Wilhelm Löhes Leben (Band 3)/Tod und Begräbnis

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Tod und Begräbnis.


 Noch bis ein halbes Jahr vor seinem Tode versuchte es Löhe, ab und zu zu predigen. Sein Zustand blieb im allgemeinen gleich, nur daß das fortschreitende Leiden allmählich auch die edleren Organe, Herz und Gehirn, ergriff. Da war es Wohlthat, daß Gott die Tage des Elends verkürzte und dem Leben ein Ziel setzte, ehe die Krankheit einen Verfall nicht nur der leiblichen, sondern auch der geistigen Kräfte herbeiführte. Gott hat hierin seinen Wunsch, daß er keine unnütze Last des Erdbodens werden möge, gnädig erhört und andern den schmerzlichen Anblick erspart, die Geistesleuchte Löhes erlöschen, das Leben dieses reichen Geistes zu einem bloßen Vegetieren herabsinken zu sehen. So blieb er doch, trotz seiner Schwachheit, allerdings getragen durch die schonende Rücksichtnahme seiner Umgebung, der Mittelpunkt seines Lebenskreises; der Hirtenstab des Pfarrers und der Herscherstab des Rektors glitt nicht aus seinen Händen, und wenn auch das Getriebe des gesamten Anstaltswesens infolge des mangelnden Eingreifens des Leiters sich verlangsamte, da und dort auch Stockungen eintraten, so blieb doch sein bloßer Name für die Anstalten ein Faktor von solchem moralischen Werte, daß Übelstände dieser Art nicht so schwer ins Gewicht fielen. Es ist ihm nicht begegnet, was so manchem andern, daß sein Lebenswerk bei seinen Lebzeiten sich von seiner Person loslöste; erst der Tod war seine völlige Entlassung aus Amt und Beruf, die Stunde des nunc dimittis.

 Mit dem zu Ende gehenden Jahr 1871 neigte sich auch sein Lebenstag zum Untergang. Ein Schwächeanfall überkam ihn kurz vor Weihnachten, der zwar weder den Seinen noch auch dem treu um ihn bemühten Arzt unmittelbare Besorgnis einflößte, in ihm aber das bestimmte Vorgefühl des nahen Endes erweckte. Am IV. Advent, dem Tag vor Weihnachten, begehrte und empfing er| von dem, der dies schreibt, das heil. Sakrament mit Andacht und großem Ernst. Dessen Wunsch beim Weggehen: der HErr möge ihm im bitteren Stündlein beistehen[1] wie seinem Märtyrer Stephanus, und wie er sich ihm in der Menschwerdung zum Bruder, im Tod zum Lösegeld und jetzt im heil. Mahle zur Speise gegeben habe, auch sein Lohn in der Ewigkeit sein[2] (1 Mos. 15, 1) – erwiderte er mit einem kräftigen Amen. In den nächsten Tagen trat einige Besserung ein; aber seine Gedanken blieben in der Richtung auf das Ende. Was alles in jenen Tagen und Nächten durch seine Seele gieng, wissen wir nicht. Sehr bewegt aber hat ihn, wie aus seinen Reden ersichtlich war, der Gedanke an die Seinen und die Zukunft der Anstalten. Zu letztwilligen Verfügungen ist er nicht mehr gekommen. Oft hörte der in den paar letzten Nächten bei ihm wachende Anstaltsbruder ihn die stille Bewegung seiner Gedanken mit den Liedesworten unterbrechen:

Gott wirds machen,
Daß die Sachen
Gehen, wie es heilsam ist.

 Weihnachten und die Weihnachtswoche waren so vorübergegangen und der Neujahrstag 1872 herangekommen. Löhe fühlte sich wieder so weit gekräftigt, daß er die Vielen, die ihm ihren Glückwunsch bringen wollten, in seiner Sophaecke sitzend empfangen konnte. Gar mancher Wunsch wurde ihm dargebracht, unter anderen die ihn erfreuende Gratulation einer Schwester, die ihm| wünschte, daß er im neuen Jahre wieder „laufen“ lernen möchte. So sehr war er in der letzten Zeit an Kraftlosigkeit dem Kinde gleich geworden, daß dieser Kinderwunsch bei ihm angebracht war. Als ein anwesender Freund meinte: dann könne er doch wieder frische Luft genießen, erwiderte er: da wäre es doch besser, wenn ich wieder predigen könnte; ein Beweis, wie seine Seele bis zum letzten Augenblick an seinem Berufe hieng. Es war eine liebliche Fügung Gottes, daß die Sitte des Neujahrs noch einmal so viele seiner Gemeindeglieder ihm vor Augen führte. Noch einmal wurde Gruß und Gegengruß zwischen Hirt und Heerde gewechselt, aber es war ein Abschiednehmen für diese Welt.

