Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tausig, Alois
Band: 43 (1881), ab Seite: 146. (Quelle)
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Tausenau, Karl (Agitator, geb. in Prag um das Jahr 1808, gest. in London am 12. October 1873). Sein Vater war, wie Freiherr von Helfert in seinem Buche: „Die Wiener Journalistik im Jahre 1848“ drastisch schreibt: „eine Zeit lang“ Jude gewesen. Ob im Elternhause oder in der Schule oder in beiden zugleich gebildet, jedenfalls hatte der Sohn eine vortreffliche Erziehung genossen und eine Summe gründlicher Kenntnisse angesammelt, die er später durch eigenes Studium geläutert und vervollkommnet haben mag. Ueber sein Leben im Vormärz ist nur wenig Positives bekannt. Einige Jahre vor 1848 lebte er in Wien als Sprachlehrer, einer der Wenigen, die unbekümmert um die polizeiliche Ueberwachung daselbst, welche allem Demagogenthum, so gut es ging, von vornherein steuerte, mit Freimuth ihre Gedanken auszusprechen pflegten. In der Goldschmiedgasse – im Herzen der Stadt Wien – befand und befindet sich heute noch das Bierlocal „zur großen Tabakspfeife“, in welchem allabendlich eine ganz gewählte Gesellschaft, zum größten Theile aus den ausgezeichnetsten Juristen der Residenz bestehend, bei einem Glase Bier sich versammelte. In dem dritten kleineren Zimmer aber hatte sich ein Club zusammengefunden, der beim Halleiner Bier, das dort von vorzüglicher Güte war und besonders gerne getrunken wurde, politische Streitfragen erörterte. Nur einige historische Namen seien hier genannt: Dr. v. Violand, damals Praktikant beim Wiener Landrecht, der Sohn des Dichters Gustav Schwab, zu jener Zeit Erzieher im Hause des griechischen Gesandten, Censor Bauernschmidt, Castelli, Dr. Berger und Dr. Weißmann, einer der gewiegtesten Rechtsgelehrten Wiens, zuletzt Sectionschef im Ministerium des Innern, wo er wegen seines humanen und biederen Wesens sehr beliebt war. Zu [147] diesen Männern gesellte sich ziemlich spät erst – um zehn Uhr – Tausenau, der bis zu so vorgerückter Stunde Unterricht im Englischen zu geben pflegte. Ein Feuilletonist aus jenen Tagen zeichnet die Silhouette dieses merkwürdigen Demagogen mit folgenden Worten: „Es war um 8 Uhr Abends am 24. September 1847. Tausenau trat in dieses kleine Zimmer. Er war damals schon sehr beleibt, eher klein als groß, von kurzem Halse und breiten Schultern. Ein starker Kopf, brünett, schwarzes Haar, glatt gebürstet, kurz geschoren, mit proportionirter Stirn und Nase, nett rasirt, offene braune Augen mit festem Blick, ohne aber etwas Durchdringendes darin zu besitzen, ruhig und fest in Haltung und Gang, mit offenbar sehr überwachter Miene und Geberde. Die Stimme verrieth eine kräftige und volle Brust und was vor Allem überraschte – seine Sprache zeigte deutlich eine langjährige rednerische Uebung, so daß aus dem Verlaufe der Debatte dem Zuhörer sich der Gedanke aufdrängen mochte, Tausenau habe sich für eine Zukunft vorbereitet, deren Nähe damals (ein halb Jahr vor Ausbruch der Bewegung) kein Mensch in Wien ahnte“. „Am gedachten Abend“, berichtet ein Zuhörer jener Debatten, „erging sich Tausenau durch volle zwei Stunden in einer höchst gewählten Sprache mit aller Selbstüberwachung des Redners, die großartigen Ideen und Gestalten der alten Welt in allen Zweigen der Literatur, Kunst und Politik mit den