BLKÖ:Steiner, Johann
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 38 (1879), ab Seite: 69. (Quelle) | |||
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Raphael Mengs [Bd. XVII, S. 347] zum Vorbilde nahm, und namentlich dessen Studien zu dem großen Altarbilde „Maria Himmelfahrt“ für die katholische Kirche in Dresden auf Steiner bildend und fördernd wirkten. Im Jahre 1751 begab sich Steiner nach Venedig, wo er längere Zeit verweilte und dann in seine Heimat zurückkehrte. In Iglau malte Steiner fleißig mehrere Jahre, wie dieß seine zahlreichen im Lande befindlichen Bilder bezeugen. Nun berichtet Nagler: „Um 1755 reiste der Graf von Spurck (sic) durch Iglau und erfuhr, daß sich in dieser Stadt ein trefflicher Maler aufhalte, der lange in Italien gelebt habe. Der Graf besuchte den Künstler und fand seine Erwartungen so sehr befriedigt, daß er nach seiner Rückkehr in Wien den Künstler der Kaiserin Maria Theresia empfahl.“ Dieser Graf Spurck, wie ihn Nagler nennt, ist ohne Zweifel ein Graf Spork, und zwar könnte es einer von den dreien Johann Karl, Johann Rudolph oder Johann Wenzel sein, da diese um die erwähnte Zeit lebten; allem Anscheine nach ist es er nachmalige Musikgraf Johann Wenzel Spork, der sich um die Verbesserung der Bühne in Wien verdient gemacht [Bd. XXXVI, S. 245][WS 1]. Auf des Grafen Empfehlung berief die Kaiserin den [70] Iglauer Maler nach Wien und ernannte ihn zu ihrem Kammermaler. Seither lebte Steiner in Wien, wo ihn im Jahre 1767 die k. k. Akademie der bildenden Künste zu ihrem Mitgliede ernannte, worauf er derselben das Bildniß ihres Protectors des Fürsten Kaunitz-Rietberg überreichte. Steiner malte Fresken, große Altarbilder, Staffeleistücke und Bildnisse, er zeichnete und radirte. Von seinen Altargemälden sind bekannt: In Iglau das Hochaltarblatt „Der Tod des h. Jacobus“, 24″ hoch und 13″ breit; – in der Jesuitenkirche daselbst die Seitenaltarbilder „Der h. Aloysius“, – „Der h. Ignaz von Loyola“ und „Die Steinigung des h. Stephan“; – in der Minoritenkirche daselbst: „Der h. Florian“ und „Der h. Johann von Nepomuk“; – in der Pfarrkirche zu Wilenz im Iglauer Kreise: „Die Abnahme Christi vom Kreuze“ und „Der h. Johannes der Täufer“; – in der Kirche zu Neureusch im Iglauer Kreise: „Der h. Augustin am Credenztisch“ und in Altreusch gleichfalls ein Altarbild; – zu Wiese im Iglauer Kreise das Hochaltarbild und ein Seitenaltarblatt „Der h. Bartholomäus“; – zu Weißkirchen im Prerauer Kreise in der im Jahre 1703 neu erbauten Pfarrkirche zum h. Johannes sechs Altarblätter; – in der Pfarrkirche zu Mistek im nämlichen Kreise das Hochaltarblatt und in der Kirche zu Ranzern im Znaimer Kreise die Fresken; – in Niederösterreich zu Pötzleinsdorf nächst Wien sämmtliche Altargemälde; – zu Karnabrunn im Viertel unter dem Manhartsberge das Hochaltarbild „Die h. Dreieinigkeit“. Von seinen Bildnissen sind außer dem für die Akademie der bildenden Künste gemalten, bereits angeführten des Fürsten Kaunitz, noch zu nennen jenes des Grafen Ferdinand Bonav. Harrach, des berühmten Negers Angelo Soliman, dessen Lebensskizze dieses Lexikon im [Bd. XXXV, S. 248] enthält und der bei Nagler irrig als Angelo Solimena aufgeführt erscheint, wodurch eine Verwechslung mit dem berühmten Maler Solimena möglich ist: das Bildniß des fürstlich Kaunitz’schen Stallmeisters Riedel, das so gelungen war, daß dann der Fürst selbst von Steiner gemalt sein wollte; – des Feldmarschalls Loudon, des Dichters Pietro Metastasio, des Jesuitengenerals Ricci u. m. a. Die Kaiserin Maria Theresia ließ sich wiederholt von dem Künstler malen, und ebenso der Kaiser Joseph II. Von seinen Staffeleistücken wurden und sind wohl noch in der Sammlung der k. k. Akademie der bildenden Künste zu Wien aufbewahrt ein „h. Joseph“ und ein „Chemiker“. Steiner war auch ein sehr geschickter Restaurator, und in der Sammlung, welche seiner Zeit der Minister Graf Kaunitz besaß, welche aber nach seinem Tode in alle Winde zerstreut worden, hat Steiner mehrere Bilder trefflich restaurirt; seine zahlreichen Skizzen und schönen Federzeichnungen befanden sich in München, wie Nagler meldet, ohne jedoch zusagen, wie sie dahin