 Nach Tisch, als er sich eben zu kurzer Ruhe in seinen Stuhl zurückgelehnt hatte, rührte ihn die Hand des Todes. Er verlangte noch zu Bette gebracht zu werden, aber kaum war dies geschehen, so griff er mit beiden Händen nach dem Haupte und ließ sie dann über das Angesicht herabgleiten. Ein Schlaganfall hatte ihn getroffen, aus dessen Betäubung er nicht mehr erwachte: besinnungslos und regungslos lag er bis zum Nachmittag des folgenden Tages. Wie führt der HErr doch Seine Knechte so ganz anders durch das Todesthal als wir es meinen. Wir würden für Glaubensmänner und Gotteshelden einen Ausgang des Lebens erwarten, strahlend und herrlich wie ein majestätischer Sonnenuntergang. Aber des HErrn Wege sind andre gerade bei denjenigen, die man zu den Großen im Reiche Gottes zählen darf. Wie viel großartiger war doch auch Luther an dem Tage von Worms als auf seinem Sterbebette, wo von der Glorie des Bekenntnisses, von dem freudigen Trutz des über Welt und Tod triumphierenden Glaubens wenig wahrzunehmen war. Aber es genügt, wenn von Seinen Knechten gesagt werden kann, was der Apostel Paulus von sich sagen durfte, als er vor den Pforten der Ewigkeit stand: Ich habe Glauben gehalten.

|  So war auch bei Löhes Sterben nichts von all der Herrlichkeit zu spüren, mit der er selbst durch Gebet und Trost der Schrift so manches Sterbelager zu verklären, so manches Siech- zum Siegesbette zu wandeln wußte. Nicht einmal einer Äußerung dessen, was innerlich in ihm vorgieng, war er mehr fähig, regungslos, wie der Welt schon entrückt, ganz in das verborgene Innenleben der Seele zurückgezogen, lag er da. Ein tiefer, feierlicher Sterbensfriede war um ihn her. Recht einfach und gering war deshalb auch der seelsorgerliche Dienst an seinem Sterbebette: er beschränkte sich auf die Fürbitte für die im Todeskampf ringende Seele. So manches Mal hatte Löhe in Leichenpredigten die Frage aufgeworfen, ob es wünschenswert sei, bei klarem Bewußtsein zu sterben; immer aber die Frage dahin beantwortet, daß man dies ruhig der Fügung Gottes überlassen könne, daß ihm für seine Person nicht so viel daran liege, daß er darum bete; genug, wenn der Tod uns, ob wachend oder schlafend, nur in Jesu Wunden finde. Es sei überhaupt ein seltner Fall, daß der Todesaugenblick den Menschen bei ganz wachen Sinnen antrete; in der Regel gehe dem Tod wie dem Schlafe ein Zustand vorher, den die Theosophen richtig als turba bezeichneten: eine Verwirrung, ein Hinabsinken des Geistes unter die Bewußtseinsschwelle. So war es bei ihm; er wurde träumend durch die Todespforten geführt. Als die letzte Not begann, sang man das Lied: O Lamm Gottes etc., unter dessen Klängen er, wie einst seine Mutter, zu verscheiden gewünscht hatte, und betete die Sterbelitanei. Endlich, um die fünfte Nachmittagsstunde des 2. Januar (1872) kam die Erlösung, da die Seele aus dem bereits verfallenen Tempel ihres Leibes gieng. Nur um Weniges hatte Löhe das 63. Jahr, das große Stufenjahr, überschritten. Ein brennendes und scheinendes Licht der lutherischen Kirche des 19. Jahrhunderts war erloschen.
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 Am 5. Januar trug man ihn zu Grabe. Auf dem schön| gelegenen Pfarr-Gottesacker, in der Gruft, die die sterblichen Reste seiner vorangegangenen Teuren barg, fand er seine Ruhestätte. Unter großer Teilnahme von nah und fern, hoch und niedrig, wurde er zu Grabe geleitet. Dort fand jedoch nur eine liturgische Feier statt, da er sich ausdrücklich jedes Menschenwort an seinem Grabe verbeten hatte, ein Wunsch, in den man sich freilich allerseits nur schwer zu finden vermochte, zumal dadurch auch die sonst in Dettelsau übliche Leichenpredigt im Gotteshause ausgeschlossen war. Aber die hehren Gottesworte, die bei der Aussegnung an seinem Sarge gelesen wurden: „Viele, so unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen; Etliche zum ewigen Leben, Etliche zur ewigen Schmach und Schande. Die Lehrer aber werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so Viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich“ – konnten eine menschliche Würdigung dieses Lebens überflüssig machen. Da indes Löhe ein Leichenbegängnis wie bei Diakonissen verlangt hatte, bei denen am Begräbnistag im Abendgottesdienst eine Parentation stattzufinden pflegte, so glaubte man sich zu einer solchen Gedächtnisfeier im engsten Kreis auch in diesem Fall berechtigt. Die Parentation hielt ihm der Schreiber dieses über Jes. 6, eine Stelle, die, wie Band I, S. 125 erzählt ist, Löhe an seinem Ordinationstage in bedeutsamer Weise zugeeignet wurde. Da lag es nahe, Parallelen zu ziehen, Beziehungen zu finden, etwas Vorbedeutendes auf Löhes Aufgabe im Reiche Gottes und den Erfolg seiner Wirksamkeit in jener Stelle zu suchen. Richtig glaubt der Verfasser damals gesagt zu haben, daß Löhe seine Zeit ähnlich der des Propheten ansehen durfte als eine Zeit des Abfalls der Massen, der Auflösung der theokratischen Verhältnisse, der Entchristlichung des Volkslebens, da für das Ganze nicht mehr viel zu hoffen sei, weshalb es Sammlung der Gläubigen in kleinere Kreise gelte, die durch Gottes Gnade Same der Kirche der Zukunft werden möchten. Richtig| auch, daß Löhe, hierin auch dem Propheten vergleichbar, von der Gegenwart unbefriedigt der Hoffnung besserer Zeiten lebte und nach einer vollkommeneren Darstellung der Kirche Gottes auf Erden sich sehnte; weshalb ihn auch keine bis jetzt dagewesene Gestalt der lutherischen Kirche befriedigte und er sagen konnte: „Wenn ich höre, daß irgendwo eine bessere Kirche entsteht als die lutherische, so verschreibe ich mich sterbend noch der neuen Kirche, noch fünf Minuten vor meinem Tod.“ Hieher gehörig und mitteilenswert erscheint auch eine in jene Parentation eingeflochtene, im Freundeskreis gethane Äußerung Löhes über sein kirchliches Ideal. „Wenn man wissen will, was wir eigentlich wollten (sc. mit unsern kirchlichen Bestrebungen), so muß man die Diakonissenanstalt ansehen,[3] nur daß man nicht blos an Schwestern denken müßte. Wir wollten eine apostolisch-episkopale Brüderkirche. Das Luthertum ist uns nicht Parteisache. Worin wir aus voller Seele lutherisch sind, das ist das Sacrament und die Lehre von der Rechtfertigung. Wir sind keine Lutheraner im Sinn der Missourier,| auch nicht im Sinn der Altlutheraner (er meinte: wir wollen keine bloße Repristination des Alten. Der Verf.). Wir sind ganz antik und ganz modern. Eine Fortbildung des Luthertums zu einer apostolisch-episkopalen Brüderkirche – das ists, was wir im letzten Grunde wollten.“

