BLKÖ:Habsburg, Karl Alexander

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 6 (1860), ab Seite: 386. (Quelle)
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139. Karl Alexander, Herzog von Lothringen (geb. zu Luneville 12. December 1712, gest. zu Teruen in den Niederlanden 4. Juli 1780). Ein Sohn des Herzogs Leopold Joseph Karl aus dessen Ehe mit Elisabeth Charlotte von Orleans und Enkel des Herzogs Karl Leopold [s. d. Nr. 145]. Karl Alexander ist der Bruder Franz I. Stephan’s, des Gemals der Kaiserin Maria Theresia, mit deren jüngeren Schwester Maria Anna (geb. 14. September 1718) er sich 1744 vermälte, aber die Gemalin schon im nämlichen Jahre verlor. Wie die meisten Prinzen seines Hauses, wählte auch Karl Alexander die soldatische Laufbahn, trat 1736 in die österreichische Armee und gab schon in jungen Jahren Proben seines militärischen Genies, unter andern 1739 bei Krozka, wo, als Feldmarschall Wallis die Schlacht verlor, seine Geistesgegenwart den linken Flügel rettete. Als Maria Theresia 1740 den Thron ihres Vaters bestieg, ernannte sie den damals 28jährigen Bruder ihres Gemals zum Feldmarschall. Im Jahre 1742 hatte er den Oberbefehl in Böhmen übernommen; über diese Periode seines Wirkens schreibt einer seiner Biographen: „Das Treffen bei Czaslau, die Belagerung von Prag, der Zug nach Bayern mit dem Siege bei Braunau und der völligen Unterwerfung des Churfürstenthums, der im nämlichen Feldzuge (1743) versuchte und im folgenden (1744) bewerkstelligte Uebergang über den Rhein, der Rückzug nach Böhmen mit allen seinen Folgen – alles dieses verliert sich größtentheils in die Geschichte der Königsegg, der Khevenhüller, der Traun und der Nádasdy, die ihm zur Seite waren. Man muß nicht vergessen, daß die Welt Männern von solchem Rufe, wenn sie große Prinzen zu ihren ersten Unternehmungen begleiten, oft mehr zueignet, als ihnen wirklich angehört, und diesen vieles abspricht, wo sie doch ganz aus eigener Kraft wirkten. Karl war von dieser Seite nicht eben der nachgiebigste. Er mußte von ihren Gründen überzeugt sein, wenn er die Vorschläge seiner Rathgeber annehmen oder einen Entwurf aufgeben sollte, für den er Vorliebe gefaßt hatte". Im Jahre 1743 schlug er den bayerischen General Minuzzi bei Sempach, und drängte den Feind allmälig bis an den Rhein, im folgenden Jahre aber bereits über denselben. Nachdem sich so das Heer Kaiser Karl’s VII. und Marschall Coigny, der das linke Rheinufer bewachen sollte, zurückgezogen hatten, [387] drang Karl Alexander vorwärts, nahm die Linien von Germersheim, Lauterburg und Weißenburg, und erst bei Malsheim mußte er, da König Friedrich II. in Böhmen eingefallen war, den Rückzug antreten, den er jedoch so meisterhaft ausführte, daß das Heer gerettet in Böhmen ankam und die eben eingedrungenen Preußen ganz herauswerfen konnte. Im Jahre 1746 nahm Karl Alexander am Feldzuge in den Niederlanden Theil. In demselben wohnte er der Schlacht von Raucoux bei, wo der Herzog von Cumberland, der den Oberbefehl führte, eine Niederlage erlitt; der Flügel jedoch, auf welchem Lothringen mit den Oesterreichern stand, kam gar nicht in’s Gefecht. Durch seine Vermälung mit Maria Theresia’s Schwester, Maria Anna, Gouverneur und Generalcapitän der österreichischen Niederlande, lebte der Herzog seit dem Aachener Frieden meistens zu Brüssel und erst 1757 folgte er wieder dem Rufe seiner Kaiserin, die ihm beim Ausbruche des siebenjährigen Krieges im zweiten Feldzuge den Oberbefehl ihres Heeres in