht, mit den Zähnen knirschte, mit den Füßen den Boden zerstampfte und endlich beide Zeigefinger tief in seine Ohren bohrte. Einige höchst vorsichtig unternommene Versuche, sich der militairischen Außenlinie zu nähern, zeigte erst vollkommen, wie sicher der Prinz und sein Begleiter in der Falle saßen. Und immer näher rückte der Morgen, wo die Baiern oder, was ziemlich dasselbe war, die Freiburger Winzer die beiden Franzosen einfangen sollten, wie man etwa einen auf dem Sande liegenden Cachelot fängt, der sich, während die Ebbe eintrat, in der Nacht zwischen den Klippen der Küste verirrte. Jede Minute zog l’Hôpital seine Uhr, um mit zitternden Fingern zu fühlen, denn sehen konnte er’s nicht, um wie viele Augenblicke der Tagesanbruch näher gerückt sei.

Seit etwa fünfzehn Minuten hatten die beiden, wenige Stunden vorher noch so stolzen, siegessichern Helden in erbärmlichster Gemüthsverfassung zwischen jungen Weinstöcken auf der feuchten Erde gesessen. Es war kein Wort mehr geredet.

Endlich erhob sich Condé und schnallte seinen Degen fest um die Hüften.

– Steh’ auf, mein Freund! sagte er mit einer Stimme, die eben so eigenthümlich vibrirte, [265] als diejenige, womit er seine Commando’s gab, wenn sein Sieg sich der Entscheidung nahte. Wir werden versuchen, was sich thun läßt. Du verstehst mich. Schlimmer als: todt und in die Hölle! läuft unser Versuch sicherlich nicht ab, und ich bin entschlossen, selbst dies Schlimmste hinzunehmen, wenn ich morgen früh nicht bei meinen Gardereitern sein soll. Komm, mein Xavier! Und sei mir nicht so kleinlaut und beschaulich! Schnalle den Degen fest; Du glaubst nicht, um wie viele Procente man sich leichter fühlt.

L’Hôpital schnallte den Degen sehr fest, schien aber davon keine besonders ermuthigende Wirkung zu spüren. Vorhin hatte der Major die Führung der nächtlichen Expedition übernommen; jetzt trat Condé wieder in das Recht des Befehlshabers ein. Statt die Stadt zu vermeiden, näherte er sich derselben. Er erreichte den sogenannten Schloßberg, wo die kleine Karthause zu St. Ottilien stand. Hier war Alles still; die Baiern hatten den heiligen Ort mit einer militairischen Besatzung verschont.

Vorsichtig umkreiseten die Franzosen die Karthause und suchten in die hohen, schmalen Fenster zu blicken, von denen zwei durch ein mattes Licht erhellt wurden. L’Hôpital vermochte nicht empor zu kommen; der Prinz aber, von ausgezeichneterer körperlicher Gewandtheit, kletterte so lange, bis er die Fensterbrüstung erreicht hatte.

Er sah in dem schmalen, gothischen Stübchen einen Geistlichen, der bei seiner klösterlichen Lampe ungeachtet der späten Stunde höchst eifrig mit Briefschreiben beschäftigt war. Dieser mochte draußen ein Geräusch gehört haben; denn er wandte sich um, schob sein Käpplein aus der Stirn und die ungeheure Brille in die Höhe und horchte einen Augenblick gespannt. Dann nahm er seine Arbeit wieder auf.

Condé hatte in dem einen Blicke viel gesehen. Der etwa fünfundvierzigjährige, ziemlich hagere Mann wies sich durch seine Tracht als einen Jünger Loyola’s, als ein Mitglied der Gesellschaft Jesu aus.

– Jesuiten! flüsterte der Prinz, wieder zur Erde herabsteigend; Xavier, mein Freund, Jesuiten!

– Ah, Dieu merci! murmelte l’Hôpital; Jesuiten! Ich hoffe wieder! Mit den Banditen läßt sich alles Mögliche anfangen.

– Und der Fuchs drinnen ist sicherlich ein Franzose! fuhr der Condé lebhafter fort. Sein wirres, langes Haar, seine Miene, besonders sein Blick ist so durchaus französisch, daß ich mich nicht irre, wenn ich sage, wir haben hier einen Landsmann – vielleicht einen Freund und Diener unseres verehrtesten Herrn Cardinals Mazarini und unserer glorreichen Frau Tante, Anna von Oesterreich, vor uns. Dieser Mann soll uns salviren und sollte ich heute Nacht alle meine Güter ihm und seinem vermaledeiten Orden verschreiben!

– Mein Prinz, ja! rief l’Hôpital, jetzt erst wahr und vollkommen seiner Angst um das Schicksal des Feldherrn ledig. Das ist der Punkt, den Ihr festhalten müßt; denn das ist der einzige, dem diese Teufel zugänglich sind. Und rückt nur gleich damit heraus, damit sie sich über unsere großartige Dankbarkeit nicht etwa irren und dem Mercy einen Wink geben, bevor wir mit ihnen auf dem Reinen sind . . .

Condé konnte kaum ein helles Gelächter unterdrücken.

