Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Cilo, L. cos. suff. 193 n. Chr., praefectus urbi 203 n. Chr.
Band VI,2 (1909) S. 17631768
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65) L. Fabius Cilo. a) Name. Den vollständigen Namen – L. Fabius M. f. Gal(eria) Cilo Septiminus Catinius Acilianus Lepidus Fuicinianus – enthält die Inschrift CIL VI 1408;[1] in abgekürzter Form findet er sich VI 1409 (L. Fabius M. f. Gal. Cilo Septiminus). 1410 (L. Fabius M. fil. Galer. Septiminus Cilo). XIV 251 (L. Fabius Cilo Septiminus). Die tria nomina des Mannes waren L. Fabius Cilo; so nennen ihn – mit oder ohne Praenomen – die Inschriften CIL III 4120.[2] 4617 = 11323. 4638. 4642. 142038. 9. VI 2003. XV 7447f. IGR I 138. de Rossi Inscr. chr. urb. Rom. I 4. Athen. Mitt. XXIII 1898, 165f. (s. u.) und die Digesten (I 12, 1. 15, 5. XLVIII 19, 8, 5. 22, 6, 1). Statt des Cognomens Cilo findet sich zuweilen Chilo (CIL XIII 2,[3] 5330. XV 7447. Hist. aug. Comm. 20, 1; Carac. 4, 5 [dagegen 3, 2: Cilo]. Cod. Iust. II 50, 1), doch ist Cilo die richtige Namensform, wie auch aus der griechischen Transkription bei Cass. Dio (Κίλων LXXVII 4, 2. 5, 1. LXXVIII 11, 2; irrig Χίλων Zosim. II 4, 3. 7, 2) und in den Inschriften hervorgeht (IGR I 138 = IG XIV 1078 Λ. Φάβιον Κείλωνα; CIG IV 6826 b Λ. Φάβιον ... Κείλωνα [nach Kaibel IG a. a. O. Fälschung auf Grand eines antiken Vorbildes]; CIL III 142039[4] [Φα]βίῳ Κείλωνι Athen. Mitt. XXIII 1898, 165f. [nach den Scheden im Wiener arch. Institut verbessert] Λούκιον Φάβιον Κείλωνα).

b) Leben. Literatur: Otto Meinhold De L. Fabio Cilone. Diss. Münster 1867. Borghesi Oeuvr. IX 335ff. de Vit Onomast. III 12f. Tomassetti Mus. Ital. III 51. Ritterling Arch.-epigr. Mitt. XX 1897, 34f. Dessau Prosopogr. II 45 nr. 20. v. Domaszewski Röm. Mitt. XX 1905, 160.

Cilo stammte anscheinend aus der pyrenäischen Halbinsel. Dahin weist sowohl seine Tribus (vgl. Kubitschek Imp. Rom. trib. discr. 167f.) als die aus seinen Namen zu erschließende Verwandtschaft mit Catinia M. f. Aciliana, einer senatorischen Dame aus Ebora in Lusitanien (s. o. Bd. III S. 1790; in derselben Stadt begegnet ein L. Fabius Valerianus CIL II 5195,[5] vgl. 5194; auch die Namen der Acilia Mani f. Sept(imina), II 2018 [Singilia Barba], finden sich in Cilos Nomenklatur; ein Mann aus Iluro in der Baetica war Cilos candidatus beim Militär und errichtete ihm eine Statue, CIL VI 1410).[6]