verpfuschten Nachäffungen unserer Zeit mit scharfen Rissen und frischen Farben malend“. Eine Stelle dieser Tausenau’schen Apostrophe, aus welcher dieser Agitator – einer der mächtigsten und einflußreichsten auf die aufgeregte Wiener Bevölkerung des Jahres 1848 – uns seine Gedanken, die selbst in friedlichster Stunde ausgesprochen, etwas Titanenhaftes, Himmelstürmendes an sich trugen, klar hervortreten läßt, gibt auch ziemlich feste Striche zu seinem geistigen Bilde. „Unsere Zeit“, sprach er damals. „immer wieder mit neuen Schnörkeln die großen Monumente überkleisternd, ist zu dem welthistorischen Fluche verurtheilt: daß alles Flickwerk von den hohen einfachen Säulen der uralten Ideen herabstürzen wird, die Wohnungen der simplen Menschen werden unter dem Schutte zertrümmert, die Luft wird erschüttert, so daß heftige Stürme an die sorgfältigst geschützten Gebäude schlagen, und auch diese in den allgemeinen Ruin stürzen müssen. Denn einzelne Menschen, die doch immer nur an Einem großen Baue mithelfen können, haben sich angemaßt, aus dem beschränkten individuellen Gehirne heraus die Grundlinien unserer Gesellschaft zu dictiren, zu welcher sie doch selber nur Bausteine sind wie Andere. Die unbegriffene Regierung der Welt glauben diese ohnmächtigen Machthaber vertreten zu sollen, während doch die Vorsehung mit unserem Lebensblute, mit den Gebeinen von tausend Generationen, die ewige Zeichnung vollbringt und mit jedem Stäubchen arbeitet. Nur aus der an allen Punkten, in allen Schichten der Gesellschaft sich erhebenden, durchkreuzenden und verknüpfenden Bewegung kann Gott die Welt harmonisch weiter führen, er hat dem wahnsinnigen Treiben eines babylonischen Thurmbaues lange genug zugesehen, die erbärmlichen Menschen wollen gegen das ewige Rauschen der Gewässer ein Castell errichten, und Gott wird den Sinn dieser Leute verwirren, so daß kein Arbeiter mehr den Aufseher [148] verstehen und der Baumeister die Werkleute nicht begreifen wird. Denn ausbreiten auf der weiten Erde müssen die Menschen sich, im ewigen Wechsel der Dinge nachgebend, die gesellschaftliche Ordnung ihrer Staaten lax und lose machen, auf daß jeder sich rühren könne, wie ihm die große Zeichnung der Welt vorschreibt. Die Freiheit, die volle Freiheit muß kommen, radicale Umgestaltung der Dinge, der Staaten und aller gesellschaftlichen Begriffe, früher ist keine Ruhe, wie ich sie mir denke, und kein Segen. Aber der Ruin wird großartig über die Häupter der Millionen hereinbrechen, und ich will ihn nicht sehen.“ Da haben wir im Vormärz den Agitator des Nachmärz, den Vorläufer des Nihilismus, der Commune, die uns in der Gegenwart in begründeten Schrecken versetzen. Wie gesagt, erschien Tausenau im Vormärz zeitweilig als Redner im vertrauten Kreise mancher Gesinnungsgenossen, bei der „großen Tabakspfeife“ in der Goldschmiedgasse. Als dann nach den Märztagen 1848 die Bewegung einen immer mehr und mehr revolutionären Charakter annahm, Vereine sich bildeten, in denen Tausenau bald als Redner mächtig wirkte und die Massen verdarb, trat er in den Vordergrund mit dem am Morgen des 18. Mai an allen Straßenecken angeschlagenen Aufrufe, in welchem er in Gemeinschaft mit Dr. J. A. Becher, L. Ribarz und Math. Em. Löbenstein seinen Wiener „Mitbürgern“ vorschlug: sich an den Erzherzog Johann, den damals populärsten Prinzen des Kaiserhauses, mit