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von dem, der dies schreibt, das heil. Sakrament mit Andacht und großem Ernst. Dessen Wunsch beim Weggehen: der HErr möge ihm im bitteren Stündlein beistehen[1] wie seinem Märtyrer Stephanus, und wie er sich ihm in der Menschwerdung zum Bruder, im Tod zum Lösegeld und jetzt im heil. Mahle zur Speise gegeben habe, auch sein Lohn in der Ewigkeit sein[2] (1 Mos. 15, 1) – erwiderte er mit einem kräftigen Amen. In den nächsten Tagen trat einige Besserung ein; aber seine Gedanken blieben in der Richtung auf das Ende. Was alles in jenen Tagen und Nächten durch seine Seele gieng, wissen wir nicht. Sehr bewegt aber hat ihn, wie aus seinen Reden ersichtlich war, der Gedanke an die Seinen und die Zukunft der Anstalten. Zu letztwilligen Verfügungen ist er nicht mehr gekommen. Oft hörte der in den paar letzten Nächten bei ihm wachende Anstaltsbruder ihn die stille Bewegung seiner Gedanken mit den Liedesworten unterbrechen:

Gott wirds machen,
Daß die Sachen
Gehen, wie es heilsam ist.

 Weihnachten und die Weihnachtswoche waren so vorübergegangen und der Neujahrstag 1872 herangekommen. Löhe fühlte sich wieder so weit gekräftigt, daß er die Vielen, die ihm ihren Glückwunsch bringen wollten, in seiner Sophaecke sitzend empfangen konnte. Gar mancher Wunsch wurde ihm dargebracht, unter anderen die ihn erfreuende Gratulation einer Schwester, die ihm


  1. Chrysostomus macht die Bemerkung: Stephanus habe in seinem Sterben des Menschen Sohn zur Rechten Gottes nicht sitzen, sondern stehen gesehen, wie zu seinem Beistand erhoben.
  2. Se nascens dat in socium,
    Convescens in edulium,
    Se moriens in pretium,
    Se regnans dat in praemium.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/328&oldid=- (Version vom 1.8.2018)