ADB:Kästner, Abraham Gotthelf

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Artikel „Kaestner, Abraham Gotthelf“ von Moritz Cantor, Jakob Minor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 439–451, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:K%C3%A4stner,_Abraham_Gotthelf&oldid=- (Version vom 10. Oktober 2024, 21:18 Uhr UTC)
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Kaestner: Abraham Gotthelf K., Mathematiker und Dichter, geb. zu Leipzig am 27. September 1719, † zu Göttingen am 20. Juni 1800. Sein Vater war Professor der Jurisprudenz und erzog selbst den einzigen Sohn zu seiner Wissenschaft, eine Erziehung eigenster Art, an welcher auch der Bruder von Frau Professor K., Dr. Gottfried Rudolf Pommer, praktischer Jurist in Leipzig, einen Antheil hatte. Der Knabe lernte gegen alle Gewohnheit damaliger Pädagogik lesen, ohne von einer Ordnung der Buchstaben im A B C eine Ahnung zu haben, welche ihm erst bekannt wurde, als er eines lateinisch-deutschen Wörterbuches sich bedienen sollte. Mit sechs Jahren gab man ihm zu seinem Geburtstage eine Bibel und er erfüllte die ihm auferlegte Verpflichtung täglich zweimal, am Morgen und am Abend, darin zu lesen so getreu, daß er in 1½ Jahren zum ersten Male damit zu Ende kam (ad finem libri perveni prima vice die 12 April. 1727, heißt es in Kaestner’s Selbstbiographie). So bildete sich in ihm eine Strenggläubigkeit aus, in welcher er allerdings dem Vater noch nicht genügte, welche aber bis zum Lebensende ihm blieb und nicht volle drei Wochen vor seinem Tode die Grabschrift ihm dictirte, welche auch auf seinem Leichsteine Platz fand:

Von Müh’ und Arbeit voll kam mehr als hoch mein Leben,
Doch froh in dessen Dienst, der Trieb und Kraft verleiht.
Im Glauben an den Sohn, der sich für uns gegeben,
Ging ich getrost zur Ewigkeit.

