Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zanella, Giacomo
Band: 59 (1890), ab Seite: 162. (Quelle)
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Zang, August (Gründer der Wiener Zeitung „Presse“, geb. in Wien am 2. August 1807, gest. daselbst 4. März 1888).[BN 1] Ein Sohn des Arztes Christoph Bonifaz Zang [siehe den Folgenden], welcher gegen denselben eine an Abneigung grenzende Kälte zeigte, die er zuletzt dadurch bewies, daß er ihm nur ein Bruchtheil seines bedeutenden Vermögens vererbte. August besuchte das Gymnasium bloß bis zur sechsten Classe, da er aber am Studium nicht eben große Freude hatte, trat er in das Pionniercorps, in dessen Schule Franz von Mayern [Bd. XVII, S. 185] und der berühmte Brückenbauer Karl Freiherr von Birago [Bd. I, S. 402][WS 1] seine Lehrer wurden. 1832 zum Lieutenant im 2. Jäger-Bataillon befördert, nahm er 1836, nachdem die von ihm erfundenen Percussionsgewehre bei vier Regimentern versuchsweise eingeführt, aber schließlich von den billigeren Zündstiftgewehren verdrängt worden waren, seinen Abschied, heiratete und ging nun daran, sich eine unabhängige Lebensstellung zu schaffen. Er baute mit günstigem Erfolge, besuchte während dieser Zeit Professor Paul Traugott Meißner’s Vorlesungen über technische Chemie und wurde mit Ernst Schwarzer, der gleich ihm aus dem Heeresverbande ausgetreten war, bekannt. Mit einem Male faßte er den Entschluß, nach Paris zu gehen und das berühmte Wiener Gebäck dort einzuführen. Schwarzer schloß sich ihm an, und nachdem er für Zang’s Unternehmen einige Leute geworben, folgte er ihm nach Paris. Das Unternehmen war ein waghalsiges, da Beide vom Bäckergeschäft nichts verstanden und es galt, die französischen Vorurtheile zu besiegen. Als Zang die erste fertige Waare den Franzosen vorlegte, wollten diese, die an ihr geschmackloses Gebäck gewöhnt waren, von der Neuerung nichts wissen. Aber er warf nicht gleich die Flinte ins Korn, er hatte das Unternehmen mit großen Kosten ins Leben gerufen, und was die Stockfranzosen verwarfen, fand bei den Elsässern, Rheinländern und überhaupt bei französirten Deutschen in Paris, die aus ihrer Heimat an besseres Gebäck gewohnt waren, Eingang; die österreichische Botschaft, das Haus Rothschild fanden das Wiener Gebäck vortrefflich, und so brach sich das neue Brod allmälig Bahn und wurde in das Pariser Hauswesen eingeführt. Das Brod ward lediglich auf mechanischem Wege erzeugt, durch Maschinen geknetet, geformt und mittelst Dampfes gebacken. Auf dem Brode, das die Form von Backsteinen hatte, las man in erhabener Schrift das Merkzeichen: Zang; la main de l’homme n’y a pas touché. Bald waren die Erfolge, [163] welche er mit seiner Bäckerei erzielte, ungemein günstige und die Kiffes (Kipfel) de Vienne infolge ihrer Güte bald so beliebt, daß die hohe Aristokratie selbst in ihren Wagen vor der Bäckerei vorfuhr und sich das Gebäck holte. Das pain Viennois hatte gesiegt. Nachdem das Unternehmen in regelmäßigen Gang gesetzt war – Schwarzer hatte nicht lange dabei ausgehalten – wendete auch Zang, ohne eben seine Bäckerei aufzugeben, anderen Interessen, und zwar vornehmlich der französischen Journalistik seine Aufmerksamkeit zu. Er lernte Emil de Girardin, den Vater der Journalistik in ihrer Entartung kennen, der 1836 die Zeitschrift La Presse gegründet und mit seinem Blatte um den halben Preis gegen die früheren Pariser Journale das Doppelte an Raum und Inhalt bot. Auch die Bekanntschaft mit Dr. Leopold Landsteiner, der damals Pariser Correspondenzen für deutsche Zeitungen besorgte, blieb nicht ohne Einwirkung auf Zang, und als dann im März 1848 die Wiener Bewegung ausbrach und die Journale die Nachricht brachten, daß Metternich gestürzt, die Censur