Die Laufbahn Cilos kennen wir durch zwei Ehreninschriften, die ihm in Rom – vermutlich in oder vor seinem Palaste (s. u.) – gesetzt wurden: die eine (CIL VI 1408[1] = Dessau 1141) unmittelbar vor seiner Stadtpraefectur von einem Centurionen der Legio V Macedonica, der unter ihm gedient haben wird, die andere (VI 1409 = Dessau 1142) zur Zeit der Praefector von den Mailändern, deren Patron er war (die Amterfolge [1764] ist auf beiden Steinen nicht ganz gleichartig; auf dem zweiten ist – der Zeit der Inschrift entsprechend – der Plural des Kaisernamens auch dort gesetzt, wo er nicht hingehört, vgl. Borghesi, Dessau, Ritterling aa. OO.). Cilos Cursus honorum, dessen Anfänge zweifellos in die Regierungszeit Marc Aurels zurückreichen, während zumindest die praetorischen Ämter unter Commodus Alleinherrschaft (180–192) fallen, nahm folgenden Verlauf: X vir stlitibus iudicandis, tribunus militum legionis XI Claudiae (in Moesia inferior), quaestor provinciae Cretae Cyr(enarum), tribunus plebis, legatus pro praetore provinciae Narbonensis (VI 1409 an unrechter Stelle angeführt), praetor urbanus: in dieser Stellung brachte Cilo, wie üblich, dem Hercules bei der Ara maxima das Staatsopfer dar, dessen Erinnerung eine metrische Inschrift festhält, unpoetisch genug, um von Cilo selbst herrühren zu können (CIL VI 312[7] = Bücheler Carm. Lat. epigr. II 868; an der Identität des ,Dichters‘ Cilo mit Fabius Cilo ist nicht zu zweifeln, vgl. de Rossi Mon. Ann. e Bull. d. inst. 1854, 36). Während oder nach der Praetur wurde Cilo in die Priesterschaft der sodales Hadrianales aufgenommen (CIL VI 1409[8] vgl. 1408; auffälligerweise scheint dies neben den mindestens 22 staatlichen Stellungen, die er im Lauf der Zeit bekleidet hat, sein einziges geistliches Amt geblieben zu sein). Er übernahm hierauf das Kommando der legio XVI Flavia Firma in Samosata, verwaltete als Proconsul die Provinz Gallia Narbonensis, fungierte in Rom als praefectus aerari militaris und wurde endlich als legatus Augusti (VI 1409 fälschlich Augustorum) pro praetore mit der Verwaltung von Galatien betraut (wir kennen Galatien nur als praetorische Provinz, daher gehört Cilos Legation vor seinen Consulat). Damals werden ihn die Ancyraner zum Patron gewählt haben (IG XIV 1078 = IGR I 138). Außerhalb der Ämterreihe sind CIL VI 1408[1] die Stellungen eines cur(ator) r(ei) p(ublicae) Nicomedensium, Interamnatium Nartium item Graviscanorum angeführt; Cilo dürfte wenigstens die beiden letzteren (über Nicomedia s. u.) als Praetorier bekleidet haben, da die Jahre nach seinem Consulat keinen Raum für sie lassen.

Als Commodus am 31. Dezember 192 ermordet worden war, ließ sein Nachfolger Pertinax den Leichnam des Imperators durch den procurator patrimonii Livius Larensis dem Fabius Cilo, damals Consul designatus, übergeben, der ihn im Mausoleum Hadrians beisetzte (Hist. aug. Comm. 20, 1, vgl. 17, 4; die vorläufige Bestattung in der Mordnacht selbst [vgl. Dio LXXIII 2, 1. Herodian. II 1, 2] ist vermutlich von der offiziellen, durch Cilo vollzogenen zu unterscheiden, die kurze Zeit später erfolgt sein wird [vgl. die nicht ganz einwandfreien Bemerkungen Heers Philol. Suppl. IX 118ff.]; es ist daher nicht mit Sicherheit zu entscheiden, ob Cilo schon von Commodus oder erst von Pertinax zum Consul designiert wurde; Heer 193f. vermutet ansprechend, daß er den oben erwähnten Auftrag in seiner Eigenschaft als Sodalis Hadrianalis – etwa als Magister des Collegiums? – empfing).

