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Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44

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Nun entdeckt ihr mich nicht so bald in meinem Asyle,

     Das mir Amor der Fürst königlich schützend verlieh.
Hier bedecket er mich mit seinem Fittig. Die Liebste
     Fürchtet, römisch gesinnt, wüthende Gallier nicht,
Sie erkundigt sich nie nach neuer Mähre, sie spähet

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     Sorglich den Wünschen des Mannes, dem sie sich eignete, nach,

Sie erfreut sich an ihm, dem freyen rüstigen Fremden,
     Der von Bergen und Schnee, hölzernen Häusern erzählt,
Theilt die Flammen, die sie in seinem Busen entzündet,
     Freut sich, daß er das Gold nicht wie der Römer bedenkt.

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Besser ist ihr Tisch nun bestellt, es fehlet an Kleidern,

     Fehlet am Wagen ihr nicht, der nach der Oper sie bringt.
Mutter und Tochter erfreun sich ihres nordischen Gastes
     Und der Barbare beherrscht römischen Busen und Leib.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44. Cotta, Tübingen 1795, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Elegien_(Goethe).djvu/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)