abgeschafft und die Verfassung bewilligt sei, machte er sich sofort auf den Weg nach Wien, ließ aber einstweilen seine Familie, die ihm erst später dahin nachfolgen sollte, in Paris zurück. Seine Reise nach Wien hing mit dem Entschlusse zusammen, daselbst die veränderten Verhältnisse zu benützen und ein politisches Blatt zu gründen. Erst aber wollte er die öffentliche Meinung sondiren, und so ließ er zwei Flugblätter in die Winde flattern, worin er sein Glaubensbekenntniß niederlegte. Der Titel des einen hieß: „Lebensfrage für die österreichisch-ungarische Monarchie“ (8 S., 8.) mit dem Datum des 8. April bei den Ghelen’schen Erben gedruckt; jener des zweiten lautete: „Die Constitution und die Charwoche“ (ohne Druckort, 8°., 4 S.), worin er den Minister Pillersdorff scharf angriff und mit den Worten schloß: „Keine Constitution, aber einen constituirenden Reichstag! Dann erst denkt an den Anschluß an Deutschland.“ Ob diese Flugschriften, deren erstere durch die darin ausgesprochenen politischen Ideen besonders merkwürdig, in der Fluth von Pamphleten, Libellen, Flugblättern, Placaten u. d. m. jener Tage überhaupt bemerkt worden, entzieht sich unserer Erinnerung. Im Mai kehrte Zang noch einmal nach Paris zurück und verkaufte sein sonst blühendes Geschäft unter ziemlich ungünstigen Bedingungen, dann eilte er nach Wien zurück, wo er gerade in den Barricadentagen vom 26. und 27. Mai wieder eintraf. Nun erst ging er an die Vorbereitungen eines Journals, wie ihm als Muster Girardin’s „La Presse“ vorschwebte. Dies aber war keine Sache, die sich im Handumdrehen bewerkstelligen ließ. Durch seinen Eintritt in den Club der Volksfreunde, der im Saale „zur Kaiserin von Oesterreich“ (Weihburggasse Nr. 906) seine Zusammenkünfte hielt, kam er mit den Vertretern der meisten Wiener Journale zusammen und suchte nach verschiedenen Seiten Verbindungen anzuknüpfen. Dort traf er auch zwei alte Bekannte: Ernst von Schwarzer und Leopold Landsteiner. Letzteren gewann er für sein Unternehmen. Am 16. Juni erschien die erste Nummer der „Kleinen Reichstagszeitung zur Belehrung des Volkes“ mit dem Motto; „Freiheit des Glaubens – Unverletzlichkeit des Rechtes der Besprechung“, gedruckt bei Blasius Höfel, als deren verantwortlicher Redacteur er genannt war. Aber das Blatt [164] erlebte nur fünf Nummern, deren letzte am 20. Juni ausgegeben wurde. Das aber war nur eine Mystification, von welcher er selbst nichts wußte, wie es Helfert in seinem Werke „Die Wiener Journalistik im Jahre 1848“ S. 102 nach Zang’s eigener Mittheilung berichtet. Das epochemachende Blatt „Die Presse“ erschien erst mehrere Wochen später am 3. Juli mit gleichem Motto wie die „Kleine Reichstagszeitung“, und daselbst erscheint August Zang als Herausgeber und Leopold Landsteiner als verantwortlicher Redacteur, und das Blatt wurde in der Druckerei der (amtlichen) „Wiener Zeitung“ bei den Ghelen’schen Erben täglich, einen Bogen stark, gedruckt. Was nun die speculative Seite des Blattes und seine Stellung zur übrigen Journalistik des Jahres 1848 betrifft, so verweisen wir darüber auf das oben genannte Buch des Freiherrn von Helfert, der das ausführlich behandelt und überhaupt noch Manches über Zang’s Verhalten im Jahre 1848 mittheilt. Wir können uns nun, nachdem wir die wichtigste That im Leben Zang’s ausführlich dargestellt, im Folgenden kürzer fassen. Die Haltung, welche das bis dahin streng conservative Blatt in der den Octobertagen folgenden militärischen Reaction einschlug, veranlaßte (Decret vom 8. December) 1849 dessen Verbot. Zang machte nicht viel Umstände und übersiedelte mit seiner Zeitung nach Brünn, wo kein Belagerungszustand dem Erscheinen derselben entgegenstand. Er kehrte später, nachdem die Verhältnisse