– Ob sie bekommen, was Ihr ihnen versprecht, wird sich am Schlusse unserer Rechnung finden.

[266] – Bah! Wir würden schlechte Geschäfte machen, könnten die Herren nicht auf das Wort eines Condé-Bourbon (wohl von demjenigen eines bloßen Bourbons zu unterscheiden), ein Ding bauen, gleich dem alten Münster drüben in Freiburg.

Das bemerkte der Prinz in trocknem, fast frostigem Tone, indeß er seine, von den schönen Händen der Gräfin Louison de Vervières empfangene Schärpe losband. Gleich darauf stand er wieder am Fenster, drückte geräuschlos eine Scheibe ein, deren Splitter in den Falten der Schärpe hängen blieben, öffnete das Fenster und stand mit einem Satze dicht hinter dem Großvaterstuhle des Jesuiten.

Entsetzt öffnete dieser den Mund; zum Schreien kam er indeß nicht, denn der Prinz umarmte ihn und hielt ihm den Mund zu. In dieser zärtlichen Stellung, der sich der Jesuit, aus allen Kräften sich sträubend, in Todesangst zu entziehen suchte, fand folgende Unterhaltung Statt.

– Mein bester Pater! Mein theuerster, geehrtester Herr Pater! Einen Augenblick! Es geschieht Ihnen nichts, auf Ehrenwort, nichts! Aber beruhigen Sie sich! Wollen Sie zum Diantre? Schreien Sie, so kostet es mein Leben . . . . Ich steche Sie daher nieder, wenn Sie sich weiter rühren, oder nur einen Laut machen . . .

Diese Drohung machte dem Ringen und Zerren der beiden Herren ein plötzliches Ende. Das bisher sehr aufgetriebene Gesicht des Jesuiten ward bleich und fahl, und er setzte sich sehr ruhig wieder auf seinen Stuhl, durch Mienen und Gesten den Prinzen bedeutend, daß er unbedingt gehorchen werde.

– „Wollen Sie denn vernünftig sein, Pater Geronimo?“ fragte Condé, der auch jetzt seine Neigung zum Scherzen nicht verleugnete, mit dem Worte des ausgezeichneten spanischen Romanes: „der Ring“, der damals Paris entzückte.

– Ich heiße nicht Geronimo . . . . . bemerkte der Pater mit fast unhörbarer, fistulirender Stimme. Ich heiße Felix und bin Coadjutor dieses Hauses, wo auf den Befehl des ehrwürdigen Rectors des Collegs zu Freiburg eine Schule unseres Ordens angelegt wird . . . . Sie sind ein Franzose? Hat Condé die Baiern heute Nacht überfallen, besiegt: so bitte ich Sie, Herr Officier, mich glimpflich zu behandeln, denn ich bin selbst Franzose, bin zwar Katholik, aber Sie und die Soldaten Frankreichs werden es nicht minder sein als ich . . . Und dazu bin ich hier, um eben so wohl für die Interessen unserer allerheiligsten Religion, als für diejenigen Frankreichs, meines Vaterlandes, zu wachen . . . Mein Officier, eine schwere Verantwortlichkeit würde Sie treffen, wenn Sie es wagten, mich irgendwie zu verletzen, wenn Sie nicht allen Einfluß aufbieten wollten, um mir Schutz und Beistand zu gewähren!

Der Prinz blinzelte auf eine ungemein schlaue Art mit dem rechten Auge, aber eine Secunde genügte, um ihm zu zeigen, daß er durch eine Verheimlichung seiner wahren Lage dieselbe nicht verbessern konnte.

– Pater Felix, erwiderte er daher rasch, Ihr habt nicht meinen Schutz, sondern ich habe den Eurigen nachzusuchen. Condé hat die Baiern nicht besiegt; er hat sich vielmehr selbst besiegen lassen . . .

Der Jesuit nahm plötzlich eine sehr zuversichtliche Miene an.

– Der Prinz befindet sich in der Gewalt Mercy's, obwohl dieser selbst es noch nicht weiß . . . .

[267] – Das wolle Gott verhüten! rief Pater Felix aufspringend, mit unverkennbarem französischen Patriotismus. Condé ist nicht der Mann, sich von deutschen Büffeln fangen zu lassen . . .

Der Prinz umarmte den Jesuiten mit lebhafter Bewegung.

– Das ist er gewiß nicht: so lange ihm französische Herzen zur Verfügung stehen! sagte er. Aber verdammt, Pater Felix, es wird dennoch nicht so leicht für mich sein, wieder zu meinen Mousquetaires zu gelangen . . .

Pater Felix sah jetzt erst den Jüngling mit prüfendem Blicke an. Seine Hutfeder war freilich geknickt, sein ganzer Anzug in großer Unordnung; dennoch verrieth seine prächtig gestickte Wäsche, der unschätzbare Diamant auf dem Knopfe seines goldenen Degengefäßes, noch mehr sein edles Gesicht, das ungeachtet der Jugend des Prinzen – er war dreiundzwanzig Jahre alt – hohen Ernst zeigte, sowie sein blitzendes Falkenauge den Fürsten und Feldherrn.

