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Artikel „Weise, Christian“ von Erich Schmidt, Otto Kaemmel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 523–536, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weise,_Christian&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 00:31 Uhr UTC)
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Band 41 (1896), S. 523–536 (Quelle).
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Weise: Christian W., Pädagog und Dichter, wurde am 29. April 1642 in Zittau geboren, wo sein Vater Elias (Vita 1679) seit 1639 als Lehrer wirkte. Dieser starb siebzigjährig am 13. April 1679, drei Söhne und drei Töchter hinterlassend; im December desselben Jahres seine 1614 geborene Gattin Anna („Reiffe Gedancken“, 1682, S. 279 ff.), die Tochter des Predigers Georg Profelt. Christian’s Eltern stammten beide von böhmischen Exulanten. Der frühreife, schwächliche Knabe war unermüdlich im Lernen und stand schon vom achten Lebensjahr an dem Vater als kleiner Repetent in der Classe bei. Gründlich vorgebildet, besonders in den classischen Sprachen und in der Religion, ein Liebling des Rectors Keimann, bezog er im Juli 1659 die Universität Leipzig, eigentlich auf die Jurisprudenz gerichtet, aber von seinem Vater zum Theologen bestimmt. Der Biograph Grosser erzählt weitschweifig, wie der zarte Fuchs statt der üblichen pennalistischen Mißhandlungen sich den Zwang, zahllose Gedichte aller Art, manchmal zehn am Tage (11–12 berechnet W. selbst, darunter „gantze Schäffereyen“, s. Curiöse Gedanken von deutschen Versen 2, 53), auf Bestellung zu liefern, habe gefallen lassen müssen, aus denen dann die Sammlung „Ueberflüssige Gedancken“ entstanden sei. Aber den Versicherungen [524] dieses lateinischen Encomiums, daß W. sich nur widerwillig einige Stunden für akademische Lustbarkeiten abgemüßigt habe, ist nicht viel mehr Glauben zu schenken als Weise’s späterer Ausrede: er sei „nur ins Papier verliebt gewesen“, das Mädchen seiner Jugendlyrik bedeute die Wissenschaft, das Schwanken zwischen zwei Schönen gelte der Rechts- und der Gottesgelahrtheit. Den schmalen Wechsel vergrößerte er durch Privatunterricht. Zeitlebens einer der fleißigsten Menschen, trachtete er begierig dem Polyhistorenideal nach und faßte unter Thomasius, Carpzov, Eckolt, Franckenstein u. A. festen Fuß auf den Gebieten, wo er als Schriftsteller so massenhaft ernten sollte, der Philosophie, Theologie, Geschichte und der Civilis Prudentia oder „Politik“; nirgends ein Vertreter völlig neuer Tendenzen, aber ein rascher Popularisator, in der Entwicklung des Unterrichts und des geistigen Lebens durch die Absicht größerer Weltläufigkeit wichtig, und kein starrer Lateiner der alten Schule, so oft er sich auch der Römersprache bediente. Die theologische Laufbahn gab er auf; er hat nie gepredigt. 1661 Baccalaureus, 1663 Magister und im Juni als glücklicher Disputant mit der venia legendi ausgestattet, begann er mit Erfolg Vorlesungen über Beredsamkeit, Ethik, Lebensweisheit, Geschichte, Poetik, und hoffte auf eine Stelle in der Facultät, bis ihn Graf Simon Philipp von Leiningen, Minister des Administrators von Magdeburg, des Herzogs August von Weißenfels, als Secretär nach Halle zog, wo er sich die Gunst des einflußreichen Präsidenten v. Rondeck und zugleich im Verkehr mit solchen Männern neue Waffen gegen allen „Pedantismus“ erwarb. Bereit dem Grafen ins Kriegslager zu folgen, ward er durch seine andern Gönner davon zurückgehalten, weilte in Helmstedt bei Conring und Schrader und ging 1670 als Erzieher zweier Asseburg, der Mündel des Grafen Schulenburg, nach Amfurt im Magdeburgischen, um noch im August des gleichen Jahres die stille fruchtbringende Rusticatio mit der Professur für Politik, Eloquenz und Poesie am Gymnasium Augusteum in Weißenfels zu vertauschen. Hier verbrachte er unter rasch steigendem Erfolg als Lehrer und Schriftsteller acht Jahre. Er heirathete im October 1671 Regina Arnold, eine Tochter des Burgwerbener Pastors; von den drei Söhnen wuchs nur der jüngste († 1709) heran, dessen Geburt im Mai 1678 der Mutter das Leben nahm. Den Wittwer rief in diesem Trauerjahr seine Heimath Zittau als Rector zurück. Unter den Lehrern fand er noch seinen Vater und durfte dann dem Emeritus die feierliche Abschiedsrede halten. Aus der angesehenen Familie Nesen holte er sich bald die zweite Gattin, Anna Regina; die beiden Kinder dieser Ehe starben früh. Gleichmäßig verfloß sein Leben, das ganz der Schule und dem Schreibtisch gehörte. Schon die ungeheure Masse seiner Lehrbücher und die vielen Dramen beweisen eine unverdrossene Seßhaftigkeit. Mit der Zeit geradezu geizend, blieb er stets daheim und reiste nur einmal zu seinem lieben Correspondenten Prof. Balbinus (Jesuit, Verfasser der Quaesita Oratoria) nach Prag. 1683 war er in Schlesien. Im neuen Jahrhundert meldeten sich die Gebresten des Alters, von denen der verehrte Scholarch, der viele, auch vom Adel, nach Zittau zog, bisher trotz seinem schwächlichen Körper nichts spüren wollte. Er war klein, mager, blaß, hatte eine hohe furchenlose Stirn, kurzsichtige leidende Augen, ein kluges Lächeln umspielte seinen Mund, seine Stimme war scharf und klar, seine Rede in lateinischer und deutscher Sprache gleich fließend, sein Gedächtniß nicht nur von Natur, sondern auch durch stete Uebung für alles Gelesene oder Gehörte erstaunlich sicher, seine Lebensweise überaus einfach. Das Porträt in Könnecke’s Bilderatlas² S. 203 ist besser als das bei Fulda S. VIII wiedergegebene. Die Amtsgenossen im Lande und weithin priesen ihn als scharfsinnigen Philologen, nüchternen Philosophen, rechtgläubigen und wunderbar bibelfesten Theologen, kundigen Historiker, gewandten Redner und Dichter: [525] uno verbo, verus Polyhistor Scholasticus, sagt Grosser, der selbst in der Lausitz das Erbe Weise’s als Lehrer und als Dramatiker glücklich gepflegt hat (Th. Paur, „Die Schulkomödien des Rectors Samuel Grosser in Görlitz“, Zur Litteratur- und Culturgeschichte, 1876, S. 282 ff.), so wenig uns auch im ganzen seine Vita Christiani Weisii, besonders das raisonnirende Verzeichniß der nicht-poetischen Schriften, von 1710 bietet. Er war ein liebenswürdiger Vorgesetzter, ein bewunderter und geliebter Lehrer, immer bereit sich für sein Amt zu opfern und auch die Loyalität der Zittauer in feierlichen Gelegenheitsschriften niederzulegen, den Mitbürgern durch sein tüchtiges Regiment, sein kluges, anregendes, friedfertiges Wesen, seine Theaterthätigkeit werth, obwol er sich allen geselligen Verkehr nach Kräften vom Leibe hielt und nur in der schon früh besungenen Musik Erholung suchte. Daß er trotzdem mit offenem Blick und gutem Humor die mittleren und niederen Stände beobachtete, dafür zeugen manche Dramen. 1708 erlitt seine Gesundheit einen heftigen Stoß, wol infolge der Wassersucht; seine Seh- und Sprechkraft schwand, er konnte nicht mehr schreiben. So nahm er Abschied vom Gymnasium, an dessen Spitze sein früherer Gehülfe Hofmann aus Lauban trat, begrüßte den Nachfolger als den Alter Ego in einer langen Elegie, sagte den Schülern der höheren Classen schon vom Tode gezeichnet Lebewohl und empfahl seine Seele getrost dem Heiland. In den letzten Tagen dictirte er noch eine religiöse Ode in lateinischen sapphischen Strophen (Grosser S. 92). Am 21. October 1708 ist er gestorben.