milder geworden, nach Wien zurück, wo er in seinem Blatte mitunter eine Haltung annahm, die ihn mit dem Preßgesetz in mehrfachen Conflict brachte, wie es die Preßprocesse, welche Saphir, Friedmann, Chiolich, Seb. Brunner und Andere gegen ihn anstrengten, beweisen. Warrens bezichtigt Zang in einem entschiedenen Artikel geradezu der Käuflichkeit, Sitter steht nicht an, „die Presse“ der Sechziger-Jahre das corrupteste Blatt in corruptester Zeit zu nennen und hält Zang dessen eigenen Ausspruch entgegen: „Meine Zeitung ist ein Kramladen, ich verkaufe Publicität!“ Zuletzt brach zwischen den Leitern des Blattes ein so entschiedener Zwiespalt aus, daß sich zwei Hauptbetheiligte desselben, die Redacteure Friedländer und Etienne, von dem Unternehmen trennten und ein eigenes Blatt, die „Neue Freie Presse“, im September 1864 ins Leben riefen. Mit den Ausscheidenden trat ein nicht geringer Theil der bisherigen, und zwar besten Mitarbeiter zur Redaction des neuen Blattes über, und seit dieser Zeit erschienen die alte „Presse“ und die „Neue Freie Presse“ als zwei getrennte selbständige Organe. Zang war bereits 1861 in den niederösterreichischen Landtag und als im nämlichen Jahre die Wahlen für den neuen Gemeinderath der Großcommune Wien statthatten, in dem III. Wahlbezirke (Landstraße) in denselben gewählt worden. Ueber die ihm als Landtagsabgeordneten zukommenden Diäten hatte er für die abgelaufene Session 1863 verfügt: daß die Interessen einer fünfpercentigen Staatsschuldverschreibung von 1000 fl. einem zum 3. Bezirke gehörigen, der Unterstützung bedürftigen würdigen Schüler der in diesem Bezirke befindlichen Oberrealschule als jährliches Stipendium zuzuwenden seien. 1867 verkaufte er die „Presse“ und vertauschte die Stellung des bisherigen Journaleigenthümers mit der eines Bankleiters, gründete in Wien die „Vereinsbank“ und blieb an der Spitze [165] derselben bis zum Jahre 1872, in dessen erstem Viertel er auch von der Bankleitung zurücktrat, und lebte nunmehr zurückgezogen von allen öffentlichen Geschäften, bis ihn 1888 im Alter von 81 Jahren nach kurzer Krankheit der Tod ereilte. Er hinterließ ein Vermögen, das nach Millionen zählte – man sprach von zehn Millionen. Das Charakterbild eines Mannes wie Zang zu entwerfen, fällt außerhalb des Rahmens dieses Werkes, und was die öffentliche Meinung über ihn urtheilte, widerstrebt uns zu wiederholen.

Europa. Redigirt von Gust. Kühne (Leipzig, schm. 4°.) 1850, S. 424 in der Chronik. – Humorist. Redigirt von Saphir (Wien, 4°.) 1854. Nr. 72: „Ein Kuß in Ehren an die „Wiener Presse“ . Von M. G. Saphir. – Bohemia (Prager polit. und Unterhaltungsblatt. 4°.) 1856, Nr. 185, Beilage, S. 191. „Proceß Saphir“. – Der Proceß der „Presse“ gegen die „Wiener Kirchenzeitung“ (Wien 1859) gr. 4°., 15 S.). – Das Vaterland (Wiener Parteiblatt, gr. Fol.) 1861, Nr. 76 im Feuilleton: „O. Bernhard Friedmann contra August Zang“. – Dasselbe. 1861, Nr. 32: „Artikel von Eduar Warrens gegen Aug. Zang“. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1862. Nr. 81: „Preß-Proceß Zang contra Chiolich“. – Morgen-Post (Wiener polit. Blatt) 1862. Nr. 81 im Feuilleton: „Proceß Zang-Chiolich“. – Wiener Zeitung, 1863. Nr. 80, S. 79). – Neue Freie Presse (Wiener Blatt) 20. Juli 1865, Nr. 319: „Die alte „Presse“ und die „Neue Freie Presse“. – Oesterreichischer Volksfreund (Wien, Fol.) 1867, Nr. 93 im Feuilleton. – Der Correspondent (Wiener Blatt) 1872, Nr. 43 im Feuilleton: „Blecherne Memoiren eines Journalisten von Eisen“. Von Karl Sitter. IV. – Dasselbe Blatt, 1872, Nr. 45 im volkswirthschaftlichen Theile: „Der Rücktritt des Herrn Aug. Zang“. – Allgemeine Zeitung (München, Cotta, 4°.) 7. März 1888, Beil. 67, S. 989 in der Rubrik „Verschiedenes“.
