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Condé ließ jetzt das von dem Jesuiten mit den von ihm gewonnenen Deutschen in Freiburg verabredete Zeichen geben, damit die Ausfallpforte geöffnet werden möchte. Es waren dies drei Carabinerschüsse. Sofort öffnete sich die Pforte und die Franzosen, Condé und l’Hôpital an der Spitze, sprengten mit gezogenen Schwertern den aufsteigenden Schwabenpfad hinan und über die in zwei mächtigen Bogen über den Fluß führende Brücke . . .

– Jesus – Maria! dröhnte ihnen da das Feldgeschrei der Baiern tausendstimmig entgegen. Vor ihnen schien sich die Hölle aufzureißen, und auf zehn Schritte Entfernung empfingen die Franzmänner aus der dichten Rauchwolke, welche die Ausfallpforte, die Mauern, selbst den Thurm des Schwabenthores plötzlich umhüllte, einen Hagel von schweren Musketenkugeln, der Männer und Rosse niederschmetterte.

Nous sommes trahis! Verrathen sind wir, verrathen! heulten die Franzosen und wandten sich zur Flucht, die der Prinz so wenig aufzuhalten vermochte, daß er selbst mit fortgerissen wurde. In dichten Reihen drängten die Baiern nach und ihre rollenden Musketensalven wurden, vereint mit dem Karthaunendonner aus den Schießscharten der Mauern der Stadt, zum vollständigen Schlachtconcert.

Unaufhaltsam wichen die Franzosen der ersten Geschwader. Condé sammelte sie wieder und führte seine Tapfern gegen das baiersche Fußvolk, dessen Reihen, durch immerwährenden Nachzug aus der Stadt, von Minute zu Minute dichter und unerschütterlicher wurden. Der Prinz hatte sich von der ihm bereiteten furchtbaren Ueberraschung erholt, und es gelang ihm, das Gefecht zum Stehen zu bringen. Er sprengte zu l’Hôpital, welcher wie rasend daher galoppirt kam, und gab ihm den Befehl, die in diesem Augenblicke nachrückenden neuen französischen Geschwader, welche siegesgewiß auf den Kampfplatz eilten, zum Rückzuge zu beordern.

Mardi! Wenn jener Hund todt ist, so wird Alles geschehen! schrie der Major und ritt mit hochgeschwungenem Degen auf einen Mann los, welcher eiligst die Stadt zu gewinnen strebte.

Es war dies kein Anderer, als Pater Felix, welcher seinen Rückzug noch nicht hatte bewirken können. Aus seinem Verstecke, einem trockenen Graben, war er entsetzt gewichen, als einige französische Cavalleristen unmittelbar über ihn fortgesetzt waren. Felix hatte seinen Oberhabit weggeworfen, wodurch die baiersche Schärpe, die er vorsichtig umgebunden hatte, sichtbar wurde; seinen großen Hut besaß er längst nicht mehr; ein kleines Faustrohr, welches er zu seiner Sicherheit zu sich gesteckt hatte, hielt er krampfhaft in der Linken, ohne eine Idee zu haben, dasselbe zu gebrauchen.

L’Hôpital verfolgte den mit lautem Geschrei um Hülfe fortrennenden pfäffischen Schurken bis fast vor die Musketen der Baiern, die sofort den Jesuiten von seinem Verfolger befreiten. L’Hôpitals Pferd ward drei-, vierfach getroffen und wälzte sich sammt seinem Reiter, der betäubt liegen blieb, sterbend auf dem Boden.

Prinz Louis Condé, seine große Pflicht gegen das Heer bedenkend, hatte seinen schönen Fliegenschimmel gewandt, um das Blachfeld zu gewinnen.

– Nicht zum Fußknechte, zum General gebar mich meine Mutter! murmelte er mit Publius Cornelius Scipio, als er mit verhängten Zügeln vom Wahlplatze sprengte, vorläufig seine Reiter ihrem Geschicke und ihrer Tapferkeit überlassend. Es war höchste Zeit für den Feldherrn,

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 683. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/700&oldid=- (Version vom 1.8.2018)