Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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thrakische Halbinsel am Hellespont
Band III,2 (1899) S. 22422251
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1) Die thrakische Ch. Mannigfache Beisätze: ἡ ἐν Ἑλλησπόντῳ Χ. (Herod.) ἡ καταντιπέρας Ἀβύδου (Xenoph.), oft: ἡ Θρᾳκία Χ., ἡ ἐν Θρᾴκῃ Χ., ἡ Θρᾳκική, ἡ μετὰ Θρᾴκην κειμένη, Χ. τῆς Θρᾴκης, ἡ Θρᾳκῷος, Χ. ἡ πρὸς Ἑλλησπόντῳ, ἡ Ἑλλησποντία Χ., Chersonesus ad Propontidem (Plin.). Die Einwohner Χερσονησῖται, Χερρονήσιοι, Cherronenses. Sie streckt sich handähnlich als Fortsetzung des Ἱερὸν ὄρος (jetzt Tekfür dagh) vom thrakischen Festland nach Südwesten.

Litteratur (Auswahl): F. Calvert und M. Neumayr Denkschriften der Wiener Akad. Math. Cl. XL (1880) 358ff. G. A. Choiseul-Gouffier Voyage pittoresque dans l’empire Ottoman III 370ff. Clarke Travels in various countries of Europa II 1ff. Dumont Archives des Missions scientifiques et litéraires II Série tome VI (1864) 463ff. Th. Fischer Länderkunde von Europa II 2, 106. A. Hauvette-Besnault Sur quelques villes anciennes de la Chersonnèse (sic) de Thrace, Bull. hell. IV 1880, 505– 520. Krafft Die polit. Verh. des thrak. Chers. in der Zeit von 560–413, [2243] Stuttgart 1877 (Festschrift). J. B. Lechevalier Voyage de la Propontide et de l’Hellespont. Deutsch Liegnitz 1801, 5ff. K. Mannert Geogr. der Gr. u. R. VII 1, Landshut 1812, 184–206. C. Neumann und J. Partsch Phys. Geogr. v. Griechenl., Breslau 1885, 127ff. Olivier Voyage dans l’empire Ottoman, l’Egypte et en Perse, Par. 1809 I 236. II 41. A. Papadopulos-Kerameus Σημειώσεις τοπογραφικαὶ καὶ ἐπιγραφικαὶ ἐκ Κούμπαγ κτλ. Ἑξαμιλίου, Πλαγιαρίου καὶ Καλλιπόλεως. Ἑλλην. Φιλολ. Σύλλογος ἐν Κωνσταντίνου πόλει Παράρτημ. XVII 97ff. M. Paraníkas Ἑλληνικὸς Φιλολογικὸς Σύλλογος ἐν Κωνσταντίνου πόλει II (1864) 221ff. III (1868) 48ff. A. Prokesch von Osten Denkwürdigkeiten und Erinnerungen aus dem Orient, Stuttg. 1836 I 121ff. 336. A. M. F. Schultz De Chersoneso Thracica capita II, Dissert. Berol. 1853. J. Pitton de Tournefort Voyage du Levant. Deutsch Nürnberg 1777 II 225ff. Viquesnel Journal d’un voyage dans la Turquie d’Europe (Mémoires de la société géolog. de France sér. II vol. I 259). Münzen: Head HN 222-225.

Die ca. 905,4 qkm. grosse Halbinsel (die Insel Rügen hat einen um 184 qkm. grösseren Flächenraum) ist eine jungtertiäre Tafel von einer Höhe von 200–300 m., steigt nach Nordwesten und steiler nach dem Melasbusen (Golf von Xeros) zu an, fällt dort in fast geradlinigem Bruch zu dem tiefen unterseeischen Thal Μέλας κόλπος des Golfs von Xeros oder Saros jäh ab. Der sarmatische Kalk hat in alter wie neuer Zeit Baumaterial geliefert. Maktrakalke sind haufig. Die Tertiärablagerungen sind teilweise aufgerichtet und gestört; sie bilden Hügel an beiden Ufern des Hellespontos. Discordant an- und aufgelagerte, horizontale Schichten von Quaternär (Conglomerate aus Geröllen, Sand und Muschelgehäusen) treten an dieser Meeresstrasse auf. Bei Gallipoli bestehen die quaternären Ablagerungen aus hartem Gestein, das in schroffen Klippen zur See abfällt. Über die geologische Geschichte s. den Artikel Hellespontos. ,Der Tekfür dagh fällt zur Landzunge von Gallipoli ab, die sich beim jetzigen Plajári (türk. Bulaïr) bei nur 134 m. Seehöhe auf 3 km. verengt, so dass hier eine bequeme Stellung zur Verteidigung der Halbinsel und des Hellesponts gegen Angriffe zu Land gegeben ist‘. Die Inseln Lemnos und Aj. Stratios sind Fortsetzungen des Halbinselbodens (Fischer a. a. O.).

