Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Feniczy, Johann
Band: 4 (1858), ab Seite: 175. (Quelle)
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Fenner, Daniel, vormals Fenner von Fenneberg (Insurgentenführer in Oesterreich und in der Pfalz im [176] Jahre 1848, geb. zu Trient in Tyrol um das J. 1820).[BN 1] Der berüchtigte Sohn des Helden und Mar. Theresien-Ordensritters und Feldmarschall-Lieutenants Fenner (s. d. Folgenden); war Zögling der Neustädter Militär-Akademie, trat 1837 als Cadet in die Armee, wurde Officier, als solcher aber 1843 entlassen. Nach Veröffentlichung seiner Schrift: „Oesterreich und seine Armee“ (1847), worin er die Organisation des österreichischen Heerwesens angriff, begab er sich nach Süddeutschland, bis ihn die Ereignisse des J. 1848 wieder nach Oesterreich zurückführten. Daselbst trat er in Wien in den Octobertagen als Adjutant Messenhausers auf und entkam nach der Einnahme Wiens durch die Kaiserlichen nach Deutschland. Bei der Volkserhebung in der Pfalz 1849 begab er sich dahin und wurde vom sogenannten Landesausschusse zum Oberbefehlshaber und Chef des Generalstabs des pfälzischen Insurgentenhaufens ernannt. Nachdem der auf seinen Rath unternommene Versuch, die Festung Landau zu überrumpeln, mißlang, erhielt er noch am Tage dieses Unfalls seine Entlassung. Er begab sich nun nach Baden, dann in die Schweiz; aus Zürch ausgewiesen, wanderte er nach Amerika aus, wo er im Jahre 1851 zu Newyork eine deutsche Zeitschrift „Atlantis“ begründete. Neben dieser Thätigkeit als Insurgent entwickelte er eine analoge als Schriftsteller. Anfänglich warf er sich auf die Belletristik, übersetzte und leitete mit einem Vorworte ein Alfieri’s „Von der Tirannei“ (Morheim 1845, 16°.). In dem belletristischen Sammelwerk „Aula der schönen Literatur“, erschien seine Uebersetzung des Romans: „Der Müller von Angiboult oder Georg Sand“ und im Jahr 1846 redigirte er die Ulmer Chronik, ein politisches Volksblatt. Nach der Katastrophe trat er aber als Berichterstatter der Ereignisse auf, in denen er eine so traurige Rolle gespielt, und gab heraus: „Geschichte der Octobertage. Geschildert und mit allen Actenstücken belegt“, 1 Theil (Leipzig 1849, 8°.); – „Zur Geschichte der rheinpfälzischen Revolution und des badischen Aufstandes“, zweite verm. und verbess. Auflage (Zürch 1850, Kisling, 8°.). Seine poetischen Schöpfungen aus dieser Epoche nannte er bezeichnend: „Galgenlieder“ (Bingen 1848, Holenza, 8°.). Die angeführten Schriften charakterisirt eine Frechheit und Verruchtheit der Gesinnung ohne Gleichen. Mittelst kriegsrechtlichen Urtheils vom 4. Aug. 1849 ist F. ob Verbrechen des Hochverrats seines Adels für verlustig erklärt worden.

Dieser ist nicht zu verwechseln mit einem andern Schriftsteller, gleichfalls Daniel F. v. F., von dem mehrere belletristische Arbeiten erschienen sind. – Europa, redigirt von Kühne 1850, S. 188: „Zur deutschen Insurgenten-Literatur“ [mit treffenden Randglossen über F.’s „Geschichte der rheinpfälzischen Revolution“; sagt zu Ende: „Eine Schmach für die Revolutionen dieses Zeitalters, daß diese bramarbasirende Lieutenantsseele, und wär’s auch nur auf Büchertiteln, sich „Obercommandant der Wiener Nationalgarde“ und „ehemaliger Chef der rheinpfälzischen Armee“ nennen darf“]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1842, Bibl. Inst., Lex. 8°.) III. Suppl. Bd. S. 515. – Die Geißel (ein Wiener Blatt, 4°.) 1844, Nr. 77. – (Brockhaus) Conversat.-Lexikon (10. Aufl.) VI. Bd. S. 4. – Nouvelle Biographie générale … publiée sous la dir. de Mr. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XVII. Bd. Sp. 344.[BN 2]

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Fenner, Daniel [s. d. Bd. IV, S. 175], gest. zu Bregenz in Tirol am 15. Februar 1863. Nachdem es F. gelungen war, nach der Einnahme Wiens im Jahre 1848 sich durch die Flucht der Verfolgung durch das Kriegsgericht zu entziehen, wurde er in contumaciam zum Tode verurtheilt und in effigie gehenkt. Nun betheiligte er sich am badischen Aufstande, und zuletzt flüchtete er sich nach Amerika. Dort erhielt er sich theils in New-York, theils in Cincinnati mit Stundengeben und journalistischen Arbeiten, dann als Dollmetscher beim New-Yorker Polizeigerichte und als öffentlicher Notar, bis er im Jahre 1858 Director einer Eisenbahn wurde. Wahnsinnsanfälle nöthigten ihn, diese Stelle aufzugeben. Er kehrte 1859 nach Europa zurück, und von Hamburg aus richtete seine Frau ihre Bitte an Se. Majestät um Amnestirung ihres Gatten und erhielt die Erlaubniß zu einem sechsmonatlichen Aufenthalte Fenner’s in Bregenz, wo er auch an einer Gehirnerweichung, erst 42 Jahre alt, starb. Die verschiedenen Angaben seines Sterbetages, als welcher bald der 10., 11., 16. Februar bezeichnet wird, werden durch einen in der „Allgemeinen Zeitung“ abgedruckten Brief seiner Frau, einer gebornen Gräfin Ferrari, welche sich selbst mit Schriftstellerei beschäftigt hat, berichtigt. Sie gibt den 15. Februar als seinen Todestag an. Während seines Aufenthaltes in Stuttgart im Jahre 1860 veröffentlichte er sein Werk: „Transatlantische Studien“ (Stuttgart und Wildbad 1861, C. A. [405] Sonnewald), ein Buch, jenen insbesondere zur Lectüre zu empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, Europa zu verlassen, um in Amerika eine neue Heimat zu finden.
    (Gratzer) Tagespost 1863, Abendbeilage zu Nr. 39. – Bohemia (Prager Blatt. 4°.) 1863, Nr. 43. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1858, Nr. 97; 1859, Nr. 305; 1862, Nr. 52; 1863, Nr. 47 u. 71. – Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1863, Nr. 48. – Deutsche allgemeine Zeitung (Leipzig, 4°.) 1861, Beilage zu Nr. 200. – Breslauer Zeitung 1863, Nr. 81: „Eine verkommene Existenz“, und Nr. 119. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, 4°.) 1859, Nr. 239, Beilage: „Correspondenz aus New-York“. – Zeitung für Norddeutschland 1863, Nr. 4329. [Band 11, S. 404 f.]
  2. E Fenner von Fenneberg, Daniel [Bd. IV, S. 175; Bd. XI, S. 404].
    Deutsche allgemeine Zeitung (Leipzig, 4°.) 1863, Beilage Nr. 58: „Erklärung der Witwe Fenneberg“. – Süddeutsche Zeitung (Frankfurt a. M.) 1863, Nr. 93. [Band 26, S. 377]