 Der folgende Tag war der Tag des Epiphanienfestes, das durch Löhe der Neuendettelsauer Gemeinde seit Langem zu einem Tag der Gaben und Opfer – nach dem Vorgang der Weisen – geworden war. Die Predigt in der Dorfkirche hatte auf Bitten Prof. v. Zezschwitz übernommen, der, indem er der Gemeinde das Bild ihres entschlafenen Hirten in meisterlicher Weise vor Augen stellte, einem allgemein gefühlten Mangel des Begräbnistages abhalf.

 Wir heben aus der Predigt die hieher gehörigen Stellen aus.

 „Zwei Gedanken – sagte Zezschwitz – treten in dem Festevangelium Matth. 2 hervor. Der eine ist: Das Licht der Weihnachten wird scheinend in der Heidenwelt. Der andre: Für die Gabe, die Gott der Menschheit in der Christnacht geschenkt hat, bringt diese ihr Opfer: Gold, Weihrauch und Myrrhen.“ Diese beiden Gedanken führte er nun aus, indem er sie nach der ihm eigenen Gabe wie Brillanten in immer wechselndem Licht erstrahlen ließ und zugleich in sinniger Weise das Gedächtnis seines entschlafenen Freundes in die Gedanken des Epiphaniasfestes verwob.

 „Jeder treue Hirte – sagte er – der der Gemeinde die Wege zu Jesu zeigt, ist ein Stern, der (wie der Stern die Weisen zu dem neugebornen Weltheiland) zur Sonne leitet. So sagt ja auch die Schrift: „Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.“ Hier ein scheinender Stern, dort ein leuchtender Stern in Herrlichkeit – das ist euer Hirte, so dürft, so müßt ihr ihn ansehen. Laßt ihn euch scheinen zur Freude.| Seht ihn, euren lieben, alten Leitstern, wie er euch grüßt, seine alte Gemeinde.

