Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tomaschek, Samuel
Band: 46 (1882), ab Seite: 49. (Quelle)
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Tomaschek, Karl (ästhetischer und philosophischer Schriftsteller, geb. zu Iglau am 28. September 1828, gest. in Wetterhöfl nächst Iglau am 9. September 1878). Der jüngste Sohn aus erster Ehe des als Schulmann verdienten Johann Adolph Tomaschek und ein Bruder des Geschichtsforschers Johann Adolph [S. 45]. Kaum vier Jahre alt, verlor er seine Mutter. Erziehung und Unterricht genoß er unter der unmittelbaren Leitung des Vaters, welcher, um seinen Söhnen eine bessere Ausbildung zu ermöglichen, sich 1837 [50] von Iglau nach Olmütz übersetzen ließ, Daselbst besuchte Karl das Gymnasium, welches damals zu den Gymnasien ersten Ranges zählte. In den Humanitätsclassen dieser Anstalt wirkte namentlich Professor Tkany auf den empfänglichen Jüngling ein, der bei seiner großen Neigung für Poesie sich bereits in mannigfaltigen poetischen Arbeiten versuchte und selbst größere dramatische und epische Stoffe zum Vorwurfe nahm. In den philosophischen Jahrgängen übte der Professor der Geschichte Adolph Fiker, der nachmalige Statistiker [Bd. IV, S. 218], fördernden Einfluß auf den strebsamen Studenten, der aber damals schon für deutsche Sprache und Literatur schwärmte. Außer der Geschichte und Literatur zogen den Wißbegierigen auch die Naturwissenschaften an, und in jene Zeit fallen einige seiner kleineren Arbeiten aus den Gebieten der Zoologie und Botanik. Seine Absicht, sich einem Lehramt aus den von ihm mit Vorliebe gepflegten Fächern zu widmen, scheiterte an der Ungunst der damaligen Verhältnisse, welche geringe Aussicht auf ein baldiges Fortkommen in dieser Richtung boten, und so begann er, ohne innere Neigung, die juridischen Studien, weil ihm nach Abschluß derselben der Eintritt in den Staatsdienst offen stand. Er beendete sie, betrieb aber nebenbei mit allem Eifer das Studium der Philosophie, sich in die Schriften [Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel’s]] versenkend. Seiner sanften und liebenswürdigen Weise wegen ein Liebling seiner Collegen, schloß er sich doch ganz besonders an Einen, den jüngst verstorbenen Karl Stumpf-Brentano [Bd. XL, S. 197] an, mit dem er bei gleicher Gesinnung und gleichem Streben einen innigen Freundschaftsbund schloß, den nur der Tod löste. Tomaschek zählte zwanzig Sommer, als das ereignißreiche Jahr 1848 herankam und mit der Vernichtung des bisherigen absoluten Regiments im Kaiserstaate auch der Kampf zwischen den Nationalitäten entfesselt wurde. Palacký und Rieger erschienen in der Universitätsaula zu Olmütz, um für die slavische Idee und den Anschluß Mährens an Böhmen Propaganda zu machen. Ersterer stachelte in einer feurigen Rede die Studenten mächtig auf und gewann auch im Fluge einen großen Theil derselben für seine Absichten. Aber kaum hatte er geendet, so bestieg Tomaschek die Rednerbühne und sprach mit solchem Eifer, mit solchem Feuer, daß er die Studirenden mit sich fortriß und den Sieg der deutschen Sache entschied. Als dann die akademische Legion zur Einweihung ihrer Fahne auf offenem Platze schritt, wurde er auch von ihr zum Festredner erkoren. Ueberdies schickte ihn die Studentenschaft als Deputirten nach Brünn, damit er vor dem Landtage Zeugniß ablege von ihrer deutschen Gesinnung. 