Textdaten
Autor: Johann Wolfgang von Goethe
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Titel: Elegien.
Untertitel:
aus: Die Horen, eine Monatsschrift. Zweiter Band. VI. Stück. S. 1-44
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum: 1788–1790
Erscheinungsdatum: 1795
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld und Djvu auf Commons
Kurzbeschreibung:
Auch in: Goethes Werke. Hrsg. im Auftrag der Großherzogin Sophie von Sachsen. 143 Bde. Weimar 1887-1919. Nachdruck München 1987. [nebst] Bd. 144-146: Nachträge und Register zur IV. Abt.: Briefe. Hrsg. von Paul Raabe. Bde. 1-3. München 1990. [Weimarer Ausgabe], 1.1, S. 231-262
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[1]
Die Horen.
Erster Jahrgang. Sechstes Stück.



I
Elegien.

Nos venerem tutam concessaque forta canemus,
Inque[WS 1] meo nullum carmine crimen erit.



Erste Elegie.

Saget Steine mir an, o! sprecht, ihr hohen Palläste.
     Straßen redet ein Wort! Genius regst du dich nicht?
Ja es ist alles beseelt in deinen heiligen Mauern
     Ewige Roma, nur mir schweiget noch alles so still.

5
O! wer flüstert mir zu, an welchem Fenster erblick ich

     Einst das holde Geschöpf, das mich versengt und erquickt?
Ahnd’ ich die Wege noch nicht, durch die ich immer und immer,
     Zu ihr und von ihr zu gehn, opfre die köstliche Zeit.

[2]

Noch betracht’ ich Palläst und Kirchen, Ruinen und Säulen,

10
     Wie ein bedächtiger Mann sich auf der Reise beträgt.

Doch bald ist es vorbey, dann wird ein einziger Tempel,
     Amors Tempel nur seyn, der den Geweihten empfängt.
Eine Welt zwar bist du, o Rom, doch ohne die Liebe
     Wäre die Welt nicht die Welt, wäre denn Rom auch nicht Rom.

[3]
Zweyte Elegie.

Ehret wen ihr auch wollt! Nun bin ich endlich geborgen!
     Schöne Damen und ihr Herren der feineren Welt;
Fraget nach Oheim und Vettern und alten Muhmen und Tanten;
     Und dem gebundnen Gespräch folge das traurige Spiel.

5
Auch ihr übrigen fahret mir wohl in großen und kleinen

     Zirkeln, die ihr mich oft nah der Verzweiflung gebracht,
Wiederhohlet politisch und zwecklos jegliche Meynung,
     Die den Wandrer mit Wuth über Europa verfolgt.
So verfolgte das Liedchen Malbrough den reisenden Britten

10
     Einst von Paris nach Livorn, dann von Livorno nach Rom,

Weiter nach Napel hinunter und wär’ er nach Smyrna gesegelt;
     Malbrough! empfieng ihn auch dort, Malbrough im Hafen das Lied.
Und so mußt’ ich bis jetzt, auf allen Tritten und Schritten,
     Schelten hören das Volk, schelten der Könige Rath.

[4]
15
Nun entdeckt ihr mich nicht so bald in meinem Asyle,

     Das mir Amor der Fürst königlich schützend verlieh.
Hier bedecket er mich mit seinem Fittig. Die Liebste
     Fürchtet, römisch gesinnt, wüthende Gallier nicht,
Sie erkundigt sich nie nach neuer Mähre, sie spähet

20
     Sorglich den Wünschen des Mannes, dem sie sich eignete, nach,

Sie erfreut sich an ihm, dem freyen rüstigen Fremden,
     Der von Bergen und Schnee, hölzernen Häusern erzählt,
Theilt die Flammen, die sie in seinem Busen entzündet,
     Freut sich, daß er das Gold nicht wie der Römer bedenkt.

25
Besser ist ihr Tisch nun bestellt, es fehlet an Kleidern,

     Fehlet am Wagen ihr nicht, der nach der Oper sie bringt.
Mutter und Tochter erfreun sich ihres nordischen Gastes
     Und der Barbare beherrscht römischen Busen und Leib.

[5]
Dritte Elegie.

Laß dich, Geliebte, nicht reun, daß du so schnell dich ergeben,
     Glaub’ es, ich denke nicht frech, denke nicht niedrig von dir.
Vielfach wirken die Pfeile des Amors, denn einige ritzen
     Und vom schleichenden Gift kranket auf Jahre das Herz;

5
Aber mächtig befiedert, mit frisch geschliffner Schärfe,

     Dringen die andern ins Mark, zünden auf einmal uns an.
In der heroischen Zeit, da Götter und Göttinnen liebten,
     Folgte Begierde dem Blick, folgte Genuß der Begier;
Glaubst du, es habe sich lange die Göttinn der Liebe besonnen,

10
     Als im Idäischen Hayn einst ihr Anchises gefiel?

Hätte Luna gesäumt den schönen Schläfer zu küssen;
     O so hätt’ ihn geschwind neidend Aurora geweckt.

