Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 418. (Quelle)
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Eckardt, Ludwig (Schriftsteller, geb. in Wien um das J. 1827).[BN 1] Ist der Sohn wohlhabender Eltern und besuchte die Schulen in Wien. Von den großen Dichtern Deutschlands begeistert, begann der Jüngling selbst zu dichten und da es ihm an einem Führer gebrach, der das reiche Talent E.’s in die rechte Bahn geleitet hätte, fehlte es nicht an komischen Zwischenfällen. Als im Jahr 1847 sein Stück „Die Kinder der Räuber“ im Josephstädter Theater gegeben worden, war das Haus, weil der Wiener an einen „süperben Jux“ für diesen Abend dachte, gedrängt voll. Das Stück, eine eigenthümliche Zusammenstellung von Genialem und Tollem, erfuhr ein Ende, welches man vorausgesehen hatte. Am folgenden Abend übernahm E. selbst die Rolle des Helden, weil er behauptete, die Darsteller hätten sein Drama verdorben. Unter Spektakel und unauslöschlichem [419] Gelächter spielte E. mit einer Ruhe und Ausdauer fort, die eines bessern Gegenstandes würdig gewesen wäre. So war E.’s Name bereits in Aller Mund, als die Ereignisse des J. 1848 hereinbrachen. Sein Verhalten in jenen Tagen als Mitglied des Ausschusses der Wiener Aula war der Art, daß E. zuletzt flüchtig werden mußte. Nach einiger Zeit ließ er sich in der Schweiz in Bern nieder, und wurde längere Zeit von ihm nichts gehört, bis er im Jahre 1852 mit einem literar-ästhetischen Werke vor das Publicum trat, welches die allgemeine Aufmerksamkeit auf den Vergessenen richtete. Dies Werk sind die „Vorlesungen über Goethes Torquato Tasso“ (Bern 1852, Fischer, 314 S. 8°.), worin sich eine seltene Logik in der Behandlung des Gegenstandes, Feinheit des Geschmacks und ein Vorrath von tüchtigen Kenntnissen kund gaben. Das Buch wird von Fachmännern den gediegensten Schriften über Goethe beigezählt. Aus demselben entnahmen wir auch, daß der Verfasser sich mit einer selbständigen Abhandlung und ästhetischen Untersuchung über das Wesen des poetischen Spruches beschäftige, welche er aber bisher nicht veröffentlicht hat. E.’s übrige Schriften sind: „Verwehte Blätter eines Dramaturgen“ (Wien 1847); – „Bern im Bunde. Festgedichte“ (Bern 1853, Blom, 16 S. 8°.); – „Schillers Geistesgang“ (Ebenda 1853, 15 S. 4°.) und „Dramaturgische Studien I.“, auch unter dem Titel: „Vorlesungen über Shakspeare’s Hamlet“ (Aarau 1853, Sauerländer, 199 S. 8°.). E. lebt derzeit in Bern, wo er als Docent der Aesthetik an der dortigen Hochschule Vorlesungen hält.[BN 2][BN 3]

Blätter für liter. Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) 1852, S. 1191. – Dieselben 1853, S. 1132. – Grenzboten, herausg. von Ign. Kuranda[WS 1] 1847, IV. Bd. S. 255 [beleuchten L. Eckardts Wirken vor dem J. 1848]. – Wanderer 1856, Nr. 138. – Siebenbürger Bote 1856, Nr. 62 [enthält den Brief E.’s und seine Angelegenheit mit Laube, dessen „Karlsschüler“ betreffend, die bei Gelegenheit des Bacherlstreites zur Sprache gebracht worden].

