ADB:Weise, Friedrich (Theologe)

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Artikel „Weise, Friedrich“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 536–537, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weise,_Friedrich_(Theologe)&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 14:21 Uhr UTC)
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Weise: Friedrich W., evangelischer Theologe, † 1735, wurde zu Camburg in Thüringen am 20. October 1649 als Sohn eines Steuereinnehmers Nicolaus W. geboren. Trotz seinem schwächlichen Körper und den vielen Krankheiten, die ihn in seiner Jugend heimsuchten, machte er doch im Lernen gute Fortschritte; er besuchte die Schule seiner Vaterstadt und genoß daneben den Privatunterricht seines älteren Bruders, Joh. W., der später Archidiakon in Naumburg wurde; er zeigte früh Neigung zur Theologie, in der seine frommen Eltern ihn bestärkten. Im J. 1670 bezog er die Universität Jena, wo er anfangs den philosophischen Studien sich hingab, wiederum die Unterweisung seines Bruders fand und nach zwei Jahren sich die Magisterwürde errang. Dann hörte er bei Musäus, Bechmann, Baier und Götze Theologie und folgte dem letzteren 1673 nach Erfurt, wo er auch, um die Lehre und Polemik der Widersacher der evangelischen Lehre gründlich kennen zu lernen, die Collegien der Jesuitenschule besuchte. Nachdem er schon hier in Erfurt sich im Unterrichten geübt und an den benachbarten Höfen zu Weimar, Gotha, Eisenach etc. sich umgesehen hatte, ward er 1680 Professor der Philosophie in Jena. Doch schon nach zwei Jahren übernahm er die Stelle eines ersten Predigers zu Berga a. d. Elster im Vogtlande, die er 1690 mit der eines Dompredigers und Schulinspectors in Naumburg vertauschte. Im J. 1695 kam W. als Oberhofprediger nach Quedlinburg. Obwol er hier bei der Aebtissin in Gunst stand, hatte er doch von den Anfeindungen der Fanatiker zu leiden und folgte daher bald und gern einem Rufe, der von Helmstedt aus an ihn erging. Hier war die Stelle des Professors Eberhard Busmann († am 18. Mai 1692) bis dahin noch unbesetzt geblieben, und es zog sich auch jetzt die Berufung Weise’s noch etwas in die Länge, da ein Theil der welfischen Regierungen, in deren Besitze die Universität Helmstedt stand, principiell gegen die Vereinigung der Aemter war, die Busmann innegehabt hatte, W. jetzt aber doch wieder erhielt. Unterm 28. Juni 1697 wurde er zum ordentlichen Professor der Theologie in Helmstedt ernannt und daneben wurden ihm die erste Pfarrstelle zu St. Stephani, die Generalsuperintendentur und das Ephorat der Stadtschule übertragen. Schon vorher (15. Juni 1697) war ihm hier die theologische Doctorwürde verliehen worden; am 25. August hielt er seine Antrittsvorlesung de oleo infirmorum. Er hat dann lange Jahre als Geistlicher, als akademischer Lehrer und als theologischer Schriftsteller mit gewissenhaftem Ernste, unermüdlichem Eifer und wahrer Frömmigkeit in Segen gewirkt. Trotz der milden verträglichen Gesinnung, die man an ihm rühmte, zeigte er doch, wo es Noth that, einen festen Charakter; unter den Mitgliedern der theologischen Facultät war er es, der am strengsten über den von dem Großvater gewünschten Uebertritt der Prinzessin Elisabeth Christine zur katholischen Religion urtheilte. Daß er sich auch in der Bürgerschaft großer Beliebtheit erfreute, beweist wol der Umstand, daß die Kirchenstände zu St. Stephani [537] 1706 vermehrt werden mußten und daß eine Glocke, die der Magistrat der Kirche schenkte, seinen Namen erhielt. Wegen seines zunehmenden Alters wurde ihm am 1. October 1730 in Ch. Tim. Seidel (s. A. D. B. XXXIII, 615) ein Adjunct zur Seite gestellt, der dann sein Nachfolger wurde. Doch setzte W., dessen Gesundheit, seit er älter geworden, sich merkwürdig gefestigt hatte, seine Thätigkeit noch fort; 1732 lähmte ihm ein Schlagfluß sein linkes Bein; am 30. September 1735 ist er gestorben. – W. war zwei Mal verheirathet, zuerst (15. Juni 1686) mit Anna Dorothea Langenberg, der Tochter des Kämmerers Kaspar L. in Zeitz, die am 10. December 1703 starb, und in zweiter Ehe (26. Februar 1705) mit Margarethe Elisabeth Schmid, der einzigen Tochter des Helmstedter Professors Melchior Schmid. Außer ihr, die am 17. Mai 1737 starb, überlebte ihn nur aus erster Ehe eine Tochter Dorothea, die an den Professor Jonas Konrad Schramm verheirathet war, und ein Sohn Friedrich, der dem Vater in den letzten Jahren viel Kummer bereitete.

Friedrich W. iun. war am 2. Juli 1694 in Naumburg geboren, wurde am 5. Juli 1712 in Helmstedt immatriculirt, am 24. Mai 1718 Magister, am 1. November 1720 als erster Adjunct und am 21. December 1724 als ordentlicher Professor der Metaphysik in die philosophische Facultät aufgenommen; schon vorher (24. December 1722) war er Licentiat der Theologie geworden. Da er sich aber am 16. April 1727 mit einer höchst übel beleumdeten Frauensperson verheirathete, so schloß ihn die Universität mit Billigung der Regierungen vom Halten der Vorlesungen u. s. w. aus. Anfangs wollte er sich verantworten, doch zog er es dann vor, um seine Entlassung einzukommen, die ihm um den Anfang des Juni 1728 ertheilt wurde. Er blieb in Helmstedt, doch wurde sein Gesuch, theologische und philosophische Privatcollegien halten zu dürfen, in den nächsten Jahren wiederholt abgeschlagen. Im J. 1749 wurde er Rector der Gelehrtenschule zu Rathenow, wo er am 9. August 1773 gestorben ist.

Vgl. (Reusch,) Programma, quo exequiarum munus … indicitur (Helmst. 1735). – (Hille,) Gedenkbuch der Säcularfeier der Reformation Helmstedts (Helmstedt 1843), S. 93 ff. – Koldewey, Philologie i. Helmstedt (Braunschweig 1895), S. 140. – Herzogl. Landeshauptarchiv in Wolfenbüttel.