BLKÖ:Meytens, Martin von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mezburg
Band: 18 (1868), ab Seite: 193. (Quelle)
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Meytens, Martin von (Maler und der letzte Hauptdirector der k. k. Akademie der bildenden Künste zu Wien, geb. zu Stockholm 24. August 1696, nach Anderen 1695, auch 1698, gest. zu Wien 26. März 1770). Sein Vater Peter Martin[WS 1], aus dem Haag gebürtig, wo seine Familie sich Mytens schrieb, welcher Name in Deutschland in Meytens umgewandelt wurde, war gleichfalls Maler und als solcher am königlichen Hofe in Schweden thätig. Den Unterricht in den Elementen der Kunst erhielt der junge Meytens von seinem Vater, darauf begab er sich, noch sehr jung, nach Holland und von dort im Jahre 1714 im Gefolge des Königs Georg I. nach England, wo er sich in der Miniatur- und Schmelzmalerei ausbildete. Im Jahre 1717 reiste Meytens nach Paris, arbeitete dort einige Zeit unter Leitung seines Landsmannes C. Boit und machte sich hier zuerst einen Namen. In Paris malte M. außer mehreren hochgestellten Personen den Herzog von Orleans, den König Ludwig XV., den eben damals anwesenden Czar Peter, der ihm Anträge machte, ihm an seinen Hof nach St. Petersburg zu folgen, welche M. jedoch ablehnte. Nun begab sich Meytens auf Reisen, besuchte mehrere Höfe in Deutschland, unter anderen den sächsischen in Dresden, jenen von Wien, ging dann nach Italien, wo er sich längere Zeit in Venedig aufhielt, und endlich nach Rom. Bisher hatte M. nur in Miniatur und Email gemalt, in Rom aber begann er in Oel zu malen und erwarb sich nun durch seine großen Oelbildnisse nicht geringeren Ruhm, wie vordem durch seine Miniatur- und Emailporträte. Von Rom begab er sich nach Florenz und von dort im Jahre 1726 nach Wien, wo er in kurzer Zeit kaiserlicher Kammermaler und insbesondere von der Kaiserin Maria Theresia ausgezeichnet wurde. Im Jahre 1759 wurde Meytens, nachdem das Directorat der Akademie nach van Schuppen’s Tode mehrere Jahre unbesetzt geblieben, Director der Akademie der bildenden Künste in Wien, an der er bis an seinen Tod wirkte. Ueber seine Wirksamkeit berichtet Füßli ziemlich ausführlich. Wenn M. auch das Praktische der Kunst in geringerem Grade, als sein Vorfahrer (van Schuppen) besaß, denn er war eigentlich Porträtmaler, so hatte er sich doch auf seinen langen Reisen, die er als Künstler durch England, Holland, Frankreich und Italien gemacht hatte, wo er mit den vornehmsten Kunstschulen und Akademien [194] bekannt ward, eine ausgebreitete Kunstkenntniß erworben, die, verbunden mit innigster Liebe zur Kunst, mit vieler Welt- und Menschenkenntniß und mit angenehmen persönlichen Eigenschaften, ihn vorzüglich zu dieser Stelle geschickt machten, und ihn in den Stand setzten, mit Vortheil für die Akademie zu wirken. Er war bei allen Gelegenheiten bedacht, die Kunst bei dem Adel, der ihm geneigt war, und bei dem reicheren Theile des Publicums in besseres Ansehen zu bringen, und bei den damaligen Künstlern in Wien jenen zum Theile noch von vorigen Zeiten übrig gebliebenen handwerksmäßigen Anstand, jenes gar zu große Mißtrauen in ihre eigenen Fähigkeiten in Vergleichung mit den Ausländern und jenes furchtsame, gar zu unterwürfige Betragen gegen reiche und anmaßende Dictatoren in der Kunst, wodurch sie sich vorhin oft selbst herabzuwürdigen pflegten, zu vermindern – und bis gegen das Ende seiner zehnjährigen Direction gewann die Akademie wieder das erforderliche Ansehen und bildete in dieser Zeit entweder ganz oder doch zum Theile sehr geschickte Männer in allen Theilen der Kunst. In der Malerei haben sich damals Christian Brand [Bd. II, S. 112], Maulbertsch [Bd. XVII, S. 136], Sambach, Wutky, in der Bildhauerei Martin Fischer [Bd. IV, S. 244], Hagenauer [Bd. VII, S. 193], Messerschmidt [Bd. XVII, S. 442], in der Kupferstecherkunst Jacobé [Bd. X, S. 19], Schmutzer rühmlich hervorgethan und sich durch ihre Werke allgemeine