In das J. 193 fällt Cilos Suffectconsulat. Er erwarb sich entweder in dieser Stellung Verdienste [1765] um den in Pannonien erhobenen Kaiser Septimius Severus oder stand ihm und seinem Hause schon von früher her nahe (Herodian. III 2, 4 erzählt, daß Severus, als noch Didius Iulianus in Rom herrschte, seine Kinder heimlich aus der Hauptstadt fortschaffen ließ – sollte dies Cilos Werk gewesen und auf diese Weise das Pietätsverhältnis zu erklären sein, das später Caracalla mit Cilo verband?). Das eine sehen wir, daß ihn Severus sofort auf Vertrauensposten stellte. Als praepositus vexillation(ibus) Perinthi pergentib(us?) leitete er wahrscheinlich den Aufmarsch der Truppen, die Severus für den Krieg gegen Niger in Thrakien konzentrierte (vgl. Herodian. II 14, 6. Hist. aug. Sever. 8, 12; die Truppen des Severus erlitten zwar große Verluste, behaupteten sich aber im Besitz von Perinth, Hist. aug. Sever. 8, 13. Dio LXXIV 6. 3). Als comes des Kaisers (VI 1409 wieder fälschlich Augustorum, aber im Gegensatz zu 1408 wohl an der richtigen Stelle im Cursus honorum) schloß er sich, als der Kaiser selbst erschien, diesem an (v. Domaszewski 160 identifiziert die Stellung als comes mit dem Kommando in Thrakien); doch ist er Severus nicht nach Syrien und Mesopotamien gefolgt, sondern zur Sicherung der Verbindungen (vgl. v. Domaszewski a. a. O.) als Legat in Pontus-Bithynien zurückgeblieben (im J. 194/5; in das J. 194 könnte noch die cura rei publicae in Nicomedia [s. o.] gehören: die Stadt ergriff damals die Partei des Severus, Herodian. III 2, 9). Die Statthalterschaft von Moesia superior war sein nächstes Amt; sie muß in das J. 196 gehören, in dessen Herbst Severus seinen Sohn Caracalla in Viminacium, der Hauptstadt der Provinz, zum Caesar erhob (vgl. o. Bd. II S. 2440. Borghesi 338. Ritterling 35). Man darf annehmen, daß der damals etwa zehnjährige Prinz während der Abwesenheit des Vaters im Orient unter Cilos Schutze gestanden hat. So begreift es sich – wenn Cilo nicht schon ältere Rechte auf Caracallas Dankbarkeit hatte (s. o.) –, daß ihn dieser seinen ,Vater‘ und ,Erzieher‘ nennen konnte (Dio LXXVII 4, 2. 4, vgl. 5, 1; πατήρ ist hier kaum titular aufzufassen) und daß Dio ihn als ,Wohltäter‘ des späteren Kaisers bezeichnet (LXXVII 4, 2, vgl. Ritterling 35. v. Domaszewski 160; welche Bedeutung es hatte, daß der Kaisersohn einem durchaus zuverlässigen Manne anvertraut war, beweist Herodian. III 2, 3f.). Wenn die Ämterfolge in der Inschrift VI 1409 an dieser Stelle richtig ist – VI 1408 ist der Titel genau angegeben, die zeitliche Einreihung jedoch unzutreffend, vgl. Dessaus Anm. –, so wurde Cilo jetzt dux vexill(ationum) per Italiam exercitus Imp(eratoris) Severi usw. Anscheinend befehligte er damals die Truppen, die (noch im J. 196) den Kaiser auf seinem Zuge nach Rom geleiteten (Ritterling 36. 92. v. Domaszewski 160). Zur Zeit der Niederlage des Albinus (19. Februar 197, s. o. Bd. IV S. 75) stand er vermutlich schon der Provinz Pannonia superior vor, wo sich eben damals Caracalla befand (s. o. Bd. II S. 2440), abermals der Obhut Cilos anvertraut (vgl. de Ceuleneer Essai sur Sept. Sév. 97. Ritterling 35; doch hat der Prinz noch im J. 197 Pannonien wieder verlassen, vgl. o. Bd. II a. a. O.). Ein Reskript des Kaisers, das am 1. November 197 [1766] an Chilo (wohl Fabius Cilo) erging (Cod. Iust. II 50, 1, vgl. Borghesi 338. Ritterling 34f.), bezeugt seine Statthalterschaft für dieses Datum. Sie währte fast die ganze Zeit über, die Severus wieder im Orient verbrachte, bis in das J. 201, in welchem Cilo die Heerstraßen und Brücken der Provinz einer gründlichen Restaurierung unterzog, von der die Meilensteine Zeugnis ablegen (CIL III 4617[9] = 11323. 4622. 4638. 4640. 4642 [vgl. Ritterling 34, 85]. 15199?). Das folgende Jahr fand ihn mutmaßlich wieder in Rom, betraut mit dem Amte eines cur(ator) Min(iciae) – vgl. o. Bd. IV S. 1781 – und wieder ein Jahr darauf (203) übertrug ihm Severus den verantwortungsvollen Posten eines praefectus urbi (wie VI 1409 beweist, vor 204, dem Jahr seines zweiten Consulates, vgl. ferner Borghesi 339). Als Stadtpraefect führte er, wie üblich, zum zweitenmal die Fasces, diesmal als Ordinarius im J. 204 mit M. Annius Flavius Libo (CIL III 142038. 9[4] = IG XII 5, 132 = Dittenberger Syll.2 415. CIL VI 2003.[10] de Rossi Inscr. christ. urb. Romae I 4 und sonst in Inschriften, Zosim. II 4, 3. 7, 2; hsl. Fasten vgl. Klein Fasti cos. z. J. Vaglieri bei Ruggiero Dizion. epigr. II 1001; als Stadtpraefecten und Cos. II sind Cilo die Inschriften CIL VI 1410.[6] IGR I 138 = IG XIV 1078 in Rom und Athen. Mitt. XXIII 1898, 165f. [s. u.] bei Ephesus gesetzt).

