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Artikel „Reginar (Raginar) Langhals, Graf im Haspen- und Hennegau“ von Karl Uhlirz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 552–557, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reginar&oldid=- (Version vom 10. Dezember 2024, 01:57 Uhr UTC)
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Reginar (Raginar) Langhals, Graf im Haspen- und Hennegau, wahrscheinlich der Sohn des Grafen Gieselbert vom Maasland, der eine Tochter Kaiser Lothar’s entführte und gegen den Willen des Vaters zur Frau behielt. Der Sitz von Reginar’s Macht war der Haspengau zwischen Maas und Dyle, doch hat vermuthlich bereits er auch in einem Theile des Hennegaus [553] gräfliche Gewalt ausgeübt. R. ist der Ahnherr eines Geschlechts, das in der Geschichte Lothringens eine eingreifende Rolle gespielt hat. Seit Lothar’s II. Tod war das Stammland des karolingischen Hauses der Schauplatz und das Ziel unaufhörlicher Kämpfe zwischen den Herrschern des ost- und westfränkischen Reiches. Die im Vertrag von Meersen (870) vereinbarte Theilung wurde nicht aufrechterhalten. Nach Ludwig’s des Deutschen Tod suchte Karl der Kahle die deutsche Hälfte zu erobern, doch Ludwig der Jüngere wahrte gegen den Oheim sein Recht und unterwarf nach Ludwig’s des Stammlers Hinscheiden den westfränkischen Antheil seiner Herrschaft. Wurde die im Kampf errungene Provinz nur mit Mühe bei dem ostfränkischen Reiche erhalten, so konnte selbstverständlich von sicherer Handhabung gesetzlicher Ordnung nicht die Rede sein, vielmehr waren die Großen des Landes, denen auch die Normannenkämpfe selbstständige Freiheit in größerem Ausmaße verschafften, in der Lage, ihre Parteinahme den Ansprechern der Herrschaft um guten Preis zu verkaufen. Für einen gewandten, muthigen Mann gab es viele Gelegenheiten zu reichem Erwerb an Macht und Besitz, doch lag eine große Schwierigkeit und Gefahr darin, daß die lothringischen Großen einerseits die einstige Selbständigkeit ihres Landes nicht vergessen konnten, andererseits mit ihren persönlichen Neigungen und Beziehungen mehr auf Seite der westfränkischen Karolinger standen, nach beiden Richtungen aber in Widerspruch gegen die geschichtliche Entwicklung kamen, die mit dem Anfall Lothringens an das deutsche Reich endete. Von diesem Gegensatz ist auch die Geschichte des hennegauischen Geschlechtes erfüllt.

Schon in früher Zeit hatte R., der von der mächtigen Gestalt den Beinamen Langhals (Longus-Collus, Longicollis) trug, den er auf seine Nachkommen gleichen Namens vererbte, in Niederlothringen eine vorwaltende militärische Stellung gewonnen, mit den Bischöfen Radbod von Utrecht und Franco von Lüttich war er gegen die Normannen, die im J. 881 hart an der Grenze seiner Grafschaft zu Elsloo ein festes Lager bezogen hatten, zu Felde gezogen. Ob er eine Person mit jenem Grafen R. ist, der an der Vertheidigung von Paris gegen die Normannen Theil nahm, muß dahingestellt bleiben. Sicher ist, daß er nach Karl’s III. Entthronung sich Karl dem Einfältigen anschloß. Als aber Arnolf die Anerkennung der Lothringer gewonnen hatte, als zuerst Karl und nach ihm sein Nebenbuhler Odo sich vor dem ostfränkischen Könige beugten und dieser durch die Erhebung seines unehelichen Sohnes Zwentibold zum Könige von Lothringen den Ansprüchen des Landes Rechnung trug, da gab R. seinen Widerstand auf, trat mit andern Edeln zu Zwentibold über und wurde bald dessen vertrauter Günstling. R. war vor allem bedacht, so lange ihm des königlichen Freundes fördernde Gunst zu Theil ward, seinen Besitz zu