Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Landschaft zwischen Babylonien und Persis = Susiana = Susa, ab 750 v. Chr.
Band V,2 (1905) S. 24582467
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Elymais, ἡ Ἐλυμαΐς, das Land der Elymaei, Ἐλυμαῖοι. 1) Landschaft zwischen Babylonien und Persis. Über die Lage im einzelnen gehen die Angaben der alten Schriftsteller auseinander. Herodotos nennt den Namen überhaupt nicht, sondern versteht unter der Bezeichnung Κισσίη χώρη (s. Kissia) das ganze Gebiet zwischen Babylonien und Persis, den achten Steuerkreis im Achaimenidenreiche (III 91, 4). Arrian nennt E. gleichfalls nicht, sondern statt dessen ἡ Σουσιανή (s. Susiana). Dagegen unterscheiden Strabon, Plinius und Ptolemaios deutlich zwischen den drei Namen, und Marcianus von Heraclea, der die Kissioi nicht nennt, zwischen den beiden anderen. Für Strabon (XV 727) ist Susis die Landschaft zwischen Babylonien, der Meeresküste und Persis; im Norden grenzt E. an (XV 732. 744). Bei Plinius (n. h. VI 135f.) bildet der Fluß Eulaeus (s. d.) die Grenze zwischen Susiana (westlich) und E. (östlich). Ptolemaios (VI 3, 3) und Marc. Heracl. I 21 rechnen das Gebiet der Elymaeer zu Susiana, aber, im Gegensatz zu Strabon, gilt ihnen gerade der südliche Teil, die Küstenlandschaft, als E. Steph. Byz. endlich bezeichnet das Land der Elymaeer, das er Ἐλύμαι nennt, als den Teil Assyriens, der nach Persien zu und in der Nähe der Susis gelegen ist.

Zur Lösung dieser Verwirrung gibt es nur einen Weg: die Annahme, daß E. und Susiana im Grunde genommen identisch sind, und daß die sachliche Unterscheidung beider Namen erst später und nicht ohne Willkür unternommen worden ist. In der Tat erweist sich E. durch die Keilinschriften und die Bibel als die alte Bezeichnung; Susiana oder Susis ist lediglich griechische Ableitung von Susa und bezeichnet ursprünglich gewiß auch nur das Gebiet der alten Hauptstadt, um dann freilich später auf die ganze Landschaft ausgedehnt zu werden.

Der Name E. geht auf die hebräische Form [2459] zurück: Ἑlām (עֵילָם‎), LXX Ἐλάμ, Vulg. Aelam, Euseb. onomast. 84, 25 Aἰλάμ, Isid. etym. IX 2, 3 Elam. Das Nomen gentile Ἐλαμῖται Leon Imp. ed. Migne p. 353 c. Sokr. h. e. I 8, 8, Ἐλαμῆται (Hesych.) oder Ἐλαμεῖται, Aelamitae, Αἰλαμῖται, Elamitae, so auch, nebst törichter Etymologie, Optatus de schism. Donatist. III 2. Dagegen Joseph. ant. I 143 Ἔλαμος-Έλυμαῖοι (so auch Tob. 2, 10. Jud. 1. 6 und an den übrigen apokryphischen Stellen); Suid. Ἔλυμα-Ἐλυμαῖος. Die Form Elami als Volksname steht Iul. Val. Alex. II 23; Elumei Persi (nach Sieglins Korrektur, anstatt Flumei Persi) Tab. Peut. Bei den armenischen Geographen lautet der Name Ēlimaçikh, s. Saint-Martin Mém. hist. et géogr. sur l’Arménie, Paris 1819, II 370. 438. Über die ägyptische Namensform vgl. W. M. Müller Asien u. Europa. Lpz. 1893, 277. Die babylonisch-assyrische Form Elammat, Elamtu (Nomen gentile Elamai, Elamū) wird entweder als ,Hochland‘ (so gewöhnlich) oder als ,vorderes, östliches Land‘ (so Jensen und Meissner Ztschr. f. Assyr. VI 1891, 170) gedeutet.

