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Artikel „Konrad der Rothe“ von Harry Breßlau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 588–590, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Konrad_der_Rote&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 06:08 Uhr UTC)
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Konrad der Rothe, Sohn des fränkischen Grafen Werner, reich begütert in den Diöcesen Speyer und Worms und im Besitz der Grafschaft im Nahegau, Wormsfeld und Speyergau am linken, sowie im Niedgau am rechten Rheinufer, tritt unter Otto I. etwa seit dem J. 940 in die Reihe der angesehensten und dem Könige nächst stehenden Großen des Reichs. 941 unterstützte er den König bei Unterdrückung der Verschwörung seines Bruders Heinrich, 944 wurde er nach dem Tode des Herzogs Otto von Lothringen mit dessen Herzogthum belehnt und 947 oder nach einer anderen Angabe 949, vermählte er sich mit Otto’s Tochter, Liutgard, die auch Dudicha genannt wurde und etwa 931 geboren war. 948 oder 49 nahm der Herzog an den Kämpfen gegen Hugo von [589] Francien Theil und 950 vermittelte er den Friedensschluß zwischen diesem und dem König Ludwig von Frankreich, dem Schwager Otto’s I. 951 begleitete er seinen Schwiegervater auf dessen Zuge nach Italien und wurde von diesem als derselbe im Februar 952 nach Deutschland heimkehrte, als Stellvertreter in Pavia zurückgelassen. Bald nachher begab sich der italienische König Berengar nach Pavia und bot K. seine Unterwerfung unter Otto an, über deren Bedingungen K. ihm gewisse Zusicherungen gemacht haben muß. Daß Otto sich Berengar gegenüber an diese Bedingungen nicht gebunden glaubte, ward die Veranlassung zu einem tiefgehenden Zerwürfniß zwischen dem König und seinem Schwiegersohn, der sich dem gleichfalls mit seinem Vater zerfallenen Sohne Otto’s, dem Herzog Liudolf von Schwaben, und dem Erzbischof Friedrich von Mainz näherte, seinem früheren Freunde Heinrich, dem Bruder des Königs, dagegen aufs feindlichste gesinnt war, weil er dem Einfluß desselben die Schuld an dem Verfahren gegen Berengar beimaß. Um die Osterzeit des J. 953 erfuhr König Otto von den Umtrieben seines Sohnes und Schwiegersohnes, dessen Verschwörung sich andere Unzufriedene anschlossen; bald darauf nöthigten Liudolf und K. den König, der sich nach Mainz begeben hatte, hier aber nur von wenigen Getreuen begleitet war, zu einem Vertrage, in welchem Otto ihnen große Zugeständnisse machte. Kaum aber hatte Otto Mainz verlassen, so erklärte er den erzwungenen Vertrag für nichtig, und im Sommer des Jahres brach der offene Aufstand los. K. begab sich, nachdem er an der Maas in einem unentschiedenen Treffen gegen die Anhänger des Königs gekämpft hatte, nach Mainz, wo er sich mit Liudolf vereinigte. Mehrere Monate wurden die Empörer hier von Otto belagert; ein Versuch zu friedlichem Ausgleich scheiterte namentlich an dem bösen Willen Herzog Heinrichs; schließlich sah sich der König genöthigt, da auch in Sachsen Unruhen ausgebrochen waren und der größte Theil Baierns sich dem Aufstande angeschlossen hatte, die Belagerung von Mainz aufzuheben und mit K., der zuletzt allein die Belagerung der Stadt geleitet hatte, einen Waffenstillstand zu schließen. K. wandte sich darauf im Herbst 953 gegen seine Gegner in Lothringen, wo der König seinem Bruder Bruno die herzoglichen Rechte übertragen hatte. Er überfiel und plünderte Metz, verwüstete das Gebiet um Trier und ging in seinem Haß gegen den König so weit, daß er sich im Anfang des J. 954 mit den grausamsten Feinden des Reichs, den Magyaren, verbündete und diese sogar selbst auf ihrem Verheerungszuge bis zur Maas geleitete. Furchtbar wütheten die Ungarn in den linksrheinischen Landen; aber den Empörern brachte das unnatürliche Bündniß keinen Nutzen, sondern stimmte vielmehr die Meinung des Volkes, die ihrem Beginnen bisher vielfach günstig gewesen war, mehr und mehr gegen sie. So entschloß sich K. auf einer Versammlung zu Langenzenn um die Mitte des Juni 954 zur Unterwerfung, während Liudolf den Kampf noch fortsetzte und erst im Herbst des Jahres den gleichen Schritt that. Auf einer Versammlung zu Arnstadt um die Mitte des December 954 begnadigte der König K.; seines lothringischen Herzogthums blieb er zwar verlustig, aber seine fränkischen Eigengüter und wahrscheinlich auch die Grafschaften, die er in Franken zu Lehen besaß, wurden ihm belassen; mindestens sind dieselben unmittelbar nach seinem Tode im Besitz seines Sohnes nachweisbar. Von da ab blieb K. seinem Schwiegervater treu, und in der Schlacht auf dem Lechfelde, 9. August 955, in welcher er an der Spitze der fränkischen Krieger nach tapferstem Kampfe fiel, sühnte er die schwere Schuld, die er im vorigen Jahre durch die Verbindung mit den Magyaren auf sich geladen hatte. Gleichzeitige und spätere Quellen rühmen seine Kühnheit und Tapferkeit, seine Leutseligkeit gegen Untergebene, seine hervorragenden Feldherrntalente und seine Klugheit im Rathe. Seine Gemahlin Liutgard war [590] ihm schon am 18. Nov. 953 im Tod vorausgegangen; aus ihrer Ehe stammte nur ein Sohn, Otto, später Herzog von Kärnten, der Großvater Kaiser Konrad II.

Giesebrecht, Gesch. der deutschen Kaiserzeit, I; Köpke-Dümmler, Kaiser Otto der Große, Leipz. 1876.