Achtung erworben. [Noch einige andere Künstler, die aus Meytens’ Directoratsperiode hervorgegangen, siehe in den Quellen S. 196]. Als Meytens im Jahre 1770 starb, ging eine wesentliche Veränderung in der Akademie vor. Nach ihm ward nämlich das bisher üblich gewesene Hauptdirectorat aufgehoben, jeder Hauptclasse der Akademie ein Director vorgesetzt und solcher die nöthigen Professoren beigegeben. Was M.’s Arbeiten anbelangt, so waren dieselben ausschließlich Porträte, und zwar in der ersteren Zeit Email- und Miniaturporträte, später aber Oelbilder. Als er noch in Paris bei dem schwedischen Emailmaler Karl Boit arbeitete, bestellte Czar Peter von Rußland nicht weniger denn 40 Bildnisse bei Meytens. Viele Bilder malte er dann in Dresden für den König August I. von Polen; in Wien – bevor er sich dort ansässig gemacht – malte er im Jahre 1721 die Bildnisse des Kaisers Karl VI. und seiner Gemalin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel. Nach seiner Rückkehr aus Rom, wo er in Oel zu malen begonnen hatte, blieb er bei der Oelmalerei und vollendete eine große Menge von Bildnissen. Darunter sind besonders anzuführen: „Maria Theresia“, nach welchem P. von Bleck, Daulle, Faber, Halbou, Kilian und Müller gestochen haben; – „Kaiser Franz I. Stephan“, von Camerata und Kilian in Kupfer gestochen; – „König Friedrich I.“, von Petit, Piessio und Schmitner gestochen; – „Karl Alexander von Lothringen“, von Geringius und J. Daulle in Kupfer gestochen; – „Kaiser Joseph II.“, von Haid gestochen; ferner viele Bildnisse der kaiserlichen Familie, der Familien Liechtenstein und Palffy. Die fünf großen Familienstücke im Lustschlosse Schönbrunn, welche die Feierlichkeiten vorstellen, die im Jahre 1760 bei Gelegenheit der Vermälung des Kaisers Joseph II. mit der Prinzessin von Parma stattfanden, sind von Meytens [195] gemalt, und der Künstler wurde dabei von seinem tüchtigen Schüler Sophonias Dedevich unterstützt. In der kaiserlichen Belvedere-Gallerie befindet sich außer seinem eigenen Bildniß (in besten Jahren, in reicher polnischer Kleidung, im Begriffe, den Säbel zu ziehen) auch noch jenes seines Freundes, des Kunstfreundes Franz Christian von Scheyb, der unter den Namen Köreman und Orestrio Mehreres über Kunst geschrieben; letzteres Bild, da es in den oberen Räumen nicht zu sehen, dürfte, wie viele andere und überdieß höchst bedeutende Gemälde großer Künstler, wahrscheinlich seine Ruhestätte in den Kellern der Gallerie gefunden haben! Ein zweites, auch von ihm selbst gemaltes Bildniß des Künstlers befindet sich in der Gallerie zu Florenz. Außer Porträten sind nur ein paar Genrebilder und auch diese nur nach Stichen bekannt, welche J. Stengler nach ihm vollendet hat, und zwar ein Bassetspieler und eine Person mit einem Portefeuille. Nicht unbedeutend aber, wie schon aus Obigem ersichtlich, ist die Zahl der nach seinen Bildnissen von tüchtigen Künstlern gestochenen Blätter. Was Meytens Bedeutung als Künstler anbelangt, so war er als Bildnißmaler zu seiner Zeit sehr geschätzt und gesucht. Was die Bildnisse selbst betrifft, so rühmt ihnen die Kunstkritik nach: daß sie in gefälliger Weise behandelt waren, und daß er den größten Fleiß auf die Köpfe und Hände, die gewöhnlich sehr richtig gezeichnet und gut modellirt waren, verwendet hat. Hingegen wird an ihnen Naturtreue vermißt, die Stellungen erscheinen als gezwungen und im Costume sei er oft sehr willkürlich vorgegangen. Nagler meint: „Im Ganzen werde es heut zu Tage keinem Kunstfreunde einfallen, viele Meytens’sche Zopf- und Perrückenstücke sich anzuschaffen“. Meytens, den die Kaiserin Maria Theresia besonders auszeichnete, kam in Wien zu Wohlhabenheit. Die Kaiserin selbst schenkte ihm ein ihr gehöriges Lusthaus in der Hechtgasse auf der Wieden (Nr. 504, heut Nr. 3), das er zu seinem Atelier eingerichtet, und das, nachdem es noch einige Male den Besitzer gewechselt, seit 1858 im Besitze des Buchhändlers Wenedikt sich befindet.