Die Strasse des Hellespontos ist einem sehr breiten Strom ähnlich. Wie am Saum des Busens von Xeros durch den Melas (jetzt Kawátz tschaí) veranlasst, finden wir am Ostgestade der Ch. Anschwemmungen durch den Andrang der Propontis, Die kürzeste Entfernung zwischen der Ch. und der Küste Dardaniens beträgt zwischen dem Vorgebirg der Stadt Dardanos (beim jetzigen Tschanák kalessí [Dardanellia]) einerseits und dem Vorgebirge Kynos sema (jetzt Kilíd bachr [17 km. südlich vom alten Madytos]) andrerseits 1,2 km., Strab. II 124 meint wohl diese Entfernung, während zwischen Sestos und Abydos Leandros eine Seestrecke von 4,5 km. (Strab. XIII 591 30 Stadien zwischen den beiden Städten) zu durchschwimmen hatte. Die starke Strömung des Hellespontos geht nach Südwesten. Die Küsten sind auf der Hellespontosseite und um die Südspitze [2244] für den Verkehr günstiger als auf der Westseite. Zwar schneidet der Μέλας κόλπος (jetzt Golf von Xeros oder Saros) 60 km. weit, südlich 30, nördlich 7,6 km. breit, tief in das thrakische Festland ein, aber die nach ihm zu steiler abfallenden Höhen erleichterten den Verkehr in geringerem Masse, als die zahlreichen Vorsprünge der Ostküste, die die Hellespontosenge beherrschen. Nahe dem südlichen Ausgang des Hellespontos werden auch ausdrücklich zwei Häfen genannt: Madytos und Koilos (Koila), Mel. II 26. Plin. n. h. IV 49. Anna Comn. XIV p. 429.

Namen von Vorgebirgen sind uns aus dem Altertum nur wenige bekannt: Μαζουσία ἄκρα Lycophr. 534 und Tzetz. Strab. VII 331 frg. 52; Μαστουσία Ptolem. III 11, 9. Mel. II 25. 27. Plin. n. h. IV 48 (wegen der brustähnlichen Form so genannt, Schol. Lycophr.), jetzt die beiden Vorgebirge Tekéh burún (das westlichere) und Elés burún (nicht von Ἕλλης [sc. πόντος oder τάφος], sondern von der in der Nähe gelegenen alten Stadt Ἐλεοῦς), dem Sigeion der Troas gegenüber; Αἰόλιον (das Windloch [Aeolium, Plin. IV 49 extrema frons Chersonesi]), jetzt das Vorgebirg von Sedíl bachr; Κυνὸς σῆμα (vgl. Κυνόσημον χωρίον Suid.), auch Ἑκάβης σῆμα (s. Hekabe), wo jetzt das europäische Dardanellenschloss Kilíd bachr steht, Schultz a. a. O. 4ff.; ein Vorgebirg, das ohne Namennennung erwähnt wird, Imbros gegenüber gelegen, auf dem das Städtchen Alopekonnesos sich befand (Demosth. XXIII 166), an der jetzt κόλπος Μυρμήδια genannten tiefen Bucht des Kislár-dagh. Σηστιάς ἄκρα Strab. VII frg. 55, zwischen Madytos und Sestos. Es wird da zu suchen sein, wo jetzt die kleine Dardanellenfestung Boghalū liegt. Hier war an einem Ἀποβάθρα genannten Orte der europäische Brückenkopf des Pontons des Xerxes. Die Küste beschreibt Herodot VII 33 als ἀκτὴ τραχέα ἐς θάλασσαν κατήκουσα.

Die Flüsschen der Ch. sind der vielen kurzen Querthäler wegen alle unbedeutend; den längsten Lauf hat der durch die Schlacht von 405 berühmte Aigospotamos, dessen Bett sich quer durch die Halbinsel zieht (jetzt Flüsschen von Bergas und Galatá). Der bedeutendere thrakische Melas mündet an der westlichen Wurzel der Halbinsel.

