RE:Plinius 5/VI
[299] G. Die naturalis historia.[1]
1. Titel. P. selbst praef. 1 spricht von libros naturalis historiae, und dieser auch in den Hss. überwiegende Titel ist der richtige; darauf weist auch der Rhythmus und die Bezeugung durch Gellius (praef. 8. XVII 15, 6. III 16, 22. IX 4, 7. X 12, 1). Der Neffe spricht epist. III 5, 6 ungenau von naturae historiarum XXXVII, und das findet sich, vereinzelt in Hss. (Detl. UZ 18); ein sicheres Urteil über diese Erscheinung wird erst nach Aufhellung der Textgeschichte möglich sein. – Es ist wohl nicht unnütz, darauf hinzuweisen, daß unser ,Naturgeschichte‘ auf falscher Übersetzung von historia beruht; denn das ist ἱστορία ,Wissen‘.
2. Herausgabe. P. sagt in der Vorrede (3), daß er das Werk dem Titus im J. 77 überreicht habe, und schon das spricht – abgesehen von der Tatsache, daß eine Vorrede da ist – dafür, daß er es vollendet hat. Das letzte erwähnte Ereignis ist Titus’ 5. Konsulat II 89 (woraus aber nicht zu schließen ist, daß dieses Buch zuletzt verfaßt wurde. Gercke Jahrb. Suppl. XXII 105). Sonst der Zensus Vespasians VII 162ff. vom J. 73 (intra quadriennium, also J. 76/77 geschrieben), vgl. auch III 66; IV 102 führt etwa auf J. 73, XIV 18 auf J. 72 (Münzer 409, 1). Keine Datierung gestattet VI 104 E. Man muß damit rechnen, daß P. jahrelang an der n. h. arbeitete, bis zuletzt Zusätze machte und Querverweisungen einfügte (von Mayhoff am Rande vermerkt); [300] so weist XXXV 85 auf VII 125, XXXV 179 auf II 235; umgekehrt VI 161 auf XII. Eine irrtümliche Verweisung steht XV 102 (von v. Jan getilgt). Keine genaue Datierung gestatten Angaben wie haec prodente me, z. B. XXVI 5 duo consulares obiere condentibus haec nobis eodem anno (Dirksen 145, 46); ebensowenig abgerundete Zahlen wie XIV 55.
Gegen die Annahme, daß uns ein fertiges Werk vorliege, hat man an positiven Zeugnissen zwei vorgebracht: 1. habe der Index ursprünglich nicht das I. B. ausgemacht, sondern in 36 Teilen vor den einzelnen Büchern gestanden. Diese Stellung nimmt er allerdings in den älteren Hss. ein (Detl. I p. 9), steht aber doch auch dort außerdem vor dem Ganzen, und nur vereinzelt fehlt er an dieser Stelle überhaupt. Nun braucht P. den Ausdruck (praef. 21) in his voluminibus auctorum nomina praetexui, der XVIII 23, 212 wiederkehrt. Also scheint er den Index doppelt gebracht zu haben, so daß ein nur einmaliges Erscheinen in einem großen Teil der Hss. der Bequemlichkeit der Abschreiber zur Last fiele. Jedenfalls aber ist daran festzuhalten, daß die Indices Buch I bildeten; das zeigt sich auch darin, daß an Stellen, wo P. sein eigenes Werk mit Buchzahlen zitiert (z. B. XXXIII 58. XXXV 179. XXXVII 13. 62), diese zu unserer Zählung stimmen, also die Stellung von B. I am Anfang voraussetzen. 2. steht in einigen Hss. am Schlusse mancher Bücher editus post mortem. Es ist bezeichnend für unsere Kenntnis der Überlieferung, daß Genaues darüber schwer festzustellen ist; es scheint, daß die Notiz in B hinter allen (also den letzten 6) Büchern steht, in R hinter XI und XII; da in M zwischen XI und XII 4 Blätter verlorengegangen sind, so vermutete Detl. Jahrb. 77, 654, diese hätten eine Erklärung des Neffen über seine Tätigkeit als Herausgeber enthalten. Das ist eine bloße Vermutung, über die sich nicht diskutieren läßt; aber auch jene Notiz läßt sich nicht recht verwerten, zumal sie zu den Tatsachen der Praefatio in Widerspruch steht. Die unten anzuführenden Mängel der Disposition können sich sehr wohl anders erklären; am ehesten könnte man sich versucht fühlen, das Fehlen der summa-Zahlen in den Indices III–V auf mangelnde Vollendung zurückzuführen; man würde aber erwarten, daß gerade solche Auslassungen bei einer Schlußredaktion beseitigt worden wären. Daten, die unter J. 77 herunter führen, enthält das Werk nicht. Vgl. Urlichs Chrestom. XIII. D. Noltenius Quaest. Plinianae, Bonn 1866 (der Spuren nachträglicher Einfügungen sammelt). Rück 1902, 205. Klotz Herm. XLII 324.
Gliederung (Genaueres zu den einzelnen Büchern). B. I Indices, II Kosmologie, III–VI Geographie, VII Anthropologie, VIII–XI Zoologie, XII–XIX Botanik, XX–XXVII medizinische Botanik, XXVIII–XXXII medizinische Zoologie, XXXIII–XXXVII Mineralogie.
3. Praefatio und B. I. S. o. S. 299.
Die Versuche, die Vorrede oder das I. B. anzuzweifeln, haben nur noch pathologisches Interesse; s. darüber H. E. Dirksen Hinterl. Schr. I 133. Sehr bedauerlich ist, daß es auch die neueren kritischen Ausgaben unterlassen haben, die Überschriften [301] und Subskriptionen der einzelnen Bücher mitzuteilen.
4. Buch II ist behandelt von W. Kroll Die Kosmologie des P., Bresl. 1930. Leider habe ich und ebenso H. Vogt in dem Exkurs über P.’ Planetentheorie (67–73) die Arbeit von Friese Die Kosmol. d. P. (Progr. Bresl. 1862) übersehen, der die Planetenlehre vom astronomischen Standpunkt gründlich behandelt hat. Ein beachtenswerter sprachlicher und sachlicher Kommentar zum B. II ist verfaßt von D. J. Campbell C. Plini Secundi naturalis historiae liber secundus, Aberdeen 1936. S. ferner A. Schmekel Forschungen zur Philosophie des Hellenismus (1938) S. 202–226.
P. handelt zuerst vom mundus, d. h. von Himmel und Fixsternen (1–31); in diesem Abschnitt bilden 14–27 einen Exkurs über Gottheit und Vorsehung. Bei 32 will sich P. den reliqua inter caelum terrasque zuwenden: das sind bis 88 die Planeten, dann die Kometen u. a. μετέωρα (bis 101). 102 heißt es: hactenus de mundo ipso sideribusque; nunc reliqua caeli memorabilia. Das sind bis 153 die μετάρσια, meteorologische Erscheinungen in unserem Sinne (Winde, Blitze und Unwetter). 154 folgt die Lehre von der Erde, eingeleitet durch einen Hymnos, die bis 241 reicht (171–175 eine nachdenkliche Betrachtung über die Kleinheit der Oikumene); nachdem die Erde selbst einschließlich des Ozeans abgehandelt ist (physikalische Geographie mit den Schattenlängen in § 182, s. u.), ist von 191 an Erdbeben u. a. Phänomene, Thema, 212–234 miracula maris und paradoxa aquarum, 235–241 παράδοξα πυρός, dieser ganze Teil schlecht geordnet (241 nunc enim quadam mixtum rerum omnium exhibentur miracula). Der Schluß des Buches ist der Einleitung in die Geographie gewidmet und enthält genaue Angaben über die Größe der Erde und der Oikumene.
Es liegt auf der Hand, daß diese Kosmologie aufs stärkste von Poseidonios beeinflußt sein muß, der für die damalige Zeit und namentlich für die römische Welt der maßgebende Autor über diese Dinge war (Martini Lpz. Stud. XVII 361). Zitiert wird er nur 85 für die Höhe, bis zu der Wolken und Winde aufsteigen; aber wir wissen, daß er alle μετέωρα, und μετάρσια (um seine eigenen Termini anzuwenden) auf das Eingehendste erörtert hat. Auf ihn wird der Kern der Astronomie (Finsternisse 51–57; s. o. Bd. VI S. 2348. Kroll 15), die Lehre vom Blitz (135ff.), von den Erdbeben (191–209) und ein großer Teil der folgenden Paradoxa zurückgehen; aber auch der das Proömium bildende Hymnos (1–13) ist ganz stoisch-poseidonisch gefärbt (E. Hoffmann Jahresb. Philol. Verein XLVII 58. Kroll 2). Aber Poseidonios ist nicht direkt benutzt, sondern in der Hauptsache durch Varro vermittelt, für den er eine Autorität ersten Ranges war. Das läßt sich an den verschiedensten Stellen nachweisen (Kroll 22. 33f. 38 usw.), namentlich da, wo italische Notizen in das poseidonische Weltbild eingefügt werden (209 in agro Reatino; vgl. 211. 224–227. 229; vgl. 153. 209. 226); ihm ist der Abschnitt über die etruskische Blitzlehre entlehnt (138f. Für Nigidius als Quelle – Bd. XVII S. 210, 29 – spricht das Fehlen seines Namens im Index [302] nicht, ohne doch die Möglichkeit auszuschließen). Er ist die Quelle für die verschiedenen Tagesanfänge 188, wo aber der Satz aus Hipparch anderswoher stammt – eine Warnung für die Rückfälle in die Einquellentheorie (Cumont Mél. Thomas [1930] 156). Er vermittelt Notizen aus der römischen Geschichte und Prodigien (98f. 100. 144. 147f. 199f. 238. 241. Münzer 239ff.), ferner Zitate wie das des Gallus 53, des Piso 140 (s. Kroll 38) und des Antias 241, wohl auch die Benutzung des Q. Tubero (Index zwischen Titus und Tiro, ganz gleich, ob es der Panaitiosschüler oder der Historiker ist, O. Cuntz Stromateis, Graz 1909, 55, s. u. über B. XVIII). Direkt benutzt sind ferner Papirius Fabianus (genannt 121. 224), der als Vermittler chaldäischer Weisheit in Frage kommt, die er meist dem Poseidonios verdanken wird (Honigmann Michigan Pap. III 311); Spur 215? (Kroll 57). S. vorläufig über ihn Oder Philol. Suppl. VII 2928. Einige Notizen stammen aus Mucianus, der 231 genannt wird; etwa noch 180 (Münzer 394). Aradus 227 (Kroll 61); auch bei ihm ist Benutzung des Poseidonios nicht ausgeschlossen. Worauf die Nennung des Sebosus im Index geht, ist nicht zu ermitteln (Kroll 45); bloße Lesefrüchte entnimmt P. dem Cicero (s. Kroll Reg.), Nepos (Chronologisches 37. 53. Münzer 342; zitiert ist er 170), Mela, dem er vielleicht das Neposzitat verdankt und den er jedenfalls neben diesem aufgeschlagen hat (Kroll 44), vielleicht auch 115; Piso 140??, Kaiser Titus (nur honoris causa erwähnt) 89, Livius 147 (Münzer 99), Tiro wohl 106 (Münzer 98), möglicherweise Senecas quaest. nat. (Gercke Jahrb. Suppl. XXII 220. Kroll 31. 46. 58), endlich den im Index fehlenden Memoiren und Briefen des Augustus (24. 94). Direkte Benutzung des Caecina für die etruskische Lehre behauptet Thulin RVV III 1, 85.
Unter den im Index genannten Griechen hat kaum einer Anspruch darauf, zu den direkten Quellen des P. gerechnet zu werden, wenn wir absehen von Isidoros, der nur für die geographischen Schlußparagraphen in Frage kommt. Die Nennung des Serapio gnomonicus bezieht sich auf 182 (Honigmann Die sieben Klimata, Heidelb. 1929, 45), wird aber durch Nigidius vermittelt sein. Die Nennung des Artemidoros geht auf 242ff.; direkt benutzt ist er nicht. Es war sehr ungünstig, daß P. den astronomischen, exakte mathematische Kenntnisse voraussetzenden Theorien verständnislos gegenüberstand; er hat dafür Tadel genug geerntet (z. B. bei Friese 11. 33. 44 u. ö. H. Vogt bei Kroll 78). Besonders schwer fällt ins Gewicht, daß eine rationell-mathematische und eine astrologisch-mystische Auffassung der kosmischen Erscheinungen durcheinander gehen (vgl. auch XXXVI 73); letztere läßt sich vielfach auf babylonische Anschauungen zurückführen, und wir wissen, daß die im Index genannten Nechepso und Petosiris (im Text 88), Epigenes und Thrasyllos als Vermittler solcher Weisheit in Betracht kommen. Kroll Herm. LXV 1. So finden wir in 33. 116 die Anschauung, daß die Winde von den Planeten erzeugt werden; in 59 (vgl. 69f.) die, daß die Sonne die Bewegung der Planeten beeinflußt, was [303] mit der 62ff. vorgetragenen Exzentren- und Epizyklentheorie kollidiert; daß die Planeten einander in ihrer κρᾶσις (auch in ihren Farben) beeinflussen (62. 79), daß sie (82. 138f.) und die von den Chaldäern zu den Planeten gerechneten Kometen Blitze senden (92f.). Auch die Zahl von 72 Sternbildern in § 110 läßt sich mit chaldäischer Dekanlehre in Zusammenhang bringen (Art. Dekane Suppl.-Bd. VII S. 118). P. hat so das Verdienst, Reste der altchaldäischen Lehre gerettet zu haben. S. auch J. Bidez Mél. Capart 41ff., besonders 59, 3. – Wem P. diese Lehren verdankt, ist schwer zu sagen; sicher stand viel davon bei Poseidonios, auch der wenig greifbare Astrologe Timaios kommt in Frage (s. Bd. VI A S. 1228. Münzer 254); am liebsten denkt man an Nigidius und Fabianus, doch käme auch Thrasyllos (und Sosigenes??) in Betracht; ferner Coeranus philosophus, doch gewiß der bei Tac. ann. XIV 62 (J. 62) erwähnte.
5. B. III–VI enthalten die Geographie. Sonderausgabe von Detl. Quell. u. Forsch. IX (1904) mit ausführlichem Ortsverzeichnis. Ein guter Führer durch die Quellenfragen ist A. Klotz Quaest. Plinianae geogr., Quell. u. Forsch. II (1906); über Detl. Die Anordnung d. geogr. Bücher des P., ebd. XVIII (1909), s. Klotz GGA 1910, 469. Ältere Literatur bei Teuffel § 313, 4.
Den Inhalt bilden nach den Indices situs gentes maria oppida portus montes flumina mensurae, populi qui sunt aut fuerunt; eine Vorbereitung bilden die Schlußabschnitte von B. II (242–247), in denen die Maße unseres Erdkreises gegeben werden (nach Varro und Isidoros). Der Stoff ist so verteilt, daß auf Europa III. IV entfällt, auf Afrika V, auf Asien VI; doch umfaßt der größere Teil von V Asien, beginnend mit Ägypten (47ff.), und der zweite Teil von VI (163ff.) Aithiopien und Innerafrika. Den Schluß (VI 211–219) bildet die Lehre von den 7 circuli (κλίματα), die P. dem Nigidius entnimmt (o. Bd. XVII S. 206); sie ist astrologischen Ursprunges und vom geographischen Standpunkt aus wertlos.
Die Beschreibung Europas ist nach vier sinus gegliedert (III 5): 1. von der Südspitze Spaniens bis zur Südspitze Italiens (III 94); 2. von Kap Lacinium bis nach Acroceraunium (III 97, vgl. 150); 3. von da bis zum Hellespont (IV 1); 4. vom Hellespont bis zur Maiotis (IV 75). In dieser Anordnung wirkt die alte Form des Periplus (s. d.) nach, was sich auch im einzelnen auf Schritt und Tritt zeigt (z. B. in der doppelten Nennung von Phokis IV 1), namentlich aber darin, daß zuerst immer die Küste, dann das Binnenland abgehandelt wird; vgl. etwa, wie P. vom Schwarzen Meer bis an die Grenze Germaniens und tief ins Skythenland geht. Was nicht an diesem sinus liegt (extera Europae), wird von IV 94 an abgehandelt; auch diese Beschreibung folgt den Küsten der Ost- und Nordsee und des Atlantischen Ozeans bis Gades, so daß Spanien in zwei Hälften auseinandergerissen wird. Britannien wird zu den insulae in Gallico oceano gerechnet (IV 102–104). Auf diese Gliederung greift P. XV 119 zurück.
Auch der sonstigen Darstellung liegt die [304] Form des Periplus zugrunde, indem etwa von Afrika erst die Küstenländer, dann die aversa (ind. V p. 17, 26 M.) geschildert werden; über Asien vgl. VI 23 (33) peracta est interior ora …: nunc reddatur ingens in mediterraneo situs. Hier schließt sich P. nach Möglichkeit den Meeren an: dem skythischen, kaspischen, östlichen, indischen, persischen und roten Meer, so daß zuletzt Arabien kommt und daran die ägyptische Ostküste und Innerafrika angeschlossen wird, weil die Schiffsverbindung nach der Troglodytike geläufiger war als der Landweg über Ägypten.
Noch mehr als in anderen Teilen seines Werkes ist P. hier der Sklave seines Stoffes und oft bloßer Statistiker; eine billige Beurteilung muß die Kunst anerkennen, mit der soviel Material auf kurzem Raum zusammengedrängt ist. Diese Massen stilistisch zu verschönern, muß P. oft aufgeben und lange trockene Namenlisten mitteilen. Das ist ihm nicht ganz leicht gefallen; er entschuldigt es III 2, gibt aber ebd. 7 (vgl. 28. 139. V 1. 82. VI 64) an, er habe allzu barbarisch klingende Namen unterdrückt. Manchmal ist es ihm zuviel des Rohmateriales geworden, und er sagt am Ende einer trockenen Liste praeterque ignobiles VIII (IV 21, vgl. 74. 118. V 105f.). Trotzdem ist er der Sache nicht ganz Herr geworden und hat hier Wichtiges ausgelassen, dort Unwichtiges genannt; vgl. etwa über Makedonien o. Bd. XIV S. 656ff. Die Beschreibung mancher Länder, z. B. Aithiopiens, ist ein wirres Sammelsurium unverdauter Notizen. Die Notiz über die nach Norden und Süden fallenden Schatten (VI 69, vgl. II 184) ist in dieser Form wertlos. Von der Beschreibung der arabischen Ostküste (VI 147ff.) sagt S. B. Miles Journ. Asiat. Soc. N. S. X (1878) 159: ,Pliny’s list of localities is sufficiently copious, but the state of confusion in it is almost chaotic.‘
Es darf heute als feststehend betrachtet werden, daß das durch den Periplus gebildete Gerüst Varro geliefert hat, und zwar die geographischen Bücher der Ant. hum. (Suppl.-Bd. VI S. 1231). Hier fanden sich auch genaue Maßangaben mit Varianten, geologische, ethnographische, historische, sagengeschichtliche und andere kuriose Notizen (auch etymologische: Reitzenstein Herm. XX 536); s. III 8 und über Italien Däbritz De Artemidoro Strabonis auctore (Lpz. 1905) 11. Andere Schriften des Polyhistors können benutzt sein, so für die Notiz über die Frauenkleidung IV 62. Die Anordnung dieses Periplus mußte mit der der anderen Quellen in Einklang gebracht werden (III 46). Er enthielt auch Angaben über den Lauf der Hauptflüsse und die Aufzählung der gentes und regiones sowie die Angaben über die untergegangenen Städte wie z. B. V 122. 127 (Detl. Comment. Mommsen. 23). Es ergibt sich schon hieraus, daß P.’ Versicherung (III 1) auctorem neminem unum sequar, sed ut quemque verissimum in quaque parte arbitrabor (vgl. VI 141) nur mit starken Einschränkungen richtig ist.