Cilo stand damals im Zenith seiner Lebensbahn. Im Besitz des höchsten senatorischen Amtes, war er nicht bloß dem Titel nach amicus Augustorum (Dig. I 15, 5), sondern wurde vom Kaiser durch freundschaftliches Vertrauen ausgezeichnet (Epit. de Caes. 20, 6, vgl. Dig. I 12, 1, 4), von dem Mitherrscher Caracalla mit Ehrerbietung behandelt (vgl. Dio LXXVII 5, 1). In einem Schreiben an Cilo – ,la charte constitutive de la préfecture‘ nennt es Vigneaux (Essai sur l’hist. de la praef. urb. 1896, 72) – hat Severus die judiziellen Aufgaben und Rechte der Stadtpraefectur umgrenzt und gleichzeitig erheblich erweitert (Ulpian. Dig. I 12, 1, 1. 4. 8. 14. XXXII 1, 4. XLVIII 19, 8, 5. 22, 6, 1, vgl. I 15, 5; dazu Mommsen St.-R. II3 1064ff.; Strafr. 271ff. Vigneaux 72f.). Sonst wissen wir nichts Näheres über Cilos Wirksamkeit, die wohl erst nach dem Untergang des übermächtigen Gardepraefecten Fulvius Plautianus (im J. 204 oder 205) in vollem Umfang einsetzen konnte. Aber ohne Zweifel gebührt ihm ein wesentlicher Anteil an der inneren Politik des Severus, die so vielfach neue, oft wenig heilsame Bahnen einschlug. Persönlich spricht für Cilo, daß er nach Plautianus Sturz dem Umsichgreifen der Verfolgung Einhalt zu gebieten suchte – er hat damals dem späteren Kaiser Macrinus durch seine Fürsprache das Leben gerettet (Dio LXXVIII 11, 2) – und nicht minder, daß ihm die stadtrömische Bevölkerung und die städtischen Cohorten, die seinem Befehl unterstanden, offenbar ein freundliches Andenken bewahrten (vgl. Dio LXXVII 4, 4). Vermutlich ist er der Stadtpraefect, der in der mittleren Front des Septizoniums das Standbild des Severus aufstellte (Hist. aug. Sever. 24, 4), auch hierin, wie immer, loyal und kaisertreu (καθωσιομένον τοῖς ὀ[σι]ο[τάτ]οις ἡμῶν αὐτοκράτορ(σιν) nennt ihn eine Inschrift aus der Gegend von Ephesus, Athen. Mitt. [1767] XXIII 1898, 165f., verbessert nach den Scheden im Wiener archaeol. Institut). Severus lohnte seine Dienste durch reiche Spenden; unter anderem schenkte er ihm einen Palast (Epit. de Caes. 20, 6); wohl denselben, der, auf der Ostseite des Aventin (regio XII) gelegen, in der Konstantinischen Regionsbeschreibung (Richter Topogr. d. St. Rom2 374) erwähnt und zum Teil auf der Forma urbis (frg. 43 [domus C]ilonis tab. IX ed. Jordan, tav. 41 ed. Lanciani) dargestellt ist (vgl. Richter 210; eine Wasserleitungsröhre mit der Aufschrift [L. F]abi Chilonis praef. urb., bei S. Balbina gefunden, CIL XV 7447,[11] bezeichnet wahrscheinlich die Lage des Hauses; eine andere Leitungsröhre, XV 7448, rührt nach dem Fundort von einem Besitz Cilos an der Via Ostiensis her; Cilo hatte zu Ostia auch sonst Beziehungen; schon im J. 192 war er Patron des corpus lenunculariorum tabulariorum auxiliariorum Ostiensium, CIL XIV 251).[12]