der Bitte zu wenden, „das Staatsruder provisorisch zu ergreifen und die Monarchie dem Abgrunde zu entreißen, der sie zu verschlingen drohe“. Es war dies der erste Act des Hochverrats, der ungeahndet offen auftrat, da ja der rechtmäßige Monarch noch den Thron seiner Väter einnahm. Und als unter dem Journal-Gründungsschwindel, welcher die politischen Blätter aller Formen und Farben wie Pilze über Nacht ans Licht schießen ließ, am 16. Juni 1848 auch der „Radicale“ als Abendblatt für das In- und Ausland seine Arbeit begann, stand nach dem Redacteur Julius Becher an der Spitze der Hauptmitarbeiter gleich Tausenau zwischen Messenhauser und Tuvora; aber schon in Nr. 7, mit welcher alle Hauptmitarbeiter aufgelassen wurden, sank er in die alphabetische Ordnung der Mitarbeiter hinab, der gefährlichste und vielleicht begabteste unter diesen. Jedoch, meint Dr. Helfert, erschien Tausenau gefährlich weniger durch seine Artikel, die für gewöhnliche Leser zu stark gewürzt und darum etwas unverdaulich waren, als durch seine zündende Beredtsamkeit, welche er, wenn es die Gelegenheit gab, gegen die Stubenergüsse seiner in Gift und Galle getauchten Feder vertauschte. „Weder sprechen noch schreiben konnte Tausenau“, schrieb ein Publicist jener Tage, „ohne den Ocean an den Himmel zu peitschen und die erschrecklichsten Felsenmassen mit Donnergepolter durch Thäler und Höhen sausen und brausen zu lassen. Ob eine Welt zu vernichten oder eine Mücke zu tödten, immer die Wucht und Handhabe eines Polyphem. In der Presse blieb Tausenau wirkungslos, auf der Straße, in den Vereinen fanatisirte er alles“. Indessen wuchs sein Ansehen ebensowohl bei der Umsturzpartei als bei den Journalisten. Lange Zeit trat er als heftiger Redner im neuen Verein der Volksfreunde auf, dann aber erschien er mit einem Male nicht mehr in dessen Versammlungen, [149] und der seines Hauptes beraubte Verein begann alle Bedeutung zu verlieren, bis mehrere Mitglieder desselben am 16. Mai zum demokratischen Club sich constituirten, welchem dann nicht wenige radicale Arbeitervereine beitraten, worauf Anfangs September Tausenau sich wieder in den Clubsitzungen zeigte. Und mit seinem Wiedererscheinen begann die demokratische Partei sich zu consolidiren; er wurde das Haupt und der Leiter derselben. Mit rastlosem Eifer arbeitete er bei Tag und Nacht an allen Orten. Indessen zeigte eine Gewitterschwüle in der politischen Atmosphäre, daß von der Partei der Ordnung – man nannte sie die reactionäre – eine Katastrophe vorbereitet werde. Um diesem Anschlage nicht ungerüstet gegenüber zu stehen, suchte er für den Fall eines eintretenden Kampfes ein gemeinschaftliches Zusammenwirken der Volkspartei anzubahnen. Zu diesem Ende zog er mehrere intelligente oder doch entschlossene Parteiführer aus dem demokratischen Club und den Arbeitervereinen, sowie einige andere entschiedene, ihm besonders brauchbar scheinende Männer an sich und bildete mit denselben gegen Ende September einen geheimen Club, welcher in der inneren Stadt, im Gasthause „zur Ente“, seine täglichen Zusammenkünfte hielt und nach dem Ausbruche der October-Revolution unter dem Namen „Centralcomité der radicalen Vereine“ in die Oeffentlichkeit trat. Dieses Comité von ungefähr zwölf Personen, unter welchen sich außer dem Vorsitzenden Tausenau auch Becher, Chaizes und Fenneberg