Das statistische Material, darunter Bevölkerungsziffern wie III 28, ist aus Augustus’ censorischen Listen (formulae) entnommen, wie außer aus der Indexangabe ex divo Augusto (B. III. IV) aus III 46 zu entnehmen ist: [305] ambitum eius (sc. Italiae) urbesque enumerabimus, qua in re praefari necessarium est auctorem nos divum Augustum secuturos discriptionemque ab eo factam Italiae totius in regiones XI. Daher hat P. die conventus und die ursprünglich und auch bei ihm noch großenteils alphabetisch angeordneten Listen der zu ihnen gehörigen Städte (und zwar meist in der Form des Ethnikon, z. B. III 18. IV 117), die nach ihrer staatsrechtlichen Stellung geschieden sind: Kolonien, Munizipien, Städte mit latinischem Recht, liberae, foederatae, stipendiariae (z. B. IV 117). Als Kolonien waren aber in diesen Listen nur die von Augustus selbst deduzierten aufgeführt. Mehr war aus diesen formulae nicht zu entnehmen. Natürlich sollten die einzelnen Orte nur einmal aufgeführt werden; aber bei der Quellenkompilation und der Verderbnis mancher Namen war es fast unvermeidlich, daß sich Wiederholungen einschlichen; so wird Basta (im Periplus III 100) identisch sein mit den Basterbini 105 (Detl. Quell. u. Forsch. I 13; Larinum und Larinates stehen 103. 105 nebeneinander, Opitergium erscheint 126 und 130, Dumatha VI 146 neben Domata 157, Acila VI 151 neben Ocelis 104 (Bd. XVII S. 1764). In der I. Region Italiens nennt P. Auximates, Cingulani, Forentani (III 63f.), die nicht dorthin gehören und da wiederkehren, wo sie am Platze sind (105. 111). Rosenberg Herm. LIV 122. Klotz 93. 96. 175f. u. ö. Auch sonst hat die Kontamination und der Mangel an geographischer Anschauung zu Irrtümern geführt, so III 97 bei der Messung der Entfernung vom lacinischen zum akrokeraunischen Vorgebirge (Klotz 108). – Die Benutzung der augusteischen Listen ist stärker in der westlichen Reichshälfte, während in der östlichen oft nur einzelne Angaben über die Rechtsstellung der Gemeinden in die des Periplus eingefügt sind; doch s. z. B. B. V 81. 93. 145. 147. Sie versagten übrigens auch für die urbium vicinitates (III 46), und auch das hat zu Versehen geführt. So steht das in der Nähe von Salernum gelegene Cosilinum (Bd. IV S. 1670. Dess. 9359) unter den Städten von Bruttium (III 95). Sehr instruktiv L. Robert Villes d’ Asie Mineure (Études orientales II 1935) Kap. III. VIII. IX.
In diesen Rahmen hat P. Notizen aus Agrippa eingefügt, dessen diligentia er III 17 rühmt; dabei ist außer in dem Falle III 139 kaum an direkte Benutzung der Karte in der porticus Vipsania zu denken, sondern an eine Buchausgabe oder veröffentlichte commentarii, aus denen er namentlich Entfernungsangaben nimmt (Klotz Klio XXIV 38. 386; doch hat P. Schnabel Philol. XC 405–440 eine weitgehendere Kenntnis der Karte des Agrippa durch P. wahrscheinlich gemacht), aber auch Notizen wie III 8 (von Baetica) oram eam in Universum originis Poenorum existimavit M. Agrippa; aber den P. haben bei seinem Sinn für Maß und Zahl die Entfernungsangaben mehr interessiert, und bei ihnen merkt er mit Vorliebe die zum Teil erheblichen Varianten an (etwa IV 77f.). Wert haben sie eigentlich nur da, wo sie auf Itinerarien beruhen (Bd. IX S. 2308), während die Schätzungen der Länge und Breite einzelner Länder willkürlich sind; vgl. etwa über Spanien Bd. VIII S. 1972f.; arg vergriffen VI 7. 24 E., [306] kaum verständlich VI 57 (Rehm S.-Ber. Akad. Münch. 1916, 57). P. klagt auch selbst III 16 über den bedingten Wert dieser Angaben. Vgl. Klotz Qu. 13. 89 und Art. Vipsanius Agrippa.
Die statistischen Angaben sind bisweilen, aber ohne Konsequenz, aus jüngeren Quellen ergänzt; so finden wir V 63. VI 27 Claudius Caesar angeführt; die Censusakten des J. 77 sind III 66f. zugrunde gelegt. Eigene Erkundung kommt dem P. für Germanien zugute; er kann hier das Material verwerten, das er für die Bella Germ. (o. S. 285) gesammelt hatte (Münzer Bonn. Jahrb. CIV 67. Norden Germ. Urgesch. 272. 278. 290). Was VI 84–91 aus dem Bericht der taprobanischen Gesandten an Claudius berichtet wird, könnte allenfalls auf mündlicher Mitteilung beruhen, nostri negotiatores werden VI 140. 149 für die Charakene zitiert. Maßnahmen Vespasians wie die Gründung von Prima Flavia in Palästina V 69 kann er aus eigener Erinnerung zugesetzt haben; auch die in 137 mitgeteilte Inschrift mag er selbst gesehen haben, ebenso wie die Triumphakten des Balbus V 37.
Viel verdankt er dem Licinius Mucianus, der ihm wohl die Angaben Corbulos (VI 23) über Armenien usw. vermittelt. Richtet sich gegen ihn die Polemik V 12? Aus Nepos’ geographischem Werk sind besonders Entfernungsangaben nachträglich eingefügt; auch erschien er für die Beschreibung der Transpadana als Autorität (Detl. 30). Scharfer Tadel seiner Leichtgläubigkeit V 4. Vgl. A. Hafner Progr. Neuburg a. D. 1898. Aly Herm. LXII 339. Mela ist nur gelegentlich herangezogen, z. B. V 46; die Übereinstimmungen mit ihm erklären sich meist aus der gemeinsamen varronischen Grundlage (Klotz 48ff.). Ob L. Vetus, der im Index III–VI erscheint (o. Bd. I S. 2559), wirklich in allen diesen Büchern benutzt ist und ob er, wie Klotz 81ff. ausführt, schon zu Melas Quellen gehört, ist zweifelhaft. – Besonders für Afrika ist Statius Sebosus herangezogen (u. Bd. II A S. 966. III A S. 2223), von dem heute wohl feststeht, daß er mit dem Zeitgenossen Ciceros gleichgesetzt werden darf und nicht Vermittler Iubas an P. ist (Münzer Röm. Mitt. L 329. Aly Herm. LXII 333). Aus Suetonius Paulinus macht er V 14f. Mitteilungen über das Atlasgebirge; die Schilderung der Fahrt von Arabien nach Indien (VI 101–106) kann er aus dem Munde römischer Kaufleute haben; vgl. o. Z. 17. Neuere römische Nachrichten auch VI 181. 184. – Über nur gelegentlich eingesehene lateinische Quellen s. Klotz 4f.
Unter den Griechen sind nur drei direkt benutzt: 1. in III–V eine Schrift über die Inseln, die besonders auf μετωνομασίαι achtete und viele zum Teil entlegene Autoren zitierte; sie ist von G. Kentenich Analecta Alexandrina (Bonn 1896) ans Licht gezogen, der ihren Verfasser als Historiker bezeichnet (10); ich würde eher an einen Grammatiker denken. P. hat die dort genannten Autoren in seine Indices übernommen. Klotz 25. – 2. Iuba, dessen an sich wahrscheinliche direkte Benutzung die Stellen VI 141. 170 beweisen. In Betracht kommen seine Libyka und die Schrift über Arabien (o. Bd. IX S. 2389ff.); s. etwa VI 96–100. – 3. Isidoros von Charax (Bd. IX S. 2064) ist für Entfernungsangaben herangezogen nunc [307] und hat oft die Zahlen des Artemidoros, Eratosthenes und Timosthenes vermittelt; er wird auch VI 141 gemeint und Dionysium ein lapsus calami sein. Auch temporum horum demonstratio könnte auf ihn gehen (anders Klotz 180). Sein Eigentum abzugrenzen versuchte Oehmichen Plinian. Stud. 1–10. P. benutzt ihn oft, um ältere Angaben, z. B. die Iubas (s. etwa VI 170), zu verbessern. Wie seine Angaben mit denen Varros kontaminiert sind, zeigt Klotz 170 an V 139f.
Auf die einzelnen Länder kann im Rahmen dieses Artikels nicht eingegangen werden; doch möge als Probe der Abschnitt über Indien (VI 56–100) kurz analysiert werden. Hier baute man im allgemeinen auf Eratosthenes auf, der die Berichte der Alexanderhistoriker (Aristobulos, Nearchos, Onesikritos) und des Megasthenes gewissenhaft verwertet hatte; an ihn hatte sich auch Varro eng angeschlossen. 56–60 gibt im ganzen Varro wieder; ein Zusatz aus Agrippa steht 57, aus Seneca 60. Die (vielleicht nicht recht verstandene) Notiz aus Poseidonios in 57 wird auch aus Varro stammen. – 61–63 will Klotz auf Mucianus zurückführen; aber dieser hatte kaum so genaue und treffliche Quellenangaben gemacht; über die Varianten in den Zahlen, von denen auch Erat. bei Strab. 514 spricht, s. Bd. VII S. 2791. Sicher setzt Varro bei 64 wieder ein, aus dem die erdrückenden Namenlisten stammen werden; was in 66 über Kasten gesagt wird, könnte P. allenfalls aus Seneca haben (vgl. 60). 84–91 gehen auf einen Bericht (schriftlichen?) der claudischen Zeit zurück. 92–95 könnte wieder varronisch sein, während die Fahrt des Nearch 96–100 nach Iuba geschildert wird (97 Tonberus aus 93, Icthyophagi aus 95 wiederholt); aus ihm kann auch vorher schon manches entnommen sein.
6. Die B. VII–XI sind als libri de animalibus cum notis variorum von A j. de Grandsagne (Paris 1827f.) herausgegeben worden; zoologische Anm. und Exkurse hat G. Cuvier beigegeben.
VII. Dieses Buch, das sich mit dem Menschen befaßt, ist für die Gesamthaltung des Werkes charakteristisch. Nach einem Abschnitt über gentium mirabiles figurae (6–32), besonders über merkwürdige Stämme an den Grenzen der Oikumene (21ff.), folgt eine Betrachtung des Menschen von der Geburt bis zum Tode (33–190). Innerhalb dieses Hauptteiles findet sich solides physiologisches Material (wie über die Dauer der Schwangerschaft, Wachstum und Lebensdauer), das zum Teil letzten Endes auf Aristoteles zurückgeht. Aber es liefert nicht die eigentliche Masse: diese wird vielmehr gebildet von Paradoxa disparatester Art, unter denen merkwürdige Lebensschicksale den ersten Platz einnehmen. Unter der Rubrik historica (Index p. 20, 54f.) ließ sich schließlich alles unterbringen, und so erfahren wir nicht nur Medizinisches wie Verwandlung von Männern in Frauen (und umgekehrt), wunderbare Erkrankungen und Heilungen, Aufleben Scheintoter, sondern allerlei aus der Geschichte, besonders der römischen, mit Einzelheiten wie solchen über den Lebenslauf des Q. Metellus, Pompeius, Cicero, Caesar und Augustus; aber auch aus der Literaturgeschichte, wie Ehrungen des Platon Thukydides Menander Ennius [308] Varro und Vergil. Auch die Astrologie spielt hinein (160f.), und viel Aberglaube macht sich breit, z. B. über die Wirkung der menses, Knochen ohne Mark, ungewöhnliche Sehschärfe (bis zu 135 mp.!). Angehängt ist ein Katalog von Heuremata (191–209) und ein Kapitel über drei Punkte, in denen sich der consensus gentium zeige (210–215).
Über die Quellen gibt der Index leidliche Auskunft, wenn man die externi streicht, von denen P. fast keinen selbst gesehen zu haben scheint – gewiß aber den im Index fehlenden Iuba (z. B. 14. 23ff. 28ff.). Unter den Römern darf Varro den Löwenanteil beanspruchen: er hat nicht nur den größten Teil des Stoffes, sondern auch der vielen teilweise recht seltenen Autorennamen geliefert, so daß man bei allen Zitatennestern zunächst auf ihn zu raten geneigt ist. Die acht Zitate im Text liefern einen gewissen Fingerzeig; aber man wird auch größere Partien auf ihn zurückführen dürfen wie die similitudinum exempla (50–56), die für Kunstwerke gezahlten Preise (126f.: Münzer Herm. XXX 541), die astrologischen Notizen 160. 165 E. 193 (Gruppe Herm. X 54, hier vielleicht durch Fabianus vermittelt: P. Schnabel Berossos 97), die Hauptmasse des Erfinderkataloges (Wendling Herm. XXVIII 350. Kremmer De catalogis heurematum [Lpz. 1890] 96ff. läßt ihn aus Straton, Herakleides und Philostephanos schöpfen!). Auch wo Berührung mit Valerius Maximus vorliegt, beruht sie meist auf gemeinsamer Abhängigkeit von Varro; nur einige Male (154f. 168. 172) ist Valerius selbst aufgeschlagen (Münzer 105ff.). Nicht wenig ist aus jüngeren Quellen entnommen: Verrius (180), Masurius (40. 135); an letzterer Stelle wohl wie öfter (110) eine Exemplasammlung eingesehen, vielleicht die des Nepos, auf den Münzer 322 § 118f. zurückführt (Hygin wird nicht genannt); Agrippina 46, vielleicht auch 45 (Münzer 401), Claudius (35), Mucianus (36. 159), Fabius Vestalis (213. Münzer 353), Asconius (159). Aus diesen und ähnlichen Quellen (Melissus: Münzer 359) hat P., was er aus den letzten Jahrzehnten berichtet (acta temporum divi Augusti 60. Iulius Viator 78. Nero und Seianus 129, ferner etwa 147ff. 186); doch kann manches auf eigene Erinnerung (183f.) zurückgehen oder auf eigene Erkundung (Monument des Vinnius 82; Censuszahlen Vespasians 162ff., ob auch die Inschriften des Pompeius 97f. ??) 39. 80 scheint er Tatsachen zu wiederholen, die in seiner Biographie des Pomponius standen (Cichorius Röm. Stud. 429). Trogus ist 33 genannt, vermittelt aber nur Lehren des Aristoteles (und zwar der Zoika) und wird das auch an anderen Stellen tun.
Was P. an Eigenem bietet, sind moralische Betrachtungen, zu denen der Inhalt dieses Buches besonders einlud (1–5. 32. 43. 106. 130–132. 188–190) und die zwar lockeren Beziehungen zum populären Stoizismus zeigen, sich aber über ein Durchschnittsniveau nicht erheben. Wie sich schon in ihnen eine pretiöse Rhetorik breitmacht, so auch in den Enkomia auf Pompeius (95–99), Cicero (116f.) und Metellus (142–146), noch stärker in den Deklamationen über Sulla (137f.) und Augustus (147–150).
[309]Vor Betrachtung der zoologischen Bücher muß man sich wie überall klarmachen, daß das Werk mehr der curiositas als der Wissenschaft dient (vielsagend XI 8 nobis propositum est naturas rerum manifestas indicare, non causas indagare dubias): hatte überhaupt die wissenschaftliche Zoologie nur geringe Förderung über die grandiose Leistung des Ar. hinaus erfahren, so wird man von P. am allerletzten eine solche erwarten dürfen, und wer ihm in irgendeinem Punkte ein selbständiges Urteil zutraut, geht in die Irre. Nicht ganz frei von diesem Fehler ist A. Steier in seinen trefflichen Abhandlungen Ar. und P. (Zusammenfassung dreier Aufsätze aus Zool. Annalen IV. V, hier nach dem Sonderdruck Würzb. 1913 zitiert); vgl. Der Tierbestand in der Naturgesch. des P., Progr. Würzb. 1913. Von älteren Arbeiten ist G. Montigny Quaest. in P-i de animalibus libros (Bonn 1844) noch immer lesenswert.
Hatte schon Ar. seine Einteilung der Tiere nirgends klar dargestellt, so wird man bei P. eine Einsicht in sie vergebens suchen: ,P. hatte kein System. Er konnte gar kein System haben‘ (Steier Ar. u. P. 4). Schon die_Haupteinteilung ist äußerlich: VIII behandelt die Land-, IX die Wassertiere, X die Vögel, XI 1–120 die Insekten. Das entspricht ungefähr den γένη μέγιστα des Ar. (Steier 10), aber unter den Säugetieren in VIII erscheinen auch Schlangen (35f. 85–87), und einige Säugetiere wie die Walfische sind nach IX verbannt; anderseits umfaßt VIII auch Schnecken und Eidechsen (139–141). Auch innerhalb dieser Haupteinteilung darf man nicht zuviel Systematik erwarten. P. neigt dazu, große Tiere voranzustellen; so in VIII den Elefanten, in IX die beluae, in X Strauß und Adler, ohne daß daraus ein Prinzip gemacht wäre. Nicht nur ist ihm jede sich darbietende Assoziation willkommen, um die Disposition danach einzurichten, sondern er fügt auch Exkurse in unorganischer Weise ein. So steht am Schluß von VIII eine Erörterung über das Fehlen gewisser Tiere in gewissen Landstrichen und über Schonung, sei es der Einheimischen, sei es der Fremden, durch schädliche Tiere. Beliebt sind überall Exkurse, die auf römische Dinge eingehen, auch wenn sie mit der wissenschaftlichen Zoologie nichts zu tun haben; so IX 168–174 über das Eindringen des Luxus in Rom (Austernzucht u. dgl.) aus Fenestella (vgl. X 139–142). Am Schluß von X steht im Anschluß an eine Notiz über Windeier (166. Dahinter Küchenrezepte 167!) ein physiologischer Abschnitt über Fortpflanzung und Sinneswahrnehmung der Tiere, woran sich weitere Notizen schließen: der richtige Platz dafür wäre die zweite Hälfte von XI gewesen. Aber bewußt oder unbewußt wirkt hier das Prinzip der Variatio, der Vermeidung des trockenen Tones um jeden Preis. Vgl. XI 4 quaeso ne legentes, quoniam ex his spernunt multa, etiam relata fastidio damnent, cum in contemplatione naturae nihil possit videri supervacuum. Doch soll nicht verschwiegen werden, daß an einzelnen Stellen ein Fortschritt über Ar. hinaus zu erkennen ist. So ist XI 228 die Einteilung der Reptilien nach der Hautbedeckung genauer als die des Ar. (Steier [310] 23). IX 146 findet sich die Erkenntnis, daß es zwischen Pflanze und Tier in der Mitte stehende Lebewesen gebe, worin man kaum eine ,eigene, selbständige Meinung‘ des P. sehen darf (Steier 38). XI 226 steht eine berechtigte Polemik gegen Ar.’ Meinung, daß die größere oder geringere Intelligenz von der weicheren oder härteren Beschaffenheit der Haut abhänge (Steier 119). Es wird sich in solchen Fällen meist um Korrekturen handeln, die schon der alte Peripatos vorgenommen hatte; seltener um solche, die späteren Beobachtungen zu verdanken sind. Wenn XI 163 die Giftzähne der Schlangen gut beschrieben sind, so verdankt P. das indirekt dem Nikander; auch die tiergeographischen Bemerkungen können zum Teil aus späterer Zeit stammen (Steier 138).
