3) ein Freund des Dichters Iuvenalis. Es liegt offenbar eine aus dem Etruskischen stammende Namensform vor: W. Schulze Eigennamen 523, 3; s. auch 245. 518; sie begegnet in Etrurien, vgl. CIE 3021f. (CIL XI 2504),[1] aber auch in Pompeji, in Puteoli (CIL X 3141f.)[2] und in anderen Orten: Schulze 258, 2. Friedländer Iuven.-Komm. I (1895) 193 meint mit Hinweis auf die von O. Keller Neue Jahrb. CXLIX (1894) 48 mitgeteilte Grabschrift einer Umbricia A. filia Iusta aus Puteoli (CIL X 3142),[3] es sei nicht ausgeschlossen, daß die Inschrift von diesem Freunde des Dichters herrührt. Bedenkt man, daß der Name U. in Puteoli und dessen Umgebung sonst nicht begegnet (Schulze 258, 2 und 523, 3), und daß unser Träger dieses Namens aus Abneigung gegen das unerfreuliche Getriebe und die kostspieligen Lebensbedingungen in der Siebenhügelstadt nach dem in der Nähe Puteolis gelegenen Cumae übersiedelte (Iuven. sat. III 25), so gewinnt diese Aufstellung einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit.
Daß unseren U. eine tiefe Freundschaft mit dem Satiriker verband, geht aus dem Eingangsvers der dritten Satire hervor, der von der aufrichtig-schmerzlichen Bewegung spricht, die den Dichter beim Scheiden des lieben alten Freundes erfaßte (digressu veteris confusus amici). Iuvenal anerkennt alle Gründe, die U. zum Verlassen Roms bestimmten, und läßt dadurch auch U.’ sittliche Anschauungen in bestem Licht erscheinen: sat. III 21ff. Am Schlusse dieser größtenteils dem U. in den Mund gelegten Dichtung bittet der Romflüchtige den Poeten um Nachricht, so oft er von Rom aus zur Erholung seinen Heimatsort Aquinum aufsuche; und er verspricht dem Dichter (v. 321f.): saturarum ego, ni pudet illas, adiutor (var. lect. auditor) gelidos veniam caligatus in agros. Bei caligatus hat man an derbe, aus ungegerbtem Leder hergestellte Stiefel zu denken, wie sie bei Hirten und Bauern in Gebrauch waren: s o. Bd. III S. 1355 und Blümner Die röm. Privataltertümer Münch. 1911, 226; der Gedanke der Stelle ist: ,Ich komme zu dir in das kühle Gelände (Aquinums), wenn sich die Satiren nicht eines bäurischen Gehilfen (bzw. Zuhörers) schämen.‘ Bei der besser bezeugten Lesung adiutor, die offenbar den ursprünglichen Tert gibt, hat man dieses Wort im allgemeinen Sinne zu verstehen (vgl. Donat Ter. Ad. 967. Thes. 1. 1. s. v.): wie diese Satire selbst zeigt, gab U. schon durch sein Denken und Tun dem befreundeten Dichter Beiträge zu dessen poetischem Schaffen; und er wird wohl auch durch Anerkennung und Bewunderung zum Förderer der Iuvenalischen Satiren geworden sein. An eigene dichterische Beiträge des U., von dessen poetischer Beschäftigung
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überhaupt keine Kunde besteht, darf man keinesfalls denken. Abzulehnen ist aber auch der Versuch Borghesis, in adiutor caligatus (,Adjutant‘) eine Anspielung auf den gemeinsam geleisteten Militärdienst beider Freunde nachzuweisen: wenn es auch möglich ist, daß der Satiriker die militärische Laufbahn betrat (vgl. Vollmer o. Bd. X S. 1042), so erfahren wir nichts über das an sich sehr fragliche Soldatenleben des U., ferner fallen Iuvenals Dienstjahre so lange vor seine dichterische Beschäftignug (Vollmer a. O.), daß eine Bezugnahme darauf keinen Glauben verdient: s. Weidner Iuven.-Komm. 89 und Friedlaender Iuven.-Komm. 233. Alle diese Fragen und Kontroversen entfallen natürlich, wenn man mit Vollmer auditor liest: s. o. Bd. X S. 1044. – Vgl. Prosop. Rom. III 467 nr. 591.