1849 verlor er seinen Vater, den er innig geliebt, dafür aber brachte ihm dieses Jahr neue Hoffnungen, indem durch die Reform der Studien sich ihm für die Zukunft günstigere Aussichten eröffneten. Er gab nun die Jurisprudenz auf und nahm 1850 mit seinem Freunde Stumpf die ihnen angebotene Stellung als supplirende Lehrer für philosophische Propädeutik, Geschichte und deutsche Sprache am Olmützer Gymnasium an. Im Sommersemester 1851 ging er mit seinem Freunde nach Wien, wo Beide Collegien hörten und vom Ministerium in auszeichnender Weise in das von Bonitz, Grauert und Grysar geleitete historisch-philologische Seminar berufen, dasselbe besuchten. Außerdem hörte Tomaschek in diesem und dem folgenden [51] Jahre Collegien bei Bonitz, Grauert, Jäger, Hahn, Karajan und Lott, und im August 1852 erlangte er nach vorangegangener Lehramtsprüfung die Lehrbefähigung aus den Fächern der Geschichte, Geographie und philosophischen Propädeutik. Zur häuslichen Bearbeitung ward ihm von Grauert folgendes Thema gestellt: „Das Leben des hellenischen Volkes in der Zeit vom Ende des persischen Invasionskrieges bis zum Anfang des peloponnesischen Krieges ist in den wesentlichen Punkten darzustellen, in Bezug auf das Staatswesen, den Religionscultus, die Sittlichkeit und die geistige Bildung“. Er löste seine Aufgabe in einem stattlichen Quartbande von 268 Seiten in so trefflicher Weise, daß der Beurtheiler Professor Jäger die Arbeit als eine in jeder Hinsicht völlig gelungene bezeichnete. Nicht minder rühmlich fiel die Clausurarbeit aus, in welcher er die Ursachen des Verfalls und der Auflösung des Römerreichs in der Imperatorenzeit nachzuweisen und insbesondere zu zeigen hatte, welcher Antheil daran dem Christen- und Germanenthume zukomme. In dem Urtheil über seine mündliche Prüfung wurden seine umfassenden Geschichtskenntnisse hervorgehoben und seine Antworten als förmliche Vorträge über die gestellten Fragen bezeichnet. Nun erhielt er im October 1852 die Stelle eines Supplenten für deutsche Sprache und Geschichte am Josephstädter Ober-Gymnasium in Wien. An demselben blieb er bis April 1853, worauf er zum Lehrer am Theresianischen Gymnasium ernannt wurde. Die kurze Wirksamkeit von nur sechs Monaten an der erstgenannten Anstalt hatte genügt, ihm die Liebe und Verehrung seiner Schüler in solchem Grade zu erwerben, daß ihm diese bei seinem Scheiden die Werke Goethe’s und Schiller’s in Prachtbänden verehrten. Am Theresianischen Gymnasium trug er Geschichte, ganz besonders aber deutsche Sprache vor. Er setzte nun auch für sein Theil die germanistischen Studien an der Universität mit allem Eifer fort, und je mehr er sich in dieselben und in seinen Lehrberuf vertiefte, um so mehr stellte sich in ihm als Grundsatz fest, daß, was der Jugend im deutschen Unterrichte, sei es in der Lecture, sei es vom Lehrer, geboten werde, auch nach Inhalt und Form mustergiltig sein müsse, denn für die Jugend sei eben das Beste erst gut genug. Da eben zu jener Zeit die Organisation des Gymnasialunterrichts auf der Tagesordnung stand, legte er seine Ansichten über dieselbe, über