In der vorpersischen Zeit erstreckte sich das Reich Elam westwärts bis über den Kerẖah, zu Zeiten wohl sogar bis an den Tigris, im Süden bis an das Meer, im Norden und Osten mindestens bis an das Gebirge heran, dessen unzugänglichsten Teile jedenfalls wie später von einer Reihe unabhängiger Stämme besetzt waren. Die Südostgrenze ist nicht bestimmbar, doch werden wir kaum fehlgehen, wenn wir annehmen, daß sie mit der späteren ungefähr zusammenfiel. Als solche galt der Fluß Oroatis, der nach Plin. n. h. VI 111 E. von der Persis schied. Flüsse Elams sind nach den assyrisch-babylonischen Inschriften Uknu (Choaspes, Kerẖah), Ulai (Eulacus, Dizful-Rūd und Kārūn), Idide oder Ηudẖud und Naditi, beide noch nicht näher zu bestimmmen; doch dürfte in dem ersteren irgend ein Nebenfluß des Dizful-Rūd zu erblicken sein. In späterer Zeit werden außerdem genannt: Pasitigris (Kārūn), Mosaeus, Brisoana, Ortacia und als Nebenflüsse des Eulaeus Aduna und Hedyphon. Elam – dieser Name diene zur Bezeichnung des gesamten Gebietes anstatt der mißverständlichen Benennung E. – zerfällt seiner natürlichen Beschaffenheit nach in drei Teile: 1. das heiße sumpfige, infolge vorgelagerter Schlammbänke schwer zugängliche Küstenland, das außerdem noch von Schlangen zu leiden hat, die in den Flüssen herabkommen (Plin. n. h. VI 136); 2. das rauhe Gebirgsland im Norden (und Osten), Strab. XI 522. XVI 744; 3. dazwischen eine Zone Landes, das im Altertum sehr fruchtbar und wohl angebaut war (Strab. a. a. O.). Hier in der von dem Choaspes, dem Eulaeus und mehreren Dutzend anderer Wasseradern durchzogenen Ebene lag auch die alte Hauptstadt Susa. Andere Städte waren Sostra (Plin. n. h. XII 78, wonach VI 136 herzustellen) und ein Seleucia. Von Landschaften, die zu E. gehörten, werden genannt: Charakene (Plin. n. h. VI 136). Gabiane, Korbiane, Massabatike (Strab. XVI 744); letzteres wurde von anderen zu Medien gerechnet (Strab. XI 524). Als Grenzvölker, die in den Gebirgen saßen, werden erwähnt: Marder, Uxier und Paraitakener nach Persien zu, die Kossaier nach Medien hin, die Sagapener und Silakener, [2460] deren Wohnsitze vermutlich im Nordwesten zu suchen sind (Strab. XI 522. 524. XV 732. XVI 739. 744). Näheres s. bei den einzelnen Artikeln, namentlich bei Susiana.

Von der Geschichte Elams, bezw. der E. wußte man bis vor kurzem nur außerordentlich wenig. Wer hätte aus den kargen Bemerkungen der Bibel, der Griechen und der Römer herauszulesen gewagt, daß wir in den Elymaeern die Überbleibsel eines Volkes zu erblicken hätten, das Jahrhunderte lang den Babyloniern und Assyrern als ebenbürtige Großmacht gegenüberstand. Die Bereicherung unseres Wissens verdanken wir der Entzifferung der Keilinschriften. Was zunächst die ethnologische Stellung des Volkes anlangt, so steht Elam Gen. 10, 22 unter den Söhnen Sems. Das Äußere der auf assyrischen Reliefs dargestellten Elamiten scheint dem nicht zu widersprechen, wohl aber die Überreste der elamitischen Sprache. Das Elamitische ist weder indogermanisch noch semitisch, sondern agglutinierend; freilich läßt es sich in keine der bekannten Sprachgruppen eingliedern, wenn auch Berührungspunkte mit einzelnen derselben, wie den turkotatarischen und den kaukasischen Sprachen, nicht fehlen. Die elamitischen Sprachdenkmäler sind in Keilschrift abgefaßt, und zwar die ältesten in einer bestimmten Spielart der altbabylonischen Schrift, wie sie gegen Ende der 3. und am Anfang der 4. Dynastie in Babylon in Gebrauch war. Später wurde die Schrift mannigfach umgestaltet und entfernte sich dadurch in vielen Punkten von der babylonisch-assyrischen. Die ältesten Inschriften wurden auf Backsteinen, steinernen Säulen und anderen Objekten in den Ruinenhügeln Susas und auf Ziegeln in der Nähe des heutigen Bušîr am Persischen Meerbusen gefunden. Zwei größere und mehrere kleinere Felseninschriften, begleitet von einer großen Zahl Figurenreliefs, wurden auf der Hochebene von Mā-amīr, ostsüdöstlich von Suster, entdeckt. Daselbst fand man auch einige Tontäfelchen mit elamitischer Schrift: schon vorher waren aus der königlichen Bibliothek von Nineve-Kujunģik etwa zwei Dutzend ähnlicher Texte bekannt gewesen. Eine kleine Anzahl elamitischer Glossen enthalten die lexikographischen Arbeiten der assyrischen Grammatiker. Das wichtigste Hülfsmittel für die Erforschung der elamitischen Sprache bieten die Inschriften der Achaimeniden, von denen die meisten in den drei Sprachen: altpersisch, elamitisch und babylonisch, abgefaßt sind. An der Entzifferung der elamitischen Schriftdenkmäler beteiligten sich namentlich Hincks, Norris, Mordtmann, Oppert, Sayce, deren Arbeiten in den Veröffentlichungen des Unterzeichneten eingehend gewürdigt sind. Neuerdings haben besonders Jensen, Heinrich Winkler, Hüsing, W. Foy, Bork und, in besonders hervorragender Weise, V. Scheil, der die epigraphischen Funde der französischen Expedition de Morgan bearbeitet, die Kenntnis der elamitischen Sprache gefördert.