[6]

Hero erblickte Leandern beym lauten Fest und behende
     Stürzte der Liebende sich heiß in die nächtliche Fluth.

15
Rhea Sylvia wandelt, die fürstliche Jungfrau, der Tyber

     Wasser zu schöpfen hinab, und sie ergreifet der Gott.
So erzeugte sich Mars zwey Söhne! – die Zwillinge tränket
     Eine Wölfinn, und Rom nennt sich die Fürstin der Welt.

[7]
Vierte Elegie.

Fromm sind wir Liebende, still verehren wir alle Dämonen,
     Wünschen uns jeglichen Gott, jegliche Göttinn geneigt.
Und so gleichen wir euch, o römische Sieger! den Göttern
     Aller Völker der Welt bietet ihr Wohnungen an.

5
Habe sie schwarz und streng aus altem Granit der Egypter,

     Oder ein Grieche sie weiß reizend aus Marmor geformt.
Doch verdrießet es nicht die Ewigen, wenn wir besonders
     Weihrauch köstlicher Art Einer der Göttlichen streu’n.
Ja wir bekennen euch gern, es bleiben unsre Gebete,

10
     Unser täglicher Dienst Einer besonders geweiht.

Schalkhaft, munter und ernst begehen wir heimliche Feste
     Und das Schweigen geziemt allen Geweihten genau.

[8]

Eher lockten wir selbst an die Fersen, durch gräßliche Thaten,
     Uns die Erinnyen her, wagten es eher des Zeus

15
Hartes Gericht an rollenden Rädern und Felsen zu dulden,

     Als dem reizenden Dienst unser Gemüth zu entziehn.
Diese Göttin, sie heißt Gelegenheit! lernet sie kennen,
     Sie erscheinet euch oft, immer in andrer Gestalt.
Tochter des Proteus möchte sie seyn, mit Thetis gezeuget,

20
     Deren verwandelte List manchen Heroen betrog.

So betrügt nun die Tochter den Unerfahrnen, den Blöden,
     Schlummernde necket sie stets, wachende fliegt sie vorbey;
Gern ergiebt sie sich nur dem raschen thätigen Manne,
     Dieser findet sie zahm, spielend und zärtlich und hold.

25
Einst erschien sie auch mir, ein bräunliches Mädchen, die Haare

     Fielen ihr dunkel und reich über die Stirne herab.

[9]

Kurze Locken ringelten sich ums zierliche Hälschen,
     Ungeflochtenes Haar krauste vom Scheitel sich auf.
Und ich verkannte sie nicht, ergriff die Eilende, lieblich

30
     Gab sie Umarmung und Kuß bald mir gelehrig zurück.

O wie war ich beglückt! – Doch stille, die Zeit ist vorüber,
     Und umwunden bin ich römische Flechten von euch.

[10]
Fünfte Elegie.

Froh empfind’ ich mich nun auf klassischem Boden begeistert,
     Lauter und reizender spricht Vorwelt und Mitwelt zu mir.
Ich befolge den Rath, durchblättere die Werke der Alten
     Mit geschäftiger Hand täglich mit neuem Genuß.

5
Aber die Nächte hindurch hält Amor mich anders beschäftigt,

     Werd ich auch halb nur gelehrt, bin ich doch doppelt vergnügt.
Und belehr ich mich nicht? wenn ich des lieblichen Busens
     Formen spähe, die Hand leite die Hüften hinab.
Dann versteh ich erst recht den Marmor, ich denk’ und vergleiche,

10
     Sehe mit fühlendem Aug’, fühle mit sehender Hand.

Raubt die Liebste denn gleich mir einige Stunden des Tages;
     Giebt sie Stunden der Nacht mir zur Entschädigung hin.

[11]

Wird doch nicht immer geküßt, es wird vernünftig gesprochen,
     Ueberfällt sie der Schlaf, lieg ich und denke mir viel.

15
Oftmals hab’ ich auch schon in ihren Armen gedichtet

     Und des Hexameters Maas, leise, mit fingernder Hand,
Ihr auf dem Rücken gezählt, sie athmet in lieblichem Schlummer
     Und es durchglühet ihr Hauch mir bis ins tiefste die Brust.
Amor schüret indeß die Lampe und denket der Zeiten,

20
     Da er den nämlichen Dienst seinen Triumvirn gethan.


[12]
Sechste Elegie.

