Elysion, Ἠλύσιον (sc. πεδίον), das Gefilde der Hinkunft (s. u.). Nach Hom. Od. IV 561ff. ist dem Menelaos nicht bestimmt, in Argos zu sterben, sondern ihn werden die Unsterblichen ins elysische Gefilde senden und an die Enden der Erde, wo der blonde Rhadamanthys, wo die Menschen mühelos leben in Seligkeit; da ist nicht Schnee, noch Wintersturm, noch Regen, sondern immerdar entsendet der Okeanos des Zephyrs leisen Hauch, die Menschen zu kühlen; denn Menelaos hat die Helena und ist ein Eidam des Zeus. Dabei ist festzuhalten, daß das E. nach Homer nicht etwa ein Teil des Hades ist, sondern ein Land auf der Erdoberfläche, am Ende der Welt zwar, aber noch von dieser Welt, zum Aufenthalt bestimmt nicht abgeschiedenen Seelen, sondern Menschen, die dahin entrückt werden, ohne daß ihre Seele sich vom Leib trennte, ferner daß bei Homer lediglich Menelaos als des Zeus Eidam ins E. entrückt wird, wo bereits Rhadamanthys als ein Sohn des Zeus (vgl. z. B. Hom. Il: XIV 322) weilt, nicht allein zwar, es ist ja von Menschen in der Mehrzahl die Rede (Od. IV 565. 568), aber wohl nur mit andern nahen Verwandten der Götter zusammen, wie es die beiden ξανθοί sind, Rhadamanthys und Menelaos. Was vom ,Klima’ des E. gesagt wird (Od. IV 566–568), erinnert an die Schilderung des Göttersitzes auf dem Olympos (Od. VI 43–45), auch an die des Alkinoosgartens (Od. VII 114ff.) sind Anklänge. ,Das Land der Götter und der Aufenthaltsort der Seligen sind nicht nur unter demselben Bilde angeschaut worden, sondern ursprünglich eins’, Usener Sintflutsagen 214 (201f.). Vom E. selbst geben die homerischen Gedichte sonst keinerlei Kunde; die Hadesvorstellung ist durchaus die vorherrschende, und die Hindeutung auf solch wunderbare Entrückung des Menelaos scheint in die Odyssee erst von nachdichtender Hand eingelegt zu sein: immerhin bietet Homer auch andere Beispiele von Entrückungen und davon, daß Götter auch Sterbliche zur Unsterblichkeit erheben können, und das E. selbst ist wohl nicht erst Erfindung des Dichters der späteren Einlage. Rohde Psyche² I 68ff.; vgl. auch Eurip. Hel. 1676ff., wo für E. μακάρων νῆσος gesagt ist; ferner Strab. I 3. III 150, wo das E. im Westen lokalisiert wird (s. u.), und Dion Chrysost. or. XI p. 188 M. (I 207 Dind.), wo an eine Gegend Ägvptens gedacht wird (s. u.), ferner Paus. VIII 53, 5. Apollod. epit. (frg. Sabb.) VI 30 W. Porphyr. π. Στυγός bei Stob. Ecl. I p. 422, 9f. Wachsm.; auch Auson. p. 73 II 2 Peiper. In Hesiodσ Erzählung von den fünf Menschengeschlechtern ist wohl im Hinblick auf Od. IV 561ff. und ähnliche ältere Berichte zwischen das eherne und das eiserne Zeitalter, das Absteigen
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zum Schlimmen unterbrechend, als viertes das Zeitalter der Heroen eingeschoben, ,der Heroen göttlich Geschlecht, die Halbgötter genannt werden’ (W. und T. 1591’.), die vor Theben und Troia gekämpft haben; die einen umfing der Tod, andern gewährte Zeus fern von den Menschen Leben und Aufenthalt und ließ sie wohnen an den Enden der Erde (v. 168); und da wohnen sie sorgenfrei auf den Inseln der Seligen (v. 171) am strömenden Okeanos, die beglückten Heroen, denen süße Frucht dreimal im Jahr die Erde schenkt. Das homerische E. als Insel zu denken, nötigt nichts, aber hindert auch nichts; jedenfalls sind Inseln der Seligen und E. im allgemeinen nur verschiedene Namen für die gleiche Sache; bei