Für das nicht aus Ar. und Th. stammende Material, das meist von zweifelhaftem Wert ist, ist Wellmann Herm. XXVI 481. LI 1 zu vergleichen. P. hat es nicht aus den Primärquellen gesammelt, sondern von einem Vermittler übernommen, der sicher auch die peripatetischen Quellen ausgebeutet hatte. Als Name bietet sich eigentlich nur Trogus, der im Index zu allen Büchern genannt und mehrmals auch im Text angeführt wird.
B. VIII (Übersicht – nicht mehr – bei F. Aly Die Quellen des P. im 8. B., Marb. 1882 [mit vielen Irrtümern]) beginnt mit dem Elefanten als größtem Tier (1–34); daß dieser Abschnitt aus Iuba stammt, hat Wellmann Herm. XXVII 389 gezeigt, nach ihm Ahlgrimm De Iuba P-i auctore (Progr. Schwerin 1907) das ganze Vergleichsmaterial sauber vorgelegt. (Daß die hier und in den folgenden Büchern benutzte Schrift des Iuba eine solche περὶ ζῴων φρονήσεως gewesen sei, behauptet Wellmann Philol. Suppl. XXII 1, 80. Doch ist dieser Titel nicht überliefert, und bei der unsystematischen Art von Iubas Schriftstellerei wird der Nachweis nicht zu führen sein.) Spuren des Ar. finden sich hier und da, und in 28 wird er auch zitiert; Wellmann neigt dazu, alle diese Stellen aus Iuba herzuleiten. Aber schon Ahlgrimm 12 erhebt begründete Bedenken, und es erscheint mir sicher, daß P. neben Iuba das zoologische Kompendium eingesehen hat. (Für die spätere Annahme Ahlgrimms Progr. Schwerin 1911, daß Iuba dem P. durch Verrius vermittelt sei, scheint mir kein ausreichender Grund vorzuliegen; sie ist auch aus chronologischen Gründen unwahrscheinlich.) Die übrigen von P. genannten griechischen Autoren[2] (auch den Polybios 31) kennt er aus Iuba. Anders steht es mit den lateinischen, von denen Procilius Mucianus Cato Verrius und Fenestella im Text genannt werden; von diesen wird er sicher Mucianus und Fenestella direkt eingesehen haben; Procilius verdankt er dem Varro, andere dem im [311] Index genannten Cornelius Valerianus (Münzer 165. 376).
An den Schluß dieses Abschnittes stellt P. den Kampf zwischen Elefant und Schlange, um sich den Übergang zu den Riesenschlangen zu bahnen. Hier ist in 33 ein Anhalt für Iuba vorhanden, und der Charakter der Schilderung paßt gut zu seiner Art. Auch was in 35f. über die Riesenschlangen berichtet wird, ist aus ihm entnommen; dagegen hat Münzer (206) die Erzählung von 37 über Varro auf Piso zurückgeführt. Ein Pseudo-Übergang führt zu den Tieren des Nordens; hier mag P. Material verwenden, das er für die Bella Germ. gesammelt hatte. Was er über den bonasus sagt (40), stammt außer der Zuspitzung ut non sint utilia pugnae aus Ar. Das Versehen trium iugerum statt τέτταρας ὀργυιάς sucht Birt De halieuticis 156 aus Mißverständnis des Trogustextes zu erklären; es kann aber ebensogut auf Mißverständnis des Trogus selbst oder auf Flüchtigkeit des P. beruhen.
Den Übergang zur Behandlung des Löwen (42–58) vermittelt eine Bemerkung über die Krallen der Raubtiere. Diese und manches im Folgenden scheint auf Iuba zu weisen, besonders 43 lacerato unguium acie utero: diese Einzelheit fehlt in Ar.’ Polemik gegen Herodots Bericht, findet sich aber bei Ailian und Philostratos. § 45 stammt großenteils aus Ar. (auch aus G 774 b 13); doch fehlt magnitudine mustelarum esse initio, semenstres vix ingredi posse, und die besondere Stärke der griechischen Löwen; auch kann eine Mittelquelle Mestus aus Nestos bzw. Nessos gemacht haben (s. Bd. XVII S. 138). § 46 stammt, abgesehen vom Schlußsatz, aus Ar. Daß 47 aus Iuba entnommen ist, zeigt Münzer 415. Auch in 48–52 weisen sichere (Zitat) und wahrscheinliche Spuren auf Iuba, der auch Ar. verarbeitet haben kann. Für 53–55 sind jüngere römische Autoren herangezogen (Cornelius Valerianus, Fenestella), aber auch Iuba, der für das Anekdotische in 56–58 ebenfalls verantwortlich sein mag. Das Anekdotische bildet den Übergang zu einer rührenden Geschichte vom Panther, für die Demetrius physicus (nur hier genannt!) zeichnet: hier liegt die Möglichkeit einer Lesefrucht vor.
Die Freundschaft zwischen Mensch und Tier vermittelt den Übergang zu 61, wo unter Berufung auf Demokrit von dem zarten Verhältnis eines arkadischen Knaben zu einer Schlange erzählt wird (vgl. Ailian. hist. an. VI 63). Da Demokrit von Iuba stark benutzt wurde (Wellmann S.-Ber. Berl. Akad. 1928, 40), so läge der Gedanke an ihn nahe; aber die Lokalisation in Arkadien spricht dagegen. In 62–66 steckt sicher viel Iuba (Mela ist höchstens nebenbei herangezogen): aber für das Auftreten afrikanischer Tiere in Rom (64f.) sind jüngere römische Quellen benutzt. Kamel und Dromedar (66f) sind nach Ar. beschrieben; 67 E. setzt Iuba ein, kleine römische Zusätze finden sich 70f. Die Versetzung des mantichoras nach Aithiopien (statt nach Indien, § 75. 107) dürfte auch Iuba zuzuschreiben sein; den Versuch von P. Rusch De Varrone P-i auctore (Progr. Stettin 1900), hier Varro zu finden, lehnt Ahlgrimm 21 mit Recht ab. Der catoblepas (77) wird bei Iuba vorgekommen sein; P. hat sich aber hier eng an Mela (III 96. 98) [312] angelehnt, was Ahlgrimm mit Unrecht leugnet. Für den Basilisken wird wieder Iuba Quelle sein, der Bolos benutzt (Wellmann 1928, 18). Von da führt ein unorganischer Übergang zum Wolf; was P. hier bringt, zumal über den Werwolf (Wien. Stud. LV 169), ist Varro; doch kann 83f. aus anderer Quelle stammen. Bei der Benutzung des Ar. in 83 ist ein grobes Versehen unterlaufen, indem τίκτειν durch coeat wiedergegeben ist.
Der Abschnitt über die Schlangen (85–88) dürfte auf Iuba zurückgehen (Rusch 4). 89f. (Krokodil) sind ein Mosaik aus Ar.-Stellen, wie wir es fortwährend finden; daß Ar. fast alles aus Herodot schöpft, ahnt P. nicht. Zusätze finden sich 89 M. und 90 E.; rex avium (auch X 203) kann eine Lesefrucht sein, die falsche Zahl in 89 (XXII statt 17) kann Verderbnis der Plinius- oder Trogusüberlieferung sein. Die Schilderung des Kampfes von Krokodil und Delphin (91–93) beruht wohl auf Iuba; doch ist Seneca nebenher eingesehen; den scincus hat P. aus seinen Sammlungen für B. XXVIII entnommen. Die aus drei Ar.-Stellen zusammengesetzten physiologischen Bemerkungen über das Krokodil (94) stammen aus der zoologischen Kompilation. Für die Schilderung des Nilpferdes (95f.) läßt sich Iuba als Quelle wahrscheinlich machen (Münzer 419). Der Exkurs über medicinae ab animalibus repertae (97–101) ist ein Mosaik, in das mehrere Ar.-Stellen verarbeitet sind (97 wird vom Hirsch erzählt, was Ar. von Ziegen aussagt,? vgl. XXV 92). Aus dem Ersatz von ὀρίγανον durch cunila (98) schließt Wellmann 1928, 39 auf lateinische Quelle und läßt peripatetische Tradition aus Ps.-Demokrit ergänzt sein; schwerlich ist nur eine Quelle benutzt, wie das Nebeneinander von μάραθον und feniculus (deren Identität P. wohl nicht erkannte) beweist. Manches wird aus Theophrast stammen.
Für die prognostiea periculorum ex animalibus (102–104) werden Varro und Theophrast zitiert, jener direkt benutzt, dieser vielleicht durch Iuba vermittelt, dem wir die Notiz über die Kynamolgoi zuschreiben dürfen (Münzer 21; s. o. Bd. IX S. 2389f.). Die Notizen über Hyäne, corocotta (vgl. 75) und Wildesel werden aus Iuba stammen; bei letzterem ist, was Th. von Syrien gesagt hatte, auf Afrika übertragen. Der Bericht über den Biber und die Schlauheit anderer Tiere ist Ar. + Th.; es folgt (mit ungeschickter Überleitung) ein Kapitel (112–119) vom Hirsch. Die Grundlage bilden drei Ar.-Stellen, die P. schon mit paradoxen Zutaten versetzt vorfand, zum Teil aus Th.; er hat diesen Kern aus Cicero und Varro erweitert. Wellmann Herm. LI 21 will diesen Passus aus Iuba herleiten, dem er überhaupt das ganze B. VIII zuschreiben zu wollen scheint; aber die Tatsache, daß im ersten Teil des Buches Iuba als Quelle überwiegt, berechtigt zu solchem Schluß um so weniger, als nicht auszudenken ist, wo Iuba über andere als afrikanische und orientalische Tiere gehandelt haben soll. In 115 A. ist sub ista die Mißverständnis von τὴν ἡμέραν; dextrum cornu (statt ἀριστερόν Ar.) ist durch Th. hineingekommen. Joachim De Th-i libris περὶ ζῴων, Bonn 1892, 26f.). In 120 stammt der Satz über tragelaphos [313] aus einem Autor, der Ar.’ Angaben über den ἱππέλαφος verwendet, aber die Heimat Phasis hinzusetzt.
Die Beschreibung des Chamäleons ist im ganzen = Ar. H II 11; doch spielen Iuba und Th. (frg. 172) hinein, und auf letzteren ist die Verbindung mit dem Elentier zurückzuführen, die wir nicht Iuba zuschreiben dürfen (s. o. Bd. III S. 2105). Vom Stachelschwein, dessen Beschreibung aus Iuba stammen kann, führt ein gewaltsamer Übergang zum Bären (126–131), für den das Kompendium (Ar. + Th.) benutzt ist (Joachim 28. 46); der Schluß ist römisch. Auf dem Kompendium beruhen auch 132–135 (über Mäuse und Igel), ebenfalls mit römischem Schluß. Der fabelhafte Bericht über Löwentöter und Luchsstein (136f.) beruht auf Th., auf den auch paßt, was in 138 über die Schlauheit von Dachs und Eichhorn erzählt wird. Den Abschnitt über den Winterschlaf dürfen wir wohl mit Th. περὶ φωλευόντων gleichsetzen. Die Sätze über die Eidechse (141) werden Iubas Bearbeitung des Ar. darstellen.
Bei 142 geht P. zu den Haustieren über, ohne vorher eine derartige Disposition angekündigt zu haben. In den Geschichten von der Hundetreue wird, soweit nicht jüngere römische Quellen herangezogen sind (145), Varro stecken (Münzer 156); offen bleibt die Frage, wer die gemeinsame Quelle von Varro, Plutarch und Ailian war (auch Wellmann Herm. LI 44ff. hilft nicht weiter). Im Folgenden geht die Kreuzung mit dem Tiger auf Ar. zurück; die Geschichte von dem indischen Jagdhund stammt aus der unzuverlässigen Überlieferung über Alexander (u. Bd. III A S. 1008), und Vermittlung durch Iuba ist möglich. Was in 151 über die Fortpflanzung der Hunde steht, stammt aus Ar.; dessen Fristen für die Blindheit der Jungen sind bei P. korrigiert – aus Th.? Wenn die Fauni wirklich römisch sind, so ist dafür eine lateinische Quelle anzusetzen; über die Hundswut hat P. sich aus medizinischer Literatur orientiert und daran drei Nachträge angeschlossen, darunter eine Lesefrucht aus Columella (Münzer 242).
Den Übergang zum Pferd (164–166) muß der Bukephalos vermitteln (eidem Alexandro weist auf 149 zurück). Wir finden in diesem Abschnitt Lesefrüchte aus Germanicus und Vergil und allerlei Material aus Varro, aus dem auch Zusätze zu den aristotelischen Partien gemacht sind (verno aequinoctio 163, das freilich auch aus Columella genommen sein könnte, der auch im Folgenden benutzt sein kann). Das eigentlich zoologische Material stammt aus Ar., von dem etwa 6 Stellen verarbeitet sind; aus junger Quelle stammt die Geschichte von dem Vorfall bei den Zirkusspielen des Claudius 160, die auch Philon zu kennen scheint (Tappe 18). Die Befruchtung der lusitanischen Stuten durch den Wind mag angeregt sein durch Varro (bei dem aber r. r. II 1, 19 Tagrus mons statt Tagus amnis steht; spielt Verg. Georg. III 273 hinein?).
Im Abschnitt über den Esel (167–170) stammt vieles aus Varro; doch ist non generatur in Ponto Einschub aus Ar., dem § 168 ganz verdankt wird (außer dem Satz totidem … modo). Nach Angaben aus einem Landwirt (Celsus?) [314] stehen in 170 Nachträge, von denen einer dem Columella entnommen ist. Die Paragraphen über den Maulesel (171–173) sind eine Kompilation aus Ar., Varro und Columella; da Th. zitiert wird, ist mit Benutzung des Kompendiums zu rechnen. Ähnliches gilt vom Abschnitt über den Wildesel; magonische Doktrin wird durch Celsus vermittelt sein (so gewiß öfter). Das Kapitel über das Rind (176–180) setzt sich aus etwa 20 minimalen Exzerpten zusammen, an denen Ar. den Löwenanteil hat, neben dem Varro und Celsus eingesehen sind; auf letzteren weist auch das Magozitat Colum. VI 1 (Hempel (Suppl.-Bd. VI S. 1184] 77). Über Varro in 180 E. s. Münzer 256. Die physiologischen Notizen über den Stier (181–183) können aus Mago-Celsus herrühren, die römischen aus Varro. Für den Apisstier (184–186) käme Iuba als Gewährsmann in Frage; vielleicht aber nicht mehr für das dem Germanicus zuteil gewordene Omen.
Die Physiologie des Schafes (187–189 M.) besteht aus 11 Stücken, die teils aus landwirtschaftlicher Literatur stammen: Celsus (frg. 32) ist 187 E. kenntlich, aus ihm kann die Hauptmasse stammen, und er (d. h. Mago) kann auch Ar. schon verarbeitet haben. Die noveni anni 187 statt der sonst überall erscheinenden 8 mögen auf P.’ Rechnung kommen; bimis ebd. fehlt bei Ar., findet sich aber bei Columella. In 189 b weist colonicum auf lateinische Quelle. Den Abschnitt über die Wolle führte Reitzenstein Festschrift für Vahlen 419 auf Fenestella zurück; das ist richtig, soweit es sich um das Aufkommen des Luxus in Rom handelt, also für 194–197 (o. Bd. VI S. 2179); übrigens will Cichorius Röm. Stud. 413 die Notiz über die praetexta des Ser. Tullius aus Celsus ableiten. Sonst ist Varro und eine den Ar. heranziehende landwirtschaftliche Quelle benutzt.
Im Abschnitt über die Ziege stammen (200–204) die beiden ersten Sätze aus Ar.; das Folgende berührt sich so eng mit Colum., daß man direkte Benutzung annehmen möchte, hätte nicht P. Überschießendes, so daß mindestens Celsus neben ihm eingesehen sein müßte. In 201 steht eine Lesefrucht aus Mucianus. Das Zitat des Archelaus (202 E) könnte er Varro verdanken (Münzer 26); stutzig macht aber, daß nec umquam febri carere zwar bei diesem steht, aber auch auf Benutzung einer zweiten Quelle beruht (daß Ziegen immer fiebern, sagt auch Geop. XVIII 9, 5). Für 203 ist zuerst dasselbe Material benutzt wie für XXVIII 170, dann ein Landwirt (circaque Syrtes fehlt bei Varro!) und Ar. In 204 finden wir zwei Auffassungen der Ar.-Stelle über das ἠρύγγιον vereinigt (Th. hatte die Notiz: Joachim 25); der Rest ist Varro.
Im Kapitel über die Schweine (205–214) scheint zunächst ein Landwirt benutzt, der Varro und Ar. zusammenarbeitet; es folgt eine Lesefrucht aus Nigidius. Der Schluß von 205 und der Anfang von 206 gehören Ar. Comesse fetus his non est prodigium möchte man wegen des letzten Wortes direkt aus Colum. herleiten (Münzer 357). Die Bemerkung über die Eignung für Opfer und die über litare in 207 dürfen wir auf Nigidius zurückführen (Münzer 356). In 207 ist in den durch irgendwelche Vermittlung aus [315] Ar. entlehnten Anfang der Satz caput obliquum in incessu aus Colum. eingeschoben. Der Schlußsatz stammt aus Varro. Die gastronomischen Notizen in 209ff. wird P. meist aus Penestella haben, die Erklärung von hybrida 213 aus Varro. Am Schluß von 212 weist in India auf Iuba, ebenso wohl die in 214 verarbeitete Herodotstelle.
Was P. von den Affen sagt (215f.), wird er Iuba verdanken, der Ar. und Kleitarch benutzt; dazwischen steht eine Notiz aus Mucian. – § 217–220 (über den Hasen) ist wohl in der Hauptsache aus dem zoologischen Kompendium geschöpft. Das erste Archelauszitat hat er aus Varro; wem er das zweite verdankt, können wir nicht sagen; wir dürfen nicht vergessen, daß z. B. ein Autor wie der im Index genannte Mamilius Sura uns unfaßbar ist. In 219 haben wir die falsche Scheidung von lepus und dasypus (vgl. X 179. XI 229. 239), die Birt 155 auf Trogus zurückführen will; die Sache kann aber auch anders liegen. – Im Abschnitt über die Mäuse (221–224) werden wir die Prodigia Varro zuweisen; das erste kann aber aus Cicero genommen sein. Für 222 nimmt Münzer direkte Benutzung des Th. an (295); Vermittlung durch das Handbuch ist aber möglich. Die Notizen über den Tafelluxus 223 rühren aus Penestella her (Reitzenstein 217), die über den Winterschlaf von sorices, glires und nitelae aus Nigidius (Münzer 357), der nicht durch Fenestella vermittelt zu sein braucht.