Von der theilweise naiven Auffassung des Vaters in Bezug auf solche Dinge, welche das Jenseits betreffen, gibt eine Stelle aus einem Briefe Kaestner’s Kunde: „Es war meines Vatters ernste Meinung, wir würden im Himmel Musik haben, eine Aussicht in die Ewigkeit, die wenigstens eben so verzeihlich ist als viele andere, und sich allenfalls wol eher rechtfertigen ließe als die Behauptung mancher Theologen, daß im Himmel hebräisch gesprochen werde.“ Der Knabe sollte aus diesem eigenthümlichen Grunde zur Musik angehalten werden, lernte aber nur das Lied: „Nun danket alle Gott“ und einige Menuette auswendig klimpern, zum Spielen nach Noten fehlte ihm Geduld und Neigung. Rhythmisches Gefühl war überhaupt Kaestner’s stärkste Seite nicht. Sogar manche seiner Gedichte [440] könnten dafür zeugen, wenn wir nicht den litterargeschichtlichen Theil dieser Lebensbeschreibung einer berufeneren Feder überlassen dürften; dafür zeugt aber auch eine eigenthümliche Abneigung gegen das Tanzen. Andere Leibesübungen liebte er, besonders das Fechten, welches er nachmals gegen des Vaters Willen heimlich bei dem Fechtmeister Gellert, einem Bruder von Christian Fürchtegott Gellert, erlernte. Dem Unterrichte des Oheims verdankte er insbesondere die Kenntniß von vier modernen Sprachen: Französisch, Englisch, Italienisch, Spanisch. Auch Anfänge der Mathematik erlernte er schon in diesen ersten Jahren, nur das eigentliche Rechnen fiel ihm schwer; das Einmaleins wurde ihm nur sehr allmählich geläufig, selbst die Regeln des Addirens zu beobachten war er, nach eigener Erzählung, zu flüchtig und wurde oft von seinen Eltern ausgelacht, wenn er sich darauf verließ, in der Mathematik rechnen zu lernen. So erreichte K. das 10. Jahr. Der Vater hielt es für zeitgemäß ihn in seine Vorlesungen über Institutionen mitzunehmen, welchen der Knabe so aufmerksam folgte, daß er im folgende Jahre sich bereits an einem Disputatorium betheiligen konnte, und als er, genau 12 Jahr alt, am 27. September 1731 als Student der Rechte in das Universitätsalbum eingetragen wurde, war er an Kenntnissen den übrigen neu Immatrikulirten weit voraus. Sein Körper hatte unter der Frühreife des Geistes durchaus nicht gelitten und er war auch sein Leben lang der Ansicht, es sei thörig anzunehmen, daß Kinder an geistiger Thätigkeit, der ihr Geist gewachsen sei, körperlich zu Grunde gehen können. Ihrem Alter vorauseilende Kinder seien meistens nicht darum auch schwächlich, sondern es verhalte sich oft umgekehrt: weil sie schwächlich seien, vergnügten sie sich lieber ruhig mit Lesen als in wilden Spielen und erwürben sich so ihre Kenntnisse. Dagegen gab er zu, daß man indiviualisiren müsse. „Manche Gelehrte – so schrieb er 1796 – können physiologische und psychologische Entschuldigungen haben, wenn es ihnen, bei etwas anhaltender Arbeit, geht, wie manchen Reutern, daß sie sich sogleich einen Wolf studiren. Dabei hülfe ihnen freilich nicht, nur mit dem Pferde wechseln.“ Der Wunsch des Vaters, seinen Sohn zu einem tüchtigen Rechtsgelehrten heranzubilden, ging so weit in Erfüllung, daß derselbe 1733 zum Notar ernannt wurde und vier Jahre darauf als Candidat der Rechte sich bezeichnen durfte, aber anderweitige Wissenszweige hatten doch das Hauptinteresse des jungen Studenten auf sich gezogen. Auch hierüber hat K. sich später in seiner Weise ausgesprochen: „Des Sokrates Vater war ein guter Bildhauer und hielt seinen Sohn auch zu seiner Kunst an, und mein Vater war ein nützlicher Rechtsgelehrter und ließ mich auch Jura studiren. Lucian, oder sonst ein Alter, sagt an einem Orte: Es sei Athen mehr daran gelegen gewesen, viel gute Steinmetzen zu haben, als viel Philosophen; gleichwol habe Sokrates ganz wohl gethan, daß er kein Steinmetz geworden sei.“ Die Wissenschaften, welche K. dem Berufe, zu welchem er bestimmt werden sollte, entzogen, waren vorzugsweise Mathematik, Physik, Philosophie und Geschichte, für welche alle seine Neigung sich unverändert erhielt. Doch kann man wol sagen, daß kaum eine Vorlesung in der philosophischen Facultät gehalten wurde, an welcher er nicht theilnahm, daß er daneben auch medicinischen Demonstrationen folgte. Botanik, Chemie, Feldmessen, Anatomie, gerichtiche Medicin hat K. zu verschiedenen Zeiten gehört und in seinem riesigen Gedächtnisse Schätze des mannichfaltigsten Wissens aufgespeichert. Die Beziehungen zu Gottsched übergehen wir, als dem zweiten Theile dieser Lebensbeschreibung angehörend. K. erwarb sich 1735 den Titel als Baccalaureus, 1737 den als Magister. Zwischen beide Examina fällt seine erste Schrift „De theoria radicum in aequationibus“, 4°, Lips. 1736. K. hatte seit 1735 mit Vorliebe an den Vorlesungen von Professor Hausen theilgenommen. Christian August Hausen, Sohn eines Dresdner Pastors gleichen Namens, ist [441] am 19. Juni 1693 geboren. Er wurde 1714 außerordentlicher, dann 1726 ordentlicher Professor der Mathematik in Leipzig und blieb in dieser Stellung bis zu seinem Tode am 2. Mai 1743. Seine Schriften, von welchen der Verfasser dieser Lebensbeschreibung keine zu Gesicht bekommen hat, wurden geschätzt, namentlich seine „Elementa matheseos“, 4°, Lips. 1734. Der Inhalt dieses letzteren Werkes wird wol gemeint sein, wenn K. sagt: „Professor Hausen las über seine Elementa öffentlich; denn die Arithmetik, die darin enthalten ist, die Euklidische Geometrie und die Kegelschnitte wollte Niemand um Geld hören, und selbst umsonst verlangten sie manchmal auch nur drey zu wissen. Ich suchte auch alle seine Privatstunden über die Wolfischen Anfangsgründe, Hamberger’s Physik (wo die meiste Zeit mit Widerlegung hinging) und Newton’s „Artihmeticam universalem“. Diese Vorlesungen waren, wie K. an einem anderen Orte sagt, ungemein deutlich, aber Hausen „forderte doch mit Recht, daß man bei dem Uebrigen sich selbst angreifen sollte und gab, wenn man ihn besonders fragte, immer einen Unterricht, der dem Fragenden noch viel zu erforschen übrig ließ.“ Die Frucht eines solchen tieferen Eindringens in die vom Lehrer angeregten Dinge muß die oben erwähnte Abhandlung über Gleichungswurzeln gewesen sein, mit welcher Hausen nicht recht zufrieden gewesen zu sein scheint, während ein anderer befugter Richter, Leonhard Euler, welchem der junge Schriftsteller ein Exemplar zustellen zu lassen gewagt hatte, seine Billigung der Arbeit aussprach. Auch die philosophische Facultät hat – doch wol auf Hausen’s Antrag? – ein günstiges Urtheil darüber soweit gefällt, als sie zuließ, daß K. 1739 über diese Abhandlung disputirte, um sich als Privatdocent in Leipzig niederlassen zu können. Eine rein philosophische Abhandlung „Ueber den Gottesbeweis des Descartes“ hatte K. fallen lassen, weil während der Niederschrift alle seine Gründe, so wie sie entstanden, entkräftet wurden; der Vater meinte, weil er von Gott habe schreiben wollen und dabei wenig an Gott gedacht habe. Als Privatdocent hielt K. mathematische Lehrstunden ab, las Logik, Naturrecht und leitete ein logisches Praktikum und Disputatorium. Um diese Zeit fing K. auch an mit Astronomen sich zu beschäftigen und eine Kometenbesichtigung im J. 1742, zu welcher ein Rohr ohne Okular benutzt wurde, an welches aus freier Hand ein nicht dazu passendes Okular hingehalten werden mußte, hat K. in humoristischer Weise besungen. Wir entnehmen aus dieser Schilderung nicht weniger als aus dem, was wir vorhin von K. über Hausen’s Vorlesungen und der Nichtbetheiligung der Studirenden erfahren haben, wie unendlich dürftig es mit dem Studium der Mathematik und Astronomie in Leipzig aussah, in Leipzig, wo die „Acta Eruditorum“ erschienen, einst die Veröffentlichungsstätte eines Leibnitz und der Brüder Bernoulli zu einer Zeit, in welcher die Berliner Akademie unter Eulers’s Leitung stand! Und nicht besser als in Leipzig war es an fast allen deutschen Hochschulen bestellt. Mathematiker gab es, zum Theil auch solche, deren Leistungen der Geschichte angehören, aber ihre Leistungen kamen nicht auf dem Katheder zur Geltung. Der althergebrachte niedere Standpunkt der mathematischen Lehren, welche an Universitäten vorgetragen wurden, hatte sich kaum nennenswerth gehoben und wenn die Leibnitzsche Philosophie in vielen Hörsälen Schüler fand, die Leibnitzsche Mathematik schien nur für das Arbeitscabinet der Forscher geschaffen. Diesen Hintergrund darf man nie aus den Augen lassen, wenn man die Persönlichkeiten richtig würdigen will, welchen die Vertretung der Mathematik an den Hochschulen oblag. Ein einzelner Lehrer konnte namentlich bei der staatlichen Zersplitterung Deutschlands keine Aenderung bringen, mochte er seine Versuche wagen, wo er wollte, das hat am Deutlichsten der Mißerfolg eines Gauß in Göttingen gezeigt, wo er noch ein Jahrhundert nach der Zeit, von der jetzt die Rede ist, für einigermaßen höhere [442] Vorlesungen keine Zuhörer fand, und so werden wir es K. gewiß als Verdienst anzurechnen haben, daß er wenigstens Differential- und Integralrechnung später in Göttingen las. Wir kehren zum Jahre 1743 zurück, in welchem K., seit wenigen Jahren Privatdocent, eine neue Abhandlung veröffentlichte: „Aequationum speciosarum resolutio Newtoniana per series“. Der Titel zeigt, daß K. das Studium Newton’scher Schriften, welches er unter Hausen’s Leitung begonnen hatte, fortsetzte. Das letztere Thema entstammte der nachgelassenen Abhandlung des großen englischen Mathematikers, welche John Colson 1736 zuerst in Uebersetzung als Method of fluxions and infinite series veröffentlicht hatte. Es handelte sich um das sogenannte Newton’sche Parallelogramm, d. h. um eine Methode zur Lösung der Aufgabe aus einer Gleichung zwischen zwei veränderlichen Größen x und y, die eine, etwa y, durch eine Reihe zu finden, deren Glieder nach Potenzen der anderen x geordnet sind. K. hat diese Abhandlung, auf welche er großes Gewicht legte, später in seine „Anfangsgründe der Analysis endlicher Größen“ (3. Aufl., Göttingen 1794 S. 417 ff.) eingefügt und Georg Jonathan von Holland (vgl. Bd. XII S. 748 ff.) hat dieselbe weitläufiger erläutert. Einige Jahre nach der Veröffentlichung dieser zweiten Arbeit 1746 wurde K. zum außerordentlichen Professor der Mathematik in Leipzig mit einem Jahresgehalt von 100 Thalern ernannt. Während seiner Studienzeit hatte K. nie ein Stipendium oder dergleichen genossen, so viele derartige Einrichtungen damals bestanden, nur als er die Magisterwürde erwarb, erhielt er wie jeder Angehörige der Meißnischen Nation in gleichem Falle nach altem Herkommen einige Thaler, von welchen er einen für eine Vorlesung über Anatomie verwandte und den Rest für einen Band von Wolf’s lateinischer Mathematik. Das war der Grundstock einer der ansehnlichsten Büchersammlungen, die jemals ein Einzelner zusammenbrachte und deren Vergrößerung ihm fortwährend durch billige Gelegenheitskäufe angelegen war, insbesondere jetzt, wo er über selbsterworbene, wenn auch geringe Mittel zu verfügen hatte. Bald mußte er jedoch über seine Besoldung in anderer Weise verfügen. Der Vater starb 1747, ohne Vermögen zu hinterlassen und K. fiel die Sorge für die kränkliche Muter zu, zunächst in Gemeinschaft mit dem früher genannten Oheim, dann, als auch dieser 1750 starb, allein. Da galt es Geld zu erwerben und K. bediente sich dazu seiner Kenntnisse in den modernen Sprachen, welche zu jener Zeit, weil seltener, noch lohnbringend waren. Er fertigte Uebersetzungsarbeiten der verschiedensten Art; bald war es Montesquieu’s eben erscheinender Esprit des lois, bald waren es die englischen Zeitromane Grandison, Pamela, welche er für deutsche Leser bearbeitete, bald die schwedisch geschriebenen Abhandlungen der Stockholmer Akademie, Lulof’s physikalische Erdbeschreibung aus dem Holländischen, bald wieder Hellot, Art de la teinture des laines etc. und Robert Smith, Complete system of opticks. „Meine Lage nöthigte mich, schreibt er darüber, Zeit, die ich lieber auf Erweiterung meiner Kenntnisse gewandt hätte, mit Arbeiten, die durch meine Umstände nöthig wurden, zuzubringen. Indessen habe ich nie diese Stunden für übel angewandt gehalten, die ich Pflichten aufopferte. Der Wunsch war aber wol sehr natürlich, die Mittel zur Erfüllung dieser Pflichten durch Beschäftigungen zu erhalten, die meiner Neigung und dem Entwurf, den ich mir zu meinem Leben gemacht hatte, gemäßer wären.