Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 6 (1860), ab Seite: 390. (Quelle)
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145. Karl Leopold, Herzog von Lothringen, als Herzog Karl V. (geb. zu Wien 3. April 1643, gest. zu Wels 18. April 1690). Sohn des Herzogs Nikolaus Franz (gest. 26. Jänner 1670) aus dessen Ehe mit Claudia, Tochter Heinrich’s von Lothringen, eines Vetters des obigen Nikolaus Franz, und Großvater Franz Stephan’s, des Gemals der großen Maria Theresia. Der Prinz verlebte seine Jugend abwechselnd in den Niederlanden und in Frankreich, und war den Verfolgungen seines Vetters, des regierenden Herzogs Karl IV., vielfach ausgesetzt, weil Letzterer es ungerne sah, daß das Herzogthum Lothringen dereinst rechtmäßig auf die Erben des Herzogs Nikolaus Franz fallen werde. Uebrigens hatte Karl’s IV. Unbeständigkeit in den Maßregeln es dahin gebracht, daß er seinem Neffen auch nicht einen Fuß breit des väterlichen Erbes hinterließ. Der Versuch, sich durch eine reiche Heirath einigermaßen zu entschädigen, scheiterte gleichfalls an seines Vetters und Frankreichs Ränken (1669–1674). Vier Bräute verlor Karl auf diese Weise, die erste eine Mancini, Nichte des Cardinals Mazarin, welche später dem Connetable Colonna vermält wurde; die zweite die Prinzessin von Montpensier; die dritte die Prinzessin von Nemours und die vierte die Prinzessin von Orleans. Mit dem französischen Hofe war er durch Umtriebe seines Vetters in solcher Spannung, daß ihm, als er 1663 die Grenzen Frankreichs überschritt und nach Paris kam, unmittelbar nach seiner Ankunft der königliche Befehl zukam, Paris unverweilt und das Königreich in vier Tagen zu verlassen. In dieser trostlosen Lage, sogar von allen Geldmitteln entblößt, reiste Karl nach Wien, wo sein Jugendfreund, Kaiser Leopold, mit welchem der Prinz zugleich war erzogen worden, auf dem deutschen Kaiserthrone saß. Der Kaiser nahm den Genossen seiner Jugend mit brüderlicher Offenheit auf. Karl, der eine tüchtige wissenschaftliche, vorzugsweise militärische Bildung besaß, erhielt von Kaiser Leopold alsbald das Commando eines Regiments, mit welchem er in den türkischen Feldzug ging und bei St. Gotthard (1664) seine erste und herrliche Waffenthat vollführte. Nachdem die Kaiserlichen bereits von den Türken waren zurückgeworfen worden, leistete er an der Spitze seines nunmehr vorrückenden Regiments so entschiedenen Widerstand, daß er den Feind, der sechsmal angriff, immer wieder zurückschlug; bei dieser Gelegenheit wand er einem Türken, der eben mit der Fahnenlanze auf den Herzog, um ihn zu durchbohren, losrannte, dieselbe aus den Händen. Im Jahre 1669 fand die polnische Königswahl Statt. Oesterreich suchte die Wahl des Herzogs Karl Leopold durchzusetzen, und überdieß sollte ihm die Stiefschwester des Kaisers, die Erzherzogin Eleonore Maria [s. Nr. 54], vermält werden. Aber wie sehr auch Oesterreich für Karl Leopold’s Interesse thätig war, es gelang nicht, ihn durchzubringen; Michael Korybut wurde König von Polen und Eleonore seine Gemalin. 