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der immer Priester blieb auch im gewöhnlichen Leben bei aller auch ihm beiwohnenden Schwachheit. Er hat sich geopfert im Amte, hat sich bis zur letzten Stunde verzehrt im Priesterdienst seines Gottes. Alle, die einst das heilige Amt auf sich nehmen wollen, dürfen getrost auf diese Stätte sehen und lernen was es heißt: sich im Dienste Gottes opfern.

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 Er ist nun daheim beim Herrn. Die Seele, deren Art es hier schon war, das Obere zu suchen, deren Auge Licht war, wahrlich Licht des edlen Leibes, sie schaut nun Jesu Herrlichkeit. Sie ist nun erlöst von der bitteren Schwachheit der letzten Jahre. Wie mußte sie auf dem lasten, der durch und durch Kraft war und That. Nun ist er erlöst – wie gönnen wirs der lieben Seele, daß sie nun in Himmelsluft baden kann. O, meine lieben Brüder, wir freuen uns eine sehr große Freude, daß Gott in dem Dunkel der Kirche der Gegenwart noch Lehrer giebt und gegeben hat, von denen man mit freudigem Geiste sagen kann: „Siehe, der leuchtet wie ein Stern. Wir freuen uns mit sehr großer Freude, daß in den Tagen des alternden Glaubenslebens, dieser Geistesschwäche, die die ganze Christenheit erfüllt, doch noch ein Zug apostolischen Lebens sich findet, wo man nicht fragt nach dem Weltgesetz der christlichen Kirche, nicht fragt, was Herodes dazu sagt, sondern einfach fragt, wie man dem Herrn Christus am besten danken und dienen kann. Es scheine euch die Sonne Jesus auch durch den lieben Stern, der euch bisher geleitet hat und nun von der höheren Welt zu euch herniederleuchtet. Es gehe euch allenthalben voran das unvergeßliche Bild eures Hirten, der sein Leben aufgeopfert hat im Dienste der Kirche, der die Schmach mit Freuden auf sich genommen hat, ein geringer Dorfpfarrer, ein starrer Lutheraner und was sonst noch alles geheißen zu werden, weil er wußte, daß auch dies ein Opfer war und ein Weg, zum Ziele der Herrlichkeit zu gelangen. Mache dich auf, werde Licht!

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/335&oldid=- (Version vom 1.8.2018)