Die niederländischen Schulen. I. Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts. (Woermann 1887)

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Autor: Karl Woermann
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Titel: Die niederländischen Schulen. I. Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts.
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aus: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887)
Herausgeber: Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft
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Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Druck von Wilhelm Hoffmann
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Erscheinungsort: Dresden
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[262]
Fünfter Abschnitt.




Die niederländischen Schulen.




I. Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts.

A. Die vlämische Schule.

Jan van Eyck.

Geb. zu Maaseijek im letzten Viertel des XIV. Jahrhunderts, gest. zu Brügge den 9. Juli 1444. Schüler seines Bruders Hubert van Eyck. Neben diesem das Haupt der altvlämischen Schule, zugleich der Vervollkommner und Verbreiter der modernen Oelmalerei. Thätig nach längeren Reisen hauptsächlich in Gent und Brügge, doch auch eine Zeitlang in Lille und im Haag.

Ein Flügelaltärchen. 799. (1836.) N 1.

I. Das Mittelbild. Maria mit dem Kinde. Im Chor einer Rundbogenkirche sitzt die Mutter Gottes, leicht nach links gewandt, unter dunkelgrün-gemustertem Thronhimmel auf farbigem Teppich. Sie trägt einen langen roten Mantel über blauem Kleide; ihr Haupt schmückt ein niedriges Diadem. Mit beiden Händen hält sie das nackte Christkind auf ihrem Schoosse. Auf der Schriftrolle in den Händen des Kindes stehen die Worte (Ev. Matth. XI, 29): „Discite a me, quia mitis sum et humilis corde.“ In der Umrahmung, oben links beginnend, steht vielfach zusammengezogen und abgekürzt mit halb gotischen Buchstaben: (1. Lib. Sap. VII, 29) Haec est [263] speciosor sole et super omnem dispositionem stellarum, luci comparata invenitur prior. (2. Lib. Sap. VII, 26.) Candor est enim lucis aeternae et speculum sine macula Dei majestatis etc. 3. (Ecclesiasticus [Sirach] XXIV, 23.) Ego quasi vitis fructificavi suavitatem odoris et flores mei fructus honoris et honestatis. 4. (Ibid. 24.) Ego mater pulchrae dilectionis et timoris et magnitudinis (im Text der Vulgata steht statt dessen agnitionis) et sanctae spei.

II. Die Flügelbilder. 1. Die Innenseiten. a) Der linke Flügel. Der Erzengel Michael mit dem Stifter. Letzterer kniet, nach rechts gewandt, in einem Seitenschiffe der Kirche. Er trägt einen olivengrünen Rock, eine schwarze Kappe und erhebt anbetend die gefalteten Hände. Hinter ihm steht der buntgeflügelte Erzengel, welcher seinen Helm in der Linken hält. In der Umrahmung oben links ein Wappen. Dann die Inschrift: Hic est archangelus princeps militiae angelorum, cujus honor praestat beneficia populorum et oratio perducit ad regna coelorum. Hic archangelus Michael Dei nuntius de animabus justis. Gratia Dei ille victor in coelis resedit. (Folgt noch, unverständlich: A pacius [?]). – b) Der rechte Flügel. Die hl. Katharina. Sie steht, nach links gewandt, in einem Seitenschiffe der Kirche. Sie trägt ein blaues mit Hermelin besetztes Kleid und eine Krone auf dem Haupte. Ihr Gebetbuch hält sie mit der Linken, mit der Rechten stützt sie sich auf’s Schwert; zu ihren Füssen liegt das Rad. – In der Umrahmung oben rechts ein Wappen.[WS 1] Ausserdem als Umschrift die folgenden Hymnenverse:

Virgo prudens anelavit ad sedem sideream,
Ubi locum praeparavit linquens orbis aream,
Granum sibi reservavit, ventilando paleam.
Disciplinis est imbuta puella coelestibus,
Nuda nudum est secuta certis ( − − x?[WS 2]) passibus,
Dum mundanis est exuta etc.

2. Die Aussenseiten. Die Verkündigung. a) Der linke Flügel. Der Engel. Als graugelbe Steinstatue, nach rechts gewandt, mit erhobener Rechten, mit dem Stabe in der Linken. b) Der rechte Flügel. Maria. Als graugelbe Steinstatue, nach links gewandt. Mit der Linken hält sie den Mantel. Ueber ihr schwebt die Taube des heiligen Geistes.

[264] Eichenholz in Ebenholzrähmchen; h. 27½; br. das Mittelbild 0,21 ½; die Seitenbilder je 0,08. – Zuerst im „Catalogue“ 1765 als „Albr. Dürer“. Ebenso im „Abrégé“ 1782 und noch im Katalog 1812. Später als unbekannt, seit 1840 als „Hubert van Eyck“. Als „Jan van Eyck“ zuerst im Katalog von 1846. Seitdem von allen Kennern als vorzügliches Werk dieses Meisters anerkannt. Z. B. Crowe und Cav. E. Fl. P.2 p. 104–107. – Radirt von H. Bürkner (noch in Arbeit)[WS 3]Phot. Braun IV, 24 und Phot. Ges., [Anmerkung WS: zeitgenössische Photographie der Aussenseiten der Flügelbilder]

Roger Van der Weyden.

Französisch: Roger de la Pasture, sonst auch Roger von Brügge und Roger von Brüssel genannt. Geb. zu Tournai um 1400 (vielleicht schon 1399), gest. zu Brüssel den 16. Juni 1464. Schüler des Robert Campin in Tournai; Nachfolger der Gebrüder Van Eyck. Gründer der Brüsseler (Brabanter) Schule. Thätig vornehmlich als Stadtmaler zu Brüssel.

Christus am Kreuze mit den Seinen. 800. (1841.) 21 c.

Schon verschieden, hängt der Heiland am Kreuze, das seine links knieende, von dem hinter ihr stehenden Johannes gehaltene Mutter umklammert, während Maria Magdalena rechts die Hände ringt. Im Hintergrunde eine kahle, von einem Regenbogen überspannte Berglandschaft. In der Ferne die Türme einer Stadt.

Eichenholz; h. 0,32½; br. 0,20½. – 1855 von Herrn Georg Schulz in Celle erworben. 1806 soll es aus dem herzogl. Schlosse zu Braunschweig nach Paris verkauft und so in den Privatbesitz übergegangen sein. Schon H. versah den Namen R. v. d. Weyden’s vor diesem Bilde mit einem Fragezeichen. Seine Motive finden sieh in andern Bildern dieses Meisters wieder. Christus, Maria, Johannes in dem Originalbilde Roger’s in der kais. Galerie zu Wien; die Magdalena in der kleinen Kreuzigung des Madrider Museums, die jedoch nur als Schulbild anzusehen ist. Nach Cr. und Cav. E. Fl. P.2 p. 225 („surely but a school piece“) und Bode bei Zahn VI, S. 199 ist auch unser Bild nur Schulwerk. Auch Scheibler (Dr. Not.) hält die Eigenhändigkeit für mindestens zweifelhaft. Die eigenhändigen Bilder Roger’s pflegen in der That etwas fester modellirt und etwas kräftiger in der Farbe zu sein. Doch giebt unser feines Bildchen im Ganzen eine so richtige Vorstellung vom Kunstcharakter des Meisters, dass es mindestens ein ihm nahestehendes Werkstattsbild sein muss. – Phot. Braun IX, 22 und Phot. Ges.

Nach Hans Memlinc.

Geb. wahrscheinlich im ersten Drittel des XV. Jahrhunderts; 1478 schon längere Zeit in Brügge ansässig, gest. daselbst vor dem 10. December 1495. Schüler des Roger Van der Weyden in Brüssel. Thätig in Brügge.

Anton von Burgund. 801. (1842.) 21 c.

Brustbild nach links auf graublauem Grunde. Das glattrasirte Gesicht des Bastards Philipp’s des Guten und Halbbruders Karl’s des Kühnen ist von langem braunen [265] Haar umwallt. Brauner Rock, hoher schwarzer Hut. Die rechte Hand vom an der Brüstung. – Auf der Rückseite neben dem Symbol des Dargestellten die Devise: Nul ne si frote (Nul ne s’y frotte). Vgl. H., Kunstblatt III (1852), S. 228–229.