“ Am interessantesten waren für K. in dieser Beziehung unzweifelhaft die schwedischen Abhandlungen, an deren Uebersetzung er sich 1748 „mit einer mittelmäßigen Grammatik und einem noch weniger als mittelmäßigem Wörterbuche“ machte, ohne eine Ahnung von der Sprache zu besitzen, welche er erst während der Arbeit selbst kennen lernte. Kaestner’s Name wurde inzwischen in immer weiteren Kreisen bekannt. So wurde er 1749 zum auswärtigen Mitgliede der Berliner Akademie ernannt und es lag nicht an [443] Maupertuis, dem Präsidenten ihrer physikalischen Klasse, daß K. nicht persönlich nach Berlin gezogen wurde. So erzählt wenigstens K. („Maupertuisium etiam propense mihi faventem expertus sum. Academiae Regiae Prussicae inde ab a. 1749 exterus Sodalis, per eum non stetit, quin aliquot annis post adjungerer Viris illustibus, qui Berolini scientias ornant et augent“), ohne freilich die Behinderungsgründe anzudeuten. Eine Berufung nach Göttingen ward ihm 1753 angeboten. (Kaestner’s lateinische Autobiographie verlegt zwar dieses Ereigniß auf 1743, aber sicherlich nur in Folge eines Druckfehlers, wie neben anderen Gründen aus dem Bekannten Datum von Haller’s Abgang von Göttingen hervorgeht.) Damals verließ nämlich Albrecht v. Haller (vgl. Bd. X S. 422) Göttingen, um zunächst als Rathhausammann seiner Vaterstadt Bern seine Kräfte zu weihen. Die, man kann fast sagen durch ihn 1751 gegründete Societät der Wissenschaften zu Göttingen verlor dadurch ihren Präsidenten und möglicherweise dachte man in Erinnerung an manche Zwistigkeiten, zu welchen der hochbedeutende, aber überaus reizbare Mann Veranlassung gegeben hatte, daran, die leitende Stellung jetzt einer weniger berühmten Persönlichkeit anzubieten, die sich mehr als Geschäftsführer, weniger als Herr der Societät fühlen würde. Diese Auffassung bietet wenigstens die beste Erklärung dafür, daß ein gewisser Hartmann, Leipziger von Geburt, Verwandter von Kaestner’s Mutter, in Hannover als höherer Beamter angestellt, bei K. anfragte, wie er über eine Berufung nach Göttingen an Haller’s Stelle mit dem Titel Professor zur Leitung einer gelehrten Societät denke? K. antwortete, er wisse nicht, wie er den Verlust Haller’s irgend ersetzen könne; Gelehrte zu leiten sei übrigens, wenn er andere nach sich beurtheilen dürfe, ziemlich schwer; endlich sehe er für sich überhaupt keine fruchtbare Thätigkeit an einem Orte, wo schon ein Segner und ein Tobias Mayer (s. beide) wirkten. Der geheime Grund der Ablehnung bestand darin, daß Kaestner’s kranke Mutter ihm weder hätte folgen, noch die Trennung von ihm hätte ertragen können. Der Vortheil, der ihm aus jener Anfrage erwuchs, beschränkte sich darauf, daß er in Leipzig die Zusage der nächsten frei werdenden ordentlichen Professur in der philosophischen Facultät erhielt, eine Zusage, zu deren Erfüllung es aber nicht kam. Die Mutter wurde kränker und kränker; seit 1755 gaben die Aerzte sie rettungslos verloren; ihr Tod konnte als unmittelbar bevorstehend bezeichnet werden, als Segner 1756 einem Rufe nach Halle Folge leistete und K. für dessen Ordinariat der Mathematik und Physik in Aussicht genommen wurde. Jetzt folgte K. diesem Rufe, der seinen wissenschaftlichen Neigungen vollständig entsprach. Allerdings starb damals der Leipziger Professor der Beredtsamkeit, Kapp. Aber hätte K. unter Betonung jener Zusage mit Ernesti (vgl. Bd. VI S. 236) wetteifern sollen? Dieser bekam die Stelle und blieb Leipzig erhalten. Auch im August 1756 wurde durch den Tod Christ’s (vgl. Bd. IV S. 142) die Professur der lateinischen Poesie frei, K. fühlte sich nicht als Dichter in lateinischer Sprache, wenn er auch über seine deutschen Verse günstiger urtheilte. (Fudi interdum etiam latinos versiculos; illorum vero, quibus, latinos esse poetas, dederim, primum ego me excerpam numero: sunt, qui vix inter vernaculos locum concedant, sed ego non credulus illis.) Er verschmähte also auch diese Möglichkeit in Leipzig zu bleiben und siedelte nach Göttingen über. „Ich konnte“, sagt er, „meinen Hauptbewegungsgrund fast Niemandem glaublich machen, daß ich lieber Neigung und Pflicht vereinigen, als Namen und Einkünfte von einem Theil der Gelehrsamkeit haben wollte, an dem ich etwa nur zu einem Nebenwerk Gefallen fände. Ich wünschte diesen Ungläubigen reiche Weiber, die sonst keine Reizung für sie hätten, und sie haben es nicht empfunden, daß mein Wunsch aus Bosheit geschah.“ Somit war Kaestner’s wissenschaftlicher Beruf auch äußerlich zur Entscheidung gekommen. Er war und blieb Mathematiker [444] und Göttingen die Heimath seines von Jahr zu Jahr wachsenden Ruhmes. Er zog nicht allein dahin. Seit 1742 war K. mit Joh. Chr. Baumann, einem astronomischen Autodidakten, der es zu einer großen Geschicklichkeit in der Anfertigung der nothwendigen Apparate, als Fernröhre etc., gebracht hatte und mit dessen fein gebildeter, von ähnlichen wissenschaftlichen Neigungen erfüllten Schwester Johanna Rosina bekannt geworden. Letztere wurde Kaestner’s Gattin; ersterer begleitete das junge Ehepaar in der Eigenschaft als angestellter Universitätsoptikus nach Göttingen. Die glückliche Ehe sollte nicht von langem Bestande sein. Am 4. März 1758 starb Kaestner’s „Hanchen“ unter schweren Leiden. Er hat sich in späteren Lebensjahren noch einmal mit der Wittwe eines französischen Offiziers verheirathet. Die Ueberlieferung, aus dieser zweiten Ehe sei eine Tochter, die nachmalige Frau Magister Kirsten, die Mutter eines ungemein hoffnungsvollen, in zartester Jugend verstorbenen Kindes Gotthelf Christian, geboren worden, ist vermuthlich irrig, denn das Kind würde K. doch wol Großvater und nicht Pathe genannt haben, von welcher letzteren Anrede K. selbst in einem Erinnerungsblatte an Gotthelf uns Kenntniß gibt. Als K. 1756 nach Göttingen kam, war für diese Stadt eine kriegerisch bewegte Zeit. Französische Truppen waren mit Beginn des siebenjährigen Kriegs in Hannover eingedrungen und hielten Göttingen bald dauernd, bald vorübergehend bis October 1762 besetzt. Ihr Benehmen namentlich gegen das weibliche Geschlecht scheint große Erbitterung hervorgerufen zu haben, welche K. theilte, so wenig er persönlich zu leiden hatte; im Gegentheil bildeten französische Offiziere mit großer Regelmäßigkeit einen Stamm von Zuhörern für ihn, von welchen er eingestand: „Ich fand aber wenigstens bei denen, die sich meines Unterrichtes bedienten, daß sie in der Naturlehre einen besseren Geschmack hatten und in der Meßkunst um tiefere und gründlichere Einsichten bemüht waren, als die meisten der deutschen Studirenden.“ Kaestner’s nächster Fachgenosse war der Director der Sternwarte, Tobias Mayer. Das gegenseitige Verhältniß beider ließ nichts zu wünschen übrig. Mayer lehrte Astronomie und stellte wissenschaftliche Beobachtungen an, K. und seinem Schwager Baumann war es überlassen Lehrbegierige zu befriedigen, welchen es genügte die Himmelsbegebenheiten nur einfach zu sehen. Diese Arbeitstheilung vertheidigte K. selbst, als ein Regierungsrescript ihn geradezu aufforderte, an der Leitung der Sternwarte Theil zu nehmen; die Aufsicht müsse einem Einzigen bleiben und zwar Mayer, der ihm und von ihm eingeführten Schaulustigen den Eintritt verstatte, wenn immer er ihn begehre. K. schickte diese Antwort ab und zeigte dann erst dem Freunde deren Entwurf, der diesen ungemein befriedigte. Man muß in Göttingen nicht alt werden! war Mayer’s bittere Bemerkung bei dieser Gelegenheit, eine Bemerkung, die sich in anderem Sinne, als sie gemeint war, Mayer bewahrheitete, als er nur 39 Jahre alt den 20. Februar 1762 starb. Lowitz wurde dessen Nachfolger an der Sternwarte und auch ihm drängte K. sich keineswegs zu. Erst als Lowitz 1763 unter Niederlegung seines Amtes in das Privatleben zurücktrat, kam die Leitung der Sternwarte in Kaestner’s Hände. Damals, in den sechziger und siebenziger Jahren, war die erfolgreichste Zeit von Kaestner’s Lehrthätigkeit. Ein zahlreicher Schülerkreis, unter welchen wir nur Georg Simon Klügel und Wilhelm Olbers hervorheben, sammelte sich um ihn. In einem Aufsatzte über den Letztgenannten (Allg. geograph. Ephemeriden, herausgegeben von F. v. Zach, Bd. IV S. 284, Weimar 1799) liest man die Schilderung: In Göttingen hatte er das Glück, unseres verehrungswürdigen Kaestner’s gründlichen Unterricht zu genießen. Er hörte alles, was derselbe las, außer reine Mathematik, die er nicht mehr nöthig zu haben glaubte. Den größten und vorzüglichsten Nutzen leistete ihm ein Privatissimum, das er über die Analysis des Unendlichen bei K. gehört hatte. Die Methode, zu welcher diese große [445] Lehrer seine Schüler gewöhnt, ist ganz vortrefflich und Dr. Olbers verdankt ihm ganz, was er bisher in Auflösung schwieriger Aufgaben zu leisten vermochte. Vergleichen wir damit den Ausspruch eines Theologen, der gleichfalls Kaestner’s Zuhörer war (Ebert’s Ueberlieferungen, Bd. I, 1, 67): Ich halte K. für den größten Geist unter den europäischen Gelehrten, zu groß, um vor Jünglingen Lehrer zu sein, es erfordert ganz außerordentliche Anstrengungen ihm zu folgen: in philosophische Betrachtungen verkettet, vergißt er oft sich selbst. Vergleichen wir endlich mit beiden die gedruckten Werke Kaestner’s, welche der Hauptsache nach aus seinen Vorlesungen in den Jahren 1758–69 entstanden sind und wiederholt, z. B. die „Anfangsgründe der Arithmetik, Geometrie, ebenen und sphärischen Trigonometrie und Perspective“ sechsmal aufgelegt werden mußten, so können wir ein Urtheil über K. als Lehrer gewinnen und zwar nur ein günstiges. Wir haben dabei kein Wort von dem zurückzunehmen, was wir in der Lebensbeschreibung von Gauß (vgl. Bd. VIII S. 432) gesagt haben. Wenn Olbers 1777 über die reine Mathematik des 58jährigen Lehrers hinaus war, so mußte 1795 jede Vorlesung des nun 76jährigen für Gauß als elementar und ungenießbar gelten, aber für ihre Zeit, d. h. wie wir oben bemerkten für die beiden Jahrzehnte 1760–80, waren Kaestner’s Vorlesungen in Göttingen Epoche bildend. Da wurde Alles gelehrt, was nicht für damals die höchsten nur Wenigen zugänglichen Höhen der Mathematik darstellte, also der verhältnißmäßigen Qualität, wenn auch keineswegs dem Stoffe nach, genau so viel als auch heute in Universitätsvorlesungen vorgetragen zu werden pflegt, aus welchen selbst diejenigen Forscher, die am meisten zum Fortschreiten der Wissenschaft beitragen, die noch im Flusse des Werdens befindlichen allerneuesten Gipfelpunkte auszuscheiden wissen. Da wurde ein entschiedenes Gewicht auf Strenge der Beweise wenigstens so weit gelegt, daß im Allgemeinen die synthetische Darstellung der analytischen vorgezogen, daß kaum jemals die sogenannte Methode der unbestimmten Coefficienten als genügend erachtet wurde, sondern meist ein Ergänzungsbeweis nach der Methode der vollständigen Induction hinzutrat, so daß man diese Methode (den Schluß von n auf n + 1 nicht selten mit Unrecht die Kaestner’sche Methode genannt hat. Da wurde keine Gelegenheit versäumt auf die Quellen hinzuweisen, reiche historische und litterarische Notizen einzustreuen, wodurch die Kaestner’schen Schriften noch heute lesenswerth erscheinen, wir sollten vielleicht sagen heute um so lesenswerther erscheinen, als nicht wenige der angeführten Werke und Verfasser mit Unrecht in vollständigste Vergessenheit gerathen sind. Ein ähnliches Verdienst hat K. durch jenes Werk seiner letzten Lebensjahre sich erworben, welches als „Geschichte der Mathematik“ in 4 Bänden von 1796–1800 im Drucke erschien. Man darf getrost zugestehen, daß das Werk nicht hält, was der Titel verspricht; es ist keine Geschichte der Mathematik, am allerwenigsten eine solche, wie sie uns als Ideal vorschwebt; man darf auch zugeben, daß die Redseligkeit des fast 80jährigen Verfassers sich etwas breiter als wünschenswerth macht; und dennoch wird man das oft verunglimpfte Werk nicht entbehren können, wenn man selbst geschichtlich-mathematische Arbeiten unternimmt. Die Seltenheiten der Kaestner’schen Büchersammlung sind heute oft unauffindbar geworden. Man muß nicht eben besonders genügsam sein, um in solchen Fällen der ausführlichen, fachgemäßen Auszüge Kaestner’s sich zu freuen. Und das Werk ist denn doch auch etwas mehr als bloße Reihenfolge unzusammenhängender Auszüge. Durch einzelne Abschnitte wenigstens läßt ein Faden sich verfolgen, zeigt sich wenn auch kein einheitliches Ganzes, doch eine Summe von Ganzen, die es möglich machen heute noch in dem Werke zu lesen, wenn wir auch dem beistimmen wollen, daß seine Hauptverwerthung die eines Nachschlagewerkes sein wird, vorausgesetzt, daß man vorher ein selbstangelegtes Inhaltsverzeichniß [446] sich hergestellt habe. Daß die Nachwelt aus Kaestner’s Originalabhandlungen, um auch von diesen noch zu reden, nicht Dinge gelernt hat, welche zum Ausbau der Mathematik streng unentbehrlich waren, und welche vor K. nicht existierten, ist wieder unleugbare Wahrheit. Wir glauben nicht, daß man sie darum werthlosen Plunder schelten darf. Aufsätze, die zur Verbreitung wichtiger Kenntnisse dienten, ohne ihre Verflachung zu verschulden, haben zu allen Zeiten Berechtigung gehabt, und diese wird man daher auch jenen Abhandlungen nicht absprechen, in welchen K. die Lehre von der Winkeltheilung in ein analytisches Gewand kleidete und vervollkommnete, in welchen er der analytischen Trigonometrie Euler’s zum allgemeinen Bürgerrecht verhalf, in welchen er mit den halbregelmäßigen Archimedischen Körpern sich beschäftigte, in welchen er von parallelen Curven handelte. Die etwas ausführliche Kennzeichnung von Kaestner’s Werken darf uns eine Schilderung der Zeit, in welcher dieselben entstanden, ersetzen. Wir können nur beifügen, daß seit Ende September 1799 K. von heftigen Gichtleiden im rechten Arme gequält war. Am 24. April 1800 schrieb er darüber an Fr. v. Zach (Monatliche Correspondenz zur Beförderung der Erd- und Himmelskunde vom Juli 1800, Bd. II, S. 118): „Ich muß die ganze Nacht auf dem Rücken liegen und das in starkem Schweiße; das mattet mich sehr ab. Sonst fühle ich innerlich keine Krankheit, auch keinen Mangel an Gemüthskräften, nur läßt sich freilich bei beständigen Schmerzen nicht wohl etwas schweres ausarbeiten.“ In diesem Zustande war es ein letzter Lichtblick, daß er in den ersten Junitagen die Vollendung des Druckes des 4. Bandes seiner „Geschichte der Mathematik“ und der 6. Auflage seiner „Anfangsgründe der Arithmetik“ etc. erlebte. Fast unmittelbar darauf wurde die rechte Hand ganz lahm und unbrauchbar, welches seine ihm stets eigene Heiterkeit völlig störte. Er entschlief sanft und ruhig den 20. Juni Morgens um 8 Uhr in einem Alter von 79 Jahren 8 Monaten und 23 Tagen. Seit dem 14. Mai 1801 ist in der Göttinger Bibliothek eine von Professor Döll in Gotha ausgefürhte Büste ausgestellt, welche Friedrich August, Herzog zu Braunschweig-Oels, auf seine Kosten anfertigen ließ. Sie trägt die Inschrift: „Kästnern dem Einzigen seiner Art.“ Die grenzenlose Ungerechtigkeit gegen Vorgänger und Nachfolger, welche in diesen Worten enthalten ist, liegt am Tage. Aber nicht weniger ungerecht gegen K. selbst ist die oftmals geäußerte Geringschätzung seiner, wenn sie auch auf keinen Geringeren als Gauß zurückgeht, der in einer Vorlesung einmal der epigrammatisch zugespitzten Redewendung sich bediente: „K. war unter den Dichtern seiner Zeit der beste Mathematiker, unter den Mathematikern seiner Zeit der beste Dichter.“