In der Hist. aug. Car. 4, 5 wird Cilo als iterum praefectus et consul bezeichnet. Man erklärt dies meist für einen Irrtum (vgl. Borghesi 341), doch wäre ganz gut möglich, daß seine Praefectur unter Severus durch den Proconsulat von Africa oder Asia unterbrochen wurde. Unter Caracalla und Geta finden wir ihn nicht mehr im Amte (Dio LXXVII 4, 2; C. Iulius Asper war an seine Stelle getreten, Prosopogr. II 168 nr. 115). Vergebens bemühte er sich, die Eintracht zwischen den kaiserlichen Brüdern herzustellen (Hist. aug. Car. 4, 5). Geta fand den Tod durch Bruderhand (Ende Februar 212, s. o. Bd. II S. 2445). Cilo und Papinian, der Praefectus praetorio, mußten am zweiten Tage nach der Mordtat dem fürstlichen Mörder öffentlich das Geleite geben (Hist. aug. Car. 3, 2). Nichtsdestoweniger fiel bald auch das Haupt des berühmten Juristen, und dasselbe Schicksal drohte Cilo. Soldaten plünderten die Reichtümer seines Palastes; er selbst wurde im Bade überfallen und halbnackt unter Mißhandlungen auf der Sacra via zum Palatium geschleppt (die Richtung des Weges zeigt, daß sich die Mordgesellen nicht zu Hause, sondern in einem öffentlichen Bade seiner bemächtigten). Es fragt sich, ob der Überfall von Caracalla ausgegangen ist; Dio (LXXVII 4, 2. 3. 5) behauptet es, während die Hist. aug. Car. 4, 6 nichts davon weiß und auch die neuere Forschung den Imperator von dieser Schuld freispricht (Schulz Beitr. z. Kritik uns. lit. Überlieferung von Comm. Sturz bis Car. 95. Kornemann Kaiser Hadrian 109f.); doch ist immerhin begreiflich, daß ein Mann von so ausgeprägt autokratischer Gesinnung wie Caracalla sich anfangs durch den hochangesehenen und hochverdienten Freund seines Vaters, den Mitwisser aller arcana imperii, einigermaßen beengt fühlen mußte. Als jedoch die Volksmenge und die städtischen Truppen für den einstigen Stadtpraefecten Partei zu ergreifen begannen, befreite ihn Caracalla persönlich aus der Gewalt der Soldateska (Dio LXXVII 4, 2–5. Hist. aug. Car. 4, 5. 6, wo die milites urbaniciani, wie Dio beweist, an der unrechten Stelle genannt sind). Die auszeichnende Behandlung, durch die ihn Caracalla für den empfangenen Schimpf zu entschädigen suchte (Dio LXXVII [1768] 4, 4. 5. 5, 1, vgl. Boissevains Anm.), konnte doch nicht darüber hinwegtäuschen, daß Cilo seine Rolle ausgespielt hatte.

c) Familie. Wohl zur Zeit, da Cilo Pannonien verwaltete (197–201), stiftete sein Freigelassener Menander in dem Badeort Aquae Iasae einen Votivstein pro salute L. Fabii Ciloni[s] c(larissimi) v(iri) et fili nepotesq(ue) eius (CIL III 4120,[2] dazu Mommsen: voluit ,et filiorum nepotumque‘, doch könnte et fili richtig sein). Da die Gattin Cilos in der Inschrift nicht erwähnt wird, war sie damals wohl nicht mehr am Leben. Über seine Nachkommenschaft ist sonst nichts bekannt; möglich, daß L. Fabius Fortunatus (Victorinus) sein Enkel war (s. Nr. 77). Verwandte Cilos begegnen anscheinend in spanischen Inschriften (s. o. a).

[Groag. ]

Anmerkungen (Wikisource)

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  1. a b c Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 1408.
  2. a b Corpus Inscriptionum Latinarum III, 4120.
  3. Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 2.
  4. a b Corpus Inscriptionum Latinarum III, 14203.
  5. Corpus Inscriptionum Latinarum II, 5195.
  6. a b Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 1410.
  7. Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 312.
  8. Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 1409.
  9. Corpus Inscriptionum Latinarum III, 4617.
  10. Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 2003.
  11. Corpus Inscriptionum Latinarum XV, 7447.
  12. Corpus Inscriptionum Latinarum XIV, 251.