Elam stand sicher schon in sehr früher Zeit unter dem Einfluß der babylonischen Kultur. Die Erzählung von dem siegreichen Kampfe, den der altbabylonische Heros Gilgamos (s. d.) mit dem elamitischen Halbgott Humbaba führte, spiegelt wahrscheinlich eine historische Tatsache wieder. [2461] Šargani-šar-ali (Sargon I.) von Agade, der Vater Naram-Sin's, welch letzterer von Nabuna'id (s. Nabonnedos) 3200 Jahre vor seiner Zeit angesetzt wird, Alu-ušaršid von Kiš, Gudea, Fürst von Lagaš, Mutabil, Statthalter von Durilu, Bur-Sin und Ide-Sin von Ur sollen Elam und angrenzende Länder, wie namentlich Anan, bezwungen oder besessen haben. Von Dungi und Gimil-Sin von Ur sind Backsteine mit Inschriften in Susa selbst gefunden worden. Die ältesten Herrscher von Elam, von denen Inschriften erhalten sind, nennen sich auch noch nicht Könige, sondern legen sich Titel bei, die eine gewisse Abhängigkeit andeuten, wie Karibu-ša-Inšušinak (Lesung des Anfangs provisorisch) ,Fürst von Susa, Statthalter von Elam‘, Kal-Ruḫuratir, Sohn Idadus I., und sein Sohn Idadu II. ,Fürst von Susa‘. Die Sprache ihrer Inschriften ist sumerisch oder babylonisch. Um 2280 war Elam selbständig; sein König Kudur (oder Kutir) -Naḫunte I. fiel in Babylonien ein und plünderte das Land. Wahrscheinlich bezieht sich auf diesen Kudur-Naḫunte eine Weihinschrift eines gewissen Temti-agun, der sich ,Bote von Susa, Schwestersohn des Širukdu‘ nennt. Ein anderer Neffe oder Enkel Sirukdus hieß Simebalar-ḫuppak und war selbst König. In dieselbe Zeit gehört wohl auch Šilḫaḫa mit seinen Enkeln oder Neffen: Kuk-Kirmeš (Kuk-Kirpiaš u. ä.), Sohn eines Lankuku(?), Temti-halki, Bruder eines Kurigugu, Kuk-KasutaS, Sohn eines Kal-Uli, und Attaḫušu. Die drei erstgenannten bezeichnen sich als ,großer Bote, Bote von Elam, Sippar und Susa‘, Attaḫušu dagegen nennt sich ,Hirt der Leute von Susa‘; ihre Inschriften sind kurz und berichten von Tempelbauten. Der Gen. 14 genannte König Kēdor-Lā'ômer, der mit drei babylonischen Vasallen einen Feldzug nach Palästina unternommen haben soll, müßte gleichfalls um diese Zeit oder etwas später gelebt haben. Sein Name ist echt clamitisch (Kudur-Lagamar), aber inschriftlich noch nicht nachgewiesen. Wenn Ἁmrāphel von Šin'ār identisch ist mit Ḫammurabi von Babylon, so muß man annehmen, daß unter Kĕdor-Lā'ômer oder bald nach ihm die elamitische Oberherrschaft über Babylon fürs erste ihr Ende erreichte. Weiter sind zu nennen Pala-iššan, Paḫir-iššan, Sohn eines Iri-ḫalki, Attarkittaḫ desgleichen, Ḫumbannummena I., Sohn eines Šilḫaḫa (II. ?), alle diese nur aus späteren Erwähnungen bekannt. Undas-AN-GAL (Lesung des 2. Teiles, der ideographisch geschrieben ist, noch nicht festgestellt) ist bis jetzt der erste, welcher Inschriften in elamitisch-anzanischer Sprache hinterlassen hat. Er und diejenigen seiner Nachfolger, welche sich dieser Sprache bedienen, nennen sich ,König von Anzan-Šušunka‘. Von