Mit Bezug auf K. hat Lessing geschrieben: „Selten werden sich der Gelehrte und der Philosoph, noch seltener der Philosoph und der Meßkünstler (Mathematiker) am allerseltensten der Meßkünstler und der schöne Geist in einer Person beisammen finden.“ Wir halten K. heute für kein Genie mehr, wie Lessing zur Verbindung so widersprechender Eigenschaften anzunehmen für nöthig findet. Die Erklärung ergibt sich uns aus dem Charakter der Gottsched’schen Dichtung und Dichtungslehre, von welchen K. ausgeht. Gottsched selbst nimmt von der Wolff’schen Philosophie seinen Ausgang, deren mathematische Methode er auf das Gebiet der schönen Wissenschaften überträgt. Seine Poetik war Algebra, für welche die Dichter nur die bestimmten Zahlen einzusetzen hatten, um etwas Großes zu produciren. Die Dichtungen seiner Anhänger waren Rechenexempel, deren Methode sie in Gottsched’s Schule gelernt hatten. Ein Anhänger Gottsched’s, so sehr er es auch später in Abrede stellte und so sehr er auch in einzelnen Anschauungen von ihm abweichen mochte, war auch K.

[447] Früh beschäftigte sich K. neben mathematischen und naturwissenschaftlichen Studien auch mit den sog. schönen Wissenschaften. Unter Gottsched’s Leitung übte er sich in der Poesie und Beredtsamkeit; er war ein Mitglied von dessen vertrauter Rednergesellschaft, seit 1741 der Leipziger deutschen Gesellschaft. Die prosaischen Reden und Abhandlungen sowie die Lehrgedichte, welche er in der Zeit seines Leipziger Aufenthaltes und größtentheils im Namen der Leipziger deutschen Gesellschaft verfaßte, sind ganz in Gottsched’s Geiste, wenn auch mit größerem Geschmacke, abgefaßt. Mit Gottsched eifert er gegen die Zurücksetzung der deutschen Sprache gegenüber der lateinischen und französischen; mit Gottsched vertheidigt er den Reim gegen die Schweizer, mit Gottsched ist er bestrebt Philosophie und schöne Wissenschaften zu verbinden und die Möglichkeit eines gefälligen Vortrags auch bei ernsten philosophischen Materien zu zeigen. An Gottsched’s „Beiträgen zur kritischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredtsamkeit“, an Schwabe’s die Gottsched’sche Partei haltenden „Belustigungen des Verstandes und des Witzes“ betheiligt er sich eifrig, den von Gottsched abgefallenen Bremer Beiträgen steht er ferne. Eine Differenz, welche zwischen ihm und dem Lehrer über den Dichterwerth Haller’s, den K. als Lieblingsdichter verehrte, entstanden zu sein scheint, war jedenfalls bald wieder beigelegt. Schon bald nach seiner Uebersiedlung nach Göttingen (1756) steht K. wieder mit Gottsched in Correspondez. Wenn er auch mit Gottsched’s hartnäckigem Stillestehen auf dem mit Mühe errungenen Standpunkte nicht zufrieden war und es an Epigrammen gegen Gottsched und seinen Günstling Schönaich nicht fehlen ließ; so trat er doch bald nach Gottsched’s Tode in der Göttinger deutschen Gesellschaft als Apologet seines Lehrers gegenüber den Schweizern auf. Seine „Betrachtungen über Gottsched’s Charakter“ (zuerst Neue Bibliothek der Wissenschaften, 6. Bd. 1. Stück; dann vermischte Schriften II. 76 ff.) waren die ersten öffentlichen Urtheile, welche sich objectiv über Gottsched vernehmen ließen. K. war ein nüchterner, klarer Verstand, für den Parteifanatismus ein für allemal verloren und wol im Stande, sich ein Ding von zwei Seiten anzusehen. Er war der einzige von Lessing’s Leipziger Lehrern, mit dem Lessing auch späterhin in Verkehr blieb; den er gelegentlich bei einer Durchreise durch Göttingen besucht, dem er einen Bogen der antiquarischen Briefe zur Verbesserung überschickt.