Chargen in dem Spott- und Witzblatt „Die Bombe“ 2. Februar 1873. Ueberschrift: „August Zang“. Von C. v. Stur (Fol.). [Zang als Postillon, über Judenköpfe einherschreitend, schwingt die Peitsche, deren Schnur die Worte „finanzielle Fragmente“ bilden]. – Im „Figaro“ (Wiener Spott- und Witzblatt, 4°.) 1864, Nr. 41: „Alte „Presse“ und „Neue Freie Presse“: 1865, Nr. 7 und 8: „On revient toujours à ses premiers amours“; 1865, Nr. 44, 45: „Ritter Zwick von der Raubfeder“; Nr. 46: „Zum Figaro dem Tyrannen schlich | Herr Zang u. s. w.; Nr. 47: „Das Zwerglein“. – Auf einer Nummer des „Figaro“, dessen Jahrgang 1865 ich antiquarisch kaufte, stand neben der Charge Zang’s als Hartriegl mit Bleistift: „Der Begründer der journalistischen Käuflichkeit,[WS 2] der erste Verderber der öffentlichen Meinung“. – Humorist, 1857, Nr. 65: „Bilder ohne Worte. 1. Vorher 2. Nachher.“

Berichtigungen und Nachträge

  1. Zang, August (Gründer der „Presse“ in Wien). Nach dem Erscheinen der Lebensskizze im 59. Bd., S. 162, sind in namhaften Blättern noch mehrere Nekrologe erschienen, welche nicht nur die journalistische Wirksamkeit des Verblichenen, sondern auch seine nationalökonomische und humanitäre ins Auge fassen, und welchen wir vorurtheilslos auch in diesem Werke eine Stelle gönnen. So bezeichnet die „Neue Freie Presse“ vom 20. März 1888 Zang als einen der letzten jener Männer, welche als die Pionniere der österreichischen Publicistik an den leidenschaftlichen Parteikämpfen des Jahres 1848 unerschrocken und unbeirrt durch die Drohungen und Einschüchterungen theilgenommen und in jenen unruhigen und stürmisch bewegten Tagen die bleibende und dauernde Grundlage für die weitere Entwickelung der Journalistik in Wien und in Oesterreich überhaupt geschaffen haben. Die „Presse“ hatte sich in einer Zeit, welche der Publicistik nichts weniger denn günstig war und als Anpreisungen financieller und ähnlicher Projecte noch nicht auf der Tagesordnung standen, so viel Ansehen erworben, daß z. B. der damalige Ministerpräsident Felix Fürst Schwarzenberg selbst in brieflichen Verkehr mit August Zang trat und mit demselben seine Ansichten über Zweckmäßigkeit oder Unzweckmäßigkeit von Publicationen tauschte. Einen Brief dieser Art theilt die „Neue Freie Presse“ 20. März 1888 mit. Die Haltung aber, welche Zang’s Zeitung gegenüber der damaligen Regierung einnahm, veranlaßte, daß ihm im December 1850 durch die Wiener Stadtcommandantur streng verboten wurde, den Belagerungsrayon von Wien zu betreten, widrigenfalls er auf Belagerungsdauer ausgewiesen und wegen Uebertretung jenes Verbots gestraft würde. Den Druckern der Zeitung wurde mit Entziehung der Concession gedroht. Dasselbe widerfuhr der „Presse“ in Gratz und Brünn, von wo dann Zang nach London sich begab. Den Anstoß zur Aufhebung des Verbotes der „Presse“ in Wien gab der damalige Polizeiminister General von Kempen, welcher Zang kannte, da dieser wegen einer Gewehrerfindung als Kaiserjäger-Officier nach Wien zum, Generalstab berufen worden. Kempen ließ Zang in London durch Polizeirath v. Felsenthal aufmerksam machen, daß er geneigt sei, unter gewissen Cautelen die Wiederherausgabe der „Presse“ in Wien zu gestatten. Zang folgte dem Winke des Generals, und so [356] fand die „Presse“ aus ihrem Exil in Brünn ihren Weg zurück nach Wien und entfaltete sich im großen Style. Zang, sagt ein Wiener Journalist (R. Valdeck) in einem Feuilleton, betitelt: „Wie die Concordia entstanden ist?