Den Schulmann und den Verfasser von Lehrbüchern soll unten ein berufenerer Kenner würdigen; wir haben es also nur mit dem Dichter zu thun. Ihm wies schon der geistreiche Wernicke den rechten Platz an, wenn er, selbst die Mittelstraße des Boileau’schen Classicismus zwischen phébus und bassesse einschlagend, W. als Gegenpol des Schwulstes ansah, wie Spätere die Verstiegenheit der Schlesier und die „Niederträchtigkeit“ des Zittauers gleichmäßig verurtheilten, ohne seinem Naturalismus und seinem grobkörnigen Humor gerecht zu werden. Auch darf man sich nicht durch manche platte Lehre seiner Poetik und die jeder künstlerischen Durchbildung bare Dramenfabrik gegen dies ursprüngliche Talent verstimmen lassen. Gesund hat W. den marinistischen Bilderprunk gleich den Ausschreitungen des Purismus früh belacht, obgleich er selbst, nicht bloß in Leichenreden (z. B. Der grünenden Jugend nothwendige Gedanken, S. 549) unwillkürlich dem Bombast opfert, anderseits den Salbader Vogel, die ganze Poeterei vor Opitz und die Volksdichtung, mit der er doch gemüthlich vertraut ist, in einen Topf wirft. Seine Sprach- und Verslehre ist unsicher, denn über äußerliche Gebote hinweg redet er mundartlichen Reimen das Wort, versucht sich nur zur Probe in schweren Maßen wie dem Distichon (Curiöse Gedanken von deutschen Versen I, 430) oder antiken Strophen und trotzt gegen die „lateinische Pedanterey“, die „frembde Sclaverey“ auf sein „Naturell“ und den starken „Affect“, wie der anleitende Schulmeister der Collegia poetica doch betont, jeder solle seiner Art folgen und sich zu keiner von der Natur nicht secundirten Imitation zwingen (S. 108). Aber an eine Poesie, die kein Nebenwerk, keine „Dienerin der Beredsamkeit“, kein Vehikel der politischen Lebenskunst und des Unterrichts wäre, hat er als Theoretiker gleich den allermeisten Zeitgenossen nicht gedacht. Disce loqui lautet immer sein Hauptspruch.

Der Lyriker hat zuerst 1668 die „Ueberflüssigen Gedanken“ seiner manchmal an Schoch und andre burschikose Sänger anklingenden Studentenmuse dargebracht (vgl. Curiöse Gedanken von deutschen Versen I, 394 ff.), z. Th. bestellte Waare, derbe ungehobelte Stücke mit geschmacklosen Vergleichen, aber mitunter auch kräftig und schlicht, nicht zu „galant“. Dazu kommen viele Einlagen in [526] Romanen und Dramen – ist im Jephta (1679) die berühmte Arie 2, 7 „Ich hab ein Wort geredt, mein Kind ich liebe dich“ (vgl. Spitta, Vierteljahrsschrift f. Musikwissenschaft I, 63) sein Eigenthum? Die zweite Sammlung, „Reife Gedanken“ (1682), ist größtentheils nüchterne versificirte Prosa, indem W. etwa fünf Variationen auf einen Schnupfen im Herbst vorlegt, die Masse seiner Kirchenlieder schwunglos, das Buch Epigramme (1699) auf „curieuse Realia“ der Geschichte u. dgl. gerichtet. Besser gelingt ihm, der dem Stil der gebundenen und der ungebundenen Rede die gleiche „Mediocrität“ vorschrieb, ein trockener oder auch massiver Scherz, wie er das schon als Schüler geübt hatte (Reife Gedanken S. 100 „Weistu noch was ich einmahl vor ein artig Spiel erdachte, Da Magister Nollus sich mit dem Jungfisch mausig machte“).

Seine Romane stehen im Dienste der „Politik“ und inhaltlich wie formal im Gegensatze zu den vornehmen Romanen des Jahrhunderts, von denen W. am höchsten die Argenis des oft gepriesenen Barclay und Lohenstein’s lehrreichen Arminius schätzte. Sichtlich hat er den Einfluß der Moscherosch und Kindermann, aber auch Grimmelshausen’s erfahren, obgleich er auf den Simplicissimus als einen „ledernen Salbader“ stichelt und Grimmelshausen, im „Teutschen Michel“ die „Drei Erznarren“ lobend, diesen Ausfall der „Bas Catharina“ (W. nannte sich Catharinus civilis) parirt. Kürzer und schlichter gehalten, aber reich an allen möglichen Abschweifungen, schließlich übers Knie gebrochen, bewegen sie sich picarisch in Reiseabenteuern und kleinen Biographien durch verschiedene Stände und arbeiten mit satirischen Bildern auch im Einzelnen Rabener vor. Ein ernstes, phantastisch-patriotisches Strafgesicht wollen „Die drei Hauptverderber in Deutschland“ sein (1671). 1672 bieten „Die drei ärgsten Erznarren“ einen hübschen, noch von Tieck nachgeahmten und 1809 in Arnim’s „Wintergarten“ aufgenommenen Eingang: eine Testamentsclausel verlangt, Florindo solle in der Schloßgalerie die Bilder der drei größten Thoren anbringen, was zur lockeren Narrenrevue auf der Suche unterwegs, ohne eigentliche Romanhandlung, und endlich zum Gutachten eines Consilium prudentium führt. Alamodenarren, Prahlhänse, studentische Säufer ziehen vorbei; gegen schwülstige Complimente, Briefe, Madrigale, aber auch gegen „Saupossen“ wird geeifert; achtzig absurde lateinische Thesen zeigen einen kleinen Vorläufer des Thomasius; überall geht W. ohne hohe Gedanken und stilistischen Aufschwung stracks seinen lieben „Mittelweg“. 