 Aber er hat euch nicht blos geleuchtet als ein Stern, er war auch ein Priester, der euch anführte zum Opfer. Ihr habt einen großen Lehrer gehabt, aber er war mehr als ein Lehrer, er war ein Priester in einer Zeit, wo es allenfalls noch Lehrer, wenn auch wenig gegründete, wenn auch wenig solche, denen der Geist die Zunge regt, aber kaum noch Priester gibt. Er war eine priesterliche Seele. Das erste Opfer, das viel höher steht als das Gabenopfer, das ist das Opfer des Odems, das Lobopfer, das der inbrünstigen Seele entströmt. Denkt ihr da nicht an ihn, den Mann, der auf Kanzel und Altar nicht walten konnte, ohne daß sein Odem ausströmte wie eine Flamme? Das war keine Manier, keine angenommene Art bei ihm. Es war die Flamme der Seele, die sich entweder opferte im Beruf gegen die Gemeinde, oder Gott sich opferte im Amte.

 Das Lobopfer der Lippen, das Dankopfer der Seele: das ist das rechte, das größte Opfer. Die Gaben sind nur das Holz, der Odem der Seele ist das Feuer, das über dem Holze lodert. Dieses Opfer der Lippen, die den Namen des Herrn bekennen, hat er geopfert lebenslang. Und wie wird er es nun droben opfern in Vollkommenheit. Er hat einmal gesagt, hier auf Erden sei ihm die Gabe des Singens versagt, aber droben wolle er ein Hauptsänger sein. Und wie wird er droben singen in vollem Chor: „Ich freue mich eine große Freude, sehr groß“ (Matth. 2, 10). Dieses Lobopfer ist schon ein Selbstopfer im heiligsten Sinn, wie wir arme Menschen es eben hier bringen können, wo wir selbst den Leib noch nicht in unsrer Gewalt haben und an ihm tragen, wie an einer fremden Last. Doch nicht blos das Opfer des Odems, auch das Opfer des Leibes und Lebens hat er gebracht: der Mann, wie ich noch keinen gesehen habe,| der immer Priester blieb auch im gewöhnlichen Leben bei aller auch ihm beiwohnenden Schwachheit. Er hat sich geopfert im Amte, hat sich bis zur letzten Stunde verzehrt im Priesterdienst seines Gottes. Alle, die einst das heilige Amt auf sich nehmen wollen, dürfen getrost auf diese Stätte sehen und lernen was es heißt: sich im Dienste Gottes opfern.
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 Er ist nun daheim beim Herrn. Die Seele, deren Art es hier schon war, das Obere zu suchen, deren Auge Licht war, wahrlich Licht des edlen Leibes, sie schaut nun Jesu Herrlichkeit. Sie ist nun erlöst von der bitteren Schwachheit der letzten Jahre. Wie mußte sie auf dem lasten, der durch und durch Kraft war und That. Nun ist er erlöst – wie gönnen wirs der lieben Seele, daß sie nun in Himmelsluft baden kann. O, meine lieben Brüder, wir freuen uns eine sehr große Freude, daß Gott in dem Dunkel der Kirche der Gegenwart noch Lehrer giebt und gegeben hat, von denen man mit freudigem Geiste sagen kann: „Siehe, der leuchtet wie ein Stern. Wir freuen uns mit sehr großer Freude, daß in den Tagen des alternden Glaubenslebens, dieser Geistesschwäche, die die ganze Christenheit erfüllt, doch noch ein Zug apostolischen Lebens sich findet, wo man nicht fragt nach dem Weltgesetz der christlichen Kirche, nicht fragt, was Herodes dazu sagt, sondern einfach fragt, wie man dem Herrn Christus am besten danken und dienen kann. Es scheine euch die Sonne Jesus auch durch den lieben Stern, der euch bisher geleitet hat und nun von der höheren Welt zu euch herniederleuchtet. Es gehe euch allenthalben voran das unvergeßliche Bild eures Hirten, der sein Leben aufgeopfert hat im Dienste der Kirche, der die Schmach mit Freuden auf sich genommen hat, ein geringer Dorfpfarrer, ein starrer Lutheraner und was sonst noch alles geheißen zu werden, weil er wußte, daß auch dies ein Opfer war und ein Weg, zum Ziele der Herrlichkeit zu gelangen. Mache dich auf, werde Licht!| Die Herrlichkeit des Herrn scheine über euch, daß ihr ihm danken könnt mit ganzem, vollen, ewigen Brandopfer.“




 Einige Jahre nach seinem Tode erhob sich über Löhes Grab, von den Seinen gesetzt, ein einfacher Denkstein, der außer seinem Namen und den Namen der in der gleichen Gruft mit ihm begrabenen Angehörigen keine andere Inschrift trägt als die Worte des dritten Artikels:

 Ich glaube eine Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung des Fleisches
Und ein ewiges Leben.

