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Artikel „Konrad Kurzbold“ von Ernst Ludwig Dümmler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 588, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Konrad_Kurzbold&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 20:24 Uhr UTC)
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Konrad, genannt Kurzbold (d. h. der kurze Mann), Graf vom Niederlahngau und Sohn des Grafen Eberhard, gehörte dem Hause König Konrads I. an, welches während der ganzen Regierung Heinrichs I. mit diesem, der ihm besonderen Dank schuldete, in gutem Einvernehmen blieb. Die Entzweiung zwischen Otto I. und dem Herzoge Eberhard von Franken im J. 938 spaltete das Geschlecht der Konradiner, denn Herzog Hermann von Schwaben nebst seinem Bruder Udo hielt von ihnen an der königlichen Sache fest, nicht minder ihr Vetter Konrad Kurzbold, der schon im J. 937 eine Schenkung für einen Geistlichen Hermanns bei Otto vermittelt hatte. Für den König war ihre Treue in den schweren Drangsalen des Jahres 939 von höchstem Werthe. Als im Sommer desselben Jahres Eberhard und sein Verbündeter Giselbert von Lothringen den Rhein von Westen her überschritten hatten, um die Gaue ihrer Gegner zu verwüsten, folgten Udo und Konrad mit einer kleinen Schaar den Spuren der Plünderer. Von einem beraubten Priester geleitet, trafen sie die beiden Herzoge noch diesseits bei Andernach mit dem Mahle beschäftigt, während dieselben das Heer mit reicher Beute schon über den Rhein gesandt hatten. Ein rascher Ueberfall bereitete dem Leben beider Gegner ein Ende, hiermit war ein Wendepunkt herbeigeführt und der unverhofften Rettung folgte bald die allgemeine Beruhigung nach. Daß seitdem K., der an diesem Erfolge einen so wesentlichen Antheil hatte, noch höher in des Königs Gunst stand, war natürlich; im J. 940 empfing das von ihm gestiftete Georgskloster zu Limburg an der Lahn aus Eberhards Hinterlassenschaft eine Besitzung zu Zeuzheim. K. starb bereits am 30. Juni 949 und wurde, da er unvermählt und erblos geblieben war, in der Limburger Kirche beigesetzt. Der kleine Held lebte noch nach Jahrhunderten in den Liedern des Volkes fort: in seiner engen Brust wohnte ein kühner und tapferer Muth. Als er sich, so erzählte man, mit König Heinrich einst allein im Rathe befand und ein dem Käfig entkommener Löwe auf sie eindrang, kam K. dem Könige zuvor und erstach den Löwen mit seinem Schwerte. Ein andermal fällte er als ein neuer David einen slavischen Riesen, der vor dem Lager zum Kampfe prahlerisch herausgefordert hatte, mit der Lanze statt des Steines. Vor Aepfeln und Frauen aber hegte er unüberwindlichen Abscheu und mied sie, wo er konnte. Vielleicht deshalb, zum Theil doch gewiß auch aus besseren Gründen, wurde ihm von den Zeitgenossen der Beiname des Weisen ertheilt.

Vgl. über ihn St. Gallische Geschichtsquellen III, herausgeg. von Meyer von Knonau; Köpke und Dümmler, Kaiser Otto der Große.