Lukian. ist der Ἠλύσιος λειμών angenommen ἐν μακάρων νήσοις, Luk. Iupp. conf. 17, vgl. auch Ver. hist. II 14. Die Abgeschiedenheit verschärfte ein Nachdichter; nach dem eingelegten v. 169 bei Hesiod wohnen diese Seligen nicht nur fern von den Menschen (v. 167), sondern auch fern von den Unsterblichen, und Kronos herrscht über sie. Vgl. Rohde a. O. 91ff. 103ff. Peppmüller Hesiodos 160f. 211f. Bei Pindar scheint gewissermaßen ein doppeltes E. angenommen. Nach orphisch-pythagoreischer Lehre läßt er die Seele im Hades jenachdem eine Art Vorparadies kosten oder Qual, die man nicht mitansehen kann; erst nachdem sie ein dreimalig Erdenleben mit dieser Unterbrechung durchgemacht, gelangen diejenigen, so ihre Seele von Unrecht gänzlich fernhielten, zu Kronos’ Burg, zur μακάρων νᾶσος, Pind. Ol. II 61 ff. Maass Orpheus 275ff.; zur Schilderung v. 67ff. vgl. Pind. Thren. frg. 129 Christ. Auf der μακάρων νᾶσος herrscht nach Pind. Ol. II 83ff. Kronos, den Rhadamanthys zur Seite; auch Peleus und Kadmos zählen dazu, und den Achill habe seine Mutter gebracht, nachdem sie des Zeus Herz durch Bitten gerührt. Ebenso werden Peleus und Kadmos zusammengenannt als höchste Beispiele der εὐδαιμονία, Pind. Pyth. III 84ff. Dem Peleus verheißt Thetis unsterblich Leben in des Nereus Palast in ewiger Gemeinschaft mit ihr, Eurip. Androm. 1254ff. Kadmos und sein Weib Harmonia wird Ares μακάρων ἐς αἶαν führen, Eurip. Bakch. 1338f.; nach ,den Dichtern und Mythographen’ siedelte er sich mit Harmonia im elysischcn Gefilde an, Schol. Pind. Pyth. III 153 p. 338 B., von Zeus dahin entrückt, Apollod. III 39 W. Ferner Achill und Diomedes νήσοις ἐν μακάρων nach dem Skolion auf Harmodios bei Athen. XV 695 B (nr. 11) = Skol. 10 bei Bergk PLG⁴ III 646f.; für Achill vgl. ferner Plat. Symp. VII 179 E. 180 B. Apoll. Rhod. IV 809 (ἐς Ἠλύσιον πεδίον). Lukian. Ver. hist. II 17. 19. Quint. Smyrn. XIV 186f. 224 usw. Gleichfalls eine μακάρων νῆσος ist Achills eigentlicher Aufenthaltsort nach dem Tod, die Insel Leuke (s. d.). Hier oder im E. wird dem Achill als Gattin beigesellt die Medeia (und zwar im E. oder auf den Inseln der Seligen), Ibykos frg. 37 Bgk.⁴ und Semonides frg. 213 Bgk.⁴ bei Schol. Apoll. Rhod. IV 814. Apoll. Rhod. IV 812f. Apollod. epit. V 5 W. Schol. Lykophr. 172. 798. Tzetz. Lykophr. 174. 798: ferner die ihm einst verlobte Iphigeneia unter dem Namen Orsilochia (und zwar auf Leuke), Nikandros bei Anton. Lib. 27 (v. Wilamowitz Herm. XVIII
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1883, 260), vgl. Lykophr. 186ff. 201ff. und Schol. Eustath. Dionys perieg. 306; die Helena (gleichfalls auf Leuke, wo noch andere Helden wie die beiden Aias und Patroklos und Antilochos), nach der Sage von Kroton und Himera bei Paus. III 19, 13, vgl. auch Philostrat. Her. 211f. K. Schol. Eurip. Androm. 229. Konon. narr. 18. Schol. Plat. Phaidr. p. 243 A; endlich Polyxena des Peliden Gefährtin im E., Sen. Troad. 945; s. oben
Bd. I S. 240f. Auch Diomedes hat ewiges Leben auf einer besonderen, nach ihm benannten Insel im Adriatischen Meer. Ibykos frg. 38 Bgk.⁴ bei Schol. Pind. Nem. X 12. Strab. V 215. VI 284. Auch Achills Sohn Neoptolemos wird entrückt ἐς Ἠλύσιον πεδίον, μακάρων ἐπὶ γαῖαν, Quint. Smyrn. III 761f., ebenso Memnon vermutet ἐν μακάρεσσι κατ’ Ἠλύσιον πέδον, Quint. Smyrn. II 651; unter den übrigen ἥρωες wird Agamemnon dort vorausgesetzt, Artemidor. On.
