BLKÖ:Birago, Karl Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Birányi, Achaz
Band: 1 (1856), ab Seite: 402. (Quelle)
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Birago, Karl Freiherr von (k. k. Oberst und Unterlieutenant der kön. lombard.-venet. adeligen Leibgarde, geb. zu Cascina d’Olmo in der Gemeinde Locate bei Mailand 24. April 1792, gest. zu Wien 29. Dec. 1845). Nachdem er seine erste Bildung an den Seminarien zu Castello, unweit Lecco, und zu Monza erhalten hatte, kam er an die Universität nach Pavia und machte daselbst in seinem Lieblingsfache, der Mathematik, solche Fortschritte, daß er schon im Alter von 17 Jahren eine Anstellung als Geometer beim Kataster erhielt. Im J. 1812, trotz des überschrittenen Normalalters in die Militärschule zu Pavia aufgenommen, ward er ein Jahr darnach in Anerkennung seiner hervorragenden Eigenschaften zum Unterlieutenant der Infanterie ernannt und hielt zugleich als Adjutant der Militärschule Vorträge aus der Geographie und Geschichte. Von da an bis zum J. 1826, während welcher Zeit er zum Unterlieut. im Pionniercorps und, nachdem er die deutsche Sprache sich vollkommen eigen gemacht, zum Lehrer der Mathematik in der Pionniercorpsschule befördert wurde, leistete er an verschiedenen Plätzen Italiens die wichtigsten in sein Fach einschlagenden Dienste, so im militärisch-geographischen Institute zu Mailand, bei der Militärmappirung in der Lombardie, bei der Recognoscirung der Operationslinien gegen Piemont (1821), bei der Triangulirung in Valmagra u. s. w. Die Erfolge seiner ununterbrochenen Studien zeigten sich aber in glänzender Weise in Erfindung der Laufbrücken, mit welcher er im J. 1825 die ersten gelungenen Versuche machte. Im Jahre 1826 mußte er eine [403] Exercirvorschrift für das Schlagen dieser Brücken entwerfen und sonst noch an den neuen Laufbrücken Verbesserungen nach seinen Angaben anbringen. Gleichzeitig avancirte er zum Oberlieutenant im Generalstabe. Nachdem im Jahre 1828 mit Allerhöchster Entschließung seine Erfindung in der Armee eingeführt und ihm die Oberleitung dieses Bauzweiges anvertraut worden war, erhielt er unter Einem als Belohnung den Orden der eisernen Krone 3. Classe. Ein anderer Vorschlag B.’s: „Die vom Ingenieurmajor Martony zur unschädlichen Betretung der Minengalerien nach erfolgter Entladung der Mine erfundene Rettungsmaschine auch zum Untertauchen im Wasser geeignet zu machen,“ ward ebenfalls wegen erprobter Zweckmäßigkeit genehmigt. Während der Ueberschwemmung des Jahres 1830 in Wien zeigten sich die Vorkehrungen B.’s in ihrer ganzen Wichtigkeit, und er sah sich durch die Verwendung der Deckelschiffe des Pionniercorps in den Stand gesetzt, viele Menschenleben zu retten. In demselben Jahr zum Hauptmanne befördert, ging er auf den Wunsch Sr. k. Hoheit des Erzherz. Maximilian nach Linz, um sich beim Baue des festen Lagers und der Thürme daselbst zu betheiligen, welch' letztere er mit zweckmäßiger Laffetirung und geeigneten Bettungsrahmen für die in ihrem Innern aufgestellten Haubitzen versah. Nachdem er an diesem Orte fünf Jahre lang verweilt, folgte er mit kais. Genehmigung einem Rufe des Herzogs Franz IV. von Modena, um die Befestigungen herzustellen, welche zur Deckung des Po-Ueberganges bei Brescello erforderlich waren. In beiläufig anderthalb Jahren hatte er seine Aufgabe glänzend gelöst, und ward nach seiner Rückkehr (Ende 1836) zum überzähligen Major im Generalstabe ernannt. In den Jahren 1837–39 verfaßte er im höheren Auftrage eine „Anleitung zur Ausführung der im Felde am meisten vorkommenden Pionnierarbeiten“ und „Untersuchungen über die europäischen Militär-Brücken-Trains und Versuche einer verbesserten allen Forderungen entsprechenden Militär-Brückeneinrichtung.