„Kannst du, o Grausame! mich in solchen Worten betrüben?
     Reden so bitter und hart liebende Männer bey euch?
Wenn das Volk mich verklagt, ich muß es dulden und bin ich
     Etwa nicht schuldig? Doch ach! schuldig nur bin ich mit dir!

5
Diese Kleider, sie sind der neidischen Nachbarinn Zeugen;

     Daß die Wittwe nicht mehr einsam den Gatten beweint.
Bist du unvorsichtig nicht oft bey Mondschein gekommen?
     Grau, im dunkeln Sûrtout, hinten gerundet das Haar?
Hast du dir scherzend nicht selbst die geistliche Maske gewählet?

10
     Solls ein Prälate denn seyn! Gut, der Prälate bist du.

In dem geistlichen Rom, kaum scheint es glaublich, doch schwör ich
     Nie hat ein Geistlicher sich meiner Umarmung gefreut.

[13]

Arm war ich leider, und jung und wohlbekannt den Verführern,
     Falkonieri hat mir oft in die Augen gegafft,

15
Und die Kuppler Albanis mich mit gewichtigen Zetteln

     Bald nach Ostia, bald nach den vier Brunnen gelockt.
Aber wer nicht kam, das war das Mädchen. So hab ich
     Rothstrumpf immer gehaßt und Violettstrumpf dazu,
Denn ihr seyd am Ende doch nur betrogen! so sagte

20
     Mir der Vater! wenn auch leichter die Mutter es nahm.

Und so bin ich denn doch am Ende betrogen! du zürnest
     Nur zum Scheine mit mir, weil du zu fliehen gedenkst.
Geh! ihr seyd der Frauen nicht werth! wir tragen die Kinder
     Unter dem Herzen, und so tragen die Treue wir auch;

25
Aber ihr Männer ihr schüttet, mit eurer Kraft und Begierde,

     Auch die Liebe zugleich in den Umarmungen aus!“

[14]

Also sprach die Geliebte und nahm den Kleinen vom Stuhle,
     Drückt ihn küssend ans Herz, Thränen entquollen dem Blick.
Und wie saß ich beschämt, daß Reden feindlicher Menschen

30
     Dieses liebliche Bild mir zu beflecken vermocht.

Dunkel brennt das Feuer nur augenblicklich und dampfet,
     Wenn das Wasser die Glut stürzend und gähling verhüllt.
Aber sie reinigt sich schnell, verjagt die trübenden Dämpfe,
     Neuer und mächtiger dringt leuchtend die Flamme hinauf.

[15]
Siebente Elegie.

O wie fühl ich in Rom mich so froh! Gedenk ich der Zeiten,
     Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing,
Trübe der Himmel und schwer auf meinen Scheitel sich neigte,
     Farb’ und gestaltlos die Welt um den Ermatteten lag,

5
Und ich über mein Ich, des unbefriedigten Geistes

     Düstre Wege zu spähn, still in Betrachtung versank.
Nun umleuchtet der Glanz des hellen Aethers die Stirne,
     Phöbus rufet, der Gott, Formen und Farben hervor.
Sternenhelle glänzet die Nacht, sie klingt von Gesängen

10
     Und mir leuchtet der Mond heller als ehmals der Tag.

Welche Seligkeit ward mir Sterblichem! Träum’ ich? Empfänget
     Dein ambrosisches Haus, Jupiter Vater, den Gast?

[16]

Ach! hier lieg’ ich und strecke nach deinen Knieen die Hände
     Flehend aus. O! vernimm, Jupiter Xenius mich!

15
Wie ich hereingekommen, ich kanns nicht sagen, es faßte

     Hebe den Wandrer und zog mich in die Hallen heran.
Hast du ihr einen Heroen herauf zu führen geboten?
     Irrte die Schöne? Vergieb! Laß mir des Irrthums Gewinn!
Deine Tochter Fortuna sie auch! die herrlichsten Gaben

20
     Theilet sie mädchenhaft aus, wie es die Laune gebeut.

Bist du der wirthliche Gott? O so verstosse den Gastfreund
     Nicht von deinem Olymp wieder zur Erde hinab.
„Dichter! wo versteigst du dich hin?“ – Vergieb mir, der hohe
     Capitolinische Berg ist dir ein zweyter Olymp.

25
Dulde mich Jupiter hier und Hermes führe mich später,

     Cestius Denkmal vorbey, leise zum Orcus hinab.

[17]
Achte Elegie.

Wenn du mir sagst du habest als Kind, Geliebte, den Menschen
     Nicht gefallen und dich habe die Mutter verschmäht,
Bis du größer geworden und dich entwickelt, ich glaub’ es
     Gerne denk’ ich in dir mir ein besonderes Kind.

