ADB:Mosheim, Johann Lorenz von

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Artikel „Mosheim, Johann Lorenz“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 395–399, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mosheim,_Johann_Lorenz_von&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 03:08 Uhr UTC)
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Mosheim: Johann Lorenz M., lutherischer Theolog, Kirchenhistoriker und Kanzelredner des 18. Jahrhunderts, geb. 9. October 1694 (?) zu Lübeck, † 9. September 1755 zu Göttingen. – Ueber den Anfängen seines Lebens waltet ein gewisses Dunkel, da er selbst nicht gerne darüber sprach und sichere Documente fehlen. Weder sein Geburtsjahr noch seine Abstammung ist sicher bekannt. Nach der gewöhnlichen Annahme stammte er aus einem alten freiherrlichen Geschlecht von Moßhaimb oder Mosheim, das früher in der Schweiz und in Steiermark blühte, und war der Sohn eines Herrn von M., der zuerst in kaiserlichen, später in englischen Diensten stand, zuletzt in Lübeck als Pensionär sich niedergelassen hatte. Der Name seiner Mutter ist ganz unbekannt: sie soll Protestantin, der Vater Katholik gewesen sein. Nach einer aus Wolfenbüttler Acten stammenden, freilich nicht sicher verbürgten Notiz aber (vgl. Henke a. a. O. S. 68 f.) wäre M. der uneheliche Sohn eines holsteinischen Prinzen (Ernst Leopold von Holstein-Ploen, † 1722) und einer Wäscherin gewesen, die nachher mit einem Hoflakai oder Lieutenant Mosheim verheirathet worden sei. Er selbst scheint sich niemals „von Mosheim“ genannt und erst später das von Mosheimsche Wappen angenommen zu haben. Sein Geburtsjahr war 1694 oder 1695. Seine Kindheit verlebte er in kümmerlichen Verhältnissen: pressus dura sorte et egestate, wie er selbst einmal sagt. Frühe aber zeigte er eine glückliche Begabung und ungewöhnlichen Lerneifer. Nachdem er auf der Schule zu Lübeck einen mangelhaften Schulunterricht genossen und aus Noth eine Zeitlang auf holsteinischen Gütern als Hauslehrer sich umgetrieben, gelang es ihm endlich 1716 mit Hülfe einiger holsteinischen Edelleute die Universität Kiel zu beziehen. Hier [396] entfalteten sich seine Talente so rasch, daß er bald mit schriftstellerischen Versuchen in lateinischer und deutscher Sprache hervortrat und die Aufmerksamkeit nicht bloß seiner Lehrer, sondern auch auswärtiger Gelehrter wie Leibniz, Buddeus auf sich zog. Nachdem er 1718 Magister, 1719 Assessor der philos. Facultät geworden, begann er Vorlesungen über Logik und Metaphysik zu halten, trat aber auch mit vielem Beifall als Prediger auf zur Unterstützung seines alten Lehrers und späteren Schwiegervaters, des Professors und Oberpredigers A. zum Felde. Durch mehrere Schriften, bes. seine antideistische, gegen Toland gerichtete Schrift „Vindiciae antiquae Christianorum disciplinae“, 1720, und „Observationes sacrae“, 1721, die er dem Herzog August Wilhelm von Braunschweig und der Herzogin Elisabeth Sophie Marie, einer geb. Prinzessin von Holstein-Ploen, seiner besonderen Gönnerin, zueignete, empfahl er sich sosehr, daß er 1723 als ordentlicher Professor der Theologie nach Helmstedt berufen wurde.[WS 1] Zwar fand seine Aufnahme in die theologische Facultät anfangs in Helmstedt selbst wie bei der mitbetheiligten hannoverschen Regierung Anstand (vgl. Henke in der Hall. Allg. Litt.