 Eine zusammenfassende Charakteristik Löhes zu geben, darauf verzichtet der Verfasser. Der Leser ist durch das vorgelegte Material selbst dazu in den Stand gesetzt. Aber die Anführung fremder Urteile aus dem Mund solcher, die Löhe ferner und doch nicht zu ferne standen; wenigstens die Aushebung derjenigen Stellen, mit denen der Verf. sich einverstanden weiß, ist vielleicht doch nicht unerwünscht. Kahnis in seinem Buch: der innere Gang des deutschen Protestantismus II, S. 231 f. sagt von Löhe im Vergleich mit Harms: „Diese Dorfprediger waren, nicht im Sinne der Welt, aber im Sinne des Reiches Gottes, große Männer, die sich rein durch die Macht der ihnen verliehenen Gaben von ihren abgelegenen Dörfern aus einen Wirkungskreis nicht blos über das evangelische Deutschland, sondern in andern Weltteilen bahnten. Beide waren durch und durch Charaktere, mächtig im Wort, eifrig in der Seelsorge, Meister in der Kunst der Organisation. Während aber Harms in einem fast verzehrenden Grade Wille war, war Löhe mehr eine durch die Gnade verklärte Natur. Seine Predigten waren nicht blos volkstümliche Zweckreden, sondern reich an Gedanken, oft von wunderbarer Schönheit der Form. –| Wenn er, vom Moment ergriffen, aus seinem reichen Innern seine Gedanken entwickelte, konnte er reden, wie es wol nur wenige vermocht haben. Wie alle großen Kräfte der Kirche zog er seine Gedanken aus dem Leben. So hat er die Kirche, so das geistliche Amt geschildert. Nach seinem ganzen Streben, allem, was er sprach, schrieb und that, eine würdige Form zu geben, hatte er ein besonderes Verständnis für die Gottesdienstordnung. – Was ihn in dem letzten Abschnitt seines Lebens vorzugsweise hinnahm, war die Diakonissenanstalt, die er in Neuendettelsau gegründet hatte. – Seine Gabe, allem, was er gestaltete, eine sinnige und schöne Form zu geben, fand hier die ihr entsprechende Welt. Obwohl Löhe mehr als andere den Eindruck machte, in einer höheren Welt seine eigentliche Heimat zu haben, hatte er doch viel Verständnis für Individualitäten und eine besondere Gabe, weibliche Gemüter in würdiger Weise zu leiten. Und so ward denn die blühende Diakonissenanstalt Löhes ein schöner Beweis, daß die innere Mission im Bunde mit Bekenntnis und Gemeindeleben wahrhaft gedeiht.“
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 Bedeutend durch das Gewicht des Namens seines Verf. wie durch seinen Inhalt ist der Artikel „Löhe“ in Plitt-Herzogs Real-Encyklopädie (von Obercons.-Präsident D. v. Stählin). Derselbe ist reich an Anerkennung[4] für Löhe, meisterhaft in der Form,| oft treffend in der Charakteristik, aber in der Kritik der kirchlichen Bestrebungen und Kämpfe Löhes wesentlich den kirchenregimentlichen| Standpunkt vertretend. Es sei gestattet, auch hieraus noch einige Stellen auszuheben.

 Das Eigentümliche an der Persönlichkeit Löhes erkennt jener Artikel treffend „in dem innigen Bund eines spezifisch religiösen Lebenstypus mit einer genialen Naturanlage; die Kehrseite davon, daß Löhe ungeachtet seiner außerordentlichen Begabung weniger als andere durch die Schule der Reflexion und der theologischen Vermittlung hindurchgegangen war, findet er in der ungebrochenen Kraft, der frischen Ursprünglichkeit, der Tiefe und Fülle, in der die christliche Wahrheit schon in dem Jüngling sich spiegelte“ –. „Jene Begabung – heißt es dort weiter – verlieh zugleich dem, was er sagte, den Stempel des Originalen und des in der Form Vollendeten. Löhe eignete eine ungewöhnliche Macht der Sprache; eine eigentümliche Hoheit, ein edles Pathos, ein poetischer Hauch war über das, was er schrieb, ausgegossen. Vilmar sagte: seit Goethe habe niemand mehr ein so schönes Deutsch geschrieben wie Löhe.“

 Zusammenfassend entwirft dann der Verf. jenes Artikels zum Schluß von Löhe in einigen großen Pinselstrichen folgendes Bild:

 „Löhe ist groß als Prediger, er zählt zu den größten des Jahrhunderts. Es tritt aus seinen Predigten ebenso die unmittelbar quellende Kraft einer tief in Gottes Wort eingetauchten originalen Persönlichkeit, als dialektische Abrundung, erhabener Schwung und liturgische Feier entgegen. Es ist bewundernswürdig, wie aus dieser geistlichen Naturfülle, auch wo die Predigt Sache des Moments war, der Strom der Rede sich oft krystallhell im sichersten Bette ergoß. –

 Groß ist Löhe ferner als Liturg; man hat mit Recht von einer liturgischen Majestät Löhes gesprochen: Löhe war ein Mann des Gebets und Opfers. – – Er ist durch seine Agende für weite Kreise ein Wecker und Wiederhersteller liturgischen Sinnes und liturgischer Ordnung geworden.