erweitern; als Laienabt von Epternach gewann er Einfluß im Mosellande, mit schlauer Gewalt bemächtigte er sich der Abtei S. Servaes zu Maastricht. Da erstand ihm in dem rechtmäßigen Besitzer dieser Abtei, dem Erzbischof Ratpod von Trier, ein gefährlicher Gegner. Ein Jahr lang dürfte der Streit der beiden einflußreichen Männer gewährt haben, in dem der maßvoll handelnde Prälat über den stolzen Grafen die Oberhand behielt. Noch am 28. December 897 wird in einer Urkunde Zwentibold’s R. als Fürbitter genannt, bereits am 5. Februar des folgenden Jahres befestigte der König in Trier die Aussöhnung mit dem Erzbischofe durch Bestätigung der Abgabenfreiheit. Der mächtige Graf, dessen alter Gönner Karl der Einfältige seit dem am 1. Januar 898 erfolgten Tode Odo’s der allgemein anerkannte Beherrscher Westfranciens war, nahm den Umschlag der Stimmung am lothringischen Hofe nicht gleichmüthig hin. Es kam zum offenen Bruche. Zwentibold ächtete seinen einstigen Freund und sprach ihm seinen Besitz ab, R., dem sich Graf Odaker, der schon früher des Königs Zorn [554] erfahren hatte, warf sich mit Weib und Kind und zahlreichem Gefolge in seine Feste Durfos (Doveren bei Heusden?). Ihm nach eilte Zwentibold zur Belagerung. Aber die in den Normannenkriegen geübten Kämpen wehrten den Angriff auf den durch Sümpfe und die vielgewundenen Gewässer der Maas geschützten Platz erfolgreich ab, der König mußte die Belagerung aufheben. Nun trat die Verbindung der Geächteten mit Karl dem Einfältigen zu Tage. Auf ihren Ruf brach der westfränkische König in Lothringen ein, doch verglich er sich mit Zwentibold und kehrte in sein Reich zurück. Im J. 899 erschien Zwentibold wieder vor Durfos, ohne aber besseren Erfolg als das erste Mal zu erringen. Im März des folgenden Jahres wurde Ludwig IV. in Diedenhofen auch von den Lothringern als Herrscher anerkannt, R., dessen Genosse Odaker als Vertreter Karl’s von Westfrancien an den Friedensverhandlungen zu St. Goar, wo bereits Ludwig’s Nachfolge vereinbart worden war, Theil genommen hatte, trat auf seine Seite. Durchwegs finden wir R., der die Abteien Stablo und Malmédy erhielt und sich wiederum in den Besitz von S. Servaes setzte, in gutem Einvernehmen mit den ostfränkischen Machthabern. Die im obern Lothringen als Herzoge waltenden Konradiner rührten nicht an die selbständige, man darf sagen, herzogliche Stellung, die R. im niederen Lothringen behauptete. Nachdem im J. 906 die um Metz und Trier begüterten Grafen Gerard und Matfrid von den Konradinern ihrer Macht und ihres Besitzes beraubt worden waren, im J. 910 Herzog Gebhard im Kampfe gegen die Ungarn den Tod gefunden hatte, stand R. auch im obern Lothringen ohne Nebenbuhler da, er nimmt fortan die erste Stelle im ganzen Lande ein. Wahrscheinlich unter seiner Führung erkannten die Lothringer vielleicht noch vor Ludwig’s des Kindes Tod Karl den Einfältigen an und dieser lohnte die eingreifende Klugheit seines alten Freundes mit dem Kloster S. Maximin bei Trier (Vielleicht erhielt R. auch Chévremont). R. vereinigte nunmehr den Besitz fünf großer, reich ausgestatteter Klöster in seiner Hand. Ende 915 oder in den ersten Tagen des Jahres 916 ist R. in Meersen gestorben, der König wohnte der Leichenfeier bei. Vermählt war R. mit Albrada, die ihm zwei Söhne, Giselbert und Reginar schenkte, von denen der erstere dem Vater in der herzoglichen Würde folgte, während der andere die Grafschaft Hennegau erhalten haben wird. (Irrthümlich werden noch ein Graf Albert, Bischof Balderich von Utrecht, Erzbischof Rotbert von Trier als seine Söhne bezeichnet.)

