Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Ligurisch-keltische Völkerschaft
Band I A,2 (1920) S. 19701975
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Salluvi, auch Sallui, Salluvii, Salu(v)i(i) oder Salyes (Sallyes, Salues, Salines), ligurisch-keltische Völkerschaft im südöstlichen Gallien, zwischen Rhone und Seealpen, innerhalb der späteren Provincia Narbonensis. In den Listen der Triumphe, welche zu Rom auf den Außenwänden der Regia am Forum inschriftlich eingegraben waren (vgl. o. Bd. VI S. 2043 und Bd. I A S. 468). sind unter den Jahren 630 und 631 = nach der Zählung des Varro 631 und 632-123 und 122 v. Chr. zwei Triumphe verzeichnet de Liguribus Vocontieis Salluveisq(ue) und zwar im J. 123 v. Chr. des M. Fulvius Flaccus und im J. 122 v. Chr. des C. Sextius Calvinus, welch letzterer einen entscheidenden Sieg erkämpfte und im Gebiet der S. das nach ihm benannte Kastell, die spätere ,Colonia‘ Aquae Sextiae (jetzt Aix-en-Provence) gründete. CIL I p. 460, ² p. 49. 53. Fischer Röm. Zeittafeln 147. 150. Jullian Hist. de la Gaule III 11ff.; vgl. o. Bd. VII S. 242 und Bd. II S. 305. In den griechischen Schriftwerken lautet der Name der Völkerschaft Σάλυες (Strab. IV 1, 3. 5. 6. 9. 11 und 6, 3. 4. Ptolem. II 10, 8. Steph. Byz. s. v.; vgl. Appian. Gall. [1971] 12) oder richtiger Σάλλυες (so hsl. bei Strabon und mit Rücksicht auf die alphabetische Reihenfolge der Stichwörter herzustellen bei Steph. Byz., vgl. Holstenii notae et castig. in Steph. Byz. edit. a Ryckio 278). Dieser Schreibung entsprechen auch die von römischen Schriftstellern gebrauchten Benennungen Salyes (Avien. or. marit. 691 oder 701), Sallyes (Iul. Obsequens de prodig. 90. 92. In Caes. bell. civ. I 35, 4 ist statt der verderbten Lesung victas Gallias die Herstellung von Glandorp victos Sallyas aufgenommen, mit griechischem Akkusativ, wie ihn Caesar öfter bei gallischen Volksnamen gebraucht, Kraner zu Caes. bell. Gall. I 26, 6) oder Sallues (Vellei. I 15, 4) mit dem Genitiv Saluum (Salyum) oder Saluium (Liv. V 34, 7. XXI 26, 3). Der durch die Triumphaltafeln (s. o.) belegten Schreibung Salluvi (auch Florus I 37, 3 V) verwandt sind die lateinischen Bezeichnungen Sallui (Plin. n. h. III 47. 124) oder Salui (Liv. epit. LXXIII?), mit dem auch sonst so häufigen Ausfall von v zwischen zwei Vokalen (vgl. z. B. Gavius-Gaius), und Salluvii oder Saluvii (Liv. V 35, 2? und epit. LX. LXI. Plin. n. h. III 36. Florus I 19, 5. Ammian. XV 11, 15). Demselben Wechsel der Abwandlung bald nach der zweiten, bald nach der dritten Deklination waren übrigens auch andere Volksnamen in Gallien bei den Schriftstellern unterworfen, vgl. Cavari-Cavares, Santoni-Santones, Turoni-Turones usw.