5
So vermisset die Blüte des Weinstocks Farben und Bildung

     Wenn die Beere gereift Menschen und Götter entzückt.

[18]
Neunte Elegie.

Herbstlich leuchtet die Flamme vom ländlich geselligen Heerde,
     Knistert und glänzend wie rasch, sausend vom Reisig empor!
Diesen Abend erfreut sie mich mehr, denn eh noch zur Kohle
     Sich das Bündel verzehrt, unter die Asche sich neigt

5
Kommt mein liebliches Mädchen. Dann flammen Reisig und Scheite,

     Und die erwärmte Nacht wird uns ein glänzendes Fest.
Morgen frühe geschäftig verläßt sie das Lager der Liebe,
     Weckt aus der Asche behend Flammen aufs neue hervor.
Denn das gab ihr Amor vor vielen andern, die Freude

10
     Wieder zu wecken, wenn sie still wie zu Asche versank.


[19]
Zehnte Elegie.

Alexander und Cäsar und Heinrich und Friedrich die Großen
     Gäben die Hälfte mir gern ihres erworbenen Ruhms,
Wenn ich ihnen dieß Lager auf eine Nacht nur vergönnte;
     Aber die Armen, sie hält strenge des Orcus Gewalt.

5
Freue dich also Lebendger der lieberwärmenden Stätte,

     Ehe den fliehenden Fuß schauerlich Lethe dir netzt.

[20]
Eilfte Elegie.

Euch, o Grazien! legt ein Dichter die wenigen Blätter
     Auf den reinen Altar, Knospen der Rose dazu.
Und er thut es getrost. Dahin bestrebt sich der Künstler
     Daß die Werkstatt um ihn immer ein Pantheon sey.

5
Jupiter senket die göttliche Stirne und Juno erhebt sie,

     Phöbus schreitet hervor, schüttelt das lockige Haupt,
Trocken schauet Minerva herab und Hermes der leichte
     Wendet zur Seite den Blick, schalkhaft und zärtlich zugleich.
Aber nach Bacchus dem weichen, dem holden erhebet Cythere

10
     Augen voll süßer Begier, selbst in dem Marmor noch feucht.

Sie gedenket seiner Umarmung und scheinet zu fragen:
     Sollte der herrliche Sohn uns an der Seite nicht stehn?

[21]
Zwölfte Elegie.

Hörest du, Liebchen! das muntre Geschrey den Flamminischen Weg her?
     Schnitter sind es, sie ziehn wieder nach Hause zurück,
Weit von hier. Sie haben dem Römer die Erndte vollendet,
     Der für Ceres den Kranz selber zu flechten verschmäht.

5
Keine Feste sind mehr der großen Göttinn gewidmet

     Die statt Eicheln zur Kost goldenen Weizen verlieh.
Laß uns beyde das Fest im Stillen freudig begehen!
     Ein versammeltes Volk, stellen zwey Liebende vor.
Hast du wohl jemals gehört von jener mystischen Feyer

10
     Die von Eleusis hieher frühe dem Sieger gefolgt?

Griechen stifteten sie, und immer riefen nur Griechen
     Selbst in den Mauern von Rom: „kommt zur geheiligten Nacht!“

[22]

Und es floh der Profane, da bebte der wartende Neuling,
     Den ein weißes Gewand Zeichen der Unschuld umgab.

15
Wunderlich irrte darauf der Eingeführte durch Kreise

     Seltner Gestalten, im Traum schien er zu wallen, denn hier
Wanden sich Schlangen am Boden des Tempels, verschlossene Kästchen,
     Reich mit Aehren umkränzt, trugen hier Mädchen vorbey,
Vielbedeutend gebärdeten sich die Priester und summten,

20
     Ungedultig und bang harrte der Lehrling auf Licht.

Erst nach vielen Proben, oft wiederkehrend, erfuhr er,
     Was der geheiligte Kreiß seltsam in Bildern verbarg.
Und was war das Geheimniß? als daß Demeter die große
     Sich gefällig einmal auch einem Helden bequemt,

25
Als sie dem edlen Jasion, dem rüstigen König der Kreter,

     Ihres unsterblichen Leibs holdes Verborgne gegönnt.

[23]

Da war Kreta beglückt, das Hochzeitbette der Göttinn
     Schwoll von Aehren und reich drückte den Acker die Saat.
Aber die übrige Welt verschmachtete, denn es versäumte

30
     Ueber der Liebe Genuß Ceres den schönen Beruf.

Voll Erstaunen vernahm der Eingeweihte das Mädchen,
     Winkte der Liebsten – verstehst du nun Geliebte den Wink?
Jene buschige Myrte beschattet ein heiliges Plätzchen;
     Unsre Zufriedenheit bringt keine Gefärde der Welt.