-Ztg. 1837 S. 429 ff.). Bald aber gelang es ihm, alle Hindernisse zu überwinden und er wurde von Ehren- und Gnadenbezeugungen überschüttet: er wurde Mitglied des Consistoriums 1726, Abt der beiden Klöster Marienthal und Michaelstein 1726 und 27, erhielt Sitz und Stimme in den Ständen, das Patronatrecht über verschiedene Kirchenstellen, die Aufsicht über das Schulwesen im ganzen Herzogthum und eine Reihe von weiteren Vergünstigungen (vgl. seinen Brief an Münchhausen vom 29. Dec. 1734 bei Rößler, S. 173 ff.) mußte sich aber auch 1726 durch einen förmlichen Revers verpflichten, bei der Juliusuniversität beständig zu bleiben und keine auswärtige Berufung anzunehmen. So blieb er 24 Jahre in Helmstedt, zuletzt fast die einzige Säule und Stütze der altersschwachen Alma Julia, nachdem dieser in der neugegründeten Georgia Augusta[WS 2] seit 1734 eine bedenkliche Rivalin entstanden war. Zwar hatte Gerlach von Münchhausen gleich von Anfang an Alles darangesetzt, den durch seine große Gelehrsamkeit wie durch seine „Moderation“ gleichberühmten Theologen für einen theologischen Lehrstuhl in Göttingen zu gewinnen. Da es ihm aber unter den damaligen Verhältnissen unmöglich war, dem Ruf zu folgen, so mußte sich M. darauf beschränken, den ihm befreundeten Curator bei seiner neuen Gründung, insbesondere beim Entwurf der Statuten für die theologische Facultät, bei der Besetzung der theologischen Lehrstühle, bei Gründung der Societät der Wissenschaften etc. mit seinem Rath zu unterstützen. Erst ein volles Decennium später, nachdem er in der Zwischenzeit mehrere glänzende Berufungen abgelehnt, und nachdem der neue Herzog Karl von Braunschweig ihn seines Reverses entbunden, entschloß er sich doch noch dem wiederholten Andrängen Münchhausens zu folgen, indem er 1747 die eigens für ihn geschaffene, nachher nie wieder besetzte Stelle eines Kanzlers der Universität und professor honorarius in der theologischen Facultät zu Göttingen übernahm. Er trat sein Amt an mit einem Programm de odio theologico (Göttingen 1747). Nur noch 8 Jahre verlebte er hier, nicht ohne allerlei Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten, die ihm gerade seine eximirte Stellung als Kanzler oder Director der neuen Universität bereitete, sodaß er anfangs manchmal sich unbehaglich fühlte und nach dem alten Helmstedt und dem „cisterciensischen Schmutz“ seiner beiden Klöster sich zurücksehnte. Aber die Furcht, die Viele von ihm hegten, daß die Universität in ihm einen neuen Oberaufseher erhalten würde, schwand, nachdem man in seiner Person den friedfertigen und liebenswürdigen Mann wie den großen Gelehrten kennen gelernt, der, unermüdlich im Lehren wie in der litterarischen Arbeit, zugleich auch als anspruchsloser College und als Freund heiterer Geselligkeit sich zeigte. Bald lebte er sich ein und gehörte zu den ersten Zierden der [397] Georgia Augusta, weshalb denn auch sein allzufrühes Scheiden allgemein beklagt wurde. Er wurde in der Paulinerkirche beerdigt; sein Epitaph befindet sich noch jetzt in der Universitätskirche, sein Schädel in der akademischen Schädelsammlung (vgl. Osiander und Siebold bei Lücke, S. 61). M. war dreimal verheirathet, zuerst mit der Tochter des Kieler Professors zum Felde, dann mit einem Fräulein von Haselhorst, zuletzt mit einem Fräulein von Voigts. Von seinen zwei Söhnen trat der eine in württembergischen Staatsdienst, der zweite wurde Officier und nahm theil am Türkenkrieg; von seinen Töchtern verheirathete sich die eine mit dem Erlanger Professor von Windheim, die andere mit einem russischen Grafen und als Wittwe zum zweitenmal mit einem französischen Herzog von Noailles.