Was das Klima betrifft, so stimmt es wohl mit dem der Troas (s. d.) und Dardaniens (s. d.) überein. Die starke (südwestliche) Strömung des Hellespontos bringt es mit sich, dass zur Zeit der Winterregen die Temperatur stark fällt. Prokesch (a. a. O. 355) klagte auf seiner Reise in diesen Gegenden Ende Octobers über grosse Kälte.

Die Kalkberge der Ch. gestatten beinahe überall Anbau (im Altertum Getreide [vgl. die Namen Κριθωτή, Κριθέα, s. Ptolem. III 11 ed. Müller p. 491 zu Z. 10], Weizen Plin. n. h. XVIII 66; Ölbäume [vgl. Ἐλαιοῦς], Nutzholz [vgl. Πτελεόν]), und so war das Gebiet der an der wichtigen Seestrasse des Hellespontos günstig gelegenen Halbinsel begehrenswert für Staaten, die selbst nicht ausreichende Bodenerzeugnisse hatten, insbesondere für Athen. Aus der Ch. bezogen die Athener viel Weizen (Schol. Aristoph. eq. 262, daraus Suid. s. Χερρόν. Xenoph. anab. V 6, 25; hell. III 2, 10). Auch aus byzantinischer Zeit haben wir Zeugnisse von der Fruchtbarkeit der [2245] Thäler: Agathias V 12. Muntaner Chronic. c. 201. 209, aus der Neuzeit Olivier a. a. O. I 241. Pitton de Tournefort a. a. O. 226.

Von den Hasen der Ch. berichtet Plin. n. h. XI 190 , dass sie je zwei Lebern gehabt hätten. Bei Versetzung in andere Gegenden sei die eine verschwunden. Der Hellespontos war und ist sehr fischreich.

Das Gebiet der Ch. in politischer Hinsicht. Nach Schol. Apoll. Rhod. Arg. I 925 gab es eine Ansicht, wonach die Halbinsel eine landfest gewordene Insel ist. Nach Ps.-Demosthenes (VII 39) bezeichnete der Altar des Ζεὺς Ὅριος zwischen dem befestigten Ort Πτελεόν und der Λευκὴ ἀκτή die Grenze des athenischen Gebiets gegen das Bereich der festländischen Thraker, und diese Linie wurde im Altertum wohl meist als geographische Markscheide angesehen. Als Grenze galt auch wohl das μακρὸν τεῖχος, das gerade auf dem Hals der Halbinsel von der Mündung des Melas nach Osten zum Vorgebirg Λευκὴ ἀκτή schon unter dem älteren Miltiades zum Schutz gegen die Einfälle der festländischen Thraker angelegt worden war. Diese Linie meint wohl auch Ptolem. XIII 11, 1. 9. Später wurde die Mauer öfters zerstört und wieder hergestellt. Im wesentlichen bestand sie bis auf Lysimachos. Die Reste erweisen sie als einen schönen Befestigungsbau, ähnlich den Bauten von Arkesine auf Amorgos. Sie war 6 km. lang (Dumont a. a. O.). Plinius n. h. IV 48 dehnt die Grenze weiter nach Norden aus, indem er Tiristasis zur Ch. rechnet.

Bewohner. Ein an der Küste bei Gallipoli, dem alten Kallipolis, unmittelbar am Fuss der steilen Klippen der Muschelbänke gefundenes geschlagenes, nicht poliertes Messer aus schwarzem Hornstein (F. Calvert und M. Neumayr a. a. O. 368) könnte auf sehr alte Besiedlung (vgl. Hissarlik) weisen. Auch auf der Ch. spuken Pelasger und Tyrrhener (Schultz a. a. O. 59. 62). Argonautensage s. Bd. II S. 757. In den homerischen Gedichten erscheinen Thraker als Umwohner des Hellespontos (Schultz a. a. O. 56ff.). Die Griechen vor Troia sollen Ackerwirtschaft auf der Ch. betrieben haben (Thukyd. I 11 u. Schol.). Die (lesbische) Niederlassung Sestos wird schon Il. II 836, allerdings an einer Stelle späten Ursprungs genannt. In der historischen Zeit bewohnten Dolonker (Δόλογκοι) die Halbinsel (Herodot. VI 34. Steph. Byz. Constant. Porph. de them. II 2). Im 7. Jhdt. Colonisation von Aiolern (von Lesbos aus: Madytos, Alopekonnesos, Sestos [Schultz a. a. O. 61]) und von Ionern von Miletos und Klazomenai (Limnai, Kardia) und Teos (Elaius). Die Besiedler oblagen meist dem Landbau; neben ihnen wohnten zahlreiche Dolonker. Durchgreifende Einwirkung von griechischer Seite erst durch die Athener im 6. Jhdt. Die Inschriften der Halbinsel sind – wenige Denkmäler für römische Würdenträger ausgenommen – in griechischer Sprache abgefasst.