Ueber Reginar II. erfahren wir nur, daß er im J. 916 auf einem Hoftage Karl’s zu Herstal erschienen ist, daß im J. 924 seine Kinder als Geiseln für ihren Oheim Giselbert gestellt wurden, daß er im J. 928 im Kampfe mit seinem Bruder lag, sich aber mit ihm aussöhnte und später an der Reform des Klosters S. Ghislain Antheil nahm, endlich wird er uns als Gönner des Klosters Nivelles genannt. R. II. ist noch vor seinem Bruder gestorben, als seine Söhnen lernen wir Reginar III., Rudolf und Liethard kennen, von denen jedoch nur die beiden ersten in die politischen Verhältnisse eingriffen. R. und Rudolf standen im Kampfe Giselbert’s gegen Otto I. auf des Oheims Seite, mußten aber nach dessen Tod (939) ihren Widerstand aufgeben und sich im J. 940 unter ungünstigen Bedingungen dem Könige unterwerfen, aber noch im J. 944 zog in dessen Auftrag Herzog Hermann von Schwaben gegen sie zu Felde. Als im selben Jahre das Herzogthum Lothringen an Konrad verliehen wurde, dürfte auch die Stellung der beiden als Neffen Gerberga’s dem königlichen Hause nahe verwandten Brüder geregelt worden sein, R. verwaltete die Grafschaft im Hennegau, Rudolf die im Gau Maasland, die herzogliche Würde blieb fortan dem Geschlechte versagt, sie scheinen also sich der neuen Ordnung gefügt zu haben. [555] Bald darnach (951) wird uns aber von einem Kampfe beider Brüder gegen Herzog Konrad berichtet, der den Schein rechtmäßigen Gebahrens erhielt, als dieser sich gegen den König empörte. Nach einem hartnäckigen Gefechte an der Maas zwang R. den aufrührerischen Herzog Lothringen zu verlassen, zur Vergeltung geleitete dieser die Ungarn gegen das Gebiet des verhaßten Gegners (954). Durch die endliche Niederlage Konrad’s wurde des Hennegauers Stellung bedeutend gehoben, er setzte es gegen den Erzbischof Bruno von Köln durch, daß dessen Schützling Rather das Bisthum Lüttich aufgeben mußte, an dessen Statt sein jugendlicher Neffe Balderich eingesetzt wurde (955), lediglich die eidliche Zusicherung der Treue gegen den König erlangte Bruno als Gegengabe. Balderich erwies sich dem Oheim dankbar und verlieh ihm die Abtei Lobbes, in der dieser die strengere Regel einzuführen bestrebt war, doch stieß R., der unter dem Vorwande der Reform die eigennützige Absicht, einen größeren Theil der Einkünfte des Klosters für sich zu erhalten, verhüllt zu haben scheint, auf den zähen Widerstand der Mönche, die den von dem Grafen als Abt eingesetzten Erluin blendeten und verjagten. Mit vielfacher Gewaltthat strafte R. die grausame Handlung.