Einen Anhang bilden 225–228: über Tiere, die gewisse Landstriche meiden; dieses Thema paßt so recht in den Interessenkreis des Th. (περὶ τῶν [sc. κατὰ τόπους] διαφορῶν) und aus ihm wird mehr stammen als die eine kenntliche Notiz in 227. In 228 ist zu den nach Ar. in Libyen fehlenden Tieren der Bär zugesetzt; das kann bei Iuba gestanden haben. Der Satz über die glires in Mesia silva ergibt sich durch Charis. 113, 21 als varronisch (Rose A. P. 279; dessen Admiranda Hauptquelle für 225–228? Cichorius Röm. Stud. 241). In der Schlußnotiz über Tiere, die nur die Einheimischen angreifen, Fremde aber nicht (oder umgekehrt), wird Aristoteles zitiert (gemeint sind die Nomima); auch Th. ist kenntlich. Morel Philol. LVII 356 will das Ganze auf Nikander zurückführen, und gewiß bezieht sich die Nennung seines Namens im Index (an letzter Stelle) auf diesen Paragraphen; aber es braucht nur eine Einzelheit aus ihm entnommen zu sein.
Das Gesamtergebnis lautet, daß für die afrikanischen und orientalischen Tiere Iuba Quelle war. Zweite Hauptquelle ist das aristotelisch-theophrastische Kompendium, das ihm ganz oder teilweise durch Trogus vermittelt sein wird; eine griechische Lesefrucht stammt aus Demetrios. Unter den Römern stehen Varro und Celsus’ landwirtschaftliche Bücher an erster Stelle; öfter eingesehen sind Fenestella Columella Nigidius Mucian, vereinzelt Cicero Mela Vergil Seneca. Andere jüngere römische Autoren sind bisweilen aufgeschlagen; von den im Index Genannten sind sicher L. Piso, Cato, Lucilius und Metellus Scipio nicht selbst eingesehen.
B. IX behandelt die aquatilium naturae; im allgemeinen ist Birt De halieuticis Ovidii (Berl. [316] 1878) 132ff. zu vergleichen. Die Disposition wird aus dem Index klar; auch hier sind die physiologischen Abschnitte eingestreut (s. 33–37. 73–77); s. 67 handelt von sollertia aquatilium. Bei § 167 beginnen die Nachträge, für die verschiedene Quellen haben herhalten müssen.
Hier liegt die Quellenfrage verhältnismäßig günstig, weil Ar. die wichtigste indirekte Quelle ist und wir die direkten zum Teil aus den Zitaten I und dem Index, zum Teil durch den Vergleich mit Plutarch, Ailian usw. feststellen können. Was Ar. anbelangt, so gilt für seine Vermittlung dasselbe wie in VIII, und man kann schon aus Birts Gegenüberstellungen die kunstvolle Arbeit sehen, durch die die Angaben von H hindurchgegangen sind. Trogus, der als Vermittler stark in Betracht kommt, ist im Index an zweiter Stelle, im Text gar nicht genannt; Einzelnes kann durch Iuba dem P. zugekommen sein, der 115 zitiert wird. Er ist die Quelle des ganzen Abschnittes über die Perlen (106–115), wie sich aus dem ergibt, was Orig. in Matth. X 7 (XIII 848 M.) aus seinem Ausschreiber Xenokrates mitteilt; aus Iuba stammen auch die Zitate des Megasthenes, Androsthenes, Alexander Polyhistor und Suidas und Weisheit des Demostratos (Bd. IV S. 2080) in 10. 37. 42. Richtig schon Ahlgrimm 1907, 30. Vgl. Wellmann Quellen u. Studien IV 4 (1935) 90. 97, 1. Dieser Kern ist aus römischen Autoren erweitert, namentlich durch Notizen über Prodigien, Tafelluxus (zum Teil aus Fenestella, s. bes. 168–174; von Griechen könnte Thrasyllos selbst eingesehen sein, wohl für die astrologischen Bemerkungen 71. 99). Nicht direkt benutzt sind Stilo Laberius Alfius und vielleicht auch Maecenas; hinzuzufügen sind zu den Namen des Index Verrius (77) und Varro (174, gewiß aber darüber hinaus benutzt). Von dem 80. 89–93 zitierten, erst nachträglich eingesehenen Trebius Niger hat Cichorius Röm. Stud. 96 gezeigt, daß er ein Paradoxograph der Kaiserzeit (etwa von der Art des Mucianus) ist; er ist auch X 40 (trotz Cichorius 97) und XXXII 15 benutzt. S. Bd. VI A S. 2272. Das Rezept aus der Praxis der Purpurfärberei IX 133ff. (138) stammt vielleicht aus mündlicher Mitteilung, schwerlich aus literarischer Quelle. Eine Lesefrucht aus Seneca findet sich 167; eine solche aus Ovid ist 182 angebracht. Im übrigen verweise ich auf die Literatur zu den übrigen zoologischen Büchern und meine Abhandlung über das zoologische Kompendium.
B. X. Dieses Buch, in dem nach der Ankündigung volucrum naturae abgehandelt werden, hat keine einheitliche Disposition. P. beginnt bei den grandissimi und spricht über den Strauß und den fabelhaften Phoenix; dann folgen, ohne daß es besonders angekündigt wird, die Raubvögel (6–28, ziemlich = Ar.’ γαμψώνυχες?). Erst in 29 sagt P., daß man die Vögel nach ihren Füßen einteile und daß er jetzt die γαμψώνυχες behandle; dabei sind aber 36–38 ein Exkurs über Auguralvögel, die teilweise nur dem Namen nach bekannt waren. Bei 43 geht er zu denen mit digiti über, die ungefähr den σχιζόποδες des Ar. entsprechen (Steier 20), und erklärt plötzlich, diese zerfielen in oscines und alites, d. h. er trägt eine nur die römische Auguraldisziplin angehende [317] Disposition unorganisch hinein (o. Bd. II S. 2332), ohne sich ernsthaft an sie zu binden. So sagt er 88 etwas von den oscines aus, was eine Quelle Ar.’ den ὄρνιθες im Ganzen zuschreibt. Er behandelt die sog. alites in 43–87, indem er mit dem größten, dem Pfau, beginnt; doch bildet 72–75 einen Exkurs über Wandervögel, 76–79 über Nichtvorkommen gewisser Arten in gewissen Gegenden (letzteres zum Teil auf Th. beruhend). Bei 80 beginnt die Behandlung der Singvögel; aber schon 88 ist er bei ihrer Brutzeit, geht von da zu den halcyones und den verschiedenen Nestbauten über, wobei die betreffenden Vögel gleich besprochen werden (z. B. das Rebhuhn 100–103: dafür sind vier Ar.-Kapitel benutzt, und die 16 Lebensjahre 103 E. stammen aus einem fünften; nur der vorletzte Satz ist aus anderer Quelle genommen). Vom Rebhuhn geht er zu den Tauben über, und hier bietet sich Gelegenheit, die verschiedenen Arten des Vogelfluges zu erörtern (111–114). Darauf bildet das Einteilungsprinzip das verschiedene Ingenium, das sich z. B. bei der Nahrungssuche (115) und im Sprechen (117–124) zeigt. Nunmehr löst sich die Darstellung in Einzelheiten auf: wir hören 128 von der Zähmbarkeit, 129 von der Art des Trinkens, 132 von fabelhaften an der Reichsgrenze vorkommenden Vögeln; 136 erscheinen Pegasos und Greif. Bei 139 beginnen Erörterungen über allgemeine, meist physiologische Erscheinungen: künstliche Zucht (139–142), Fortpflanzung (143–155): unter diesem Gesichtspunkt werden Hühner, Tauben, Pfauen, Gänse usw. behandelt (bis 165). Der Abschnitt über die Eier (166f.) bietet Gelegenheit, auf Fledermäuse und Schlangen abzugleiten; von 171ff. an wird die Fortpflanzung der Säugetiere behandelt (auch die menschliche 171), in 187 die Kreuzung, 188–190 die paradoxe Entstehung von Tieren. 191–196 sind der Entwicklung der Sinne gewidmet; an den Abschnitt über den Geschmack schließen sich Bemerkungen über Fressen und Saufen (197–201). Die Erwähnung Afrikas bietet Gelegenheit, eine Notiz über Verschlagenheit der pardi und feles anzuhängen. Es folgt Feindschaft und Freundschaft zwischen Tieren (womit aber die romantische Geschichte von der Aspis 208 nichts zu tun hat); endlich ein Abschnitt über Schlaf und Traum, in dem auch der Mensch berücksichtigt wird. Wie man sieht, eine ganz kapriziöse Disposition.
Über die Quellen vgl. Detl. Herm. XXVI 1. Die eigentliche Grundlage bildet Ar., zu dem P. immer wieder zurückfindet. Aber auch hier finden wir dieselbe Art der Benutzung wie sonst, eine Mosaikarbeit, die man etwa an 179f. 203–206 studieren kann. Einmal (150) vermittelt Celsus die Weisheit des A.; er kommt aber nur für das Landwirtschaftliche in Betracht (z. B. 156f.). Lehrreich ist, daß 172 eine Notiz als aus Hesiod stammend gegeben wird; genommen ist sie aus Ar., der aber Hesiod nicht nennt: das hatte erst die Mittelquelle getan. Von griechischen Quellen kommt sonst wohl nur Iuba in Frage, der 126 genannt ist (s. etwa 1f. 22 E. 201 E. 202. 208 ?). Th. ist 79 genannt; sein Anteil ist aber größer, und P. fand ihn schon mit Ar. zusammengearbeitet vor. Z. B. geht 76–79 [318] zum großen Teil auf περὶ τῶν κατὰ τόπους διαφορῶν zurück. Auch da, wo wertvolle Beobachtungen mitgeteilt werden, die nicht bei Ar. stehen wie 111ff. 179ff., wird man an Th. denken. Erheblich ist das pseudowissenschaftliche Material, zu dem bei Ailian und A. Parallelen vorliegen; Ps.-Demokrit ist 137 genannt und wohl auch 152 u. ö. benutzt.
Viele Zusätze betreffen Römisches: Erfahrungen von Landwirten und Tierzüchtern, gezahlte Preise, selten gezeigte Tiere. Eine Hauptrolle spielt dabei Varro (genannt 110), wie schon die starke Berührung mit r. r. III zeigt; daß dieses Buch nicht direkt benutzt sei, kann ich angesichts von 74. 151 Münzer (142, 1) nicht glauben. Aber das meiste varronische Material stammt aus anderen Büchern (4. 45. 48. 50 ? 71. 127. 139. 141. 150. 161f.). Für Augurales war Umbricius die Hauptquelle (Detl. Herm. XXXVI 4); sonst sind namentlich die jüngeren Anekdotenjäger herangezogen (über Deculo § 154 s. Münzer 400). Eine Lesefrucht aus Cremutius findet sich 74 (ob aus dem Geschichtswerk? S. Bd. IV S. 1704). Cicero nat. deor. ist 115. 155. 196 eingesehen, Lesefrüchte aus Lukrez und Horaz stehen 69. 145. Auf eigener Erinnerung beruht z. B. 120. 124. 193.
B. XI. G. Heigl Progr. Marburg a. Drau I. II 1885/86 bietet eine Gegenüberstellung der Texte des P. und Ar. Zu einer Erörterung der Quellenfrage ist er nicht mehr gelangt.
Den ersten Teil (1–120) füllt die Beschreibung der Insekten. Der Kern ist aus Ar. entnommen; mit ihm setzt sich P. auch in der Einleitung auseinander, indem er (5ff.) seine Meinung bekämpft, die Insekten atmeten nicht; dasselbe hatte er IX 16ff. von den Fischen behauptet (Steier Ar. u. P. 124). Daß P. diesen Widerspruch nicht von sich aus gewagt hat, versteht sich von selbst; er ist aber auch seinen jüngeren Gewährsmännern nicht zuzutrauen, sondern geht gewiß auf den alten Peripatos (Th.) zurück. Auch in der Bemerkung über das Blut (8) soll eine Korrektur an Ar. liegen (Steier 29).
Für die Schilderung der Bienen (11–70) liefert Ar. durchaus das Fundament. Erweitert ist es bisweilen aus römischen Autoren wie Varro und Vergil, dessen Bienenbuch dem P. natürlich geläufig war und 70 zitiert wird. Den 40 genannten Cassius Dionysius wird er dem Celsus verdanken, der auch sonst für Landwirtschaftliches (210f.?) in Betracht kommt; Spuren Magos auch in 70. Aber seine eigentliche Quelle für Bienenkunde wird Hygin sein, wie sich aus zahlreichen Berührungen mit dem höchstens vereinzelt eingesehenen Columella zeigen läßt (Brunn 48. P. Rusch Comment. philol. Gryphiswald. 1887, 42): doch muß man damit rechnen, daß Hygins Lehre dem P.-Buch auf dem Wege über Celsus zugekommen sein kann. Hygin verdankt er auch die in 17. 19 genannten Spezialautoren und den im Index aufgeführten Neoptolemos. Natürlich hat Hygin seinerseits den Ar. zugrunde gelegt, so daß dieser dem P. mindestens auf doppeltem Wege (Trogus!) zugekommen sein kann. Das dem Drusus zuteil gewordene ostentum (55) läßt sich auf Melissus zurückführen (Münzer 356).
Auch die Beschreibungen der übrigen Insekten [319] (71–120) beruhen auf Ar., dessen Eigentum fortwährend durch Zusätze erweitert wird. Im Abschnitt über die Skorpione wird 87f. Apollodor zitiert, der ihm durch den – freilich im Index fehlenden – Sextius Niger vermittelt sein könnte. Die Bemerkung über auguria (84, vgl. 55) könnte aus Umbricius herrühren (Detl. Herm. XXXVI 23). Für eine Einzelheit wird Nigidius genannt (98); eine andere (die auf Herodot zurückgehenden goldhütenden Ameisen) läßt sich vermutungsweise auf Mucian zurückführen (111: Münzer 393). Aber man denkt hier und sonst gelegentlich (103) auch an Iuba.
Im zweiten Teil, der die Körperteile systematisch vom Kopf an durchgeht, bildet wiederum, soweit es sich um Physiologie handelt, Ar. die Grundlage, und part. an. ist hier stärker ausgenutzt als anderswo. Daß P. statt des Ar. den Trogus nennt (229. 275), ist ein Hauptbeweis dafür, daß ihm Ar. (ausschließlich?) durch diesen vermittelt ist. Die Erweiterungen der aristotelischen Grundlage, besonders die rein wissenschaftlichen, werden wiederum dem nur 281 genannten Th. zu danken sein; ich nenne beliebig 183. 188. 190. 267. 278ff. Doch kommen für Einzelnes wie 217ff. 282ff. auch Ärzte in Frage, und Herophilos wird 219 zitiert, Themison im Index genannt; auf Sextius zu raten ist leicht. Die im Text angeführten Nigidius (140), Mucian (167) und Oppius (252) kommen nur für Einzelheiten in Betracht; der im Index aufgezählte Umbricius etwa für 186. 189f. 195. 197 (Detl. 24); aus ihm kennt P. auch die im Index erscheinenden Autoren Aquila und Tarquitius. Römisches Material ist in erster Linie dem Varro entnommen (150. 157ff. [vgl. auch Fest. 37, 24. 394, 26]. 168. 184ff. 189. 195. 197. 213. 244. 254. 283). Lesefrüchte aus Cicero und Vergil finden sich 186. 171 (trisulca). 277 E. findet sich eine Ansicht des im Index aufgeführten Poseidonios. Was Euphronios (hier und in anderen Büchern) geliefert haben soll, von dem wir nur wissen, daß er über Weinbereitung schrieb (o. Bd. VI S. 1221), ist unklar. Die beiden Menandri sind Landwirte (s. auch Plut. nobil. 20 = VII 269 B.) und wohl aus Varro übernommen, gewiß aber auch bei Celsus erwähnt. Direkt benutzt sein wird Vitellius’ Rede gegen Piso 277 E. Aus eigener Erinnerung stammt 223 (Ritterling Bonn. Jahrb. 130. 199), aus dem Material für die Germanenkriege 126.
7. B. XII–XIX enthalten die Botanik, die zum großen Teil auf Theophrast (= Th.) aufgebaut ist, und zwar besonders auf dessen ερὶ φυτῶν ἱστορίαι, der Pflanzengeographie. Auch hier zeigt P. wenig Sinn für die eigentlich wissenschaftlichen Probleme: stilistische Eleganz, Paradoxa, raffinierte Quellenmischung bilden sein eigentliches Ziel. Zu vergleichen etwa Bretzl Botan. Forschungen des Alexanderzuges (Lpz. 1903) 295–302: ,Abschließendes Urteil über P.‘ Vor ihm etwa Ernst H. F. Meyer Gesch. d. Botanik II 127ff. M. Brosig Die Botanik des P., Graudenz 1883. Wenig brauchbar Fée Commentaires sur la botanique et la matière médicale de P., Paris 1833.
Über die Quellenfrage J. G. Sprengel De ratione quae in hist. plant, inter P. et Theophrastum [320] intercedit, Marburg 1890; Rhein. Mus. XL VI 54.
B. XII wird durch eine philosophierende Betrachtung über die Bedeutung der Pflanzen eingeleitet, die durch eine Deklamation gegen den Luxus gewürzt ist. Das Motiv des Importes aus der Fremde vermittelt den Übergang zur Platane (6–13); an sie sollen sich andere importierte Bäume schließen, zunächst ein medizinisch verwendeter (14 in praesentia externas persequemur a salutari maxime orsi), nämlich malus Medica, auf die die indische ebenus folgt. Dann heißt es (21): nunc eas exponemus, quas mirata est Alexandri Magni victoria orbe eo patefacto, d. h. es werden orientalische Gewächse aufgezählt. Eine Verlogenheitsdisposition – die dann auch kaum Bedeutung gewinnt – steht 41: Arabien (das übrigens schon vorher erwähnt war) fordere eine Scheidung der im Handel verwerteten Pflanzenteile; übrigens gehört das in 47 behandelte asarum nicht zu den orientalischen Pflanzen. Überraschend erklärt P. § 51, jetzt die Reichtümer Arabiens angeben zu wollen, gesteht aber 74, alle möglichen Gewürze ohne Rücksicht auf die Herkunft nennen zu wollen. So zählt er 78ff. Gewürze auf, für die Arabien (über das Zimt s. J. Hubaux et M. Leroy Mélanges Bidez 505–530) nur Durchgangsland sei, und merkt mehrfach an, daß die betreffenden Produkte auch anderwärts vorkämen. Die beiläufige Nennung Campaniens in 106 veranlaßt den Übergang: discessimus a terris oceanum spectantibus ad convexas in nostra maria, und es folgen Gewächse Ägyptens, Iudaeas und Syriens (das auch 135 den Schluß macht); das bryon (132) kommt aber nur in Asia vor. Die Einleitungsworte von B. XIII bestätigen, daß es sich (etwa von 21 an) um odores gehandelt hatte; das ist auch für die Quellenfrage entscheidend.
Von den im Text zitierten Griechen ist Onesikritos (34) sicher gar nicht benutzt, Herodot im allgemeinen auch nicht; eine Ausnahme bilden 18. 80, wo P. ihn nachgeschlagen und sich – vielleicht aus Nepos – über seine Zeit orientiert zu haben scheint (Münzer 18. 340). Die im Text genannten Römer Vergil, Fabianus und Mucianus werden ihm nur Einzelheiten geliefert haben; aus Claudius entnimmt er 78 eine Notiz, die er wohl auch bei Iuba oder Sextius finden konnte (vgl. Diosk. I 76). Die Notiz in 109 über die Identität von cypros und ligustrum kann aus mündlicher Quelle stammen.
Der Index enthält eine lange Liste griechischer Historiker und Ärzte, die P. sichtlich übernommen hat; unter den Römern sind einige, die ihm Lesefrüchte boten, wie Sebosus, Nepos und Hygin und natürlich Varro. Dieser oder Fenestella (den P. nicht nennt) kommen für 8. 13 in Betracht.
