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Dickicht des Parks. Hier nahm La Feuillade die Kleidung und Bewaffnung seines Cameraden und dieser kam in La Feuillade’s schwarzer Abbé-Kleidung, sorgfältig unterstützt, wieder daher geschwankt.

St. Simon sagte kein Wort mehr. Er hatte gründlich verloren. Mit Zähneknirschen sah er, wie sein Nebenbuhler sich auf seine geliebte Semiramis schwang, die Geliebte auf den Schloßhof geleitete, hier sie eine Kutsche besteigen ließ und mit den Soldaten, dem Fuhrwerke folgend, unter den Segenswünschen seiner Freunde den Schloßhof verließ und sofort den Weg nach seinem ritterlichen Schlosse einschlug. Wir dürfen nicht vergessen, daß die Herzogin von Maine kühn genug war, ihre kleine Spanierin zu begleiten.

St. Simon trat an demselben Abende, da er nicht so viel Geld bei sich führte, um ein Pferd zu kaufen, welches ihm der Herzog verweigerte, zu Fuß den Weg nach Versailles an, ewige Rache seinen Feinden schwörend. Als er dort endlich anlangte, war La Feuillade bereits mit Donna Josita verheirathet und auf der Flucht nach Spanien.

La Feuillade, der Marschall, war bekanntlich Ludwigs besonderer Liebling gewesen. Auch seinem Neffen hatte er eine glänzende Carrière bestimmt. Desto zorniger war er über diese ausgezeichnete Intrigue. Es fehlte wenig, so hätte er dem Herzog von Maine eine Ohrfeige gegeben, als dieser wieder vor ihm zu erscheinen wagte. Die Herzogin durfte ebensowenig am Hofe erscheinen, als die Gräfin de Noailles, und St. Simon arbeitete eifrig, um seine Feinde vollends zu verderben, wie denn Tellier in die Bastille gesteckt wurde.

Aber Louison drang dennoch zur Maintenon bei Nachtzeit und wußte der Geschichte ihre wahre Gestalt zu geben, vielleicht nur mit Ausnahme der Seine-Reise. Madame Maintenon, keineswegs eine Freundin St. Simons, lachte herzlich . . . und am andern Morgen kam Le Tellier, auf St. Simon fürchterlich schimpfend und fluchend, wieder auf dem Schloßhofe zu Versailles an, um sogleich die Wache als commandirender Offizier zu beziehen. Louison erhielt Verzeihung, die Herzogin von Maine kam wieder an den Hof und La Feuillade ward zurückgerufen. Nur St. Simon ging ab, als Gherard sein furchtbares dramatisches Pasquill gegen ihn losgelassen hatte.




Der Ausfall.
Von Philipp Wouverman.

Abermals wogte im schönen Schwabenlande ein wildes kriegerisches Treiben. Kaum war ein volles Jahr vergangen, als die Schlacht von Tuttlingen, wo die Franzosen den Baiern unterlagen, Schrecken und Elend verbreitete. Jetzt, im Jahre 1644 standen die Franzmänner schon wieder im Breisgau, occupirten den ganzen jetzigen badischen Seekreis und drangen auf Freiburg am Dreisam vor, ohne daß der tapfere baiersche Feldherr, François de Mercy, ein Lothringer von Geburt, und sein getreuer Johannes von Werth, diese Bewegung aufhalten konnten.

Die Franzosen hatten in jüngster Zeit eine ungewöhnliche Rührigkeit entwickelt. Der

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Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 651. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/668&oldid=- (Version vom 1.8.2018)