Untahaš-AN-GAL und Kidin-Ḫutran, Söhnen des Paḫir-iššan (II. ?), sind noch keine Inschriften bekannt, ebensowenig von Ḫurbatila, der mit Kurigalzu III. von Babylonien Krieg führte, und von Kidin-Ḫutrutaš, der zu den Zeiten der babylonischen Könige Bel-nadin-šum und Adad-šum-iddin in das Euphratland einfiel. Damit haben wir ziemlich den Ausgang der dritten Dynastie von Babylon (ca. 1100; erreicht. Šutruk-Nahḫunte I., Sohn des Ḫalluduš-Inšušinak, ,König von Anzan-Šušunka, Fürst der Ḫapirti (einheimischer Name der Elamiten)‘ beseitigte [2462] Bel-nadin-ahe, den letzten König der 3. Dynastie von Babylon, und entführte eine Menge Schriftdenkmäler, darunter eine Reliefstele Naram-Sins von Agade und eine andere, von Melišiḫu von Babylon herrührende, nach Susa. Wahrscheinlich ist auch bei dieser Gelegenheit die berühmte Stele mit dem Gesetzbuch Ḫammurabis nach Susa gekommen. Diese wertvollen Denkmäler sind von der französischen Expedition de Morgan gefunden worden. Die beiden Söhne Šutruk-Naḫḫuntes, Kutir-Naḫḫunte II. und Šilḫiak-Inšušinak, regierten nach einander. Ihre Inschriften, besonders die zahlreichen Silḫak-Inšušinaks, berichten von einer großen Anzahl Bauten, namentlich Wiederherstellung von Tempeln, deren erste Gründer mitgenannt werden. Šilḫak-Inšušinak hatte drei Töchter und sechs Söhne, von denen zwei, Hute-luduš-Inšušinak und Silḫinaḫamru-Lagamar, regiert haben. Zu ihrer Zeit oder wenig später werden die siegreichen Kämpfe Nebukadnezars I. von Babylon mit Elam stattgefunden haben. Eigene Inschriften haben sie nicht hinterlassen, ebensowenig der später regierende Ḫubannummena II., aber wieder dessen Sohn Šutur-Naḫḫunte oder Šutruk-Naḫḫunte II. Dieser bedient sich bereits einer jüngeren, vereinfachten Form der elamitischen Schrift, die sich von der etwa gleichzeitig in Babylonien aufkommenden neubabylonischen Schrift vielfach unterscheidet. Hatte Šutruk-Naḫḫunte II. aber noch in elamitischer Sprache geschrieben, so bedienten sich Inšušinak-sunkik-nappanna (eventuell semitisch-babylonisch zu lesen Šušinak-šar-ilani) und Tepti-aḫar – beide mit dem Titel ,König von Susa‘ – der babylonischen. In Babylonien folgten auf die 4. Dynastie, der u. a. der obengenannte Nebukadnezar I. angehört hatte, drei kurzlebige Dynastien: die 5. mit 21, die 6. mit 20 und die 7. mit 6 Jahren. Letztere war nur durch einen Herrscher vertreten, einen Elamiten noch unbekannten Namens. Es wäre nicht ausgeschlossen, daß er mit Inšušinak-sunkik-nnappana oder mit Ḫuban, dem Vater des Königs Ḫalluduš-Inšušinak II., identisch war. Eine Inschrift des letztgenannten, sowie diejenigen des Tepti-Ḫuban-Inšušinak, Sohnes des Šilḫak-Inšušinak II., sind wieder elamitisch abgefaßt. Ob der König der Māl-Amîr-Inschriften, Ḫanni, Sohn Taḫḫiḫi(-Kutur?)s, und der von diesem erwähnte Šutur-Naḫḫunte, Sohn Indadas, ganz Elam beherrscht haben oder nur Lokalfürsten gewesen sind, läßt sich noch nicht ausmachen.