20V 16. Alkmene wird, nachdem ihr Leib den Leichenträgern verschwunden ist, εἰς μακάρων νήσους versetzt und dem Rhadamanthys zur Gattin gegeben, Pherekydes bei Anton. Lib. 33. Plut. Romul. 28, vgl. Apollod. II 70 W.; ἐν μακάρων νήσοις wird des Poseidon Sohn Lykos vom Vater angesiedelt, Apollod. III 111 W. u. a. Vgl. Rohde a. Ο. II 369f., 2. Immer aber bleibt in diesen Dichtungen die Insel der Seligen, das E. ein Wohnplatz besonders bevorzugter Heroen, selbst noch in Lukians Scherzen, Ver. hist. II 17ff., und so auch, wenn Harmodios im Skolion bei Athen. XV 695 B dahin versetzt wird; erst später wird (nach theologischen Anregungen) dieses Reich der Wonne als allgemeine Wohnstätte der εὐσεβεῖς aufgefaßt, im Gegensatz zum Strafort, dem Tartaros, so namentlich seit Platon. Abgesehen von Euripides Hel. 1677 geschieht des E. und der Inseln der Seligen bei den Tragikern keinerlei Erwähnung, vgl. G. Iwanowitsch Opiniones Homeri et tragicor. Gr. de inferis per comparationem excussae (Diss. Berl. 1894 — Berl. Stud. f. klass. Phil. XVI 1) 32.1. 72. 89. Immerhin gibt der Sehnsucht nach Entrückung ins Seligenland Ausdruck das Chorlied Eurip. Hippol. 732ff., vgl. Dieterich Nekyia 22f. Nach Platon durchlebt die Seele eine Reihe von irdischen Lebensläufen verschiedenster Art, ihrer drei (wie bei Pind. Ol. II 75ff.) nach Plat. Phaidr. 249 A. Nur die Besten kehren, nach der einen Auffassung wenigstens, gleich nach dem Tod zu den Sternen zurück, Plat. Tim. 42 B, nach der andern müssen auch sie einen Kreislauf von freilich nur dreimal tausend Jahren durchmachen, um dann zurückzukehren zu ihrem reinen himmlischen Ursprung, Plat. Phaidr. 249 A; Phaid. 114 C. 115 D (εἰς μακάρων τινὰς εὐδαιμονίας). oder eben, wie es gelegentlich doch auch heißt mit Herübernahme der volkstümlichen Terminologie, um zu gelangen εἰς μακάρων νήσους, Plat. Gorg. 523 A. B. 524 A. 526 C. Dem gegenüber werden die Schlechtesten im Tartaros ewig bestraft. Plat. Gorg. 523 B. 525 C. 526 B; Phaid. 113 E; Rep. X 615 E. 616 A. Die Guten und die Mittelmäßigen haben das Gemeinsame, daß ihnen die Rückkehr an den Ort ihres Ursprungs erst nach einem Kreislauf von zehnmal tausend Jahren zuteil wird, unterscheiden sich aber durch den Ort, an dem sie nach ihrem jedesmaligen körperlichen Tod bis zum Wiedereintritt
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in neue Körper verweilen: die Mittelmäßigen kommen jedesmal an den Ort der unterirdischen Strafen, die Guten (wie nach Pind. Ol. II 67ff. in eine Art E.) an einen Ort des Himmels (εἰς τοὐρανοῦ τινα τόπον), wo sie in seliger Ruhe verweilen, Plat. Phaidr. 249 A; Rep. X 614 C. 615 A. Vgl. Rohde a. O. II 275, 1. Norden Verg. Aen. B. VI S. 18f. Eine einfachere, populäre Auffassung scheint ausgesprochen im ps.