M. war nicht bloß der angesehenste protestantische Theolog, sondern auch einer der ersten deutschen Gelehrten und Schriftsteller seiner Zeit überhaupt. Geßner sagt von ihm: ubi Moshemius, ibi academia.[WS 3] Er besaß vor Allem ein hervorragendes Form- und Sprachtalent. Es gab wenige seiner Zeitgenossen, die ein so klares und elegantes (wenn auch vielleicht nicht immer correctes) Latein und daneben ein so fließendes und geschmackvolles Deutsch zu schreiben wußten; ja er galt seinen Zeitgenossen geradezu als der „erste deutsche Prosaist“ und wurde deshalb 1732 von der deutschen Gesellschaft in Leipzig nach Mencke’s Tod zu ihrem Präsidenten gewählt (s. Danzel, Gottsched S. 89 ff.). Und wie er der deutschen und lateinischen Sprache Meister war, so besaß er auch eine für jene Zeit seltene Bekanntschaft mit auswärtigen Sprachen und Litteraturen, mit englischen, französischen, italienischen Werken: schon in Kiel übersetzte er aus dem Italienischen, später beschäftigte er sich mit englischen Philosophen und Deisten, mit französischen und englischen Kirchenhistorikern und Kanzelrednern. – Mit diesem Sprach- und Formtalent hängt aber auch seine ganze wissenschaftliche Begabung und Leistung zusammen. M. ist kein schöpferischer Geist, aber ein eminent receptives und reproductives Talent, bemüht und geschickt, überallher das Wissenswürdige und Brauchbare zu sammeln, zu verarbeiten, zu gestalten und darzustellen. Allem wußte er ein Interesse abzugewinnen und über Alles, was er schrieb und sprach, eine gewisse ungezwungene Anmuth zu verbreiten. Dem entspricht ebenso sein theologischer Standpunkt wie seine wissenschaftlichen Leistungen. M. ist ein Mann der Moderation, der Mitte und Vermittlung, nicht ein Mann der Extreme oder der entschiedenen Parteistellung; er ist darum nicht Schöpfer eines Systems, nicht Stifter einer Schule geworden, aber die verschiedenartigsten Anregungen hat er in sich aufgenommen und ebendarum auch wieder nach allen Seiten hin fördernd und anregend gewirkt. Keine der damaligen kirchlichen oder theologischen Parteien hat ihn zu den Ihrigen gezählt: von den orthodoxen Streit- und Schultheologen schied ihn eine angeborne Antipathie gegen alle theologische rabies und die aus seinen geschichtlichen Studien gewonnene Einsicht, daß der orthodoxe Fanatismus zur Roheit und zum Aberglauben führe; von den Pietisten und Herrnhutern schied ihn eine gewisse Freiheit und Heiterkeit des Geistes, sowie sein feiner ästhetischer Takt und seine Schätzung weltlicher Wissenschaft. Er selbst will daher, obwohl fromm und rechtgläubig, „doch weder Pietist sein noch allzu orthodox“. Ein Hauptmittel zur Ueberwindung theologischer Bornirtheit sieht er im Studium der Philosophie und begrüßt darum mit Freuden das Wiederaufblühen philosophischer Studien in Deutschland mit Leibniz und Wolf; er selbst aber will weder Leibnizianer noch Wolfianer sein, noch weniger freilich Deist oder Sensualist, gehört vielmehr zu den ersten und eifrigsten Bekämpfern des englischen Deismus und seines Anhangs auf deutschem Boden. So will er überhaupt gar keiner theologischen Partei angehören, sondern mit weitherziger Milde und Geistesfreiheit, mit einem [398] gewissen optimistischen Eklekticismus und Latitudinarismus überall das Berechtigte und Brauchbare anerkennen, überzeugt, daß nicht blos auf einem Wege und in einerlei Form die Wahrheit gefunden, die Wissenschaft gefördert, das Reich Gottes gebaut werden könne. Dieser seiner vermittelnden Richtung und Geistesart entspricht denn auch die Vielseitigkeit seiner litterarischen Arbeiten und wissenschaftlichen Leistungen. In seiner Jugend hatte er auf den verschiedensten Gebieten der Philologie, Geschichte, Philosophie, Aesthetik, deutschen Poesie und Litteratur sich versucht, und mit allerlei, zum Theil seltsamen Projecten sich