1673 erschienen als Fortsetzung und Pendant „Die drei klügsten Leute“, in den ersten Partien ein wirklicher, auch die Frauen an der Handlung zweier Parallelreisen betheiligender Roman, doch verliert W. sein Thema aus den Händen. Er legt später sogar eine Epictetübersetzung ein. Das beste ist eine schöne ländliche Idylle. Lieder, Dialoge, Briefe, Lustspielscenen wechseln. Die Schimpferei zwischen einem Großen und einem Kleinen erinnert an Shakespearische Narren-Quibbles; die Bewohner von Querlequitsch kehren in Weise’s Dramen und bei Rabener wieder. Ganz unromanhaft gibt sich „Der politische Näscher“: ein Mensch strebt nach ungebührlichem Glück und Vortheil und erntet dabei nur Spott und Schande. Crescentio reist mit seinem Vormund Philander. Grobianisches, Frivoles, Hausbackenes in städtischen und bäuerlichen Typen wird lehrhaft durch trockene Thesen über politische Ethik ergänzt. W. vergleicht, wie Moscherosch und Schupp, seine Werke mit einer Apothekenbüchse, worin bittre Arznei durch Zucker temperirt sei. Diese Bücher wurden fleißig gelesen und nachgeahmt, zum Aerger Weise’s, der in den „drei klügsten Leuten“ sagt, in diesem klugen Säculum kümmere sich jeder Hausjunge um die Welthändel, und nun dagegen protestirt, daß alle Tractätchen politisch heißen. Am eifrigsten copirte ihn sein Weißenfelser Amtsnachfolger Joh. Riemer (s. Waldberg’s Artikel), neben dessen „Politischem Stockfisch“ politische Feuermäuerkehrer, Rattenfänger, [527] Maulaffen, eine politische Colica und viele andere Scharteken aufkamen, bis Thomasius den Begriff „politisch“ vertiefte und nachher Gellert das neue Ideal des „Politen“ ausbreitete. „Politik“ bedeutet bei W. „eine Klugheit das gemeine Wesen wol zu conserviren“ und sich durch einnehmende weltläufige Haltung ein gutes Fortkommen zu sichern. Dazu ist eine Hauptbedingung die rechte Beredsamkeit, wie sie W. im „Politischen Redner“ 1677, in den er eine öde exemplarische „Complimentircomödie“ einlegte, und sonst auseinandersetzte. Auch der Brief spielt eine wichtige Rolle: deshalb carikirt W. gern die schwülstigen Episteln, um seinerseits auf die ordentliche Connexio von Antecedens und Consequens magisterhaft zu dringen. Wie Gottsched Lehrer der Stilistik und Rhetorik, vertritt er wie dieser das Deutliche und „Gläubliche“, ist wie dieser aus Vernunftgründen ein Opernfeind, gibt als Poetiker Recepte für allerlei Anlässe, empfiehlt der „politischen Jugend“ „allerhand manierliche divisiones und subdivisiones“, will selbst „nicht den nahmen eines wohlgesetzten, eines hochbegeisterten, sondern eines einfältigen und deutlichen concipientens“ erwerben und wird nicht müde, allem Extravaganten, allen weitgesuchten Redensarten, allen pomphaften Zusammensetzungen gegenüber das „Mittelmaaß“, die „galante Mediocrität“, den „populären Stylus“, der immer „naturell und ungezwungen“ bleibt, zu vertreten durch Lehre und Beispiel.

Der freien „politischen“ Ausbildung junger Leute sollte das in Zittau schon längst gepflegte, von W. zu neuem Flor gebrachte Schuldrama dienen, das 1686 eine stehende Bühne für die drei regelmäßigen Fastnachtspiele erhielt. Er hat nachweislich in seiner Jugend 5, als Rector (bis 1705) 50 Stücke geschrieben, von denen 15 verloren, 30 gedruckt und 10 handschriftlich auf der Zittauer Stadtbibliothek erhalten sind (Fulda S. XXX); schwerlich ist diese Berechnung erschöpfend. Seine Wege und Ziele setzt W. mehrmals in Vorreden auseinander, besonders vor „Isaac’s Opfferung“ (gedruckt 1682), „Lust und Nutz der spielenden Jugend“ (1690, mit einem Verzeichniß), den „Neuen Proben von der vertrauten Redens-Kunst, das ist: drey theatralische Stücke“ (1700), dem „Curieusen Körbelmacher“ (1705), der „Liebes-Alliance“ (1708). Leider ist seine geplante Dramaturgie „Der geschickte Comödiant“ und eine Abhandlung über die „Oratorischen Affecten“ nicht zu Stande gekommen. Die Vorstellungen sollen der „Aufmunterung blöder ingenia“ durch „freye und negligente“ Action dienen. Kein Ratichianer, fragt er (Zittauisches Theatrum 1683): „wie könte ich einen zukünfftigen Cavallier von meiner Hand wegziehen lassen, wenn er zwar das Gemüthe mit Lateinischen Gedancken, hingegen aber die Zunge mit keiner anständigen Beredsamkeit, viel weniger das Gesichte und den Leib zu keiner Leutseligen Mine disponirt hätte“. Darum errichtete er auch in der Classe für die Redeübungen „ein kleines theatrum, da sich die Redner mit dem gantzen Leibe praesentiren müssen, wie sie dermaleins im Theologischen oder Politischen theatro mit ihrer Person auskommen sollen“. Also die Schuldramen haben einen dreifachen Nutzen: sie befördern eine galante Sprache, die Kenntniß der Ethik und der Geschichte, das oratorische Talent; dazu die „politische courage“. Im Gespräch helfen ja „überstudirte Formuln“ nichts, sondern nur eine galante Kühnheit kann sich aus dem Stegreif recommandiren; wer ungewandt redet, ist kein Gelehrter, kein Politicus. Es gilt möglichst viele Schüler zu beschäftigen; daher die übergroße Personenzahl – ein von W. zugegebener, aber aus der Zwangslage entschuldigter Fehler seiner Stücke – und ihre oft genug so äußerliche reinepisodische Heranschaffung. Bei der Rollenvertheilung berücksichtigte er das muntre oder schläfrige, lustige oder trübe Naturell der Schüler; aber auch ihren Stand: er bemerkt zu seinem aparten Stück von den „Nachbarskindern“, in der gegenwärtigen „Tischcompagnie“ (d. h. seinen Pensionären) seien lauter [528] Menschen von solcher Extraction, daß niemand von ihnen einen Bauer oder den Pickelhäring übernommen hätte. Es soll aber nichts wider die Natur gehen, und ein armer Director muß sich nach seiner Gesellschaft richten. Er dictirte alle Stücke, die er dann sorgsam zu sehr raschem Spiel einstudirte, mit „unvergleichlicher Geduld“ dem Amanuensis in die Feder, um die „lebendige, familiäre Pronunciation“ zu hören. Er schätzt die holländischen Kluchten, das Plattdeutsche und alles Stegreifspiel, weil bei der „Extemporalität“ jeder den gewöhnlichen Accent halte, also natürlicher spreche „als wenn die armen actores gleichsam eine lection her recitiren wollen“. Darum begünstigt er die Mundart („alles nach dem gewöhnlichen dialecto manierlich ausgesprochen“) und betont, daß beim Lesen die schriftdeutsche Fassung schade. Von seinen Dramen, die er fast ausnahmslos nur einmal spielen ließ, sah er Eines auf einer fremden Bühne, lief aber vor Schluß hinweg, weil die Natürlichkeit des Spiels fehlte. Er selbst inscenirte nur Eigenes und erklärte 1705, er habe sich „biß auf diese Stunde noch keiner fremden invention bedienet“; denn nur bei Einübung zum bestimmten Zweck, für ein vertrautes Personal gedichteter Stücke glaubte er die rechte Lebendigkeit zu erreichen. Jede Figur hat nach dem πρέπον ihres Standes zu sprechen, also nicht nach Art des rhetorischen Kunstdramas: „Ein Cavallier, ein fürnehmes Frauenzimmer, ein liederlicher Kerl, ein gemeiner Mann, ein Bauer, ein Jude muß den Accent führen, wie er im gemeinen Leben angetroffen wird. Bloß bey fürstlichen Personen lässet man das gezwungene Hochdeutsche passiren“. W. verwirft die Verskomödie mit dem plattrationalistischen Satz: „ich finde keinen casum im menschlichen Leben, da die Leute mit einander Verse machen. Und wenn ich etwas von Arien“ – sie wurden bis 1680 meist von Edelmann componirt – „mit eingemischet habe, so wird jedweder wissen, daß die Leute zum Zeitvertreib offt ein Lied singen“; aber in den biblischen und historischen Dramen gibt er doch Alexandrinerscenen so stichisch abgezirkelt, wie die Schlesier von Gryphius bis zu Hallmann, und neigt sich mitunter, besonders im „Jephta“, dem Opernhaften zu. Seine Dramaturgie erörtert skeptisch die herkömmliche Zahl von fünf Acten, die Nothwendigkeit einen aufgegriffenen Stoff frei, aber „gläublich“ zu bereichern und die verschiedenen Ingenia oder Inclinationen der Zuschauer durch einen sonderlichen Affect zu belustigen, durch ein wichtiges Morale zu bessern, in der „Redens-Art“ aber immer hübsch naturell zu bleiben, wie er das auch am Terenz trotz seiner Sittenlosigkeit schätzt. Eine „gemeine und kurzweilige“ Invention soll nach klarer Exposition in der Verwirrung der Umstände viele inexpectata bringen, den Hauptscenen einen „penetranten Affect“ geben: und „allemahl lasse man die Affecten contrar auf einander folgen“ bis zur unverhofften Lösung. Er verpönt alles Unmoralische, wo es irgend entbehrlich und nicht wie bei Frau Potiphar als Warnung und Contrastwirkung nöthig ist, doch sind seine facetiae innocuae oft recht grob gesponnen. Aus den Bandenstücken nimmt er unter verschiedenen, auch französischen und italienischen, Namen, die komische Person herüber, denn es wird „kein Spiel ästimiret, da nicht ein Pickelhering dabei ist“, wie das Sprichwort sage: „Wer bey dem Spiele den Pickelhering vergessen hat, der ist einem Wirthe zu vergleichen, der zu seinem Krautsalate kein Gebratenes auftragen läßt“. Ihn möchte er, trotz vielen bloßen Lazzi und rohen Wortfüllseln, als eine Art von parodistischem Chorus fassen, der nicht nur die harten Speisen zuckert, sondern „vielmehr unvermerkt den besten Commentarium über die wichtigsten Actiones macht“. Die ersten Anregungen hat ihm die Zittauer Schulbühne gegeben; dann muß er den Gryphius eifrig gelesen, das komische und ernste Repertoire der Banden studirt und – was noch einer näheren Untersuchung harrt – so manches Ausländische bis empor zu Molière kennen gelernt haben. Er ist mit der commedia dell’arte [529] vertraut. Dem handlungsarmen Rededrama zu buntem Leben zu verhelfen, bleibt über Kormart’s und Anderer Versuche hinaus sein Ziel. Endlich arbeitet er, wie zuerst Gervinus erkannte, der sächsischen Familienkomödie des 18. Jahrhunderts vor.

Seine älteren Stücke sind „Die triumphirende Keuschheit“ (gewissermaßen ein moderner Joseph), das schäferliche Singspiel „Galathée“ mit dem grotesken Polyphem und dem Clown Mopsus (vgl. in den Curiösen Gedanken I, 456 die kleine Nymphenoperette „Von der fatalischen Hochzeit“), die alberne Allegorie „Das dreyfache Glücke der Stadt Leipzig“ (1680 in Zittau gespielt: Philyrus-Leipzig siegt im Streit um die vielumworbene reiche Dame Mercurie, d. i. die Messe), „Die beschützte Unschuld“ ein tragisch-burleskes Mischspiel mit schlesischen Interludien nach Gryphius’ Muster, dessen berühmte Poltrons in Weise’s gewiß nicht erst 1684 concipirtem „Politischem Quacksalber“ als Parapiridutomuroforcides und Bombagranitympotaratandes auferstehen.

Zittau hatte die Einrichtung dreitägiger Spiele von je fünfstündiger Dauer, die bis 1685 in der Fastnacht, seitdem im Herbste stattfanden, aus äußeren Gründen 1681 ausfielen, aber 1685 jenes neuen Termins halber doppelt geboten wurden und 1689 eine längere Unterbrechung erfuhren, um von 1702 bis 1705 aus der vereinzelten Erscheinung wieder zur alten Regelmäßigkeit zu gedeihen. Der erste Tag bot eine „Geistliche Materie aus der Bibel“, der zweite eine „Politische Begebenheit aus den Historien“, der dritte ein „Freyes Gedichte neben einem lustigen Nachspiele“, doch war die possenhafte Zugabe oder ein „musikalisches Zwischenspiel“ kein unerläßliches Erforderniß.