“ („Wiener allgemeine Zeitung“, Morgenbl., 21. October 1884, Nr. 1670), Zang ist der eigentliche „Gestalter des Wiener Zeitungswesens, namentlich seines geschäftlichen Theiles. Sein durchdringender praktischer Verstand, seine unermüdliche Arbeitskraft, sein hervorragendes Organisationstalent würde es außerhalb Wiens überall zu einer großen administrativen Stellung gebracht haben, aber seine bis zur Härte und oft durch Voreingenommenheit getrübte Verstandesnatur stand ihm überall im Wege.“ Als die constitutionelle Aera dämmerte, suchte der nachmalige Verfassungsminister Anton Ritter von Schmerling, wie Felix Fürst Schwarzenberg innige Fühlung mit Zang und lud ihn in einem Schreiben vom 8. December 1860 („Neue Freie Presse“ 20. März 1888) zur Eröffnung eines regen persönlichen Verkehrs ein. Die mexikanischen Kaiserpläne des Erzherzogs Ferdinand Max fanden keinen entschiedeneren Gegner als Zang; er wurde in dieser Gesinnung auch nicht wankend, als er Februar 1864 Gast des zum Kaiser von Mexiko erhobenen Max in Miramare war, und lehnte das ihm verliehene Officierskreuz des Guadeloupeordens ehrerbietig, aber entschieden ab. Die werkthätige Unterstützung, die er in der „Presse“ der Verfassungspartei in der Jugend der Verfassung geleistet, erkannte Moriz von Kaiserfeld in einem an ihn gerichteten Brief aus Gratz 13. October 1865 warm an. Auch nach der nationalökonomischen Richtung ist Zang’s Wirksamkeit beachtenswerth. Als Gemeinderath der Stadt Wien ließ er im Verein mit einigen Gleichgesinnten auf eigene Kosten englische Ingenieure zum Studium der Hochquellenleitung kommen, studirte selbst in Belgien das Canalsystem, um einen Modus zu finden, wie der Wiener-Neustädter Canal als Nutzwasserleitung für Wien ersprießlich gemacht werden könnte; trat mit bestimmten Plänen für die Einrichtung des großen Stadtparks und des Kinderparks in demselben ein und agitirte für die Bahnlinie Wien-Novi, sowie für die Verlegung der Casernen in ein „Militär-Lager“. Im Landtage, nachdem er, wie schon gemeldet, seine Diäten für die Erziehung eines Knaben gewidmet, trat er selbst für die Diätenlosigkeit der Abgeordneten ein. Sonst fehlte ihm für die parlamentarische Thätigkeit die Gabe der Rede und auch die kleinste Dosis diplomatischer Klugheit, indem er sich nur von den Eingebungen seiner Leidenschaft – bekanntlich die verderblichste Methode, die niemals Segen, aber immer nur Unheil stiftet – bestimmen ließ. Ein Hochverrathsproceß infolge eines am Tage der Schlacht bei Königgrätz (3. Juli 1866) erschienenen Artikels bestimmte ihn endlich, das Anerbieten, die „Presse“ der Regierung zu verkaufen, anzunehmen. Dabei blieb er doch immer beim Blatte mitthätig. Obwohl er nur selten selbst zur Feder griff, so wachte er doch sorgsam und unausgesetzt über alle Arbeiten im redactionellen Theile; kurz er kümmerte sich um die kleinsten Einzelheiten, daß ja nichts in das Blatt gerieth, was ihm nicht paßte. Dabei schulte er das ganze Redactionspersonal nach dieser Methode und brachte das Todtschweigen ihm mißliebiger Personen in ein förmliches System. Dabei war aber sein Hauptaugenmerk allzeit neben dem Inhalt [357] des Blattes auch der technischen Herstellung desselben und dem Betriebe, sowie dem Inseratenwesen zugewendet. In Paris hatte er kennen gelernt, daß ein großes Blatt zu jenen Preisen, welche das Publicum für dessen Abonnement bezahlen will, ohne reichliche Einnahme aus dem Inserate sich nicht auf eigene Füße zu stellen vermag, und daß umgekehrt wieder alle Zweige des öffentlichen Verkehrs aus einer verständigen Benützung des