– Sie sind Condé, der Prinz Louis von Condé? sagte der Jesuit mit Ueberraschung, indeß er sich ehrfurchtsvoll verbeugte. Ja, ich erkenne Sie, mein Fürst . . . Aber welche verzweifelte Situation!

Es erfolgten jetzt von beiden Seiten nähere Erklärungen. Der Jesuit, welcher sich hier im Lager der Deutschen befand, diente allerdings den Zwecken seines Ordens, aber nicht minder dem Manne, welcher angefangen hatte, gleich dem großen Richelieu, Frankreichs Geschicke mit fester Hand zu leiten. Pater Felix war Berichterstatter des Cardinals Mazarini, und zwar mit Vorwissen seines Ordens, der eben so glücklich gewesen war, sich eine kräftige Begünstigung des französischen, allmächtigen Ministers zu erschleichen und zu erringen. Der Orden wirkte mit dem Erfolge, welchen jesuitische Bestrebungen, namentlich in jener Zeit, immer aufzuweisen hatten, dahin, daß die Politik Mazarins, die Uneinigkeit der Deutschen und die Verwirrung ihrer Angelegenheiten noch mehr zu vergrößern, um sie Frankreich gegenüber ohnmächtig zu machen, reiche Früchte trug. Mazarin selbst verrieth seine deutschen, protestantischen Bundesgenossen und ließ wiederum durch seine Creaturen die Katholiken an die Protestanten verrathen. Nach Mazarins hinterlistiger Politik hatte der Prinz Condé den Befehl, die französische Armee aufs Aeußerste zu schonen, so wenig wie möglich zu schlagen, aber durch Contributionen und Brandschatzungen so viel Geld als möglich zusammenzuraffen.

Pater Felix war zu sehr Jesuit, als daß er nicht hätte wissen sollen, daß seine Pflicht gegen Mazarin die Rettung Condé’s von ihm erheischte, obgleich der Prinz die Macht der Kirche angriff, für welche der Jesuitismus zu kämpfen verbunden war. Er sah es augenblicklich ein, wie hoch seinem Orden ein Dienst gleich der Rettung des französischen Befehlshabers, der dazu ein Condé war, bei Hofe angerechnet werden würde, und er war fest entschlossen, für den Prinzen das Aeußerste zu wagen. L’Hôpital ward an der Schärpe Condé’s ins Zimmer gezogen, die Fenster wurden dicht verhängt und ein Kriegsrath begann.

Um die beiden Krieger vollends zu beruhigen, erklärte ihnen Pater Felix, daß er im Stande sei, sie wochenlang zu verbergen. Er sei das einzige Ordensmitglied in der Karthause, und außerdem wohnten hier nur noch zwei sogenannte Scholastiker, beide Römer von Geburt, die durch das eifrigste Studium sich zu ihrer bevorstehenden Prüfung für einen höhern Ordensgrad vorbereiteten.

– Und dann, fuhr Felix fort, ist noch die Wirthschafterin der Karthause hier . . .

[268] – O weh! Ein Weib? sagte der Major. Sorgt dafür, guter Vater, daß die uns wenigstens nicht sieht. Das Geheimniß ist zu viel werth, als daß ein Weib dasselbe verschweigen könnte.

– Eben auf dies Frauenzimmer baue ich einen Plan! bemerkte Felix. Weder Sie, edler Prinz, noch Sie, Herr Major, sind von hoher Gestalt; Sie besitzen Beide schönes, langes Haar und Ihr zarter Bart läßt sich noch spurlos vertilgen. Hände und Füße sind bei Ihnen völlig damenartig. Sie werden sich daher in Athanasia’s Anzüge theilen, sich als Mädchen verkleiden und von ihr selbst mit Tagesanbruch über die Schanzen hinausgeleitet werden.

Xavier schwor freilich, er werde sich lieber braten lassen, als seinen Degen zurückzulassen und Weiberkleidung anzuziehen; aber Condé nahm mit wahrem Interesse an dem Komischen des Rettungsmittels dasselbe an und verlangte, sofort seine Metamorphose zu bewerkstelligen.

– Lassen Sie Athanasia kommen! rief der Prinz.

Pater Felix unterdrückte einen Anflug von Verwirrung und klopfte dann an eine Seitenthür des Gemaches. L’Hôpital winkte dem Prinzen mit bezeichnender Miene; der Jesuit aber nahm ein ungewöhnlich ernstes Wesen an.

– Athanasia ist meine Tochter! sagte er in schwermüthigem Tone. Die Tochter meines unvergeßlichen Weibes, deren Tod mich die Welt unerträglich finden ließ und mich dem Dienste der Kirche in die Arme trieb. Sie sehen, Sie dürfen in Bezug auf dies Kind eben so ruhig sein, als ich, obgleich sie Gelegenheit gehabt hat, unsere Unterhaltung nach Mädchenart zu belauschen.

Die Blicke des Prinzen schienen mit einem Male einen ganz neuen Ausdruck erhalten zu haben. Sein leidenschaftliches, keine Zügel kennendes Gemüth war, nach dem unstäten Funkeln seiner Augen zu schließen, plötzlich durch dies „Kind des Jesuiten“ in Flammen gesetzt und er erwartete mit der höchsten Spannung die Erscheinung Athanasia’s.