-platonischen Axiochos p. 371 Cff.; danach steht im Hades ὁ τῶν εὐσεῶν χῶρος mit paradiesischer Ausstattung gegenüber dem Erebos und dem Chaos als χῶρος ἀεβῶν, wohin man durch den Tartaros gelangt. Welche Rolle E. und Inseln der Seligen auch im Volksglauben des späteren Griechentums spielten, zeigen zahlreiche Grabinschriften bei Kaibel Epigr. Gr. ex lapidibus conlecta (vgl. Rohde a. O. II 383f.): Ἠλύσιον πεδίον 150, 6f. 414, 8; πεδία Ἠλύσια 338, 2. 649, 3; χῶρος ἠλύσιος 618 a, 8; Ἠλύσιον 511, 2. 554, 4; eine Schilderung der Lieblichkeit der μακάρων νῆσος und der elysischen Gefilde enthält ep. 649; vgl. auch epigr. 1046, das Gedicht des Marcellus auf Regilla, des Herodes Atticus Gemahlin; diese weilt unter Heroinen auf der Seligen Inseln, wo Kronos herrscht (v. 8f.); dahin, ες ὠκεανόν, hat sie Zeus mit sanften Winden entsendet (v. 21ff.); nicht selten werden jetzt E. und der Ort der εὐσεβεῖς mit einander identifiziert, z. B. epigr. 338 usw. Vgl. noch Lukian. dial. mort. XXX 1; κατάπλ. 24; de luctu 7. Nonn. Dion. XIX-189. Eustath. erot. I 4. VI 2 usw. Den Griechen folgen im allgemeinen die römischen Dichter in ihren Schilderungen, vgl. z. B. Ovid. met. XIV 111; am. II 6, 49. III 9, 60; Ibis 173. Sen. Herc. f. 748; Troad. 158f. 945. Lucan. Phars. III 12. VI 600. 699. 782. Val. Flacc. I 650. Sil. Ital. II 698. XIII 410. 552. 631. 778; zumal Statius und Martial, ferner Auson. p. 31, 23. 73 II 2. 84 XXXIII 8. 335 LXII 8 Peiper usw. Auch Vergils Darstellung (Aen. VI), bezw. die seiner Quelle, beruht, mit Abweichungen bloß in Einzelheiten, durchaus auf gleicher Grundlage wie die Pindars und Platons. Nach dem Austritt der Seelen aus den Körpern wird an ihnen eine Läuterung vollzogen; darnach werden sie durchs E. gesandt (743f.), wo eine Sonderung stattfindet: ihrer wenige nur, die Besten, bleiben dauernd im E., erlangen hier im Kreislauf des großen Weltjahrs (= 10 000 Erdenjahre) die ursprüngliche volle Reinheit wieder (744–747); die meisten bleiben in einem ans E. grenzenden Talkessel, wo sie in der am E. vorbeifließenden Lethe Vergessen trinken, um dann nach tausend Jahren in einen neuen Leib zurückzukehren (744–751, vgl. 713–715). Norden a. O. 19. Wie bei Plat. Gorg. 524 A erscheint bei Verg. Aen. VI 540ff. die Zweiteilung des Weges: rechts gehts zum E., links zum Tartaros. Die Schilderung des E. und seiner Bewohner folgt v. 637ff.. 666ff. die Begegnung mit Musaios, 6790". das Wiedersehen mit Anchises im Lethehain, 703ff. die Lehre von der Seelenwanderung, 752ff. die Heldenschau. Neben der Bezeichnung E. (542. 744) hat Vergil für den Ort die Umschreibungen: loci laeti (638) und laeta arva (744), vgl. Hor. epod. XVI 41 (arva beata) und Sen. Herc. f. 748 (laeta nemoris elysii loca), ferner amoena virecta fortunatorum
