Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wutschek, Eduard
Band: 59 (1890), ab Seite: 33. (Quelle)
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Wutky, Michael (Maler, geb. zu Krems, nach Anderen in Tulln in Niederösterreich 1739, gest. zu Wien 23. September 1823]. Der Umstand, daß auch Tulln als sein Geburtsort angegeben erscheint, läßt auf eine Verwandtschaft mit Cajetan Wutky (siehe den Vorigen) schließen. Michael besuchte 1759 unter Meytens Direction die k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien und widmete sich anfangs der Geschichtsmalerei, in welcher er nicht gewöhnliche Fortschritte machte. Er wurde 1770 bereits Mitglied der Akademie, lange bevor er nach Italien ging, wo er sich aber mit solchem Glücke der landschaftlichen Darstellung zuwandte, daß er die Historienmalerei fast ganz aufgab und als Landschafter bald großen Ruf erlangte. Von 1781–1787 malte er in Rom und Umgebung viele römische Ansichten, auch Ideallandschaften, die er dann mit verfallenen oder erhaltenen römischen Bauwerken staffirte. Nach sechsjährigem Aufenthalte in Italien kehrte er nach Wien zurück, wo ihm sein Ruf zu zahlreichen Bestellungen verhalf. Auch war er einige Zeit als Professor an der Akademie thätig. 1805 besuchte er zum zweiten Male Italien, um an Ort und Stelle neuen Stoff zu seinen Effectbildern zu sammeln. Nach seiner Rückkehr blieb er bis zu seinem Tode künstlerisch [34] thätig und lebte theils vom Erlös seiner Bilder, theils von den Interessen eines Capitals von 40.000 fl., welches ihm sein Stiefbruder Abbé Neumann, Director des k. k. Münz- und Antikencabinets, testamentarisch legirt hatte. Wutky hat viel gemalt, und seine Bilder finden sich ziemlich häufig in öffentlichen und privaten Sammlungen. In den Jahresausstellungen der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien waren von seinen Bildern zu sehen 1820 eine „Landschaft bei Sonnenaufgang“; – „Landschaft bei Mondbeleuchtung“; – „Landschaft bei Gewitter“; – „Landschaft bei Sonnenuntergang“; 1822: „Gegend bei Tivoli“: 1824: „Ansicht des Vesuv“; – „Ansicht des Ponte malle bei Rom“; – „Das Thal Solfatara bei Neapel“: – „Landschaft mit Wasserfall“: – in der k. k. Belvederegalerie befanden sich früher zwei schöne Beleuchtungsprospecte, zur Zeit ist in der modernen Abtheilung derselben nur ein Bild: „Gegend an der Tiber bei Mondbeleuchtung mit Staffage“ zu sehen; die Liechtenstein-Galerie besitzt von dem Künstler zwei „Abendlandschaften“. eine mit tiefer Perspective und rechts mit Ruinen; die zweite mit einem Schloß auf Hügeln, mit Staffage von Hirten und Wanderern; – in der Galerie des Grafen Harrach in Wien befinden sich: „Ausbruch des Vesuv von Neapel aus gesehen“ und „Der Averner See bei Neapel“; – in der Galerie der Gesellschaft der patriotischen Kunstfreunde in Prag: eine „Italienische Landschaft mit zerfallenem Rundgebäude“; – in der Sammlung des Tiroler Museums Ferdinandeum: „Zwei kleine Landschaften“, eine davon mit Vieh staffirt; – im Chorherrenstift St. Florian in Niederösterreich im sogenannten rothen Zimmer: „Der flammende Vulcan in Mondbeleuchtung“ und das „Bildniss des Abbé Neumann“, Directors des k. k. Münz- und Antikencabinets; – im Besitze des Sohnes des ehemaligen Cabinetsdieners Pacholik im k. k. Münz- und Antikencabinet waren noch zu Ende der Fünfziger-Jahre zwei große italienische Landschaften, welche seinerzeit Lord Bristol um 1200 Stück Ducaten bei dem Künstler bestellt hatte. Da aber der Besteller vor ihrer Vollendung starb, so blieben