|  Am größten war Löhe ohne Zweifel als Seelsorger; gerade nach dieser Seite muß man ihm eine charismatische Begabung nachrühmen. Löhe hatte von Haus aus eine seltene Macht über die Gemüter. In seelsorgerlichem Umgang war diese Gewalt seiner Persönlichkeit übrigens mit väterlicher Milde, mit der Gabe auf die Individualität und das besonderste Bedürfnis einzugehen gepaart. – – In der Privatbeichte, die er mit großer Weisheit handhabte, hat er für viele eine reiche Quelle seelsorgerlicher Beratung und Tröstung geöffnet. Unermüdlich war Löhe an Kranken- und Sterbebetten. Die Macht des Gebets und der Fürbitte durften er und andere dabei reichlichst erfahren.

 Löhe war auch einer der bedeutendsten kirchlichen Schriftsteller des Jahrhunderts. – Seine Schriften sind aus den Erfahrungen des geistlichen Amtes hervorgewachsen, dienen praktischen Bedürfnissen und sind dabei fast immer von einem größeren, kirchlich idealen Hintergrund getragen. – –

 Groß war endlich Löhes schöpferisches und organisatorisches Talent; diese Gaben liegen ja klar vor aller Augen. Große und immer neue Konzeptionen begegneten sich in ihm mit einem bewundernswerten Überblick über das Ganze und der Fürsorge für das Einzelne und auch Kleine. – – Sein außerordentlicher Schönheitssinn lieh dem, was er schuf, stets die edle Form, welche auch ferner Stehende anzog und mit Bewunderung erfüllte.

 Löhe war eine kirchliche Persönlichkeit im großen Stil. – – In einer höheren und höchsten Interessen vielfach abgewandten Zeit war er ein gottbegnadeter Zeuge des HErrn, ein mächtiger Prediger des Glaubens und der Liebe in Wort und That. Die Kirche, deren leuchtende Zierde er gewesen, wird seiner nicht vergessen.“

 Ein kurzes Schlußwort sei dem Verf. noch gestattet. Es ist da und dort der Tadel gefällt worden, daß seine Darstellung des Lebens Löhe die nötige Kritik vermissen lasse. Daß seine persönliche| Stellung zu dem von ihm pietätsvoll verehrten Mann sein Urteil und den Ton des Ganzen beeinflußt habe: diese Möglichkeit will der Verf. gerne einräumen. Indessen dürfte das ein allgemein menschliches Loos, und der Geschichtsschreiber nicht zu finden sein, dessen Urteil über Personen und Sachen durch den Standpunkt, den er ihnen gegenüber einnimmt, nicht eine subjektive Färbung erlitte. Mit Absicht idealisieren wollte der Schreiber dieser Biographie nicht. Er ist kein Freund der römischen Weise, Heiligengestalten auf Goldgrund zu malen. Er versteht es, wenn Luther sich freut, an den Heiligen Gottes im Alten und Neuen Testament Spuren menschlicher Schwachheit, ja auch Fehl und Sünde zu entdecken.
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 Aber ist es erst nötig zu sagen, daß Löhe auch seine Schranken hatte? Theologische Gedankenentwicklung und -Vermittlung z. B. war nicht seine Sache; er verstand es nicht, wie er scherzte, „von einem Gedanken zum andern ein paar Klafter Faden zu schlagen.“ Oder daß er auch ein fehlsamer, der Möglichkeit des Irrens unterworfener Mensch war? So unerschütterlich er in der Behauptung seiner Überzeugungen war: nachgewiesene Irrtümer einzubekennen, hat er sich nicht gescheut. Er war korrigibel und hat sich selbst oft korrigiert. Er hat z. B. von einem Abschnitt des in Band II, 2 geschilderten kirchlichen Kampfes geäußert, daß er und seine Freunde damals „am Rande des Donatismus“ gewandelt seien. – Vollends ein sündloser Heiliger war Löhe nicht und noch weniger wollte er es sein. Er konnte Fehl und Unrecht auch vor unreifen Ohren bekennen, die solche Selbstbekenntnisse gar nicht zu würdigen im Stande waren. So entsinne ich mich, daß er einmal öffentlich in einer Predigt bekannte: er sei alt geworden, bis er entdeckt habe, daß er eine Anlage oder Neigung habe, im Urteil boshaft zu sein. Seine nächsten Freunde mögen das Übergewicht, ja die Wucht seiner Persönlichkeit zu Zeiten schwer empfunden haben – auch er hatte| an ihnen zu tragen –, aber er war auch immer bereit, den ersten Schritt zur Herstellung des Friedens und brüderlichen Einvernehmens zu thun. Er setzte z. B. für die Freunde in Dettelsau monatliche Abende in seinem Hause an, die Gelegenheit geben sollten zu brüderlicher Aussprache zur Wegräumung von Anstößen, zur Pflege der κοινωνία (der christlich-brüderlichen Gemeinschaft), die ihm freilich etwas Anderes und Höheres als Freundschaft und Geselligkeit war. Den Geringsten um Verzeihung zu bitten, wenn er meinte oder merkte, ihm Unrecht gethan zu haben, fiel ihm nicht schwer. Bevor er – bei den dreiwöchentlichen Communionen im Dorfe – Privatbeichten hörte, beichtete er selbst privatim. In das ernsteste Selbstgericht aber gieng er mit sich, wenn er vor seinem Gott sich demütigte und seine Seele in den Staub legte. Manche Bußgebete in seinen Tagebüchern zeigen jene „wurzelhafte Selbstschau“, die die Sünde bis in die geheimsten Falten des Herzens und bis auf ihre leisesten Anfänge zurückverfolgt. Wie er es einmal in einer Beichtrede für ein Zeichen wahrer Bußfertigkeit erklärte, daß man den Vorwurf des Bruders nicht heftig abweise, oder vornehm gleichgültig einstecke, sondern ihn Anlaß zur Selbstprüfung, zum Selbstvorwurf und Selbstgericht der Buße werden lasse, so nahm er auch von den Brüdern seiner Umgebung, über die er geistig doch alle um mehr denn Haupteslänge hinaus ragte, Vorstellung nicht blos, sondern Vorhalt und Zurechtweisung an. Es fehlte ihm nicht an mehr denn Einem censor und admonitor. Aber noch wenige Tage vor seinem Tode rühmte er einem derselben trotzdem oder ebendeshalb „wahre Freundestreue“ nach.
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 Doch genug. Der Verfasser fühlt kein Bedürfnis, nur zum Zweck der Widerlegung oder Abschwächung des oben erwähnten Tadels, dem Bilde Löhes noch einige Schattenstriche mehr beizufügen. Für den Beweis aber, wenn er noch nötig sein sollte, genügt das Gesagte, daß Löhe sich ernstlich selber richtete und lebend und sterbend| nirgends anders hingehören wollte als in die ungezählte Zahl derer, „die ihre Kleider gewaschen und helle gemacht haben im Blute des Lammes.“