die dabei zu befolgende Methode und die Einrichtung der erforderlichen Lehr- und Hilfsbücher in einer Reihe von Aufsätzen und Recensionen nieder, welche vom Jahre 1853 an in der „Zeitschrift für österreichische Gymnasien“ erschienen sind. Wir verweisen aus diesen Aufsätzen nur auf folgende: „Zur neuhochdeutschen Rechtschreibung“ [IV. Jahrg., S. 542 u. f.]; – „Ueber die deutsche poetische Schullecture und über Schulausgaben größerer deutscher Dichtungen“ [XVI. Jahrg., S. 59]; – „Die deutsche Grammatik am Untergymnasium“ [XVII. Jahrgang, S. 339]; – „Deutsche Elementargrammatiken“ [XXIII. Jahrg., S. 1]. Diese Abhandlungen zeigen neben einer Fülle von Kenntnissen seinen feinen Tact und seinen richtigen Geschmack. Eine vollständige Uebersicht der in der „Zeitschrift für österreichische Gymnasien“ enthaltenen Recensionen Tomaschek’s lassen wir, da dieselben gründliche, tiefdurchdachte Arbeiten sind, welche den Gegenstand, den sie behandeln, vollständig beherrschen, auf Seite 55 folgen. Im März [52] 1855 habilitirte sich Tomaschek, von seinen Freunden aufgefordert, als Privatdocent für deutsche Sprache und neuere deutsche Literatur an der Wiener Universität. Er legte zu diesem Zwecke zwei Abhandlungen vor: „Die Einheit in Schiller’s Wallenstein“ und „Versuch einer Darstellung der allgemeinsten Probleme und Methoden der antiken Kunstforschung“. Die erstere, welche die Grundlage für den 1858 im Landhaussaale gehaltenen Vortrag über Schiller’s „Wallenstein“ bildete, ist polemisch-didaktisch, polemisch, insofern er die Ansichten von Hillebrand, Hoffmeister, Süvers und Tieck über diese Frage zurückweist; didaktisch, indem er die Einheit dieser Trilogie mit Rücksicht auf die Haupthandlung und die dieselbe begleitenden Episoden darzuthun sucht. Im Programm des Josephstädter Gymnasiums für 1857 erschien seine Abhandlung: „Schiller und Kant“, in welcher er den Einfluß der Kant’schen Philosophie auf Schiller und ihre weitere Entwicklung durch den Dichter auf dem Gebiete der Ethik und Aesthetik darzustellen sich bemüht. Wir können auch diese Arbeit als die Grundlage einer größeren stofflich verwandten betrachten, von der sogleich die Rede sein soll. Um die Säcularfeier von Schiller’s Geburt in ihrer Weise mitzubegehen, schrieb die kaiserliche Akademie der Wissenschaften im October 1859 zwei Wochen vor der Feier folgende Preisaufgabe aus: „Würdigung Schiller’s in seinem Verhältniß zur Wissenschaft, namentlich zu ihren philosophischen und historischen Gebieten“. Die Zuerkennung des Preises sollte in der feierlichen Sitzung am 30. Mai 1861 erfolgen. Tomaschek unterzog sich der Beantwortung dieser Frage und erhielt unter vier Bewerbern den Preis. Die Arbeit erschien auch im Drucke unter dem Titel: „Schiller in seinem Verhältniss zur Wissenschaft“ [von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien gekrönte Preisschrift] (Wien 1862, Gerold, IV und 505 S., gr. 8°.). Noch im Mai desselben Jahres stellte das Professoren-Collegium der philosophischen Facultät an der Wiener Hochschule bei dem k. k. Ministerium den Antrag, Tomaschek in Anerkennung dessen wissenschaftlicher und didaktischer Leistungen zum Professor der deutschen Sprache und Literatur zu erheben. Das Ministerium