Die S. waren Ligurer, die jedoch mit eingewanderten Kelten stark durchsetzt waren, Strab. IV 6, 3 (p. 203): καλοῦσι δὲ τοὺς Σάλυας οἱ μὲν παλαιοὶ τῶν Ἑλλήνων Λίγυας καὶ τὴν χώραν, ἣν ἔχουσιν οἱ Μασσαλιῶται, Λιγυστικήν, οἱ δ’ὕστερον Κελτολίγυας ὀνομάζουσι (vgl. Holder Altcelt. Sprachsch. I 976). Als Ligurer sind sie bezeichnet bei Plin. n. h. III 47: Ligurum celeberrimi ultra Alpes (von Italien aus gerechnet) Sallui Deciates Oxubi, ebenso bei Florus I 19, 4–5, wo sie gleichfalls mit den Deciates und Oxubii wie mit anderen ligurischen Volksstämmen verbunden sind, und bei Iul. Obseq. de prodig. 90, auch von Charax (s. o. Bd. III S. 2122f.) bei Steph. Byz., wo das überlieferte ἔθνος δυτικόν (Völkerschaft im Westen) in ἔθνος Λιγυστικόν verbessert ist (Salmasius zu Florus II 3, 5 = I 19, 5. Holstenius a. a. Ö.). Dagegen werden die S. von den Ligurern gesondert in den Triumphaltafeln (s. o.), bei Strab. IV 1, 3. 9 (p. 178. 184) und 6, 3 (p. 203). Liv. XXI 26, 3, und Strab. IV 6, 3 (vgl. nachher) nennt sie geradezu Kelten. Jedenfalls war, zumal in späterer Zeit, ihre Gesittung der keltischen nahe verwandt, wie die im einstmaligen Gebiet der S. gefundenen Denkmäler (Espérandieu Recueil général des bas-reliefs de la Gaule rom. I) und die dorther bekannten Götter und einheimischen Personennamen (CIL XII) beweisen.

Über das Landgebiet der S. unterrichtet uns hauptsächlich Strabon. Er sagt IV 1, 11 (p. 185): ἀπὸ Μασσαλίας τοίνυν ἀρξαμένοις καὶ προïοῦσιν ἐπὶ τὴν μεταξὺ χώραν τῶν τε Ἄλπεων καὶ τοῦ Ῥοδανοῦ μέχρι μὲν τοῦ Δρουεντία ποταμοῦ (= Druentia, jetzt Durance) Σάλυες οἰκοῦσιν ἐπὶ πεντακοσίους σταδίους· πορθμείῳ δὲ διαβᾶσιν εἰς Καβαλλίωνα πόλιν (= Cabellio, jetzt Cavaillon, CIL XII p. 136; vgl. o. Bd. III S. 1162) ἡ ἐφεξῆς [1972] χώρα πᾶσα Καουάρων (der Cavares oder Cavari, vgl. o. Cavares|Bd. III S. 1800) ἐστὶ μέχρι τῶν τοῦ Ἴσαρος (= Isara, jetzt Isère) συμβολῶν πρὸς τὸν Ῥοδανόν· ἐνταῦθα δὲ καὶ τὸ Κέμμενον (= Cebenna mons, die Cevennen, vgl. o. Bd. III S. 1820) συνάπτει πως τῷ Ῥοδανῷ· μῆκος τὸ μέχρι δεῦρο ἀπὸ τοῦ Δρουεντία σταδίων ἐστὶν ἑπτακοσίων. οἱ μὲν οὖν Σάλυες ἐν αὐτοῖς τά τε πεδία καὶ τὰ ὑπερκείμενα ὄρη κατοικοῦσι .... IV 6, 3 (p. 202. 203) ὁ δὲ τοῦ Μονοίκου λιμὴν (Monoecus, jetzt Monaco, CIL V 2 p. 908) … διέχει Ἀντιπόλεως (Antipolis, jetzt Antibes, CIL XII p. 28 und o. Bd. I S. 2533f.) μικρῷ πλείους ἢ διακοσίους σταδίους. τοὐντεῦθεν δ’ἤδη μέχρι Μασσαλίας καὶ μικρὸν προωτέρω τὸ τῶν Σαλύων ἐθνος οἰκεῖ τὰς Ἄλπεις τὰς ὑπερκειμένας καί τινα τῆς αὐτῆς παραλίας ἀναμὶξ τοῖς Ἑλλησι. καλοῦσι δὲ τοὺς Σάλυας usw. (s. o.), οἱ δ’ὕστερον Κελτολίγυας ὀνομάζουσι, καὶ τὴν μέχρι Ἀουενίωνος (d. i. Avennio, jetzt Avignon, CIL XI p. 130 und o. Bd. II S. 2281; Hss.: Λουερίωνος) καὶ τοῦ Ῥοδανοῦ πεδιάδα τούτοις προσνέμουσιν, ἀφ’ ἧς οὐ πεζὴν μόνον, ἀλλὰ καὶ ἱππικὴν ἕστελλον στρατιάν, εἰς δέκα μέρη διῃρημένοι usw. IV 1, 3 (p. 178): τῷ δὲ νοτίῳ πρόσκειται … ἡ ἐφεξῆς παραλία, ἣν ἔχουσιν οἵ τε Μασσαλιῶται καὶ οἱ Σάλυες μέχρι Λιγύων ἐπὶ τὰ πρὸς Ἰταλίαν μέρη καὶ τὸν Οὔαρον ποταμόν (d. i. Varus, jetzt Var, nach Strabon Grenzfluß zwischen der Narbonensis und Italia). IV 1, 6 (p. 181, nach den Ausführungen über Μασσαλία): ἅμα δ’ἥ τε τῶν Σαλύων ὀρεινὴ πρὸς ἄρκτον ἀπὸ τῆς ἑσπέρας κλίνει μᾶλλον καὶ τῆς θαλάττης ἀφίσταται κατὰ μικρόν, καὶ ἡ παραλία παρὰ τὴν ἑσπέραν περινεύει. IV 1, 9 (p. 184) von der Landschaft um Massalia: ὀρεινὴ γάρ ἐστι καὶ ἐρυμνή, πρὸς μὲν τῇ Μασσαλία πλάτος τι μέτριον καταλείπουσα τῶν ἐπιπέδων χωρίων, προïόντι δὲ ἐπὶ τὴν ἕω παντάπασινἀποθλίβουσα πρὸς τὴν θάλατταν καὶ μόλις αὐτὴν πορεύσιμον ἐῶσα τὴνὁδόν. κατέχουσι δὲ τὰ μὲν πρῶτα Σάλυες, τὰ δὲ τελευταῖα πρὸς τὴν Ἰταλίαν συνάπτοντες Λίγυες. Vgl. IV 1, 5 (s. u.) und Liv. XXI 26, 3 (P. Cornelius... navibus praeter oram Etruriae Ligurumque et inde Saluium montis pervenit Massiliam). Daß die Kolonie der Phokaier Massalia (lat. Massilia, jetzt Marseille; o. Bd. I S. 2832. CIL XII p. 55) im Gebiet der S. angelegt war, geht aus Strabon, wie auch aus Liv. V 34, 7-8 hervor, und Ptolem. II 10. 8 zählt Massalia und andere Orte als Städte der S. auf (nach Nennung der Cavari, s. o.): καὶ ὑπὸ τούτους Σάλυες, ὧν πόλεις Ταρουσκών (Tarusco, jetzt Tarascon, CIL XII p. 125), Γλανόν (Glanum, CIL XII p. 127. wo Hirschfeld für die verderbte Lesung bei Plin. n. h. III 36 Glanum Livi vermutet: Glanum Salluviorum; vgl. o. Bd. VII S. 1380f.), Ἀρέλατον κολωνία (Arelate, CIL XII p. 83 und o. Bd. II S. 633f.), Ὕδατα Σέξτια κολωνία (Aquae Sextiae Salluviorum Plin. n. h. III 36. CIL XII p. 65 und o. Bd. II S. 305f.; vgl. nachher), Ἐρνάγινον (CIL XII p. 125 und o. Bd. VI S. 472). Vgl. Ammian. XV 11, 15 (vorher sind Vienna, Arelate, Valentia, Massilia genannt): his prope Salluvii sunt et Nicaea et Antipolis insulaeque Stoechades; hier scheint, wie öfter in dieser geographischen Übersicht, der Name der Völkerschaft S. gebraucht statt des Sondernamens der Stadt Aquae Sextiae (vgl. nachher). Mit den S. hatten die [1973] Massalioten auch späterhin Kämpfe zu bestehen, und sie sind vornehmlich unter den Barbaren verstanden, gegen welche die Massalioten befestigte Orte, wie Nicaea (jetzt Nizza, CIL V 2 p. 916f.) und Antipolis (s. o.), zum Schutze ihres Seehandels angelegt hatten nach Strab. IV 1, 9: [ἐπ]ετείχισαν γὰρ τὰ κτίσματα ταῦτα τοῖς ὑπερκειμένοις βαρβάροις οἱ Μασσαλιῶται, τήν γε θάλατταν ἐλευθέραν ἔχειν βουλόμενοι, τῆς χώρας ὑπ’ ἐκείνων κρατουμένης. Jedenfalls waren die S. die mächtigste der im transalpinischen Gallien seßhaften, in ihrem Kern ligurischen Völkerschaften und behaupteten eine gewisse Oberherrschaft über Stämme, die sonst mit Sondernamen aufgeführt werden, wie die Albici (Caes., vgl. o. Bd. I S. 1312) oder Ἀλβιεῖς (Strab. IV 6, 4: μετὰ δὲ τοὺς Σάλυας Ἀλβιεῖς καὶ Ἀλβίοικοι καὶ Οὐοκόντιοι νέμονται τὰ προσάρκτια μέρη τῶν ὀρῶν; vgl o. Bd. I S. 