befanden, berieth über Dasjenige, was im Falle einer Revolution und nach derselben zu unternehmen sei. So ernstlich und große Besorgniß erregend dieses Vorgehen auch war, so fehlte es doch nicht an komischen Intermezzos, welche Tausenau herbeiführte. Als z. B. der constitutionelle Verein als Gegengewicht aller radicalen Vereine sich zu bilden begann und dabei, um nur eine große Zahl von Mitgliedern aufzuweisen, mit der Aufnahme solcher sonder Wahl vorging, forderte Tausenau sämmtliche Parteigenossen auf, sich gleichfalls in den gegnerischen Verein eintragen zu lassen, dessen Einheit denn auch durch Befolgung dieses Rathes zerstört wurde, so daß man es nicht wagte, auch nur eine einzige Generalversammlung einzuberufen, weil man befürchten mußte, daß in derselben alle radicalen Wortführer Wiens als Redner auftreten möchten. So paralysirte Tausenau durch seine List die Wirksamkeit dieses Vereins, welcher an 20.000 Mitglieder gezählt haben soll. So viel von der Thätigkeit unseres Agitators in den Vereinen. Unter den Journalisten des 48er Jahres besaß derselbe bald nicht minder maßgebenden Einfluß. Dies zeigte sich besonders deutlich, als am 26. September die Reichstagsreporter strikten. Dieselben hatten bis dahin im Reichstagssaale ungestört mit den Abgeordneten verkehrt, und diesen gegenüber, durch die Räumlichkeit begünstigt, sich Freiheiten herausgenommen, welche auf das parlamentarische Vorgehen im Saale einen ungebührlichen Einfluß ausübten. Dem wurde auf Verlangen der Abgeordneten durch Abschließung jener Räume gesteuert, durch welche beide Theile vorher zusammengekommen waren. Als sich nun die Reporters plötzlich in diese selbstverständliche, ihnen aber unangenehme Situation versetzt sahen, packten sie in der Sitzung vom 26. September in geräuschvoller Weise ihr Handwerkszeug zusammen und verließen [150] die ihnen angewiesenen Plätze. Etwa Siebenzig an Zahl, verfügten sie sich in das „Café National“ (Grünsteidel) am Eck der Herren- und Schauflergasse, wo Tausenau durch Zuruf zum Vorsitzenden gewählt und zugleich mit Kapper, Niederhuber, Uhl und Zang mit der Abfassung des Protestes betraut wurde. Dann beriefen sie auf den 28. September eine Versammlung bei Sperl ein, auf der sich das sogenannte Journalisten-Parlament bildete, in welchem ein Ausschuß gewählt wurde, der zunächst mit dem Bureau des constituirenden Reichstages wegen eines Ausgleichs in dieser Angelegenheit in Verhandlung treten sollte. Von den 73 anwesenden Journalisten fiel die Wahl in erster Linie wieder auf Tausenau, dann auf Kuranda, Zang und Becher. Aber das Journalisten-Parlament war ein todtgebornes Kind, kaum entstanden, zerfiel es auch. In der vierten Sitzung am 30. September sprangen die Reporters in sehr erregter Stimmung auf die Stühle, von diesen auf die Tische, und von da setzte Einer nach dem Anderen zur Thüre hinaus, um nicht wieder – zu kommen. Vorsitzender Tausenau verließ einer der Letzten die Stelle des Kampfes. Mit dem esprit de corps im Corps d’esprit – wie Helfert treffend schreibt – hatte es ein Ende. Um so größere Thätigkeit entfaltete nun der Agitator im „Radicalen“, der jetzt in voller Giftblüte stand, und in dem seit 3. Juli erscheinenden von Löbenstein redigirten „Unparteiischen“, der mit Nr. 33 den Titel: „Wiener allgemeine Zeitung“ annahm. Während der entsetzlichen Kämpfe am 6. und