Das Mädchen trat bald aus der finstern Zelle hervor. Sie hatte sich vollkommen angekleidet; dennoch war ihre Toilette in dem Dunkel reizend nachlässig gerathen. Athanasia stand von dem Lichtglanz einige Secunden geblendet, dann konnte sie die großen, schwermüthig blickenden, braunen Augen aufschlagen, doch nur, um sie sofort vor den brennenden Blicken des Prinzen und des forschenden l’Hôpital wieder zu senken. Dies hohe, schlanke Mädchen mit den frisch wie Morgenroth erglühenden Wangen, dem üppigen, gekräuselten Braunhaar, das in seiner Unordnung fast antik aufgebunden erschien, übte auf den Condé einen Eindruck, wie er, der galanteste – besser, ausschweifendste – Cavalier am französischen Hofe, ihn seit seinem ersten Verlieben nicht erprobt hatte. Der Jesuit bemerkte diese Wirkung der Schönheit seiner Tochter mit scharfem Auge und nahm sie bei der Hand, gleichsam als wolle er sie instinktmäßig gegen diesen Raubgeier weiblicher Tugend schützen.

Athanasia entfernte sich, um ihre Kleider zurecht zu legen. Mit reizender Schamröthe auf den Wangen kehrte sie zurück und lud die beiden Cavaliere ein, in ihrem Schlafzimmer ihre Verwandlung zu bewirken. Die Secunde drauf befanden sich die beiden Soldaten in dem klösterlich einfachen und saubern Closet, wo kurz vorher ein bezauberndes, jungfräuliches Wesen schlummerte. Hätte die Aufregung des Prinzen noch neuer, glühender Nahrung bedurft – hier war sie auf der Breite jedes Zolles vorhanden. Er achtete nicht auf l’Hôpitals Fluchen, als derselbe seine Stiefel [269] und sein Wamms ablegte und feierlich betheuerte, daß ihn nichts in der Welt zwingen werde, sich seiner kurzen Pluderhosen zu entledigen. Er vertiefte sich in die Welt, welche um ihn war, eine Welt, die so verschieden von den ihm genügend bekannten, prächtigen Cabinetten liebeskranker, großer Damen, und dennoch in ihrer Einfachheit unendlich reizender war. Träumerisch legte er endlich Athanasia’s Kleider an. Er hörte es kaum, daß Xavier in helles Lachen ausbrach, als er seinen neuen Feldherrn musterte, und übersah es, daß l’Hôpital gerade mit der gespreizten Grazie der Donna Maria Mancini, der Nichte Mazarins, wie zum Menuet antrat. Mit Gewalt fast zog ihn der Major mit sich fort in die Klause des Pater Felix.

Dieser lächelte ebenfalls; Athanasia aber betrachtete die beiden „Mädchen“, indeß sie hell auf zu lachen begann.

Diese Mädchen waren wahrlich nicht häßlich. Und als Athanasia erst dem Prinzen und dann seinem Begleiter das Haar aufgeflochten und dasselbe mit einer kleinen, steifen Haube geschmückt hatte, als der gefältelte Ringkragen um den Hals der „Schönen“ gelegt war, da hätten sie selbst unter Frauen für Frauen gelten können.

Der Morgen war hereingebrochen. Condé versicherte den Jesuiten seiner ewigen Dankbarkeit, umarmte ihn, schenkte ihm den Diamant seines Degens und machte sich dann zu der seltsamen Fahrt bereit, das französische Lager zu gewinnen. Athanasia versah die Freundinnen mit Reisetüchern, nahm selbst ein solches und ging mit einem merkwürdigen Muthe zu dem Officier der Feldwache, zwischen zwei Schanzen aufgestellt. Athanasia sprach einigermaßen deutsch, die Franzosen aber wußten kein Wort. Mit einer liebreizenden Schüchternheit standen sie einige Schritte entfernt, als Athanasia dem Baier verständlich machte, daß diese beiden burgundischen Mädchen, ihre Verwandtinnen, ihre Brüder zu sehen gekommen seien, die bei den Condé’schen Reitern dienten, und bat, daß man sie nicht aufhalten möge, ins französische Lager zu gehen.

– Ihr wollt Euern Bräutigam besuchen? sagte der Officier, sich Condé nähernd und ihm schmeichlerisch den starken, weißen Nacken klopfend, indeß er sehr geläufig französisch sprach. Eigentlich gönne ich Euch diesen Schelm-Franzosen nicht . . . Aber geht immerhin, wenn Ihr sie von uns grüßen und sie bitten wollt, uns sobald als möglich zu attakiren, damit sie die nothwendigen deutschen Hiebe ausgezahlt bekommen. Und Du sagst, wandte er sich an Athanasia, daß Du wieder zurückkehrst? Wo bist Du denn hier in Freiburg?

– Dort, in der Karthause der Väter Jesu wirthschafte ich! sagte Athanasia.

Das Wesen des Mädchens athmete eine solche kindliche Reinheit, daß der baiersche Schnurrbart es nicht wagte, die grob-witzelnde Antwort, welche ihm wegen dieser Auskunft auf den Lippen schwebte, auszusprechen.

