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Artikel „Weisbach, Albin Julius“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 522–523, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weisbach,_Albin_Julius&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 20:31 Uhr UTC)
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Weisbach: Albin Julius W., Bergrath und Professor an der Bergakademie in Freiberg, berühmter Mathematiker, besonders ausgezeichnet als Geodät, Markscheider und Wassertechniker, entstammte einer Bergwerks- und Hüttenfamilie in Mittelschmiedeberg bei Annaberg, wo er am 10. August 1806 geboren war. Nach Beendigung der Volksschulbildung besuchte W. zuerst 1820 die Hauptbergschule und 1822 die Bergakademie Freiberg, wo er mit Vorliebe mathematischen Studien oblag. Zu seiner weitern Ausbildung besuchte er mehrere Universitäten, trat in Wien namentlich mit dem berühmten Mineralogen Mohs in Beziehung und promovirte in Heidelberg. Nachdem er größere Reisen in den Berg- und Hüttenbezirken Oesterreichs ausgeführt hatte, übernahm er das Lehrfach der [523] mathematischen Wissenschaften an der Bergakademie in Freiberg, wo er, später zum Professor ernannt, bis zu seinem Tode in erfolgreichster Weise wirkte. Schon in den ersten Jahren seiner Lehrthätigkeit veröffentlichte W. ein sehr geschätztes Handbuch der Bergmaschinenmechanik in zwei Bänden, beschäftigte sich dann zunächst mit der Erforschung hydraulischer Gesetze, deren Ergebnisse er zusammenfassend in dem Werk: „Untersuchungen im Gebiete der Mathematik und Hydraulik“ zur allgemeinen Kenntniß brachte. Besonders wichtig und fördernd für die Wissenschaft sind seine Bestimmungen über die Widerstandscoefficienten und die unvollkommene Contraction des Wassers bei Austritt desselben aus Röhren und Gefäßen. Weisbach’s Hauptwerk ist das von 1845 bis 1854 erschienene „Lehrbuch der Ingenieur- und Maschinenkunde“ in drei Bänden, welches drei Auflagen erlebte und als eines der vorzüglichsten Werke dieser Art gelten kann. Eine weite Verbreitung fand wegen seiner praktischen Brauchbarkeit ein Compendium: „Der Ingenieur“ (1848), von welchem sechs Auflagen erschienen sind. Aehnlichen Inhalts ist eine Reihe von Schriften wie: „Versuche über die Kraft des Wassers durch Druck, Stoß und Reaktion“ (1851); „Die Experimental-Hydraulik“ (1855) und zahlreiche Aufsätze in den Zeitschriften „Der Ingenieur“, „Der Civilingenieur“, im polytechnischen Centralblatt und in Poggendorff’s Annalen. Nicht weniger ausgezeichnet sind Weisbach’s Leistungen auf dem Gebiete der Geodäsie und Markscheidekunst, für welch letztere er als Begründer einer neueren, exacteren Methode gelten darf, indem er an die Stelle der bis dahin fast ausschließlich gebräuchlichen unterirdischen Vermessungsart mit Hängecompaß, Grundbogen und Schnur die Anwendung der bei oberirdischen Vermessungen gebräuchlichen Instrumente, namentlich des für Grubenvermessungen etwas abgeänderten Theodolithen einführte und deren Vorzüge durch die Vermessung des Rothschönberger Stollens factisch nachwies. Schon 1842 hatte er für markscheiderische Berechnungen sehr zweckdienliche Tafeln der vielfachen Sinus und Cosinus etc. veröffentlicht, ferner ein umfassendes Werk: „Die neue Markscheidekunst“ (1850–59), in zwei Bänden verfaßt und eine neue Zeichnungsmethode, die er axonometrische nannte, kennen gelehrt („Anleitung z. axonometrischen Zeichnen“, 1857 und „Die manometrische und axonometrische Projectionsmethode“, 1844). Als Mitglied der europäischen Gradmessungscommission war ihm die Leitung der in Sachsen auszuführenden Vermessungsarbeiten anvertraut. Hochgeehrt als Lehrer und Gelehrter verstarb W. am 24. Februar 1871 in Freiberg.

Poggendorff’s Biogr.-litter. Handw. II, 1286.