1316), die Anatilii (s. o. Bd. I S. 2070), die Avatici (s. o. Bd. II S. 2267), die Dexuviates (s. o. Bd. V S. 297f.), auch die, wie oben erwähnt, mit den S. genannten, jedoch, gleich den Albici, von ihnen geschiedenen Deciates (s. o. Bd. IV S. 2270) und Oxubii oder Oxybii. Inmitten ihres einstmaligen Gebietes lag Aquae Sextiae (s. o.); ihren eigenen Hauptort aus der Zeit ihrer Selbständigkeit hat man vermutet auf der Höhe Entremont in der Nähe von Aix, wo eigenartige alte Bildwerke gefunden sind (CIL XII p. 65 col. I. Desjardins II 273 mit Tafel I zu S. 112–114. Espérandieu a. a. O. nr. 105. 108). Aber auch im nordwestlichen Oberitalien sollen die S. seßhaft gewesen sein, so um Vercellae nach Plin. n. h. III 124: Vercellae Libiciorum ex Salluis ortae und in der Gegend des Ticinus (Tessin) nach Liv. V 35, 2: post hos (Cenomanos) Saluvii (considunt) prope, antiquam gentem Lacuos Ligures, incolentes circa Ticinum amnem; vgl. CIL V 2 p. 736 (Holder II 1302 und 1312 vermutet bei Livius statt S.: Salassi).

Langwierig waren die Kriege, welche die Römer, teilweise als Beschützer der Massalioten, mit den unbändigen S. (Salyes atroces Avien. a. a. O.) führten. Strab. IV 6, 3 (p. 203): πρώτους δ’ ἐχειρώσαντο Ῥωμαῖοι τούτους (= τοὺς Σάλυας) τῶν ὑπεραλπίων Κελτῶν, πολὺν χρόνον πολεμήσαντες καὶ τούτοις καὶ τοῖς Λίγυσιν, ἀποκεκλεικόσι τὰς εἰς τὴν Ἰβηρίαν παρόδους τὰς διὰ τῆς παραλίας. καὶ γὰρ καὶ κατὰ γῆν καὶ κατὰ θάλατταν ἐληίζοντο καὶ τοσοῦτον ἴσχυον, ὥστε μόλις στρατοπέδοις μεγάλοις πορευτὴν εἶναι τὴν ὁδόν. ὀγδοηκοστὸν δ’ ἔτος πολεμοῦντες διεπράξαντο μόλις, ὥστ’ ἐπὶ δώδεκα σταδίους τὸ πλάτος ἀνεῖσθαι τὴν ὁδὸν τοῖς ὁδεύουσιδημοσίᾳ μετὰ τοῦτα μέντοι κατέλυσαν ἅπαντας καὶ διέταξαν αὐτοὶ τὰς πολιτείας, ἐπιστήσαντες φόβον. Wenn aber in Liv. epit. LX Fulvius Flaccus (J. 123 v. Chr., s. o.) als der erste bezeichnet wird, der die westlich der Alpen wohnenden Ligurer bezwungen habe (Fulvius Flaccus primus Transalpinos Ligures domuit bello, missus in auxilium Massiliensibus adversus Saluvios Gallos, qui fines Massiliensium populabantur), so steht dies allerdings in Widerspruch zum selben Liv. epit. XLVII (J. 154 v. Chr.: Q. Opimius consul Transalpinos Ligures, qui Massiliensium oppida Antipolim et Nicaeam vastabant, subegit; nach Polybios wurden damals die Oxybier unterworfen, Fischer Röm. Zeittafeln 122), [1974] Desjardins II 66, 4. Vgl. Florus I 37, 3: prima trans Alpes arma nostra sensere Saluvii, cum de eis fidelissima atque amicissima civitas Massilia quereretur. Auf ältere Kämpfe gegen die Ligurer überhaupt, und zwar auf die Jahre 180 und 179 v. Chr. bezieht sich Florus I 19, 5: itaque cum diu multumque eluderent Saluvii, Deciates, Oxubii, Euburiates, Ingauni, tandem Fulvius (s. o. Bd. VII S. 246, 60: Q. Fulvius Flaccus) latebras eorum igni saepsit, Baebius (s. o. Bd. II S. 2733) in plana deduxit, Postumius ita exarmavit, ut vix reliquerit ferrum