1670 ernannte Kaiser Leopold den Herzog Karl Leopold zum General der Reiterei; im nämlichen Jahre zog er gegen die Mißvergnügten in Ungarn zu Felde und nahm mit Freiwilligen das feste Schloß Murany, welches von Wesseleny’s Witwe hartnäckig vertheidiget [391] wurde. Der ungarische Dichter Stephan Gyöngyösi behandelte diesen Vorfall in einem epischen Gedichte. In den beiden Feldzügen, in denen Montecucoli und Turenne sich gegenseitig aufsuchten und einander immer in Bereitschaft fanden, so daß es nie zu einer Hauptschlacht kam (1672–1675), bildete sich Karl Leopold zum Feldherrn. Bei mehreren Gelegenheiten bewies er sich als kühner und einsichtsvoller Reitergeneral. Montecucoli sah sich in der Lage, den damals 34jährigen Helden dem Monarchen als den Würdigsten zu bezeichnen, dem er den Feldherrnstab übergeben könne (1676). Die Belagerung von Philippsburg, welche Festung Frankreich als einen höchst wichtigen Punct und mit Recht ansah, und deren Verteidigung General Fay mit aller Umsicht leitete, war die erste Aufgabe, mit deren Lösung nach Montecucoli’s Rücktritt Karl Leopold betraut wurde. Der Marschall von Luxemburg mit einer Armee von 45.000 Mann suchte alle Anstalten Karl Leopold’s zu vereiteln, jedoch vergebens; Philippsburg mußte sich ergeben. Weniger glücklich war er im darauf folgenden Feldzuge, der ihm auch zum Besitze des durch Karl’s IV. Tod erledigten Herzogthums Lothringen verhelfen sollte. Die Franzosen waren zu keiner offenen Schlacht zu bringen, nahmen aber Freyburg, die Kehler- und Rheinschanzen bei Straßburg, und die kaiserliche Armee konnte nur noch Rheinfelden, Offenburg und Straßburg rechtzeitig bedecken. In der Zwischenzeit war König Michael Korybut (10. November 1673) gestorben. Karl Leopold wurde neuerdings für den polnischen Thron in Antrag gebracht, aber wieder ohne Erfolg, denn Johann III. Sobieski wurde (19. Mai 1674) gewählt. Korybut’s Witwe aber, Königin Eleonore, schon früher dem Herzoge Karl Leopold zugedacht, wurde nun dessen Gemalin und die Vermälung zu Wiener Neustadt 6. Februar 1678 vollzogen. Einige Zeit hielt Karl Leopold seinen Hofstaat in Innsbruck, wo er als Statthalter vom Kaiser bestellt war; aber schon in kurzer Zeit mußte er an den Rhein eilen, wo de Crequi bei Offenburg und Breisach feste Stellung genommen hatte. Der einzige Erfolg dieses Feldzuges war die Einnahme von Landau. Der Friede von Nymwegen (1679) machte den Feindseligkeiten ein Ende. Karl Leopold, welcher nun in den Besitz seines Herzogthumes gelangen sollte, zog es vor, darauf zu verzichten, als es unter den Bedingungen anzunehmen, die ihm Frankreich gestellt und welche seine vollgiltigen, unentäußerten Ansprüche in erniedrigender Weise beschränkten. Von 1679 bis 1683 genoß Karl Leopold den Frieden des Privatlebens. Da brach der König von Frankreich die Tractate des Nymweger Friedens und hatte auch die Türkei zum Friedensbruche beredet. Kaiser Leopold stellte den Herzog an die Spitze der ungarischen Armee, welche nur 37.000 Mann zählte und überhaupt Vieles zu wünschen übrig ließ. Der Feind, dessen Macht während seines Zuges durch Ungarn täglich an Stärke zugenommen hatte, zählte nahezu 200.000 Mann und drang unaufhaltsam gegen Wien vor. Karl Leopold mußte bereits die Belagerung von Neuhäusel aufgeben, um Oesterreich näher zu bleiben. Bei Petronell wurden die Seinigen geschlagen und waren auf voller Flucht, als ihnen der Feldherr von seiner Rückkehr aus Wien, wo er neue Befehle eingeholt hatte, entgegen kam. „Wie, Cameraden! ihr gebt die Ehre der kaiserlichen Waffen preis?