sie dem Maler, dem sie Director Neumann um 1000 Ducaten abkaufte; nach dessen Tod gingen sie an den Cabinetsdiener Johann Pacholik und dann an dessen Sohn über. Das eine der außerordentlich schönen Bilder zeigt einen „Sonnenuntergang“, im Vordergrund einen heimkehrenden Hirten mit seiner Heerde; das andere stellt ein „Gewitter“ dar, ein Blitzstrahl spaltet eben einen Baum, neben dem ein Reiter auf der Straße vorbeizieht; – in der Sammlung des Fürsten Kaunitz befand sich seinerzeit ein anderes schönes Bild unseres Künstlers: „Der Golf von Salerno bei Mondbeleuchtung“, welches später in den Besitz des königlich bayrischen Hofrathes Adamovics gelangte. Wutky ward seinerzeit als Maler hochgehalten, seine Bilder wurden ihm gut bezahlt, und er war viel beschäftigt. Seine Beleuchtungseffecte, zu welchen er die Ausbrüche des Vesuv oder überhaupt Vulcaneruptionen, durchbrechende Sonnenstrahlen, Mond- und Sonnenbeleuchtung, letztere in den künstlerisch am leichtesten auszubeutenden Auf- und Niedergängen, in allen möglichen Variationen, leider oft gegen die Wahrheit der Natur, benutzte, fanden Bewunderung, und da er sehr gesucht, seine Bilder sehr begehrt waren, so malte er fleißig darauf los, mehr um damit eine schlagende Wirkung zu erzielen, was ihm auch meistens gelang, als die Natur in ihrer herrlichen [35] Wahrheit, in ihrer bald ruhigen, bald stürmischen, aber immer erhabenen Majestät zu belauschen und wiederzugeben. Wutky zählt zu jenen geistreichen, gewandten Manieristen, deren Arbeiten das ungeübte Auge fesseln, aber den Kenner nicht überzeugen. Er arbeitete auch in Gouache und Tusch. Man kennt es seinen Bildern an, daß er fleißige Studien der Werke Poussin’s und Claude Lorrain’s gemacht, aber er bleibt hinter seinen ihn geistig überragenden Vorbildern zurück. Nichtsdestoweniger aber hat er Beachtenswerthes geleistet, und namentlich sind seine ersten Bilder, so lange er noch nicht in jene Manier verfiel, welche ihm seine Käufer aufdrangen, werthvolle und echte Gebilde der Kunst.

Bergmann (Joseph), Pflege der Numismatik in Oesterreich im XVIII. und XIX. Jahrhundert mit besonderem Hinblick auf das k. k. Münz- und Medaillencabinet in Wien (Wien 1858, gr. 8°.) Bd. III, S. 31 und 52. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte u. s. w. (Wien, 4°.) 1824, S. 105 und 106. – Die Künstler aller Zeiten und Völker... Begonnen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt und beendigt von Dr. Karl Klunzinger und A. Seubert (Stuttgart 1864, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Band III, S. 903. – (De Luca). Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, von Trattner, 8°.) I. Bds. 2. Stück. S. 359 [nach diesem geb. 1738]. – Nagler (G. K. Dr.) Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann) Bd. XXII, S. 137. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. VI, S. 209. – Tschischka (Franz). Kunst und Alterthum im österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, gr. 8°.) S. 45, 50, 53, 56, 122, 408. – Und verschiedene Kataloge, so jene der Belvedere-Galerie von Mechel, Krafft und Engerth, der Liechtenstein-Galerie, der Ausstellungen in der Akademie der bildenden Künste in den Jahren 1820, 1822, 1824. Gemälde-Auctionskataloge u. s. w.
Porträts. 1) Ipse del., Chr. v. Mechel sc. 1780 (Fol.). Unterschrift: „M. Wutky pictor ruralium prospectuum nat. Crems. in. Austria 1739“. – 2) Radirung, 8 Zoll hoch, in Mechel’s Verlag. – 3) Im Florentinischen Galeriewerk (Fol). – 4) Tusch pinx., Pichler sc. (Fol., gesch.).