[24]
Dreyzehnte Elegie.

Amor bleibet ein Schalk, wer ihm vertraut ist betrogen!
     Heuchlend kam er zu mir: „traue mir dießmal nur noch.
Redlich meyn’ ichs mit dir, du hast dein Leben und Dichten,
     Dankbar erkenn’ ich es wohl, meiner Verehrung geweiht.

5
Siehe, dir bin ich nun gar nach Rom gefolget, ich möchte

     Dir im fremden Gebiet gern was gefälliges thun.
Jeder Reisende klagt, er finde schlechte Bewirthung;
     Welchen Amor empfiehlt köstlich bewirthet ist er.
Du betrachtest mit Staunen die Trümmern alter Gebäude,

10
     Und durchwandelst mit Sinn diesen geheiligten Raum

Du verehrest noch mehr die werthen Reste des Bildens
     Einziger Künstler, die ich stets in der Werkstatt besucht.

[25]

Diese Gestalten, ich lehrte sie formen. Verzeih mir, ich prahle
     Dießmal nicht, du gestehst, was ich dir sage sey wahr.

15
Nun du mir läßiger dienst wo sind die schönen Gestalten,

     Wo die Farben, der Glanz deiner Erfindungen hin?
Denkst du Freund nun wieder zu bilden; die Schule der Griechen
     Blieb noch offen, das Thor schlossen die Jahre nicht zu.
Ich der Lehrer bin ewig jung und liebe die Jungen.

20
     Nicht so altklug gethan! Munter! Begreife mich wohl!

Das Antike war neu da jene Glückliche lebten,
     Lebe glücklich und so lebe die Vorzeit in dir.
Stoff zum Liede, wo nimmst du ihn her? Ich muß dir ihn geben,
     Und den höheren Styl lehret die Liebe dich nur.“

25
Also sprach der Sophiste. Wer widerspräch ihm? und leider

     Bin ich zu folgen gewöhnt, wenn der Gebieter befiehlt. –

[26]

Nun verrätherisch hält er sein Wort, giebt Stoff zu Gesängen,
     Ach und raubt mir die Zeit, Kraft und Besinnung zugleich,
Blicke, Händedruck, und Küsse, gemüthliche Worte,

30
     Sylben köstlichen Sinns wechselt ein liebendes Paar.

Da wird ein Lispeln Geschwätze, da wird ein Stottern zur Rede,
     Solch ein Hymnus verhallt ohne prosodisches Maas.
Dich Aurora wie kannt ich dich sonst als Freundinn der Musen!
     Hat Aurora dich auch Amor der lose verführt?

35
Du erscheinst mir nun als seine Freundinn und weckest

     Mich an seinem Altar, wieder zum festlichen Tag.
Find ich die Fülle der Locken an meinem Busen! das Köpfchen
     Ruhet und drucket den Arm, der sich dem Halse bequemt.
Welch ein freudig Erwachen! Erhieltet ihr ruhige Stunden

40
     Mir das Denkmal der Lust, die in den Schlaf uns gewiegt! –
[27]

Sie bewegt sich im Schlummer und sinkt auf die Breite des Lagers
     Weggewendet und doch läßt sie mir Hand noch in Hand.
Herzliche Liebe verbindet uns immer und treues Verlangen,
     Und den Wechsel behielt nur die Begierde sich vor.

45
Einen Druck der Hand, ich sehe die himmlischen Augen

     Wieder offen. – O nein! Laßt auf der Bildung mich ruhn!
Bleibt geschlossen! ihr macht mich verworren und trunken, ihr raubet
     Mir den stillen Genuß reiner Betrachtung zu früh.
Diese Formen wie groß! Wie edel gewendet die Glieder!

50
     Schlief Ariadne so schön, Theseus du konntest entfliehn?

Einen Kuß nur auf diese Lippen! O Theseus! nun scheide! – –
     Blick ihr ins Auge! Sie wacht! – Ewig nun hält sie dich fest.

[28]
Vierzehnte Elegie.

Zünde Licht an, o Knabe! – „Noch ist es hell, ihr verzehret
     Oel und Docht nur umsonst. Schlieset die Läden doch nicht!
Hinter die Häuser verbarg sich die Sonne, nicht hinter die Berge,
     Noch ein halb Stündchen vergeht bis zum Geläute der Nacht.“ –

5
Unglückseliger! geh und gehorche! Mein Mädchen erwart’ ich,

     Tröste mich Lämpchen indeß lieblicher Bote der Nacht.

[29]
Fünfzehnte Elegie.

Cäsarn wär ich wohl nie zu den Britanen gefolget,
     Florus hätte mich leicht in die Popine geschleppt!
Denn mir bleiben weit mehr die Nebel des traurigen Nordens
     Als ein geschäftiges Volk südlicher Flöhe verhaßt.