“ [392] rief er den Flüchtigen entgegen, und wie er war, ohne Küraß, warf er sich an die Spitze einiger Geschwader und hielt den vordringenden Tataren so muthvoll Stand, daß sie, von panischem Schrecken ergriffen, in Schaaren flohen. Noch fand er so viel Zeit, eine Besatzung von 10.000 Mann in das hartbedrängte Wien zu werfen, wo die Noth mit jedem Tage zunahm, bis der große Tag des Entsatzes (12. September 1683) herankam, dessen Ehren Karl Leopold mit Johann Sobieski von Polen, Max Emanuel von Bayern und Johann Georg III. von Sachsen theilten. Dieser Sieg über das nach eigenen Angaben 173.700 Mann starke, mit ungeheuren Vorräthen versehene türkische Belagerungsheer befreite Europa von der türkischen Geißel. Karl aber benützte mit Sobieski den Sieg, eilte den Fliehenden nach, schlug sie – die voreiligen Polen rettend – bei Barkan, nahm nach fünftägiger Belagerung Gran (27. October 1683), wo sich beide Fürsten trennten. Bevor der Feldzug des folgenden Jahres begonnen wurde, beschwichtigte der Feldherr die Ungarn und brachte die Mißvergnügten zur Ruhe, dann griff er die Türken energisch an, nahm Vissegrad (25. Juni 1684), nach glänzendem Siege bei der Stadt, die Stadt Waitzen (28. Juni) und rückte mit seiner Armee bis vor Ofen, dessen Belagerung er am 14. Juli begann, einer zum Entsatze Ofens herbeieilenden türkischen Armee eine siegreiche Schlacht lieferte, die Belagerung aber am 1. November wieder aufgab. Die Belagerung von Neuhäusel begann er im folgenden Jahre, und zwar schloß er es am 7. Juli 1685 ein. Auf die Nachricht, daß die Türken einen neuen Angriff auf Vissegrad ausgeführt und Gran einzuschließen beabsichtigten, überließ er die Belagerung Neuhäusels dem General Grafen von Caprara und eilte dem Feinde vor Gran (15. August) entgegen. Karl Leopold commandirte den rechten Flügel, Max Emanuel von Bayern den linken, Ludwig von Baden, bei dem Prinz Eugen sich befand, das Centrum. An acht Stunden hatte die Schlacht gedauert, die Türken hatten 7000 Mann Todte, eben so viel Verwundete, ferner wurden 37 Kanonen, 16 Mörser, 40 Fahnen und Standarten, 150 Munitionswägen und die ganze feindliche Bagage erbeutet. Der Verlust der Kaiserlichen betrug 1000 Mann. Wenige Tage später nach diesem glänzenden Siege wurde Neuhäusel (19. August) mit Sturm genommen. Es war dieß die letzte größere Unternehmung dieses Feldzuges. Der Feldzug des Jahres 1686 beschränkte sich auf die blutige Erstürmung des noch immer von den Türken besetzten Ofen, zu dessen Entsatze ein mächtiges Heer von Essegg heraufeilte. Am 18. Juni begann die Einschließung Ofens, am 2. August langte die 60.000 Mann starke türkische Armee vor Ofen an, um es zu entsetzen, was ihr aber nicht gelang. Am 2. September ordnete der Herzog den Generalsturm an, denn Ende August war der kais. General Graf von Scherffenberg mit 10.000 Mann frischen Truppen aus Siebenbürgen zum Belagerungsheer vor Ofen gestoßen. Der Sturm gelang und alle Türken bis auf 2000 Mann wurden niedergemacht. Der Herzog, seinen Sieg benützend, ließ eine hinlängliche Besatzungstruppe zurück und eilte dem fliehenden Feinde nach, welcher aber keine Schlacht annahm. Noch begann der Herzog die Belagerung von Fünfkirchen durch ein Armeecorps, das Markgraf Ludwig von Baden befehligte, [393] während er selbst mit einer Armee nach Essegg hinabeilte, wo die Türken aus ihrer sehr vortheilhaften Position bei Darda, ohne angegriffen zu werden, flohen und hinter sich die Essegger Brücke verbrannten. Den Feldzug des Jahres 1687 eröffnete der Herzog, vier verschiedenen, im Kriegsrathe entworfenen Projecten entgegen, nach