Die drei Mädchen wanderten zwischen den Schanzen fort, oft von den Schildwachen angerufen und geneckt. Condé nahm Athanasia’s Arm, um sich ihrer zu versichern; dann musterte er mit Flammenblicken die Festungswerke, die Schanzen, die Zahl der Karthaunenschlünde, welche ihm entgegenstarrten, und jegliche Terrainverschiedenheit, mochte sie auch unbedeutend erscheinen.

– Hier, hier, murmelte er, werden wir in einigen Tagen einen heißen Strauß zu bestehen haben, Freund Xavier, oder Xavière. Hier will ich zur Nachtzeit meine ganze Reiterei durchbringen, ohne daß ich nur eine richtige Salve zu befürchten habe.

[270]Mardi! sagte l’Hôpital, hätten wir gestern Abend diesen „todten Paß“ gewußt, so hätte ich meinen Ajax noch und meinen Degen und meine goldenen Sporen, und müßte nicht, par Dieu! hier wie ein Bergschotte spazieren.

– Ich segne unsre Unwissenheit! sagte der Prinz. Denn ohne diese würde ich wahrscheinlich nie das Glück gehabt haben, Athanasia zu sehen.

– Ein Glück ist das? fragte das Mädchen erstaunt. Ah, wohl; denn sonst wären Sie gefangen . . .

– Ich bin sicherer gefangen, als mich die Baiern je fangen werden . . .

Und nun begann Condé, der seine wahrste Zuneigung, seine Liebe zu der Tochter des Jesuiten mit jedem Augenblicke mächtig wachsen fühlte, von seinen Empfindungen hingerissen, seinen Angriff auf das Herz Athanasia’s. Er bot alle seine seine Kunst auf, um in die Seele des Mädchens nicht allein den Gedanken der Liebe, sondern auch des Liebesgenusses zu schleudern, und er erreichte, was er beabsichtigte: Athanasia’s Wangen glühten, ihr Auge ruhte auf ihrem Begleiter mit einem heißen, sinnenden Ausdrucke, sie ward ernster und ihre Stimme war unsicher geworden.

Nie wohl wäre Athanasia in so kurzen Minuten dem Prinzen so nahe gerückt, um von seinen Worten getroffen und im Herzen verwundet zu werden. Der Umstand, daß Condé als Mädchen neben ihr ging, daß sie anfangs nicht im Stande war, den Gedanken abzuwehren, dies sei wirklich ihre Freundin und kein schöner Jüngling, hatte sie unbefangen, heiter gemacht und sie dem Prinzen vertrauter gemacht, als es ein längerer freundschaftlicher Umgang vermocht haben würde. Sie war wirklich waffenlos von dem Prinzen überfallen, und er, er sorgte dafür, daß das Mädchen, so lange sie ihn begleitete, nicht aus diesem süßen Rausche der Empfindungen hinausgelangte, welcher das Erwachen der ersten Liebe begleitet.

Fern standen die baierschen Vorposten hinter den Wandelnden. Die Sonne stieg majestätisch über den Horizont, und vorwärts auf dem wellenförmigen Blachfelde traf ihr Strahl die breiten Hellebarden der Schweizer und die Schwerter der schweren Reitergeschwader, die in Linie rückten.

– Sie werden drüben angreifen, um den Condé zu holen! sagte dieser.

– Ja, und den l’Hôpital! ergänzte der Major.

– Diese köstlichen Minuten sind zu Ende, Athanasia! Ich muß eilen, damit diese Wahnsinnigen drüben sich bei ihrer miserablen Aufstellung hier nicht die Köpfe einrennen. Drum nur noch ein Wort, Mädchen! Geh voraus, Xavier!

– Ah, ich gehe, ich laufe schon! rief dieser, seine Röcke aufnehmend und sich in vollen Galopp versetzend. Mögen sie mich auslachen in meinem Schottencostüm . . . Aber da schwenkt meine Schwadron auf mit dem Esel, dem alten Courbière an der Spitze . . . . . He! Tonnerre! Hunde! Courbière, wo wollen Sie hin? Halte-là! Was wollen Sie mit meiner Schwadron anfangen, Herr von Courbière . . .

L’Hôpital, eine wahre Amazone, rannte mitten zwischen die Reiterei und stellte den dicken Hauptmann wüthend zur Rede . . . . Ein unauslöschliches Gelächter erfolgte . . . . Ein endloses Hurrah, in das allmälig die ganze französische Linie einstimmte, rollte von Corps zu Corps.

Condé versuchte es vergebens, Athanasia zu bewegen, ihm zum französischen Lager zu folgen. [271] Welche Versprechungen, welche Schwüre strömte er hervor, Schwüre, die er feierlich zu halten entschlossen war . . . Nein! war die Antwort. Aber Eines errang er dennoch: Athanasia wollte ihn wiedersehen, wiedersehen, ohne daß Pater Felix es gewahr werden sollte. Sie beschwor ihn aber, er möge nicht, ihr zu gefallen, sein Leben abermals auf’s Spiel setzen. Mit geheimem Vergnügen, mit süßer Angst hörte sie es dennoch, daß Condé schwor: es werde nicht wieder Mitternacht, bevor er an ihrem Kammerfenster sei.

