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Wenn er, vom Moment ergriffen, aus seinem reichen Innern seine Gedanken entwickelte, konnte er reden, wie es wol nur wenige vermocht haben. Wie alle großen Kräfte der Kirche zog er seine Gedanken aus dem Leben. So hat er die Kirche, so das geistliche Amt geschildert. Nach seinem ganzen Streben, allem, was er sprach, schrieb und that, eine würdige Form zu geben, hatte er ein besonderes Verständnis für die Gottesdienstordnung. – Was ihn in dem letzten Abschnitt seines Lebens vorzugsweise hinnahm, war die Diakonissenanstalt, die er in Neuendettelsau gegründet hatte. – Seine Gabe, allem, was er gestaltete, eine sinnige und schöne Form zu geben, fand hier die ihr entsprechende Welt. Obwohl Löhe mehr als andere den Eindruck machte, in einer höheren Welt seine eigentliche Heimat zu haben, hatte er doch viel Verständnis für Individualitäten und eine besondere Gabe, weibliche Gemüter in würdiger Weise zu leiten. Und so ward denn die blühende Diakonissenanstalt Löhes ein schöner Beweis, daß die innere Mission im Bunde mit Bekenntnis und Gemeindeleben wahrhaft gedeiht.“

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 Bedeutend durch das Gewicht des Namens seines Verf. wie durch seinen Inhalt ist der Artikel „Löhe“ in Plitt-Herzogs Real-Encyklopädie (von Obercons.-Präsident D. v. Stählin). Derselbe ist reich an Anerkennung[1] für Löhe, meisterhaft in der Form,


  1. Freilich einer Reihe von Behauptungen und Urteilen, die sich dort finden, vermag der Verfasser nicht zuzustimmen. 1. Die S. 720 sich findende Äußerung, daß Löhe (thatsächlich) „ein großer Apologet des Landeskirchentums sei, dessen Schwäche, dessen Stärke aber auch eine gewisse Weite sei“, sieht der Verfasser als ein Paradoxon an, das als solches cum grano salis genommen sein will. 2. Wenn S. 719 behauptet wird, daß Löhe thatsächlich über das Maß der in seinem „Gutachten in Sachen der Abendmahlsgemeinschaft“ gemachten Zugeständnisse „zu noch weiteren Konzessionen fortgegangen sei“, so ist dem Verfasser kein Fall bekannt, der der Behauptung zum Beweis diente. Gegen diese und eine ähnliche auch beleglose Behauptung Wangemanns darf der [333]
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/337&oldid=- (Version vom 1.8.2018)