seinem Plane. Die Türken lagen, 80.000 Mann stark, zwischen Essegg und Belgrad im verschanzten Lager. Nach mehreren Scheinbewegungen, um den Feind zu täuschen, während derselbe in ähnlicher Weise manoeuvrirte, kam es doch am 11. August bei Mohacs zum Zusammenstoße. Beide Theile machten sich lange Zeit den Sieg streitig; Prinz Eugen, welcher bereits als General mitfocht, verrichtete Wunder der Tapferkeit, endlich ergriff der Feind in Schaaren die Flucht, 20.000 Mann an Todten und Verwundeten betrug der Verlust der Türken, während jener der Kaiserlichen unter 2000 Mann ausmachte; das ganze türkische Lager, 1600 beladene Elephanten und Kameele, viele Tausend Pferde und anderes Vieh, 56 Fahnen, 80 Kanonen, 12 Mörser bildeten die reiche Beute. Auf jeden gemeinen Mann entfiel bei der Theilung außer seidenen und anderen werthvollen Stoffen eine beträchtliche Summe Geldes, manche Soldaten hatten ihre Tornister voll Ducaten. Prinz Eugen wurde von dem Herzoge nach Wien entsendet, den Sieg zu melden, für welchen Karl Leopold im Zelte des Großveziers am 14. August das feierliche Te Deum absingen ließ. Karl begab sich nun nach Preßburg, wo der Kronprinz, Erzherzog Joseph, am 9. December 1687 zum Könige von Ungarn gekrönt wurde, welche Feier die schönste Frucht seiner Siege war. Den Feldzug des folgenden Jahres (1688) zu eröffnen, hinderte den Herzog eine Krankheit; und ihn zu vollenden Zartgefühl, da er dem Churfürsten die volle Ehre der Eroberung Belgrads überlassen wollte. Den Feldzugsplan für 1689 im Reichskriege gegen Frankreich hatte wieder der Herzog entworfen, der überdieß in demselben von Frankreich sein rechtmäßiges Erbe zurückforderte. Die Ergebnisse desselben waren der Fall von Mainz, die Vertreibung der Franzosen aus dem Kölnischen und Jülichschen. Aber die geschwächte Gesundheit des Herzogs nöthigte ihn, die Ruhe des Familienlebens aufzusuchen und sich nach Innsbruck zurückzuziehen, wo er den Winter über verlebte. Im Frühling 1690[WS 1] begab er sich nach Wien, theils einem Rufe des Kaisers folgend, theils um die Angelegenheiten betreffs seines Herzogthumes persönlich beim Kaiser zu betreiben. Der Held kam aber nur bis Wels, wo er plötzlich nach einem nur dreistündigen Leiden starb; man vermuthete an einer mittelst der Perücke durch seinen Kammerdiener ausgeführten Vergiftung. Der erst 47jährige, um den Kaiserstaat hochverdiente Fürst nahm von seinem Kaiser, seiner Familie und seinen Lothringern schriftlichen Abschied. Aus seiner Ehe mit der verwitweten Königin Eleonore hatte er fünf Söhne: Leopold Joseph Karl (geb. 11. September 1679, gest. 27. März 1720), dessen Sohn Franz I. Stephan [s. Nr. 94], Maria Theresiens Gemal und deutscher Kaiser wurde; Leopold Joseph Karl [s. d. Nr. 171] wurde durch den Frieden von Ryswick (1697) in den Besitz seines Herzogthumes wieder eingesetzt, Karl Joseph Ignaz (geb. 24. November 1680, gest. zu Wien 4. December 1715), war Großprior in Castilien (1693), Bischof zu Olmütz (1695), zu Osnabrück (14. April 1698), [394] Coadjutor zu Trier (24. September 1710) und Churfürst zu Trier (6. Jänner 1711); Ferdinand Joseph Philipp (geb. 17. August 1683), stand in Diensten des Kaisers; Joseph Innocenz Emanuel (geb. 20. October 1685, gest. 1706), diente in der Armee des Kaisers und erlag einer bei Casano in der Nähe Brescia’s erhaltenen Wunde, endlich Franz Joseph (geb. 11. December 1689, gest. 27. Juli 