Soweit wir bis jetzt die politischen Verhältnisse zu erkennen vermögen, haben Elam und Babylonien in alter Zeit, wenn nicht eine starke Hand die Herrschaft über beide vereint führte, einander immer feindlich gegenübergestanden.

Mit dem Emporkommen der assyrischen Macht ändert sich das Bild. Babylon und Elam verbünden sich gegen den gemeinsamen, mächtig aufstrebenden Nebenbuhler im Norden. Samsi-Adad IV. (824–812) ist der erste assyrische König, der Elam nennt. Es stand nebst andren Nachbarstaaten auf Seiten seines Gegners, des babylonischen Königs Marduk-balațsu-iķbi. Tiglatpileser III. eroberte um 745 ein Stück elamitischen Gebietes. Von nun an können wir folgende Reihe der elamitischen Könige aufstellen: [2463]

  • Ummanigaš, wahrscheinlich identisch mit Ummanigaš, Sohn des Umbadara (ca. 742–717); Krieg mit Sargon von Assyrien. Schlacht bei Durilu 720 und darauffolgende Verwüstung Assyriens.
  • Šuturnaḫundi (assyrisiert; Ištarḫundu), Schwestersohn des Vorigen (717–699); Kämpfe mit Sargon. Entthront von seinem Bruder
  • Ḫallušu (699–693); Kämpfe mit Sanherib von Assyrien. Ašur-nadin-šum, Sohn des Sanherib, König von Babylon, wird gefangen genommen und nach Elam geschleppt, dessen König den Kaldaeer Nergal-ušezib (Šuzubu) auf den babylonischen Thron setzt. Ḫallušu kommt in einem Aufstand um. Sein Nachfolger
  • Kudur(naḫundi) regiert 10 Monate (693–692); nach seinem gewaltsamen Tode folgt sein jüngerer Bruder
  • (Umman-)Menanu (692–687); schlägt im Bunde mit Mušezib-Marduk von Babylon Sanherib bei Ḫalule, erkrankt aber im vierten Jahre seiner Regierung, wodurch Sanherib Gelegenheit findet, die Scharte auszuwetzen, Babylon erobert und seinen König gefangen nach Assyrien abführt.
  • Ḫummaḫaldas (Umman-aldasi) I. (687–680), starb an einer Verletzung durch Feuer (oder durch ein hitziges Fieber?).
  • Hummahaldaš II. (680–675); im letzten Jahre Einfall in Babylonien. Sein Bruder
  • Urtaki (Urtagu u. ä.) hält anfangs Freundschaft mit Asarhaddon von Assyrien und Babylonien; später Krieg mit dessen Sohn Asurbanipal (668–625); starb ,vorzeitig‘, wahrscheinlich ermordet durch seinen Bruder und Nachfolger
  • Teumman, der die Mitglieder seines Hauses auszurotten sucht. Die Söhne seiner Vorgänger fliehen zu Asurbanipal, der ihnen Schutz gewährt. Teumman, der vergebens ihre Auslieferung verlangt und Assyrien angreift, wird geschlagen und samt seinem ältesten Sohne auf der Flucht getötet. Asurbanipal teilt das Reich und setzt
  • Ummanigaš II. und Tammaritu I., Söhne des Urtaki, als Könige ein. Ersterer verbündet sich mit Šamaššumukin (Saosduchinos) von Babylon, dem Bruder Asurbanipals, gegen diesen, wird aber mit seiner Familie von seinem Vetter Tammaritu II., einem Sohne des Ummanigaš, erschlagen. Dieser stellt sich gleichfalls feindlich gegen Asurbanipal und will Saosduchinos zu Hülfe eilen, wird aber durch die Empörung eines gewissen
  • Indabigaš entthront und gezwungen, nach Nineve zu fliehen, wo er Verzeihung findet. Indabigaš wird bald durch
  • Ummanaldasi III., den Sohn eines Generals, getötet. Gleichzeitig erhebt sich im Süden ein gewisser
  • Umbaḫabua (Lesung nicht ganz gewiß); ein dritter Prätendent heißt
  • Pa'e. Nach Niederwerfung des babylonischen Aufstandes (648), wobei Saosduchinos den Tod in den Flammen fand, zieht Asurbanipal wieder nach Elam und setzt
  • Tammaritu II., den Sohn des Ummanigaš, wieder ein. Dieser fällt wieder ab und wird [2464] zum zweitenmale entthront; sein schließlicher Ausgang ist unbekannt. Asurbanipal unternimmt einen neuen Rachezug, wobei das ganze Land schrecklich verwüstet, und unter andren Susa geplündert und so gut wie völlig zerstört wird. Umbaḫabua flieht auf das Meer und wird nicht weiter erwähnt. Pa’e ergibt sich mit seinen Truppen, die dem assyrischen Heere einverleibt werden. Ummanaldas, der in die Berge geflohen war, kehrt nach dem Abzug der Assyrer wieder zurück und scheint sich schließlich in dem bis in seine Grundfesten erschütterten Reiche noch einige Zeit gehalten zu haben. Wirklich unterworfen hat er sich wohl nicht, obgleich Asurbanipal sich rühmt, auch ihn an seinen Triumphwagen gespannt zu haben.

