Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Weise, Karl“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 537–538, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weise,_Karl&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 14:08 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Weise, Martin
Band 41 (1896), S. 537–538 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Weise (Dichter) in der Wikipedia
Karl Weise in Wikidata
GND-Nummer 101256760
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|41|537|538|Weise, Karl|Ludwig Julius Fränkel|ADB:Weise, Karl}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=101256760}}    

Weise: Karl W., Volksdichter, geboren am 19. November 1813 zu Halle a. d. S. als Sohn braver Leute, die ihm keine bessere Schulbildung bieten konnten, kostete früh materielle Drangsale, indem er noch als Knabe verdienen und bald danach das Familienhaupt ersetzen mußte. Sohn eines Zimmermanns, erlernte er selbst die Drechslerei und ließ sich später nach mannichfachem Wandern in Freienwalde a. d. Oder nieder, wo er, ohne zu einem gesicherten Dasein – doch verhalf ihm ein Gönner zu eigenem Grundbesitz – und einem ungetrübten Lebensabend gelangt zu sein, am 31. März 1888 starb. Trotz fleißiger Pflege seines Brotberufs hat er als Jüngling und Mann jede Möglichkeit benutzt, sich positive Kenntnisse anzueignen, seinen Geist auszubilden und das in ihm ruhende poetische Talent zu entfalten. Dazu trugen der Unterricht eines Hallenser Studenten, seine Fahrten als Handwerksgeselle, ein längerer Aufenthalt in Frankfurt a. M., Lübeck, Berlin bei. Eine wenig kritische Natur, hat W. infolge andauernden starken Receptionsdranges ein ziemliches Kunterbunt von Wissen in sich angehäuft und bei dessen schriftstellerischer Reproduction wie alle Halbgebildeten gern nach unangebrachten kaum verdauten gelehrten Brocken gehascht. Sein Horizont erhob sich nie über ein etwas philiströses Alltagsniveau, sodaß es nur mit Bezug auf den Lebensgang und die Erscheinung im großen Ganzen erlaubt ist, ihn den „Freienwalder Hans Sachs“ zu taufen. [538] Unleugbar allerdings sind sein reiches Gemüth, die Fähigkeit, dessen Stimmungen getreu wiederzuspiegeln, und eine redliche Begeisterung für alles Schöne und Erhabene, soweit es seinem Blicke zugänglich war.

Bezeichnend für Weise’s Auffassungsart und Wesen überhaupt sind mit ihrem hausbackenen Biedertone die autobiographisch nicht uninteressanten Bücher „Das Jugendleben eines Handwerkers. Erzählung“ (1879) und „Weihnachtserlebnisse einer Handwerkerfamilie“ (1882), dazu wol auch „Die deutsche Handwerkerbraut“ (1886), eine anmuthige Dichtung, die eine Tochter des Volkes von der Einsegnung bis zur Silberhochzeit begleitet, ein ihm ersichtlich sehr naheliegendes Thema, wie dessen Bearbeitung als „Die Braut des Handwerkers“ schon 1860 bewies. Derselben Stoffsphäre gehören an: „Familienleben in Dichtungen“ (1862; 3. Aufl. 1877), „Marie, eine Tochter aus der Armuth Hütte. Erzählung“ (1880), theilweise auch die Erzählungen „Aus verklungenem Wanderleben. Der Besuch aus Pommern“ (1886). Sodann die Lyrik „Blumen der Wälder“ (1858), „Volksharfe“ (1872), „Aus dem Volke. Neue Dichtungen“ (1873), deren erster Band auch u. d. T.: „Die Läuter aus dem Ruhlathale. Sonettenkranz“ (3. Aufl. 1884). „Der Gelegenheitsdichter“ (1884), auch „Ein neues Zion“ (1878) sind volksthümliche Erzählungen, wie sie der erneute Versuch eines echten „Deutschen Volks-Kalenders auf d. J. 1886. Neu herausgegeben von Karl Weise und Heinrich Sohnrey. 10. Jahrg. (1885)“ in gleichartigem Rahmen bieten wollte. Eine andere Seite seines dichterischen Schaffens waren diejenigen Veröffentlichungen, wo er patriotischem Gefühl warmen und treffenden Ausdruck verlieh: „Lorbeer und Rose. Vaterländische Gedichte“ (1867); „Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels. Vaterländische Dichtung in 30 Gesängen. Bevorwortet von Friedrich von Bodenstedt“ (1883), „Aus Kaiser Wilhelms Jugendtagen“ (1887). – Weise’s Name ist nicht ganz im Dunkeln geblieben; litterargeschichtliche Werke und Encyklopädien – Brockhaus’ (der für dessen 14. Aufl. gelieferte Artikel des Unterzeichneten fiel aus) und Meyer’s Konversationslexika – haben ihn zwar nicht eingereiht, obwol er es verdient, denn er ist thatsächlich, was der Titel der Monographie St. von Napolski’s sagt: „Karl Weise, ein Sänger nach dem Herzen des Volkes“ (Berl. 1890). Kurze Lebensabrisse in Brümmer’s kleinem Lexikon dtsch. Dchtr. u. Pros. II, 463 f. (u. 612) und Ad. Hinrichsen, Das literarische Deutschland, 2. Aufl. (1891), S. 1372 f. In Zeitschriften fand er vielfach Würdigung, stets unter Anerkennung seiner Eigenart; z. B. „Die Handwerkerbraut“ durch E. Ziel „Blätt. f. lit. Unterh.“ 1887, S. 343 f., „Friedrich Wilhelm“ durch Alexis Aar (Anselm Rumpelt) ebd. 1886, S. 294, um zwei markante Beispiele zu nennen.[1]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 538. Z. 20 v. u. Weise, Karl: Ein entschiedenes Lob spendet ihm, nicht nur im Vorübergehen, Fr. W. Ebeling, Der deutsche Roman. Ein Mene-Tekel (1891), S. 30 f. Freundliche Skizze über „Karl Weise, Drechslermeister in Freienwalde, ein Volksschriftsteller unserer Zeit“, nach einem Vortrage O. Schreiber’s, im „Leipz. Tagebl.“ 80. Jahrg. (1886), Nr. 73, 6. Beilage. [Bd. 44, S. 573 f.]