Für die Quellenforschung bieten die starken Berührungen mit Theophrast und Dioskurides, die Mayhoff sorgfältig verzeichnet, einen Anhalt. Da die Benutzung des Letzteren nicht in Frage kommt, so möchte man die Übereinstimmungen auf Sextius Niger zurückführen, der auch im Index genannt ist. P. hat ihn sicher für die medizinischen Bücher stark ausgenutzt (u. S. 325) und manches davon in die botanischen herübergenommen [321] (s. etwa 30ff. 47. 62. 65. 73ff. 102 E.), ohne daß er doch hier eigentliche Quelle wäre. Mit direkter Benutzung Theophrasts dürfen wir nur da rechnen, wo zwingende Gründe für diese Annahme vorliegen; da er in den folgenden Büchern direkt eingesehen ist, so müssen wir es auch hier für möglich halten. Es kommt natürlich auch Benutzung der Bearbeitung in Frage, von der zu B. XVI die Rede sein wird; hier könnte z. B. das gestanden haben, was P. § 33 über Asa foetida mehr hat als Th. IV 4, 12. Übrigens ist auch mit Lückenhaftigkeit des Th.-Textes zu rechnen; darüber Bretzl Botan. Forsch, d. Alexanderzuges 285. 371 und manche Beobachtungen bei Renjes und Wirtz (u. S. 325. 327). Über P. als Übersetzer des Th. auch R. Strömberg Theophrastea (Göteb. 1937) 106.
Aber die Hauptquelle für dieses Buch ist Iuba, der im Index und viermal im Text erwähnt wird; seine um den Orient konzentrierte und auch gerade für Botanik interessierte Schriftstellerei bot dem P. eben das, was er brauchte; er vermittelt in der Hauptsache den Th. (beweisend namentlich 61) und die Notizen aus den Alexanderhistorikern (vgl. 21. 24f. 33f. 62. 86. 117; über 26 Bd. XIX S. 1422); vgl. besonders die Schilderung der Straßen für den Weihrauchhandel 63ff., die Abschweifung über die arabischen Perlen (84) und die religiösen Gebräuche der Araber (89f.). Die Verquickung von Th. und Aristobul in 37 weist ebenfalls auf Iuba; die ,Auszüge‘ aus den Alexanderhistorikern, von denen Bretzl 90 redet, reduzieren sich auf das, was Iuba ihnen entnimmt. Ähnlich ist vielleicht über die Zusätze zu Th. in 22f. zu urteilen (Bretzl 189f.). Zutreffend darüber meist Sprengel. Auch die Berührungen mit Dioskorides erklären sich zum Teil daraus, daß dessen Quelle Sextius Niger für die Beschreibung der orientalischen Pflanzen Iuba zugrunde gelegt hatte. Daß wir auch mit anderen Möglichkeiten rechnen müssen, zeigt XIII 106, wo für eine aus Th. stammende Notiz Nepos zitiert wird, dessen disparate Schriftstellerei alles Mögliche bot.
Fragen kann man, ob die Nachrichten über Verfälschung der Gewürze, die P. oft mit Dioskorides gemein hat, aus Iuba oder Sextius stammen (sicher aus diesem 47). Liste bei Alfr. Schmidt Die Drogen 120. Die zahlreichen Preisangaben (s. etwa 28. 43ff. 65. 70) führt man auf Erkundung bei römischen Händlern zurück (Detl. Herm. XXXV 585), was bei seinem Interesse für alle Zahlen wahrscheinlich ist; vgl. Sprengel 37.
B. XIII hat es ebenfalls noch mit den externae arbores zu tun, die in Europa nicht fortkommen (XIV 1; vgl. XIII 122. XV 68 de Aegyptiae Cypriaeque [sc. ficus] miraculis rettulimus inter externas). Diese Beschränkung wird nicht streng inne gehalten, indem neben kretischen Bäumen auch solche in Lesbos (118) und in Hellas selbst (114) berücksichtigt werden. Scheinbar wird eine geographische, von Asien nach Afrika fortschreitende Disposition durchgeführt (Iudaea 26, Syria 51, Phoenice 52, Syria 54, Aegyptus 56 [vgl. 68], Aethiopia 90, Atlans und Mauri 91, Africa 104, Cyrenaica 111, Karthago 112, Kreta 115); doch fügt sich z.B. Asia 116, Aegyptus 126f., Babylon [322] 129 nicht hinein, und es ist wohl beim Vorsatz geblieben. Damit kreuzt sich eine nur angedeutete nach palustria (68. 107). Nicht streng botanisch ist der erste Teil (1–25) über die Salben: außer pharmazeutischen Teilen, die sich mit Dioskorides berühren, finden sich kulturhistorische wie 20–25, wo für das Römische in 24 sicher Varro ausgenutzt ist (Münzer 182), für das in 22f. 25 jüngere Quellen. Das Material ähnelt sehr dem von Apollonios bei Athen. XV 688cff. beigebrachten; am wahrscheinlichsten ist die Vermutung von Sprengel (Diss. 37), daß der im Index (auch zu XII) genannte Apollodoros, qui de odoribus scripsit, identisch wohl mit dem von Athen. XV 675 e genannten Autor περὶ μύρων καὶ στεφάνων, die Quelle sei (zustimmend Wellmann Herm. LXVIII 104); allerdings spricht seine Stellung im Index nicht dafür. Ob er mit dem XIV 76 genannten Arzt, der Ptolemaios in einer Sonderschrift über bekömmliche Weine beriet, identisch ist, läßt sich nicht sagen. Wohl die Quelle ist es, die 18 Th. ausgiebig benutzt hat. Über Wellmanns weitere Vermutungen s. u. passim.
Im botanischen Teil heben sich die Abschnitte über die Palme (26–50), den Papyros (68–89), Thyon-Citrus (91–102), Lotos (104–110) und die Meerpflanzen (135–142) heraus. Für die Palme wird 34 Iuba zitiert, der offenbar Th. gewissenhaft verwertet hat, und er wird auch sonst Stoff für die orientalischen Gewächse geliefert haben; zitiert wird er noch 142 (Isishaar bei den Trogodyteninseln). Auf ihn weisen auch wie an der Parallelstelle XII 33 die Alexandri milites 50, die in der Urquelle (Th.) fehlen. Wo starke Ähnlichkeiten mit Dioskorides auftreten und P., seine strenge Disposition durchbrechend, auf die Heilwirkungen der Pflanzen eingeht (51. 105. 113ff. 116. 125ff.), werden wir Sextius Niger als Quelle anzusetzen haben. Im Übrigen scheint Th. auf weite Strecken direkt herangezogen; vgl. 52–65. 71ff. 101f. 107–110. 117f. 128. 135–141. Über Mißverständnisse s. z. B. Schneider Theophr. III 283. Sprengel Diss. 49. § 67 sind die Κωρυκίδες der Ulme als Berg Korykos aufgefaßt worden. Über 141 im Verhältnis zu Th. s. Bretzl 81ff. § 111 beruht der Satz interior Africa etc. auf Th. IV 3, 5 ἐν τῇ μὴ ὑομένῃ τῆς Λιβύης; die Worte über das Nasamonenland hat P. schon 104 verwertet (anders Sprengel 45). In dem Kapitel über den Papyros stammt das historische Material aus Varro, und P. benutzt diesen auch für die Polemik gegen ihn selbst in 84ff. (Münzer 144. 185); doch sind auch Hemina und Mucian nachgeschlagen. Für den technischen Abschnitt über die Zubereitung des Papyros, den Dziatzko Unters. 58ff. erläutert hat, ist ein besonderer Autor herangezogen. Auch was P. über die Citrustische beibringt (96ff.), geht tief auf das Technische ein und klingt, als stamme es aus dem Munde von Händlern; das Historische kann er aus Claudius haben (Münzer 391). Eine persönliche Erinnerung an Pomponius Secundus steht 83 (Cichorius Röm. Stud. 423), an Nero 126. Der Abschnitt über den Kytisos, in dem entlegene Autoren zitiert werden, verrät sich durch das Schlußzitat als aus Hygin entnommen; [323] an ihn möchte man auch bei der unberechtigten Polemik gegen Th. § 119 denken (dann hat er porcillaca statt des sonst üblichen portulaca gebraucht). Im Kapitel über den Lotos wird Nepos zweimal zitiert; aber das Material stammt fast ganz aus Th. (der 106 mißverstanden ist). Ein landwirtschaftlicher Zusatz steht 110 E. (Hygin?), einer aus Polyhistor (Lesefrucht.) 119, eine Ciceroreminiszenz 21 (vgl. XVII 38). Preisangaben finden sich, ähnlich wie in XII.
B. XIV. Daß dieses Buch ursprünglich mit XV eine Einheit bilden sollte, ergibt sich aus den Verweisungen in 121. 127 auf das folgende Buch, denen aber in Wirklichkeit Abschnitte in B. XVI entsprechen; ferner daraus, daß der Index zu XV eine mechanische Replik dessen zu XIV ist (H. Brunn 22).
P. erklärt zu Anfang, nunmehr über die communes arbores im Gegensatz zu den externae handeln zu wollen. Wie er von diesem braven Vorsatz zu einer Tirade gegen avaritia abspringt, mag man bei ihm selbst nachlesen. Daß er zunächst nur von den naturae sprechen wolle, nicht von den culturae, hält er nachher nicht inne, da er gerade beim Wein vom Weinbau handeln muß. Ein Zitat aus Vergil bringt er an, um darauf hinzuweisen, wie viele genera im Gegensatz zu dessen Armut er selbst behandle; er zählt sie im Index sehr gewissenhaft, so daß man durch Addition fast auf 300 kommt, und gibt am Schlusse die Zahl von 185 (v. l. 195) Trinkweinen an. Daß er die italischen Weine in den Vordergrund schiebt, versteht sich von selbst; es ist auch sachlich berechtigt (P. Weise Über den Weinbau d. Römer [Progr. Hamb. 1897] 9).
Er hat nämlich nach δεύτεραι φροντίδες das Buch ganz dem Wein gewidmet und es ist unverkennbar, daß ihn persönliche Anteilnahme zum Eingehen auf Einzelheiten veranlaßt hat. Die Heilwirkung bleibt dabei im allgemeinen außer Acht, da sie dem XXIII. Buch vorbehalten ist (vgl. 77). Doch s. 65. 117 u. ö. Als Disposition hat ihm der Abstieg von den echten zu den unechten und innerhalb jener wieder von den edlen zu den unedlen vorgeschwebt. So wird die Rangordnung öfter betont (z. B. 21 principatus datur Aminneis. 23 proxima dignitas Nomentanis), und in 59–66 werden italische Weine in vier Rangstufen eingeordnet, ohne daß das bei den folgenden (67–72), die mit diesen zusammen vina generosa L ausmachen (Ind.), ausgeglichen wäre. Es folgen vina generosa transmarina XXXVIII (73–76), dann wird nach Nennung von salsa und dulcia und secundaria (77–86) auf den Vorrang Italiens in den genera nobilia (87) zurückgegriffen (vgl. 8), und es folgen historische Notizen über Weingebrauch Roms in Kultus und Privatleben, woran sich eine Erörterung der Kontroverse über murrina schließt (88–93), sowie Notizen über Opimianum und die lange dauernde Schätzung der griechischen Weine in Rom (94–97). Nun folgen unechte und künstliche Weine (z. B. Meth), deren Abschluß prodigiosa bilden d. h. solche mit starker medizinischer Wirkung (116f.); daran ist unorganisch eine Bemerkung über das Umschlagen gehängt. Auch die Bemerkung über im Kult verbotene Weine (119) gehörte eigentlich zu § 88.
[324] Nun folgt ein längerer Abschnitt über Weinbehandlung (also doch über cultura!), wo von der Behandlung des Mostes, von Pech, Harz usw. die Rede ist (unorganisch eingefügt die Notizen aus Cato 129f.). 132–136 handeln im Ganzen von der Aufbewahrung. Den Schluß bildet eine Deklamation περὶ μέθης, wohl durch Reminiscenzen an die philosophische Literatur darüber angeregt (v. Arnim Philol. Unters. XI 101. R. Schütze Iuvenalis ethicus [Greifsw. 1905] 21) und durch römische Beispiele der jüngsten Zeit gewürzt. Vor dem Übergang zum Ölbaum (150) steht noch ein Paragraph über Surrogatweine der westlichen Völker. Vgl. d. Art. Wein und vorläufig G. Dalmasso in Storia della vite e del vino in Italia III 1.
Daß sich manche Wunderlichkeiten der Anordnung aus öfterem Quellenwechsel erklären, liegt auf der Hand. Die Berührungen mit landwirtschaftlicher Literatur (vgl. H. Bruns Quaest. Asclepiadeae [Rostock 1884] 2) finden ihre Erklärung aus der Nennung landwirtschaftlicher Autoren im Index: Vergils Georgica haben nur vereinzelte Lesefrüchte geliefert; Cato ist einige Male selbst eingesehen (46!), meist aber durch Varro u. A. vermittelt. Die eigentliche Grundlage dürfte der (im Text nicht genannte) Celsus bilden (vgl. 20–43. 120ff. 132ff. Cichorius Röm. Stud. 414); in 33 finden wir die Bemerkung, daß Graecinus sonst dem Celsus folge, in einem Punkte aber von ihm abweiche. Auch Hygin und Columella, beide im Index aufgeführt, mögen hier und da benutzt sein. Griechische Ärzte werden 58. 73. 76. 114 zitiert; auch Hikesios (120) gehört eigentlich dazu (Bd. VIII S. 1593); vielleicht ist Kommiades der jüngste der dort genannten, da der Name keltischer Herkunft ist (Holder Altcelt. Sprachschatz I 1074). Dazu wird man die engen Berührungen mit Dioskorides stellen, besonders 30 E. 85f. 98 (wo hervorgehoben wird, daß ficticia omnia ad medicinae usum pertinentia sind). 100. 103–110. 114 (vgl. Bruns 5). Die unmittelbare Quelle wird Sextius Niger sein; aber 59–76 aus ihm herzuleiten (Münzer 305) trage ich Bedenken. Theophrast könnte 43. 80. 116f. eingesehen sein; doch lag letztere Stelle dem Autor des Athen. I 31f. vor. Mit Demokrit, der 20 genannt ist, findet sich 117 eine Ähnlichkeit: Quelle wohl ein Landwirt.
Was über römische Dinge gesagt wird, wird meist Varro geliefert haben (87ff. 96). Für 92f. läßt sich Verrius Flaccus als Quelle wahrscheinlich machen; dort hat P. einen an sich komplizierten Sachverhalt rettungslos verwirrt (Wessner Herm. XLI 467). Für Ereignisse und Aussprüche jüngerer Zeit kommt z. B. der in 11 genannte Cornelius Valerianus in Frage; vgl. 16. 43. 60. 64. 66. 69. 72. 97. 143ff. Rätselhaft ist der 147 angeführte Tergilla und die im Index figurierenden Vibius Rufinus und Fabianus (der gewiß nicht der Hauptgewährsmann für die sich mit Dioskorides und Athenaios berührenden Partien ist, wie Bruns 34 wollte; eher käme er für die Diatriben in Betracht, falls man bei ihnen an eine Quelle denken darf). Mucianus muß 54 für eine Einzelheit bürgen und mag auch sonst eingesehen sein (über 9 vgl. Münzer 393). Öfter wird eigene Erinnerung vorliegen, so [325] 49ff. 70 (Katzenjammer nach Genuß von pompeianischem Wein). B. XV bringt die Beschreibung der Fruchtbäume zu Ende: im Index wird der Hauptteil (35–117) mit pomorum omnium genera et naturae überschrieben. Es heben sich heraus die Kapitel über den Ölbaum (1–34), die Myrte (118–126) und den Lorbeer (127–137); dazwischen stehen die eigentlichen Obstbäume. Das botanische und historische Interesse überwiegt; doch fehlt es nicht an praktischen Anweisungen, besonders über Olivenpflanzungen und Ölgewinnung und Aufbewahrung von Obst (59–67). Was in 111–117 über allgemeine Eigenschaften des Obstes gesagt ist, hätte an den Anfang des Buches gehört (oder an den Anfang der Botanik überhaupt, da auch von Palmen die Rede ist). Das ist eine Finesse der Disposition, die der Vermeidung des κόρος dient.
Von dem eigentlich botanischen Kern stammt viel aus Theophrast, der (vgl. Münzer 23). 11. 138 auch zitiert wird. Direkte Benutzung ist im allgemeinen nicht wahrscheinlich; z. B. verrät in 9 ein Irrtum und die römische Datierung die lateinische Quelle. Enge Berührung liegt z. B. 68 M. 79ff. 84 A. 119 A. vor, und ganz ist direkte Benutzung an diesen Stellen nicht ausgeschlossen. 122 E. verrät eine Nuance des Ausdrucks, die mit Athen. XV 676 e gegen den Text des Th. stimmt, die Mittelquelle (P. Wirtz De Theophr. libris phytologicis [Straßb. 1898] 9). Für die Abhandlung über die suci bildet Th. die Grundlage; aber es finden sich Abweichungen und Zusätze, die man P. selbst nicht zutraut; die Geschmacksnuancen suavis und acidus könnte er allenfalls hinzugefügt haben. Hier wird dieselbe Mittelquelle vorliegen wie 100f. (naturae acinorum und bacarum) und 111–117 (naturae pomorum), wo die theophrastische Grundlage dünn ist. Einen Namen zu nennen wage ich nicht. Von Griechen ist ferner benutzt Iuba (28?), genannt in 99 und wohl auch Quelle für das Onesikritoszitat in 68.
Spuren des Sextius Niger liegen da vor, wo Berührung mit Dioskorides festzustellen ist oder die Heilwirkung betont wird; ich nenne 25–32 und 132. Lehrreich ist 27:
a) simile est et e myrto nigra; et haec latifolia melior.
a) λαβὼν τὰ ἁπαλὰ φύλλα τῆς μελαίνας μυρσίνης …
b) tunduntur bacae adspersae calida aqua, mox decoquuntur.
b) τὰ ἁπαλὰ τῶν φύλλων κόψαντα ἕψειν μετὰ ὕδατος καὶ ἐλαίου ....
c) alii foliorum mollissima decoquunt in oleo et exprimunt.
c) κόπτε πιέζων· ἴσον δὲ τῷ χυλῷ ἐλαίου ὀμφακίνου μίσγων χλίαινε ἐπ’ ἀνθράκων, ἕως ἂν συνεψηθῆ … εὐκοπωτέρα δὲ σκευασία·
d) alii deiecta ea in oleum prius sole maturant.
d) ἰδιωτικὸν δὲ τὰ φύλλα καθέντα εἰς ἔλαιον ἐν ἡλίῳ ἀποβρέχειν.
Man hat den Eindruck, daß Dioskorides den Text der Quelle besser wiedergibt; er fügt auch die Übersicht über die Heilwirkung des Myrtenöls an, die P. abgetrennt und für XXIII 87 aufgespart hat. Auch die Ordnung der Zubereitungsvorschriften [326] wird bei ihm die ursprüngliche sein. Von den beiden Abweichungen des P. mag die erste (latifolia m.) durch Auslassung des Dioskorides veranlaßt sein; die bacae aber kann P. aus anderer Quelle haben, da es z. B. auch bei Pallad. II 17 heißt: bacis myrtae oleum conficies. Vgl. Bd. XVI S. 1177.