5
Und noch schöner, von heut an, seyd mir gegrüßet ihr Schenken,

     Osterieen, wie euch schicklich der Römer benennt,
Denn ihr zeigtet mir heute die Liebste vom Oheim begleitet,
     Den die Gute so oft, mich zu besitzen, betrügt.
Hier stand unser Tisch, den Deutsche vertraulich umgaben,

10
     Drüben suchte das Kind neben der Mutter den Platz,

Rückte vielmals die Bank und wußt es artig zu machen,
     Daß ich halb ihr Gesicht, völlig den Nacken gewann.

[30]

Lauter sprach sie, als hier die Römerinn pfleget, credenzte,
     Blickte rükwärts nach mir, goß und verfehlte das Glas,

15
Wein floß über den Tisch und sie, mit zierlichem Finger,

     Zog auf dem hölzernen Blatt Kreise der Feuchtigkeit hin.
Meinen Nahmen verschlang sie mit ihrem, immer begierig
     Immer dem Fingerchen nach und sie bemerkte mich wohl.
Endlich zog sie behende das Zeichen der römischen Fünfe

20
     Und ein Strichlein davor; schnell und sobald ichs gesehn

Schlang sie Kreise durch Kreise, die Lettern und Ziffern zu löschen,
     Aber die köstliche Vier blieb mir ins Auge geprägt.
Stumm war ich sitzen geblieben und biß die glühende Lippe
     Halb aus Schalkheit und Lust, halb aus Begierde mir wund.

25
Noch so lange bis Nacht! dann noch vier Stunden zu warten!

     Hohe Sonne du weilst und du beschauest dein Rom!

[31]

Grösseres sahest du nichts und wirst nichts grösseres sehen,
     Wie es dein Priester Horaz in der Entzückung versprach.
Aber heute verweile nicht länger und wende die Blicke

30
     Von dem Siebengebirg früher und williger ab.

Einem Dichter zu Liebe verkürze die herrlichen Stunden,
     Die mit begierigem Blick selig der Mahler genießt,
Glühend blicke noch schnell zu diesen hohen Facaden,
     Kuppeln und Säulen zuletzt und Obelisken herauf;

35
Stürze dich eilig ins Meer, um Morgen früher zu sehen

     Was du, mit göttlicher Lust, viele Jahrhunderte sahst.
Diese feuchte mit Rohr so lange bewachsnen Gestade,
     Diese mit Bäumen und Busch düster beschatteten Höhn,
Wenig Hütten zeigten sie dir, dann sahst du auf einmal

40
     Sie vom wimmelnden Volk glücklicher Räuber belebt.
[32]

Alles schleppten sie dann an diese Stätte zusammen,
     Kaum war das übrige Rund deiner Betrachtung noch werth,
Sahst eine Welt hier entstehn, dann eine Welt hier in Trümmern,
     Aus den Trümmern aufs neu fast eine größere Welt.

45
Daß ich diese noch lange, von dir beleuchtet, erblicke

     Spinne die Parze mir klug langsam den Faden herab;
Aber sie eile herbey die schön bezeichnete Stunde! –
     Glücklich! Hör ich sie schon? Nein, doch ich höre schon Drey.
So, ihr lieben Musen, betrogt ihr wieder die Länge

50
     Dieser Weile die mich von der Geliebten getrennt.

Lebet wohl! nun eil ich und fürcht euch nicht zu beleidigen,
     Denn ihr Stolzen, ihr gebt Amorn doch immer den Rang.

[33]
Sechszehnte Elegie.

„Warum bist du Geliebter nicht heute zur Vigne gekommen?
     Wie ich dir es versprach wartet’ ich einsam auf dich.“ –
„Beste, schon war ich hinein, da sah ich zum Glücke den Oheim
     Neben den Stöcken bemüht, hinwärts und herwärts sich drehn;

5
Schleichend eilt ich hinaus!“ – O welch ein Irrthum ergriff dich!

     Nur ein Vogelscheu war’s was dich vertrieb! die Gestalt
Flickt er emsig zusammen aus alten Kleidern und Rohren,
     Ach! ich half ihm daran, selbst mir zu schaden bemüht.
Nun! sein Wunsch ist erfüllt, er hat den losesten Vogel

10
     Heute verscheuchet, der ihm Gärtchen und Nichte bestielt.


[34]
Siebzehnte Elegie.

Manche Töne sind mir zuwider, doch bleibet am meisten
     Hundegebell mir verhaßt, kläffend zerreist es mein Ohr.
Einen Hund nur hör’ ich sehr oft mit frohem Behagen
     Bellend kläffen, den Hund den sich der Nachbar erzog.

