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Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44

Grösseres sahest du nichts und wirst nichts grösseres sehen,
     Wie es dein Priester Horaz in der Entzückung versprach.
Aber heute verweile nicht länger und wende die Blicke

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     Von dem Siebengebirg früher und williger ab.

Einem Dichter zu Liebe verkürze die herrlichen Stunden,
     Die mit begierigem Blick selig der Mahler genießt,
Glühend blicke noch schnell zu diesen hohen Facaden,
     Kuppeln und Säulen zuletzt und Obelisken herauf;

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Stürze dich eilig ins Meer, um Morgen früher zu sehen

     Was du, mit göttlicher Lust, viele Jahrhunderte sahst.
Diese feuchte mit Rohr so lange bewachsnen Gestade,
     Diese mit Bäumen und Busch düster beschatteten Höhn,
Wenig Hütten zeigten sie dir, dann sahst du auf einmal

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     Sie vom wimmelnden Volk glücklicher Räuber belebt.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44. Cotta, Tübingen 1795, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Elegien_(Goethe).djvu/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)