Über den römischen Quellen ragt Cato hervor, der nicht selten selbst eingesehen ist: s. etwa 20f. (mit abrupter Einführung). 33f. 72. 122. Man darf aber nicht vergessen, daß er für alle römischen Landwirte eine Autorität war und auch bei Celsus und Hygin eine große Rolle spielte. Varro ist mehrfach genannt, aber im Ganzen wohl weniger für das Landwirtschaftliche als für antiquarische Exkurse benutzt (74ff. 119ff. 125. 133ff.?). Viel wird man wiederum auf Celsus zurückführen dürfen, s. etwa 49ff. 92ff.; weist auf ihn intra triginta annos (40) und e proximis auctoribus (62)? Auch die Verarbeitung des Th. in 85 möchte man ihm zuschreiben. Nicht sehr eng sind die Beziehungen zu Columella, der 60ff. direkt benutzt sein kann und 66 zitiert wird. An Lesefrüchten fehlt es nicht: Vergil ist 4. 56f. genannt, Fenestella 1, Fabianus 3, Masurius 126. 135 (vgl. 47 und Münzer 121), Lenaeus 127. An Verrius könnte man bei 86 (tripudium sonivium) denken. Der 138 zitierte Democritus (an den man auch bei 46. 67 E. 124 denkt) ist durch einen Landwirt vermittelt. Auf Cornelius Valerianus wollte Münzer 378 § 83. 102 zurückführen. Eigene Erinnerung kann 83. 91. 103 vorliegen. Eine Preisangabe findet sich 40.
Mit B. XVI will sich P., wie er selbst im Index sagt, den silvestres zuwenden; auch 134 betont er zweimal, er wolle nur von denen reden, quas naturae debemus. Nach § 1 will er mit den glandiferae beginnen und tut das in 7–34, schickt aber teils aus eigener Erkundung (s. auch 203) teils aus Berichten über die Germanenkriege (Livius nach Norden 310) eine sehr lebendige Schilderung der ganz ohne Vegetation lebenden Bewohner des Wattenmeeres und die deutschen Urwälder voraus (Norden Die german. Urgesch. 292ff.). Auch mit 7 beginnt noch nicht die eigentliche Behandlung der glandiferae, sondern voransteht ein Exkurs über die coronae civicae usw. der Römer, dessen Hauptmasse Varro entnommen sein wird (das Juristische in 12f. etwa aus Masurius). Es ist dann zuerst von den Eicheln, darauf von den Eichen die Rede. Die Korkeiche bahnt den Übergang zu dem, was über Rinde, Pech und Harz der Bäume zu sagen ist; daran schließt sich ein Abschnitt (62–72) über solche, quarum materiae in pretio (Index). Überraschend heißt es nun (73) nunc celeberrimis arborum dictis quaedam in universum de cunctis indicanda sunt, d. h. es folgt in der Hauptsache eine Pflanzenphysiologie, gestellt auf die differentiae; zunächst (73–76) in bezug auf die Vorliebe für Berge, Wasser usw., dann (78–92) auf die Verschiedenheit der Blätter, 93–120 auf die des Sprossens, Blühens und Früchtetragens; dann differentiae per corpora et ramos (121–130) und andere kleinere (131–138; Nachtrag 143). Die Schwierigkeit der Akklimatisation bildet den Übergang zu Zypressen (139–142), Epheu und Taxus (144–155). Etwas überraschend [327] ist wieder der Übergang in 156: inter ea quae frigidis gaudent et aquaticos frutices dixisse conveniat; die Besprechung der Wasserpflanzen reicht bis 180. Nun werden wieder physiologische Dinge behandelt: Saft und Holz mit besonderer Berücksichtigung des Bauholzes (181–233). Den Schluß bilden, wie so oft, Paradoxa: Bäume von hohem und geringem Alter, teilweise von mythologischem Interesse (234–242); am Ende stehen die Schmarotzerpflanzen Epheu und Mistel. Die Schilderung eines Ritus der Druiden liefert einen wirkungsvollen Schluß.
Diese bunte und willkürliche Disposition entspricht wieder ganz dem, was wir am Lehrgedicht beobachten können (raffinierte Übergänge z. B. 173), und ist für ernsthafte Belehrung nicht gerade förderlich.
Über die Quellen haben wir zwei Spezialuntersuchungen. L. Renjes De ratione quae inter Plin. l. XVI et Theophrasti libros intercedat (Rostock 1893) und F. Abert Die Quellen des P. im XVI. Buche (Burghausen 1896). Die wichtigste Frage betrifft das Verhältnis zu Theophrast, mit dem starke, in Mayhoffs Ausgabe vom J. 1892 nicht immer sorgfältig verzeichnete Berührungen vorliegen; es ist von Renjes überaus genau untersucht, und er ist auch (was leider kaum zu vermeiden ist) auf den noch nicht kritisch behandelten Theophrasttext eingegangen; Abert hat nur einzelne Partien analysiert und am Schlusse (S. 63–75) eine Übersicht über die verwendeten Theophraststellen gegeben. Im Ganzen behält Renjes, gegen den er polemisiert, Recht. Für direkte Benutzung spricht auch XIX 32, wo P. von Theophrast sagt: neque regionem, in qua id fiat, nec quicquam diligentius praeterquam eriophoron id appellari in exemplaribus, quae equidem invenerim, tradit, eine Stelle, deren Bedeutung Abert 36 zu entkräften sucht. Natürlich hat P. nur eine Hs. benutzt, aber die hat er auch benutzt; Varro bei Gell. XVII 3 spricht von etwas ganz anderem. Die Berührungen mit Theophrast beginnen mit § 16 und reichen mit kleineren und größeren Unterbrechungen bis § 247; P. übersetzt auch nach antiken Begriffen nicht ,wörtlich‘ und läßt sich viele kleine Ungenauigkeiten zu Schulden kommen, die man ohne weiteres auf seine Rechnung setzen kann. Aber damit ist es nicht getan: er macht fortwährend Zusätze zu seiner Quelle. Zum Teil sind diese aus anderen Autoren genommen, und wer das bei allen voraussetzt, wird nicht zu widerlegen sein. Aber der Sachverhalt scheint auf eine andere Lösung zu weisen. Die Mosaikarbeit ist manchmal so groß, daß man sie P. kaum zutraut; s. etwa 19–24 (dazu Abert 9). 46–48 (wo Th. III 9 völlig atomisiert ist). 121. 124 b. 125. 181. 195. 209. Dazu kommt die Art vieler der Zusätze, die ganz im Gedankenkreise des Th. bleiben. So redet dieser in § 19 von τινές, während P. weiß, daß es sich um ein Homerzitat handelt; in 21 ist amaritudo in extremitatibus aus Th. genommen, aber das Folgende über kürzeren oder längeren Stiel fehlt bei ihm. So sind in 34 die Worte suberi minima arbor, glans pessima rara ein Zusatz; in 65 quae crassior arbore und praecellensque, in 73 et ceterae e quibus resina gignitur, item aquifolia und populus, [328] ornus, in 75 alle Baumnamen außer cornus; in 83 fraxini sambuci, in 87 et salici usw. Das läßt darauf schließen, daß P. eine Redaktion des ursprünglichen Theophrasttextes benutzte, vielleicht neben diesem. Sie wird in ihrem Kern auf alte Zeit zurückgehen, als man die kleineren Schriften des Th. noch hatte, ihn vielleicht auch aus verwandter Literatur ergänzte. Zum Glück sind wir nicht auf solche Vermutungen angewiesen. Th. spricht h. pl. V 3, 2 von κύλικες Θηρίκλειοι, die aus Terebinthenholz verfertigt seien; P. 205 weiß, daß sie von einem Therikles herrührten, und P. Wirtz (o. S. 325) 36 weist darauf hin, daß Athen. XI 470f. den Th.-Text mit einer Bemerkung über diesen Therikles las: das dürfen wir also auch von P. annehmen. Einen weiteren Beweis liefert § 110; hier deutet P. das von Homer der Weide gegebene Epitheton ὠλεσίκαρπος in dem Sinne, daß ihr Samen ein Abortivmittel sei. Das steht mit unserem Th.-Text in Widerspruch, da hier das Beiwort auf frühen Verlust des unreifen Samens gedeutet wird; aber eine Reihe von Zitaten, (z. B. Schol. Od. X 210) schreiben dem Th. eben die von P. vertretene Meinung zu (Wirtz 41). Ebenso steht es 114, wo in Ceo insula caprifici triferae sunt keine Entsprechung in unserem Th.-Text hat, während Athen. III 77 e diese Meinung ausdrücklich dem II. Buch des Th. über die Pflanzen zuschreibt; dazu Kaibel: ,non habet haec Th., sed habuit ille cuius copiis e Th-o maxime compilatis Athen, et P. 16, 114 usi sunt.‘ Vgl. auch Athen. III 83 d Bretzl 343f. Ferner heißt es 110, nachdem von der ihren Samen nicht zur Reife bringenden Weide die Rede war: una tamen proditur ad maturitatem perferre solita in Creta insula ipso descensu Iovis speluncae durum ligneumque, magnitudine ciceris. Das entspricht zwar den Worten des Th. III 3, 4 h ἐν Κρήτῃ δὲ Καὶ αἴγειροι κάρπιμοι πλείους εἰσίν· μία μὲν ἐν τῷ στομίῳ τοῦ ἄντρου τοῦ ἐν τῇ Ἴδῃ; aber bei diesem handelt es sich um eine Pappel, und die letzten Worte (durum … ciceris) fehlen. Die Verwechslung, gleichviel wer sie beging, wird darauf beruhen, daß in dem von Th. C. II 9, 14 und von P. zitierten Homervers Od. X 510 neben den ἰτέαι ὢλεσίκαρποι die αἴγειροι genannt waren. Solche Fragen stellen sich auf Schritt und Tritt: wie kommt 137 in eine aus Th. genommene Notiz Mithridates hinein, wie ebd. die Lycii montes statt der Θρᾴκια ὄρη? Stand in der Bearbeitung der Hinweis auf Alexandri comites 221 (s. VI 59 usw.)? Vgl. über die Frage Wellmann S.-Ber. Akad. Berl. 1931, 7ff. 129 widerlegt P. den Th. aus ihm selbst (Abert 37; vgl. § 130). Das Problem kann hier nicht erledigt werden [3].
Andere griechische Quellen außer Th. hat P. kaum eingesehen; das Zitat des Alexander Polyhistor (16) kann vermittelt sein, das des Astrologen Timaios 82 (u. Bd. VI A S. 1228. Münzer 254 A.) ist es bestimmt. Anders steht es mit dem im Index und in 51 erscheinenden Sextius Niger; auf ihn werden wir solche Stellen zurückführen dürfen, an denen sich P. mit Dioskorides berührt: 30. 50f. 55f. 64. 79 (Bretzl 264). 147. 167. [329] 180. 182 (vgl. Diosk. I 127, 2). 244. 248. Da er die Heilkraft der Pflanzen später behandelt, so hat er hier keine Veranlassung, mehr aus ihm zu entnehmen. Wenn Abert 51ff. dem Sextius mehr zuschreiben will, gerade auch in den botanischen Partien, so ist das kaum richtig. – Auf den im Index erscheinenden Demokrit (Bolos) wird letzten Endes die abergläubische Notiz 179 (199?) zurückgehen; vgl. Wellmann 29; ebd. 1929, 20.
Unter den lateinischen Quellen können wir zwei kontrollieren, Cato und Vitruv. Jener wird oft zitiert und mehrfach direkt benutzt, so 193f., wo zwei längere Stellen wörtlich ausgeschrieben sind. Nennenswerte Bedeutung für den Inhalt hat er jedoch nicht, obgleich P. oft die Praxis im Auge hat und auf die Interessen der Landwirte eingeht. Der nur im Index genannte Vitruv ist an einigen Stellen aufgeschlagen: 45 (falsch Degering Rhein. Mus. LVII 16. Abert 25. 57). 67. 192. 196f. 213. 218f. 221. 233 (hier aus ihm der von den Herausgebern getilgte [!] Zusatz et populus): alle diese Entlehnungen beziehen sich auf Vitr. II 9 (über das Bauholz). Varro zur gemeinsamen Quelle des P. und Vitruv zu machen (W. Poppe Vitruvs Quellen im II. B. [Kiel 1909] 42ff.) ist im Ganzen verfehlt, wenn auch P. Varros Buch de architectura eingesehen haben mag. S. auch L. Sontheimer Vitr. und seine Zeit (Tüb. 1908) 43. Oehmichen Studien 211. Detl. Philol. XXXI 388.
Varros Schrift über den Landbau ist nur für 115. 194 eingesehen, während ihm von den historischen Nachrichten viele entlehnt sein werden; s. etwa 15 E. 37. 59 (Theopompzitat: Münzer 160). 132. 144. 192 (Pisozitat: Münzer 202). 216. 234ff. 249ff.? (Druiden). Eigenartig ist 81, wo sich der Vorwurf, die römischen Autoren hätten nicht genug aus Th. entnommen, auf Varr. r. r. I 1, 7 bezieht (dem er höchstens die Tatsache entnimmt, daß Sybaris jetzt Thurii heiße). Münzer 20.
Ein wichtiges und schwieriges Problem bildet die Herkunft der teilweise recht umfangreichen wissenschaftlich-botanischen Notizen, die bei Th. so wenig Entsprechung haben, daß man sie auch der Bearbeitung kaum zutraut. Dazu gehört, was in 16–20. 25 über die Eicheln gesagt ist (wo nur 19 E. aus Th. stammt); ferner 32. 33 a und große Teile von 34. Ferner 35–45 über Rinde und Pech (außer 44 b) mit starker Rücksicht auf die Praxis; auch die Sechsteilung wird der Quelle entnommen sein. Ferner 52–55 (wo nur struis congeries 53 eine schwache Ähnlichkeit mit Th. IX 3, 1 aufweist). 61 (über sappinus). 66–76, wo nur wenig auf Th. zurückgeht und 72 b sich mit Columella berührt (aber P. nimmt gerade die Meinung des Scrofa an, gegen die Colum. polemisiert). 89 (Palmblätter). 93–95 (ordo naturae, wenig aus Th.). 101 b–104 (verschiedene Blütezeiten). 107–110 (Einiges aus Th.; in 109 Parallele zu Colum. V 10). 112–119. 123 b. 124 (außer dem Schluß). 134–136. 139–141 (in 141 Berührung mit Columella). 156–161. 163 b. 173 b–176 (auch die Übereinstimmung mit Colum. in 177 a weist kaum auf direkte Benutzung). 178–186 (wo aus Th. stammende Einzelheiten bereits vermittelt sein können). 190f. [330] 200–202. 206. 225 M. 226 a. c (b = Th.). 231–237. 239. 240 a. 242: dies nur eine grobe Auswahl. Es handelt sich hier meist um Dinge, die bei einem seine Aufgabe etwas weitherzig auffassenden und technische Fragen berücksichtigenden Landwirt gestanden haben können (Bauernkalender 188. 190). Da der 241 zitierte Graecinus ziemlich schattenhaft bleibt und der nur im Ind. XVI–XIX. XXIf. erscheinende Calpurnius Bassus nicht faßbar ist, so bleiben als mögliche Quellen Celsus und Hygin; jener im Index nicht genannt, vielleicht 188 mit novissima ratione gemeint. Dieser wird 230 für Technisches zitiert; P. wird ihm auch das dort auftretende Catozitat verdanken (Abert 42ff.); er könnte auch die vielen technischen Bemerkungen über Holzbearbeitung 226ff. geliefert haben. Im Hinblick auf Bd. X S. 630 sei bemerkt, daß uns für seine Benutzung durch Vergil kein Zeugnis vorliegt, da Colum. I 1, 13 anders aufzufassen ist (Lundström Eran. XV 161). Rätselhaft bleibt auch hier der im Index auftauchende Trogus; hat er wirklich ein botanisches Werk verfaßt, so kommt er als Quelle der nicht-theophrasteischen Notizen stark in Betracht. Aus ihm würde dann z. B. die Polemik in 96 (evtl. auch die in 130 E.) und die Abweichung betr. ilex in 95 stammen.
Aus Vergil ist 127 eine Lesefrucht eingeschoben; auch die in 134 aufgestellte Dreiteilung, die im Grunde auf Th. II 1, 1 beruht, ist durch ihn beeinflußt. – Dem 216 für eine spanische Notiz genannten Bocchus mögen auch andere, besonders auf Spanien bezügliche Nachrichten verdankt werden (15. 32. 198). – Wie sehr wir vielfach im Dunkeln tappen, zeigt die überraschende Nennung des Nigidius für eine landwirtschaftliche Tatsache in 25; man möchte ihm sonst religiöse Notizen zuschreiben wie 24 E. 35 E. 44.154 (wo er freilich immer mit Varro konkurriert), ferner das Timaioszitat (o. S. 328, 60). – Manche Nachrichten aus der Kaiserzeit mögen auf eigener Erinnerung beruhen (233. 236. 242; unpassend eingefügt die Geschichte von Tiberius 194); bei anderen kann man an Mucianus (genannt 213) und Cremutius (genannt 108) denken; bei 200–202 an Valerianus und P.’ eigenes Geschichtswerk (Münzer 378. 407), bei 203 an die Bella Germ. (Norden Germ. Urgesch. 308). Eine Preisangabe findet sich 141.
B. XVII behandelt nach dem Index die sativarum arborum naturae, nach § 1 die, quae arte et humanis ingeniis fiunt verius quam nascuntur. Doch wird zuerst eine Anekdote von L. Crassus und Cn. Ahenobarbus erzählt, die man längst auf Nepos zurückgeführt hat (Münzer 329); daran knüpft sich eine Erinnerung an die neronische Zeit. Die Notizen über von Bäumen abgeleitete Beinamen und über eine Bestimmung der XIItab. stammen aus Varro (§ 7. Münzer 259. 267). Bei 9 glaubt man zum Thema gelangt zu sein; aber es gibt eine Überraschung, da P. erklärt quae ad cuncta arborum genera pertinent in commune, de caelo terraque dicemus. Nun ist die Rede von Klima und Bodenbeschaffenheit einschließlich Melioration durch Mergel, Asche und Dünger. Das ist mit § 57 beendet, dann heißt es wieder wie am Anfang: nunc de iis arboribus [331] dicemus, quae cura hominum atque arte proveniunt. Zuerst kommt das serere, wobei schädliche Einflüsse wie Schatten und Tropfenfall (89–94) mit abgehandelt werden; es folgen die verschiedenen Methoden der insitio (99–122) mit einem Anhang über seltenere Arten der Fortpflanzung. Der nächste Abschnitt ist der Olive und den Obstbäumen gewidmet (125–140); dann erklärt P., die wegen ihrer Früchte gezogenen Bäume verlassen und sich denen zuwenden zu wollen, die man wegen ihres Holzes propter alias ac vineas maxime anpflanze. Sie bilden den Übergang zum Weinstock, der einen breiten Raum einnimmt; das Technische ist hier eingehend behandelt (152–215). Wir hören, daß satus cultusque arborum nun erledigt sei: indicanda reliqua natura est magno opere pertinens ad omnia ea. Das bezieht sich auf Krankheiten der Bäume (216–240) mit einem Anhang über τέρατα und prodigia; sinngemäß schließen sich an die remedia arborum (246 Schl.).
