RE:Umbricius 4
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Melior, berühmter Haruspex unter Galba | |||
Band IX A,1 (1961) S. 595–596 | |||
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4) Umbricius Melior, ein berühmter Haruspex zur Zeit Galbas, Quellenschriftsteller des älteren Plinius. – Über den Gentilnamen s. zu Umbricius; während Plin. n. h. X 19 nur das nomen gentile nennt, erscheint in Plinius’ Quellenverzeichnis auch der Beiname zweimal angeführt, und zwar zu Buch X und XI: ed. Mayh. vol. I p. 33. 39 (Umbricio Meliore). Derselbe Schriftsteller bezeichnet ihn (n. h. X 19) als den erfahrensten Opferschauer seiner Zeit. Gewissermaßen als Beleg für die überragende Weissagekunst des U., der Kaiser Galbas Hofharuspex war, konnte einst eine Prophezeiung gelten, die Tac. hist. I 27, 1 berichtet. Als nämlich am 15. Januar 69 Galba vor dem Apollotempel ein Opfer darbrachte, erklärte ihm U., die Eingeweide kündigten Unheil an, nahe bevorstehende Nachstellungen sowie einen Feind im eigenen Hause (was Otho sogleich zu seinen eigenen Gunsten deutete); s. auch Plut. Galb. 24. Im übrigen wird U. auf einer Inschrift aus Tarent als haruspex Caesarum bezeichnet: s. P. Wuilleumier Bull. soc. antiq. de France 1929, 172; dazu Rev. arch. V 32 (1930) 351 n. 52.
Aus einer Angabe im Inhaltsverzeichnis des Plinius zum elften Buche: ex auctoribus ... Iulio Aquila, qui de Etrusca disciplina scripsit; Tarquitio, qui item; Umbrieio Meliore, qui item (Mayh. I p. 39) ersieht man, daß U. der Verfasser einer Schrift über die etruskische Haruspizin war. Diesem Werke verdankt Plinius aller Wahrscheinlichkeit nach seine Angaben über die vultures (n. h. X 19), die ja in den Schwindelkünsten der Weissagung nicht selten eine Rolle spielen: s. auch Keller o. Bd. VII S. 934. Die Stelle lautet (Mayh. II p. 224): Umbricius, haruspicum in nostro aevo peritissimus, (vultures) parere tradit ova tredecim, uno ex his reliqua ova nidumque lustrare, mox abicere; triduo autem ante advolare eos, ubi cadavera futura sunt. Man wird also aus diesen Angaben, so naheliegend dies auch für den ersten Blick erscheinen mag, nicht den Schluß ziehen dürfen, daß Plinius sie aus einem naturgeschichtlichen Buche des U. entlehnt habe: ein solches existierte nicht. Daß aber das Werk dieses Autors über die etruskische Disziplin dem älteren Plinius als Quellenwerk diente, hält auch F. Münzer Beitr. zur Quellenkritik der Naturgeschichte des Plinius Berl. 1897, 244 für möglich; die Worte Umbricius ... tradit (n. h. X 19) scheinen darauf hinzudeuten, daß die bezeichnete [596] Schrift dem Naturforscher tatsächlich vorlag.
Literatur außer den erwähnten Schriften: Prosop. Rom. III 467 nr. 592. K. Ο. Μüller Die Etrusker II2 14. G. Schmeisser Quaest. de Etrusca disciplina (Bresl. 1872) 25. 27. D. Detlefsen Die Quellenschriften, insbes. die lateinischen, in Buch X der n. h. des Plin., Herm. XXXVI (1901), 1ff. Schanz-Hosius Gesch. d. röm. Lit. I4 (1927) 601f. II4 (1935) 568, 1. 774.