1715), welcher Abt zu Stablo und Malmedy war. Karl Leopold war einer der größten Feldherrn seiner Zeit, dem Deutschland die Rettung von den Türken und die Beseitigung oder wenigstens wesentliche Schmälerung der französischen Macht in Deutschland verdankt. Karl Leopold galt in Deutschland für den redlichsten Mann seines Zeitalters, und Ludwig des Vierzehnten Worte auf ihn: „Er sei der größte, weiseste und großmüthigste unter allen seinen Feinden gewesen“, verdienen in Gold auf den Sockel des Monuments gesetzt zu werden, das ihm noch fehlt, und das ihm zunächst, gegenüber jenem des Helden von Aspern, ja selbst vor dem großen Eugen, gebührt, dessen Lehrmeister er ja gewesen und der sich unter ihm bei Mohacs gegen die Türken die ersten Lorbeeren geholt.

D’Haussonville (M. le Comte), Histoire de la réunion de la Lorraine a la France. Tome 1–3 (Paris 1857, 8°.). Der 3. Theil dieses Werkes behandelt die Regierungsperiode Karl’s IV., von seinen Zeitgenossen auch Diable d’Enfer genannt, und Karl’s V., seines Neffen (des Obigen). – Ô Cahill, Geschichte der größten Heerführer neuerer Zeiten (Frankfurt und Leipzig 1784 u. f). [Ô Cahill entwirft folgende Charakteristik des Helden: „... er war ein gelehrter und sehr belesener Prinz, der die deutsche, italienische, lateinische, französische und holländische Sprache vollkommen verstand und selbige sehr zierlich redete. Er sprach wenig, was er aber sprach, das war von Wichtigkeit; gegen Fremde, ehe er sie kannte, war er zurückhaltend, gegen Bekannte aber war er überaus freundlich, gütig und scherzte oft mit ihnen. In Ansehung seiner Frömmigkeit sagte man von ihm, er sei der Allerehrlichste und Rechtschaffenste im ganzen römischen Reiche, er hielt auch sehr viel auf die Officiers und Soldaten, welche Religion besaßen. In allen seinen Handlungen war er ganz Soldat; wenn er gleich gemeiniglich offene Tafel hielt und vielen Officiers zu essen gab, war er dennoch im Essen und Trinken so mäßig, als wie in der Kleidung einfach, denn sein Anzug war stets militärisch und ohne alle Pracht. Sein Gemüth war im Unglück als Glück stets gleich heiter, beständig, großmüthig und gelassen, er besaß keinen anderen als denjenigen Fehler, welcher den mehresten Menschen so eigen und zur Gewohnheit geworden ist, nämlich er war etwas rachgierig, welches er vorzüglich gegen dem Hause Baden (sic), weil er mit dem Markgrafen Hermann und Ludwig beständig in Uneinigkeit lebte, zeigte. Er hielt als ein großer General, ohne tyrannisch zu sein, auf echte Mannszucht und liebte dennoch die Officiere und Soldaten, von denen er nicht nur wieder geliebt wurde, sondern diese setzten ihr ganzes Vertrauen auf ihn; indem er als Vater für sie sorgte, fochten sie gern unter ihm. Er war sehr freigebig, ließ keine schöne That unbelohnt, beförderte geschickte Officiers und indem er den Markgraf Ludwig von Baden, den Prinzen Eugen, Prinzen von Commercy, die Grafen Häusler, von Styrum und von Thüngen durch seine großen Beispiele und militärischen Kenntnisse als große Generals bildete, hinterließ er nicht nur einen unvergeßlichen Ruhm in der kaiserlichen Armee, sondern er ward nach seinem Tode, als ein großer Heerführer, von dem Kaiser selbst beweint und von Officiers und Soldaten der ganzen Armee sehr lange betrauert.