Das ganze Buch berührt sich in seinem Inhalt nahe mit denen landwirtschaftlicher Natur: Cato Varro Vergil, die Sasernae, Scrofa und Columella werden zitiert, Celsus Hygin Graecinus und Iulius Atticus im Index genannt; über Dessius Mundus o. Bd. V S. 254. Die Parallelen aus der erhaltenen Literatur (Columella, Palladius, Geoponica) sind meist schon von Harduin und danach von Mayhoff (nicht immer genau) notiert worden. Von Griechen werden (außer dem Renommierzitat des Aristandros 243) Theophrast, Demokrit und Mago genannt. Es erhebt sich die Frage, welches die Hauptautoren waren, abgesehen von einigen Lesefrüchten, zu denen man in gewissem Sinne auch den (ziemlich reichlich benutzten und teilweise wörtlich ausgeschriebenen) Cato rechnen kann (s. bes. 83–87. 125–127) 263ff. Varro de r. r. wird dreimal angeführt und auch 32 ausgeschrieben; aus anderen Schriften stammt, was in 7 über Altrömisches, in 243f. über Prodigien berichtet wird. Die Hauptfrage ist wieder, ob Th. selbst eingesehen ist; daß ein großer Teil der Berührungen aus landwirtschaftlicher Literatur stammt, ist fraglos. Aber damit ist die Frage nicht abgetan, was schon durch ein äußeres Indicium bewiesen wird: was P. 58 als Ansicht des Trogus mitteilt, steht bei Th. Ganz gleich nun, ob wir an eine Botanik des Trogus glauben oder nicht, hier zeigt sich wieder, daß Th. auf verschiedenen Wegen vermittelt sein kann. S. etwa 42, wo λευκάργιλλος bei Th. nicht vorkommt, wohl aber bei Landwirten; schlecht übersetzt ist σφακελισμός (Th. IV 14, 2) durch dolor membrorum 218 (vgl. 224). Zu beachten sind die keltischen Termini 44. 46, die mit Trogus’ gallischer Herkunft zusammenhängen könnten. Aber es gibt Stellen, wo man direkte Benutzung des Th. annehmen möchte; vgl. 17 a. 30. 31 a. 84 (wo e diverso auf Mißverständnis von ἀνάπαλιν zu beruhen scheint). 123. 216. 226–239 (wo 227 b ~ Colum. IV 24, 21; ganz in die Irre geht Corssen Rhein. Mus. LXVII 244). 241f. 255. In 99 ist mit platanum in lauru das Gegenteil von dem gesagt, was bei Th. steht. Mehrfach finden wir die Zusammenarbeitung verschiedener Stellen, die uns schon öfter begegnet ist.
Direkte Benutzung Columellas steht außer [332] Zweifel, wenn auch Einzelfälle strittig sind; in Betracht kommen etwa 57. 70. 136. 137f. (wo P. übersehen hat, daß die ratio Columellae excogitata schon bei Varro steht, vgl. Keil zu I 40, 6). 144ff. 254. 265. Doch können diese Berührungen teilweise auf die gemeinsame Quelle zurückgehen, die gewiß Celsus ist; möglich ist auch der im Index zitierte Hygin, dessen Nachwirkung aber weniger stark war als die des Celsus. Vgl. 13. 273. (wo die Polemik gegen Vergil aus Celsus stammen wird). 79 (Münzer 77). 83 (mit Polemik gegen Autoritäten und Vergilreminiscenz). 105. 128 (besonders deutlich). Wenn P. 144 bei sonstiger Übereinstimmung mit Colum. 2½ Fuß statt 3 angibt, so wird das Celsus’ Zahl sein. Er wird auch den fünfmal genannten Mago vermittelt haben, ferner Atticus (Teuffel 283, 3) und vielleicht auch Demokrit, der 23. 62 angeführt ist, dessen Spuren aber auch 24 (vgl. Geop. V 5). 98 (? frg. 61 Wellm.). 215. 266 E. vorliegen können; vgl. auch 59 E. mit frg. 48 W. Celsus dürfen wir wohl auch die Polemik gegen Th. in 41 b zuschreiben.
Lesefrüchte aus Vergils Georg. sind spärlich; 240 könnte corylus aus ihm stammen, während P. sonst nux Abellana sagt; übrigens stammt der ganze § 240 b aus anderer Quelle als die Umgebung. In 39 E. ist silva Vergils Ausdruck (II 207); vermittelt wohl in 100. Die 38 zitierte Cicerostelle mit der zweifelhaften La. terram war auch XIII 21 benutzt. Eigene Erfahrung und Erinnerung mag öfter in Betracht kommen, und man könnte inventa nostra 5, nuper 53, vidimus 119 so verwenden; vgl. auch 41 E. 122. 212. 245. – Preisangaben stehen 3. 7f.
B. XVIII ist der natura frugum hortorumque ac florum gewidmet, d. h. es deckt sich in seinem Inhalt stark mit landwirtschaftlichen Schriften. Der für ein Buch reichliche Stoff ist durch allerlei Zutaten, besonders den ländlichen Kalender, stark vermehrt, so daß das Buch sehr angeschwollen ist.
Wie auch sonst geht P. nicht in medias res, sondern schickt 25 §§ voraus: auf allgemeine Betrachtungen folgen antiquarische Notizen, großenteils aus Varro entnommen: über die Arvales (6), alte Feldgottheiten und ländliche Feste (7f.), Beweise für die Hochschätzung des Ackerbaus im alten Rom (9ff.; in 14 scheint Verrius benutzt: Münzer 299); in 17–21 scheint neben Varro bereits Celsus herangezogen zu sein (Münzer 59, 1), beide wohl auch in den Notizen über königliche und andere Schriftsteller über Landbau § 22f. Das Ganze liest sich wie ein Panegyricus der alten Zeit. – Die eigentliche tractatio leitet P. durch eine Polemik gegen Vorgänger ein (24) und stellt an den Anfang oracula, d. h. alte Bauernregeln (oft mißdeutet, zuletzt von Crusius Rh. Mus. XLVII 64), indem er mit denen Catos beginnt; dieser ist teils direkt teils durch Vermittler (wohl Celsus) benutzt. Es folgen andere allgemeine Regeln, illustriert durch Beispiele: § 37 eines aus augusteischer Zeit, 41 ff. ein älteres, für das Piso angeführt wird (wohl durch Varro vermittelt). Die allgemeinen Regeln dienen nicht nur, wie es nach 48 scheinen könnte, dem praeparare des ager, sondern greifen in Dinge ein, die später eingehend behandelt werden.
Nach der auf Theophrast beruhenden Scheidung [333] von Getreidearten und Hülsenfrüchten beginnt mit 49 die Besprechung der ersteren, die bis 116 reicht; doch werden die legumina auch hier schon öfters herangezogen. Auf die physiologischen Tatsachen, die mit einigen Sätzen über das Gewicht der verschiedenen Arten schließen, folgen die einzelnen Getreidearten. Zuerst die Winterfrüchte: Weizen, Gerste usw. (63ff.) mit einer wenig sauberen Scheidung; am Schlusse stehen Bemerkungen über die Fruchtbarkeit des Weizens mit Belegen aus augusteischer und neronischer Zeit. Die mit § 96 einsetzende Behandlung der Sommerfrüchte wird in 97–99 durch einen Exkurs über das Mahlen unterbrochen, in 105f. einen solchen über Brotbereitung mit einem historischen Nachtrag (107f.) über das Alter der Bäcker in Rom. Den Schluß bildet ein Abschnitt über echte und unechte Graupen. Unter den Hülsenfrüchten steht die Bohne voran (117ff.), deren religio in 118f. kurz berührt wird; die Rübe (125–130) paßt nicht in diesen Abschnitt. Bei der Erve (139) wird ein Brief des Augustus angeführt, der durch diese Frucht geheilt worden sei. Nachdem die Luzerne diesen Teil abgeschlossen hat, heißt es wenig geschickt 148 nunc frugum omnium natura peragenda est, cuius in parte de morbis quoque dicatur (vgl. XVII 216ff.), d. h. es werden jetzt frumenta und legumina nicht mehr geschieden.
Die morbi nehmen § 149–156 ein; es ist weniger von den Krankheiten selbst die Rede (Rost 154) als von ihren Ursachen und von Unkraut. Organisch schließen sich die remedia an (157–162 vgl. XVII 246ff.); P. kommt dabei auf die Eigenart des mesopotamischen Bodens zu reden und benutzt das, um die Bodenarten zu besprechen (163–166 a), hinter denen ein Exzerpt über ein ostentum unpassend angefügt ist. Der nächste Abschnitt ist dem Pflügen (und Eggen) gewidmet (167–183), der folgende der reliqua cultura per genera frugum, d. h. dem Hacken, Jäten, Fruchtwechsel (mit Exkurs über die Fruchtbarkeit der Oase Tapsace 188–190), Düngung und Aussaat. Von hier geht P. zu einem Hauptteil des Buches über: de tempore fruges serendi (201–320). Auf ein kurzes, gewissermaßen doxographisches Referat folgt unter Benutzung von Vergils Hinweis auf die siderum mores ein astronomisch-astrologischer Abschnitt (207ff.); dessen Kern bei Caesar oder Sosigenes gestanden haben kann; deren Verhältnis zueinander und zu P. läßt sich kaum ermitteln (H. Brunn 52. Rehm Bd. III A S. 1153; Suppl.-Bd. VII S. 183). In 222 bietet er eine Achtteilung des Jahres, die mit dem Sommersolstitium beginnt; sie ist in dem Kalender der ländlichen Arbeiten, der 223 mit der Aussaat beginnt, zugrunde gelegt, aber mit der Maßgabe, daß darin mit dem Untergang der Plejaden (11. Nov.) begonnen wird. Dieser Kalender reicht bis 320. Die Daten aus dem cäsarischen, die mit 234 beginnen, sind – nicht sehr deutlich – in die 222 angegebenen 8 Teile zerlegt und die landwirtschaftlichen Regeln dazwischen eingeschoben (ähnlich schon bei Colum. XI 2; Lyd. de ost. 304 W.). Dabei läuft viel Unorganisches mit unter, so was 229 über den Mohn aus Cato und einem Arzt (vgl. XIX 168. XX 198ff.) eingeschoben ist. Eine [334] Unterbrechung bildet auch § 261 (über Wetzstein und Sichel). Eine Demokritanekdote (273f.) bietet Gelegenheit zu der Bemerkung, wie wichtig die Wissenschaften (litterae) seien: quae equidem miscebo agrestibus negotiis quam potero dilucide atque perspicue. Diese hochtrabende Ankündigung leitet zwei Erörterungen ein: 1. eine wohl durch Fabianus angeregte, aber in Einzelheiten von ihm abweichende über den Einfluß der Milchstraße und den damit zusammenhängenden von Adler und Hundsstern; darüber erklärt R, ganz Neues (a nullo ante nos prodita) zu bringen (279) 2. eine über römische Agrarfeste (284–289), deren antiquarisches Material aus Varro entnommen ist; sie sind etwas gewaltsam (und gewiß von P. selbst) in diesen Zusammenhang gestellt (Philol. 93, 184). Nach einer Zusammenfassung (290f.) und einer Bemerkung über Mondwirkungen (292) kehrt er zu technischen Regeln zurück. – Unter den durch den Kalender bestimmten Arbeiten heben sich heraus die Ernte (und der Drusch) 296ff., die verschiedene Haltbarkeit der Getreidearten 304ff., die Weinlese 315–320 mit der technisch ziemlich genauen Beschreibung der Kelter (Bd. VI A S. 1740).
Der Schluß des Buches (321–365) hat es mit den Wetterzeichen zu tun, und zwar zunächst mit dem Mond (bis 325), dann mit den Winden (bis 339), wo – mit teilweiser Wiederholung des in B. II und sonst Gesagten – eine Windrose in populärer, für den Bauern faßlicher Weise gegeben wird[4]. Auf das Verständnis der Bauern wird auch 323f. 326f. Rücksicht genommen. Dann folgen aus anderer Quelle allerlei Wetterzeichen, leidlich geordnet, wobei Sonne, Mond und Sterne eine wichtige Rolle spielen.
Die Quellenfrage hat W. Schlottmann De auctoribus quibusdam in Pl. l. XVIII (Rostock 1893) erörtert und den Text teils mit Theophrast teils mit den römischen Landwirten verglichen, um direkte Benutzung des Ersteren wie des Celsus nachzuweisen. – Was nun Theophr. anlangt (der nur im Index aufgezählt wird), so finden sich besonders zwischen § 38 und 203 viele Angaben, die zweifellos auf ihn zurückgehen (s. auch 244. 301. 304); an den meisten Stellen (die von Mayhoff im allgemeinen treffend angegeben sind) ist es deutlich, daß seine Lehre längst von Landwirten aufgenommen war und dem P. durch sie zugekommen ist: es ist erstaunlich, wie groß seine Autorität auch für die Männer der Praxis war. An Mißverständnissen des Textes fehlt es nicht: in 51 ist ἑβδομαῖα falsch bezogen (Schlottmann 6); in 61 beruht hordeum maxime nudum et arinca, set praecipue avena auf Irrtum (Pintianus wollte den P.-Text aus Th. verbessern !); 162 hat er ἰλύν statt ὕλην gelesen (Schlottmann [335] 13); s. etwa noch 155f. (dazu Schneider Theophr. III 688). Besondere Beachtung verdient § 63 (über die Weizenarten), wo deutlich ist, daß die theophrasteische Grundlage schon von Anderen erweitert war; darauf weist auch in 64 der Zusatz et maxime inane speudion, tenuissimi calami (wo Schlottmann 10 kaum mit Recht canchrudian einsetzen will). Über in Peloponneso 60 vgl. Schneider 652. In diesem Sinne möchte man auch wieder solche Stellen verwerten, an denen mehrere Th.-Exzerpte vereinigt sind wie 96. 151f. 154. Will man daraus nicht die Existenz eines bearbeiteten Th. folgern, so beweisen diese Stellen doch gegen direkte Benutzung durch P.; daß sie nirgends vorliegt, ist nicht sicher zu beweisen, für dieses Buch aber immerhin möglich. Grobe Mißverständnisse konnten schon früheren Benutzern unterlaufen, namentlich wenn es Nichtgriechen waren wie Mago und Celsus.
Caesars griechisch geschriebenen Kalender hat P. eingesehen (doch s. o. S. 333) und bei ihm Tubero zitiert gefunden; die Kritik an ihm (271) wird aus einem Landwirt stammen. Wenn wir von anderen absehen, deren Nennung sicher vermittelt ist – so Xenophon 224 durch Ciceros Übersetzung (Virck Cic. qua ratione Xen. Oecon. verterit [Berl. 1914] 14) –, so bleibt als der am häufigsten Zitierte Demokrit übrig (7 Stellen; doch werden an zweien nur Anekdoten erzählt, und 321 geht auf Vergils Abhängigkeit von ihm: s. u.). Die Nennung im Kalender 312 bezieht sich auf den echten Demokrit; so bleiben für Bolos 47. 159 und (wahrscheinlich) 231 (vgl. auch 303): gewiß war dieser von Celsus stark berücksichtigt. Vielleicht stand auch die Notiz aus Zoroaster (200) bei Demokrit; s. Am. Journ. Arch. LIX 479. Bidez-Cumont Les mages hellénisés I 135. II 226. – Eine besondere Quelle müssen wir wohl für die Wetterzeichen des Schlusses ansetzen (342–365). Es sind dieselben, die wir in einer von den Alten dem Aristoteles oder Theophrast zugeschriebenen Kompilation περὶ σημείων finden (Theophr. III 115 W.), die auch Arat (und hauptsächlich durch ihn Vergil) und Andere benutzt haben. Während der Traktat περὶ σημείων eine völlig verwirrte Disposition zeigt, weist P. eine gute Anordnung auf, indem erst die μετέωρα, dann die terrena aufgezählt werden. Zu jenen gehören Sonne, Mond, Sterne, Gewitter und Wolken, zu diesen Nebel und Erscheinungen an Feuer, Wasser, Bergen, Tieren und Pflanzen. Möglich also, daß P. die ursprüngliche Anordnung des peripatetischen Traktates bewahrt und diesen selbst benutzt hat. 348f. (und vielleicht auch 350) sind eine Einlage aus Varro. Vgl. Heeger De Theophrasti qui fertur περὶ σημείων libro (Lpz. 1889), bes. 40.
Unter den Römern stehen die Landwirte an erster Stelle. Von den erhaltenen sind Cato und Varro am öftesten genannt, und bei ersterem muß man auch an indirekte Benutzung denken (Münzer 55ff.); so ist 26f. aus Celsus genommen, während 28ff. Cato selbst eingesehen ist. Ich kann hier auf Münzer verweisen; Schlottmann 16 leugnet mit Unrecht jede direkte Benutzung. In 34. 44 u. ö. läßt sich Benutzung der praecepta ad filium wahrscheinlich [336] machen, die P. aber wohl nicht selbst eingesehen hat. Direkte Benutzung haben wir z. B. 163. 243 (wo mehrere Stellen kombiniert sind); deutlich ist, daß ihm Cato ein ehrwürdiges Orakel war, dessen Stimme immer gehört zu werden beanspruchen durfte. – Varro wird zwölfmal genannt; doch beziehen sich nicht alle diese Erwähnungen auf de r. r.; diese Schrift ist z.B. 165f. stark ausgebeutet, ohne daß der Autor genannt ist; dasselbe liegt 305 a vor. Natürlich ist auch hier bisweilen mit indirekter Benutzung zu rechnen. Landwirtschaftliche Regeln, die nicht aus de r. r. stammen, finden wir 294, Wetterregeln in einem wörtlichen Exzerpt 348f., wohl aus dem astronomischen Buch der Disciplinae. Aueh hier ist ihm allerlei Antiquarisch-Historisches entnommen: 6ff. 17. 41-43 (mit dem Pisozitat). 118. 284ff. (aus Antiqu. XXXIV; vgl. Mommsen Chronol.2 69. Kroll Philol. XCIII 184). 307. – Columella erscheint im Text zweimal (70. 303); beide Male polemisiert P. gegen ihn, folgt also wohl der Ansicht des Celsus. Er ist gewiß öfter eingesehen; vgl. 166 b. 199–200 a. Aber häufiger sind Fälle wie etwa 176–179, wo sein Eigentum so stark mit fremdem durchsetzt ist, daß man eher an Benutzung einer gemeinsamen Quelle denkt.
Daß wir für diese Celsus zu halten haben, ist nach Reitzenstein (Woch. f. kl. Philol. 1888, 591) von Schlottmann und Münzer 55ff. erhärtet worden; soweit man bei P. von einer Unterlage reden darf, scheint er sie gebildet zu haben (s. etwa 185). Ihm verdankt P. auch manche Zitate; für das des Mago 35 wird es durch Colum. I 1, 18 bewiesen; auf diesen könnte bisweilen die Erwähnung Afrikas zurückgehen, so 186 (wo kurz vorher faba runcari non gestit durch Colum. II 11, 6 als Vorschrift des Celsus bezeugt ist). Ähnlich liegt es 195, vgl. Colum. II 9, 11. Auch die von Sextius 274 erzählte Anekdote könnte aus seinem Schüler Celsus oder aus Fabianus geschöpft sein. Was Vergil anlangt, so sind dem P. die Georgica natürlich eine Autorität und ihr Wortlaut ihm geläufig; abgesehen von den Zitaten sieht man das daraus, daß er Reminiscenzen an sie nachträglich und manchmal unorganisch einfügt: 153f. (luxuria ∼ I 111). 170 E. 202. 206. 209. 343ff., vielleicht auch 352. 356. 364. Aber die starke Berücksichtigung der Georgica bei Columella weist darauf hin, daß schon Celsus andauernd Bezug auf sie nahm. Ihm dürfen wir wohl die 181 gegebene Interpretation der rätselhaften Verse I 47ff. zuschreiben (ähnlich 300), ferner die Einschränkung 187; sonst etwa die Nennungen 120. 157 (Welzhofer 1878, 70). 242. Zweifelhaft ist das bei 321: Vergilius etiam in numeros lunae digerenda quaedam putavit Democriti secutus ostentationem (das letzte Wort nicht ganz verständlich). Hat P. das aus guter Quelle, so lernen wir, daß Vergils Abweichungen von Hesiod (Georg. I 276ff.) aus Demokrit stammen, der dann ältere Lunaria benutzt hätte; vgl. Philol. 93, 191. Cumont Antiqu. class. II 259.