Bald nach seiner Ankunft in Göttingen wurde K. (1762) zum Vorstande der nach dem Muster der Leipziger 1739 von Geßner gestifteten Göttingischen deutschen Gesellschaft gewählt, für welche er mit demselben Eifer wie ehemals für die Leipziger (besonders von 1770 an) eine Reihe von populären Vorträgen über verschiedene Themen ausarbeitete. Der Schwerpunkt fiel hier freilich ganz auf die populäre Wissenschaft; die Dichtung wurde im gelehrten Göttingen kaum gefördert. K. recensirte für die Göttingischen gelehrten Anzeigen; lieferte einige Aufsätze in die Neue Bibliothek der Wissenschaft (außer dem Citirten vgl. N. Bibl. 8. Bd. 1. St. und 13. Bd. 1. St.) und betheiligte sich als einer der ersten an Nicolai’s Allgemeiner deutscher Bibliothek (er recensirte über Physik und Mathematik; seine Beiträge und Chiffren bei [Parthey]: „Die Mitarbeiter an Nicolai’s Allgemeiner deutscher Bibliothek“, Berlin 1842). Wenn er auch der fortschreitenden Entwicklung, welche unsere Litteratur gerade seit den Bremer Beiträgen nahm, nicht zu folgen vermochte, so ließ er dieselbe doch nicht unbeobachtet und zeigte sich den jüngeren Dichtern des Göttinger Bundes, denen er kein Führer und Leiter werden konnte, wenigstens persönlich liebreich und gefällig. Für Boie’s deutsches Museum lieferte er manchen Aufsatz und in die Göttinger Musenalmanache bis ans Ende des Jahrhunderts seine Epigramme.