ging zwar hierauf nicht ein, indeß wurde er noch im October desselben Jahres zum ordentlichen Professor seines Faches an der Universität in Gratz ernannt. An dieser nach längerem Verfalle im Aufschwunge begriffenen Anstalt wirkten jüngere Kräfte, und die medicinische Facultät, ein philologisches Seminar, eine Gymnasialprüfungscommission und ein archäologisches Cabinet waren errichtet worden. Die Zahl der Studirenden, die im Jahre 1862 noch nicht über 400 sich erhob, stieg später auf nahezu 1000. Unter diesen günstigen Verhältnissen lebte sich Tomaschek, dem der Abschied von Wien und den zahlreichen Freunden, die er daselbst zurückließ, sehr schwer geworden, bald ein und das Interesse, das er der neu aufblühenden Universität widmete, blieb von Seite derselben nicht ungewürdigt. Die philosophische Facultät verlieh ihm am 1. August 1863 das Ehrendoctorat und wählte ihn im Juni 1864 zum Dekan für das folgende Schuljahr. An die Stelle der in Wien zurückgelassenen Freunde und Collegen traten die an der Gratzer Hochschule wirkenden Koryphäen, unter denen wir Männer wie Demelius, von Helly, von Karajan, von Lang, von Peball, Rollett, Oskar Schmidthervorheben. [53] Nach fünfjähriger Wirksamkeit in Gratz erhielt er mit ah. Entschließung vom 15. März 1868 die Ernennung zum ordentlichen Professor seines Faches an der Universität in Wien. Während seines Aufenthaltes in erstgenannter Stadt hatte er Lessing’s „Minna von Barnhelm“, für die Lecture in der Schule bearbeitet, mit einer kurzen Einleitung und erklärenden Anmerkungen 1865 in Leipzig bei Göschen in Druck gegeben, auch mit den Vorarbeiten für ein größeres Werk über Goethe’s Bildungsgeschichte begonnen, wozu das Material in sorgfältig geschriebenen Heften im Nachlasse sich fand. Eine Probe dieser letzteren Arbeit brachte die „Zeitschrift für österreichische Gymnasien“ in dem Artikel: „Goethe als Student in Leipzig 1765–1768. Hemmende und befreiende Einflüsse. I.“ [XXIV. Jahrg., S. 1]; aber das Werk schritt nur sehr langsam fort, da Tomaschek theils durch seinen Beruf, theils durch andere Arbeiten sehr in Anspruch genommen war. Im Auftrage der kaiserlichen Akademie übernahm er in Gemeinschaft mit Dr. Heinrich Siegel die Bearbeitung der Salzburger „Taidinge“, welche den ersten Band der von derselben in Angriff genommenen Ausgabe der österreichischen Weisthümer bilden sollte. Das Werk, mit Einleitung, dem gemeinschaftlich mit Siegel kritisch besorgten Texte, einem Sachregister und einem ausführlichen von Tomaschek allein bearbeiteten Glossar erschien im Jahre 1871 und wurde in Fachkreisen als eine musterhafte Leistung bezeichnet. Nach Vollendung dieser Arbeit kehrte er wieder zu Goethe zurück, doch für nicht lange, denn 1873 wurde er nach F. Hochegger’s Erkrankung auf Antrag Vahlen’s und G. Seidl’s, welche die Redaction der „Zeitschrift für österreichische Gymnasien“ leiteten, in dieselbe berufen und mit dem didaktisch-pädagogischen Theil derselben betraut. Außerdem hatte er für das Ministerium eine große Anzahl von Referaten in didaktischen Fragen und Gutachten über Lehrbücher zu liefern, welche ihn bei seiner Gewohnheit, Alles auf das sorgfältigste und gründlichste, kurz in einer Weise zu geben, daß er für jedes