Die Wohnstätten werden in den betreffenden Artikeln behandelt werden. Hier folgt nur eine Übersicht (s. die Tabelle S. 2247f.).

Mythisches: s. Hekabe, Polydoros, Andromache (Bd. I S. 2152) und o. u. Bewohner.

Geschichte (der einzelnen Städte und der [2246] athenischen Händel im einzelnen s. bei den einschlägigen Artikeln): Im 7. Jhdt. die oben erwähnten Ansiedelungen aiolischer und ionischer Ackerbauer. Kurz nach 561 folgt der Philaïde Miltiades aus Athen mit Genehmigung des Peisistratos einem Ruf der von den Apsinthiern bedrängten Dolonker auf der Ch. Absperrungsmauer s. o. S. 2245. Die athenischen Ankömmlinge nahe der Abschliessungsgrenze in Krithote, Paktye und Kardia. Bildung eines Staatswesens mit Miltiades an der Spitze. Prytaneion Herodot. VI 38. Der Verband hat Bestand bis 447. Krieg mit den Lampsakenern, die offenbar Beziehungen zur Ch. hatten. Auf Veranlassung des Kroisos von Lydien der in die Gefangenschaft der Lampsakener geratene Miltiades freigelassen. Miltiades nach seinem Tode als Oikist verehrt. Sein Nachfolger Stesagoras, Sohn von Miltiades’ Halbbruder Kimon Koalemos (nach 524). Er fällt durch Meuchelmord während eines Krieges mit den Lampsakenern. Von den Peisistratiden dessen Bruder Miltiades (II.) als Herrscher gesendet (vor 514). Er kämpft gegen die Thraker, heiratet dann Hegesipyle, des Thrakerfürsten Oloros Tochter. 496 Skytheneinbruch. Die Dolonker rufen den Miltiades zurück. Nach 500 fährt Miltiades von Elaius nach Lemnos und vertreibt die Tyrrhener. Belagerung von Myrina. 493 verlässt Miltiades die Ch., die in der Folge der persischen Herrschaft unterworfen wird (bis 469). Ch. wichtig für die Perser behufs ihrer Unternehmungen gegen Thrakien und Griechenland. Schiffbrücken zwischen Abydos und einem Punkt zwischen Sestos und Madytos. Xerxes durchzieht die Ch. 480. Der Perser Artayktes im Besitz des Protesilaion bei Elaius, s. Bd. II S. 1327. 478 Sestos durch die hellenische Flottenbesatzung genommen, Artayktes, der Befehlshaber von Sestos, bestraft. 477 bemächtigt sich Pausanias aus Sparte der Stadt Sestos. 476 gewinnt Kimon, des Miltiades (II.) Sohn, Sestos für die Athener. Der vertriebene Pausanias begiebt sich nach Kolonai in der Troas. Die Ch. bis 405 im Schutzverhältnis zu Athen. 452 1000 Kleruchen der Athener; zinspflichtige Städte: Alopekonnesos, Kallipolis, Elaius, Limnai, Madytos, Sestos und Ch. (Agora). 448 erneuert Perikles das μακρὸν τεῖχος. Seit 443/2 Teil des hellespontischen Tributbezirks. 431 unterstützen die Chersonesiten Athen mit Geld und Soldaten. 411 die hellespontischen Gewässer Schauplatz der Ereignisse im peloponnesischen Krieg. Der Spartiate Derkyllidas im Hellespontos, der Athener Strombichides in Sestos. Mindaros aus Sparte fängt athenische Schiffe bei Elaius ab. Die Athener Thrasyllos und Thrasybulos besiegen bei Kynossema die peloponnesisehe Flotte. Thymochares mit wenigen athenischen Schiffen bei Elaius geschlagen. 408 Alkibiades an der Ostküste der Ch. 405 Schlacht am Flüsschen Aigospotamoi. Lysandros bemächtigt sich der Stadt Sestos. Die Ch. spartanisch. 402 Beunruhigungen durch Thraker. Der Reisläufer Klearchos, vorher Harmost in Byzantion, hilft den Hellenen, die ihn unterstützen. Kyniskos(?) aus Sparte auf der Ch. Neue Einfälle der Thraker. 398 durch Derkyllidas das μακρὸν τεῖχος erneuert. Harmosten aus Sparte. Zug des Agesilaos nach Asien. Nach der Schlacht bei Knidos 394 befestigt Derkyllidas Sestos. [2247]