Condé zog einen herrlichen Ring aus seinem Busen.

– Es ist ein Andenken an diejenige, welche ich bisher am meisten liebte! sagte er mit bewegter Stimme. Er gebührt Dir, Athanasia, denn Du, meine Retterin, bist von heute an der Stern meiner Seele . . . Leb’ wohl, leb’ wohl . . . Einen Kuß . . .

Er raubte ihn der Widerstrebenden.

– Um Mitternacht! rief er ihr zu, warf noch einen Kußfinger zurück und eilte dann dem Lager seiner Soldaten zu.

Wie träumend, wie berauscht kam Athanasia in der Karthause an. Es war ein ganzes Lebensalter, das sie bis zur Nacht durchlebte. Sie war wie im Fieber. Wie bewachte sie jetzt jede Bewegung der Franzosen, der Baiern. Mit welcher Heftigkeit richteten sich die bisher zwanglos und ohne Ziel zerstreuten Gedanken auf den einen Gegenstand, der sich plötzlich zum Herrn ihres Innern gemacht hatte . . .

Am Abende erschien Condé allein, jedoch in Mannstracht, vor der Karthause; am andern Abende abermals; aber diesmal durfte er nicht draußen stehen.

Pater Felix aber rief seine Tochter in der Nacht, und kaum konnte der Prinz noch durch einen Sprung ins Freie entkommen. Der Jesuit sah aus dem Fenster und er mußte sich zu erkennen geben. Condé gab vor, er habe ihm Mittheilungen machen wollen: Freiburg solle überrumpelt werden; er erwarte von dem Pater Notizen über den Platz.

Diese Nachrichten gab der Jesuit mit großer Ruhe. Condé sah, daß seine Ausrede wahr gemacht werden, daß Freiburg einem Handstreiche unterliegen könne, und er theilte seine augenblicklich entworfene Disposition des Angriffs dem Pater mit.

– Ich werde an Eurer Seite sein, bemerkte Pater Felix, und werde Euch zum Sturme auf den schlecht gebauten und schlecht vertheidigten Thurm an dieser Stadtseite führen. Ich werde den Rector unseres Collegs für Frankreich vollends gewinnen, und für Geld finden wir reichlich Bürger und Soldaten, welche das Thor sammt dem Fallgatter im entscheidenden Augenblicke öffnen . . .

Der Angriff ward von dem Prinzen beschlossen. Er wollte am folgenden Morgen sehr früh zwischen den Schanzen durchbrechen und zuerst mit der Reiterei vordringen . . . Der Jesuit ward vollständig unterrichtet und beordert, sich bereit zu halten. Condé schied.

Am andern Morgen schienen plötzlich die Würgengel zwischen den Weinbergen zu hausen. Die erste Schanze ward – ein seltener Fall – von der französischen Reiterei genommen, und an der Spitze der Mousquetaires drang Condé fast unaufgehalten bis zu St. Ottilien vor. Der Jesuit erschien, grüßte den im kriegerischen Schmucke strahlenden Prinzen und führte ihn einen ansteigenden Weg hinauf zu den schweigenden Mauern, die von einem mächtigen Thurme überragt wurden.

[272] Condé ließ jetzt das von dem Jesuiten mit den von ihm gewonnenen Deutschen in Freiburg verabredete Zeichen geben, damit die Ausfallpforte geöffnet werden möchte. Es waren dies drei Carabinerschüsse. Sofort öffnete sich die Pforte und die Franzosen, Condé und l’Hôpital an der Spitze, sprengten mit gezogenen Schwertern den aufsteigenden Schwabenpfad hinan und über die in zwei mächtigen Bogen über den Fluß führende Brücke . . .

– Jesus – Maria! dröhnte ihnen da das Feldgeschrei der Baiern tausendstimmig entgegen. Vor ihnen schien sich die Hölle aufzureißen, und auf zehn Schritte Entfernung empfingen die Franzmänner aus der dichten Rauchwolke, welche die Ausfallpforte, die Mauern, selbst den Thurm des Schwabenthores plötzlich umhüllte, einen Hagel von schweren Musketenkugeln, der Männer und Rosse niederschmetterte.

Nous sommes trahis! Verrathen sind wir, verrathen! heulten die Franzosen und wandten sich zur Flucht, die der Prinz so wenig aufzuhalten vermochte, daß er selbst mit fortgerissen wurde. In dichten Reihen drängten die Baiern nach und ihre rollenden Musketensalven wurden, vereint mit dem Karthaunendonner aus den Schießscharten der Mauern der Stadt, zum vollständigen Schlachtconcert.