Eichenholz; h. 0,45; br. 0,35½. – Inv. 1754 II, A 496 als „Manier von Holbein“. Als niederländisches Werk in der Art des Memlinc richtig von H. erkannt. Ein besseres, wohl eigenhändiges Exemplar, früher im Stafford House zu London, jetzt beim Duc d’Aumale in Chantilly, ein drittes, kleineres, in Oval, welches von Scheibler für eine eigenhändige Wiederholung gehalten wird, in Hampton Court bei London. Scheibler Dr. Not. – Darüber, dass unser Exemplar nur eine alte Copie ist, herrscht keine Meinungsverschiedenheit. Vgl. Cr. und Cav. E. Fl. P.2 p. 128 und 207; Bode bei Zahn VI. S. 199. – Phot. Braun X, 18 und Phot. Ges.

Werkstatt oder Schule Hans Memlinc’s.

Der hl. Christophorus. 802. (1843.) 21 c.

Nach links gewandt, durchschreitet der auf seinen Stab gestützte Riese den Fluss. Das Christkind auf seinem Rücken erhebt segnend die Rechte und hält die Kreuzesfahne in der Linken. Ueber ihm die Taube des heiligen Geistes und Gottvater in Wolken. Im Hintergrund eine reiche Landschaft. Links führt eine Treppe, an der ein Mönch mit einer Laterne steht, zu einem auf steilem Felsen gelegenen Kirchdorfe empor.

Eichenholz; h. 0,41; br. 0,24. – Oben rund. 1876 aus der Sammlung Ruhl in Köln. Vorher in der Sammlung Elias zu Amsterdam. – Der Name Memlinc’s vor diesem tüchtigen Bilde wurde schon von H. mit einem Fragezeichen versehen. Der unmittelbare Einfluss dieses Meisters ist unverkennbar; doch ist es für seine eigene Hand in der That nicht zart und fein genug. – Phot. Braun XII, 24 und Phot. Ges.

Der Sündenfall. 803. (1872.) P 1.

In der Mitte der Baum mit der Schlange. Rechts steht Eva, welche sich mit der Linken, von hinten her, den Schamzweig vorhält, mit der Rechten aber Adam den Apfel reicht. Dieser steht links, erhebt die Linke, um die verbotene Frucht zu ergreifen, und hält sich mit der Rechten den Schamzweig vor. Vorn Rasen. Hintergrund schwarz.

Eichenholz; h. 1,25; br. 0,98½. – Zuerst im Katalog von 1835 (N. 140). Hier und in den folgenden Katalogen zu „Kulmbach“ in Beziehung gesetzt; noch bei H. als Werk der Schule Dürer’s verzeichnet. Doch weisen die Zeichnung und Modellirung des Nackten, die Farbenstimmung mit den feinen grauen Schatten und das Eichenholz, auf dem das Bild gemalt ist, ihm einen Platz in der altvlämischen Schule und zwar in der Nähe Memlinc’s an. Scheibler (Dr. Not.) hält es sogar nicht für ausgeschlossen, dass es ein Originalwerk dieses Meisters sei. – Phot. Braun VI, 23.

[266]

Werkstatt des Quinten Massys.

Auch Messys, Matsys, Metsys genannt. Geb. zu Antwerpen vor 1460 (nach anderen in Löwen), jedenfalls 1491 als Meister in die St. Lucas-Gilde zu Antwerpen aufgenommen; gest. daselbst zwischen dem 13. Juli und 16. September 1530. Der niederländische Hauptmeister der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts.

Der Handel um’s Huhn. 804. (1845.) 21 c.

Der Mann im roten Rock, welcher links am Tische sitzt und mit lebhafter Bewegung dem neben ihm sitzenden Bauern zuredet, scheint Kaufmann oder Geldwechsler zu sein, jetzt aber, nebst der ihm gegenüberstehenden, offenbar zu ihm gehörenden Bürgersfrau, Lebensmittel von dem Bauern und der Bauersfrau einzukaufen, welche letztere vorn rechts steht und ein in ihrem Eierkorbe liegendes Huhn ergreift. Doch scheint man noch keineswegs handelseinig zu sein. Inzwischen stiehlt ganz vorn rechts ein Knabe ein Ei aus dem Korbe. Im Hintergrund links ein Fenster, rechts eine offene Thür. – Von Michiels als „Anwalt mit seinem Clienten“, von H. als „Wechselstube“, von uns selbst früher als „ein Streit vor einem Richter“ aufgefasst.

Eichenholz; h. 0,85; br. 1,15. – 1749 aus der K. Galerie zu Prag. – Das Bild galt bisher als eigenhändiges Werk des Massys, dem es allerdings nahe steht; doch ist es für ihn selbst nicht klar und fest genug im Vortrag. So auch Scheibler, Dr. Not. Die zahlreichen Sittenbilder dieser Art, welche unter Massys’ Namen gehen, liess der Meister in seiner Werkstatt ausführen. Hier war besonders sein Sohn Jan Massys für ihn thätig, der erst seit 1558 selbständig im italisirenderem Stile arbeitete. Für eins der Jugendbilder Jan’s aus der Werkstatt Quintens sind wir geneigt auch das unsere zu halten. Das „K“ im Zipfel des Kopftuches der Bauernfrau kann nicht als Künstlerbezeichnung gedeutet werden. – Phot. Braun III 23 und Phot. Ges.

Art des Mabuse.

Jan Gossaert, gen. Mabuse (Malbodius), geb. zu Maubeuge um 1470, gest. zu Antwerpen 1541, war einer der frühesten Niederländer, welche das italienische Formengefühl mit dem nordischen zu verquicken suchten. Thätig in verschiedenen Städten Italiens und der Niederlande, zuerst und zuletzt jedoch in Antwerpen.

Eine Mutter mit ihrem Kinde. 805. (1847.) P 3.

Halbfigur nach links auf braunem Grunde. Blaues, ausgeschnittenes Kleid. Das Kind im leichten Hemdchen auf ihrem Schoosse blickt nach rechts.

Eichenholz; h. 0,43½; br. 0,33. – 1874 von Herrn Hauptmann von Schleinitz erworben. Damals und bei H. als Mabuse; doch ist es für des Meisters eigene Hand [267] nicht frisch und lebendig genug. Andere alte Wiederholungen befinden sich nach Scheibler (Dr. Not.) in Aschaffenburg und in Pommersfelde. – Phot. Ges.

Hendrik Bles.

Auch „met de Bles.“ Nach seinem Zeichen, dem Käuzchen, von den Italienern „Civetta“ genannt. Geb. zu Bouvignes um 1480, gest. (vielleicht in Lüttich) nach 1521. Entwickelte sich unter dem Einflüsse Joach. Patinir’s, ging jedoch später, besonders als Landschaftsmaler, zu einer eigenen, flüchtigeren Technik über. Thätig in Italien, später in den Niederlanden.

Der Krämer und die Affen. 806. (790.) Q 2.

Wilde Felsenlandschaft. Der Händler ist links unter einem hohen Baume eingeschlafen. Von allen Seiten kommen Affen herbei und plündern seinen Kram, den sie nach allen Richtungen auseinandertragen. Ein entsetzter Zuschauer steht links am Wege. Das Merkzeichen des Künstlers, die Eule (Käuzlein), links in einer Höhlung des Baumstammes. Vorn in der Mitte spielt einer der Affen mit einer zweiten.

Eichenholz; h. 0,59½; br. 0,84½. – Inv. 1722, B 1007, als unbekannte Copie. – Als Bles richtig im Katalog von 1846. – Bei H. (im Anschluss an Michiels) zeitweilig bezweifelt. – Das Bild ist, abgesehen von seiner Bezeichnung mit dem Käuzlein, durch K. v. Mander (Ed. Hymans I, Paris 1884, p. 198) beglaubigt. Auch zeigt es deutlich den aufgelockerten Stil der späteren Zeit des Meisters.

Unbestimmter vlämischer Meister. Um 1500.

Ein Altarflügel mit dem Stifter und dem hl. Andreas. 807. (1838.) P 2.