“] – Mailáth (J. Graf), Geschichte des österreichischen Kaiserstaates (Hamburg 1850, Perthes, 8°.) Bd. IV, S. 51 (vor Philippsburg), 173 (Karl, Leopold, und Caprara), 175 und 188, 189, 198 (vor Ofen), 199 (Sieg bei Hanseg), 200 (bei Neuhäusel), 202, 205, 208 (vor Ofen), 217 (bei Essegg), 218, 228 (bei Harkany), 272 (gegen Frankreich), 273 (Tod). – Allgem. historisches Lexikon (Leipzig, Thom. Fritschens sel. Erben, 1730, Fol.) Thl. I, S. 862 [mit Angabe mehrerer Quellen]. – Thaten und Charakterzüge berühmter österreichischer Feldherren (Wien 1808, Degen’sche Buchhandlung, 8°.) Bd. I, Abthlg. 1, S. 301. – Oesterreichische [395] National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. I. S. 462. – Bergmann (Joseph), Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates vom XVI. bis zum XIX. Jahrhunderte (Wien 1847 u. f., Tendler, 4°.) Bd. II, S. 390 (Anmerkung). – Karl von Lothringen hat seiner Familie ein interessantes politisches Testament in Handschrift hinterlassen. Eine Copie davon wurde heimlich für Ludwig XIV. genommen und befindet sich dieselbe in den Archiven des Ministeriums des Aeußern zu Paris. D’Haussonville hat sich ihrer zu seinem oben angeführten Geschichtswerke bedient. In der That zeigt sich Karl darin als ein Staatsmann von seltener Voraussicht, von großem Scharfblicke und einer Thatkraft, die alle seine Erfolge auf dem Schlachtfelde erklärt. Der Herzog gibt darin Winke, wie sich Oesterreich gegen Spanien, Deutschland, Ungarn, Italien und den Papst zu verhalten habe. Bemerkenswerth erscheint darin der in neuester Zeit von Kaiser Napoleon adoptirte Gedanke, den Papst auf die Stadt Rom zu beschränken. Was die Zusammensetzung des zur nächsten Umgebung des Monarchen bestimmten Rathes betrifft, so schreibt Karl: „Il n’est pas à propos d’introduire la moinerie dans ces deux cours, c’est un genre d’hommes qui n’a jamais fait bien à souverain et qui n’est destiné qu’à leur faire mal. Si on voulait m’en croire, il n’y aurait jamais de ces gens d’Eglise du bas vol, qu’un chapelain pour dire la messe, lequel mangerait et coucherait alleurs; tout il est peu sur d’avoir à vivre parmi des gens, qui profitent de tout ce qu’ils voyent pour deviner ce qu’on ne veut pas qu’ils sachent, et qui savent presser l’autre sexe pour achever d’apprendre par sa faiblesse, ce qu’ils n’ont pas pu approfondir par leur fausses decouvertes. Moins il y a des prêtres et de moines dans une famille plus d’idée de la réligion s’y conserve-t-elle, la paix est plus assurée et le secret plus impénétrable.“ Die Art, wie Frankreich in den Besitz dieses merkwürdigen Actenstückes gekommen, ist folgende. Die Kaiserin theilte das Document ihrem Beichtvater, Pater Karl de Sancta Theresia, aus dem Orden der unbeschuhten Carmeliter, mit; durch diesen wurde das Vorhandensein desselben an Frankreich verrathen, das es durch seine Agenten copiren ließ. – Von Einigen wird bestritten, daß Karl Leopold das oben berührte politische Testament verfaßt habe, und wird bald Cardinal Fürstenberg, bald der Abbé Cherremont ein Lothringer und Secretär des Herzogs, als dessen Verfasser bezeichnet; in letzterem Falle wäre es wohl wahrscheinlich, daß der Abbé den Gedanken seines Gebieters nur den schriftlichen Ausdruck gegeben. – Porträte. 1) A. Bloem del., F. van d. Steen sc. (kl. Fol.); – 2) P. Aubry exc. (8°.); – 3) B. Moncornet exc. (4°.); – 4) C. de Crayer p., P. de Jode exc. (kl. 4°.), Halbfigur; – 5) R. Nauteuil fec. 1660 (Fol.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1670.