RE:Strattis 3
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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junger Dichter der neuen Komödie um 400 v. Chr. | |||
Band IV A,1 (1931) S. 336–338 | |||
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3) Einer der jüngsten Dichter der neuen Komödie. Zu seiner Zeitbestimmung ist nicht verwendbar die Bemerkung des Athen. X 450 e, Kallias, der Verfasser der Buchstabentragödie, sei μικρὸν ἔμπροσθεν γενόμενος τοῖς χρόνοις Στράττιδος, denn dieser Kallias ist schwerlich mit dem Dichter der alten Komödie gleichzusetzen, der 446 v. Chr. an den Dionysien siegte und in der Liste der Dionysiensieger zwischen Krates und Telekleides steht (s. o. Bd. X S. 1627f.). Alle Anspielungen der erhaltenen Fragmente gehören in die Zeit zwischen 409 und etwa 375 (s. P. Geißler Chronol. der altatt. Kom. 58–78). In der Liste der Lenäensieger (Wilhelm Urk. dram. Auff. 123) will Geißler (S. 12) Kol. II Z. 12 Στράττι]ς ergänzen, das bleibt unsicher, ist aber ansprechend; dann würde S. seinen ersten Lenäensieg erst ziemlich spät errungen haben.
Nach dem Laterculus Estensis (Kaibel CGF I 10) hatte man von S. 16 Stücke. Diese Zahl stimmt etwa zu der von Suid. s. Στράττις aus Athenaios zusammengestellten Liste, wenn man einige anderwärts erwähnte Stücke hinzufügt und Zweifelhaftes streicht. Es ergeben sich dann folgende 17 Titel: Ἀγαθοί (?), Ἀνθρωπορέστης, Ἀταλάντη, Ζώπυρος περικαιόμενος, Ἰφιγέρων (?), Καλλιπίδης, Κινησίας, Λημνομέδα, Μακεδόνες ἢ Παυσανίας, Μήδεια, Μυρμιδόνες, Ποτάμιοι, Τρωΐλος, Φιλοκτήτης, Φοίνισσαι, Χρύσιππος, Ψυχασταί. Die Ἀγαθοί, zu denen Suidas den sehr verdächtigen [337] Nebentitel ἤτοι Ἀργυρίου ἀφανισμός hinzufügt, werden auch Pherekrates (Kock CAF I 145f), der Ἰφιγέρων auch Apollophanes (CAF I 798) zugeschrieben. Für Ἀνθρωπορέστης schreibt Meineke (FCG I 224), dem Kock (CAF I 711) folgt, Ἀνθρωπορραίστης, aber das ist falsche Orthographie einer einzigen Euripideshandschrift (Schol. Eur. Or. 279), Orestes kommt in frg. 1 vor, und zu der eigentümlichen Titelbildung bietet jetzt der Ἀνθρωφηρακλῆς des Pherekrates (Phot. Berol. 145, 24) ein genaues Seitenstück. Die Λημνομέδα heißt bei Suidas Λιμνομέδων, im Schol. Plat. Lys. 206 e Λιμνοπέδαι; die durch Athenaios (VII 327 e und XI 473 c) und Harpokration (s. ἁπλᾱς) bezeugte Form Λημνομέδα erklärt Geißler (58f.) richtig als komische Analogiebildung zu Ἀνδρομέδα, Εὐρυμέδα, Ποιτομέδα und sieht in dem Stück eine Parodie auf Euripides’ Hypsipyle. Der Titel Πύτισος, mit dem sich Meineke FCG I 233 vergebens plagt, ist zu streichen, wie Kaibel erkannt hat: Schol. Ar. Vesp. 1346 beginnt mit ἢν (überliefert ἐν), ⟨δὲ⟩ πυτίσω ein zweites Zitat aus dem Troilos. Relativ datiert werden Ἀταλάντη durch Schol. Ar. Ran. 146 als πολλῷ ὕστερον τῶν Βατράχων, Κινησίας durch Schol. Ar. Ran. 404 als χρόνῳ ὕστερον οὐ πολλῷ τινι (Βατράχων) und Ποτάμιοι durch Schol. Plut. 1194 als vor Ekklesiazusen und Plutos aufgeführt. Da in der Atalante die Liebe des alternden Isokrates zu der Hetäre Lagiska verspottet wird (frg. 3 K.), kann dies Stück nicht wohl vor 375 gedichtet sein (s. Geißler 78), es war wohl das letzte des Dichters. Mit Wahrscheinlichkeit setzt Geißler (s. Tab. S. 83) zwischen 410 und 400 Λημνομέδα, Ψυχασταί, Φιλοκτήτης, Φοίνισσαι, Χρύσιππος, Ἀνθρωπορέστης, um 400 oder bald nachher Ζώπυρος περικαιόμενος, Κινησίας, Μακεδόνες ἢ Παυσανίας, Ποτάμιοι.
Die Vorliebe für Tragödienparodien nähert S.s Dichtung schon stark der mittleren Komödie: Auf Euripides beziehen sich Ἀνθρωπορέστης, Μήδεια, Φοίνισσαι, Χρύσιππος und wohl Λημνομέδα, auf Sophokles wohl Τρωΐλος und Φιλοκτήτης, auf Aischylos vielleicht Μυρμιδόνες. Wörtliche Zitate aus Euripides finden sich in den Φοίνισσαι frg. 45 = Eur. Phoen. 460 und frg. 46 = Eur. Phoen. 546, auch frg. 41, 1 wird wörtlich aus Sophokles' Troilos übernommen sein.
Neben den Tragödienparodien sind zu beachten die nach Zeitgenossen benannten Stücke, Κινησίας nach dem bekannten Dithyrambendichter (s. o. Bd. XI S. 479ff.), s. Athen. XII 551 d Κινησίας, εἰς ὃν καὶ ὅλον δρᾱμα γέγραφεν Στράττις, Καλλιππίδης, nach dem berühmten tragischen Schauspieler (o. Bd. X S. 1657f.), vielleicht auch Ζώπυρος (s. Breitenbach De genere quodam tit. com. Att., Bas. Diss. 1908, 42f. und Geißler 68) und Παυσανίας (s. Breitenbach 24f. Geißler 70). Dagegen fehlen bei S. von den für die mittlere Komödie charakteristischen Titeln noch die nach Berufen, Verwandtschaftsgraden und fremden Städten.
Persönlicher Spott findet sich in den Fragmenten nicht gerade häufig, erwähnt werden die Politiker Laispodias (frg. 16) und Thrasybulos (frg. 17), ein Phormion, aber nicht der bekannte Stratege (frg. 5), Isokrates (frg. 3), die Komiker Sannyrion (frg. 20, 54) und Philyllios (frg. 37), [338] der tragische Schauspieler Hegelochos (frg. 1, 60), die Hetären Lais (frg. 26) und Lagiska (frg. 3).
S. wird häufig zitiert, Kock gibt 80 Fragmente, von denen allerdings frg. 68, Hes. Κάλχας· Σ. τὸν ποταμόν φησιν, ὅς ἐστι τῆς Χαλκίδας (Χαλκηδονίας oder Χαλκηδονίδος Meineke) dem Historiker S. aus Olynthos gehören wird, der nach Suid. s. v. περὶ ποταμῶν schrieb. Dazu gekommen sind aus dem Berliner Photios und anderen lexikographischen Schriften noch 10 Fragmente. Meineke FCG I 221ff. II 763ff. Kock CAF I 711ff. Demiańczuk Suppl. Com. 84ff.