Unaufhaltsam wichen die Franzosen der ersten Geschwader. Condé sammelte sie wieder und führte seine Tapfern gegen das baiersche Fußvolk, dessen Reihen, durch immerwährenden Nachzug aus der Stadt, von Minute zu Minute dichter und unerschütterlicher wurden. Der Prinz hatte sich von der ihm bereiteten furchtbaren Ueberraschung erholt, und es gelang ihm, das Gefecht zum Stehen zu bringen. Er sprengte zu l’Hôpital, welcher wie rasend daher galoppirt kam, und gab ihm den Befehl, die in diesem Augenblicke nachrückenden neuen französischen Geschwader, welche siegesgewiß auf den Kampfplatz eilten, zum Rückzuge zu beordern.

Mardi! Wenn jener Hund todt ist, so wird Alles geschehen! schrie der Major und ritt mit hochgeschwungenem Degen auf einen Mann los, welcher eiligst die Stadt zu gewinnen strebte.

Es war dies kein Anderer, als Pater Felix, welcher seinen Rückzug noch nicht hatte bewirken können. Aus seinem Verstecke, einem trockenen Graben, war er entsetzt gewichen, als einige französische Cavalleristen unmittelbar über ihn fortgesetzt waren. Felix hatte seinen Oberhabit weggeworfen, wodurch die baiersche Schärpe, die er vorsichtig umgebunden hatte, sichtbar wurde; seinen großen Hut besaß er längst nicht mehr; ein kleines Faustrohr, welches er zu seiner Sicherheit zu sich gesteckt hatte, hielt er krampfhaft in der Linken, ohne eine Idee zu haben, dasselbe zu gebrauchen.

L’Hôpital verfolgte den mit lautem Geschrei um Hülfe fortrennenden pfäffischen Schurken bis fast vor die Musketen der Baiern, die sofort den Jesuiten von seinem Verfolger befreiten. L’Hôpitals Pferd ward drei-, vierfach getroffen und wälzte sich sammt seinem Reiter, der betäubt liegen blieb, sterbend auf dem Boden.

Prinz Louis Condé, seine große Pflicht gegen das Heer bedenkend, hatte seinen schönen Fliegenschimmel gewandt, um das Blachfeld zu gewinnen.

– Nicht zum Fußknechte, zum General gebar mich meine Mutter! murmelte er mit Publius Cornelius Scipio, als er mit verhängten Zügeln vom Wahlplatze sprengte, vorläufig seine Reiter ihrem Geschicke und ihrer Tapferkeit überlassend. Es war höchste Zeit für den Feldherrn, [273] seine Truppen vor der vereinzelten Vernichtung durch Herstellung einer Schlacht zu bewahren; denn der brave Mercy ließ Truppen auf Truppen aus dem Thore von St. Martin vorrücken, und bereits sah man zur Linken des Schlachtplatzes die Eisenhelme und blanken Kürasse der baierschen schweren Reiter, welche in gewichtigem Trabe dem Fußvolke zu Hülfe kamen.

Diese Bedenken hielten jedoch bei Condé nicht Stich, als er seinen getreuen l’Hôpital anscheinend leblos stürzen sah. Noch hatte er sein Schwert so wenig gezogen, als Tilly das seinige je während der Schlacht zog; jetzt aber blitzte der Stahl in seiner Hand und er rief mit Posaunenton:

– Kameraden! Voran! Ich werde den l’Hôpital weder lebend noch todt in der Gewalt des Feindes lassen, und soll dieser verfluchte Platz mein Kirchhof werden!

Ein halbes Dutzend französischer Reiter, welche bereits das Weite suchten, folgten dem Feldherrn. Ihnen aber warfen sich drei vortrefflich berittene, soeben als die ersten ihres Regimentes auf dem Wahlplatze ankommende baiersche Kürassiere entgegen. Ein riesiger, lanzenbewehrter Bretagner stieß den ersten derselben sogleich nieder; dann steckte der Franzose kaltblütig die Lanze links in den Schuh und zog den Degen. Condé war zugleich mit dem zweiten Baier, einem Officier, handgemein geworden, während der dritte, ein wilder Kämpe auf einem unschätzbaren, schneeweißen Schimmel, allein zwei Franzosen in die Flucht trieb, von denen der eine, ein Trompeter, angstvoll auf seinem mit einer Standarte nach damaliger Sitte geschmückten Instrumente zur Retirade blies. Condé führte einen erbitterten Hieb auf seinen Gegner. Durch eine geschickte Wendung des Baiern aber traf er den Küraß desselben . . . . Die Toledoklinge des Prinzen sausete klingend über seinem Kopfe und fiel zur Erde; Condé hatte nur den Stumpf seines Schwertes in der Hand.

Glücklich leuchtete der Stern des Feldherrn, als der edle Schimmel des dritten baierschen Kürassiers, mit furchtbarer Gewalt hintenausschlagend, den leichten Renner des Prinzen traf und ihn über den Haufen warf. Der sicher tödtliche Hieb, welchen Condé’s Gegner auf sein Haupt führte, ging über dem Federhute des Niederstürzenden fort. In der nächsten Secunde ward der Officier auf immer stumm gemacht, denn der Bretagner bohrte ihm sein Schwert durch den Leib.