Der nach rechts knieende Stifter trägt einen braunen Pelzmantel und eine schwarze Kappe. Hinter ihm steht der hl. Andreas mit seinem Kreuz. Im Hintergrunde eine reiche Landschaft.

Leinwand (früher Holz); h. 0,75½; br. 0,24. – Am 28. April 1698 zur Kunstkammer, nach 1741 zur Galerie. – Der linke Flügel eines verlorenen Mittelbildes, dessen rechter Flügel N. 808 ist.

Ein Altarflügel mit der hl. Elisabeth. 808. (1839.) P 2.

Nach links gewandt steht die Heilige da. In der linken Hand hält sie ein Madonnenbild, in der Rechten ein Kirchenmodell. In der Landschaft des Hintergrundes rechts auf der Höhe eine Kirche.

[268] Leinwand (früher Holz); h. 0,76; br. 0,24½. – Am 28. April 1698 zur Kunstkammer, nach 1741 zur Galerie. – Der rechte Flügel eines verlorenen Mittelbildes, dessen linker Flügel N. 807 ist.

Unbestimmter vlämischer Meister. Um 1520.

Dreiteiliges Altarbild. 809. (1849.) P 2.

I. Das Mittelbild. Die Anbetung der Könige. Maria sitzt, etwas nach rechts gewandt, in einer Ruinenhalle. Der ältere der drei Könige kniet vor ihr; der zweite weisse steht links, der schwarze rechts. II. Linker Flügel. Die Anbetung des Kindes. Maria kniet zwischen zwei Engeln, nach rechts gewandt, vor dem Kinde. Hinter ihr die anbetenden Hirten, über ihr ein Engel mit dem Spruchband. III. Rechter Flügel. Die Darstellung im Tempel. Maria hält das Christkind, nach links gewandt, über dem heiligen Tische, hinter dem rechts der Hohepriester steht.

Eichenholz; h. 1,03½; br., Mittelbild 0,71; Seitenbilder je 0,31½. – 1857 von Sr. Maj. dem König Johann aus dem Nachlasse I. K. H. der Prinzessin Louise von Sachsen der Galerie überwiesen. – Das Bild zeigt die Richtung der Jugendwerke des H. Bles in etwas verkümmerter Art.

Barend (Bernaert) van Orley.

Geb. zu Brüssel im letzten Jahrzehnt des XV. Jahrhunderts; gest. daselbst den 6. Januar 1542. Schüler seines Vaters Valentyn, weiterentwickelt unter dem Einfluss seiner italienischen Zeitgenossen, besonders Raphael’s. Seit 1515 in Brüssel, wo er später Hofmaler der Statthalterin Margaretha wurde.

Heilige Familie. 810. (1850.) 21 a.

Das Christkind liegt in niedriger, mit Stroh und Linnen bedeckter Krippe. Maria kniet rechts und hebt das Schleiertuch empor, welches es bedeckte. Joseph kniet links und betet mit vor der Brust gekreuzten Armen an. Vorn rechts eilt ein Engelknäblein herbei. Im Mittelgrunde blicken zwei Männer über die Brüstung. Der eine von ihnen hält eine Flöte in der Rechten. Rechts in der Ruine ein grüner Vorhang.

Eichenholz; h. 0,86½; br. 0,85½. – 1875 von Baroness Dinsdale in London. – Gutes Bild der späteren Zeit des Meisters. – Phot. Braun XIII, 19 und Phot. Ges.

Männliches Bildniss. 811. (1888.) 21 b.

Brustbild nach rechts auf dunkelgrauem Grunde. Dunkelbraunes Haar, halber Backenbart. Rock und Mütze schwarz. Die rechte Hand an buntbedeckter Tischecke, in der linken ein Zettel mit der Jahreszahl 1527.

[269] Eichenholz; h. 0,37½; br. 0,29. - Inventar 1722. A 1194, als Original von H. Holbein; und so noch bei H. – Die neuere Holbeinforschung hat den Namen dieses Meisters für unser vortreffliches Bild, dessen Behandlung eine niederländische Hand verrät, jedoch mit Recht durchaus abgelehnt. Scheibler (Dr. Not.) sagt: „von einem bedeutenden Niederländer, vielleicht aus der zweiten Periode Orley’s.“ Ein erneuter Vergleich mit den Bildnissen dieses Meisters auf seinen beglaubigten Bildern (z. B. im Brüsseler Museum) lässt uns diese Ansicht sehr wahrscheinlich erscheinen.

Marinus van Roymerswale.

Auch Marinus Van Zeeuw genannt. Geb. auf Seeland in Holland, blühte er nach den Daten seiner Bilder zwischen 1521 und 1560. Nachahmer der Sittenbilder des Quinten Massys.

Der Geldwechsler mit seiner Frau. 812. (1851.) 21 a.

Halbfiguren. Links hinter dem Tische sitzt der Mann mit phantastisch gestaltetem roten Hut, im Begriffe, eines der vor ihm schimmernden Goldstücke auf die Waage zu legen. Rechts sitzt seine Gattin neben ihm, blättert in einem Buche und schaut ihm aufmerksam zu. Bez. o. l.:

Eichenholz; h. 0,93½; br. 1,11½. – Inv. 1754, II 486, als Q. Messys. In der That geht es auf das Original von Massys im Louvre zurück. Von Marinus ist es oft wiederholt worden; Wiederholungen von 1538 in der Münchener Pinakothek, von 1558 im Madrider Museum, von 1560 (nebst einem Jungen mit einem Briefe) in der Kopenhagener Galerie. – Phot. Braun XV. 18.

Art des Pieter Pourbus.

Geb. zu Gouda um 1510–1513, gest. zu Brügge 1584; seit 1543 Meister der Gilde zu Brügge.

Männliches Bildniss. 813. (1882.) 21 c.

Halbfigur nach rechts auf braungrauem Grunde. Dunkelbrauner Vollbart, schwarze Kappe, schwarzer Rock mit rotbraunen Unterärmeln. In der linken Hand die Handschuhe. Bez.: ÆTATIS. SVE . 40 . ANNO . 1548.

Eichenholz; h. 0,79½; br. 0.57. – Zuerst nachgewiesen im Katalog von 1843 als „unbekannt“, bei H. frageweise dem G. Penz zugeschrieben. Doch ist dieses tüchtige Bild unzweifelhaft niederländischen Ursprungs. Bode schrieb es 1873 (bei v. Zahn VI. S. 199) dem „älteren Pourbus“ zu.

[270]

Männliches Bildniss. 814. (1883.) 21 b.

Brustbild ohne Hände nach rechts auf graubraunem Grunde. Dunkelblonder Vollbart. Schwarze Kappe. Schwarzer Rock mit rotbraunen Unterärmeln. Hinter ihm eine Stuhllehne. Bezeichnet links: A° . ÆTA . 40 . 1552.

Eichenholz; h. 0,58; br. 0,50½. – Nach H. als „Dosso“ aus Modena, wofür jedoch die alten Verzeichnisse keine Anhaltspunkte geben. Im „Catalogue“ von 1765 als „Tizian.“ Bei H. frageweise als „G. Penz“, doch sicher niederländischen Ursprungs. Nach Bode (bei v. Zahn VI, S. 199), wie das vorige, vom „älteren Pourbus.“ Es scheint jedoch nicht von derselben Hand herzurühren, wie jenes.

Frans Floris.

Frans de Vriendt, gen. Floris. Geb. zu Antwerpen um 1517 oder 1518, gest. daselbst den 1. October 1570. Schüler des Lambert Lombard in Lüttich. In Italien besonders durch Michelangelo beeinflusst. Thätig zu Antwerpen.

Die Anbetung der Hirten. 815. (792.) L 1.

Maria kniet, von vorn gesehen, anbetend hinter der Krippe; vor derselben kniet, von hinten gesehen, eine zweite Frau. Links sitzt ein stattlicher Mann und schaut auf das Kind hinab. Neben ihm steht ein Lamm, liegt ein zweites. Hinter Maria beugen sich fünf Hirten und Hirtinnen verehrend über das Kind. Ein sechster in roter Jacke, den Hut auf dem Kopfe, die Drehleier an der Seite, steht rechts und hält sich mit der Hand am Gebälk. Bez. r. u.:

Eichenholz; h. 1,24½; br. 1,25. – Zuerst im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 292 als „eins der besten Werke des Künstlers.“ Der Meister hat die Composition ähnlich öfter wiederholt; ein gleiches Bild z. H. im Rudolphinum zu Prag.