K. darf als Prosaiker nicht, wie es bisher immer geschehen ist, übergangen [448] werden. Unzweifelhaft lag seiner verstandesmäßigen Begabung die Prosa weit näher als der Vers. Der weitaus größere Theil seiner „Vermischten Schriften“ (2 Bde., Altenburg 1755 und 1772), seine „Vorlesungen“ (zwei Sammlungen, Altenburg 1768, 1773) sind fast ganz in Prosa abgefaßt. Sein prosaisches Talent entfaltet sich viel reicher als sein poetisches. Die Form von Briefen, Reden, Vorträgen, Aufsätzen ist ihm ebenso lieb und geläufig wie die Anekdote, Miscelle, das Epigramm in Prosa, die kurze Erzählung. Sein Streben geht dahin das Lob zu verdienen, welches am Beginne seiner Laufbahn fast nur den Schriftstellern Frankreichs gezollt wurde: „tiefe und gründliche Betrachtungen durch eine lebhafte und zierliche Schreibart deutlich und rührend vorgetragen zu haben.“ Sein klarer, deutlicher, im guten Sinne breiter Vortrag wird durch reiche Exemplification, in Beispielen aus den Naturwissenschaften nur anschaulicher und ist nicht ohne Anmuth. Auf populäre Verständlichkeit ist es auch dort abgesehen, wo K. als Mann der Wissenschaft redet; wie er denn den Begriff eines Philosophen gelegentlich ganz populär als eines jeden, der sich am Erkenntnisse der Wahrheiten vergnügt, genommen wissen will. Der praktische Einfluß der Wissenschaften auf das Leben und ihr Verhältniß zu dem Leben wird wiederholt ins Auge gefaßt. Allgemein interessirende Themen aus den verschiedensten Gebieten behandelt K. auf diese Weise: Mathematik, Naturwissenschaften, Philosophie, Sprache, Geschichte und Litteraturgeschichte weiß er zu verwerthen.

Auch der Dichter K. pflegt mit Vorliebe diejenigen Gattungen, welche der Prosa und dem Verstande am nächsten liegen: also das Lehrgedicht und das Epigramm. Für die eigentliche Poesie ist er schon rhythmisch zu beschränkt. Herder und A. W. Schlegel haben es noch später ausgesprochen, daß Jamben und Trochäen die der deutschen Sprache angemessensten Versfüße seien. K. kennt überhaupt nur zweifüßige Versfüße, fast nur Jamben. Der einzige Wechsel und die einzige Kunst, die in den deutschen Vers (als solcher gilt natürlich der Alexandriner) zu bringen sei, sei die Freiheit lange Silben zu kürzen und kurze zu dehnen. Der Dactylus sei nur selten. Dieser engen Ansicht, welche K. von der Theorie des deutschen Verses hat, entspricht seine Praxis aufs Genaueste: fast nur Jamben, überwiegend der Alexandriner. Zeitlebens war das Metrum für K. ein Zwang, so daß er es am Ende seiner dichterischen Thätigkeit ganz aufgab und seine Epigramme in Prosa schrieb.