 Der Verfasser ist zu Ende. Es hat lange gewährt, bis er diese Biographie zum Abschluß führen konnte. Die alten Freunde Löhes, denen er die ersten Bände derselben darreichen durfte, haben die Vollendung des Ganzen nicht mehr erlebt. Niemanden ist dies leider als ihm selbst. Gesteigerte Last der Berufsarbeit und persönliche Erlebnisse ernster Art haben oft längere Unterbrechungen veranlaßt, nach welchen die fallengelassenen Fäden oft mühsam erst wieder aufgesucht und angeknüpft werden mußten. Der vorliegende letzte Halbband bot insonderheit Schwierigkeiten eigentümlicher Art; das Quellenmaterial floß hier spärlicher, eine für die früheren Abschnitte höchst ergiebige Quelle: Löhes Briefe an seine Freunde fand der Biograph für diesen Zeitraum fast versiegt. Das Zusammentragen und -fügen der einzelnen Bausteine zum Ganzen war oft mühsame Mosaikarbeit. Möge – dies ist der Wunsch des Verfassers – das Ganze trotzdem den Eindruck eines Ganzen aus Einem Gusse machen. Weiter hat er zu seiner Entschuldigung nichts zu sagen. Sein Trost ist, daß er ja nicht blos für Löhes Zeitgenossen schrieb, sondern auch der Nachwelt einen Dienst damit thun wollte, daß er die Gestalt Löhes, der ja zu den großen Erscheinungen im Reiche Gottes in diesem Jahrhundert gerechnet werden muß, für die Erinnerung fest gehalten hat. Es würde ihm Lohn genug sein, wenn er hoffen dürfte, auch durch diese Arbeit dazu beigetragen zu haben, daß Löhe durch sein Wort und Beispiel „wiewohl er gestorben ist, doch noch redet“. Ebr. 11,4.





  1. Chrysostomus macht die Bemerkung: Stephanus habe in seinem Sterben des Menschen Sohn zur Rechten Gottes nicht sitzen, sondern stehen gesehen, wie zu seinem Beistand erhoben.
  2. Se nascens dat in socium,
    Convescens in edulium,
    Se moriens in pretium,
    Se regnans dat in praemium.

