BLKÖ:Lotteri, Angelo Luigi

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 16 (1867), ab Seite: 63. (Quelle)
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Lotteri, Angelo Luigi (Mathematiker, geb. zu Bollate im Gebiete von Mailand 24. November 1760, gest. zu Mailand 23. Jänner 1840). Sein Vater war Arzt. Die Studien machte L. in Mailand und Monza, u. z. in den Seminarien der sogenannten Oblaten. Dann trat er selbst in den Orden der Jerusalemiter und legte 1779 im Kloster der Hospitaliter zu Lodi die Gelübde ab. Im Kloster setzte er seine Studien fort, kam dann in das Kloster San Marino nach Pavia, wo er an der dortigen Universität neben theologischen Berufswissenschaften sich mit besonderem Eifer auf Mathematik und damit Verwandtes verlegte. Gregor Fontana [Bd. IV, S. 283], Barletti, Volta, Spallanzani waren seine Lehrer und im Jahre 1787 wurde L. Repetitor der Mathematik an der Hochschule zu Pavia. Im folgenden Jahre erschien sein erstes Werk: „Principii fondamentali del calcolo differenziale-integrale appoggiato allo dottrina dei limiti“ (Pavia 1788, 8°.), eines der besten Bücher, welches Italien auf dem Gebiete der Mathematik besitzt. Die nächste Arbeit, welche L. nun veröffentlichte, war die Abhandlung: „Sulle curve parallele“ (ibid. 1792), die auch noch durch den Umstand bemerkenswerth ist, daß im nämlichen Jahre derselbe Gegenstand von zwei anderen Mathematikern, Kästner in Göttingen und Luca Cagnazzi in Neapel, von Ersterem in den Schriften der Göttinger gelehrten Gesellschaft, von Letzterem in einem besonderen Werke behandelt wurde. Im Jahre 1796 übernahm L. die Lehrkanzel der Mathematik, an Stelle des Professors Lorenz Mascheroni, der seinem Rufe als Mitglied der Versammlung der vereinigten Congregationen gefolgt war und im Lehramte durch Lotteri vertreten wurde. In dieser Eigenschaft lehrte L. bis zum Jahre 1799, in welchem in Folge der politischen Ereignisse die Universität Pavia geschlossen wurde. Die nächste Schrift, welche L. sofort erscheinen ließ, behandelte einen von den tüchtigsten Mathematikern, wie Jacob Bernoulli, Johann Keill, Gregor Fontana und Paul Frisi behandelten Gegenstand, die Interessen-Rechnung. L. veröffentlichte die Ergebnisse seiner Forschungen in dem Werke: „Esame analitico di alcuni punti concernenti la dottrina degli interessi, delle anticipazioni e delle pensioni annuali“ (Pavia 1799). Professor Gratognini, der sich seit Jahren bereits mit ähnlichen Arbeiten, nämlich über den Werth und die Schätzung der Annuitäten, beschäftigt hatte, unterzog L.’s Werk einer eingehenden Kritik und machte L. den Vorwurf, daß er in Wahl der Formeln, die er seinen Rechnungen zu Grunde gelegt, nicht immer strenge genug vorgegangen. L. aber ließ diesen Vorwurf nicht auf sich beruhen, sondern widerlegte Gratognini’s Kritik in einer besonderen Schrift, welche er unter dem Titel: „Trattenimento apologetico“ herausgab. Nach dem Schlusse der Universität zu Pavia bekleidete L. für kurze Zeit das Lehramt der Algebra und Geometrie am Lyceum zu Como, kehrte aber schon im Jahre 1800 wieder nach Pavia zurück, um an Stelle Gregorio Fontana’s, der als Mitglied des gesetzgebenden Körpers in denselben war berufen worden, höhere Mathematik vorzutragen. Die nächste [64] Arbeit, welche L. veröffentlichte, war das Werk eines Uebereinkommens mit seinem Fachgenossen, dem Paduaner Professor Anton Collalto. Collalto hatte vor einigen Jahren eine Abhandlung über analytische Geometrie veröffentlicht. Lotteri stellte nun seinem Collegen den Antrag, daß, während er den rein algebraischen Theil dieses Gegenstandes bearbeiten wolle, Collalto die Einleitung zum Studium der höheren Mathematik für Schulzwecke übernehmen solle. Collalto nahm dieses Anerbieten an und so erschien im Jahre 1809, einerseits von Collalto, in Padua die neue Bearbeitung seiner „Geometria analitica“, von Lotteri aber in Pavia der „Trattato delle serie e delle equazioni“, so daß also diese beiden Werke, von denen eine neue vermehrte und umgearbeitete Auflage in zwei Bänden (Pavia 1821 u. 1822) erschien, sich wechselseitig ergänzen. Mit der Abhandlung: „Sull’ iscrizione continua de’ cerchi ne’ poligoni e delle sfere ne’ poliedri“ (Pavia 1823) schloß L. seine literarische Wirksamkeit, im Lehramte aber blieb er noch bis zum Jahre 1830 thätig, in welchem er sich, ein 70jähriger Greis, in die wohlverdiente Ruhe zurückzog. Zehn Jahre noch genoß L. den Ruhestand. Seine Schüchternheit, Bescheidenheit und Zurückgezogenheit machten es, daß er, obgleich Gelehrte von Lotteri’s Bedeutung in der gelehrten Welt Würdigung und Anerkennung zu finden pflegen, da er es nicht verstand, sich persönlich zur Geltung zu bringen, vergessen wurde. Bloß das Athenäum von Brescia ehrte sich und ihn durch seine Aufnahme in die Zahl seiner Mitglieder, welche im Jahre 1825 erfolgte.

Tipaldo (Emilio de), Biografia degli Italiani illustri nelle scienze, lettere ed arti del secolo XVIII e de’ contemporanei (Venezia 1841, tipografia di Alvisopoli, gr. 8°.) Vol. VIII, p. 107. – Commentarj dell’ Ateneo di Brescia 1840, p. 214. – Poggendorff (J. C.), Biographisch literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, Joh. Ambr. Barth, 8°.) Sp. 1500.