getragen, z. B. einer Geschichte exegetischer Paradoxa, einer Bibliotheca Vulcani etc. Später, nachdem er die Theologie zu seiner Lebensaufgabe gemacht, arbeitet er gleichzeitig fast auf allen Gebieten derselben als akademischer Lehrer, als Schriftsteller, Prediger, Theilnehmer am Kirchen- und Schulregiment. Fast zu allen theologischen Disciplinen hat er Beiträge geliefert theils durch seine in Helmstedt und Göttingen gehaltenen Vorlesungen, theils durch seine zahlreichen größeren und kleineren Schriften. Am wenigsten hat er mit dem Alten Testament sich befaßt; dagegen lieferte er zahlreiche Beiträge zur Erklärung des neuen Testamentes, die von den Zeitgenossen geschätzt und aus seinem Nachlaß noch vermehrt wurden. Auch seine Vorlesungen über Dogmatik, Polemik, Homiletik, Kirchenrecht, theologische Encyklopädie sind nach seinem Tode herausgegeben. Sein Hauptwerk auf dem Gebiet der systematischen Theologie aber ist seine Sittenlehre der h. Schrift, wovon er selbst 5 Bände in wiederholten Auflagen herausgegeben hat (1735 ff., nach seinem Tode in 4 weiteren Bänden fortgesetzt von seinem Schüler J. P. Miller 1762–70), ein Werk, das von den Zeitgenossen (z. B. Gellert) in enthusiastischer Weise gepriesen wurde als „Werk des Genius und der Gelehrsamkeit, voll Weisheit und Religion, voll Kenntniß des menschlichen Herzens und Beredsamkeit“, heutzutage wegen Mangels an systematischer Anlage und allzugroßer Breite kaum noch beachtet (doch vgl. darüber Wuttke, Handbuch der chr. Sittenlehre I, 258). Seinen größten Ruhm aber gewann M. unter seinen Zeitgenossen durch seine Predigten oder „heiligen Reden über wichtige Wahrheiten der Lehre Christi“ (in 6 Bänden 1725 ff. allmählich erschienen; vollst. Ausg. Hamburg 1765): er galt als der erste „Kanzelredner“ seiner Zeit, gleich ausgezeichnet durch Gedankengehalt und Formvollendung, durch Eleganz und Reinheit in Sprache und Ausdruck, als vielbewundertes und vielnachgeahmtes Vorbild moderner Kanzelberedsamkeit. Sein eigenes Vorbild waren theils englische Prediger, wie besonders Tillotson, theils die französischen Kanzelredner des siècle de Louis XIV, daher man ihn wohl den deutschen Bourdaloue oder Tillotson genannt hat. Unterstützt wurde die Wirkung seiner Predigten auch durch ausgezeichnete Gaben äußerer Beredsamkeit, durch ein kräftiges Organ, deutliche Aussprache, durch eine natürliche Anmuth und Lebhaftigkeit, die mitunter zu poetischer Begeisterung sich steigerte, wie ja auch sein akademischer Vortrag von seinen Schülern (wie Schröckh, von Windheim etc.) als ein musterhafter gerühmt und darum auch von Nichttheologen gerne gehört wurde.

Mosheim’s bedeutendste und dauerndste Verdienste aber liegen auf dem Gebiete der historischen Theologie, der Kirchen- und Dogmengeschichte. Seine zahlreichsten und werthvollsten Schriften gehören diesen Disciplinen an, seine historischen Vorlesungen waren die geschätztesten, seine Forschungen auf diesem Gebiet haben ihm den größten Ruhm erworben und er hat hier am meisten einen epochemachenden Einfluß geübt: er ist, wie man ihn mit Recht genannt hat, der Vater der neueren Kirchengeschichtschreibung. Nachdem die Kirchengeschichte seit der Reformation alle möglichen kirchlichen und antikirchlichen Standpunkte durchlaufen hatte (in Flacius, Baronius etc., zuletzt in Gottfried Arnold), so galt es nun, dieselbe aus dem Dienst der confessionellen Polemik und der theologischen Parteistandpunkte [399] auf den Standpunkt einer rein objectiven, unparteiischen und irenischen, wissenschaftlich selbständigen Betrachtung zu erheben und zu zeigen, daß es auch in der kirchlichen wie in der weltlichen Geschichte vor Allem darauf ankomme, zu erfahren, was wirklich geschehen ist, also auf kritische, quellenmäßige, allseitige und gründliche Erforschung, auf wahre, klare und geordnete Darstellung der