Name der Stadt, des Castells, des Heiligtums u. s. w. Älteste Belegstelle. Stelle der Realencyclopädie oder F. Schulz a. a. O.
Ἀγαθόπολις Pachym. VI 4 s. Bd. I S. 763
Ἀγορή St. Herodot. Bd. I S. 877 (richtiger mitten auf dem Hals der Ch.). Schultz 24ff.
Ἀγοραῖον τεῖχος Steph. Byz.
Αἰγὸς ποταμοί St. u. Fl. Herodot. Bd. I S. 977.
Αἰόλιον Vgb. Plin. Aeolium s. o. in Bd. I S. 1034 nachzutragen.
Ἀλωπεκόννησος St. Demosth. Bd. I S. 1597.
Ἀποβάθρα Brückenkopf Strab. XIII 591 Bd. I S. 2817.
Ἄργος Altar App. Syr. 63 Schultz 63; vgl. Bd. II S. 789.
Ἀφροδισιάς St. Ptolem. Bd. I S. 2726f.
Ἀφροδίτης πόλις Steph. Byz.
Ἄραπλος St.
Ἄραλος St.
Ἄραυρος St.
Skyl. Bd. II S. 379.
Const. Porph. s. Ἄραπλος Bd. II S. 379.
Hierokl. s. Ἄραπλος Bd. II S. 379.
Ἀρριανοί Ortsch. (?) Gebiet (?) Thukyd. Schultz 38 und Bd. II S. 1228.
Caela, Cuela s. Κοῖλα
Δράβος St. Strab. Schultz 30, s. auch Ἄραπλος Bd. II S. 379.
Ἑκάβης σῆμα oder ἄκρα Diod. s. o. S. 2244.
Ἐλαιοῦς St. Herodot. Schultz 32ff.
Ἕλλης τάφος Herodot. Schultz 20.
Ἑξαμίλιον St. Ptolem. Schultz 15.
Ἡρῦς πύργος Turm Strab. s. Hero.
Θῆσκος St. Agathias Schultz 28f.
Ἴδακος St. Thukyd. Schultz 38.
Ἴδη St. Skyl. Schultz 30.
Κάληρος St. s. Ἀλωπεκόννησος Steph. Byz. Schultz 31.
Καλλίπολις St. Alex. Polyh. Schultz 50ff.
Καρδίη St. Herodot. Schultz 16. [2248]
Καρδιόπολις Ptolem. s. Kαρδία.
Κίβερις St. Prokop. Schultz 28f.
Κίσσα Plin. Schultz 53f.
Κοῖλα St. Münzen, Ptolem. Schultz 36. 39.
Κοίλη Act.concil.
Nic. CCII 351
Schultz 39f.
Κοιλία Hierokl. Schultz 39f.
Κοῖλος λιμήν Mela Schultz 39.
Κύλλα Ptolem. Schultz 39.
Κρῆσσα Skyl. Schultz 53f.
Κριθέα Ptolem. Schultz 54; s. o.
Κριθωτή Skyl. Schultz 52.
Κυνόσμον χωρίον Suid. s. d. Art.
Κυνὸς σῆμα Vgb. Thukyd. s. o. 2244.
Λευκὴ ἀκτή Rhede, Castell Herodot. Schultz 15. 28.
Λίμναι St. Herodot. Schultz 30.
Λυσιμάχεια St. Diod. Schultz 15. 16. 19. 20.
Μάδις St.
Mάδυτος St.
Ptolem.
Hekat. Schultz 30. 35ff.
Mαζουσία Vgb. Lykophr. s. o. S. 2244.
Mαζούσιοι Bewohner eines Fleckens (?) Mαζουσία Zenob. V 25 s. d. Art.
Mαστουσία Vgb. Ptolem. s. o. S. 2244.
Παιών St. Skyl. Schultz 30.
Πακτύη St. Hellanikos Schultz 20.
Πάνορμος Hafen Plin. Schultz 32.
Πρωτεσιλάειον Heroon Strab. Schultz 34f.
Πτελεόν Ort Herodot. Schultz 15. 29.
Quila s. Κοῖλα
Σηστιὰς ἄκρα Vgb. Strab. Schulz 6.
Σηστός St. Ilias Schultz 40ff.
Χερσόνησος St. Hekataios s. u. Nr. 3.