In den Bibeldramen verfährt W. meist im Gegensatze zu den Schulmeistern des 16. Jahrhunderts und neueren Classicisten sehr profan; man darf an Frischlin erinnern, aber kaum mit Palm einen unmittelbaren Zusammenhang annehmen, auch an die ganz anders geartete Freiheit erinnern, mit der die Romanschreiber das alte Testament zu Staats- und Liebesgeschichten ausbeuteten. War schon Luther ein Feind des Passionsdramas, so mied W. die Bearbeitung neutestamentlicher Abschnitte überhaupt; er hat nur einmal den Stoff des Jesus duodecennis privatim für hohe Personen behandelt. Den Teufel ließ er halb aufklärerisch, halb ängstlich ganz aus dem Spiel, auch im „Hiob“, weil er eine solche Schandrolle keinem Schüler zumuthen dürfe. Dem alten Testament gegenüber schlug er seine Regeln gegen Anachronismen und auch die Verachtung gegen das Paar Ahasver und Hans Knapkäse (Curiöse Gedanken I, 208: das alte deutsche Estherspiel in den „Englischen Komödien“ von 1620 ist gemeint) in den Wind, schaltete mit freiem, ja burleskem Behagen in dieser fernen Welt und gestattete sich auch satirische Beziehungen auf die moderne Zeit, indem er z. B. von Naboth’s Weinberg oder bei dem Pfaffen Mathan der Athalia auf die Jesuiten hinüberschielt. Wie in den Actionen der Banden wechseln steifleinene und ausgelassene Partien. Erstere gehen aus der Prosa gern in Alexandriner, abgezählte Einzelverse und Tutti wie bei den Schlesiern über und erreichen ihr höchstes Pathos wol in den Klagen der Tochter Jephtha’s, die άγαμος ἀνυμεναῖος aus dem Leben scheiden soll. Ob er Vondel kannte? Aber wie entsetzlich wirkt die verworrene „Athalia“ (1687, hsl.) gegen Racine’s vornehmes Werk von 1691, wie scheußlich ist im 3. Act die Hinmetzelung der Kinder dem verhenkerten Geschmack des 17. Jahrhunderts angepaßt, wie roh dies buhlerische Machtweib! W. bleibt im Stil der gemeinen „Actionen“, wenn sein Hoherpriester sagt (1, 12): „Man lasse doch die alte Bestie leben, die noch in ihrer Geilheit ersoffen, als wann sie die jüngste Weibsperson im Lande wäre“, oder Athalia (1, 17): „Ha so will ich Himmel und Erde unter einander mischen, biß ich mich gegen den [530] Samaritischen Bettelhund revengiret habe“. Grob stellte er den wahnsinnig brüllenden „Nebukadnezar“ (1683, hsl.) dar und raffte im „Salomon“ (1685, hsl.) einen wüsten Stoff zusammen, den altpopulären Spaßmacher Markolf leidlich mildernd und die beiden Mütter lebendiger gestaltend als die Königin von Saba, wie ihm überhaupt vornehme Personen am mindesten glücken. Gegen die feinere Charakteristik im „Absalom“ (1686) fällt der „Simson“ (1703, hsl.) ab; nur der gutmüthige Müller Sawsa, der den Helden recht schinden soll, ist vortrefflich gerathen, und einen naiven Reiz gewährt es, den Götzendienst der Philister nach der antiken Mythologie, ihre Lustbarkeiten aber wie deutsche Volksfeste mit Blindekuhspiel und Topfschlagen ausgestattet zu sehen. Der Narr fehlt hier. So auch in dem bei sinkender Kraft verpfuschten, endlosen und doch leeren „Kain und Abel“ (1704, hsl.); mattherzig der eine, der andere ohne trotzige Größe, von seinem Weib zum Morde getrieben. Die Kinder des ersten Paares zerfallen in zwei ungleiche Gruppen, nach der seit Baptista Mantuanus, Melanchthon, Hans Sachs umlaufenden Tradition; in der einen befindet sich ein Trottel. Weil W. ein großes Personal braucht, muß er absurd zur Familie Adam’s andere Leute gesellen. Ein „Hiob“ mußte ihm ganz mißlingen und der Josephstoff widerstrebte in seinen dankbaren erotischen Motiven von vornherein der Schule, obgleich W. nicht zimperlich war. Im „David“ (1683) ist gerade Saul trotz dem Gryphischen Geisterapparat ohne Wucht behandelt, ja die im alten Straßburger Drama meisterhaft gefaßte Scene bei der Hexe von Endor entfallen. Glücklicher zeigt W. sich in den Patriarchaden trotz steifen Reden der Erzväter, einem argen Durcheinander von Familien- und Bauernscenen und manchen zu spaßhaften Elementen; ein Hofmeister gibt den Knaben Isaak und Daguel eine hübsche Anstandsstunde (Isaaks Opferung 1679) und in „Jacobs doppelter Heirath“ ist das Beiwerk anachronistischer Volksscenen ungemein frisch behandelt: die alte Muhme Debora singt ein Susaninne, der Hochzeitbitter tritt auf, Burschen bringen die Maie u. s. w.

Von den historisch-politischen Actionen sind leider manche verloren, die wir gern mit anderen Bearbeitungen der Stoffe vergleichen möchten, wie „Der verliebte und grausame Herodes gegen die grausame und verdammte Mariamne“ (1688) und „Der englische Eichbaum“ (Karl Stuart, 1689), oder die als dramatische Schilderung der jüngsten Vergangenheit interessant wären wie „Der Zustand in Deutschland vor und nach dem Nimägischen Frieden“. Neben öden handwerksmäßigen Schleuderarbeiten, in denen etwa Barclay’s Argenis sieben formlose Acte hindurch ins „Einfältige“ gezerrt wird, stehen Dramen, die ein findiges Quellenstudium bezeugen. W. gibt keine rhetorischen Staatsstücke, sondern aus Ernst und Scherz gemischte Historien. Mit dem Kunstdrama hat er äußerlich die Katastrophen, Palastintriguen, Verschwörungen, Gefängnißscenen, Hinrichtungen gemein, faßt aber die Tragik gemüthlicher und läßt Pickelhäring und Genossen ihr Spiel treiben. Jede Straffheit war ihm versagt. Im Gedränge verliert man auch die Hauptpersonen aus dem Gesicht. Die politische Gravität erhebt sich selten über das Marionettenhafte, und die Nebenabsicht einer dramatischen Geschichtsrepetition für die Schüler wirkt störend. Gern straft er „machiavellische Bosheit“; sein Hauptthema ist der Fall eines Günstlings. 1679 stellte er den „Gestürzten Marggraff von Ancre“ nach Gramondus (Historiarum Galliae … libri XVIII) dar, ließ aber seinen ganz schuldlosen Favoriten Ludwig’s XIII. nur im ersten und fünften Act hervortreten und schwellte das Stück durch große Hugenottenreden auf. Den „Grafen von Olivarez“ (1685 nach Pallavicini’s verdeutschtem „Favoritenspiegel“) ließ er schließlich mit einer Verbannung durch „großmüthige Moderation“ Philipp’s IV. davonkommen und bot regeres Leben nur in der Gestalt einer den König hetzenden Amme, die an alte [531] Sauldramen erinnert. Einen seit Chapman viel behandelten (Bolte, Herrig’s Archiv 82, 113), noch von Schiller notirten Stoff, den auch Kormart’s Repertoire aufweist, gab ihm Thuanus an die Hand, den „Fall des Marschall Biron“ (1687, gedr. 1693). Dazu kommen andre Verschwörungsstücke, vor allem der nach Liponari’s verdeutschter Relazione, einem reichen und farbigen Bericht, vorgeführte „Neapolitanische Hauptrebell Masaniello“ (1682 gespielt), den Richter mit Feind’s hamburgischer Oper zu einer Bandenaction contaminirte (Hs. der Wiener Hofbibliothek) und dem noch Lessing nachrühmt, er habe ganz den freien Shakespearischen Gang und trotz pedantischem Frost hin und wider Spuren von Shakespearischem Genie. Wir denken dabei nicht an die den Helden wenig auszeichnende Charakteristik, die lose Führung, die Rasescenen, sondern an die Mischung der Töne, die fliegenden Accente, das Geschick der Massenbehandlung, die derbe Kraft niederer Volksfiguren. Und sein Bestes im höheren Drama gab W., durch das Zittauische Localinteresse des ihm mündlich überlieferten Stoffes angefeuert, 1686 in „Einer Misculance vom König Wenzel“, besonders dem 1. Act; denn später entgleitet ihm der Faden, unorganische Scenen machen sich breit, aber köstliche kleine Episoden erfreuen uns gleich den reizenden Kinderspielen Wenzel’s und Lisel’s. Eine Prinzenrettung holte sich diese extensive Dramatik auch aus dem Norden: „Regnerus“ (1684, hsl.), unmittelbar oder mittelbar nach Saxo Grammaticus, 1703 wiederholt neben dem eine Weisische Lady Macbeth darstellenden Folgestück „Die dänische Amazonin Svanhita“. Durch alle diese Stücke schlingen sich krause Schnörkel der Komik, auch sehr triviale Scherze und Kunststückchen der Pickelhering, Potage, Allegro u. s. w., doch fehlt der behende absurde Wortwitz nach Art eines Lanz oder Lanzelot nicht. Im „Olivarez“ und „Biron“ nähert sich die komische Person vom Hanswurst hinweg einem Gracioso. Der „Olivarez“ wird Act für Act von einem Scherzspiel „Alvanzo“ durchbrochen, dessen Held sammt seinen Dienern Maraveglio und Spavento mit den Prahlhänsen der Italiener, des Heinrich Julius, des A. Gryphius wetteifert. Aber W. kann mehr als grotesk carikiren: die Frau Pasquilla und der Käsehändler Formaggio im „Masaniello“, die Leinwandkrämerin Marinka im „Wenzel“, um nur ein paar Figuren herauszugreifen, athmen das frischeste Leben.