War R. in seinem Verhalten gegen Konrad und Bruno auch bemüht, die Bahn einzuhalten, auf der sein Großvater zu gebietender Machtstellung gelangt war, so mußte er doch im Kampfe gegen eine übermächtige Gewalt zu Grunde gehen. Nach dem Siege über die Ungarn war die Macht des sächsischen Hauses unbestritten, im westfränkischen Reiche hatte nicht ein dem deutschen Reiche missgünstiger Karolinger, sondern des deutschen Königs Schwester Gerberga die oberste Gewalt inne und die hohe Frau hatte persönlichen Grund zur Feindschaft gegen R., der ihr das von ihrem ersten Gemahl Giselbert ausgesetzte Witthum vorenthielt. Auch entbehrte R. des durch thatkräftige Klugheit erworbenen Ansehens seines Ahnherrn, nicht wie ein mächtiger Adelsherr waltete er seines Amtes, vielmehr wie der Führer einer Schaar adliger Kirchenräuber hauste der gefürchtete Mann im Lande. Einem Rheimser Vasallen entriß er eine Burg am Chiers, die Güter des Bisthums Cambrai suchte er mit Plünderung und Verwüstung heim, ein Verfahren, doppelt gefährlich in einer Zeit, da man den reichstreuen Episcopat als eine Stütze des Throns anzusehen und zu schützen gewohnt war. Im J. 956 unternahm der junge Lothar einen Kriegszug gegen R., er eroberte jene Burg am Chiers und nahm des Grafen Kinder gefangen, vielleicht ist auch Mons, der Hauptort des Hennegaus, von den westfränkischen Kriegern eingenommen worden. Erzbischof Bruno vermittelte einen Ausgleich, in dem Gerberga den ihr widerrechtlich entzogenen Besitz, R. seine Kinder erhielt. Doch erntete er wenig Dank dafür, mußte vielmehr im nächsten Jahre selbst den Kampf gegen den hennegauer Grafen aufnehmen. Als Gerberga mit Lothar dem Bruder zu Hülfe eilte, da konnte R. nicht mehr auf Erfolg hoffen, er begab sich nach S. Saulve bei Valenciennes zur Unterhandlung mit Bruno, und wurde, da er sich nicht rechtfertigen konnte und sich weigerte, die geforderten Geiseln zu stellen, gefangen genommen, im J. 958 von Otto I., als dieser in Lothringen verweilte, gerichtet und nach Böhmen in die Verbannung gebracht. Seine Güter, sowie vermuthlich auch die seines Bruders Rudolf, wurden eingezogen, seine Kinder fanden Aufnahme am westfränkischen Hofe. Eher denn R. I. ist wohl er als Urbild des Reinecke Fuchs zu betrachten, wenn schon diese Gestalt des Thierepos mit einer bestimmten, geschichtlichen Person in Zusammenhang gebracht werden soll. So lange Otto der Große lebte, mußten Reginar’s III. jugendliche Söhne Reginar IV. und Lambert Ruhe halten, unmittelbar nach des Kaisers Tod brachen sie aber in den Hennegau ein, des Vaters Güter und Aemter wieder zu erlangen. Sie schlugen die ihnen unter [556] Führung Reinald’s und Werner’s entgegengeeilte Kriegerschaar bei Peronnes-lez-Binche zurück und setzten sich in der Burg Bussud (Boussoit-lez-Binche oder Boussu, westlich von Mons) fest. Otto II. nahm am 21. Januar 974 die Burg ein und zwang die Brüder zur Rückkehr nach Frankreich. Bereits in der Charwoche des Jahres 976 konnten sie von dem Bruder Lothar’s, Karl, und mehreren französischen Adligen begleitet einen neuen Einfall wagen, der diesmal gegen Mons gerichtet war. Gottfried, der seit 975 die Grafschaft im Hennegau inne hatte, und Graf Arnulf von Valenciennes wiesen den Angriff ab. Otto II. wollte, in den bairischen Krieg verwickelt, an der Westgrenze des Reichs Ruhe schaffen und gab den Brüdern das Erbe ihres Vaters zurück, beließ aber Gottfried im Besitze der Grafschaft. Dieser halbe Ausgleich befriedigte die Beiden keineswegs, wir dürfen annehmen, daß sie an dem Einbruch Lothar’s in Lothringen (978) betheiligt waren; auch als Lothar die Wirren nach Otto’s II. Ableben für seine Pläne ausnützen wollte, waren sie im westfränkischen Sinne thätig, sie nahmen im J. 984 an einer Versammlung zu Compiègne Theil und der westfränkische König bemühte sich, ihnen die Grafschaft des Vaters zu verschaffen. Graf Gottfried aber weigerte sich, trotzdem er in französische Gefangenschaft gerathen war, zu ihren Gunsten auf sein Amt zu verzichten. Wie sehr man in Frankreich ihre Parteinahme schätzte, können wir daran ermessen, daß R. die Tochter Hugo’s Capet, Hadwig, Lambert die Herzog Karl’s, Gerberga zur Frau erhielt. Erst gegen Ende des Jahrhunderts wurden ihre Ansprüche befriedigt, R. wurde Graf im Hennegau, sein Bruder Graf von Löwen. Die hohe Verwandtschaft und der reiche Besitz, den R. durch die Erwerbung der Landschaft von Couvin noch erweiterte, sicherten ihnen den Vorrang unter den lothringischen Grafen. Die letzten Jahre seines Lebens, er ist etwa 1013 gestorben, scheint R. in ruhiger Beschäftigung mit litterarischen und religiösen Angelegenheiten verbracht zu haben. Er hinterließ einen Sohn Reginar und eine Tochter Beatrix.