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nemorum (638f.), sedes beatae (639) und domus placidae (705). Das E. wird durchströmt vom Eridanos (659). Nach 660ff. weilen im E. folgende Klassen von Seligen: a) Vaterlandsverteidiger, b) Priester und Sänger, c) Zivilisatoren des Lebens, wozu die Philosophen, und d) Wohltäter der Menschheit, vgl. Norden a. O. 33ff. Vergil nennt namentlich Orpheus (645ff.) und Musaios (667ff., vgl. auch Plat. Apol. 41 A, für Orpheus auch Ps.-Eudokia 438), ferner Ilos, Assarakos und Dardanos (650) und Anchises (67Off.). Nach Serv. Aen. VI 887 (aëris in campis latis) folgte Vergil denjenigen, qui putant Elysium lunarem esse circulum (vgl. auch Serv. Aen. V 735), so daß auch bei Vergil die weitverbreitete Vorstellung vom Mond als dem Aufenthaltsort der Seelen nach dem Tod nachklingen dürfte, vgl. dazu Plut. de facie in orbe lunae 28f.: nach dem Tod des Körpers müsse jede Seele, die unvernünftige wie die vernünftige, längere oder kürzere Zeit im Hades d. h. der Sphäre zwischen Erde und Mond herumirren, um schließlich ins E. zu gelangen, Ἠλύσιον πεδίον aber heiße die dem Himmel zugekehrte Mondseite (Plut. a. O. 29 ex.); vgl. Ettig Acheruntica 398ff. Norden a. O. 19, 1. 23ff. Daß E. und auch die Inseln der Seligen einen Bestandteil der Unterwelt bilden, war in späterer Zeit die übliche Ansicht. Daneben fehlte es nicht an Versuchen, E. und Inseln der Seligen auf der Erdoberfläche nachzuweisen, und der bekannteste ist der dem Sertorius zugeschriebene, Sallust. (hist. I frg. 61. 62) bei Serv. Aen. II 640. V 735. Flor. II 10, 2. Hor. epod. XVI 41 ff. und Acro z. St. Plut. Sert. 8f., vgl. Dieterich Nekyia 31f. Hier handelt es sich um die sogenannten Atlantischen Inseln, ihrer zwei, die durch eine schmale Meerenge voneinander getrennt zehntausend Stadien von der afrikanischen Küste liegen; man denkt an die nördlichsten der Kanarischen Inseln, der Insulae Purpurariae, heute Madeira und Porto Santo, die der Straße von Gibraltar gegenüber im Atlantischen Ozean liegen. Im Westen also, wo des Westwinds sanftes Wehen herrscht, an den Enden der Erde, suchte man das E., und in den Inseln westlich von Afrika die Inseln der Seligen, Strab. I 3. III 150. Offenbar nach Philemon erwähnt Plautus Trin. 549f. fortunatorum insulas, quo cuncti qui aetatem egerint casta suam conveniant (,so liberal waren freilich die Älteren mit dieser Belohnung nicht umgegangen’ Rohde Gr. Roman² 214, 1), und Fortunatae insulae hießen die Kanarischen Inseln, Pomp. Mela III 102. Plin. VI 202ff. Flor. II 10, 2. Mart. Cap. VI 702. Auch der platonische Mythos von der im westlichen Meer gelegenen und seither versunkenen Insel Atlantis (im Timaios 21 Aff. und erweitert im Kritias, s. o. Bd. II S. 2116ff. Gomperz Gr. Denker II 475ff.) dürfte im Grunde zurückgehen auf den Mythos vom fernen Totenland. vgl. Marcellus Αἰθιοπικά FHG IV 443, 1 (Schol. Plat. Tim. p. 427 Bkk.) bei Proklos z. Tim. p. 54 F ff., dazu Zemmrich Toteninseln und verw. geogr. Mythen 26ff. Es wurden ferner Scheria, der Phaiaken Insel, und das E. in der gleichen Gegend vermutet, zumal auch, da die Phaiaken mit Rhadamanthys zu verkehren scheinen, Schol. Hom. Od. VII 324 und Eustath. Hom. Od. VII 322 (p. 1582, 1f.). Schol. Eurip. Hippol.