Dies Talent mußte der dritten Gruppe, den sogenannten freien Erfindungen und Nachspielen zu gute kommen. Wie im Roman zeigt sich ein Fortschritt von losen satirischen Bildern zu geschlossenerer Form, obwol die unüberwindliche Fülle und die schleudernde Schnellfertigkeit auch hier wie überall kein rundes Kunstwerk entstehen ließ. Unter dem Einfluß von Boccalini’s Relazioni del Parnasso dichtete W. satirisch-allegorische Gerichtshändel, wie 1679 den „Bäurischen Machiavellus“, ein theilweise rohes, plattes, theilweise nicht bloß culturhistorisch bedeutsames Werk, das endlich den schlimmsten Macchiavellismus unter den biederen Landleuten findet. Oder 1683 „Die verkehrte Welt“, worin gewiß die alten Scherze der Schulsaturnalien, daß die Jungen Quisquis, Quoniam, Siquidem den Lehrer foppen, ihrer schallenden Wirkung sicher waren. Eine zweite Abtheilung bilden satirische Komödien unter starkem Einfluß des A. Gryphius. 1680 gab W. „Die zweyffache Poetenzunfft“ zum besten, bei der Zunft vom Tannenzapfen nach Straßburg deutend, die Meistersingerei von Hans Sachs bis zur Neuzeit höhnend, stilistische Unarten und die Sprachreinigung des 17. Jahrhunderts parodirend, zum Patron der elenden Reimer, die einen riesigen Kuhfladen im Wappen führen, Walther von der Vogelweide wählend! Schon hier zeigen sich Motive des Peter Squenz. Diesen ahmte W., immer seine Schlottrigkeit und manche Schmutzflecken zugestanden, urkomisch nach: 1682 „Absurda comica oder von Tobias und der Schwalbe“. Die Aufführung geschieht auf [532] einem Gut unter Leitung des Schulmeisters, der durch Herausstrecken der Zunge die Regiezeichen gibt und vor den vielen „Ferkeln“ seiner Leute aus der Haut fahren möchte. Sehr drollig ist die Keilerei der frommen Eheleute, deren friedliche Liebe eben gepriesen wird, das Lied der Schwalbe mit dem Hollundermustopf zum „Besalben“, die alterthümelnde Art der gelegentlich „in einem Raupennest“ gebornen, d. h. vielfüßigen Knittelverse. 1685 folgte das Lustspiel „Vom niederländischen Bauer, welchem der berühmte Prinz Philippus Bonus zu einem galanten Traume geholfen hat“, drastisch genug, da W. allen Mist des klobigen Kerls, der sich den Bauch vollschlägt und cyklopisch den Hof macht, mit abmalt, während der Holberg, der Utopia Bidermann’s folgend, 1722 seinen „Jeppe von Berge“ tragikomisch zu halten wußte. Der Stoff gehört der Weltlitteratur an (A. v. Weilen, Shakespeare’s Vorspiel zu der Widerspänstigen Zähmung, 1884); den dramatischen Prolog zum Taming of the shrew kannte W. – derselben Quelle, Goulart’s Trésor, folgend und ein Singspiel „Die unbewegliche Fürstenliebe“ als Stück im Stück einlegend – nicht, aber, wie der Stammbaum seiner Absurda comica zu Shakespeare hinaufreicht, so steht seine undatirte und höchst wahrscheinlich nie aufgeführte „Böse Catharina“ (hsl.; L. Fulda) in mittelbarem Zusammenhang mit jenem eben erwähnten Stücke des Briten, das umgestaltet durch englische Komödianten nach Deutschland gekommen war und unsern W. durch zwei Bearbeitungen anregte, nämlich die 1672 gedruckte „Kunst über alle Künste, ein bös Weib gut zu machen“ und ein leider verlorenes, 1658 während Weise’s Schulzeit unter dem Rector Keimann aufgeführtes Zittauer Fastnachtspiel „Die wunderbare Heurath Petruvio mit der bösen Catharine“. Er hat den Handel nach Deutschland verlegt, vergröbert und mit Bauernepisoden ausstaffirt. – Endlich besitzen wir von W. eine Reihe bürgerlicher Komödien, in denen er den Pickelhäring verabschiedet oder durch lustige Diener ersetzt und allmählich moderner wird. Seinen Realismus bezeichnet es, daß er schon in Leipzig zufällig gehörte Gespräche flugs niederschrieb. „Der betrogene Betrug“ ist ein ländliches Aulularia-Stückchen nach einem wirklichen Vorfall. „Der verfolgte Lateiner“ bewegt sich mit der Scene, wo zwei Schornsteinfeger als gräfliche Liebhaber verkleidet erscheinen, im Gefolge der Précieuses ridicules gleich Reuter’s „Ehrlicher Frau“. 1686 schrieb er zu dem langweiligen „Curiositätenkrämer“ ein flottes Nachspiel, worin ein kecker Schuster im Bett des reichen alten Negro den Erblasser agirt, ganz wie Regnard’s Légataire universel. 1688 aber suchte er in der „Unvergnügten Seele“ den melancholischen Vertumnus mit tieferer, wiewol noch tastender und zuletzt dem Hausbackenen verfallender Psychologie als einen ewig Unbefriedigten zu zeichnen, um ihm zuletzt Ruhe zu schaffen durch den Anblick eines alten glücklichen Paares Contento und Quieta. Wie schon in jener Episode der „Drei klügsten Leute“ umfängt uns hier bei Philemon und Baucis die reine Luft der Idylle und mehrt die Achtung vor diesem seiner selbst kaum bewußten Talent, das solche Aufgaben rasch wieder fahren ließ. „Stille Veränderung der Affecte“ ist das Ziel von drei 1694 bis 1703 entstandenen Stücken: „Die betrübten und wiederum vergnügten Nachbarskinder“ mit guten Motiven der Gryphischen Dornrose, „Der curieuse Körbelmacher“ mit hübschen Handwerkerscenen und ans Tragische streifenden Mischungen, „Ungleich und gleich gepaarte Liebesalliance“. Das Verdienst liegt in dem überwuchernden, aber oft so gut beobachteten, so realistisch ausgedrückten Detail, mag W. auch ein halbhundert Personen und dritthalbhundert Seiten aufwenden, um zwei Frauenzimmer richtig unter die Haube zu bringen.