[2249] Der Perser Pharnabazos kann es nicht einnehmen. Der Athener Thrasybulos sucht die Chersonesiten für Athen zu gewinnen. Die Lakedaimonier schicken den Anaxibios, die Athener den Iphikrates, der Guerillakrieg führt und die Halbinsel für Athen gewinnt, bis sie 387 durch den Königsfrieden frei wird. Der Abydener Philiskos unterwirft in Diensten des hochverräterischen Persers Ariobarzanes die Ch. Nach seiner Ermordung belagert der Odryserkönig Kotys Sestos, nach ihm Maussollos von Karien, der auf die Vorstellungen des Agesilaos abzieht. Timotheos von Athen bekommt von Ariobarzanes Sestos und Krithote für Athen (um 365), wird beauftragt, die ganze Halbinsel für Athen zu gewinnen, erobert 364 Elaius und andere Ortschaften (Beute 1200 Talente). Ihn ersetzt 363 Ergophilos aus Athen mit wenig Erfolg, darauf Menon (361) und hernach Kephisodotos. 360 Timomachos im Kampf gegen Kotys, hierauf Iphikrates, der mit Hülfe der Abydener Sestos einnimmt. Der Orite Charidemos, ursprünglich in Diensten des Timotheos, sucht 361 verräterischerweise Krithote und Elaius den Athenern zu entreissen, führt mit dem von Athen gesendeten Kephisodotos, der das Seeräubernest Alopekonnesos angreift, Krieg, zwingt ihn zu einem schimpflichen Frieden. Wegen der Auslieferung des Miltokythes an die Kardianer, die erbittertsten Feinde der Athener, bekämpfen die Thraker Berisades und Amadokos mit den Athenern den Charidemos. Kersobleptes, der Sohn des Kotys, tritt in einem Vertrag die Ch., Kardia ausgenommen, den Athenern ab. Chabrias, Feldherr gegen Charidemos, wird zu einem schmählichen Vertrag gezwungen. Die Athener billigen diesen Vertrag nicht, sondern schicken zehn Gesandte an Kersobleptes. 358 wird Chares mit Vollmachten von Athen nach der Ch. geschickt. Hierauf Vertrag mit Charidemos. Athenodoros aus Athen Sachwalter der Kinder des verstorbenen Berisades. Simon und Bianor auf Seite des Prätendenten Amadokos. 353 die Ch. vertragsmässig im Besitz der Athener nach Einnahme von Sestos durch Chares. Nach 353 Kleruchen (Ἀθηναῖοι ἐν Χερσονήσῳ CIA II 116). Bürgerrecht und Ehren fur Kersobleptes. 352 Anträge des Aristokrates, dawider Euthykles mit der von Demosthenes ausgearbeiteten Rede (XXIII) vor den Heliasten. Philippos II. von Makedonien wird dem athenischen Besitz auf der Ch. gefährlich. Sein Bündnis mit den Kardianern. 351 Charidemos Feldherr der Athener. 349 plündert Philippos die Ch. 346 zehn athenische Gesandte an Philippos, um Frieden abzuschliessen. Philokrateischer Friede. Die Ch. den Athenern zugesichert, Kardia ausgenommen. In Athen des Demosthenes Partei obenauf. 343 Diopeithes mit athenischen Kleruchen nach der Ch. geschickt. Brief des Philippos an die Athener über Kardia. Agora von Philippos beansprucht. Demosthenes’ Rede über die Halonnesos. Auf athenischer Seite wird ausgeführt, die Grenze der athenischen Besitzungen nach Norden sei die Linie zwischen Leuke, Akte und Pteleon (s. o.). Feindseligkeiten des Diopeithes gegen die Kardianer und Thrakien. Zweiter Brief des Philippos (Anklagen gegen Diopeithes). 341 Demosthenes’ erfolgreiche Rede über die Ch. (VIII, für Diopeithes) und [2250] dritte philippische Rede. Ein Heer des Philippos durchzieht die Ch. Mitteilung des Philippos hierüber an die Athener. 