Der Kaiser Vitellius. 816. (793.) M 3.

Brustbild ohne Hände halb nach rechts auf dunklem Grunde. Blaue Tunica; im Haar ein Lorbeerkranz. Bezeichnet rechts oben:

Eichenholz; h. 0,45; br. 0,35. – 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.

[271]

Ein lachendes Mädchen. 817. (794.) M 3.

Brustbild ohne Hände nach links auf bräunlichem Grunde. Rotes, ausgeschnittenes Kleid. Bezeichnet rechts oben:

Eichenholz; h. 0,45; br. 0,34½. – 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux.

Nachahmer des Frans de Vriendt, gen. Fr. Floris.

Loth und seine Töchter. 818. (795.) R 5.

Vorn unter einer Felswand sitzt Loth, nach rechts gewandt. Links neben ihm sitzt die eine seiner Tochter und umschlingt ihn mit beiden Armen. Rechts, etwas weiter zurück, schlummert die zweite, im Hintergrunde Loth’s Weib als Salzsäule und die brennende Stadt.

Pappelholz; h. 0,75½; br. 1.04½. – 1854 aus dem Nachlass des Stadtrats E. W. Schmidt. – Galt bisher als eigenhändiges Werk des Floris; doch scheint es uns dafür zu kalt und hölzern im Vortrag. Eine nur wenig verschiedene Composition des Frans Floris hat C. Cort gestochen.

Peter Brueghel d. ä.

Auch der „Bauern-Brueghel“, „Brueghel le drôle“ genannt. Geb. zu Breughel bei Breda um 1525, gest. 1563 zu Brüssel. Thätig zu Antwerpen und Brüssel. (Die Schreibweise Breughel, zu welcher sein Sohn Peter überging, ist die jüngere, nach heutiger Aussprache der Doppellaute, wie ö, auch die richtigere; doch hat er sich selbst stets ue, nicht eu gezeichnet.)

Bauernschlägerei. 819. (797.) P 6.

Vier Bauern und zwei Bäuerinnen in heftigem Kampfe. Rechts ist eine Frau rücklings zu Boden gesunken; einer der Bauern geht ihr mit der Heugabel zu Leibe; aber von links haut ein zweiter mit dem Dreschflegel auf diesen ein. Ein dritter führt eine Schaufel in’s Gefecht. Ein vierter hält der zweiten Bauernfrau, welche mit erhobenem Kruge dreinschlagen will, den Arm fest. Links im Mittelgrunde steigt ein fünfter Bauer über die Mauer. Die vorn auf dem Boden zerstreuten Karten beweisen, dass der Streit beim Spiel entstanden ist. Im Hintergrunde die Dorfstrasse.

Eichenholz; h. 0,70½; br. 0,98½. – Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1590. – Eine Copie von der Hand des Luk. van Valckenborch in der kaiserlichen Galerie zu Wien. – Rubens selbst fertigte eine Copie, die er von L. Vorstermann stechen liess; vergl. K. v. Mander, ed. Hymans I, p. 305. – Andere alte Stiche von anonymen Meisten. – Das Bild war also von jeher berühmt; und zwar wird unser Exemplar [272] von der belgischen Forschung noch heute für das Original gehalten (F. J. v. d. Branden, Geschiedenis p. 263, M. Rooses, Geschiedenis p. 119, Hymans, a. a. O. p. 305). – Dagegen ist die deutsche Forschung seit Bode’s Bemerkung bei v. Zahn VI, S. 109, geneigter, nur eine Wiederholung von der Hand des jüngeren Brueghel in unserem Bilde zu erkennen, dessen Durchführung in der That nicht auf der Höhe der Kraft und Feinheit der beglaubigten Bilder des Meisters, z. B. in der Wiener Galerie, steht. Es ist jedoch kein besseres Exemplar bekannt, als das unsere.

Nachahmer Peter Brueghels’ d. ä.

Winterlandschaft. 820. (852.) 20 a.

Vorn links ein Haus mit einem Laubenvorbau, an den eine Leiter gelehnt ist. Männer sind beschäftigt, den kahlen Baum, der das Dach bildet, zu beschneiden. Im Hintergrunde die Türme einer grossen Stadt.

Eichenholz; rund; h. 18½; br. 18. – Wahrscheinlich Inv. 1754, II 35. als „Breugel.“ – Bei H. irrtümlich als P. Gysels. Das Bild zeigt .sogar eher die Richtung der beiden Peter, als der beiden Jan Brueghel.

Angeblich Marten de Vos.

Geb. zu Antwerpen 1531, gest. daselbst 1603. Schüler des Frans de Vriendt, gen. Frans[WS 4] Floris. Thätig in Antwerpen.

Moritz von Oranien. 821. (1953.) R 8.

Auf braunem Rosse sprengt der Feldherr barhaupt nach rechts. Seinen Stab hält er in der Rechten. Eine orangene Schärpe schmückt seine Brust. Im Hintergrunde ein Heerlager und Soldatenzüge in weiter Ebene.

Eichenholz; h. 0,94; br. 0,78. – Inv. 1754, II 638. als „Marten de Vos.“ Erst 1861 aus dem „Vorrat“ und bei H. unter den Nachfolgern Kranach’s. Ist das Bild nun auch schwerlich von M. de Vos gemalt, so steht es diesem doch näher, als Kranach; der niederländischen Schule gehört es unter allen Umständen an.

Hans Bol.

Geb. 1534 zu Mecheln, gest. 1593 zu Amsterdam. 1560 Mitglied der Mechelner, 1574 der Antwerpener Gilde; später in Amsterdam. Seine Besonderheit sind miniaturartig feine, in Wasserfarben gemalte Landschaften mit mythologischer, biblischer oder alltäglicher Staffage. Neben Lukas und Martin van Valckenborch ist er der Hauptvertreter der Mechelner Landschaftskunst des XVI. Jahrhunderts.

Neun Landschaftsbildchen 822−30. 21 c.

in Wasserfarben in einem gemeinsamen Rahmen. Der Kunstkammer-Katalog von 1587 nennt „16 Schöne gemalete täflein“, „haben S. Churf. G. (August) von [273] Hans Bolen erkauffen lassen“; im Kunstkammer-Inventar von 1640 werden ihrer 25, in demjenigen von 1741 sogar 26 genannt; 1832 wurden 20 von ihnen (die andern sechs waren verdorben) an das K. Kupferstich-Cabinet abgegeben (vgl. Jul. Hübner’s Aufsatz in Weber’s „Archiv für die Sächs. Geschichte“ II, 1864, S. 180–183). Später wurde die Hälfte von diesen (wohl als völlig verdorben) beseitigt; beim Amtsantritt des gegenwärtigen Directors fanden sich nur noch 10 der „Täflein“ vor; 1886 wurden diese, mit Ausnahme eines ebenfalls verdorbenen, welches nicht mehr ausgestellt werden konnte, zur Galerie zurückgenommen. Es sind dies die folgenden 9 Bildchen:

(I.) Das Fischerstechen. 822. 21 c.

Links und in der Mitte das rote Backsteinschloss mit blauen Dächern (wohl das Schloss im Haag); rechts der Weiher, auf dem das Fischerstechen stattfindet. Ganz vorn die vom Weiher durch eine Mauer getrennte Strasse, die von Zuschauern zu Fuss und zu Pferde belebt ist. Bezeichnet unten in der Mitte:

Pergament auf Eichenholz; h. 0,12½; br. 0,59. – Zuerst im Kunstkammer-Inventar von 1587. – Vergl. die Vorbem. – Die Jahreszahl las H. irrtümlich 1556.

(II.) Die Bauernkirmess. 823. 21 c.

Von Bäumen beschatteter Dorfplatz; im Mittelgrunde links die Kirche, in der Mitte das Schloss; links und rechts belebte Strassen. Links vorn Raufereien; in der Mitte auf dem Rasen drei Bettler; rechts stürzt ein Pferd eines zweispännigen Bauernwagens.