5
Denn er bellte mir einst mein Mädchen an, das sich heimlich

     Zu mir stahl und verrieth unser Geheimniß beynah.
Jetzo, hör’ ich ihn bellen, so denk ich nur immer sie kommt wohl,
     Oder ich denke der Zeit, da die Erwartete kam.

[35]
Achtzehnte Elegie.

Eines ist mir verdrießlich vor allen Dingen, ein andres
     Bleibt mir abscheulich, empört jegliche Faser in mir,
Nur der bloße Gedanke. Ich will es euch Freunde gestehen:
     Gar verdrießlich ist mir einsam das Lager zu Nacht.

5
Aber ganz abscheulich ists auf dem Wege der Liebe

     Schlangen zu fürchten und Gift unter den Rosen der Lust;
Wenn im schönsten Moment der hin sich gebenden Freude
     Deinem sinkenden Haupt lispelnde Sorge sich naht.
Darum macht mich Faustine so glücklich, sie theilet das Lager

10
     Gerne mit mir und bewahrt Treue dem Treuen genau.

Reitzendes Hinderniß will die rasche Jugend, ich liebe
     Mich des versicherten Guts lange bequem zu erfreun.

[36]

Welche Seligkeit ists! wir wechseln sichere Küsse,
     Athem und Leben getrost saugen und flösen wir ein.

15
So erfreuen wir uns der langen Nächte, wir lauschen,

     Busen an Busen gedrängt, Stürmen und Regen und Guß.
So erscheinet uns wieder der Morgen, es bringen die Stunden
     Neue Blumen herbey, schmücken uns festlich den Tag.
Gönnet mir, o Quiriten! das Glück, und jedem gewähre

20
     Aller Güter der Welt erstes und letztes der Gott.


[37]
Neunzehnte Elegie.

Schwer erhalten wir uns den guten Nahmen, denn Fama
     Steht mit Amorn, ich weiß, meinem Gebieter im Streit.
Wißt auch ihr woher es entsprang, daß beyde sich hassen?
     Alte Geschichten sind das und ich erzähle sie wohl.

5
Immer war sie die mächtige Göttinn, doch für die Gesellschaft

     Unerträglich, denn gern führt sie das herrschende Wort,
Und so war sie von je, bey allen Götter-Gelagen,
     Mit der Stimme von Erz, Großen und Kleinen verhaßt.
So berühmte sie einst sich übermüthig, sie habe

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     Jovis herrlichen Sohn ganz sich zum Sclaven gemacht.

Meinen Herkules führ ich dereinst, o Vater der Götter!
     Rief triumphirend sie aus, wiedergebohren dir zu.
Es ist nicht Herkules mehr den dir Alcmene gebohren,
     Seine Verehrung für mich macht ihn auf Erden zum Gott.

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Schaut er nach dem Olymp, so glaubst du er schaue nach deinen

     Mächtigen Knieen, vergieb! Nur in den Aether nach mir
Blickt der würdigste Mann. Mich zu verdienen durchschreitet
     Leicht sein mächtiger Fuß Bahnen die keiner betrat.
Aber auch ich begegn’ ihm auf seinen Wegen und preise

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     Seinen Nahmen voraus, eh’ er die That noch beginnt.

Mich vermählst du ihm einst, der Amazonen Besieger
     Werd auch meiner, und ihn nenn ich mit Freuden Gemahl!“
Alles schwieg, sie mogten nicht gern die Prahlerinn reitzen,
     Denn sie denkt sich, erzürnt, leicht was gehässiges aus.

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Amorn bemerkte sie nicht, er schlich bey Seite, den Helden

     Bracht er mit weniger Kunst unter der Schönsten Gewalt.
Nun vermummt er sein Paar, ihr hängt er die Bürde des Löwen
     Ueber die Schultern und lehnt mühsam die Keule dazu.
Drauf bespickt er mit Blumen des Helden sträubende Haare,

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     Reichet den Rocken der Faust, die sich dem Scherze bequemt.
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So vollendet er bald die neckische Gruppe, dann läuft er,
     Ruft durch den ganzen Olymp: herrliche Thaten geschehn!
Nie hat Erd und Himmel die unermüdete Sonne
     Hat auf der ewigen Bahn keines der Wunder erblickt.

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Alles eilte, sie glaubten dem losen Knaben, denn ernstlich

     Hatt’ er gesprochen und auch Fama, sie blieb nicht zurück.
Wer sich freute den Mann so tief erniedrigt zu sehen
     Denkt ihr! Juno! Es galt Amorn ein freundlich Gesicht.
Fama daneben wie stand sie beschämt, verlegen, verzweifelnd!