So mißlich in aller Geschichte die condicionalen Behauptungen sind, darf man doch sagen: was hätte dieser überaus productive, ins Gelag hinein schreibende, aber im einzelnen wieder gewissenhafte Mann, der mit seinen Stücken [533] eher hinter dem Berge hielt um nicht nach solchen Eitelkeiten beurtheilt zu werden, leisten können, wenn sein Talent einen andern Spielraum als das Zittauer Schultheater gehabt hätte und in künstlerische Zucht gekommen wäre! Seine realistische Dramaturgie, die auf natürliche Action und Rede drang, konnte im damaligen langen Zwiespalt zwischen Bühne und Dichtung nicht siegen, und Gottsched, dem die Macht den Riß zu schließen gegeben war, schaute von der Warte falscher Ideale, unter kühler Belobung mancher guter Einfälle, auf den regellosen Mann herab, der „bei seinem selbstgewachsenen Witze geblieben und lauter unrichtige Stücke gemacht“. Sie führten ein verborgenes Nachleben in der Lausitz.

Aus der bei Goedeke verzeichneten Litteratur hebe ich heraus: H. Palm, C. W. Eine litterar-historische Abhandlung, Breslau (1878 in seinen „Beiträgen“ wiederholt, ausführlich besprochen von E. Schmidt im Anzeiger der Zeitschrift für deutsches Alterthum 1879, S. 150 ff.). Schlenther, Frau Gottsched und die bürgerliche Komödie, Berlin 1886, S. 88 ff. L. Fulda, Die Gegner der zweiten schlesischen Schule. 2. Theil (Spemanns Deutsche National-Litteratur, o. J., Bd. 39) mit guter Einleitung und Abdruck des „Bäurischen Machiavellus“ und der „Bösen Catharina“. „Die triumphirende Keuschheit“ hat der Fischart-Forscher Halling als „Floretto“ bearbeitet und mehr versprochen. Die Absurda comica liegen in einer willkürlich kürzenden und ändernden Ausgabe von R. Genée (Berlin 1882) und bei Reclam vor. „Die drei ärgsten Erznarren“ in Braune’s Hallischen „Neudrucken“ 12–14. A. Heß, Chr. Weise’s histor. Dramen und ihre Quellen (Dissertation), Rostock 1893.

Als Schulmann gehört Christian W. zu den bedeutenderen Vertretern jener in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und im Anfange des 18. maßgebenden Richtung, die als Bildungsideal den Hofmann, den praktischen, vielseitig geschulten Geschäftsmann im Staats- und Hofdienst betrachtete. Zum Schulmann hatte ihn schon während seiner Gymnasialzeit sein Vater herangebildet. Die Grundzüge seines pädagogischen Charakters, der ausgesprochene Lehrtrieb, die Gewandtheit im Deutschen, die Vorliebe für Rhetorik und Poetik, die Richtung auf den praktischen Zweck der Schulbildung, daher auch das Interesse für Geschichte und Geographie, waren in dem jungen Stud. W. schon ausgeprägt, als er Ostern 1660 die Universität Leipzig bezog. Freilich war eine so geschützte Stellung und so eingehende Anleitung, wie sie ihm das Vaterhaus bot, nicht geeignet gewesen, ihn zu einem festen, willensstarken Charakter zu machen; er war weich, ängstlich, schwankend, eine mehr anschmiegsame, als kräftig selbst bestimmende Natur. Seine Leipziger Studienjahre führten ihn in derselben Richtung weiter. Von der scholastischen Philosophie wandte er sich bald ganz ab und erwarb sich eine freiere, umfassende Bildung. Was er dann im praktischen Leben gelernt, konnte er nach kurzem Hofmeisterthum seit 1670 auf einem weiteren Schauplatze bethätigen als Lehrer an dem 1664 von Herzog August in Weißenfels gestifteten Gymnasium illustre Augusteum, das nicht nur auf die Universität vorbereiten, sondern junge Leute, namentlich Adelige, unmittelbar zum Eintritt in den Staats-, Hof- und Militärdienst ausbilden sollte, also thatsächlich eine Art Ritterakademie war. Seitdem stand Weise’s pädagogisches Ziel fest: die weltmännische Bildung des jungen Mannes. Schnelles und gewandtes Reden über Gegenstände der verschiedensten Art in lateinischer und deutscher Sprache mit besonderer Vorliebe in bestimmten, gegebenen Situationen, Versübungen in ähnlicher Weise und Vorlesungen über das Naturrecht nach Hugo Grotius waren dazu die wichtigsten Bildungsmittel. Aus diesen Bestrebungen erwuchs ihm schon damals eine mannichfache schriftstellerische Thätigkeit [534] (die Musterreden in seinen „Nothwendigen Gedanken“, „Orator politicus“, zuerst 1677, „Der kluge Hofmeister“, 1675 u. 1688, u. a. m.). Mannichfache Anfeindungen, namentlich der Vorwurf, daß seine Disciplin zu schlaff sei, und der Tod seiner Frau erleichterten ihm 1678 die Uebersiedelung nach Zittau. Seine Antrittsrede de gymnasii rectore war ein pädagogisches Programm. Er war jetzt noch mehr als früher nur Lehrer und Erzieher und wollte gar nichts anderes sein; seine auch jetzt äußerlich unendlich fruchtbare litterarische Thätigkeit, auch seine dramatischen Dichtungen, dienten diesem einen Zweck und nur diesem. Sein Haus war voll von Pensionären, die er unermüdlich, vom frühen Morgen bis in die finstere Nacht, die vierwöchentlichen „Hundstagsferien“ (während deren übrigens der regelmäßige Unterricht nur Nachmittags ausfiel), nicht ausgenommen, selbst oder mit Hülfe seiner Amanuenses, unterrichtete, und unendlich ist die Zahl seiner Musterausarbeitungen, Correcturen, Programme, Gelegenheitsreden und -gedichte, seiner Lehrbücher und Komödien. Dazu kam noch ein ausgebreiteter Briefwechsel mit auswärtigen Gelehrten. In dem Rahmen der alten Lateinschule die „weltmännische“ Bildung, die W. als Ideal auch hier vorschwebte, einzufügen, war trotz seiner Arbeitskraft freilich nicht leicht, und ein organisches Ganze ist aus seinen Bestrebungen auch nicht hervorgegangen, vielmehr standen Altes und Neues ziemlich unvermittelt nebeneinander. Würde er doch auch bei seinen Collegen weder den Willen noch die Kräfte zu einem Neubau gefunden haben, so wenig sich damals die Behörden im ganzen um das innere Leben der Schule kümmerten. Denn fast alle diese Männer ergrauten in derselben Stellung fast ohne jede Aussicht auf Avancement oder Gehaltsverbesserung und ertheilten Jahr aus Jahr ein denselben Unterricht. Von den 6 Classen stellten die 3 untern (IV–VI) thatsächlich eine Volksschule mit etwas Latein dar, nur die oberen 3 Classen (I–III) waren wirklich eine Gelehrtenschule, so daß die Söhne besserer Familien gewöhnlich nach privater Vorbereitung gleich in die Tertia, manche wol auch in die Prima eintraten. Die Tertia war das Reich des Quartus (Cantor) und des Quintus; jener las leichtere Briefe Cicero’s und verband damit stilistische Uebungen, dieser ertheilte den lateinisch-grammatischen und den hier