Bei der Vernichtung des assyrischen Reiches (ca. 607) fiel Elam an Babylonien; später, noch vor der Eroberung Babylons (539), finden wir es im Besitze des großen Kyros, der von seinem kleinen Stammlande Anšan aus die angrenzenden Länder Persien, Medien und Elam gewonnen haben mußte, bevor er seinen Siegeslauf nach Westen antrat (vgl. Jes. 21, 2). Hinfort gehörte Elam zum Achaimenidenreiche, unter dessen Residenzen neben Persepolis, Ekbatana und Babylon auch Susa, das jedenfalls längst wieder in alter Pracht erstanden war, genannt wird. An Versuchen, abzufallen und die alte Dynastie – sei es scheinbar, sei es in Wirklichkeit – wieder auf den Thron zu erheben, fehlte es natürlich nicht. Dareios I. berichtet von drei Aufständen, die er in Elam unterdrückt hat. Einer der drei Prätendenten hatte sich für ,Ummanniš, König von Elam‘ ausgegeben. Die Perser nannten Elam Huvağa, ein Name, der wahrscheinlich ,autochthon‘ bedeutet (skr. svağa) und in Ḫūzistān, dem heutigen Namen der Landschaft, erhalten geblieben ist. Die Bergvölker, wie die Kossaeer und Uxier, haben sich den Achaimeniden gegenüber ihre Freiheit bewahrt. Sie forderten und erhielten sogar Geschenke, wenn der Großkönig durch ihr Gebiet ziehen mußte. Erst der unwiderstehlichen Energie eines Alexander gelang es, ihren Trotz zu brechen und sie wenigstens zu seinen Lebzeiten in Gehorsam zu halten.

Das Gebiet von Susa, die eigentliche Susiana oder Susis, fiel nach Alexanders Tode den Seleukiden zu. Der andre Teil des Landes, die E. im engeren Sinne, scheint sich dagegen, gleich den benachbarten Bergvölkern, selbständig gemacht zu haben und nur gelegentlich wieder unterworfen worden zu sein. So erklärt sich einerseits, daß Nearchos bei Strab. XI 524 die Elymaeer mit den Mardern, Uxiern und Kossaeern zusammen als Räubervölker bezeichnet, andrerseits die Nachricht (ebd. XVI 744; vgl. auch XV 732), daß die Kossaeer einst den Elvmaeern mit 13000 Bogenschützen gegen die Susier und Babylonier beigestanden hätten. In der Schlacht bei Magnesia am Sipylos (190 v. Chr.) kämpften elymaeische Bogenschützen, wahrscheinlich als Söldner, auf seiten des Antiochos III. (App. Syr. 32. Liv. XXXVII 40; vgl. XXXV 48, 5. 49, 8). Drei Jahre später fand dieser König in der E. seinen Tod, indem er bei dem Versuche, die Schatzkammer eines Tempels des Belos (Zeus) zu plündern, von den erzürnten Einwohnern erschlagen [2465] wurde (Strab. XVI 744. Diod. XXVIII 3. XXIX 15. Iustin. XXXII 2. Euseb. chron. I 253). Im J. 164 unternahm sein Sohn Antiochos IV. Epiphanes einen ähnlichen Versuch gegen einen Tempel der Artemis (Aphrodite, Nanaia, Nane) in E., der aber gleichfalls an dem Widerstand der Einwohner scheiterte (Polyb. XXXI 11. App. Syr. 66. Joseph. ant. XII 354f. Georg. Synk. ed. Bonn. p. 533, 14. I Makk. 6; vgl. auch II Makk. 1, 13ff. 9, 1ff. Sulp. Sev. hist. sacra II 22. Hieron. in Dan. XI 44. 45). Möglicherweise war dieser Tempel mit dem der Anaïtis ,im elymaeischen Lande‘ identisch, wo nach Ael. de nat. an. XII 23 gezähmte Löwen gehalten wurden.