Einen augenscheinlich gefährlicheren Moment als diesen des wüsten, wilden Reitergefechts hat der große Condé während seiner langen Kriegerlaufbahn sicherlich nicht durchlebt. Sein Verderben war nicht weiter von ihm entfernt, als die Schneide eines scharfen Säbels breit ist. Mercy selbst mit seinen Kürassieren brausete heran – eben als der Fliegenschimmel Condé’s mit zwei Kraftansätzen emporsprang und den in Carrière fliehenden französischen Cavalleristen folgte. Der arme l’Hôpital blieb in der Hand des Feindes.

Die Franzosen vermochten die beiden vorhin genommenen Schanzen nicht zu behaupten, und in großer Unordnung kamen sie bis nach Ebnet. Hier stellte Condé sein Heer auf; die Reserven langten vor Horben an; die Infanteriemassen kamen in’s Gefecht gegen die immer mehr sich entwickelnden baierschen Streitkräfte, und um neun Uhr Morgens, also nach vierstündiger Anstrengung, konnte der jugendliche Held Frankreichs seinerseits dem General Mercy das Uebergewicht seines Genies und die Bravheit seiner Soldaten fühlbar machen.

Mercy ward in seinem Siegeslaufe aufgehalten und ward Schritt vor Schritt wieder auf [274] Freiburg getrieben, wo ihm seine eigenen, den Rückzug hindernden Schanzen blutige Verluste bereiteten. Die Baiern indeß schrieben sich nicht weniger als die Franzosen die Ehre des Sieges zu. Für Mercy galt indeß, wie die Folge zeigte, der Tag wirklich als ein verlorner. Als einige Tage später, hauptsächlich wegen l’Hôpital, von Condé die Auswechselung der Gefangenen vorgeschlagen wurde, konnte Mercy für drei seiner Baiern nur jedesmal einen Franzosen anbieten.

Die Karthause zu St. Ottilien hatte, da der Kampf in ihrer unmittelbaren Nähe gewüthet, bedeutend gelitten. Die Kanonenkugeln hatten Dach und Mauern durchlöchert; die Fenster waren zerschmettert; die Insassen aber geflohen. Es war gewiß, der Jesuit hatte die Franzosen an Mercy verrathen; l’Hôpital aber brachte, als er wiederkehrte, erst etwas Genaueres über den Schurkenstreich des Paters Felix, indeß er dem Prinzen einen aus Mercy’s Händen kommenden Brief übergab.

Dieser enthielt folgende Zeilen:

– Mein Prinz! Als Du in höchster Bedrängniß warst, da handelte ich an Dir als Ehrenmann und Franzose, um Dich mit Verachtung der Gefahr, welcher ich selbst mich dadurch aussetzte, zu retten. Du hast mir dadurch gelohnt, daß Du, der Reiche, dem wie dem König David so viele Schafe zu Gebote standen, dem Armen sein einziges Lamm raubtest und dasselbe unbarmherzig Deiner Schändlichkeit opfertest. Du hast Athanasia ins Verderben geführt. Meine Rache ist es, die Dir die Niederlage von Freiburg bereitete. Diese Rache hat nur erst begonnen. Von jetzt an zittere bei jedem Schritte, den Du thust; denn das Unglück, durch meine Hand bereitet, wird Dir nimmer fern sein, bis es Dich hingetrieben hat zu dem Teufel und seiner Genossenschaft, der Du angehörst . . . P. Felix de Joliette, Coadj.S. J.

Hätte Louis Condé ein gutes Gewissen gehabt, so würde er über diesen Brief eines fanatisch Aufgeregten gelächelt haben; so aber machte derselbe bei ihm einen tiefen Eindruck. Dieser wurde noch verstärkt, als am folgenden Tage beim Recognosciren unmittelbar aus der Nähe eines französischen Pikets ein Schuß auf ihn abgefeuert wurde, dessen Kugel seinen goldenen Schnabel am Sattelknopfe zerschmetterte. Condé wollte es sich nicht gestehen, daß die Kugel von dem Jesuiten oder seinen Freunden kam. Er schämte sich seiner Unruhe, seiner Besorgnisse; schrieb aber dennoch an den Cardinal Mazarin, obgleich dieser kein Freund von ihm war, um ihm die Verrätherei seines Berichterstatters anzuzeigen.

Sechs Wochen später erhielt Condé durch Vermittelung des päpstlichen Nuntius am kaiserlichen Hofe zu Wien einen mit St. Peters Fischerringe gesiegelten Brief. In dem Umschlage lag ein Blatt des Inhalts:

– Auf den mir durch Se. Eminenz, den Cardinalbischof von Frascati auferlegten Wunsch seiner Heiligkeit, des Papstes, ist der P. Coadjutor Felix Nathanael de Joliette der Mission der Gesellschaft Jesu zu Cantong in China zugetheilt und demgemäß von Ancona über Alexandria nach seinem Bestimmungsorte abgegangen. So bescheinigt’s: der Pater Ordens-General der Gesellschaft der Väter Jesu.

Ein weiterer Schritt des Prinzen Louis, durch Mazarin das Geschick Athanasia’s zu erkunden, blieb erfolglos. Der Cardinal behauptete ein hartnäckiges Schweigen, und Condé konnte nur vermuthen: Athanasia, seine reizende, liebende Retterin, sei ihrem Vater nach dem fernen Osten Asiens gefolgt.