quo terra coleretur. M. Fulvius Flaccus wurde für seine kriegerischen Erfolge im J. 123 v. Chr. mit einem Triumph belohnt (s. o.). Dieselbe Ehrung ward dem Sextius zuteil (s. o.), der im folgenden J. 122 v. Chr. die S. bezwang und in ihrem Gebiet die nach ihm und den dortigen Heilquellen benannte Stadt gründete und mit einer römischen Besatzung besiedelte. Strab. IV 1, 5 (p. 180): Σέξτιος γοῦν ὁ καταλύσας τοὺς Σάλυας, οὐ πολὺ ἄποθεν τῆς Μασσαλίας κτίσαςε πόλιν ὁμώνυμον ἑαυτοῦ τε καὶ τῶν ὑδάτων τῶν θερμῶν, ὧν τινα μεταβεβληκέναι φασὶν εἰς ψυχρά, ἐνταῦθά τε φρουρὰν κατῴκισε Ῥωμαίων, καὶ ἐκ τῆς παραλίας τῆς εἰς τὴν Ἰταλίαν ἀγούσης ἀπὸ Μασσαλίας ἀνέστειλε τοὺς βαρβάρους, οὐ δυναμένων τῶν Μασσαλιωτῶν ἀνείργειν αὐτοὺς τελέως. οὐδ’ αὐτὸς δὲ πλέον ἴσχυσεν, ἀλλ’ ἢ τοσοῦτον μόνον. ὅσον κατὰ μὲν τὰ εὐλίμενα ἀπὸ τῆς θαλάττης ἀπελθεῖν τοὺς βαρβάρους ἐπὶ δώδεκα σταδίους, κατὰ δὲ τοὺς τραχῶνας ἐπὶ ὀκτώ. τὴν δὲ λειφθεῖσαν ὑπ’ ἐκείνων τοῖς Μασσαλιώταις παραδδεδωκεν. Liv. epit. LXI: C. Sextius proconsul victa Saluviorum gente coloniam Aquas Sextias condidit, ob aquarum copiam e calidis frigidisque fontibus atque nomine suo ita appellatas. Vellei. I 15, 4: Sextio Calvivo, qui Sallues (ed. pr. Sallyes) apud aquas, quae ab eo Sextiae appellantur, devicit. An diesen Krieg schloß sich an im J. 121 v. Chr. der Feldzug des Domitius gegen die Allobroger, bei welchen der König der S. Zuflucht gefunden hatte. Liv. epit. LXI: Cn. Domitius proconsul adversus Allobrogas... feliciter pugnavit; quibus bellum inferendi causa fuit, quod Teutomalium Saluviorum regem fugientem recepissent et omni ope iuvissent quodque Aeduorum agros, sociorum populi Romani, vastassent. Appian. Excerpt. Gall. 12: οἱ Σαλύων τοῦ ἔθνους (δυνάσται) ἡττηθέντες ὑπὸ Ῥωμαίων ἐς Ἀλλόβριγας κατέφυγον. καὶ αὐτοὺς ἐξαιτοῦντες οἱ Ῥωμαῖοι στρατεύουσιν ἐπὶ τοὺς Ἀλλόβριγας οὐκ ἐκδιδόντας, ἡγουμένου σφῶν Γναίου Δομετίου usw. Vgl. Iul. Obseq. prodig. 92. Eine Auflehnung der S. gegen die Römerherrschaft ist für das J. 90 v. Chr. bezeugt durch Liv. epit. LXXIII: C. Caelius (nicht Caecilius, s. o. Bd. III S. 1188, 12 und S. 1255, 6) in Gallia Transalpina Saluvios rebellantes vicit. Eine Wiederholung dieses Aufstandes ergibt sich, die Richtigkeit der bereits angerührten Besserung vorausgesetzt, aus Caes. bell. civ. I 35, 4, wo die Vertreter von Massilia Caesar u. a. vortragen: principes esse earum partium (populi Romani) Cn. Pompeium et C. Caesarem, patronos civitatis (Massiliensium); quorum alter agros Volcarum Avenicorum et Helviorum publice iis concesserit, alter bello victos Sallyas attribuerit vectigaliaque auxerit. Nach dem Vorgang von Nipperdey wird hier das erste alter auf Caesar bezogen (vgl. auch [1975] CIL XII p. 336. 346), das zweite auf Pompeius, der auf seinem Zuge nach Spanien gegen Sertorius im J. 77 v. Chr., als gallische Völkerschaften sich ihm entgegenstellten, die S. niedergeworfen habe.