Am unglücklichsten ist er in den sogenannten Oden, d. h. in strophischen Gedichten, welche durch den eintönig jambischen oder trochäischen Rhythmus, sowie durch die linkische Reimstellung ermüden. Die ernsten Gedichte dieser Art sind schwunglos und nüchtern wie Rechenexempel, meistens erzwungene Gelegenheitsgedichte. Vor diesen ernsten Oden heben sich die in Nachahmung Hagedorn’s gedichteten anakreonistischen vortheilhaft heraus. Der späteren Anakreontik dagegen wird nur die Ehre einer Parodie zu Theil, welche Lessing in das „Neueste aus dem Reiche des Witzes“ aufgenommen hat. Mehr Empfindung und Schwung zeigen die Elegien, deren Thema die Klage um Tod oder Abschied von Freunden und Verwandten oder die Sehnsucht nach Zufriedenheit bildet. Hier wendet K. eine sich der Stanze nähernde Strophenform an, indem er das den ersten vier Zeilen der Stanze zu Grunde liegende System sich zweimal oder dreimal wiederholen läßt. Auch die Fabeln Kaestner’s sind unbedeutend, wenig zahlreich und in Hagedorn’s Manier.

Auch die Lehrgedichte sind eigentlich nur in Alexandriner gebrachte Prosa. Auch hier wie in den prosaischen Aufsätzen das mathematische quod erat demonstrandum: Beweis und Gegenbeweis, Einwand und Zurückweisung. [449] Bezeichnender Weise fallen sie alle in die Leipziger Zeit und sind größtentheils im Namen der Leipziger deutschen Gesellschaft abgefaßt. Weder die künstlerische noch die äußere Form (abwechselnd weiblich und männlich reimende Alexandrinerpaare) bieten ein bemerkenswerthes Moment; wol aber die Themen. Die Gottsched’sche Doctrin ist hier gewissermaßen in Verse gebracht; die Quintessenz der Gottsched’schen „Beiträge“ in poetische Form abgezogen. Zunächst wird über Gegenstände der Dichtung und Sprache gehandelt. „Ueber einige Pflichten des Dichters“ und „Gedanken über die Verbindlichkeit der Dichter allen Lesern deutlich zu sein“: in beiden wird der Dichter gewarnt, sich durch das Lob des Pöbels verführen zu lassen. Das Lehrgedicht „Ueber die Reime“ beginnt in (parodistisch gemeinten) reimlosen Alexandrinern. K. ergreift für den Reim Partei, also für Gottsched gegen die Schweizer; wie er auch praktisch den Reim überall anwendet und nur in Parodien reimlos dichtet, auch wol in diesen gelegentlich den Schweizern zum Trotz gereimte Hexameter parodirt. Ziemlich deutlich ist es, daß K. zunächst als Mathematiker für den Reim Interesse hatte, wenn es in dem Lehrgedicht heißt:

„Dies weiß man, daß es stets dem Geiste Lust erweckt,
Wenn er was neues sieht, was ähnliches entdeckt,
Das Maaß im Sinne trägt, die Größen zu vergleichen.
Was ihn vergnügen soll, muß Stoff zum Wirken reichen,
Zum Sprechen eben nicht. Was ist es, das man spürt,
Wenn uns ein gleicher Klang das Ohr gedoppelt rührt?
Nur Ordnung, Aehnlichkeit, zwar einfach, bald zu fühlen,
Doch zu was edlerm gut, als nur zu Kinderspielen.“

Die Dichtung, fährt er weiter fort, müsse nicht nur den Verstand, sondern auch das Ohr ergötzen. Der Reim mache freilich noch nicht den Dichter, aber die musikalische Wirkung gehöre zum Gedicht. Ein ander Mal suchte er unter einem an einen späteren Aufsatz Schiller’s anklingenden Titel den „Nutzen der schönen Wissenschaften beim Vortrag philosophischer Lehren“ nachzuweisen; also die Forderung eines gefälligen Vortrages, welche er an sich selbst zu stellen gewohnt war. Bei seinem Eintritt in die deutsche Gesellschaft las K. ein anderes Lehrgedicht vor: „Ob eine Gesellschaft die Sprache zu verbessern durch öffentliches Ansehen müsse berechtigt werden.“ Schon die Gelegenheit und der Titel weisen auf engen Anschluß an Gottsched. K. nimmt sich hier der Meißnischen Mundart gegen die lettres germaniques (des älteren Mauvillon) an, welche das Joch, das die Meißnische Mundart den übrigen Stämmen und Ländern Deutschlands auferlegte, abgeschüttelt wissen wollten. Ein Volk, sagt K. dagegen, wird noch nicht als Oberherr verehrt, wenn es ein gleiches Volk der Sprache Schönheit lehrt. Hatten sich die lettres auf Frankreich berufen, wo der König die 40 Akademisten einsetze, welche der Sprache ihre Gesetze zu geben hätten: so nennt K. dagegen Brauch, Ursprung, Aehnlichkeit (also sehr richtig Sprachgebrauch, Ethymologie und Analogie) als die Quellen der deutschen Sprachkunst, welche von dem Gebote keines Fürsten abhängig sei. Auch die vierzig in Frankreich fänden nicht allgemeine Anerkennung. Gefühl, nicht Gebot regiert des Deutschen Ohr; er zieht die Meißnische Mundart nicht als die unfehlbare, aber doch als die am meisten richtige vor. In einem anderen Lehrgedicht: „Ueber die gegenseitige Verachtung der Philosophen und Kriticorum“ entwirft K. wenigstens Bilder der einander entgegenstehenden Parteien, welche zugleich die damaligen Gegensätze der Universitäten Jena und Leipzig repräsentiren: der Afterphilologe, der nur aus Eitelkeit Wissenschaft betreibt und über die Wortkrämerei nicht hinauskommt, wird den Afterphilosophen, den Nachbetern ihrer Lehrer, entgegengesetzt. Das berühmteste von Kaestner’s Lehrgedichten: „Philosophisches Gedicht [450] von den Kometen“ (zuerst in den Belustigungen 1744, März) gehört wie Haller’s Alpen der beschreibenden Lehrdichtung an und ist eingestandenermaßen durch Opitz’ Gedicht „Vesuv“ angeregt. Einen äußeren Anlaß, der bei K. selten fehlt, bot die Erscheinung eines merkwürdigen Kometen. Zur Belehrung und Ergötzung (das alte Horazische Motto der Belustigungen) wird die ganze astronomische Lehre von den Kometen vorgetragen:

„Zwar nicht von Rechnung voll, nicht in Beweisen scharf,
Doch gründlich, wie man es in Versen werden darf.“

Die Entstehung, Gesetze, Bahnen etc. der Kometen werden beschrieben; die abweichenden Ansichten der Gelehrten, die namentlich aufgeführt werden, nebeneinander gestellt und beurtheilt; die beliebte moralische Ausdeutung der Naturerscheinungen fehlt nicht; moralische Sentenzen werden auch nebenbei eingeflochten. Das Ganze also eine in Verse gebrachte Astronomie, die dazu nothwendigen Noten hat K. später noch vermehrt.

