Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Schüssel, um Speisen aufzutragen
Band III,2 (1899) S. 17901791
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Catinus. 1) Catinus, catinum, catillus, catillum, eine bald tiefere, bald flachere Schüssel, in welcher die Speisen aufgetragen wurden und aus welcher man sie wohl meist direct mit den Fingern oder mit Hülfe von Löffeln entnahm. Zwar soll nach Isidorus (XX 6, 5) das Neutrum gebräuchlicher als das Masculinum gewesen sein; doch findet sich in den erhaltenen Schriften fast nur dieses (Varro de r. r. I 63 und bei Non. 546, 7. Maecenas bei Charis. 79, 23. Pers. III 111; catinulus Varro bei Charis. 80, 3; vgl. Diom. 326, 7 ; catilius Asin. Poll. bei Charis. 80, 2. Hor. sat. I 3, 90; catillum aus catinum Prisc. I 39). Das Wort hängt mit κοτύλη, κότυλος, κοτυληδών u. s. w. zusammen und ist von der indogermanischen Wurzel qēt = verbergen herzuleiten (A. Fick Vergleichendes Wörterb. der indog. Sprachen⁴ I 22. 381. Prellwitz Etym. Wörterb. d. gr. Spr., 1892, 160). Der C. gehörte seit alter Zeit zu dem Hausgerät der Römer (Varro bei Non. Marc. Maec. Asin. Poll. aa. OO.), war von tuscischem (Iuv. XI 108) oder überhaupt meist von Thon (Isid. a. O. Corp. gloss. lat. III 193, 70. 369, 17), konnte aber bei hohem Alter antiquarischen Wert haben (Hor. sat. I 3, 90). Bei den Opfern behielt man den alten einfachen C. von Thon (Apul. de mag. 18), und zwar von geschwärztem Thon, nach der zu Numas Zeiten gebräuchlichen (Iuv. VI 343) und in Etrurien (K. Sittl Archäologie der Kunst 178. 577) verbreiteten Sitte bei. Man brachte darin den in alten Zeiten gewöhnlichen Speltbrei und Brühe auf den Esstisch (Varro de l. l. V 120). Ein C. von Samos (Lucil. bei Non. 398, 38) oder ein anderer von geringerem Wert war auch später bei einfacher Hauskost gebräuchlich (Hor. sat. I 6, 115. Pers. a. O.); besonders pflegten wohl die Sclaven gemeinschaftlich daraus zu essen (Apul. de mag. 44). Doch auch für bessere Schüsseln wurde der Ausdruck gebraucht (Hor. sat. I 3, 92. II 2, 39. 4, 73. 77. Pers. V 182). Demgemäss sieht man auf alten Frescobildern, welche im J. 1780 bei der Kirche St. Johann im Lateran zu Rom gefunden sind, mehrere Sclaven, welche verschiedene Schüsseln auftragen. Auf einer derselben liegt ein Huhn, umgeben von Fischen, ähnlich wie es Horatius schildert (Abb. der Schüssel bei Rich Ill. Wörterb. d. röm. Altert., übers., von C. Müller, 1862, 124, und des die Schüssel tragenden Sclaven bei Daremberg-Saglio Dict. des antiquités fig. 1256, nach Cassini Pitture antiche 1783 tav. IV). In diesem Sinne wird auch in den mittelalterlichen Glossarien catinus (Corp. gloss. lat. II 408, 1), catinum (III 369, 17) und catillus (II 98, 32) mit πίναξ oder πινάκιον identifiziert und dabei catinus (III 324, 66), catinum (III 203, 23) und catillum (III 22, 47. 93, 57) zu den silbernen Geräten gerechnet; ferner wird catinus der patena (II 571, 28) und der metallenen lanx oder lancula (IV 316, 56), catinum der cytra (III 193, 70), also wohl einem Fackelschälchen (vgl. Guhl und Koner Leben d. Gr. u. R.⁶ Fig. 341) gleichsetzt. Eine gläserne Schale mit Weihrauch [1791] befand sich in dem von Galba seiner Fortuna geweihten Tempel zu Tusculum (Suet. Galba 18). Aus dieser Schale wurden die Weihrauchkügelchen auf ein angezündetes Kohlenbecken geworfen (s. Rich a. O. 125, wo eine ähnliche Schale aus Agat abgebildet ist). Überhaupt konnte der C. auch zu andern Zwecken, als angegeben, gebraucht werden. So wurde darin unter einer mit glühenden Kohlen bedeckten Schale ein Kuchen gebacken, welcher alsdann in dem C. samt Löffeln aufgetragen wurde (Cato de agr. 84). Ein gekochter Kohlbrei wurde darin abgekühlt (ebd. 156, 6. 157, 9). Mit Wasser gefüllt wurde er aufgestellt, um Kornwürmer darin zu fangen (Varro de r. r. I 63). In übertragenem Sinne konnte das Wort die Höhlung eines Felsen bezeichnen (Plin. XXXIV 125).

[Olck. ]