Inserates Vortheile ziehen. Heutzutage sind dies wirthschaftliche Gemeinplätze für das Publicum wie für die Zeitungsunternehmer, freilich ohne Rücksicht darauf, was das Inserat enthält, für welches der Redacteur keine Verantwortung übernimmt. Damals war das für Wien und Oesterreich eine Neuerung, welcher Zang erst allmälig Bahn brechen mußte. Die Quellen seines Reichthums sind zunächst in seiner geradezu mährchenhaft ausdauernden Arbeitsthätigkeit und seinem streng eingehaltenen oben geschilderten System, mit möglichst geringem Kraftaufwand möglichst großen Effect zu erzielen, zu suchen. In der Finanzwelt genoß Zang den Ruf eines weitblickenden umsichtigen Mannes.. Die Ziffer seines hinterlassenen, auf zehn Millionen berechneten Vermögens wird aber doch zu hoch angeschlagen. Das bei der Creditanstalt von jeher deponirte Barvermögen wurde auf eine Million in Werthpapieren berechnet; dazu gehört noch das Palais in Wien und das Schloß Greißenegg, beides kostspielige Voluptuarien ohne Einnahmen, und ein gesperrtes in vernachlässigtem Zustande befindliches Braunkohlenbergwerk, das jetzt Zang-Thal heißt. Als Gründer der Vereinsbank – zwei Jahre nach dem Verkauf der „Presse“ – verfocht er das Princip, daß der Verwaltungsrath die Hälfte des Actiencapitals selbst zeichnen müsse. Die Prosperität des Unternehmens war wohl größtentheils sein Werk. Eine Meinungsverschiedenheit in der Beurtheilung eines Geschäftes, das er ungünstig für die Actionäre erachtete, führte seine Demission herbei, und er verzichtete entschieden auf den Wiedereintritt in die Bank und auf die gewinnbringende Verwaltungsrathsstelle. Zum Kampfe gegen die financiellen Mißbräuche und schwindelhaften Speculationen des Ausstellungsjahres 1873 gründete er mit einem Aufwande von 20.000 fl. die „Financiellen Fragmente“, in denen principiell kein Inserat und keine Reclame Aufnahme fand, und für welche er große Opfer brachte. August Zang war in zweiter Ehe (nachdem er – nach dem Tode seines einzigen Kindes – von seiner ersten Frau geschieden und Staatsbürger von Coburg-Gotha geworden war) mit dem illyrisch-venecianischen Edelfräulein Ludovica von K(H)reglianovich aus dem uralten Geschlechte der Herren von K(H)reglianovich-Albinoni Burggrafen von Zengg und Wojwoden von Livno (reichsdeutsche Adelserhebung vom Jahre 1558, erzherzoglich österreich. Ritterstandsdiplom ddo. Gratz 21. Juni 161., k. k. Adelsanerkennung als Nobile ddo. 20. August 1822) vermält. Frau Ludovica Zang widmete als Vollstreckerin des Testaments mit Wissen und Willen ihres Gatten, Thornwaldsen’s „Amor den Pfeil prüfend“, die einzige im Privatbesitze befindliche Statue dieses Meisters, seiner von ihm so sehr geliebten Vaterstadt Wien „als letzten Liebesgruß des letzten Altösterreichers“. Außerdem übersendete in demselben Sinne die Witwe Zang 50.000 fl. als August Zang-Stiftung [358] für das nothleidende Kleingewerbe, ferner spendete er ansehnliche Beiträge: der Wiener freiwilligen Rettungsgesellschaft, dem Schriftsteller- und Journalistenverein „Concordia“, für die Witwen und Waisen der Setzer der „Presse“, die Hausarmen Wiens, die Gratzer „Concordia“, die protestantischen Diaconissen in Wien u. a. m. Ferner spendete die Witwe aus Anlaß der Vollendung des Lexikons und der Einschaltung dieses Nachtrages zur Biographie ihres verewigten Gatten die Summe von 1500 fl. ö. W. für wohlthätige Zwecke in Wien und Berchtesgaden. [Band 60, S. 355 ff.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: S. 403
  2. Vorlage: Käuflicheit