Reginar V. kämpfte im Bunde mit seinem Onkel Lambert und, nachdem dieser im J. 1015 gefallen war, mit dessen Sohn gegen Herzog Gottfried von Niederlothringen, den Sohn des erwähnten Grafen Gottfried, der Streit der Väter war von den Söhnen erneuert worden. Erst im J. 1018 wurde unter Kaiser Heinrich’s II. und Bischof Gerard’s von Cambrai Vermittelung auf einem Hoftage zu Nimwegen ein Friede abgeschlossen, zu dessen Befestigung R. die Nichte Gottfried’s, Mathilde, die Erbtochter des Grafen Hermann von Eenham heirathete, die ihm das brabanter Land bis zur Dender zubrachte. R. blieb von nun an dem früher von ihm befeindeten Herzog in enger Freundschaft verbunden, er nahm als dessen Gefährte an dem unglücklichen Zuge gegen Dietrich von Holland Theil, auf dem beide des Gegners Gefangene wurden (1018), und war mit Gottfried einer der Führer des Widerstandes, den die Lothringer nach Heinrich’s II. Hinscheiden gegen König Konrad übten. In einer Fehde mit dem Grafen von Flandern wurde Reginar’s brabantische Hauptburg Eenham zerstört (1033). Gleich dem Vater brachte R. V. kirchlichen und litterarischen Angelegenheiten lebhafte Theilnahme entgegen. Er stand mit dem gelehrten Abt Olbert von S. Ghislain, den bereits der Vater begünstigt hatte, in Verkehr, Olbert widmete dem Grafen die Lebensbeschreibung eines h. Veronus, dessen Gebeine R. in feierlichem Zuge nach seiner Residenz Mons brachte. Doch stellte R. sich der von dem Abt von Stablo Poppo mit Unterstützung Konrad’s II. und des Bischofs Gerard von Cambrai geleiteten Klosterreform entgegen. Den von Gerard in S. Ghislain eingesetzten Abt Heribrand, einen Schüler Poppo’s, und die ihm anhängenden Mönche verfolgte er auf jede Weise, so daß sie genöthigt waren, des Kaisers Schutz zu erflehen. Der von dem Ahnherrn vererbte [557] Gegensatz des adligen und landschaftlichen Sonderthums gegen die Reichsgewalt trat auch in dieser rein geistlichen Sache hervor.

R. V., dessen Todesjahr unbekannt ist, war der letzte männliche Sprosse der älteren hennegauischen Linie seines Geschlechtes, er hinterließ nur eine Tochter, Richildis, die sich in zweiter Ehe mit dem Grafen Balduin VI. von Flandern vermählte und die Ahnfrau jenes Balduin wurde, den im J. 1204 die Kreuzfahrer zum Kaiser von Byzanz erhoben.

Butken’s Trophées de Brabant tome I. – Ernst, Mémoire historique et critique sur les comtes de Hainaut de la première race, in Compte-rendu des séances de la commission royale d’histoire, 2éme Série, tome IX., p. 393 ff., Bruxelles 1857. – Reiffenberg, Histoire du comté de Hainaut, tome I. – Ch. Duvivier, Recherches sur le Hainaut ancien p. 87 ff. – Wauters, Table chronologique des chartes et diplomes, tome I. – Mühlbacher, Regesten der Karolinger. – Jahrbücher des deutschen Reichs. – Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit., 1. und 2. Bd. – Kalckstein, Gesch. des französischen Königthums, 1. Bd. – Wittich, Die Entstehung des Herzogthums Lothringen, Göttingen 1862. – Witte, Lothringen in der zweiten Hälfte des 10. Jahrh. Götting. 1869. – A. Vogel, Ratherius v. Verona.