340 Eroberung von Städten der Ch. durch Philippos. Um diese Zeit (?) Ehrung der Athener seitens der chersonesischen Städte Elaius, Madytos und Alopekonnesos. 338 die Ch. makedonisch. Zu Alexandros’ Zeit Hekataios Tyrann von Kardia. 334 Zug des Alexandros mit seinem Heer nach Sestos zum Übergang nach Asien. Alexandros in Elaius beim Protesilaion. Nach Alexandros Tod die Ch. unter Lysimachos von Thrakien. 309 durch ihn Lysimacheia mit Einwohnern von Kardia und Paktye gegründet und befestigt. 286 Lysimachos im Lysimacheion ebendort bestattet. 280 Seleukos am Altar Argos ebendort getötet. Die Galler bemächtigen sich Lysimacheias und der ganzen Ch. 279/8. Von Antigonos Gonatas bei Lysimacheia geschlagen. Die Ch. 262 (?) im Besitz des Antiochos II., 247 des Ptolemaios Euergetes. Lysimacheia beim aitolischen Bund. 202 bemächtigt sich Philippos III. von Makedonien der chersonesischen Städte und behält sie bis 197. Hierauf Einbrüche der Thraker, dann 195 des Antiochos d. Gr. von Syrien, der den Chersonesiten Wohlthaten erweist. Von den an Antiochos d. Gr. Hof geschickten zehn römischen Gesandten P. Lentulus, P. Villius, L. Terentius in Lysimacheia. 192 bei den Thermopylen besiegt, hält sich Antiochos d. Gr. in Lysimacheia auf, das er befestigt. 191 Sestos für ihn verloren. L. Cornelius Scipio erobert Lysimacheia und die Ch., setzt dann von da nach Asien über. 190 bekommt gemäss dem Frieden mit Antiochos Eumenes von Pergamon die Ch. von den Römern. Unter seinem Nachfolger Attalos II. Philadelphos Einfall des Diegylis, Königs der Kainer, der später von Attalos gefangen wird. 133 im Testament des Attalos III. die Ch. römisch. Wahrscheinlich Teil der Provincia Macedonia. 88 gehört ein Teil der Ch. dem Mithradates von Pontos. Bedrückungen der Ch. durch L. Piso. Später öfters Durchzüge römischer Truppen: des P. Cornelius Dolabella, des M. Brutus und C. Cassius. Im Besitz des M. Vipsanius Agrippa, 12 durch Erbschaft Eigentum des Octavianus Augustus. 11 Einfall des Vologaesus; dessen Vertreibung durch L. Piso. Nach Christus unter Vespasian ein Teil der Provincia Europa. Hadrianus erweist verschiedenen Städten Wohlthaten. Eine römische Strasse von Aprum nach Kallipolis oder Sestos. Nach der Gründung des Kaisersitzes in Byzantion wichtiges Bollwerk. Einfälle der Geten. 558 n. Chr. gegen die Hunnen unter Zaberges von Germanos verteidigt. 814 der Bulgare Crumus erobert Hexamilion, rückt bis Sestos vor. Später beunruhigen die Genueser die Ch., und Türken fallen in Thrakien ein. 1204 nach der Einnahme von Byzantion durch die Lateiner die Ch. den Venetianern zugesprochen, Kallipolis von Marco Dandolo und Jacopo Viadio eingenommen. Den Venetianern wird die Halbinsel durch Joannis Dukas, den Feldherrn der Nikaeer, abgenommen, von Kataloniern, Arragonesen und Amogabaren besetzt, Kallipolis, Madytos, Hexamilion gegen die Griechen verteidigt (bis 1308). 1357 erobern die Türken Semenik-hissar (s. J. Pitton de Tournefort a. a. O. 232ff.), Kallipolis und Madytos. Nach 1453 von den Türken [2251] die älteren Dardanellenbefestigungen angelegt, 1659 die neuen, die öfters verstärkt wurden.