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750. Über die Phaiaken als ,Fährmänner des Todes’ vgl. Welcker Rh. Mus. I 1832, 219ff. (= Kl. Schr. II 1ff.). Preller-Robert Gr. Myth. I 626ff. Was er Charon, Charun, Charos 7, 5. Usener Sintflutsagen 214f., dagegen Rohde Psyche I 81, 2. 83f. Schon in der alten Legende und Poesie erscheint auch das Hyperboreerland als ein seliges Jenseits, das man namentlich im Märchen- und Wunderland Indien suchte, ferner auch im hohen Norden usw., vgl. Rohde Gr. Rom.² 226ff. Roscher Myth. Lex. I 2825ff. Zum Land der Seligen läßt Alexander d. Gr. vordringen Ps.-Kallisthenes II 39ff. Müller. Eine Μακάρων νῆσος gab es mitten im Festland Libyens, offenbar eine Oase dieses Namens, Herodot. III 26. Nach Apion (FHG III 511, 8) bei Schol. Hom. Od. IV 563 und Eustath. z. St. p. 1509, 3lff. hieß E. die Ebene bei Kanobos und Zephyrion in Ägypten (ἀπὸ τῆς Νείλου ἰλύος); vgl. auch Dion. Chrysost. XI p. 188 M. (I 207 Dind.), ferner Etym. M. und Gud. Hesych. Suid. s. v. Ps.-Eudokia 438 (p. 352 Flach). Neben Ägypten wird auch Lesbos angeführt, Etym. M. und Gud. Hesych. Suid. Ps.-Eud.; auch ein heiliger Hain auf Rhodos habe E. geheißen, Etym. 31. und Gud. Nach Polemon (FHG III 146, 93) bei Hesych. Suid. Etym. M. s. v. (vgl. auch Ps.-Eud.) hieß bei den Athenern E. bezw. Ἐνηλύσια ein Platz, wo der Blitz eingeschlagen, vgl. Aischyl. frg. 17 N. (aus Etym. M. s. Ἐνηλύσια). Poll. On. IX 41. Hesych. s. Ἐνηλύσια und Ἐνηλύσιος. Für Kreta als Μακάρων νῆσος ,als irdischer Niederschlag des himmlischen Landes’, vgl. Plin. n. h. IV 58 und Usener Sintflutsagen 199, 3; ebenso war Μακάρων νῆσος alter Name der Akropolis des boiotischen Theben, Hesych. und Phot. s. Μακάρων νῆσος (p. 242, 20)," vgl. Schol. Lykophr. 1204. Usener a. O. Für die Geisterinsel im Norden (Britannien) vgl. Plut. de def. orac. 18; frg. comm. in Hesiod 8 (vol. VII p. 53f. Bern.). Prokop. bell. Got. IV 20. 41 Tzetz. z. Hesiod. Ἔργα 169 und z. Lykophr. 1204. Waser a. O. 7, 3. Ein besonderes E. für Achill war die Insel Leuke (s. d.). für gewöhnlich im Pontos lokalisiert. Und war schon der Phaiaken Insel gewissermaßen ein ,Wunschland’, ähnlich dem E., so war es dann auch z. B. die fabelhafte Insel des Iambulos im Indischen Ozean (man dachte an Ceylon, Sumatra, Bali, östlich von Java, auch an eine der Philippinen usw.), bei Diod. II 55–60, vgl. Rohde Gr. Rom.² 241ff. W. Richter Iambulos. Osterprogr. Schaffhausen 1888. Dergleichen Fabeleien parodierte Lukian in den ,Waliren Geschichten’ II 6ff. Vgl. Rohde Psyche² II 370ff. E. wurde namentlich im Anschluß an λύειν gedeutet. Schol. Hom. Od. IV 563 und Eustath. z. St. (p. 1509, 22f.). Celsus bei Orig. adv. Celsus VII 2 p. 53 L. Hesych. Etym. M. und Gud. Zonar. Serv. Aen. V 735, vgl. auch Doederlein Hom. Gloss. 