Wort, das er schrieb, einstehen konnte, sehr in Anspruch nahmen und ihm nur wenig Zeit anderen Arbeiten übrig ließen. Schließlich wuchs ihm noch eine Bürde zu, als er zum Examinator für deutsche Sprache und Literatur in die Gymnasial- und Realschul-Prüfungscommission berufen wurde. Im Jahre 1871/72 bekleidete er die Stelle eines Dekans der philosophischen Facultät, 1876 erwählten ihn seine Collegen zum Senator derselben. Seine schriftstellerische Thätigkeit in dieser Zeit beschränkt sich unter vorerwähnten Verhältnissen nur auf wenige Arbeiten, von denen aber besonders eine für die Entwicklung des österreichischen Schulwesens von nicht geringer Bedeutung ist. Es waren nämlich von verschiedener Seite Vorschläge zu einer Reform der deutschen Gymnasien und Realschulen und namentlich die Schöpfung der Zwittergattung der Realgymnasien beantragt worden. Tomaschek betheiligte sich mit dem lebhaftesten Interesse an dieser Frage und schrieb eine Folge von Artikeln, welche in der mehrerwähnten Gymnasial-Zeitschrift, Bd. XXV, S. 2753, 597, 745 und Bd. XXVI, S. 59, erschienen sind. Im October 1872 erhielt er vom Ministerium für Cultus und Unterricht den Auftrag, über die schwebenden Organisationsfragen der Gymnasien im Allgemeinen und die Richtung, in welcher deren Lösung anzustreben wäre, ein Gutachten abzugeben. Mit gewohnter [54] Gewissenhaftigkeit unterzog er sich dieser Aufgabe und lieferte ein mit reicher Kenntniß und Einsicht, mit Würde und Freimuth abgefaßtes Elaborat, welches in den drei Hauptmomenten gipfelt: I. entschiedener und rückhaltloser Bruch mit dem ablenkenden Principe der Annäherung des Gymnasiums an die Realschule, einem Princip, welches, verderblicher Schwäche der Zeittendenzen entstammend, den gymnasialen Charakter schädigt und, über die gegenwärtig bereits eingeleiteten und vorgeschlagenen Reformen ins Unbestimmte hinausgreifend, für die Zukunft noch weiter zu gefährden droht; 2. Beseitigung des Instituts der Realgymnasien und Abschaffung des Namens dieser Zwitterbildung, welche nur geeignet ist, Schüler und Eltern irrezuführen und, entsprechend der zu Grunde liegenden Zerreißung des einheitlichen Zusammenhanges beider Abtheilungen des achtclassigen Gymnasiums, bereits zur monströsen Bezeichnung desselben als „Real- und Obergymnasium“ geführt hat; 3. allseitige Kräftigung des humanistischen, insbesondere classischen und Zurückweisung jeder Erweiterung des naturwissenschaftlichen Unterrichts. Dabei muß ausdrücklich bemerkt werden, daß Tomaschek den Naturwissenschaften nichts weniger denn fremd gegenüberstand, da er sich in seiner Jugend mit denselben vielfach beschäftigt hatte und auch später den Fortschritten auf dem Gebiete der Physik und Physiologie rege Theilnahme widmete. Dieses Gutachten Tomaschek’s blieb auch nicht ohne Folgen, denn es wurden manche Vorschläge der Gymnasial-Enquete nicht angenommen und ausgeführt, und die Beseitigung des Institutes der Realgymnasien, wenige Anstalten ausgenommen, wo eigenthümliche Verhältnisse obwalten, war eine gewonnene Sache. Von den übrigen literarischen Arbeiten Tomaschek’s haben wir noch zu nennen: in der „Zeitschrift für österreichische Gymnasien“: „Zum Beginne des 25. Jahrganges dieser Zeitschrift“ [XXVI. Jahrg., S. 1], in welcher Abhandlung er in kurzem Rückblick die Leistungen der Gymnasial-Zeitschrift für die Entwicklung des österreichischen Mittelschulwesens beleuchtet; – „Die Berliner Conferenz zur Herstellung größerer Einigung in der deutschen Rechtschreibung“ [XXVII. Jahrg., S. 455]; – „Die neuhochdeutsche und classische Dichtung und die Literaturgeschichte“, ein Vortrag, den er als jüngstes Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in ihrer feierlichen Sitzung am 29. Mai 1875 hielt – denn er war schon am 29. Juni 1867 zum correspondirenden, am 9. Juli 1874 zum wirklichen Mitgliede ernannt worden – dieser Vortrag erschien im „Akademie-Almanach“ für 1875, S. 253, und auch im Sonderabdrucke – ferner die in demselben Almanach, 1872, S. 194 veröffentlichten Biographien der Dichter Friedrich Halm und Franz Grillparzer. Dieses wenig geräuschvolle, aber darum nicht minder in das Wesen des Unterrichts in Oesterreich tiefeingreifende Wirken fand von Seite der Regierung insofern eine Würdigung, als Tomaschek in Anerkennung seiner Verdienste auf dem Gebiete der Wissenschaft und des Unterrichts der Titel eines Hofrathes verliehen wurde. So arbeitete Tomaschek, anscheinend sich der besten Gesundheit erfreuend, eine tiefeingewurzelte Krankheit nicht ahnend, welche, ohne äußerlich sich bemerkbar zu machen, um so verheerender nach innen um sich griff, ununterbrochen in seinem Berufe. Im März 1878 unternahm er noch mit seinem [55] Freunde und Biographen Professor K. Schenkl eine Reise nach Italien, wo er fünf Wochen verweilte. Nach seiner Rückkehr stellte sich Ende Mai das erste Anzeigen seines Leidens, ein starker Katarrh ein, der Zustand verschlimmerte sich bald zusehends, so daß der thätige Gelehrte nur mit Aufgebot aller Kräfte die vielen Arbeiten, welche der Schluß des Semesters mit sich brachte, besorgen konnte. Nun entwickelte sich sein Leiden als Herzübel ernstester Art, und gerade als er am meisten litt, faßte ihn die Sehnsucht nach seiner Heimat, nach dem Wetterhöfl bei Iglau, dahin ließ er sich Mitte August bringen, dort Genesung erhoffend. Und in der That, es zeigte sich anfangs eine Besserung, aber sie war nur vorübergehend, schon wenige Wochen danach, am 9. September 1878 um dreieinhalb Uhr Nachmittags schied Tomaschek ohne einen Seufzer, ohne Zucken im Alter von erst fünfzig Jahren aus dem Leben. Er wurde unter großer Theilnahme der Bevölkerung, in welcher er zahlreiche Verwandte, Freunde und Bekannte hatte, auf dem Friedhofe von Iglau bestattet, ein Mitglied der „Iglavia“ sprach an dem Grabe tiefergreifende Worte. Der schriftstellerische Nachlaß kann nach Vorstehendem nicht bedeutend sein und sich wohl nur auf die werthvollen Materialien, die Tomaschek für seine Arbeit über Goethe gesammelt, beschränken.