Pergament auf Eichenholz; h. 0,14; br. 0,21. – Zuerst im Kunstkammer-Inventar 1587. – Vergleiche die Vorbemerkungen.

(III.) Die Stadt an der Seebucht. 824. 21 c.

Hoher Horizont, weiter Blick. Im Vordergrunde links vor dem alten Thor ein beturbanter Mann, eine Frau, ein Kind und ein Hund; in der Mitte ein Schloss am Weiher; rechts ein Dorf. Im Mittelgrunde Wiesen und Bäume. Im Hintergrunde vor der Meerbucht eine grosse, reich getürmte, vom Burgberg überragte Stadt.

Pergament auf Eichenholz; h. 0,14; br. 0,25½. – Als „Ein Landschäftlein insgemein“; zuerst sicher im Kunstkammer-Inventar von 1640. – Vgl. die Vorbemerk.

(IV.) Der Frühling. 825. 21 c.

Rechts vor dem Schlosse tanzt, schmaust und spielt eine heitere Gesellschaft. Links im Schlossgarten sind Gärtner mit Frühlingsarbeiten beschäftigt. Im Mittelgrunde, unter schwarzen Wolken, erst spärlich belaubte Bäume. Im [274] Hintergrunde links die Meerbucht mit einer Windmühle am Ufer; in der Mitte die Stadt, rechts der Burgberg.

Pergament auf Eichenholz; h. 0,13; br. 0,20. – Wahrscheinlich eins der vier Bilder, die als „die vier Jahreszeiten“ zuerst im Kunstkammer-Inventar von 1640 erscheinen. – Vergleiche die Vorbemerkungen.

(V.) Abraham und die drei Engel. 826. 21 c.

Niederländische Kanallandschaft. Der Kanal, an dem rechts eine belebte Strasse entlangführt, läuft in der Mitte schnurgerade bildeinwärts zur Stadt. Vorn ist er überbrückt; und auf der Brücke begrüsst Abraham, der ein Goldgewand trägt, die drei Engel. Links unter Bäumen des Patriarchen Haus, Sarah in der Thür. Vor dem Hause bewirtet Abraham die drei Engel.

Pergament auf Eichenholz; h. 0,14; br. 0,21. – Zuerst im Kunstkammer-Inventar von 1640. – Vergleiche die Vorbemerkungen.

(VI.) David und Abigail. 827. 21 c.

1. Buch Sam. 25, v. 23–24. – Reiche, mit vielen menschlichen Wohnungen versehene Hügellandschaft. Vorn links und rechts hohe, schwarzstämmige, grüne Bäume. Rechts zieht das Gefolge Abigail’s herauf. Links hält David an der Spitze seines Kriegsvolks und bietet Abigail ihm knieend ihre mitgebrachten Schätze an. Bezeichnet links unten:

Pergament auf Eichenholz; h. 0,14; br. 0,21½. – Zuerst im Kunstkammer-Inventar von 1640. – Vergleiche die Vorbemerkungen.

(VII.) Jakob’s Traum. 828. 21 c.

Breites, reich bewässertes, von Bergen begrenztes Thal. In der Mitte ein Baum, unter dem Jakob schlummert. Links die Himmelsleiter, auf der die zum Teil in Goldgewänder gehüllten Engel herabsteigen.

Pergament auf Eichenholz; h. 0,14; br. 0,21½. – Schon im Kunstkammer-Inventar von 1587. – Vergleiche die Vorbemerkungen.

(VIII.) Meleager und Atalante. 829. 21 c.

Romantische Berg- und Felsenlandschaft. Rechts im Mittelgrunde die Eberjagd. Links vorn sitzt Atalante unter einem Baume. Meleager steht vor ihr, setzt seinen Fuss auf den Rumpf des erlegten Ebers und übergiebt ihr dessen Haupt. Bez. u. i. d. M.:

Pergament auf Eichenholz; h. 0,14; br. 0,21½. – Schon im Kunstkammer-Inventar von 1587. – Vergleiche die Vorbemerkungen.

(IX.) Moses mit den Töchtern Raguel’s (Jethro’s) am Brunnen. 830. 21 c.

2. Buch Mosis Cap. 2. v. 16–17. – Reiche Hügellandschaft. Im Mittelgrunde rechts eine Burg, in der Mitte eine Kirche. [275] Vorn links sind die sieben Töchter Raguel’s (nach anderen Enkelinnen Raguel’s, Töchter Jethro’s) mit ihren Schafen um den Brunnen gruppirt Links steht der junge Moses, aus dessen Stirn schon die Flammenhörner spriessen. Rechts ziehen die von ihm vertriebenen Störenfriede davon.

Pergament auf Eichenholz; h. 0,14; br. 0,21½. – Schon im Kunstkammer-Inventar von 1587. – Vergleiche die Vorbemerkungen.

Joachim Beukelaar.

Wurde 1559 Meister der Gilde seiner Vaterstadt Antwerpen, starb hier nach 1575. Schüler des Pieter Aertsen in Antwerpen.

Die vier Evangelisten. 831. (119.) L 1.

In stattlicher Renaissancehalle sitzt links Matthäus mit dem Engel, sitzt rechts Lucas mit dem Ochsen, beugt Johannes mit dem Adler über sich, sich zwischen beiden herüber, steht Marcus mit dem Löwen neben sich, die Linke erhebend, hinter Lucas. Matthäus, Lucas und Johannes halten ihre Bücher vor sich und ihre Federn in der Rechten. Oben in der Mitte schwebt die Taube des heiligen Geistes. Bezeichnet auf rotem Buchdeckel:

Oben links die Jahreszahl 1567.

Eichenholz; h. 1,73½; br. 1,29. – Aus der alten Kunstkammer. Inv. 1722, A 1, als „Balthasar“ (verderbt aus Beukelaar). Dass es in der That von letzterem herrührt, beweist nicht nur seine stilistische Uebereinstimmung mit den übrigen Bildern des Meisters, sondern wird einerseits durch K. v. Mander, der von einer lebensgrossen Darstellung der vier Evangelisten durch Beukelaar berichtet (Ed. 1764, I p. 211), andererseits durch das von Max Lehrs entdeckte Monogramm dieses Meisters bestätigt. Vgl. auch Woltm. u. Woerm. III, S. 62 u. 65. – Hübner kam der Wahrheit schon nahe, indem er Beukelaar’s Lehrer Aertsen als den Urheber vermutete. Doch liess er ihm seinen Platz unter den Italienern. – Phot. Braun XII, 26.

Martin Van Valckenborch.

Geb. zu Mecheln 1542. Todesjahr unbekannt. Jüngerer Bruder des Lukas Van Valckenborch. Martin trat 1559 der Mechelner, 1564 der Antwerpener Gilde bei. Später zog er nach Deutschland.

Der Turmbau zu Babel. 832. (899.) Q 3.

Aus der weiten, von überbrückten Wasserarmen durchströmten Stadt erhebt sich in 15 Terrassen pyramidenförmig der mächtige Turm. Vorn links Schmieden

[276] und andere Werkstätten. Vorn rechts Steinhauer bei ihrer Arbeit. Dem Könige im Turban trägt ein Sklave die Schleppe, hält ein anderer den Sonnenschirm. Bezeichnet unten in der Mitte:

Eichenholz; h. 0,75½; br. 1,05½. – 1609 durch Samuel Bottschild, 1700 zur Kunstkammer, nach 1741 zur Galerie.

Frans Pourbus d. ä.

Geb. zu Brügge 1545, gest. zu Antwerpen den 19. September 1581. Sohn des Peter Pourbus, Schüler des Frans Floris in Antwerpen. Thätig in Antwerpen.

Bildniss einer ältlichen Dame. 833. (840.) 21 a.