Daneben kommen jüngere Autoren in Betracht, deren Anteil wir meist nicht abzugrenzen in der Lage sind. Von ihnen erscheinen nur im Index der unbestimmbare Domitius Calvinus [337] (auch in Ind. XI); Trogus; Iulius Graecinus, an den man bei dem Abschnitt über den Weinbau denkt (315–320; falsch o. Bd. X S. 613, 25); Sergius Paulus; Sabinius Tiro und Calpurnius Bassus. Von ihnen geht aus intra XXII hos annos 317. Aus Landwirten stammen auch die Kochrezepte 72ff. (vgl. Geop. III 8f. Cato 87). 102ff. Wem die Anspielungen auf Vorfälle der Kaiserzeit zuzuschreiben sind (35. 37. 55. 94. 102. 205. 317), steht dahin; hier konnte manchmal auch eigene Erinnerung vorliegen, und ohne weiteres werden wir das bei Erwähnungen der jüngsten Vergangenheit (183. 209) annehmen. Auf eigener Beobachtung beruht wohl auch 66 E. 95. 149. 205.
Auch im Text genannt ist Hygin (vgl. 131), der öfter herangezogen sein mag; Papirius Fabianus, der die Anregung zu 275–283 gegeben haben könnte (Philol. 93, 190); Turranius Gracilis, dem der Hinweis auf Augustus’ Briefe (94. 139) zu danken sein wird (Münzer 388) und der wohl auch Material für Spanisches geliefert hat (s. Bd. VII A S. 1442); endlich Mamilius Sura, der sich 143 mit einer Ansicht Catos auseinandersetzt, uns aber sonst nur aus den Indices bekannt ist. Eine direkte Lesefrucht wird das Zitat des Attius (Labeo?) qui Praxidica scripsit sein (200); s. Amer. Journ. of Phil. LIX (1938) 479. Über Sergius Plautus s. Bd. II A S. 1719. Vereinzelt ist Verrius Flaccus aufgeschlagen: 62 E. und vielleicht 14. 83. 107f. (Münzer 299ff.); doch ist sein Eigentum von dem Varros schwer zu scheiden. Über 324 (Verhältnis der Mond- zur Sonnenbewegung, aus Celsus?) s. Bidez-Cumont Les mages hellénisés II 176.
Preisangaben finden sich 90. 130. 189.
B. XIX soll die Gartengewächse behandeln (1 proximam multi hortorum curam fecere), und in der Schlußbemerkung heißt es et hactenus hortensia diceta sint … Aber in § 2 erklärt P., nicht sogleich zu ihnen übergehen zu wollen. Die Fachleute hätten gewisse lebenswichtige Pflanzen übergangen, und diese wolle er zunächst vornehmen. Daß hier eine Änderung des ursprünglichen Planes vorliegt, ergibt sich auch daraus, daß am Anfang des Quellenregisters der erst in § 51 zitierte Plautus steht (H. Brunn30). Der Einschub (3–48) umfaßt Flachs, Spartgras, Binsen, miracula wie wurzellose Pflanzen (Trüffeln 33–37), Silphion (38–46) und Färbemittel.
§ 49 hören wir ab his superest reverti ad hortorum curam; auf eine historische Einleitung folgen Regeln (57–60) für die Anlage des Gartens. 60 E. steht eine Einteilung nach 10 Punkten, z. B. alia bulbo commendantur … alia cartilagine (das sind die res X des Index), dann folgen andere Einteilungsprinzipien, wobei gleich die Malve nebenher abgehandelt wird (deren medizinische Bedeutung freilich in B. XX ausführlich erörtert wird). Diese Einteilung ist für das Folgende nur teilweise maßgebend; so cartilago für 64ff. (vgl. 88 lignosiora sunt reliqua in cartilaginum genere); bulbi 93ff.; ferulacea (62) 173–175. Zu den knorpeligen gehören Gurke, Kürbis, Rüben, Möhren, siser und Alant; den Zwiebeln ist 93–97 gewidmet. Dann wird eine allgemeine Bemerkung über Wurzeln und Blüten und Blätterausfall eingeschoben (98–100), darauf [338] geht es wieder zu Zwiebeln, Lauch und Knoblauch; nach einem Einschub über Wachstum und Aussaat (117–122) stehen Bemerkungen über solche Pflanzen, die nur eine oder mehrere Arten haben (123f.). Dann kommen Latticharten (mit einer Bemerkung über alle hortensia 131), Beete, Kohlarten (allgemeine Beobachtung 144), Spargel und Distel. 154 heißt es cetera in transcursu dici possunt; es sind in der Hauptsache Hirnkraut, Kresse, Raute, Eppich, Minze, olusatrum, Mohn, womit sich eine Einteilung nach solchen Pflanzen kreuzt, die zusammen ausgesät werden (167. 170). Daran schließen sich die ferulacea (173–175). Ähnlich wie in XVIII s. 44f. werden nun die morbi (wozu auch Ungeziefer gehört) der hortensia und die remedia dagegen besprochen (176–182 mit Einlage über Dauerhaftigkeit – doch wohl pervicacia – des Samens 131, die besser in 119 gepaßt hätte), Bewässerung, Umpflanzen und Säfte; dabei werden einzelne Gattungen eingeschoben (lapathum 184, piperitis usw. 187). Nunmehr kündigt P. an, die bisher ciborum gratia behandelten Gartenpflanzen nach ihrer medizinischen Wirkung besprechen zu wollen.
Über die Quellen haben wir die gründliche und in ihren Ergebnissen meist zuverlässige Arbeit von H. Stadler Die Quellen des P. im XIX. B. Neuburg a. D. 1891. Das Quellenverzeichnis ist mit Vorsicht zu benutzen, da die Liste von Birrius (s. u.) bis Potitus von einem Autor übernommen ist und im Übrigen dieselben Vorsichtsmaßregeln zu beobachten sind wie sonst.
Von den Griechen ist Herodot in 49 indirekt benutzt; die Herleitung aus Varro (Stadler 44) nicht überzeugend. Der in 84 genannte Aristomachus (der dort aber nur Theophrast wiedergibt), wird durch Hygin vermittelt sein (Stadler 7; Celsus auch möglich); Menander qui biochresta scripsit, zitiert in 113, nicht recht zu identifizieren (Suppl.-Bd. VI S. 297), könnte eine Lesefrucht darstellen (anders Stadler 30); von dem nach Zusatz von 1–48 nachgetragenen Anaxilaos (§ 20) gilt dasselbe (Wellmann S.-Ber. Akad. Berl. 1928, 52. Suppl.-Bd. VI S. 5). Demokrit ist durch die Landwirte, besonders wohl durch Celsus vermittelt. Bleibt Theophrast, bei dem sich dieselbe Frage erhebt wie in den vorhergehenden Büchern. Da er von den Landwirten (und teilweise auch den Ärzten) zugrunde gelegt war, wo sie solide botanische Kenntnisse brauchten, so müssen wir vielfach mit indirekter Benutzung rechnen; ich nenne etwa 48 (wo auch H VI 8, 3 hineinspielt). 61f. 93 E. 94. 112. 131f. 161f. Aber in anderen Fällen läßt sich direkte Benutzung kaum ableugnen (so auch Stadler 24). Ich nenne 32 (wo er zitiert wird und P. Exemplare des Textes gesehen zu haben behauptet [s. aber Abert 36]). 36–38 (wo die Bearbeitung benutzt ist: Wirtz 3). 41–46 a. 75f. 80. 95f. 98–107 a. 117–125. 172f. 176. 181–186; namentlich wo physiologische Tatsachen gegeben werden sollten, war er nicht zu entbehren. An Irrtümern bei der Benutzung fehlt es nicht; der krasseste, der sich von 75 an bemerkbar macht, liegt darin, daß er ῥάφανος des Th. mit raphanus übersetzt (= Rettig), während Th. damit die brassica meint. So kommt es, daß er deren Erwähnung [339] apud Graecos vermißt (136); vgl. Stadler 53. 56. 58. 76. 81. Ferner hat er 75 statt ἀμωρέαν χλωράν verstanden; in 80 sagt P. mit haec vitia non cadunt nisi in crispa folia das Gegenteil von dem, was er vorfand; 118 sagt er statt δίενα (= im 2. Jahre) saepius, 125 statt σκολυμῶδες sessile. Vgl. noch 78. 117. 119. 120f. (Schneider Theophr. III 544). 125. 181 (Schneider 589). 184. 186. Erweiterungen (von Stadler nicht immer hervorgehoben) finden sich auf Schritt und Tritt, z. B. 98. 107; wenn in 95 setanion und aegilopa zugefügt sind, so kann man wieder an den erweiterten Th. denken. Die Einarbeitungen stammen häufig aus den geoponischen Quellen. 62 darf in Arabia natürlich nicht getilgt werden, weil es bei Th. fehlt.
Wie kompliziert die Quellenfragen liegen, zeigt § 162f., wo vom olusatrum = ἱπποσέλινον die Rede ist. Die Stelle ist von Stadler 91f. und von P. Wirtz 10. 33f. behandelt. Der Satz hipposelinum Graeci vocant, alii zmyrnium entspricht Colum. XI 3, 36 genau, während e lacrima caulis sui nascitur mehrfach bei Th. steht (bes. H. IX 1, 3). seritur et radice kann ich nicht nachweisen; es könnte allenfalls Mißverständnis der eben angeführten Th.-Stelle vorliegen, an der es heißt, daß sich auch an der Wurzel des Hipposelinon Tränensaft finde. Für die Ähnlichkeit des Saftes mit dem der Myrrhe und die Entstehung des Hipposelinon aus dieser (!) beruft sich P. ausdrücklich auf Th. und meint eben diese Stelle (s. Bd. XVI S. 1138). Weiter heißt es, die Alten rieten, die Pflanze in locis incultis, lapidosis iuxta maceriam zu säen; jetzt pflanze man sie auf umgegrabenen Boden von Anfang Februar bis nach der Herbstgleiche. Ersteres findet sich heute nicht bei Th., der vielmehr sagt, die Pflanze gedeihe gleichmäßig überall; aber Schol. Nikand. Th. 596 führt ausdrücklich auf Th. die Behauptung zurück, das H. gedeihe auch auf steinigem Boden. Nun könnte P. ja diese Th.-Rezension benützt haben (s. o. S. 328), aber es fehlt incultis, und das steht bei Dioskor. III 68 φύεται δὲ ἐν πετρώδεσι τόποις καὶ γεωλόφοις καὶ ἐνίκμοις καὶ γωνίαις χερσευόυσαις Aber die letzten Worte (καὶ ἐνίκμ. – χερσ.) stehen nur in wenigen Hss. und sind von Wellmann nicht aufgenommen, und wo P. aus Sextius schöpft, d. h. aus der mit Diosk. gemeinsamen Quelle, sagt er (XXVII 134) nascitur et in saxosis collibus et in terrenis! Hier ist zu keiner Sicherheit zu gelangen. Dagegen steht die Vorschrift, das H. pastinato loco zu säen, bei Colum. XI 3, 36 (und Wirtz will ihn zu P.’ Quelle machen); bei ihm steht aber auch iuxta maceriam, das P. ausdrücklich den veteres zuschreibt! Endlich gibt Columella als Datum für die Aussaat entweder die letzte Augustwoche oder den Januar an: schon das schließt aus, daß er die Quelle des P. sei. Dieser scheint Th. und Celsus zu benutzen, vielleicht für das Datum der Aussaat noch eine zweite römische Quelle. Von dem Vorwurf, den Stadler gegen P. erhebt, er habe Hipposelinon und Smyrnion (Dioskor. III 67 und 68) verwechselt, möchte ich ihn freisprechen.
Dabei ist schon der Name des Sextius Niger gefallen, der im Index nicht steht und der auch zu den eigentlichen Quellen dieses Buches nicht [340] gehört. Aber da P. das für die medizinischen Bücher gesammelte Material fortwährend heranzieht, so stammt allerlei (meist nur nebensächliche Bemerkungen) aus Sextius (von Stadler gut beobachtet). So dürfen wir aus ihm das Krateuaszitat § 165 herleiten; vgl. ferner 21 b. 47 (s. Mayhoffs Textgestaltung). 75? 78 E. 79 (vgl. Diosk. I 37. II 112). 86f. 89 (vgl. Diosk. III 72). 91f 94 E. 96. 126 b. 151. 161b. 187f. – Iuba fehlt im Index, könnte aber für Afrikanisches und Orientalisches herangezogen sein (etwa 14f. 22. 62 [s. u. über in Arabia] 63).
Unter den Römern steht der im Text nie genannte Celsus an erster Stelle: man wird nicht fehlgehen, wenn man ihn als Hauptautorität für das Landwirtschaftliche betrachtet. Die weitreichenden Berührungen mit Columella beruhen, wie die häufigen Abweichungen und das Mehr bei P. beweist, auf gemeinsamer Benutzung dieses Autors. Ich nenne als längere Abschnitte, für die er als Quelle in Frage kommt, Beispiels halber 64–73. 106–114. 129–135. 137–143. 163–169; Berührungen mit den medizinischen Büchern finden sich 85. 89. 93. 127. 169. – Neben ihm kommt der in 88 genannte Hygin in Frage; 83 bezeugt Colum. XI 3, 62 den Gebrauch der palea ausdrücklich für ihn; Vermutungen wie über 65. 90. 105 (Stadler 50. 60. 66) sind unsicher, zutreffend Stadlers skeptische Bemerkung S. 25. In § 84 scheint das Zitat des Aristomachos durch ihn vermittelt; übrigens war die dort mitgeteilte Ansicht auch aus Th. zu entnehmen. Nicht außer Acht lassen darf man, daß Celsus bereits Rücksicht auf Hygin genommen hat. Notizen aus Demokrit (nachweisbar z. B. 68. 156) können sowohl durch Celsus wie durch Hygin vermittelt sein. Columella wird 68 genannt und benutzt (Münzer 65), wird aber darüber hinaus nur selten Quelle sein.
Varro ist für Landwirtschaftliches wenig benutzt (§ 176), desto mehr für allerlei antiquarische Notizen besonders aus der römischen Welt (in 8 auch genannt); vgl. bes. 49ff. Die Stellen sind aus Münzers Register und aus Stadler leicht zu entnehmen; doch hat Letzterer sich von Gruppe Comment. Mommsen. 553 zu sehr ins Schlepptau nehmen lassen. Auch wenn er S. 37 über § 26ff. bemerkt ,Das Spartumkapitel scheint Varro anzugehören‘, so schießt das über das Ziel hinaus; die Benutzung erstreckt sich nur auf 25f., vielleicht teilweise auf 27. Ganz verfehlt ist die Bemerkung über 160 bei Stadler 90. – Cato wird als Autor fünfmal zitiert; in 57 ist ihm nur ein Satz entnommen (anders Stadler 46), ebenso 93; mehr 136 (trotz Münzer 71. Wellmann 35, dessen Emendation von lenis eben durch unsere Stelle widerlegt wird). 147–149. – Von keiner Bedeutung ist der 59 genannte Vergil, an den sich Anklänge in 6. 61 finden. Allerlei wird aus jüngeren Landwirten entnommen sein, von denen Sabinius (so, nicht Sabinus: Detl. Progr. Glückstadt 1881, 5) Tiro in 177 zitiert wird, Calpurnius Bassus, Mamilius Sura. Die Nennung des Licinius Macer im Index ist auf Aemilius Macer zu beziehen, aber nicht wegzuemendieren (treffend H. Brunn30).
Ziemlich zahlreich sind Hinweise auf jüngere [341] Ereignisse und Methoden; soweit es sich um Landwirtschaftliches handelt, könnte man auf P. selbst zurückführen etwa die Beobachtungen in 8 (9?). 11 E. 27 E. (nunc iam). 35. 39. 67. 81. 83 (Germanien). 108. 128 E. Hinweise auf Vorfälle aus Caesars Zeit finden sich 40 (wo Münzer 126, 2 an Hirtius als Quelle denkt, da in cod. T hirtio statt birrio stehe [was auch zweifelhaft ist]; aber diese Hs. ist wertlos, s. u. S. 434); vgl. Detl. Progr. Glückstadt 1881, 3. Aus Augustus’ Zeit 22. 92. 128, aus Tiberius’ 64 (hier Celsus Quelle). 90. 110. 137. 145, aus neronischer 24. Für die in 3f. berührten Ereignisse konnte P. sein eigenes Geschichtswerk benutzen (Münzer 409). Eine Kuriosität in 12 ist aus Mucianus genommen, und ihm hat man auch die falsche Angabe in Arabia § 62 zuweisen wollen, ohne daß die Gründe ausreichen (Stadler 48). Doch mag er noch bisweilen eingesehen sein. Manches von diesen Nachrichten kann auf eigener Erinnerung des P. beruhen. Bei der spanischen Notiz 30 E. (und anderen, s. 26–30? 63. 94. 161) könnte man an Turranius denken. Der am Schlusse des lat. Index stehende Potitus wird der auch XIV 69 erwähnte Valerius Messala Potitus sein, cos. suff. 31 (?) v. C. (Detl. 6).
Preisangaben finden sich 20. 38. 152.
- ↑ Die vorliegende Darstellung muß wegen der Ausdehnung des Gebietes und des Mangels an Vorarbeiten über viele Punkte um Nachsicht bitten. Abgekürzt ist Detl(efsen), wo z. B. UZ = Unters. über d. Zusammensetzung, Berl. 1899. Mayh. = Mayhoff. – Münzer = Beitr. zur Quellenkritik des P., Berl. 1897. – Ar. = Aristoteles, Th. = Theophrast (meist die H. pl.; die C. pl. sind durch C bezeichnet).
- ↑ Zu ihnen gehört auch Antipatros (§ 11), in dem Herm. Cohn Antip. von Tarsos (Berl. 1905) 13 richtig den Tarsier erkannt hat; danach ist v. Arnim o. Bd. I S. 2515 und StVFr III 244ff. zu revidieren. Aus ihm stammen viele Notizen über die Klugheit der Tiere (o. Z. 37). Vgl. Tappe De Philonis libro etc. (Gött. 1912) 19.
- ↑ S. etwa noch XV 131, wo bei Th. von Herakleia nichts steht.
- ↑ Das Zitat aus Aristoteles 335 ist ungeschickt eingefügt; daß jener den Kaikias dem Libs entgegensetzt (meteor. 363 b, 17), trifft zu, aber nicht, daß er rationem convexitatis mundi reddit (gemeint wohl 363 a, 26), was in diesem Zusammenhang ganz unpassend ist. Übrigens ist die Einmischung des Kaikias nur geeignet, Verwirrung zu stiften. Rehm S.-Ber. bayr. Akad. 1916, 74.