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     Anfangs lachte sie nur: „Masken, ihr Götter sind das!

Meinen Helden ich kenn ihn besser, es haben Tragöden
     Uns zum besten!“ Doch bald sah sie mit Schmerzen er war’s!
Nicht den tausendsten Theil verdroß es Vulcanen sein Weibchen
     Mit dem rüstigen Freund unter den Maschen zu sehn,

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Als das verständige Netz im rechten Moment sie umfaßte,

     Die Verschlungnen umschlang, fest die Genießenden hielt.

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Wie sich die Jünglinge freuten! Merkur und Bacchus! Sie beyde
     Mußten gestehen, es sey über dem Busen zu ruhn
Dieses herrlichen Weibes ein schöner Gedanke. Sie baten:

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     Löse Vulkan sie noch nicht! Laß sie noch einmal besehn.

Und der Alte war so Hahnrey und hielt sie nur fester.
     Aber Fama sie floh rasch und voll Grimmes davon.
Seit der Zeit ist zwischen den beyden nicht Stillstand der Fehde,
     Wie sie sich Helden erwählt, gleich ist der Knabe darnach,

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Wer sie am höchsten verehrt, den weiß er am besten zu fassen,

     Und den Sittlichsten greift er am gefährlichsten an.
Will ihm einer entgehn, den bringt er vom Schlimmen ins Schlimmste.
     Mädchen bietet er an, wer sie ihm thörigt verschmäht
Muß erst grimmige Pfeile von seinem Bogen erdulten;

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     Mann erhitzt er auf Mann, treibt die Begierden aufs Thier,

Wer sich seiner schämt, der muß erst leiden, dem Heuchler
     Streut er bittern Genuß unter Verbrechen und Noth.

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Aber auch sie die Göttinn verfolgt ihn mit Augen und Ohren,
     Sieht sie ihn einmal bey dir; gleich ist sie feindlich gesinnt,

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Schreckt dich mit ernstem Blick, verachtenden Minen und heftig

     Strenge verruft sie das Haus das er gewöhnlich besucht.
Und so geht es auch mir, schon leid ich ein wenig; die Göttinn
     Eifersüchtig sie forscht meinem Geheimnisse nach.
Doch es ist ein altes Gesetz, ich schweig und verehre,

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     Denn der Könige Zwist büßten die Griechen, wie ich.


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Zwanzigste Elegie.

Zieret Stärke den Mann, und freyes muthiges Wesen,
     O so ziemet ihm fast tiefes Geheimniß noch mehr.
Städtebezwingerinn, du Verschwiegenheit! Fürstinn der Völker!
     Theure Göttinn, die mich sicher durchs Leben geführt,

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Welches Schicksal erfahr ich! Es löset scherzend die Muse,

     Amor löset, der Schalk! mir den verschlossenen Mund.
Ach! schon wird es so schwer der Könige Schande verbergen!
     Weder die Krone bedeckt, weder ein phrygischer Bund
Midas verlängertes Ohr, der nächste Diener entdeckt es

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     Und ihm ängstet und drückt gleich das Geheimniß die Brust;

In die Erde möcht’ ers vergraben, um sich zu erleichtern,
     Doch die Erde verwahrt solche Geheimnisse nicht;

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Rohre sprießen hervor und rauschen und lispeln im Winde:
     Midas! Midas, der Fürst, trägt ein verlängertes Ohr!

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Schwerer wird es nun mir ein schönes Geheimniß zu wahren

     Ach den Lippen entquillt Fülle des Herzens so leicht!
Keiner Freundinn darf ichs vertrauen, sie möchte mich schelten,
     Keinem Freunde, vielleicht brächte der Freund mir Gefahr,
Mein Entzücken dem Hayn, dem schallenden Felsen zu sagen

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     Bin ich endlich nicht jung, bin ich nicht einsam genug.

Dir Hexameter, dir Pentameter sey es vertrauet
     Wie sie des Tags mich erfreut, wie sie des Nachts mich beglückt.
Sie von vielen Männern gesucht, vermeidet die Schlingen
     Die ihr der Kühnere frech, heimlich der Listige legt,

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Klug und zierlich schlüpft sie vorbey und kennet die Wege

     Wo sie der Liebste gewiß lauschend begierig empfängt.

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Zaudre Luna! sie kommt! daß sie der Nachbar nicht sehe,
     Rausche Lüftchen durchs Laub, niemand vernehme den Tritt.
Und ihr, wachset und blüht, geliebte Lieder und wieget

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     Euch im leisesten Hauch lauer und liebender Luft,

Und, wie jenes Rohr geschwätzig, entdeckt den Quiriten
     Eines glücklichen Paars schönes Geheimniß zuletzt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Iuque