Kniestück nach links auf dunkelgrauem Grunde. Die Dame im Lehnstuhl hält ihr Hündchen im Arm. Sie trägt ein schwarzes Kleid, eine weisse Haube und eine goldne Gürtelkette. Bezeichnet unten rechts:

Eichenholz; h. 0,79; br. 0,54½. – 1742 durch Riedel aus Prag (als N. 3171). – Die Urheberschaft des F. Pourbus von H. mit Unrecht bezweifelt. Das Bild ist als frühes datirtes Werk des Meisters von Bedeutung. – Phot. Braun II, 26 und Phot. Ges.

Art Frans Pourbus des älteren.

Weibliches Bildniss. 834. (1894.) 21 b.

Halbfigur nach links auf grauem Grunde. Die Dame in weisser Haube und schwarzem Kleide mit roten Aermeln und goldener Gürtelkette legt ihre Hände ineinander.

Eichenholz ; h. 0,68; br. 0,54½. – Inv. 1722, A 104; aus der Kunstkammer als Original Holbein’s, mit dem Zusatze: „D. Lutheri Catharina von Suhm Contref.“, woraus im Inv. 1754 „Catharina von Bohren“ und im „Abrégé“ von 1782 (immer noch als Original Holbein’s) „Cathérine de Bohra, épouse de Martin Luther“ wurde. – Das Bild stellt, wie schon H. gesehen, der es als „unbekannt“ unter die Deutschen vorsetzte, weder Luther’s Gattin dar, noch ist es von Holbein gemalt. Es zeigt unzweifelhaft die Hand eines niederländischen Meisters. So auch Scheibler, Dr. Not. Seine Verwandtschaft mit dem vorigen Bilde ist augenfällig.

[277]

Art der Pourbus.

Bildniss eines Geharnischten. 835. (841.) J 2.

Halbfigur ohne Hände nach rechts vor rotem, links emporgezogenem Vorhang. Spärliches blondes Haupthaar, kurz geschnittener Kinn- und Schnurrbart; blaue Augen. Reich mit Gold gemusterter Harnisch.

Leinwand; h. 0,95; br. 0,73½. – 1825 durch den sächsischen Gesandten in Spanien, von Könneritz, aus Madrid. – Nach Waagen, Bemerkungen, S. 34, wohl von dem jüngeren Fr. Pourbus.

Männliches Bildniss. 836. (842.) P 9.

Brustbild ohne Hände nach rechts auf dunkelgrauem Grunde. Rotblondes Haupthaar, kurzer Bart. Schwarzer Rock und weisse Halskrause.

Eichenholz; h. 0,41½; b. 0,34. – 1857 aus Steinla’s Sammlung.

Weibliches Bildniss. 837. (843.) P 9.

Brustbild ohne Hände nach links auf grauem Grunde. Schwarzes Kleid, weisse Halskrause, weisse Haube.

Eichenholz; h. 0,46½; br. 0,34½. – 1857 ans Steinla’s Sammlung.

Unbestimmter niederländischer Meister. XVI. Jahrhundert.

Männliches Bildniss. 838. (1890.) O 2.[WS 5]

Brustbild ohne Hände nach rechts auf dunkelblaugrauem Grunde. Dunkelblonder Vollbart und graublaue Augen. Pelzmantel und schwarze Kappe. Am Halse ein Stück der roten Unterkleidung.

Eichenholz; h. 0,41; br. 0,34½. – Inv. 1722, A 1153, als Original von Hans Holbein; und so noch bei H. – Die neuere Holbeinforschung hat den Namen dieses Meistere für unser vortreffliches Bild, welches eine ausgezeichnete niederländische Hand verrät, jedoch mit Recht längst abgelehnt. – Phot. Braun XII, 25.

B. Die holländische Schule.

Jan Mostert.

Geb. um 1470 zu Haarlem; nachweisbar thätig daselbst 1500 bis 1549. Gest. 1555 oder 1556. Van Mander, ed. Hymans I, p. 265.

Die hl. Magdalena. 839. (1853.) 21 b.

Halbfigur nach rechts auf grünem Grunde. Sie trägt ein schwarzes Kleid und eine schwarze Mütze; mit beiden Händen hält sie das goldne Salbgefäss.

[278] Eichenholz; h. 0,34½; br. 0,24. – Zuerst als „unbekannt“ im Katalog von 1843. – So auch noch bei H. – Schon von Waagen (Bemerkungen, S. 43) dem Mostert zugeschrieben. Die Bilder, welche Waagen auf diesen Meister zurückführte (vergl. Woltm. und Woerm., II, S. 530), zeigen allerdings alle dieselbe Hand. Dass diese aber diejenige Mostert’s sei, ist nicht unwiderleglich erwiesen worden. Dass unser Bild von Waagen’s Mostert herrührt, ist sicher. So auch Scheibler, Dr. Not.

Unbestimmte holländische Meister um 1500.

Heilige Familie im Gemache. 840. (1837.) 21 a.

Maria thront, leicht nach links gewandt, in einem kapellenartigen Raume. Sie trägt eine Krone auf dem Haupte und hält das auf ihrem Schoosse stehende Christkind fest. Links sitzt die hl. Anna und reicht dem Kinde eine Birne. Rechts im Hintergrunde, vor einem zweiten Gemache mit einem Himmelbette und einem grossen Kamine, stehen der hl. Joachim und der hl. Joseph. Links an der Bank ein Zeichen, welches von einigen für ein Monogramm gehalten wird.

Eichenholz; h. 65½; br. 0,48. – Im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1603 und im Inv. 1754, II 137, als „Van Eyck.“ Seit dem Katalog von 1846 als „Schule des Van Eyck.“ Waagen, Bemerkungen, S. 36–37, wollte sogar die Hand eines bestimmten Schülers Van Eyck ’s, des Petrus Christus, in dem Bilde erkennen. Crowe und Cav., E. Fl. P2, p. 125, gingen mit Recht nicht so weit; sie sagten nur: „perhaps by a disciple of the Van Eycks.“ Uns scheint der Meister eher holländisch, als vlämisch zu sein. So auch Scheibler, Dr. N. – Phot. Braun VII, 22 und Phot. Ges.

Ein Flügelaltar. 841. (1840.) N 3.

I. Das Mittelbild. Die Gefangennahme Christi. Es ist Nacht. Die Mondsichel steht am Himmel. Links im Hintergrunde kniet Christus betend am Oelberg. Vorn in der Mitte giebt Judas ihm den Verräterkuss. Vorn rechts nahen die Kriegsknechte mit Fackeln und Spiessen. Links vorn haut Petrus dem Malchus, der mit einer Laterne in der Rechten zu Boden gesunken ist, das Ohr ab.

II. Die Flügelbilder. 1. Die Innenseiten. a) Der linke Flügel. Engel mit den Leidensgeräten Christi, nach rechts gewandt. Von den beiden vorderen Engeln trägt der eine die Dornenkrone und die Fackel, der andere die Geisselsäule. – b) Der rechte Flügel. Engel mit den Leidensgeräten Christi, nach links gewandt. Von den beiden vorderen Engeln trägt der eine eine Kerze, der andere das Kreuz. – 2. Die Aussenseiten. a) Der linke Flügel. Die hl. Katharina, von vorn gesehen, auf braunem Grunde. Krone, Buch, Schwert. Rad. – b) Der rechte Flügel. Die hl. Barbara, von vorn gesehen, auf braunem Grunde. Krone und Kelch.