Wenn wir die lange Zeit, während welcher K. dichtete, ins Auge fassen, erscheinen uns seine Epigramme wenig zahlreich. Von nahezu 400 sind überdies kaum die Hälfte in der Zeit, wo Kästner’s Name etwas galt, veröffentlicht worden. Die erste Sammlung der Vermischten Schriften brachte an 60, die zweite etwa 100 Epigramme. Die übrigen wurden erst 1781 und 1800 (nach Kästner’s Tode) gesammelt und waren vorher zum Theil in Zeitschriften zerstreut. Aber wir dürfen nicht vergessen, daß viele Epigramme auf Personen seiner Umgebung nicht gedruckt wurden; sie liefen als Witzworte in der Göttinger Gesellschaft umher und erhielten sich blos in mündlicher Tradition. Auch hier wendet K. gereimte jambische Versmaße an, in welche er selten (und nur hier) hüpfende (anapästische) Versfüße einmischt. Einige Male finden wir parodirende „Zyrcherische“ Hexameter; ganz selten mehrstrophige Epigramme. Neben der ältesten Form des Epigrammes, der Inschrift auf Oertlichkeiten, sind weitaus die meisten an Personen gerichtet. Ein bestimmter äußerer Anlaß ist fast immer anzunehmen; wenn ihn K. oft auch erst in den späteren Ausgaben, wo er die * und ** durch Namen ersetzt, deutlich gemacht hat (vgl. darüber auch Schnorr’s Archiv für Litteraturgeschichte IX. 582 f.) Nur selten hängt sich Kaestner’s Witz an vergangen geschichtliche Ereignisse, die alltäglichen Vorkommnisse des privaten und litterarischen Lebens begleitet er mit seiner Satire. Das was der Tag bringt und worüber die Gesellschaft sich in Prosa moquirt, bewitzelt er in Versen. Das öffentliche Leben, die Politik wird kaum gestreift; höchstens den Franzosen bis zum Ueberdrusse des Lesers der Name Roßbach eingegeißelt. Die typischen Charaktere der Stutzer und Schönen, die Candidaten, irrenden Marquis, die Helden, die das Maul voll nehmen, aber davon laufen, wenn es auf Muth ankommt, sind seiner Satire verfallen; sie werden auch mit den typischen, zum Theil der lateinischen Satire entnommenen Namen Mendax, Stax, Bav etc. bezeichnet. Satire gegen die gelehrten Stände: Dichter, Philosophen, Rechtsgelehrten, Aerzte schließt sich daran. Im Ganzen aber ist Kaestner’s Satire eine fast ausschließlich litterarische. Das bornirte Gelehrtenwesen, das er in Göttingen leicht mit Händen greifen konnte und oft auch gegriffen hat, und die schöne Litteratur bilden das Hauptthema seiner Epigramme. Die Hahnreischaft der Gelehrten, alle Arten schlechter Autoren und Dichter, die „Zycherischen“ Heldengedichte und auch die Meißnischen Reime (also auch gegen Gottsched und seine Anhänger), die philosophische, absichtlich verhüllende Sprache der Poetiken etc. sind beliebte Motive. Kaestner’s Satire ist nicht scharf und beißend, noch weniger züchtigend, sondern mit Behagen witzelnd und spöttelnd: Einfälle und Witze, wie sie der gesunde Menschenverstand hat und die dem, den sie trafen, wol lästig werden konnten, eine höhere sittliche Wirkung aber weder bezweckten noch ausübten. [451] Nicht selten wird K., besonders in späteren Epigrammen, anstößig, derb, fast cynisch und vergibt dadurch seiner Satire noch mehr.

Kaestner’s Hauptschaden war, daß er nicht zur rechten Zeit zu enden wußte. Witz und Humor laufen bei andauerndem Ruhme am leichtesten Gefahr sich abzunutzen: die Grenze, wo K. nur mehr Epigramme schrieb, weil man seinen Witz in der Gesellschaft und in den Almanachen einmal gewohnt worden war, hatte er bald erreicht. Bis ans Ende des Jahrhunderts witzelte er fort; auch noch dann, als sein Standpunkt lange schon veraltet war. Ueber Goethe’s Werther, Fichte’s Ichlehre, die französische Revolution etc. ließ sich K. epigrammatisch vernehmen. Den neuen Zeiten gegenüber stimmt er das Lob der früheren an, über die er sich einstmals ebenso moquirt hatte. Endlich wurde ihm das Silbenmaß, das ihm nie eine leichte Sache gewesen war, ein unerträglicher Zwang; er griff am Abend seines Lebens zur Prosa und eiferte nun sogar gegen das gothische Gesetz des Reimes, den er einstmals selbst in Schutz genommen hatte. Zwar die Xenien ignorirten seinen unschädlichen Witz. Weniger duldsam war die junge Generation der Romantiker. A. W. Schlegel (sämmtl. Werke X. 356 f.) ließ schon in der Allgemeinen Litteraturzeitung 1797 gelegentlich ein Wort fallen, daß die epigrammatische Dichtart, welcher K. immer noch getreu bliebe, ihm zuweilen untreu zu werden scheine. Kaestner’s Hinweis auf Batteux wird als veraltet, seine Angriffe auf die moderne Philosophie werden als incompetent zurückgewiesen; schonend zwar, aber man läßt ihn die Schonung fühlen. Solche Rücksichten kannte der „Litterarische Reichsanzeiger“ (Athenäum 1799 II. 2, 335) nicht mehr. Hier erhielt K. in Erwägung, daß Niemand sich mit Erfolg über das Zeitalter lustig machen könne, als wer auf der Höhe desselben stehe; daß es der Mathematik auf eine gefährliche Art vergolten werden könnte, wenn sie sich herausnehme über die Philosophie zu spotten; daß, wenn jemand nach den neuen französischen Kriegen immer noch nicht von der Schlacht bei Roßbach aufhören könne, von ihm keine wahrhaft neuen Einfälle mehr zu hoffen seien; daß man von dem Satiriker und Epigrammisten auch scharfe Selbstkritik und Unterdrückung unnützer Papierschnitzeln erwarten dürfe; daß endlich nichts trauriger sei als ein halbwitziger Einfall, der wegen Abgang der zum Versificiren nöthigen Geschmeidigkeit auf dem halben Wege zum Epigramm ermattet liegen bleibe: – in Erwägung all dieser Punkte erhält K. hier seine förmliche litterarische Dienstentlassung und wird sein Witz mit Anerkennung der vieljährigen geleisteten Dienste und Beibehaltung aller Titel und Besoldungen gnädigst in einen ehrenvollen Ruhestand versetzt. Gleichzeitig mit seinem physischen Tode war K. hier auch für die Litteratur todt gemacht worden. Eine Sammlung seiner poetischen und prosaischen schönwissenschaftlichen Werke, welche im J. 1841 in Berlin herausgegeben wurde, konnte kein größeres Publikum mehr gewinnen.