beginnenden griechischen Unterricht und leitete die Exercitia pietatis; der Conrector und der Tertius gaben in dieser Classe nur einzelne Stunden. Dagegen herrschten sie in der Secunda. Hier führten beide das Griechische weiter, der Conrector lehrte Religion und hielt die stilistischen und rhetorischen Uebungen (im Latein) ab, der Tertius vertrat den Cornel, die Logik und die Exercitia poëtica. Daneben wiederholte der Quartus die in III gelesenen Briefe Ciceros, der Quartus las leichtere Elegien Ovid’s. Der Rector erschien nur einmal wöchentlich in dieser Classe, um die künftigen Primaner im voraus kennen zu lernen. In der Prima vertrat er die Religion und die Logik, an die sich die Anfangsgründe der Physik knüpften, leitete die lateinischen Stilübungen in Anlehung an Cic. Epp. ad. fam. XIII, und erklärte ausgewählte Sentenzen Seneca’s, die er wol auch in lateinische Verse übergießen ließ; das große Prunkstück aber bildeten die lateinischen Diputationen der fähigeren Schüler bei ihrem Abgange zur Universität, die unter W. in ganz akademischer Form abgehalten und durch gedruckte Programme angekündigt wurden. Von Historikern wurde nur Justin durch den Conrector behandelt, der Tertius las Virgil oder eine Auswahl aus verschiedenen Dichtern; zugleich hatte der Conrector dafür zu sorgen, „daß die Lust am Griechischen und Hebräischen nicht ganz vergehe“. Alles in Allem ließ also W. die Lateinschule unverändert; ihr Ziel blieb nach wie vor die Fertigkeit im mündlichen und schriftlichen Gebrauche des Latein in Prosa und Vers; darauf war auch die ganze Lection zugeschnitten, die nur die Grundlage für rhetorische und stilistische Uebungen [535] bilden sollte, also die großen Historiker und sogar die großen Redner ganz bei Seite ließ, um sie der akademischen Behandlung vorzubehalten, da sie nur auf höherer Stufe verständlich seien; Griechisch und Hebräisch galten als ungefähr gleichwerthig, nämlich als Mittel zum Verständniß des biblischen Urtextes. Religionslehre und Logik vervollständigten die Ausbildung, Mathematik und Naturwissenschaften schloß W. grundsätzlich aus, weil zur Erkenntniß der Wahrheit die christliche Offenbarung ausreiche. Was erzielt wurde, das war also auch nach Weise’s Ansicht im wesentlichen formale Gewandtheit, und insofern er eine solche auch vom Weltmann verlangte und das Lateinische noch immer nicht nur die Sprache der Wissenschaft, sondern auch der diplomatischen Verhandlungen war, entsprach diese Bildung auch seinem Erziehungsideal. Indessen sie genügte ihm nicht, er suchte sie deshalb in den üblichen (facultativen) „Privatlectionen“ durch einen fast encyklopädischen realistischen Unterricht zu ergänzen und veranstaltete in solchen für seine Primaner nicht nur Uebungen in geistlicher und weltlicher Beredsamkeit, sondern trug auch Geographie, Genealogie, Chronologie und Geschichte, Physik, Moral und Politik vor, ja er sah, aller Pedanterie fremd, auch Zeichnen, Geometrie, Optik, Musik und Tanz als nützliche Bildungsmittel an, ohne sie freilich schon an seiner Schule zu verwenden. Dabei verfuhr er im Unterricht möglichst individualisirend, und im Strafen maßvoll und schonend, da er auf seinen moralischen Einfluß den größten Werth legte. Die große Frequenz seiner Anstalt zeigt, daß sein Wirken weithin Anerkennung fand; zählte doch im J. 1686 die Prima trotz einer ansteckenden Krankheit in der Stadt 100 Schüler. An die Oeffentlichkeit trat die Schule regelmäßig zunächst bei den Gregoriusumzügen, für die W. selbst gern launige Gedichte verfaßte, den Leichenbegängnissen, an denen sich Lehrer und Schüler herkömmlicherweise in verschiedenem Umfange zu betheiligen hatten, den Gedächtnißreden (Orationen) auf verstorbene Wohlthäter des Gymnasiums, die W. nach langer Unterbrechung wieder aufnahm, den Actus oratorii mit ausgedehnten Schülerreden, endlich den theatralischen Aufführungen. Veranlassung zu besonderen Festlichkeiten bot das hundertjährige Schuljubiläum am 28. Febr. 1686, wobei die Primaner dem Rector einen Fackelzug brachten und ihm einen Pokal mit 15 Speciesthalern verehrten, der Rath eine ähnliche Gabe spendete, W. aber den Schülern ein Viertel Bier zum Austrinken gab. Auch den allgemeinen Zeitverhältnissen gegenüber blieb die Schule nicht ganz theilnahmlos. Ueber die „Gewalt grausamer Nachbarn“ „am Rheinstrom und dort herum“ im zweiten Raubkriege klagt W. beweglich in einem Programm von 1680, in einem andern von 1689 preist er das (sächsische) Vaterland glücklich, daß es bisher vom Kriegsbrande verschont geblieben sei, in einem dritten vom Herbst 1696 rühmt er die Thaten seines Kurfürsten Friedrich August im Türkenkriege, und die Gegenstände seiner Theaterstücke nimmt er nicht ganz selten auch aus der Zeitgeschichte. Officiell beging die Schule im October 1680 die Trauerfeier um den Kurfürsten Johann Georg II. durch einen Actus mit Gesängen und vier Schülerreden.

Von Weise’s zahlreichen, während der Zittauer Rectoratszeit entstandenen Lehrbüchern u. dgl. können hier nur einige der wichtigeren angeführt werden, um eine ungefähre Uebersicht über die Vielseitigkeit dieser seiner Thätigkeit zu geben: „Systema theologicum“ (1708), Handbuch für die obere Schule; „Gründlicher und ordentlicher Inhalt der Theologie“ (1709, für die unteren Classen); „Ordentliche Trost- und Sterbens-Gedanken das ganze Jahr hindurch“ (1708); „Enchiridion grammaticum“ (um 1682); „Curieuse Gedanken von der Imitation“ (lateinischer Autoren) (1698); „Bellaria juventutis (versus memoriales)“ (1683); „Doctrina logica“ (zuerst 1687); „Curieuse Fragen über die [536] Logik“ (1700, das erste deutsche Buch über Logik); „Ausführliche Fragen über die Tugend-Lehre“ (1696); „Compendium politices“ (1682); „Subsidium juvenum de chriis“ (1689); „Institutiones oratorieae“ (1684); „Curieuse Gedanken von deutschen Brieffen“ (1691); „Reiffe Gedanken der grünenden Jugend“ (1682). Zahllos sind seine Schulprogramme, Dissertationen und andere kleine Gelegenheitsschriften, die ihm der Zittauer Buchdrucker Michael Hartmann in stattlichen Lettern herstellte.

Das beste über Weise’s pädagogische Thätigkeit bietet H. Kaemmel in den Rückblicken auf die Geschichte des Gymnasiums in Zittau (in der Festschrift zur Einweihung des Johanneums 1871). Benutzt sind außerdem viele Schulschriften Weise’s, die auf der Rathsbibliothek in Zittau ziemlich vollständig vorhanden sein werden.