[279] Eichenholz; h. 1.73; br., Mittelbild, 1,11; die Flügel je 0,48. – Das Mittelbild im Inv. 1722, B 244. Es ist wahrscheinlich die „Verrätherey Judae“, welche 1687 aus der Schlosskirche zu Wittenberg in die Kunstkammer gebracht wurde. Vgl. Distel, Zeitschrift für Museologie 1884, S. 157. – Die Flügelbilder waren damals mit in die Kunstkammer gekommen; denn sie kamen, laut ihrer Inventarnummern (2338 und 2339), 1733 aus der Kunstkammer zur Galerie (Inv. 8°, fol. 405). Später geriet es in Vergessenheit, dass sie zu dem Mittelbilde gehörten; sie wurden veräussert. Herr Inspector Gustav Müller entdeckte sie 1874 im „gothischen Hause“ zu Wörlitz, worauf sie 1876 durch Austausch in die Dresdener Galerie zurückgebracht wurden. – Der Meister des Mittelbildes und der Innenseiten der Flügel (die Aussenseiten, welche augenscheinlich, während das Werk in Wittenberg war, bemalt wurden, sind schwache deutsche Bilder vom Ende des XVI. Jahrhunderts) galt im Inv. 1722 als „unbekannt.“ Bei H. richtig als „altniederländisch“, mit Unrecht als „Schule der Van Eyck.“ Scheibler, Dr. N. hält es für ein Werk des alten Haarlemer Malers Geertgen van St. Jans, dessen einziges beglaubigtes Werk sich in der Kaiserlichen Galerie zu Wien befindet. Ein erneuter Vergleich mit diesem Bilde hat uns von dieser Ansicht jedoch nicht überzeugt. Wir begnügen uns, eine Schulverwandschaft mit Ger. David festzustellen, der ebenfalls aus Holland stammte, aber seit 1484 in Brügge ansässig war, wo er den 13. August 1523 starb. Die Beziehungen dieses Meisters zu Geertgen van St. Jans sind noch nicht ermittelt. – Phot. Braun XIV, 19 und XV, 19.

Ein Mann mit drei Pfeilen. 842. (1856.) O 3.

Brustbild nach links auf olivgrünem Grunde. Schwarze Kappe, blonde Locken, kurzer blonder Bart; die Pfeile in der Linken. Bez. l. o. (verkleinert):

Eichenholz; h. 0,36; br. 0,30½. – Schon 1676 zur Kunstkammer, nach 1741 zur Galerie. – Vermutlich gehört das Bild der älteren holländischen Schule an.

Nach Lukas Van Leyden.

Lukas Jacobsz Van Leyden. Geb. zu Leiden 1494; gest. daselbst 1533. Schüler seines Vaters Huig Jacobsz und des Cornelis Engelbrechtsen. Als Kupferstecher, Zeichner für den Holzschnitt und Maler der bedeutendste holländische Meister des XVI. Jahrhunderts. Thätig vornehmlich zu Leiden.

Die Versuchung des hl. Antonius. 843. (1852.) 21 b.

Der hl. Einsiedler, neben dem Buch und Glocke auf der Felsbank liegen, sitzt links unter einem Baume und betet seinen Rosenkranz, ohne zu der Verführerin [280] aufzuschauen, die, mit einem Kelch in der Rechten, einem Scepter in der Linken, rechts vor ihm steht.

Eichenholz; rund; h. u. br. 24½. – Zuerst im Katalog von 1817, als Original des Lukas Van Leyden. So auch noch bei H. Des Meisters Stil im allgemeinen zeigt das Bild auch. Verwandt ist die Composition seines Stiches Bartsch 117. Doch erscheint unser Bild in der Durchführung zu stumpf und leer, als dass wir es des Meisters eigener Hand lassen könnten. So auch Scheibler, Dr. Not. – Phot. Braun.

Jan Van Scorel (Schoorle).

Geb. zu Schoorl (damals Scorel) bei Alkmaar den 1. August 1495, gest. zu Utrecht den 6. December 1562. Schüler des Willem Cornelisz zu Haarlem, des Jac. Cornelisz zu Amsterdam, des Jan Mabuse zu Utrecht. In Rom (1522–23) stark von der römischen Schule beeinflusst. Thätig später hauptsächlich in Utrecht.

David, Goliath tötend. 844. (65.) O 3.

Der Riese ist vorn in der Mitte zu Boden gestürzt. Links beugt sich David über ihn, um ihm das Haupt abzuschneiden. Im Hintergrunde Handgemenge. Rechts Schlachtmusik. Im Mittelgrunde rechts zwei grosse Laubbäume. Im Hintergrunde phantastische hohe blaue Gebirge.

Eichenholz; h. 1,08½; br. 1,55½. – Inv. 1722, B 1177, als „Manière de Raphael.“ In den bisherigen Katalogen als Werk Angelo Bronzino’s. Als Werk Scorel’s erkannt von Scheibler, Justi, Bode (vgl. deren Artikel über Scorel im Jahrb. der Pr. K.-S. II, 1881, S. 212); in der That besonders durch das bezeichnete Bild dieses Meisters von 1530 im Bonner Provinzialmuseum unzweifelhaft als solches beglaubigt. Das Bild gehört der späteren Entwicklung des Meisters an. –Phot. Braun X, 23.

Art des Pieter Aertsen.

Gen. de lange Pier. Geb. zu Amsterdam 1507, begraben daselbst den 3. Juni 1575 (Bredius N. N.); 1535 Meister, 1542 Bürger zu Antwerpen, aber 1566 wieder in Amsterdam.

Die Kreuztragung Christi. 845. (796.) Q 2.

Der Zug bewegt sich von links nach rechts. Rechts im Mittelgrunde erhebt sich der schwarzumwölkte Kalvarienberg. Links steht die Sonne blutrot am Himmel. Vorn in der Mitte bricht Christus unter der Last des Kreuzes zusammen. Die hl. Veronica kniet ihm entgegen und reicht ihm ihr Tuch. Einer der Schächer wird vorn rechts auf einem Karren gefahren. Ganz links überfallen drei Geharnischte einen Bauern.

[281] Eichenholz; h. 0,86; br. 1,59½. – Inv. 1754, II 639, als „Floris“; so auch noch bei H. – Indessen vermögen wir die Hand dieses Meisters nicht in dem Bilde zu erkennen. Dass wir recht haben, es zu Aertsen in Beziehung zu setzen, beweisen z. B. dessen „Kreuztragung“ im Berliner (Verzeichniss von 1883, S. 3) und „Kreuzigung“ im Antwerpener Museum. So zuerst Scheibler, Dr. Not. – Phot. Braun.

Holländischer Meister. 1548.

Weibliches Bildniss. 846. (1893.) N 1.

Halbfigur nach links auf bräunlichem Grunde. Die Dame in schwarzem Kleide mit roten Unterärmeln und weisser Haube fasst mit beiden Händen, deren Finger Ringe schmücken, den Rosenkranz, der von ihrer Gürtelkette herabhängt. Bez. oben links: ÆTATIS . 41.; rechts; A° . 1548.

Eichenholz; h. 0,80; br. 0.60. – 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux. Damals (Inv. Guarienti S. 1689) als „Maniera di Holbein.“ Bei H. als „unbekannt“ in der deutschen Schule. Dass das Bild niederländisch ist, hat schon Bode (bei v. Zahn VI, S. 199) bemerkt. Wir sehen mit Scheibler (Dr. Not.) die Hand eines dem Heemskerk verwandten Holländers in ihm. – Phot. Braun XIII, 20 und Phot. Ges.

Antoon Mor (Moor, Moro).

Geb. zu Utrecht im ersten Viertel des XVI. Jahrhunderts, gest. zu Antwerpen zwischen 1576 und 1578. Schüler des Jan Van Scorel in Utrecht. Auf vielen Reisen (auch nach Italien und Spanien) weitergebildet. Thätig zeitweilig in Rom, Madrid, Lissabon, London, Brüssel, wiederholt in Utrecht, seit 1547 aber zumeist in Antwerpen.

Bildniss eines Utrechter Canonicus. 847. (1174.) 21 b.

Brustbild fast von vorn auf blaugrünem Grunde. Der weissbärtige Herr trägt eine schwarze Mütze, einen braunen Mantel über schwarzem Rocke und das rote Kreuz der Canonici von Utrecht an goldner Kette. Seine beiden Hände kommen rechts nur halb zum Vorschein.

Eichenholz; h. 0,34½; br. 0,29. – Nach H. im Inv. 1722; doch konnte das Bild von uns zuerst im Inv. 1754, II 393, als „Holbein“ nachgewiesen werden. – Die Inschrift auf der Rückseite, welche es als ein Werk des „A. Moore“ bezeichnet, ist zwar nicht echt alt, könnte aber doch auf eine gute Ueberlieferung zurückgehen. .Jedenfalls schliesst das Bild sich dem Bildnisstil Scorel’s noch so sehr an, dass es, wenn es von Mor herrührt, ein frühes .Jugendbild dieses Meisters sein muss. – Scheibler (Dr. Not.) hält es sogar für wahrscheinlicher, dass es noch ein Bild des Scorel selbst sei. – Phot. Braun XI, 17 und Phot. Ges.