geschichtlichen Thatsachen und Entwicklungen. Eben diesen Dienst hat M. der Kirchengeschichte erwiesen. Zur Lösung dieser Aufgabe vereinigte er in seltenem Maße die verschiedenartigsten Eigenschaften des Geschichtsforschers und Geschichtsschreibers: ausgebreitete Quellenkenntniß, gründliche Forschung, feine Kritik, glückliche Combinationsgabe, seltene Unparteilichkeit, pragmatischen Geist, Klarheit und Eleganz der Darstellung in lateinischer wie in deutscher Sprache, daher mit ihm auch äußerlich die Kirchengeschichte das steife kirchenväterliche Costüm abgelegt und in das moderne Gewand der politischen Geschichte sich zu kleiden angefangen hat. Sein kirchenhistorisches Hauptwerk, das freilich erst kurz vor seinem Tode zum Abschluß gelangte, sind seine „Institutiones historiae ecclesiasticae antiquioris et recentioris“ in 4 Büchern (1. Ausg. 1726, letzte 1755 (4), ins Deutsche übersetzt mit Zusätzen und Fortsetzungen von J. von Einem 1769–78 in 9 Bänden, von J. R. Schlegel 1769–96 in 7 Bänden, englisch von Maclaine 1764 ff., von Murdock 1832, revidirt von Reid 1848, italienisch von Roselli, Neapel 1769). Als Vorarbeiten für dieses abschließende Werk dienten zahlreiche, fast über das ganze Gebiet der Kirchengeschichte sich erstreckende Untersuchungen und Abhandlungen, theils einzeln erschienen, theils gesammelt in den „Diss. ad historiam eccl. pertinentes“ 1731–41, 2. Ausg. 1767, ferner sein „Versuch einer unparteiischen und gründlichen Ketzergeschichte“, 1746–48, seine „Comm. de rebus Christianorum ante Constantinum M.“, 1753 (englisch übersetzt von Vidal und Murdock), seine Monographien über Servet, Origenes gegen Celsus, die Dordrechter Synode, Arminius, Begarden und Beginen, über chinesische, tartarische Kirchengeschichte u. s. w.

Ein Verzeichniß seiner sämmtlichen Schriften (123 Nummern) geben J. P. Miller in seiner Ausgabe der Institutiones h. e. 1764, Chr. D. Jani in Nicerons Nachrichten, Bd. 23, S. 476 ff., Meusel in s. Lexikon VIII, 348 ff., Pütter in der Gött. Gel.-Gesch., Döring S. 242. – Briefe von Mosheim sind gedruckt bei Klotz, Mosh. et Gesneri epp. amoeboeae 1770, bei Rößler, Gründung der U. Göttingen, 1855, S. 161 ff., bei Danzel, Gottscheds Briefwechsel; ungedruckte in Göttingen, Hannover, Hamburg, Lübeck, Wolfenbüttel etc. Bildnisse M.’s in Bruckers Bildersaal, in Zapfs Biogr. I u. a. a. O. – Ueber sein Leben s. besonders Gesners memoria Moshemii, Göttingen 1755 und in Eyrings Biogr. Gotting. I; Götten, gel. Europa I, 717. II, 817. III, 793; Moser, Lex. jetzt lebender Th., S. 511; Schmersahl, Gesch. jetzt leb. Th. III, 289. IV, 532 ff.; Jani im deutschen Niceron, 23, 406; Pütter, Göttinger Gel.-Gesch. I, 20 ff.; Hirsching, Handb. V, 2, 188 ff.; Jördens, Lexikon deutscher D. u. Prof. III, 702; Döring, Kanzelredner, 239 ff.; besonders aber Lücke, Narratio de J. L. Moshemio, Göttingen 1837, 4; Ernst Henke, in der theol. Real-Enc., 1. A. X, 68; 2. A. X, 328 (verkürzt); Ehrenfeuchter in Göttinger Professoren, 1872, S. 1 ff. Ueber seine Stellung in der Gesch. der prot. Theologie, vgl. Gaß, Gesch. der Dogmatik IV, 82; Frank, Gesch. der prot. Theol. II, 222 ff.; Gieseler, K.-Gesch. IV, 206; Tholuck, Gesch. des Rationalismus 157 ff.; über seine Bedeutung als Prediger siehe Hagenbach in Gelzers Monatsbl., 1865, und die Gesch. der Predigt von Schuler II, 159, Sack S. 23; Rothe S. 424, Zezschwitz-Zöckler III, 364 ff. Ueber seine Bedeutung als Kirchenhistoriker s. bes. Schröckh, K.-G. I, 193 ff.; Stäudlin, Gesch. u. Litt. der K.-G. S. 160 ff.; Baur, Epochen S. 118 ff.; Hase, Kirchengeschichte 1885, Band I, S. 41.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Die Universität Helmstedt bestand von 1576 bis 1810.
  2. Die Georgia Augusta ist die Georg-August-Universität Göttingen.
  3. lat.: „Wo Mosheim [ist], da [ist] die Akademie.“