Annalen der bildenden Künste für die österreichischen Staaten. Von H. Rudolph Füßli (Wien 1801, Schaumburg, 8°.) I. Theil, S. 16–21, im Aufsatze: „Geschichte der bildenden Künste in Wien“. [Dieser Aufsatz ist mit Abkürzungen, sonst aber wörtlich abgedruckt in der „Klagenfurter Zeitung“ 1865, Nr. 221, im Feuilleton. Das beigefügte Zeichen 8 und der Umstand, daß Füßli an keiner Stelle als Quelle genannt ist, soll ihn als Original-Artikel erscheinen lassen, während in Wirklichkeit nicht eine Zeile davon Original ist. Es ist dieß eine literarische Piraterie, über welche sich auch der Herausgeber dieses Lexikons bitter beklagen muß. Dasselbe wird und oft von den großen Wiener Journalen – die Winkelblättchen der Provinzen gar nicht gerechnet – förmlich geplündert und nur ausnahmsweise sein Werk als Quelle angeführt. Ich hingegen führe sorgfältig die benützten Quellen an – die nicht selten Handschriften, Actenstücke, Urkunden u. dgl. m. sind – welche ich mir mit großer Mühe und Unkosten verschaffe, benütze dieselben nicht blindlings, sondern vergleiche die darin mitgetheilten, oft abweichenden Daten, ergänze dieselben, suche mühsam die bibliographischen Angaben, berichtige die Mittheilungen oder gebe wenigstens die Unterschiede an, kurz, biete eine neue selbstständige Arbeit, die mein volles geistiges Eigenthum ist, und gegen dessen gewissenlose Aneignung von Seite eines Dritten ich feierlich Protest erhebe, widrigenfalls ich in Zukunft alle solche Plagiate in den Vorreden der sich aufeinanderfolgenden Bände schonungslos anführen werde. Die Benützung meines Werkes mit Angabe der Quelle werde ich immer sehr gerne gestatten.] – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, [196] Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 153 [unter dem Namen Mytens]. – Museo florentino, tomo IV, p 261 [daselbst auch sein Bildniß]. – Fiorillo, Geschichte der zeichnenden Künste in Deutschland und den Niederlanden, Bd. III, S. 346. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Fr. Beck, gr. 8°.) S. 24, 45, 53, 54, 73, 122, 318 u. 379. – Mechel (Christian v.), Verzeichniß der Gemälde der Kaiserlich Königlichen Bilder-Gallerie in Wien (Wien 1783, Rud. Grafenälter, 8°.) S. 144, Nr. 8; S. 295, Nr. 53 u. 54; S. 367. – Fremden-Blatt von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1866, Nr. 328, I. Beilage, in dem Aufsatze: „Maria Theresia’s Lusthaus auf der Wieden“ [daselbst werden Meyten’s Geburts- und Sterbedatum mit Tag und Jahr angegeben, während sonst nur sein Geburts- und Todesjahr, und ersteres mit wechselnden Angaben erscheint]. – Porträte. 1) Meytens pinx., J. Schmutzer sc. 1765 (Fol.); – 2) Meytens pinx., J. C. Eckardt sc. 1780, Halbfigur (Fol.); – 3) Meytens pinx., J. G. Haid sc. 1736, Kniestück, Schwarzk. (gr. Fol.). – Tschischka in seinem Werke „Kunst und Alterthum“ gibt eine ausführlichere Liste der Künstler, die sich unter Meytens’ Direction in den verschiedenen Kunstfächern gebildet haben, so z. B. in der Geschichtsmalerei außer den bereits oben [S. 194] Genannten noch Joseph Hauzinger [Bd. VIII, S. 93]; im Porträt: Anton Maron [Bd. XVII, S. 5], Karl Kollonitsch [Bd. XII, S. 360, Nr. 9], Joseph Hickel [Bd. IX, S. 3] und Johann Steiner; in Blumen: Johann Hölzel, Joseph von Püchler; in der Bildhauerkunst: Franz Zauner; in der Architektur: Ferdinand von Hohenberg, Anton Gfall [Bd. V, S. 166], Karl Schütz; in der Erzverschneidung: Joh. Nep. Würth, C. Vinazer[WS 2].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Peter Martin van Mytens (Wikipedia).
  2. Vorlage: Karl Vinazer.