[282]

Männliches Bildniss. 848. (1903.) 21 a.

Halbfigur nach rechts auf dunklem Grunde. Aeltlicher Herr mit ergrauendem Haupthaar und kurz geschnittenem blonden Vollbart. Schwarze Kappe, weisse Halskrause, mit braunem Pelz besetzter Mantel und grosse Fingerringe. In beiden Händen seine braunen Handschuhe.

Eichenholz; h. 0,73; br. 0,54½. – Inventar Guarienti (vor 1753) N. 232 als „Holbein il vecchio.“ Das ausgezeichnete Bild ist jedoch zweifellos niederländischen Ursprunges und steht dem Ant. Mor so nahe, dass uns die Urheberschaft dieses Meisters wahrscheinlich erscheint. So zuerst Scheibler (Dr. Not.). Sind auch frühere Bilder Mor’s, selbst noch seine Prachtbilder in der Casseler Galerie, in anderer, festerer, ruhigerer Technik gemalt, so stehen spätere Bilder seiner Hand, wie vor allen Dingen das bezeichnete Bild N. 354 des Brüsseler Museums (mit dem man auch das Berliner Bild N. 730 vergleiche) unserem Bilde doch so nahe, dass uns kaum ein Zweifel an der Urheberschaft Mor’s möglich scheint. – Phot. Ges.

Unbestimmter holländischer Meister. 1563.

Zwei kleine Mädchen. 849. (1900.) O 2.

Ganze Figuren, fast von vorn, auf dunklem Grunde. Das ältere, zur Linken, hält das jüngere an der Hand und trägt ein Hündchen im Arm; das jüngere trägt einen Korb Früchte. Dat. links in der Mitte: An° . 1563.

Eichenholz; h. 1,20; br. 0,88. – 1727 durch Leplat. Damals als „Manier Holbein’s.“ Bei H. frageweise dem Augsburger Maler Ch. Amberger (1530 Mitglied der Zunft, gest. 1561 oder 1562 in Augsburg) zugeschrieben, dessen Hand wir in dem Bilde nicht zu erkennen vermögen. Vielmehr lassen die Holzart, auf der es gemalt, die Tracht der dargestellten Kinder und die Malweise übereinstimmend einen niederländischen Meister in dem Bilde erkennen; und zwar sehen wir mit Scheibler (Dr. Not.) die Schulrichtung des A. Mor (mittlere Zeit) in der Behandlungsweise.

Cornelis Cornelisz van Haarlem.

Geb. zu Haarlem 1562, gest. daselbst den 11. November 1628. Schüler des Pieter Pietersz zu Amsterdam und des Gillis Coignet zu Antwerpen. Thätig seit 1583 in Haarlem.

Kuppelscene. 850. (1177.) Q 3.

Halbfiguren auf dunkelgraugrünem Grunde. Vorn ein Tisch. Links an demselben ein rot gekleideter Mann, welcher beide Hände an seinen Geldbeutel legt; rechts ein junger hellrot gekleideter Mann, welcher sich dem in der Mitte sitzenden Frauenzimmer in gelbem Kleide zuwendet. Bez. links oben:

[283]

Leinwand; h. 0,71½; br. 0,86½. – 1741 aus der Sammlung Wallenstein in Dux. – Bei H. wird die Urheberschaft des Corn. v. Haarlem unbegründeter Weise in Frage gestellt.

Venus, Bacchus und Ceres. 851. (1176.) J 4.

Venus sitzt links vorn am Felsen und streichelt den kleinen Amor, der zärtlich an ihrer Schulter hängt. Rechts sitzt, fast von hinten gesehen, Ceres mit dem Aehrenkranze und dem Füllhorn. Zwischen beiden sitzt Bacchus, bekränzt und die Laute spielend; nach H. Apollo, auf den die Erscheinung nicht recht passt. Bezeichnet links unten:

Leinwand; h. 1,53½; br. 1.83. – Im Juni 1723 von der Gräfin Wrzowecz in Prag. – Im Inv. 1722. A 1453, schon als Venus, Bacchus und Ceres.

Der Sündenfall. 852. (1874.) 21 a.

Links sitzt Adam, nach rechts gewandt, unter dem Fruchtbaum. Eva steht zwischen seinen Knieen, legt ihren rechten Arm um seine Schulter und hält den Apfel in der gesenkten linken Hand. Landschaftlicher Hintergrund.

Kupfer; h. 0,14; br. 0,10. – War noch 1741 auf der Kunstkammer, wohin es am 15. März 1700 gekommen war. Bei H. als „unbekannt“ in der deutschen Schule. [284] Indessen weisen die Formensprache und die Farbenbehandlung unverkennbar auf die niederländische Schule vom Ende des XVI. Jahrhunderts hin. Dass kein anderer, als Cornelis von Haarlem der Urheber sei, hat zuerst Bode ausgesprochen, dann Scheibler (Dr. Not.) zugegeben. Auch uns erscheint es richtig.

Nach Cornelis Cornelisz.

Bildniss des Dichters und Kupferstechers Dirck Volckertszoon Coornhert 853. (1187.) L 3.

(geb. 1522, gest. 1590). Brustbild ohne Hände fast von vorn auf dunkelgrauem Grunde. Schwarzer Hut. Weisser Vollbart, lebhafte graue Augen.

Eichenholz; h. 0,46½; br. 0,37½. – Zuerst im Inv. 1754, II 234, als „Anonymus.“ Seit dem „Catalogue“ von 1765 dem Pieter Mierevelt gegeben, der den Dargestellten jedoch nicht mehr nach dem Leben gemalt haben könnte. Bekannt ist das mit dem unseren übereinstimmende Bildniss des Coornhert von der Hand des Cornelis Cornelisz von Haarlem im Amsterdamer Museum. Die Wiederholung könnte ja immerhin von einem der Mierevelt’s herrühren. Jedenfalls ist zu beachten, dass sich im Nachlass des alten Mierevelt, der seinen Sohn überlebte, ein Bildniss des Coornhert befand. Vergleiche H. Havard, l’Art I 1879, p. 50. Das gleiche Bild auch im Augsburger Museum.

Joachim Antonisz Utenwael (Wttewael, Uitenwael).

Geb. zu Utrecht 1566, gest. daselbst den 13. August 1638 (Bredius, Catalogus p. 89). Durch Reisen in Süd-Europa ausgebildet; seit 1592 in seiner Vaterstadt thätig.

Der Parnass. 854. (1178.) 21 c.

In der Mitte einer Waldlandschaft sitzt Apollon an einem Felsen und spielt die Leyer. Vor ihm ruhen die neun Musen. Rechts vorn steht Pallas Athene, am Himmel sprengt Pegasus einher, und vorn in der Mitte liegt, von hinten gesehen, die Nymphe des Quells Hippokrene. Bezeichnet unten links:

Kupfer; h. 0,15½; br. 0,20½. – Vielleicht das Bildchen des Parnass mit den Musen und Pallas, welches 1658 zur Kunstkammer gekommen, wenngleich dasselbe nach dem Inventar der Kunstkammer von 1741 auf Glas gemalt sein sollte. – In der Galerie zuerst nachweisbar seit dem Katalog von 1835.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Ergänzung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 263 Zeile 14 von unten. Das Wappen gehört, wie Herr Geheimrath Dielitz die Güte hatte uns mitzuteilen, der genuesischen Familie Giustiniani an.
  2. Ergänzung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 263 Zeile 8 von unten. Das von uns mit einem Fragezeichen versehene Zeichen X (in dem oben noch ein kleines I sichtbar ist) ist unzweifelhaft das bekannte Zeichen für „Christus“ und hier „Christi“ (richtiger wäre „Christum“) zu lesen.
  3. Ergänzung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 264 Zeile 6 von oben ist „Radirt von H. Bürkner“ (noch in Arbeit) hinzuzufügen.
  4. Druckfehlerberichtigung siehe Druckfehler: Seite 272 Zeile 18 von oben lies Frans statt Franz.
  5. Berichtigung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 277 am Rande zu N. 838 lies O 2 statt Q 2.