Elymaeer, Perser und Baktrianer halfen ferner dem Demetrios II. Nikator, 140 und 139, bei seinen Kämpfen gegen die Parther (Iustin. XXXVI 1, 4). Bald nach dessen Gefangennahme zog Mithradates der Große mit überlegener Macht gegen den König der Elymaeer, unterwarf ihn und raubte aus den Tempeln der Athena und der Artemis (letzterer hatte den Namen τὰ Ἄζαρα) 10 000 Talente (Strab. XV 744. Iust. XLI 6, 8). Freilich scheint die Unterwerfung nicht lange vorgehalten zu haben. Gelegentlich des Krieges des Pompeius gegen Phraates (69 v. Chr.) erfahren wir, daß der König der Elymaeer – der Name wird leider wieder nicht genannt – sowie der König der Meder Briefe an den ersteren schickten, die freundlich aufgenommen wurden (Plut. Pomp. 36). Aus Münzen kennen wir jetzt mehrere elymaeische Könige jener Zeit mit Namen: Kamniskires oder Kamnaskires. Allotte de la Fuye (Rev. num. 4. Série VI 1902, 92ff.) will vier Herrscher unterscheiden. Datiert sind zwei Stücke: 231 und 241 Sel. (= 81 und 71 v. Chr.). Als endlich in dem parthischen Bürgerkriege, 35 n. Chr., Artabanos III. bereits bis Seleucia vorgedrungen war, riet Abdagaeses dem Tiridates, zurückzuweichen und die Armenier, Elymaeer und anderen Völker im Rücken des Feindes aufzuwiegeln (Tac. ann. VI 50).

Als Ardašīr im J. 224 den Grundstein zum Sasanidenreiche legte, beauftragte der Parther Artabanos V. den König Nīrōfar (?) von Ahvāz, also einen Nachfolger der alten Elymaeerkönige, den Ardašīr zu ergreifen und in Ketten vor ihn zu bringen. Dieser aber schlug nicht nur den König von Ahvāz, wodurch also die E. gleich von Anfang an in den Besitz der Sasaniden kam, sondern drei Jahre später auch den Artabanos selbst.

Die religiösen Verhältnisse in Elam sind im vorhergehenden schon mehrfach gestreift worden. Obwohl wir mehrere Dutzend von Götternamen aus vorpersischer Zeit kennen, wissen wir doch nur von wenigen die Bedeutung. Die Hauptgötter scheinen gewesen zu sein: Ḫumban (Huban, Umman); Inšušinak (von den Assyrern wohl durch ,Volksetymologie‘ Šušinak genannt); der ,große Gott‘ (lautliche Lesung unbekannt); Lagamar (hebr. Lā'ōmer). Naḫḫunte war der Sonnengott, Kiririša entsprach wohl der assyrischen Ištar. Ein Name des Wettergottes war Kunzibami. Durch die Achaimeniden wurden Ahuramazda, der ,Gott der Arier‘, später auch Anahita (Anaïtis. s. d.) und Mithra eingeführt, durch die Sasaniden die Religion Zarathuštras. Daß es schon in apostolischer [2466] Zeit wie in den übrigen Teilen des parthischen Reiches, so auch in Elam Juden gab, bezeugt Ap.-Gesch. 2, 9. Noch im 12. Jhdt. zählte Benjamin von Tudela allein in Susa 7000 Juden und 14 Synagogen. In sasanidischer Zeit verbreitete sich dort auch das Christentum. Unter den sechs Metropoliten, die den syrischen Patriarchen wählten, befand sich auch derjenige von Elam (Ἀilam, Assemani Bibl. orient. II 347). Gegenwärtig ist natürlich der Islam die herrschende Religion.

Als die Achaimeniden Susa zur Residenz erwählten, begann jedenfalls der Prozeß der Iranisierung, die, von der Hauptstadt ausgehend, allmählich die ganze Landschaft ergriff. Hesychios identifiziert geradezu Elamiten und Parther. Auch die Bergvölker der Kurden, Luren und Baḫtiaren sprechen heute iranische Dialekte, und wenn auch die der beiden letztgenannten noch nicht genügend erforscht sind, so ist doch die Aussicht, in ihnen noch viel altelamitisches Sprachgut zu finden, ziemlich gering. Vor 1000 Jahren dürfte das Elamitische noch lebendig gewesen sein; gemäß den Angaben der arabischen Geographen Iṣṭaḫrī und Ibn Ḥauḳal (Bibl. geogr. arab. ed. de Goeje I 91. II 173f.) hätten die Ḫūz noch zu ihrer Zeit außer dem Arabischen und Persischen eine dritte Sprache gesprochen, die auch weder Hebräisch noch Syrisch gewesen sei.