  3. In den „Fliegenden Blättern“ des Rauhen Hauses wurde seiner Zeit diese Äußerung Löhes dahin misverstanden, als sei seine Thätigkeit auf dem Gebiet des Diakonissentums nicht dem reinen Motiv der barmherzigen Liebe entquollen, sondern mit kirchenpolitischen Tendenzen versetzt gewesen. Das ist ein Irrtum. Löhe wollte, wie aus dem ersten Capitel dieses Halbbands für jedermann deutlich hervorgeht, mit der Stiftung des Vereins für weibliche Diakonie und hernach der Diakonissenanstalt nichts anderes als an seinem Teile dazu helfen, daß die lutherische Kirche den Beweis ihres Glaubens in guten Werken, namentlich in den gottgesegneten Werken der inneren Mission und Diakonie des 19. Jahrhunderts, nicht länger schuldig bleibe. Allerdings wurden die Anstalten der Barmherzigkeit, wie sie nach und nach in immer reicherem Kranze erblühten, für Löhe auch insofern von Bedeutung, als (wie D. v. Stählin mit Recht sagt), „durch dieselben seine kirchlichen Ideale eine annähernde Verwirklichung fanden und sein schaffender Geist in ihnen überhaupt zur Ruhe kam.“ Doch dies war nicht die Absicht ihrer Gründung, sondern Folge ihres Daseins.
  4. Freilich einer Reihe von Behauptungen und Urteilen, die sich dort finden, vermag der Verfasser nicht zuzustimmen. 1. Die S. 720 sich findende Äußerung, daß Löhe (thatsächlich) „ein großer Apologet des Landeskirchentums sei, dessen Schwäche, dessen Stärke aber auch eine gewisse Weite sei“, sieht der Verfasser als ein Paradoxon an, das als solches cum grano salis genommen sein will. 2. Wenn S. 719 behauptet wird, daß Löhe thatsächlich über das Maß der in seinem „Gutachten in Sachen der Abendmahlsgemeinschaft“ gemachten Zugeständnisse „zu noch weiteren Konzessionen fortgegangen sei“, so ist dem Verfasser kein Fall bekannt, der der Behauptung zum Beweis diente. Gegen diese und eine ähnliche auch beleglose Behauptung Wangemanns darf der [333] Verfasser auf Band II, 2, 524–529, der eine Darlegung Löhes über seinen konfessionellen Standpunkt aus den letzten Jahren seines Lebens enthält, verweisen. 3. Eine Äußerung Löhes, daß er bereit sei, „jedem gläubigen reformierten Pfarrer seine Kanzel einzuräumen,“ ibid. ist dem Verf. nie zu Ohren kommen. So absolut und unverclausuliert will sie sich zu Löhes strengen Ansichten über Kanzelgemeinschaft nicht reimen. 4. Auf die Bemerkung (S. 719 und 720), daß Löhe das Sacrament fast über Gebühr erhoben habe etc., läßt sich im Raum einer Anmerkung nicht antworten. Hier nur so viel. Löhe fand von Anfang an ein gewisses Mißverhältnis zwischen dem anerkennenswerten Eifer, mit welchem von Beginn der Reformation an für die reine Abendmahlslehre gestritten wurde, und der tatsächlichen Geltung und Wertschätzung des Sakraments im christlichen und kirchlichen Leben. Und doch soll es nach lutherischer Doktrin Höhepunkt des einen (unio mystica), wie Mittelpunkt des andern sein. Löhe wollte als Mann der Kirche die Anerkennung in der Theorie in die Erfahrung und Praxis des Lebens überführen. Wenn er in seinen späteren Lebensjahren einmal von seinem Fortschritt „von einem dogmatischen zu einem sakramentalen Luthertum“ sprach, oder erklärte, „früher sei ihm Luthertum so viel gewesen als Bekenntnis zu den Symbolen von A–Z, jetzt berge sich ihm das ganze Luthertum in das Sacrament,“ so wolle bei dieser doch nicht kritisch abgewogenen Äußerung nicht vergessen werden, daß er im Sakrament auch den Brennpunkt aller reformatorischen Lehren, insonderheit der von der Rechtfertigung und Heiligung fand, den großartigen Fortschritt also, den die Reformation nach Seite der Heilserkenntnis brachte, von dem Kleinod des reinen und unverfälschten Sacramentes, das wir ebenso der Reformation verdanken, nicht schied, sondern beides zusammenschaute. Wer in Dettelsau lebte und Zeuge davon war, wie reichlich die Verkündigung des Wortes Gottes in der Gemeinde im Schwange gieng, wird trotz einzelner übertrieben lautenden Äußerungen Löhes den Eindruck nicht bekommen haben, als ob das Gnadenmittel des Worts ungebührlich hinter dem des Sacraments zurückgestellt würde. Allerdings das Sacrament war für Löhe das Kleinod der luth. Kirche, der Edelstein in dem goldenen Ring ihrer Wahrheit, der Magnet, der, wie er glaubte, der luth. Kirche auch eine Anziehungskraft für Draußenstehende verleihen könne. – Auf andere Ausstellungen ist in diesem Halbband geantwortet.


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