den nächstfolgenden Tagen ließ Tausenau nichts von sich sehen und hören, obwohl er sich in Wien befand. Erst am 12. October kam er wieder zum Vorschein, denn an diesem und am folgenden Tage hielt er mit Blum zusammen in der Aula seine fulminantesten Reden. Damit ist die Angabe in Eberling’s Schrift: „Mosaik. Kleine Schriften zur Geschichte und Literatur“ (Leipzig 1867, Purfürst), daß Tausenau sich salvirte, widerlegt. Erst nach dem 13. October verließ derselbe Wien und tauchte am 15. d. M. in Pesth auf, an welchem Tage er auf dem Museumsplatze daselbst eine Volksversammlung hielt, welche wohl an 10.000–12.000 Menschen gezählt haben mochte. In seinem in deutscher Sprache gehaltenen Vortrage behandelte er die österreichische Politik gegen Ungarn. Während der Stunde, welche er Schmähung über Schmähung auf Oesterreich häufend, sprach, jubelte ihm das Volk frenetisch zu, und nachdem er geendet, trug es ihn auf den Schultern von den Stufen des Museumgebäudes zur breiten Hauptstraße der Stadt hinab. Während der Nachmittagssitzung, welche am folgenden Tage das Repräsentantenhaus hielt, wurde er von Balogh in den Saal geführt und den übrigen Mitgliedern vorgestellt, welche ihn als Deutschen mit Jubel empfingen und einluden, unter den Mitgliedern der Linken Platz zu nehmen. Mit diesem mit der Ehre eines jeden Parlaments unvereinbaren Vorgänge steht das ungarische in der Geschichte des Parlamentarismus allein da. Am nächstfolgenden Mittag reiste Tausenau mit Kossuth, der sich ins Donaulager begab, von Pesth ab. In Gran trennte er sich von seinem Begleiter, um nach Wien zurückzukehren. Als er aber die Unmöglichkeit einsah, sein Vorhaben auszuführen, trieb er sich 14 Tage im ungarischen Lager [151] herum, und zwar unter verschiedenen Namen, da es in demselben von österreichischen Spionen wimmelte. Wenn er, wie bemerkt, den Muth besessen haben soll, in das im vollsten Aufstand begriffene Wien zurückzukehren, wozu änderte er im ungarischen Lager wegen der vielen Spione seinen Namen? Auch soll er noch den Schlachten bei Mannswörth und Schwechat beigewohnt haben?? Dann verschwand er aus dem österreichischen Staatsgebiete und ward in demselben nicht wieder gesehen. Als nun die Verhandlungen des Feldmarschalls Windischgrätz mit dem cernirten Wien begannen und die Auslieferung von vierzehn Haupttheilnehmern am Aufstande verlangt wurde, befand sich unter den Journalisten neben Becher, Deutsch, Engländer, Gritzner, Hammerschmidt, Haug und Mahler, auch Tausenau. Im Jahre 1850 tauchte der Verschwundene in London auf, wo er seinem Berufe als Sprachlehrer wieder nachging, aber wenig in Flüchtlingskreisen verkehrte; „er stand“, wie Gritzner in einem vom Leben der Flüchtlinge handelnden Büchlein schreibt, „weil er englische Anschauungen adoptirend und affectirend, den unter den Flüchtlingen üblichen Superlativismus sichtlich mißbilligte, im Geruche der Abtrünnigkeit von der guten Sache“. Wie bekannt, wurde der entkommene Tausenau für seine Theilnahme an Wiens bewaffnetem Aufstande in contumatiam zum Tode am Galgen verurtheilt. Einer im Jahre 1867 erlassenen Amnestie, welche neben Eckhard, Engländer, Fric, Goldmark, Gritzner, Haug, Kudlich, Kuchenbäcker, Mahler, Niederhuber, Violand, Wiesner, Wutschel u. A. auch Tausenau die Rückkehr nach Oesterreich ermöglichte, folgte dieser nicht, sondern blieb