Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Haug, Ernst
Band: 8 (1862), ab Seite: 64. (Quelle)
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Haug, Ludwig (Insurgentenführer in der ungarischen Revolutionsarmee, geb. zu Wien um 1799, kriegsrechtlich erschossen zu Arad am 3. Jänner 1850). Diente früher 13 Jahre in der kaiserlichen Armee als Officier, trat aber aus derselben aus und im Jahre 1848 erscheint er [65] zuerst mit Gritzner und Häfner als Redacteur des Oppositionsblattes „Die Constitution“. Mehr in den Vordergrund trat er in den Octobertagen dieses Jahres, und zwar zunächst als ihn Messenhauser mit der Kundmachung vom 14. October, welche die Personen seines Hauptquartiers bekannt gab, zum Chef des Generalstabes mit Majorsrang ernannte, insbesondere aber als am 25. October im Centralausschusse aller demokratischen Vereine unter des berüchtigten Chaises Präsidentschaft die Bildung zweier Freicorps beschlossen wurde, deren eines den Namen „Demokratisches Corps“ mit Chaises an der Spitze, das andere „Corps d’elite“ hieß und von Haug befehligt wurde. In dieses letztere traten alle Literaten, u. A. auch Robert Blum und Julius Fröbel ein. Am folgenden Tage veröffentlichte H., daß der General-Major von Matauschek die Mannschaft des Transport-Sammelhauses angewiesen habe, sich beim bevorstehenden Kampfe neutral zu verhalten, weßhalb das Transporthaus unter den Schutz der Volkswehr gestellt wurde. Am 28. vertheidigte er mit seinem Elitencorps sehr hartnäckig die im Praterstern errichtete Doppelbarricade. Am 30. war es Haug, welcher zwei Mitglieder des Gemeinderathes, als sie sich aus der Stadt entfernt hatten und von einem Haufen Proletarier, der sie des Vorhabens, die Stadt zu verrathen, beschuldigte, aufgegriffen wurden, vor der Lynchjustiz rettete, indem er die fanatisirten Massen beschwichtigte und die Ergriffenen in’s Studentencomité führen ließ, worauf sie später die Freiheit erhielten. Am 31. aber verkündete er in einem besonderen Plakate, daß er von seinem Posten zurücktrete. Da er sich auf der Liste Derjenigen befunden haben soll, auf welche die Sieger besonders fahndeten, so hatte H. große Mühe zu entfliehen, und unter der Verkleidung eines Hausirers gelang es ihm, indem er das Lager der kaiserlichen Soldaten, mit Porträten Sr. Majestät des Kaisers und Jellačić’s handelnd, durchzog, und so bis an die Grenze gelangte. H. entkam glücklich nach Paris, wo er bis zum Februar 1849 sich aufhielt; als aber der Kampf in Ungarn eine sehr ernste Wendung nahm, verließ H. Paris, begab sich über Fiume nach Ungarn, veröffentlichte den berüchtigten Artikel „die vorletzte Stunde des Hauses Habsburg“, trat als Oberstlieutenant in die ungarische Armee, wo er an der Seite Kossuth’s eine energische Thätigkeit entwickelte, später Bem’s Anstellung bei Kossuth vermittelte, und als des Ersteren Adjutant, dann als Stadtcommandant von Sarvar fungirte. Als er später den Kaiserlichen in die Hände fiel, wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt, zum Tode verurtheilt und das Urtheil zu Arad an ihm vollzogen.

Er erscheint bald Haug, bald Hauk geschrieben, auch heißt er bald Ludwig, bald Ernst, eine Verwechslung, die offenbar auf dem Vorhandensein einer zweiten Persönlichkeit beruht. Siehe zu Ende die Quellen. – Schütte (Dr.), die Wiener October-Revolution. Aus dem Tagebuche des ... (Prag im November 1848, in Commission bei Friedrich Ehrlich, gr. 8°.) S. 45, 51, 74, und im Anhang S. 18, 52, 66. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Voigt, 8°.) Jahr gang XXVIII (1850), S. 969, Nr. 280. – Grüner (C.), die Geschichte der October-Revolution in Wien, ihre Ursachen und nächsten Folgen. (Leipzig 1849, K. F. Köhler, 8°.) S. 96, 222, 253, 300, 322. – Rittersberg, Kapesní slovniček (Prag 1850, 12°.) S. 595. – Harfe und Zither. Zeitschrift für moderne Unterhaltungs-Lecture (Innsbruck, Witting, 4°.) 1851, Nr. 53, 55, 56: „Ludwig Hauk. Eine Erinnerung aus dem Leben von Heinrich Börnstein“ [erzählt die Geschichte seiner Flucht aus Wien nach Einnahme der [66] Stadt durch Windischgrätz]. –