“ Im Jahre 1839 ging er zum zweiten Male über Aufforderung des Herzogs nach Modena, um bei Brescello eine Militärbrücke über den Po nach seinen Ideen zu construiren. Es gelang ihm dies trotz ungünstiger Verhältnisse vollkommen. Im J. 1840 befand er sich im Auftrage des Hofkriegsrathes auf einer Rundreise an die Höfe von Lucca, Florenz und Rom, um zur Verfertigung einer Generalkarte von Italien die nöthigen Materialien aufzusuchen. In demselben Jahre noch stellte er Pontons zu einer Brücke über die große Donau bei Wien her, worauf seine Beförderung zum Oberstlieutenant im Inf.-Reg. Prohaska erfolgte. Eine so vielseitige, erfolgreiche Thätigkeit mußte auch die Aufmerksamkeit des Auslandes auf sich ziehen; die fremden Souveräne sendeten ihre technischen Officiere zu B. in die Schule und überhäuften ihn mit Anerkennungen aller Art. Seinen Eintritt in die kön. lombardisch-venetianische adelige Leibgarde verdankte er dem Entwurfe eines Studienplanes für dieselbe. Im J. 1841 ward seine Brückeneinrichtung „in allen ihren Theilen, nach dem Systeme des Erfinders, als einzige Kriegsbrücke bei der Armee“ eingeführt. Zugleich erfolgte seine Ernennung zum Obersten, sowie am 1. Nov. 1842 die zum Unterlieutenant in der Nobelgarde. Ein Jahr darnach mußte er sich zur Ermittlung der Sperrpuncte auf den aus dem Golf von Spezzia über Parma und Reggio in’s Po-Thal führenden Straßen, und um sich hierüber mit Modena und Parma in’s Einvernehmen zu setzen, ein drittes Mal nach Italien verfügen. Im Jahre 1844 übernahm er das Pionnier-Brigade-Commando; auch bereiste er [404] die Donau und Save in militärischer Beziehung. Im Jahre 1845 erhielt er das Commandeurkreuz des Ordens der eisernen Krone und damit den Freiherrnstand. Es war das Jahr seines allzufrühen Todes, der ihn inmitten reicher Pläne und erneuerter Thätigkeit, als Folge übermäßiger Anstrengung, nach viermonatlichem Krankenlager, überraschte.

Oestr. Militär. Zeitschrift 1846, Bd. II. S. 3 ff. – Oestr. Militär-Konversations-Lexikon. Herausgeg. von Hirtenfeld und Dr. Meynert (Wien 1851) I. Bd. S. 415. (Artikel von Mt.) – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Aufl.) II. Bd. S. 706. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) VI. Bd. Sp. 116. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1853, Bibl. Inst., Lex. 8°.) Supplem. II. Bd. S. 167. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien 8°.) V. Jahrg. 1846, S. 17 [geben den 30. Dec. 1845 als B.’s Todestag an]. – Wappen: Ein von schwarzer, rother und blauer Farbe halb in die Länge und Quere getheilter Schild. Im oberen rechten schwarzen Felde drei goldene Querbalken, je mit drei Zinnen u. Gegenzinnen. Im oberen linken rothen Felde ein silberner Thurm mit vier Zinnen und verschlossenem schwarzem Thore. Die untere blaue Hälfte durchzieht eine hölzerne, auf zwei Böcken ruhende Laufbrücke, und in dem unter derselben sich verbreitenden Gewässer erscheint ein Taucher, dessen Kopf mit einer silbernen Maske verhüllt ist und welcher auf dem Rücken eine eiserne ovale Flasche trägt, aus welcher zwei Röhren bis zur Maske reichen.