Seitdem hören wir über die Schicksale der S. nichts mehr. Wohl lernen wir vom älteren Plinius, dessen geographische Angaben hauptsächlich auf M. Vipsanius Agrippa zurückgehen, daß mindestens zur Zeit des Kaisers Augustus der Name S. noch gebräuchlich war, da dieser zum Namen der im Landesgebiet der S. gelegenen Stadt hinzugefügt ist (n. h. III 36): Aquae Sextiae Salluviorum, vgl. ebd. Avennio Cavarum (jetzt Avignon), Alba Helvorum (später Albs, jetzt Aps), Carcasum Volcarum Tectosagum (jetzt Carcassonne) u. a., ebenso wie (jedoch noch nicht bei Agrippa-Plinius) der Name der Völkerschaft beigefügt erscheint in den Benennnngen der Hauptorte der Volksgemeinden der Tres Galliae, z. B. Mediolanum Santonum (jetzt Saintes), Agedincum Senonum (jetzt Sens), Lutecia Parisiorum (jetzt Paris), Durocortorum Remorum (jetzt Reims), Divodurum Mediomatric(or)um (später Mettis, jetzt Metz) u. a. Während aber in diesen Ortsnamen der Tres Galliae der Name der Völkerschaft in den heutigen Stadtbenennungen gewöhnlich noch fortlebt, ist der Volksname S. ausgestorben, ebenso wie die anderen Stammesnamen der Narbonensis, z. B. Cavares oder Cavari, Helvii (Elvii), Volcae Tectosages oder Tectosagi u. a. (eine Ausnahme macht der Name der Tricastini, vgl. CIL XII p. 205). Dieser Behauptung scheint allerdings zu widersprechen Ammian. XV 11, wo, wie oben erwähnt, mit dem Volksnamen S. wohl die Stadt Aquae Sextiae gemeint ist, entsprechend den ebd. gebrauchten Benennungen Mediomatrici = Metz, Treviri = Trier, Remi = Reims usw. Da jedoch jene Benennung S. bei Ammianus für die Narbonensis ganz vereinzelt dasteht, müssen wir annehmen, daß der Name S. hier ebenso aus älteren Schriftwerken hergeholt ist, wie von anderen Schriftstellern der Spätzeit.

Auf den Volksnamen S. könnten zurückgeführt werden Personennamen, welche Holder II 1313f. in den Schreibungen Salluius, Sallyius, Salluvius, Sallubius, Salluia, Sallubia aus Inschriften der Reichshauptstadt Rom, einigen in Mittel- oder Unteritalien, einer in Spanien, auch in der Schreibung Sallovius, -a (ebd. 1311) aus einer verschollenen Inschrift von Nicaea = Nizza, CIL V 7916, nachweist.

Literatur: Desjardins Géogr. de la Gaule rom. II 65ff. u. ö. (s. Table IV 281). C. Müller Ausgabe des Ptolemaios I 1 p. 244. Hirschfeld CIL XII a. a. O. Holder Altcelt. Sprachschatz II 1311ff. Kiepert FOA XXIV (2). XXV Llm.

[Keune. ]