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Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44

Diese Gestalten, ich lehrte sie formen. Verzeih mir, ich prahle
     Dießmal nicht, du gestehst, was ich dir sage sey wahr.

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Nun du mir läßiger dienst wo sind die schönen Gestalten,

     Wo die Farben, der Glanz deiner Erfindungen hin?
Denkst du Freund nun wieder zu bilden; die Schule der Griechen
     Blieb noch offen, das Thor schlossen die Jahre nicht zu.
Ich der Lehrer bin ewig jung und liebe die Jungen.

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     Nicht so altklug gethan! Munter! Begreife mich wohl!

Das Antike war neu da jene Glückliche lebten,
     Lebe glücklich und so lebe die Vorzeit in dir.
Stoff zum Liede, wo nimmst du ihn her? Ich muß dir ihn geben,
     Und den höheren Styl lehret die Liebe dich nur.“

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Also sprach der Sophiste. Wer widerspräch ihm? und leider

     Bin ich zu folgen gewöhnt, wenn der Gebieter befiehlt. –

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44. Cotta, Tübingen 1795, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Elegien_(Goethe).djvu/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)