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oft treffend in der Charakteristik, aber in der Kritik der kirchlichen Bestrebungen und Kämpfe Löhes wesentlich den kirchenregimentlichen


    Verfasser auf Band II, 2, 524–529, der eine Darlegung Löhes über seinen konfessionellen Standpunkt aus den letzten Jahren seines Lebens enthält, verweisen. 3. Eine Äußerung Löhes, daß er bereit sei, „jedem gläubigen reformierten Pfarrer seine Kanzel einzuräumen,“ ibid. ist dem Verf. nie zu Ohren kommen. So absolut und unverclausuliert will sie sich zu Löhes strengen Ansichten über Kanzelgemeinschaft nicht reimen. 4. Auf die Bemerkung (S. 719 und 720), daß Löhe das Sacrament fast über Gebühr erhoben habe etc., läßt sich im Raum einer Anmerkung nicht antworten. Hier nur so viel. Löhe fand von Anfang an ein gewisses Mißverhältnis zwischen dem anerkennenswerten Eifer, mit welchem von Beginn der Reformation an für die reine Abendmahlslehre gestritten wurde, und der tatsächlichen Geltung und Wertschätzung des Sakraments im christlichen und kirchlichen Leben. Und doch soll es nach lutherischer Doktrin Höhepunkt des einen (unio mystica), wie Mittelpunkt des andern sein. Löhe wollte als Mann der Kirche die Anerkennung in der Theorie in die Erfahrung und Praxis des Lebens überführen. Wenn er in seinen späteren Lebensjahren einmal von seinem Fortschritt „von einem dogmatischen zu einem sakramentalen Luthertum“ sprach, oder erklärte, „früher sei ihm Luthertum so viel gewesen als Bekenntnis zu den Symbolen von A–Z, jetzt berge sich ihm das ganze Luthertum in das Sacrament,“ so wolle bei dieser doch nicht kritisch abgewogenen Äußerung nicht vergessen werden, daß er im Sakrament auch den Brennpunkt aller reformatorischen Lehren, insonderheit der von der Rechtfertigung und Heiligung fand, den großartigen Fortschritt also, den die Reformation nach Seite der Heilserkenntnis brachte, von dem Kleinod des reinen und unverfälschten Sacramentes, das wir ebenso der Reformation verdanken, nicht schied, sondern beides zusammenschaute. Wer in Dettelsau lebte und Zeuge davon war, wie reichlich die Verkündigung des Wortes Gottes in der Gemeinde im Schwange gieng, wird trotz einzelner übertrieben lautenden Äußerungen Löhes den Eindruck nicht bekommen haben, als ob das Gnadenmittel des Worts ungebührlich hinter dem des Sacraments zurückgestellt würde. Allerdings das Sacrament war für Löhe das Kleinod der luth. Kirche, der Edelstein in dem goldenen Ring ihrer Wahrheit, der Magnet, der, wie er glaubte, der luth. Kirche auch eine Anziehungskraft für Draußenstehende verleihen könne. – Auf andere Ausstellungen ist in diesem Halbband geantwortet.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/338&oldid=- (Version vom 1.8.2018)