Eine vollständige Geschichte Elams, bzw. der E. im Altertum zu schreiben, ist unmöglich. Die vorstehenden Zeilen bieten deshalb auch nur das, was sich aus den bereits veröffentlichten Quellen geben läßt. Unveröffentlichtes Material birgt noch das Britische Museum; namentlich für die Zeiten der assyrischen Könige Asarhaddon und Asurbanipal werden sich einst noch manche Einzelheiten nachtragen lassen. Noch weit größere Erwartungen knüpfen sich an die schon jetzt sehr erfolgreichen Ausgrabungen, welche die Expedition de Morgan im Auftrage der französischen Regierung im Gebiete des alten Elam vornimmt.

Literatur: I. Geographie, Ausgrabungen und Geschichte: C. A. Baron de Bode Travels in Luristan and Arabistan. 2 Vols., Lond. 1845. A. H. Layard Journ. R. Geogr. Soc. XVI 1846, 1ff. = Early Adventures. W. K. Loftus Travels and rescarches in Susiana and Chaldaea, Lond. 1857. Nöldeke Nachr. Gött. Ges. d. Wiss. 1874, 173–197. Frdr. Delitzsch Wo lag das Paradies? Lpz. 1881, 320ff. J. Dieulafoy La Perse, la Chaldée et la Susiane, Paris 1887; A Suse. Chronique des fouilles, Paris 1889. M. Dieulafoy L’Acropole de Suse, Paris (1893). G. N. Curzon Persia. 2 Vols., Lond. 1892. A. Billerbeck Susa. Lpz. 1893. J. de Morgan Mission scientifique en Perse. Vols. Iff. 1894ff. Cartes des rives méridionales de la Mer Caspienne, du Kurdistan, du Moukri et de l'Élam, Paris 1895.

Andere Kartenwerke: Kiepert Carte des provinces europ. et asiat. de l’Empire ottoman. 2. Éd., Berl. 1892. Karta Persii ... v voenno-topogr. Otd. Kavkazsk. voenn. Okruga, Tiflis 1886ff.

Die Angaben der babylonischen und assyrischen Keilinschriften sind am bequemsten zu entnehmen der Kēilinschr.-Bibliothek, hrsg. von E. Schrader Bd. 1ff., Berl. 1889ff. Vgl. noch Ch. Johnston The epistolary Lit. of the Assyrians [2467] and Babylonians, Diss. Baltimore 1898 (S.-A. aus Journ. Americ. Orient. Soc. Vol. XVII and XVIII)

II. Inschriften und Sprache: Die älteren Arbeiten von Norris, Oppert, Mordtmann, Sayce u. a. sind ausführlich nachgewiesen und besprochen in den Werken von Weissbach Die Achaemenideninschriften zweiter Art (= Assyr. Bibliothek hrsg. v. Delitzsch und Haupt Bd. IX), Lpz. 1890; Abh. Sächs. Ges. d. Wiss. XII nr. 2. XIV nr. 7 (1891–94); Beitr. z. Ass. IV 168ff.

Neuerdings förderten die Kenntnis dieses Gegenstandes: Jensen Ztschr. f. Ass. VI 1891, 167ff.; Wiener Ztschr. f. d. Kunde des Morgenl. VI 1892, 47ff. 209ff.; ZDMG LV 1901, 223ff. Hch. Winkler Die Sprache der II. Col. der dreisprach. Inschriften u. das Altaische, Breslau Schulpr. 1896. G. Hüsing Die iranischen Eigennamen, Diss. Königsb. 1897; Mitteilungen der Vorderasiat. Gesellsch. III (1898) nr. 7; Oriental. Literaturztg. I 174–176. 301–304. 384–386. II 111–113. 178–180. III 83–85 u. a. W. Foy ZDMG LII 1898, 119ff. 564ff LIV 1900, 341ff. F. Bork Orient. Literaturz. II 336f. III 8–12. 291–295 u. a., vor allen aber V. Scheil Délégation en Perse, Mémoires T. IIff., Paris 1900ff.