2451 (ἠλύσιος sei Adjektiv zu ἀνάλυσος κακῶν Soph. El. 142). Ferner wurde E. hergeleitet von einem gewissen Elysios (s. d.). des Eleutherios (oder Eleuther) Sohn, dem frömmsten Mann, Schol. Hom, Od. IV 563 und Eustath. z. St. (p. 1509. 30). Etym. Gud. s. Ἠλυσίων und Ἠλύσιον πεδίον (p. 241, 56. 242, 17). Außerdem liest man u. a. im Etym. M. p. 428. 36: ἢ παρὰ τὴν ἔλευσιν, ἔνθα οἱ εὐσεβεῖς παραγίνονται (παρὰ τὸ ἐλεύσασθαι ἐκεῖσε τοὺς ἀγαθόν) [2476] τι βεβιωκότας Ps.-Eud.), und diese Etymologie billigend übersetzte E. Pape(-Benseler) Wb. d. gr. Eigennamen ,Heimfeld’, Welcker Gr. Götterl. I 820 ,Flur der Hinkunft’, Rohde Psyche² I 76 ,Land der Hingegangenen', Otto Gilbert Gr. Götterl. 18 ,Wanderland’, vgl. auch Preller-Robert Gr. Myth. I 815, 2. Jedenfalls stand das Wort für das Sprachgefühl in Zusammenhang mit ἤλυσις (= ἔλευσις), vgl. νέ–ηλυς, ἔπ–ηλυς usw.; auch an einen innern Zusammenhang zwischen E. und Eleusis läßt sich denken; doch ist die Bildung von E. nicht durchsichtig. Leo Meyer Hdb. d. gr. Et. I (639f. hält den Anklang an ἤλυσις für Zufall, weiß aber selbst keine Etymologie; ,vom Blitz getroffen’ ist kaum die Grundbedeutung von ἠλύσιος (ἐνηλύσιος). Heinr. Lewy Die semit. Fremdwörter im Griech. 219ff. sieht im E. ein ,uraltes phönikisches Kolonialland’; er schließt E. an hebräisch אֱלִישָׁה an (Genes. X 4); mit Dillmann Genes.6 175 denkt er bei Elisa an Sicilien mit Unteritalien, erinnert daran, daß Ezechiel XXVII 7 von Elisa-Inseln oder -Küsten spricht, von wo man in Tyros Purpurstoffe bezog, ferner an Elusa in Aquitanien, an Elusio in der Gallia Narbonensis usw. Auf Elysius campus geht zurück Aliscamps, die Benennung des Gräberfeldes an der Rhone südwestlich von Arles, Usener Sintflutsagen 215f. Über das E. bezw. ähnliche Vorstellungen bei den Kelten vgl. d’Arbois de Jubainville Cours de litt. celt. VI 210ff.; allgemein über den Mythos vom Totenland vom Standpunkt der vergleichenden Ethnographie aus Joh. Zemmrich Toteninseln und verwandte geographische Mythen, Diss. Leipz. 1891 (S. A. aus dem Internat. Arch. f. Ethnogr.). Vgl. noch Rinck Rel. d. Hell. II 464ff. Nägelsbach-Autenrieth Hom. Theol.² 409. Nägelsbach Nachhom.Theol. 410. 415. Welcker Gr. Götterl. I 820ff. Lehrs Pop. Aufs.² 844ff. Tylor Anf. d. Cultur II 96. Preller-Robert Gr. Myth. I 89, 5. 629. 815f. 826ff. Gruppe Gr. Myth. 859, 2. 862ff. Ettig Acheruntica (Leipz. Stud. XIII) S. 277. 338ff. 354. 401f. Dieterich Nekyia 19ff. 111ff. Maass Orpheus 231f. 275ff. Usener Sintflutsagen 201. 259. Norden Herm. XXVIII 1893, 393f.; Verg. Aen. B. VI S. 28f. 33ff. 287ff. 352.