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Standpunkt vertretend. Es sei gestattet, auch hieraus noch einige Stellen auszuheben.

 Das Eigentümliche an der Persönlichkeit Löhes erkennt jener Artikel treffend „in dem innigen Bund eines spezifisch religiösen Lebenstypus mit einer genialen Naturanlage; die Kehrseite davon, daß Löhe ungeachtet seiner außerordentlichen Begabung weniger als andere durch die Schule der Reflexion und der theologischen Vermittlung hindurchgegangen war, findet er in der ungebrochenen Kraft, der frischen Ursprünglichkeit, der Tiefe und Fülle, in der die christliche Wahrheit schon in dem Jüngling sich spiegelte“ –. „Jene Begabung – heißt es dort weiter – verlieh zugleich dem, was er sagte, den Stempel des Originalen und des in der Form Vollendeten. Löhe eignete eine ungewöhnliche Macht der Sprache; eine eigentümliche Hoheit, ein edles Pathos, ein poetischer Hauch war über das, was er schrieb, ausgegossen. Vilmar sagte: seit Goethe habe niemand mehr ein so schönes Deutsch geschrieben wie Löhe.“

 Zusammenfassend entwirft dann der Verf. jenes Artikels zum Schluß von Löhe in einigen großen Pinselstrichen folgendes Bild:

 „Löhe ist groß als Prediger, er zählt zu den größten des Jahrhunderts. Es tritt aus seinen Predigten ebenso die unmittelbar quellende Kraft einer tief in Gottes Wort eingetauchten originalen Persönlichkeit, als dialektische Abrundung, erhabener Schwung und liturgische Feier entgegen. Es ist bewundernswürdig, wie aus dieser geistlichen Naturfülle, auch wo die Predigt Sache des Moments war, der Strom der Rede sich oft krystallhell im sichersten Bette ergoß. –

 Groß ist Löhe ferner als Liturg; man hat mit Recht von einer liturgischen Majestät Löhes gesprochen: Löhe war ein Mann des Gebets und Opfers. – – Er ist durch seine Agende für weite Kreise ein Wecker und Wiederhersteller liturgischen Sinnes und liturgischer Ordnung geworden.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/339&oldid=- (Version vom 1.8.2018)