in England, wo er, noch sechs Jahre seinem Berufe als Sprachlehrer lebend – etwas über 70 Jahre alt – starb. Tausenau ist einer der bedeutendsten Charaktere der 48er Periode, in welcher ihn nicht etwa jugendlicher Feuergeist zu verwerflichen, aber eben durch diesen zu entschuldigenden Handlungen hinriß, in welcher er vielmehr mit dem ganzen vollen Bewußtsein des gereiften Mannes und der entschlossenen Thatkraft desselben sich dem Verbrechen in die Arme warf, in der Meinung. Heldenthaten zu vollbringen.

Bohemia (Prager polit, und belletr. Blatt, 4°.) XXII. Jahrgang, 18. Februar 1849, Nr. 42–45: „Tausenau vor dem März 1848“. – Laube (Heinrich), Das erste deutsche Parlament (Leipzig 1849, Weidmann, 8°.) Bd. I, S. 157. [Laube schildert eben die Zustände Wiens im April 1848. Nach Skizzirung der verschiedenen Persönlichkeiten jener Tage: Schütte, Jelinek, Messenhauser, Becher, Schwarzer u. s. w., zeichnet er mit wenigen Zügen Tausenau treffend: „Ein kleiner dickbäuchiger Mann, der sich durch die Menge vordrängte nach dem Orchester und mit rationell politischer Logik für Schütte sprach; ein ganz klarer, nüchterner Agitator, Tausenau mit Namen, ist allen Schwertern und Kugeln entgangen. Ein guter Verstand bleibt eben doch ein zuverlässiger Wanderstab“.] – Struve Gust. v. und Rasch G., Zwölf Streiter der Revolution (Berlin 1867, Wegener, 8°.) [dieses Buch wurde von mir bei einer Münchener Hofbuchhandlung bestellt, wiederholt urgirt beliebte dieselbe nach zwölf Wochen bekannt zu geben, daß kein Exemplar mehr da sei!!!]. – Helfert (Freiherr von), Die Wiener Journalistik im Jahre 1848 (Wien 1877, Manz, 8°.) S. 62, 81, 83, 191 [Anmerkung], 194–196, 200, 204; 225, 240, 248, 278, unter den Zeitungen Z. 218, 244, 306. – Auerbach (Berthold), Tagebuch aus Wien. Von Latour bis auf Windischgrätz (Breslau 1849, kl. 8°.) S. 29, 78. – Reisinger (Dr.), Politische Bilder aus Ungarns Neuzeit (Hamburg 1849, Hofmann und Campe, 8°.) S. 153: „Dr. Tausenau [152] in Pesth“. [Daselbst ist seine Anwesenheit in Pesth am 15. October 1848 constatirt. Auf dem Museumsplatze hielt er an diesem Tage eine jener „verruchten Reden, welche alles niederrissen und nicht aufbauten, welche immer zündeten, aber auch stets Verderben mit sich führten“. Von Pesth begab er sich ins ungarische Lager.] – Neues Wiener Tagblatt, 1867, Nr. 257 und 264, im Feuilleton: „Die politischen Vereine Wiens im Jahre 1848“. – Dunder (W. G.), Denkschrift über die Wiener October-Revolution... (Wien 1849, gr. 8°.) S. 430 u. 538. – Ebeling (Friedrich W.), Zahme Geschichten aus wilder Zeit (Leipzig 1851, Kollmann, 8°.) S. 77 und 108. – Derselbe, Mosaik. Kleine Schriften zur Geschichte und Literatur (Leipzig 1867, G. J. Purfürst). [Diese und die vorige Schrift enthalten verschiedene Einzelnheiten über Tausenau, letztere aber auch ebenso über ihn wie über andere seiner Collegen aus jenem Jahre manche Unrichtigkeiten, welche Karl von Thaler in der „Bücher-Zeitung“ der „Neuen Freien Presse“, 1867, Nr. 1020 aufdeckt und zum Theil richtig stellt.] – Neue Freie Presse, 1867, Nr. 1008, in der „Kleinen Chronik“: „Die Amnestirten“ [eine Uebersicht der von der Amnestie betroffenen Hauptbetheiligten des Jahres 1848]. – Springer (Anton Heinrich), Geschichte Oesterreichs seit dem Wiener Frieden 1809 (Leipzig 1855, Hirzel, gr. 8°.) Bd. II, S. 510, 519, 523.