Berichtigungen und Nachträge

  1. Eckardt, Ludwig [Bd. III, S. 418; Bd. XI, S. 398; Bd. XIV, S. 431], gest. zu Teschen in Oesterreichisch-Schlesien am 1. Februar 1871.
    Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) 1871, S. 174. – Kurz (Heinrich), Geschichte u. s. w., wie bei Bauernfeld, Bd. IV, S. 37 b, 486 a, 496 a, 511 a, 670 a, 674 b, 675 b, 698 b, 922 a. – Zwischen-Akt (Wiener Theaterblatt) 1871, Nr. 34 [heißt daselbst irrig Eckhardt statt Eckardt]. [Band 24, S. 398]
  2. E Eckardt, Ludwig, dramatischer Dichter und Schriftsteller [s. d. Bd. III, S. 418]. Die von mehreren Seiten gehegten Erwartungen, E. werde in sein Vaterland zurückkehren, was ihm bei den veränderten Verhältnissen in demselben auch leicht geworden wäre, haben sich nicht bestätigt. Er blieb noch mehrere Jahre als Docent und Schriftsteller in der Schweiz thätig, und zwar anfänglich in Bern, bis er Mitte October 1860 als Professor der deutschen Sprache an die höhere Lehranstalt nach Luzern berufen wurde. Gegen seine Ernennung legten sämmtliche geistliche Professoren der Luzerner Cantonsschule Protest ein und als Grund ihres feindseligen Auftretens gegen den Dichter legten sie ein Fragment aus seinem Stücke: „Elisabeth von Scharlachthal“ vor, welches in der Zeitschrift „Die Schweiz“ abgedruckt war. Aber dieser Protest einiger Glaubensfanatiker machte die maßgebende Behörde nicht irre und Eckardt blieb an seinem Posten. Die bei Antritt desselben gehaltene Rede erschien auch unt. d. Tit.: „Ueber die Stellung des deutschen Sprachunterrichts im Organismus des Gymnasiums und die Art und Weise seiner Behandlung“ (Luzern 1861) im Drucke. Im Jahre 1862 folgte Eckardt einem Rufe des Großherzogs von Baden nach Karlsruhe, um dort mehrere Winter hindurch Vorlesungen über Aesthetik und Kunstgeschichte zu halten; zugleich ist E. zum großherzogl. Hofbibliothekar ernannt worden. Zu den bereits im Hauptartikel dieses Werkes angegebenen Werken sind hinzuzufügen: „Anleitung, dichterische Meisterwerke auf eine geist- und herzbildende Weise zu lesen“ (Jena 1857, Hochhausen, 8°.); – „Die theistische Begründung der Aesthetik im Gegensatze zu der pantheistischen“ (ebd. 1857, 8°.); – in den „Erläuterungen zu den deutschen Klassikern“, welche zu [399] Jena bei Hochhausen erscheinen, bearbeitet E. die dritte Abtheilung, nämlich Schiller’s Werke, und sind von ihm bereits „Schiller’s Geistesgang“, „Die Räuber“, „Fiesco“, „Kabale und Liebe“ erschienen; ferner gab er heraus: „Nationalität oder Freiheit. Centralisation oder Föderation?“ (Jena 1859); – „Friedrich Schiller und seine Stellung zu unserer Gegenwart und Zukunft“ (ebd. 1859); – „Dramatische Werke“. Theil I–III (ebd. 1859 und 1860); sie enthalten: „Sokrates“, in 2. Ausgabe, die erste ist 1858 erschienen; „Schill, Drama“ und „Palm, ein deutscher Bürger“, das erste und letzte dieser Dramen sind auch auf mehreren kleineren Bühnen gegeben worden, ohne jedoch, ungeachtet der seltenen Schönheiten dieser Dichtungen, durchzugreifen „Sokrates“ erhielt bei der Münchener Preisbewerbung im Jahre 1858 eine ehrenvolle Erwähnung; – in Gemeinschaft mit P. Volmar gab er heraus: „Die Schillerfeier des Berner literarischen Vereins und ihre Bedeutung für die Schweiz“ (Bern 1860, Frick); – allein wieder: „Fichte, ein Vorbild des deutschen Volkes und seine Bedeutung für die Gegenwart“ (Karlsruhe 1862); – „Weltbürger und Patriot, Trauerspiel in 5 Aufzügen“ (Wenigenjena 1862). Sein jüngstes Werk ist: „Nikolaus Manuel. Roman aus der Zeit der schweizerischen Glaubenskämpfe“ (Jena und Leipzig 1863, 8°.). In neuester Zeit verlautete es. E. solle zum Lehrer des Erbgroßherzogs von Baden bestimmt sein.
    Badische Landes-Zeitung 1862, Nr. 246. – National-Zeitung 1862, Nr. 538. – Wiener Schnell-Post, redig. von Chowanetz, 1863, Nr. 61–67: „Des Herrn Hofbibliothekars Ludwig Eckardt in Karlsruhr religiöse Reformvorschläge und neuester Roman“. – Presse (Wiener polit. Blatt, Fol.) 1862, Nr. 318 [im Berliner Briefe des Feuilletons von Kossak]. – Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) 1852, S. 1191 [über seine Vorlesungen über Tasso]; 1853, S. 1132 [über seine Vorlesungen über Hamlet); 1858, S. 418 [über seine theistische Begründung der Aesthetik]; 1861, S. 365 [über seinen Palm], S. 167; 1862, S. 954 [über Fichte], S. 711 [über Schiller’s Jugenddramen], S. 783 [über sein „Weltbürger und Patriot“]. – Die Wahl des Dr. Eckhardt in Bern zum Professor in Luzern im Herbste 1860. Antwort auf die „Eidgenossen“, Nr. 95, von J. Winkler (Luzern 1860, 8°.). [Band 11, S. 398]
  3. E Eckardt, Ludwig [s. d. Bd. III, S. 418, und Bd. XI, S. 398]. Indem E. durch dritthalb Jahre als dritter Bibliothekar bei der großherzoglichen Bibliothek in Karlsruhe beschäftigt war, erhielt er am 17. November 1864 mit einem Male seine Entlassung. Als Grund derselben wird das von dem Karlsruher Nationalverein ausgegebene und ihm zugeschriebene Programm bezeichnet. Jedoch [432] wird von der officiellen Karlsruher Zeitung die Sache in etwas anderer Weise dargestellt, indem es in einer die Eckhardt’sche Affaire betreffenden Stelle heißt, wie folgt: „Die großherzogliche Regierung wird man, während sie ihrem Programm entsprechend den Meinungen freien Spielraum läßt, auf allen Puncten, wo politischer Tact bethätigt werden muß, unerbittlich finden. Mit der politischen Doctrin des Herrn E. hat sein jüngstes Geschick somit wenig genug zu schaffen. Sie mag er auf dem Markte feilbieten, so lange er für dieselbe noch Käufer findet“. Mit Beginn des Jahres 1865 ist E. von Karlsruhe nach Mannheim übersiedelt, wo er die Redaction des Organs der deutschen äußersten Linken: „Das deutsche Wochenblatt“, redigirt, in welchem erst in neuester Zeit (September 1865) das Programm dieser Partei veröffentlicht wurde.
    Neue preußische (Kreuz-) Zeitung (Berliner Parteiblatt, gr. Fol.) 1864, Beilage zu Nr. 282: „Eckardt in Karlsruhe“. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1864, Nr. 83 u. 93, in der „Kleinen Chronik“. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1864, Nr. 322. [Band 14, S. 431 f.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Joh. Kuranda.