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Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44

Achtzehnte Elegie.

Eines ist mir verdrießlich vor allen Dingen, ein andres
     Bleibt mir abscheulich, empört jegliche Faser in mir,
Nur der bloße Gedanke. Ich will es euch Freunde gestehen:
     Gar verdrießlich ist mir einsam das Lager zu Nacht.

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Aber ganz abscheulich ists auf dem Wege der Liebe

     Schlangen zu fürchten und Gift unter den Rosen der Lust;
Wenn im schönsten Moment der hin sich gebenden Freude
     Deinem sinkenden Haupt lispelnde Sorge sich naht.
Darum macht mich Faustine so glücklich, sie theilet das Lager

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     Gerne mit mir und bewahrt Treue dem Treuen genau.

Reitzendes Hinderniß will die rasche Jugend, ich liebe
     Mich des versicherten Guts lange bequem zu erfreun.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44. Cotta, Tübingen 1795, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Elegien_(Goethe).djvu/35&oldid=- (Version vom 31.7.2018)