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 Am größten war Löhe ohne Zweifel als Seelsorger; gerade nach dieser Seite muß man ihm eine charismatische Begabung nachrühmen. Löhe hatte von Haus aus eine seltene Macht über die Gemüter. In seelsorgerlichem Umgang war diese Gewalt seiner Persönlichkeit übrigens mit väterlicher Milde, mit der Gabe auf die Individualität und das besonderste Bedürfnis einzugehen gepaart. – – In der Privatbeichte, die er mit großer Weisheit handhabte, hat er für viele eine reiche Quelle seelsorgerlicher Beratung und Tröstung geöffnet. Unermüdlich war Löhe an Kranken- und Sterbebetten. Die Macht des Gebets und der Fürbitte durften er und andere dabei reichlichst erfahren.

 Löhe war auch einer der bedeutendsten kirchlichen Schriftsteller des Jahrhunderts. – Seine Schriften sind aus den Erfahrungen des geistlichen Amtes hervorgewachsen, dienen praktischen Bedürfnissen und sind dabei fast immer von einem größeren, kirchlich idealen Hintergrund getragen. – –

 Groß war endlich Löhes schöpferisches und organisatorisches Talent; diese Gaben liegen ja klar vor aller Augen. Große und immer neue Konzeptionen begegneten sich in ihm mit einem bewundernswerten Überblick über das Ganze und der Fürsorge für das Einzelne und auch Kleine. – – Sein außerordentlicher Schönheitssinn lieh dem, was er schuf, stets die edle Form, welche auch ferner Stehende anzog und mit Bewunderung erfüllte.

 Löhe war eine kirchliche Persönlichkeit im großen Stil. – – In einer höheren und höchsten Interessen vielfach abgewandten Zeit war er ein gottbegnadeter Zeuge des HErrn, ein mächtiger Prediger des Glaubens und der Liebe in Wort und That. Die Kirche, deren leuchtende Zierde er gewesen, wird seiner nicht vergessen.“

 Ein kurzes Schlußwort sei dem Verf. noch gestattet. Es ist da und dort der Tadel gefällt worden, daß seine Darstellung des Lebens Löhe die nötige Kritik vermissen lasse. Daß seine persönliche

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/340&oldid=- (Version vom 1.8.2018)