Böhmen übergab. Nun kämpfte Karl Alexander in der Schlacht bei Prag (Mai 1742), nach welcher er sich unter heldenmüthigem Widerstande in die Stadt werfen, einschließen lassen und bis zu Daun’s Siege bei Planian eine Belagerung aushalten mußte. Nun ging er dem Heere des Herzogs von Braunschweig-Bevern entgegen, verfolgte es, da es sich zurückzog, durch die Lausitz nach Schlesien, ließ durch Nádasdy Schweidnitz nehmen, siegte selbst bei Breslau (im November), verlor aber die Schlacht bei Leuthen (5. December), nach welcher er den Oberbefehl niederlegte und denselben nicht wieder zu übernehmen entschieden erklärte. Nun kehrte er auf seinen frühern Posten, als Gouverneur der Niederlande, nach Brüssel zurück und wirkte bis an seinen Tod zum Wohle dieser seiner Leitung anvertrauten Provinz; er verbesserte das Münzwesen, beförderte den Handel, erweiterte Häfen, ermunterte den Ackerbau und die Künste des Friedens, legte Canäle und Straßen an, erbaute den Leuchtthurm zu Ostende, verschönerte die Stadt Brüssel, stiftete daselbst Akademien der Wissenschaften und Künste, öffentliche Büchersäle, militärische und bürgerliche Versorgungshäuser. Der deutsche Orden hatte ihn zu seinem Oberhaupte ernannt, ihm 1770 seinen Neffen, den Erzherzog Max, als Coadjutor zugesellend. Noch im Leben ehrten die Niederländer den geliebten Fürsten durch Errichtung seines Standbildes, welches die Aufschrift trug: „Optimo principi“. In den Tagen des Aufruhres wurde das schöne Werk der Kunst und Dankbarkeit niedergeworfen. Karl Alexander starb im Alter von 68 Jahren auf dem Schlosse Teruen in den Niederlanden.

Br(unelle) P(ierre) J(oseph), Précis historique de la vie de S. A. R. le serenissime duc Charles Alexandre de Lorraine et de Bar, Gouverneur général des Pays-Bas autrichiens (Bruxelles 1835, 12°., mit Portr.). – Lesbroussart (Jean Baptiste), Eloge du prince Charles Alexandre de Lorraine etc. (Brux. 1781, 4°.). – Slingeneyer (N. J.), Vie du prince Charles Alexandre de Lorraine, gouverneur général des Pays-Bas autrichiens (Brux. 1834, 4°.). – Schlosser, (F. C.), Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts und des neunzehnten bis zum Sturze des französischen Kaiserreiches (Heidelberg, Mohr, 8°.) Zweite Aufl. Bd. II, S. 34, 37, 97, 99, 131, 330, 344, 361. – Thaten und Charakterzüge berühmter österreichischer Feldherren (Wien 1808, Degen’sche Buchhandlung, 8°.) Bd. II, S. 106 [nach diesem geb. 1713]. – Oesterr. National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. I, S. 461. – Medaillen. 1) Auf den Sieg bei Braunau. Medaille von Vestner vom Jahre 1743; – 2) Broncemedaille [388] auf den Uebergang über den Rhein 1744 [vergl. Verzeichniß der von dem k. k. Feldmarschall-Lieutenant Ludwig de Traux in Wien hinterlassenen Münz- und Medaillen-Sammlung (Wien 1856), Nr. 9493, 9494]. – Außerdem besteht eine Folge von Jetons, welche die wichtigsten Begebenheiten der Regierung Karl Alexander’s enthält, und in dem Werke: „Schau- und Denkmünzen, welche unter der glorwürdigen Regierung der Kaiserin Königin Maria Theresia geprägt worden sind“ (Wien 1782, Fol.), abgebildet zu finden sind. – Porträte. 1) G. Bickham jun. p. und sc. (Fol.), Schwarzk.; – 2) G. Retwin p., G. Bodenehr sc. (gr. Fol.), Schwarzk.; – 3) Meytens p.), J. Daullé sc. (Fol.); – 4) (Lichtensteger sc.) (8°.), Hüftbild; – 5) (M. Meytens p.), Pinssio sc. (8°.); – 6) J. E. Ridinger sc. (Fol.), Rad.; – 7) J. A. Pfeffel sc. (gr. Fol.), Schwarzk.; – 8) Sysang sc. 1743 (Fol.), Kniestück.