gekommen, und wurden vor einigen Jahren zerstreut. Seinen anderen Kunstnachlaß erhielt seine Tochter Barbara Krafft, nach deren Tode er in den Besitz ihres Sohnes Johann August gelangte. Da Johann August in München lebte, und daselbst seine Kunst – er lithographirte und malte in Wasserfarben – meist zu gewerblichen Zwecken ausübte, so mögen die oberwähnten Skizzen und Federzeichnungen seines Großvaters wohl durch ihn verschleudert worden sein. Steiner [71] hat auch mehrere Blätter radirt; doch kommen seine Blätter ungemein selten vor, und Nagler kennt nur eine Harlekinade seines Griffels, welche als Verzierung eines Fächers diente. Nach seinen Bildnissen haben mehrere gute Künstler gestochen; so J. G. Haid das Bildniß des Kaisers Joseph II., des Grafen Ferdinand Bonaventura Harrach, in halber Figur und Schabmanier (großes, schönes Blatt) und das Angelo Soliman’s; – J. Mannsfeld das Bildniß Metastasio’s zweimal (in 8°. u. gr. Fol.); – Gregory, dasselbe (in 8°.) und J. Schmutzer das Bildniß des Fürsten Wenzel Kaunitz, Kniestück, am Tische. Bemerkenswerth erscheint es uns, daß ein Künstler wie Steiner in der kaiserlichen Gemäldegallerie im Belvedere gar nicht vertreten ist; daß er aber in der historischen Ausstellung im neuen Gebärde der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien bei deren Eröffnung im J. 1877 durch seine Abwesenheit glänzte, darf, wenn man die Geschichte dieser Ausstellung und den darüber veröffentlichten Katalog kennt, nicht Wunder nehmen.
Steiner, Johann (Maler, geb. zu Iglau in Mähren 16. Mai 1725, gest. in Wien im Jahre 1792). Sein Vater war Magistratsbeamter in Iglau, und dem Wunsche seiner Eltern gemäß sollte der Sohn dem geistlichen Stande sich widmen. Aber seine Neigung für die Kunst, die sich in frühen Jahren zeigte, brach siegreich durch. Er zeichnete Alles, was ihm vorkam, und mit einem Geschick ohne Gleichen; besonders glücklich porträtirte er Personen, wobei er das Charakteristische ihrer Mienen mit Schärfe und Feinheit gab, eine Eigenschaft, welche allen seinen Bildnissen eigen, und die ihn später auch als Bildnißmaler sehr gesucht und beliebt machte. Seine eigentliche Ausbildung erlangte Steiner in Italien, und zwar zu Rom, wo er sich- Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XVII, S. 286 [nach diesem geb. 1725, gest. 1792]. – d’Elvert (Christian von), Notizenblatt der historisch-statistischen Section der k. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde (Brünn, Lud. M. Rohrer, 4°.) Jahrg. 1871, S. 87. [Nach diesem gest. in Iglau um 1798. Diese Mittheilungen über Steiner und seine Tochter Barbara stammen aus der Feder des im Jahre 1842 verstorbenen Historien- und Porträt-Malers Franz Preiß [Bd. XXIII, S. 255]. Diese Notizen über Steiner sind höchst mangelhaft, jene über seine Tochter Barbara ganz unrichtig, was um so auffallender ist, nachdem das Lexikon in dem bereits im Jahre 1865 erschienenen XIII. Bande, Seite 101 authentische Nachrichten über diese Künstlerin enthält, und die irrigen Notizen von Preiß sieben Jahre später veröffentlicht wurden. So läßt Preiß die Malerin Barbara mit einem Wiener Apotheker Namens Graf verheirathet sein, während derselbe in Wirklichkeit Joseph Krafft hieß; ferner läßt er sie zuletzt nach Paris geben und seit 20 Jahren verschollen sein, während sie 1803 nach Salzburg übersiedelte, dort bis 1821 lebte, dann nach Bamberg ging, wo sie am 28. September 1825 im Alter von 61 Jahren starb u. s. w., u. s. w.] – (De Luca), Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, von Trattnern, 8°.), I. Bds. 2. Stück, S. 354. – Schmidl (Ad.), Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst (Wien, 4°.) 1844, S. 621, im Aufsatze von P. Beda Dudik: „Kunstschätze aus dem Gebiete der Malerei in Mähren“. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst, fortgesetzt von Mühlfeld (Wien, 4°.), Jahrgang 1825, S. 690, 1. Spalte. – Wolny (Gr. P.), Kirchliche Topographie von Mähren (Brünn 1865, gr. 8°.), Brünner Diöcese, Bd. III, S. 2, 3, 7, 41, 45, 129, 349 und 404; Olmützer Diöcese, Bd. III, S. 99 und Bd. V, S. 148.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: [Bd. XXXV, S. 245].