Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 16 (1867), ab Seite: 61. (Quelle)
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Lott, Franz Karl (philosophischer Schriftsteller, geb. zu Wien 28. Jänner [62] 1807)[BN 1], Sohn des Wiener Baumwollwaarenfabrikanten Anton Lott. Er besuchte zu Wien das akademische Gymnasium und widmete sich an der Hochschule daselbst den juridisch-politischen Studien. Nachdem er ein Jahr beim Criminalsenat des Wiener Gerichtes prakticirt hatte, zog er sich auf seine Privatstudien zurück und hatte die Absicht, sich für ein Lehramt der Philosophie vorzubereiten. Nachdem er zu diesem Zwecke mehrere Jahre sich mit philosophischen und mathematischen Studien beschäftigt hatte, trieb es ihn, an deutschen Universitäten seine Ausbildung zu vollenden. Schon war er auf den damals in Göttingen lehrenden Philosophen Herbart aufmerksam geworden, welchen er aufzusuchen und zu hören beschloß. Nachdem er sich in Wien bereits im Jahre 1833 mit Marie Bujatti verheiratet hatte, zog er zu diesem Zwecke im Jahre 1838 sammt seiner Familie nach Göttingen, wo er durch mehrere Jahre Herbart in dessen Vorlesungen und dessen Hause nahe sein konnte, in Privatissimis bei Gauß mathematische Studien eifrig pflegte und durch Wöhler mit Chemie bekannter wurde. Mit einem trefflichen Kreise jüngerer ausgezeichneter Gelehrten, wie Roscher, trat Lott in Göttingen, mit anderen, wie Hartenstein, in Leipzig in Verbindung. Die Absicht, ein Lehramt in der österreichischen Heimat zu suchen, zeigte sich bei den damaligen österreichischen Studienverhältnissen fast als unausführbar. So zog Lott, nachdem er in Göttingen zum Doctor promovirt war, zunächst nach Heidelberg, wo er, ermuntert von Schlosser und Gervinus, sich zu habilitiren gedachte. Da aber indeß Herbart gestorben war, so hoffte Lott in Göttingen eine größere Thätigkeit entfalten zu können und trat als Privatdocent daselbst im Jahre 1843 auf. Es war ein Unternehmen von nicht geringem Muthe für einen katholischen Oesterreicher, an einer norddeutschen protestantischen Universität neben Ritter, Lotze, Bohtz Vorlesungen über Philosophie anzukündigen. Im Frühjahre 1848 wurde Lott zum Professor der Philosophie in Göttingen ernannt, folgte jedoch in Freude und Zuversicht auf die in Oesterreich in’s Leben tretende Unterrichtsreform einem Rufe als Professor der Universität in seiner Vaterstadt Wien im Frühjahre 1849. Leider wurde Lott schon im Winter 1851 von einem schweren Leiden heimgesucht, dessen Folgen trotz wiederholten[WS 1] Aufenthalts in Venedig eine ausgebreitetere Thätigkeit als Schriftsteller vielfach verhinderten. Im Jahre 1860 wurde Lott von der kais. Akademie der Wissenschaften zum correspondirenden Mitgliede erwählt, 1863 zum Mitgliede des Unterrichtsraths ernannt, von welcher Stelle er jedoch auf seine Bitte mit Allerh. Entschließung vom 17. April 1866 von Sr. Majestät wieder enthoben worden ist. Die von L. durch den Druck veröffentlichten Schriften sind: „Herbarti de animae immortalitate doctrina“ (Goettingae 1843); – „Zur Logik“ (Göttingen 1845); – „Festrede zur Säcularfeier Fichte’s. Gehalten am 19. Mai 1862, im Auftrag des philosophischen Professoren-Collegiums der k. k. Wiener Universität“ (Wien 1862, Lex. 8°.); ein paar Aufsätze in der Zeitschrift für österreichische Gymnasien, und zwar im VIII. Jahrgange (1857): „Ueber die Vorschläge zur Abänderung des gegenwärtig gesetzlichen Gymnasial-Lehrplanes“ (S. 837 u. f.) und im IX. Jahrgange (1858), S. 176 „Eine Vertheidigung“ auf die Angriffe, welche gegen obige Vorschläge der Schulrath [63] Král zu unternehmen für angemessen fand; schließlich einige kleinere Abhandlungen in den Jahrgängen 1845–1848 der Göttinger gelehrten Anzeigen.

Handschriftliche Notizen.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Lott, Franz Karl [Bd. XVI, S. 61], gestorben zu Görz 15. Februar 1874.
    Die feierliche Sitzung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften am 30. Mai 1874 (Wien, Staatsdruckerei, kl. 8°.) S. 128. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1874, Nr. 3404 vom 16. Februar. [Band 28, S. 365]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: widerholten.