Uebersicht der Anzeigen, Recensionen und Beurtheilungen, welche von Tomaschek in der „Zeitschrift für österreichische Gymnasien“ – mit Ausschluß der bereits in der Biographie erwähnten – erschienen sind. [Die wichtigeren baden wir mit einem Sternchen (*) bezeichnet.] Anzeigen geschichtlichen Inhalts.Lübker. Gedächtnißtafeln für den Unterricht in der Geschichte und Geographie“ (Münster 1856) [VIII. Jahrg., S. 377]. – „Rannig. Zeittafeln der allgemeinen Geschichte“ (Stuttgart 1854) [VIII. Jahrg., S. 469]. – „Schöppner. Hausschatz der Länder- und Völkerkunde“ (Leipzig 1858) [X. Jahrg., S. 64]. – „Seemann. Leitfaden für den ersten weltgeschichtlichen Unterricht“ (Breslau 1855) [VIII. Jahrg., S. 379]. – „Volger. Geschichtstafeln“ (Hamburg 1855) [VIII. Jahrg., S. 469]. – Auf deutsche Sprache und Literatur und Pädagogik Bezügliches: *„Bernays. Ueber Kritik und Geschichte des Goethe’schen Textes“ (Berlin 1866) [XIX. Jahrg., S. 157]. – *„Bratranek. Briefwechsel zwischen Goethe und K. Grafen von Sternberg“ (Wien 1866) [XVIII. Jahrg., S. 375]. – *„ Cholevius. Dispositionen und Materialien zu deutschen Aufsätzen“ (2. Aufl. Leipzig 1862; 3. Aufl. 1864) [XIV. Jahrg., S. 213; XVI. Jahrg., S. 511]. – *„Echtermeyer. Auswahl deutscher Gedichte“ (Halle 1861) [XIII. Jahrg., S. 56]. – „Frauer. Die Verwendung des deutschen Lesebuches für den deutschen Unterricht“ (Schaffhausen 1851) [XVI. Jahrg., S. 224]. – *„Gleichen-Rußwurm. Schiller’s dramatische Entwürfe“ (Stuttgart 1867) [XX. Jahrg., S. 813]. – „Gödeke. Schiller’s sämmtliche Schriften“ (Stuttgart 1867) [XIX. Jahrgang, S. 149]. – „Gottschall. Die deutsche Nationalliteratur in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts“ (2. Aufl. Breslau 1861) [XV. Jahrg., S. 152]. – „Günther. Auslegung von Volks- und Vaterlandsliedern“ (Eisleben 1861) [XIV. Jahrg., S. 225]. – „Hahn. Geschichte der poetischen Literatur der Deutschen“ (Berlin 1863) [XIV. Jahrg., S. 432]. – „Henrisch. Grammatica teoretica, della lingua tedesca“ (Leipzig 1856) [VIII. Jahrg., S. 377]. – „Hettner. Literaturgeschichte des achtzehnten Jahrhunderte“ (Braunschweig 1862) [XV. Jahrg., S. 147]. – *„Humboldt. Aesthetische Versuche über Goethe’s Hermann und Dorothea. Dritte Auflage mit einem Vorwort von Hermann Hettner“ (Braunschweig 1861) [XIII. Jahrg., S. 619]. – „Klopstock’s Abschiedsrede über die epische Poesie. Herausgegeben von A. Freybe“ (Halle 1868) [XX. Jahrg., S. 767]. – „Kluge. Geschichte der deutschen Nationalliteratur“ (Altenburg 1869) [XX. Jahrg., S. 760]. – „Lehmann. Handbuch der deutschen Literatur“ (Leipzig 1861/62) [XV. Jahrg., S. 435]. – „Mönnich. Auswahl deutscher Aufsätze und Reden“ (Heilbronn 1862) [XIV. Jahrg., S. 224]. – „Rapp. Das goldene Alter der Poesie“ [56] (Tübingen 1861) [XV. Jahrg., S. 155]. – „Remaely und Pütz. Deutsches Lesebuch“ (3. Aufl. Bonn 1868) [XX. Jahrg., S. 762]. – „Roquette. Geschichte der deutschen Literatur“ (Stuttgart 1862) [XV. Jahrg., S. 154]. – „Schiller’s Prosa. Auswahl für die Jugend“ (Stuttgart 1861) [XII. Jahrg., S. 860]. – „Wernecke. Praktischer Lehrgang des deutschen Aufsatzes“ (Soest 1862) [XIV. Jahrg., S. 223]. – „Hoffmann (K. A. J.). Sieben Schulreden pädagogischen Inhalts für Freunde des Gymnasialwesens“ (Clausthal 1866) [XVIII. Jahrg., S. 108].
Schenkl (Karl). Karl Tomaschek. Nekrolog von – – (Wien 1878, Gerold 8°., 26 S.) [vorher in der „Zeitschrift für österreichische Gymnasien“, 1878, 11. Heft]. – Literaturblatt. Herausgegeben von A. Edlinger (Wien) III. Jahrg. (1879), Nr. 5. Von Wackernell. – Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Wien, kl. 8°.) XXIX. Jahrg. (1879), S. 138–145. – Iglauer Wochenblatt, 28. Dec. 1858.