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pariser Damenwelt, sehr geschmackvolle, feine Männer, aber nicht weniger unerschrockne Degen, campirten bei dem Dörflein Horben, rückwärts vom Sternenwalde. Die Reiterei dagegen war kühn auf der Freiburger Straße vorgeschoben. Sie hielt bei zahlreichen, freundlich durch die Nacht lodernden Feuern Bivouac auf den Feldern, deren Saat die Rosse sich trefflich munden ließen. Hier lag ein Fußregiment aus dem Orleannois, tapfere, kampfeslustige Burschen, und das schöne Regiment von Monseigneur, von dem jede Compagnie fünf und zwanzig Mann Schweizer mit ungeheuren, haarscharfen Partisanen bewaffnet, besaß. Vor dem Dorfe, Ebnet genannt, von der Reiterei und dem Fußvolke geschützt, waren die imposanten Batterien der Franzosen aufgefahren. Die Reiterei, wie die Artillerie konnte frei nach rechts und links wirken, um die in den Wäldern versteckten mörderischen Fallen noch zu verstärken. Derartige Fallen legte Condé mit wahrer leidenschaftlicher Liebhaberei. Er sollte auch in dieser Nacht das Vergnügen haben, sie wenigstens etwas wirken zu sehen.

Mercy wußte nichts von der erst gegen Abend erfolgten starken Besetzung der westlichen Fronte des Sternenwaldes. Er suchte den französischen Prinzen von Freiburg so weit als möglich abzuhalten, um zuvor schlagen und dann selbst im Fall der Niederlage noch die Stadt behaupten zu können, während er sonst einfach auf ihre Vertheidigung beschränkt gewesen wäre. Ein starkes Corps, etwa 4000 Mann stark, meist Infanterie, schob sich um Ebnet auf dem etwas schwierigen Terrain fort, um über Horben in den Rücken des Feindes zu gelangen. Am andern Morgen um vier Uhr hatte Mercy nämlich beschlossen, aus dem Schwaben- und Martinsthor in Freiburg über den Dreisamfluß hervorzubrechen und die Franzosen durch den Sternenwald zurück und den Musketen seines detachirten Corps entgegenzuwerfen. Er fiel aber richtig in die Falle seines listigen Gegners. Ungestört zog sich das Corps, die Ebneter Straße umgehend, zwischen den herrlichen Weinbergen fort bis zum Waldessaume, als dieser, bisher schweigend und dunkel, sich mit einem feuersprühenden Gürtel umgab, und aus jedem Busche krachten Musketenläufe, bei deren Blitz man die festgeschlossenen Reihen der im Hintergrunde aufmarschirenden Mousquetaires erblickte, wie sie nach kurzem Zeitverluste sich in Marsch setzten, die Hecken überstiegen, durch die Waldgräben liefen und jedesmal etwa fünfzig Schritt mit Haltmachen vordrangen, um den Baiern mörderische Salven beizubringen. Nefle, der Befehlshaber der Baiern, sah die Unmöglichkeit, durchzudringen und zog sich in großer Unordnung zurück. Sein Glück war’s, daß die französischen Reiterregimenter bei dem coupirten Boden, zwischen den Weinbergen und eingehegten Feldern, nicht rasch genug wirken konnten, um dem Obersten Nefle seinen Rückzug auf Freiburg vollkommen abzuschneiden und ihn sammt seinen Soldaten bis auf den letzten Mann niederzumachen.

Mercy bezog dennoch am andern Morgen eine Stellung vor Freiburg, gab sie aber schon am Nachmittage desselben Tages wieder auf, weil die Franzosen über die Dreisam setzen zu wollen schienen, um die entgegengesetzte Seite Freiburgs mit dem Zähringer- und Predigerthore anzugreifen. Aber Condé that auffallender Weise nichts; er blieb drei Tage vollkommen unthätig und ließ den Baiern Zeit, allenthalben an den bedrohten Punkten in Kanonenschußweite von Freiburg große Schanzen aufzuwerfen und die bereits vorhandenen möglichst zu verstärken. Ebenso machte der französische Feldherr keinen Versuch, einen starken Provianttrain, welcher von der Südseite her sich Freiburg nahte, aufzuhalten oder abzuschneiden, wie er es wohl gekonnt

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Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 657. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/674&oldid=- (Version vom 1.8.2018)